Beiträge von Ursus

    Dem Ianitor hingegen fiel die Drängelei des Sklaven nicht auf, war er es doch gewohnt, daß die Sklaven mit ihm sprachen, wenn deren jeweiliger Herr sich geruhte, sie mitzunehmen.


    Ist er, ist er. Und dein Herr ist? fragte der Ianitor, denn der Name war bisher nicht gefallen und Krethi und Plethi durfte er auch nicht reinlassen. Außerdem mußte er ja dem Consular einen Namen nennen.

    Also wenn einmal was los war, dann war ordentlich was los. Das oder etwas ähnliches (wenn dann in allerdings eher etwas jugendfreieren Ausführung) dachte sich der Ianitor, als es an der Porta wieder klopfte.


    Ja bitte? Die übliche Frage loslassend streckte der Ianitor seine, zugegebenermaßen etwas neugierige, Nase heraus.

    Da der Ianitor seiner Bestimmung gemäß ohnehin immer gleich an der Tür war, brauchte der Besucher auch nicht lange auf eine Antwort zu warten.


    Ja bitte? Allerdings könnte er sich schön langsam eine andere Standard-Antwort einfallen. Auf der anderen Seite... wozu, die hier war so schön einfach und prägnant.

    Und wie jeden Morgen war es die einfache Übung des Ianitors, lediglich die Tür zu öffnen und die Salutanten in das ohnehin schon von denen nur zu gut bekannten Atriums zu verweisen...

    Wie jeden Morgen füllte sich das Atrium mit den Klienten, die sich ihr Gratis-Frühstück abholten und darauf warteten, ob ihr Patron etwas von ihnen bräuchte. In selteneren Fällen wollten die Klienten selber etwas vom Patron.

    Caius Furius Helios
    Praefectus Portuensis - Regio Hispania Tarraconensis


    Salve Furius,


    Ich habe mit Freude deinen Brief gelesen und bin froh, daß du dich nach langer Krankheit wieder auf dem Weg der Besserung befindest. Dein Ansinnen nach Luftveränderung ägyptischer Art kann ich verstehen und werde versuchen, dein Begehren zu einem erfolgreichen Ende zu verhelfen. Doch du tust gut daran, nicht voreilig deine Koffer zu packen, der neue Kaiser, Valerian, ist noch geschwächt von seiner Krankheit und lässt Audienzen nur selten zu. Auch ein Consilium principis wurde bis dato noch nicht einberufen, in welchem Forum ich deinen Wunsch noch am besten einbringen könnte. Generell weht politisch gesehen ein anderer Wind in Rom und wir sind alle gespannt, in welche Richtung dieser Wind zeigen wird.


    Meiner Tochter geht es prächtig, sie entwickelt sich bestens, der Verlust ihrer Mutter dürfte sie, da sie ja nur wenige Monate alt war, als meine Frau starb, nur wenig mitgenommen haben. Allein der Umstand, daß die Götter mir nur eine Tochter anstatt des erhofften Sohnes geschenkt haben, betrübt mich ein wenig, es ist wohl an der Zeit für mich, mich erneut nach einer geeigneten Frau umzusehen. Da du in deinem Brief auch wegen deiner Familie angefragt hast, habe ich mir die Freiheit genommen, ein wenig nachzuhaken. Leider waren meine Boten nicht vollkommen erfolgreich. So kann ich dir zwar berichten, daß deine Schwester wohlauf ist, doch über deinen Sohn liegen mir keine Nachrichten vor. Selbstverständlich habe ich meine Untergebenen angewiesen, weiterhin Augen und Ohren offen zu halten.


    So schließe ich diesen Brief und wünsche dir eine kurze Zeit der Genesung. Mögen die Götter mit dir sein.


    Vale bene
    M. Vinicius Hungaricus


    Sim-Off:

    Gebühr überwiesen.

    Ein Klient will zu seinem Patron, das war für den Ianitor ein guter Grund, die Türe zur Gänze zu öffnen und den Gast in die Casa (Casa? wohl eher eine Villa) hereinzulassen.


    Sehr wohl. Bitte mir zu folgen.

    Auch wenns noch nicht lang her war, an jedes Gesicht erinnerte sich der Ianitor auch nicht, deswegen sprach er sein übliches Ja bitte?, nachdem er die Türe einen Spalt geöffnet hatte.

    Der Ianitor überlegte kurz. Es war eigentlich für heute kein Besuch angemeldet, aber einen ehemaligen Duumvir einfach abweisen wäre auch keine gute Idee. Naja, lassen wir ihn herein.


    Sehr wohl. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet...


    Der Ianitor öffnete die Tür zur Gänze und ließ den Besucher herein.

    Der Sklave, der den Hausherrn an den Boten erinnert hatte, war es auch, der kurze Zeit später in der Küche besagten Boten ansprach.


    He du! Der dominus hat jetzt Zeit für dich. Er wartet im Atrium, komm mit.


    In diesem Moment drehte er sich um und ging zurück ins Atrium.

    Ob der Flucherei schaute der Ianitor etwas geschreckt aus seiner Tunika. Aber da das Schimpfen nicht in seine Richtung ging und er auch keine Prügel zu erwarten hatte, beruhigte er sich gleich wieder. Dafür war sein nächster Blick erstaunt.


    Aber... beim Hausherrn kann man sich doch gar nicht bewerben?! Das geht doch nur beim Consul. Sein Haus findet man die Straße runter, dann die dritte rechts, die zweite links und dann einfach nochmal fragen.

    Na servas, in diesen Tagen war der Chef wieder mal sehr beliebt. Allerdings hatte der Tribun recht, der Ianitor wusste das zwar nicht, dass der Tribun recht hatte, woher denn auch, konnte er ja nicht hellsehen. Der Ianitor.


    Es tut mir leid, aber der Hausherr ist in der Castra Praetoria. "Wenn er nicht noch woanders rumwuselt." dachte der Ianitor bei sich.


    In späteren Zeiten würde man die Gedanken des Tribuns wohl "self-fullfilling prophecies" nennen. :D

    Der Ianitor verneigte sich ein wenig und wies mit der Hand den Weg ins Atrium. Wenn Ihr bitte eintreten wolltet... sprach er unterwürfig, wartete, bis der Septemvir mit der Sklavin eingetreten war, dann schaute er leicht skeptisch zu dem taktlosen Boten aus dem Hause Decima. Keine Höflichkeit mehr unter den Sklaven zu finden.


    Komm rein und warte dort bei der Küche, Ich melde dich dem Herrn schon an. Rasch zeigte der Ianitor noch dem Boten, wo er hingehen sollte, dann wuselte er schon dem Septemvir nach.

    Von all der großen, weiten politischen Welt merkte man im Hause Vinicia selber wenig. Die Sklaven und Sklavinnen verrichteten genauso wie immer ihren Dienst, lediglich die vermehrte Abwesenheit des Hausherrn fiel auf, der besseres und interessanteres zu tun hatte, als das Haus zu hüten. Das allerdings - wen wunderte es - störten den Sklaven eher weniger.


    Und so erschien das Atrium nicht anders als sonst, als der Ianitor den Septemvir mit dessen Sklavin hereinführte und dem Klienten des Hausherrn versicherte, daß der Herr sofort von dessen Ankunft verständigt werden würde.