Beiträge von Duccia Venusia

    „Ich kenne das,“ erklärte sie ehrlich. „Ich habe auch eine lange Zeit zurückgezogen gelebt und erst mit der Berufung in die Regia hat es sich geändert. Es ist gut wenn man den Menschen auf den Mund schaut, wenn man herausbekommen möchte wie die Stimmung in der Stadt und der Provinz ist. Irgendwann lernt man auch den Tratsch von den Wahrheiten zu trennen.“ Venusia sprach einfach nur erklärend und es war kein Vorwurf aus ihren Worten herauszuhören, dass sie etwas gegen die Vorgehensweise des Germanicus hatte.

    Sie nickte als Cerretanus sein Bedauern ausdrückte. „Ich danke dir. Es ist schon viele Jahre her und es ist inzwischen eine gewisse Gewohnheit eingetreten.“ Sie hatte ihn geliebt und diese große Liebe verloren. Aber sie hatte einfach weitergemacht, sich mit Arbeit und anderen Dingen abgelenkt bis ihre Tochter gestorben war und diese Tragödie hatte auch die alten Wunden aufgerissen und sie ziemlich aus der Bahn geworfen. Nun war sie wieder zurück, aber nicht mehr so wie früher. „Aber auch das ist ein Grund warum es gern Gerede über mich gibt. Eine ehemalige Germanin, die sich von einer Scriba durch die besondere Zuwendung des damaligen Legatus hochgedient hat und die es nicht geschafft hat sich wieder einen Mann zu angeln wie es die Gesetze doch fordern.“ Vensuia lächelte ein wenig. „Das würdest du wohl unter anderem über mich hören, wenn du die Menschen auf der Straße fragst.“

    „Adalheidis? Ich habe sie kennenlernen dürfen. Sie hatte bei Petronia um eine Beschäftigung angesucht und sich einige Zeit sehr reizend um die Kinder gekümmert.“ Leider hatte sich kein weiteres Gespräch zwischen ihnen ergeben. Venusia hätte gern mit der anderen Frau ein paar Worte gewechselt und sich über die Gegend ausgetauscht aus welcher diese stammte.

    Wie zuvor vereinbart begleitete der Germanicus Venusia nun zurück zu Villa wo dieser mit Octavena sprechen wollte. Der Weg würde sie beide durch die Stadt führen, welche zu dieser Zeit belebt sein würde, aber das störte Venusia nicht mehr. Die zurückgezogene Dagmar hatte sie hinter sich gelassen und stürzte sich nun wieder in öffentlichkeitstauglichere Venusia. "Ich habe angenommen, dass es in der Stadt bekannt wäre, dass die Witwe meines Verwandten in der Villa wohnt. Eigentlich ist doch Klatsch und Tratsch in der Stadt immer sehr schnell und ausführlich." Zumindestens zu ihrer Zeit war es so gewesen. In ihren Worten lag ehrliches Interesse und auch Überraschung, dass es wohl nicht so war. "Eine Villa in der zwei Frauen das Sagen haben und nur mit ihren Bediensteten und Kindern leben, wäre doch ein Grund für Klatsch und Tratsch, oder?" Die Ducciia ging gemäßigten Schrittes neben Cerretanus her.

    Venusia nickte lächelnd. Gegen etwas Begleitung auf dem Heimweg hatte sie nichts. Der Weg führte sie ja auch jeden Abend hinaus aus der Stadt und der Weg war ein Stück.

    "Dann freue ich mich sehr auf die Begleitung und danke." Sie erwiderte das Winken und widmete sich dann ihrer Arbeit.

    Die Duccia blickte ein wenig verwirrt. "Germanicus, ich versichere dir, dass ich dich nicht auf den Arm nehme." Mit so etwas beliebte sie keinesfalls zu scherzen. "Da sie meinen Verwandten geheiratet hat, gehört sie zur Familie und bewohnt auch weiterhin das Anwesen mit ihren Kindern." Im Grunde genommen, war Venusia ja auch eher jene welche dort wohnen durfte, dass die Villa rustica mit sämt den Ländereien zuletzt ihrem Verwandten gehört hatte. "Darf ich also davon ausgehen, dass du mich nach getaner Arbeit begleiten wirst?" Venusia sah Cerretanus abwartend an.

    Dieser Mann schaffte es immer wieder sie verlegen zu machen. Wo fand er nur diese Komplimente immer her? "Germanicus, ich bin immer wieder beeindruckt in welch Vergleiche du mich setzen kannst. Ich danke dir dafür." Sie lächelte ihn an. Es folgte eine lange Erklärung zu einer Frage, die sie sofort beantworten konnte. "Sie ist die Witwe meines Verwandten und sie ist nach seinem Tod in der Villa meiner Familie wohnen geblieben. Du findest sie bei mir. Wenn du möchtest, kannst du mich am Abend begleiten. Soweit ich weiß, ist sie diesen Abend anwesend." Sie sah den Germanicus abwarten an, ob er auf ihr Angebot eingehen wollte.

    Venusia hatte das Klopfen an der Tür vernommen. Mit einem deutlichen und freundlichen "Herein," ließ sie die Person eintreten und lächelte als sie den Germanicus eintreten sah. "Was verschafft mir die Freude Deines Besuches?" Die Duccia ließ die Arbeit ruhen und legte ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Besucher ihres Officiums.

    Venusia lächelte leicht als Octavena signalisierte, dass ihr die Idee mit den hispanischen Speisen gefiel. „Das machen wir und ich bin schon sehr gespannt welche Speisen aus deiner Heimat wir verkosten dürfen.“ Ihr Lächeln blieb weiterhin ehrlich und aufrichtig und auch ihr Blick zeigte ehrliche Neugierde und Vorfreude. Als Octavena schließlich aufstand, tat Venusia es ihr gleich. „Nein, das wäre alles. Ich werde in den nächsten Tagen wegen der Übertragung des Grundstücke zu dir kommen, damit wir den Vertrag unterzeichnen können und diesen entsprechend hinterlegen können. Es soll ja auch alles seine Richtigkeit haben. Schaue nur nach deinen Kindern. Ich hoffe sie haben sich nichts allzu Schlimmes in der Zwischenzeit
    ausgedacht.“
    Venusia wartete bis ihre Gesprächspartnerin gegangen war und nahm dann ihre Arbeit wieder auf.

    Es waren nicht nur die Schäden an den Straßen, die sie sorgten, aber eben auch und so nickte sie. „Ja, die auch, aber es waren auch noch die Winterreparaturen nicht abgeschlossen als die Legion uns verließ. Im Augenblick gibt es viele Baustellen in der Provinz, aber zu wenige, die sich darum kümmern können. Hoffentlich kann der Hafen schnell wieder in Ordnung gebracht werden.“ Darum musste sie sich zwar nicht kümmern, aber gut war es eben auch nicht. „Ich habe nun alle Berichte zusammen und kann ihn dann nachdem ich die letzten ausgewertet habe, entsprechend informieren.“ Das würde nicht mehr so lang dauern. Die Infrastruktur war zu wichtig um darauf verzichten zu können, aber auch die Felder waren nicht im besten Zustand und das war ebenfalls ein Problem. „Wenn der Legat es wünscht, dann werden wir uns am Abend wieder einfinden.“ Sie sah darin kein großes Problem. Ihr Gesprächspartner hatte dahingegen ein viel Größeres damit. „In wenigen Stunden wird es auch schwer etwas Pompöses auf die Beine zu stellen. Um diese Aufgabe beneide ich dich wirklich nicht. Dann werde ich deine Zeit nicht weiter beanspruchen, damit du dich so schnell wie möglich darum kümmern kannst und alles zur Zufriedenheit unseres Legatus hergerichtet werden kann.“ Wahrscheinlich war es
    ihm lieber in ihrem Officium zu stehen und zu reden, aber das würde die angespannte Beziehung zwischen den beiden in keinem Fall verbessern.

    Immer auf die Alten!


    Ich muss gestehen, durch das neue Tabularium klicke ich mich auch nur ungern. Dass es die alte Struktur hat, hilft natürlich wenn man sich auskennt. Indes, sobald man nicht 100% sicher ist, klickt man sich auch als alter Spieler ein wenig planlos durch die Struktur.


    Ich bin sehr zuversichtlich - wenn eine neue Struktur mehr Sinn machen würde, so dass man nicht groß darüber nachdenken muss, dann gewöhnen sich auch die alten Spieler schnell um. ;)

    Ich schließe mich der Meinung meines Vorredners an und bin auch der Meinung, dass sich die "Alten" umgewöhnen können :) Es profitieren ja alle davon, wenn eine bessere Übersicht herrscht. :)

    „Nein, bitte. Nimm Platz,“ erklärte sie und setzte sich in den zweiten Stuhl, welcher sich neben ihrem Schreibtisch befand. Es fanden zwar immer wieder Angestellte ihren Weg in ihr Officium, aber dass Cerretanus sie unangekündigt besuchte, war doch schon ein wenig ungewöhnlich oder kam es ihr gerade nur so vor. Seine Frage lenkte sie aber wieder rasch ab. „Nun, in einigen Gegenden konnte ein Großteil des Wegesystems wieder hergestellt werden, in anderen dauert es noch an oder geht nicht so schnell voran wie es geplant war. Ich werde schon einen Weg finden das Problem zu lösen.“ Sie musste es auch, denn der Winter würde neue Schäden mit sich bringen und dann sollten die Alten wenigstens beseitigt worden sein und obwohl es noch einige Monate hin waren bis es wieder Schneien würde, verging die Zeit manchmal schneller als einem lieb war. Seine Aufgabe war auch keine einfache. „Das mit den Dummköpfen sollte wirklich unter uns bleiben, sonst wird das Anwerben ungleich schwieriger werden.“ Sie lächelte ein wenig und zeigte damit, dass sie seine Aussage nicht wirklich ernst genommen hatte und ihre Bemerkung auch mehr ein Scherz war.


    Sein Blick ruhte nun länger auf ihr und sie begann ein wenig unsicher zu Lächeln. Als sie zuletzt in den Spiegel gesehen hatte, war noch nichts in ihrem Gesicht gewesen. Also konnte dort keine Speise oder Ähnliches seinen Blick auf sie lenken. Dann jedoch wirkte das Lächeln ein wenig wie festgefroren als er ihr die Einladung überbrachte. Die Einladung traf sie wirklich
    unvorbereitet. Natürlich hatte die Ankunft des Caesars sich auch zu ihr herumgesprochen, aber dass sie nun auf diesen Treffen sollte. Eigentlich sollte es sie nicht so aus der Bahn werfen. Schließlich hatte sie schon die damalige Augusta getroffen und auch den Augustus. Aber das war nun schon ein paar Jahre her. „Oh, das ist wirklich eine große Ehre. Du wirkst jedoch nicht so begeistert davon,“ stellte sie die Frage, die sich ihr aufdrängte. „Ich nehme jedoch nicht an, dass der Legatus die Einladung mit diesen Worten ausgesprochen hatte sondern du sie ein wenig blumiger gewählt hast?“ Dies war doch eine weitere berechtigte Frage, oder?

    Als es an der Tür klopfte und diese sich sogleich öffnete, sah Venusia von ihrer Arbeit auf. Sie hatte gerade eine Tabula mit einige Daten zu befüllen begonnen um daraus einen Bericht erstellen zu können. Nun pausierte sie diese Tätigkeit. "Salve Germanicus Cerretanus," entgegnete sie die förmliche Anrede, aber lächelte dennoch. "Danke, mir geht es gut. Die Berichte könnten positiver sein, aber sie sind beriets besser als zuvor. Danke der Nachfrage. Wie geht es dir? Möchtest du dich setzen oder wollen wir die Unterhaltung im Stehen führen?" Noch immer lächelte sie ihren Gesprächspartner ab, während sie seine Antwort abwartete.

    „Ich bin dir dankbar, dass du es angesprochen hast. Wir wissen beide wie es ist einen Haushalt wie diesen führen zu müssen und ich fürchte in einigen anderen Häusern kommt es häufig zu Neid und Missgunst zwischen der alten Dame des Hauses und der Neuen, gerade wenn sich einige Dinge ändern.“ Venusia lächelte versöhnlich. „Aber wie du sagtest, wir kennen uns schon lange und es wäre wirklich ungewöhnlich, wenn wir nun zu Konkurrentinnen werden würden. Dennoch ist es gut das auch ansprechen zu können. Wir müssen zusammenhalten und da sind auch solche Bedenken, selbst wenn sie einem nicht richtig vorkommen, unbedingt anzusprechen. Du kannst wirklich über Alles mit mir offen und ehrlich sprechen. Es ist mich
    wichtig, dass du das weißt.“
    Wieder lächelte sie und nickte Octavena freundlich zu. „Du hast mich nicht angegriffen. Ich wollte es ebenfalls nur klar stellen, dass ich gewillt bin alles zu tun um das hier,..“ sie machte eine Handbewegung, die das ganze Gebäude und die umgebenden Grundstücke mit einschließen sollte. „… für alle zu bewahren.“ Ein offenes und fröhliches Lächeln zeigte sich wieder im Gesicht der Germanin. „Nicht nur in gewisser Weise würde ich sagen. Für mich gehörst du zur Familie und dich verbindet doch trotzdem eine ganze Menge mit der Villa und auch der Stadt.“ Nun war es an Venusia einen Schluck zu trinken. „Ich bin guter Dinge, dass wir sehr oft einer Meinung sein werden.“ Das war sie wirklich. Sonst hätten sich bereits viel früher Spannungen zwischen ihnen gezeigt.


    „Tu das. Dafür soll es auch sein. Freunde, Bekannte, Gönner. Jeder, der etwas für uns tun kann und für den wir etwas tun können,“ präzisierte sie ihre Gästeliste. „Was hältst du
    davon, wenn jede von uns eine Liste erstellt und wir gleichen dann einfach ab?“
    Das wäre doch das Einfachste. „Mir geht es da ganz genauso. Obwohl ich schon wieder einige Zeit in der Verwaltung tätig bin, habe ich es noch nicht geschafft neue Kontakte zu knüpfen, aber das ist nicht so unwichtig. Wirklich höchste Zeit das zu ändern.“ Sie überlegte nun ebenfalls bezüglich der Speisen und der Unterhaltung. „Ich denke, dass etwas Musik gut wäre. Großartige Unterhaltung passt nicht so ganz zu uns, oder was denkst du?“ Kurz lächelte sie. „Bei den Speisen denke ich an ein Angebot von Speisen aus Hispania um dich zu repräsentieren und Speisen hier aus der Gegend um die germanische Seite ebenfalls abzubilden? Was sagst du dazu?“ Sie freute sich darüber, dass der Gedanke mit den Stoffbahnen auf Gegenliebe stießen. Wenn sie eine feier im Garten abhielten, dann musste man auch etwas gegen die Sonne tun können, obwohl sie diese sehr gern hatte. „Tue das sehr gern und sprich mich wirklich jederzeit an, wenn ich noch zusätzlich etwas übernehmen soll.“ Sie waren die Frauen im Haus und sie würden es schaffen. Sie mussten es schaffen, davon hing ihr Fortbestehen ab und all die guten Erinnerungen an die einst so große Sippe der Duccii, die nun nur noch aus einigen wenigen Wenigen bestand.

    Venusia war wirklich sehr erleichtert, dass Octavena nicht mit ihr streiten würde. Sie hatte eigentlich auch nicht damit gerechnet, aber dennoch hatte sie es nicht gänzlich einschätzen können. „Ich danke dir herzlich. Ich werde dir gern die entsprechenden Grundstücke bekanntgeben.“ Diese Erleichterung zeigte sich auch in ihrem Lächeln. Dann aber schaute sie ihre Gesprächspartnerin neugierig an. Ihr schien noch mehr auf dem Herzen zu liegen und Venusia war gespannt was es wohl sein mochte. Dankbar nickte sie schließlich. „Auch dafür danke ich dir. Du hast auch mein Beileid. Wir beide haben Verluste erlitten und sie haben unsere Leben durcheinander gebracht. Meine Tochter ist bei unseren Ahnen und auch dein Mann,
    mein Vetter leistet ihnen Gesellschaft. Ich bin mir sicher, dass es ihnen dort gut gehen wird und nach viel zu langer Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Tochter es wahrscheinlich nicht gewollt hätte, dass ich mich so gehen lasse. Ich habe so viele aus meiner Familie zu den Ahnen gehen sehen, dass ihr Verlust meinen Geist mit einer großen Schwermut belegt hat, die meiner eigentlich nicht typisch ist.“
    Doch irgendwann konnte es auch zu viel werden und dieser Punkt war bei ihr nun erreicht worden.


    Octavena reagierte dann auf ihren Einfall mit dem Sommerfest. „Ja, der Garten wäre ein guter Ort dafür. Sollten wir nicht über ausreichend Schattenplätze verfügen, können wir vielleicht auch Stoffbahnen spannen,“ fiel es ihr ein. „Ich stehe dir immer gern zur Seite.“ Ein ehrliches Lächeln glitt über ihre Züge. „Zu lange habe ich mich aus Allem herausgehalten, das sollte ich beenden. Bei den Vorbereitungen helfe ich dir selbstverständlich. Es freut mich sehr, dass Adalheidis dir so eine große Hilfe ist. Ich habe meinen Mann damals auch viel zu früh verloren und es hat die Kinder schwer getroffen. Aber ich hatte eine größere Familie, die uns unterstützt hat.“ Dann kam ein Thema zur Sprache auf das sie bereits gewartet hatte, dass es auf den Tisch kommen würde und das seit einiger Zeit unausgesprochen zwischen ihnen hing. „Octavena, nicht liegt mehr ferner als deinen Kindern das Erbe zu nehmen. Dies hier ist meine Heimat.“ Venusia machte eine Geste mit ihren Händen, die die Villa und all die Ländereien mit einschließen sollte. „Ich weiß wie es ist seiner Heimat beraubt zu werden und ich will dies
    niemand anderem zumuten. Ich helfe dir gern und so tatkräftig wie es mir möglich ist. Die Ländereien sind inzwischen größer geworden und lange Zeit habe ich mich um diese Geschäfte nicht kümmern müssen, aber ich weiß noch wie es ungefähr funktioniert hat.“
    Der nächste Punkt fiel ihr auch nicht schwer zu beantworten. „Da es zwischen uns keinen Gram gibt, wird es sicher kein Problem sein die Feier gemeinsam als Gastgeberinnen zu veranstalten.“ Kurz atmete sie durch ehe sie Octavena direkt ansah. „Ich würde es sehr begrüßen wenn wir offen und ehrlich miteinander umgehen und wir uns auch sofort über strittige Punkte austauschen und sie so früh wie möglich aus dem Weg räumen.“ Es ließ sich ganz so an als würden sie wirklich gemeinsam an der Zukunft dieser Heimatstätte arbeiten und sie auch beide gewillt waren diesen nachfolgenden Generationen zu erhalten. „Ich fürchte, dass wir uns wohl auch einigen Spottereien aussetzen werden, wenn wir beide dies zu lang ohne ein männliches Oberhaupt verwalten, aber ich bin gewillt diese über mich ergehen zu lassen. Wir schaffen das, dessen bin ich mir sicher.“ Octavena und sie würden es schaffen und diesen Ort nicht nur für die Familie erhalten sondern auch für ihre Angestellten für die sie auch sorgen mussten.

    „Salve,“ begrüßte sie Octavena ebenfalls lächelnd. Sie legte sofort die Berichte und Informationen zur Seite, die bis eben noch ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatten. „Ja, leider. Es gibt so viel zu tun in der Provinz und ich beginne mich langsam ehrlich zu fragen, wie das alles zu schaffen sein soll. Aber es wird wie immer sein. Die Bewohner der Provinz werden ihr Bestes tun und es wird am Ende alles geschafft sein, dass es zu schaffen galt.“ Das hoffte sie wirklich sehr. Doch vorher galt es andere Sachen zu besprechen. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Als ich mich nach dem Tod meiner Tochter zurückgezogen habe, habe ich Witjon meine Grundstücke übertragen. Da ich ich auch kein öffentliches Amt zu dieser Zeit hatte, war das auch kein Problem. Nun bekleide ich jedoch wieder ein Ritteramt und dafür würde ich mindestens eines dieser Grundstücke zurück benötigen. Als seine Erbin hast du sie alle übertragen bekommen.“ Sie räusperte sich leise. Es fiel ihr nicht leicht darum zu bitten. „Dürfte ich dich darum bitten mir wenigstens eines meiner alten Grundstücke zurückzuübertragen?“ Dann hatte sie aber noch etwas auf dem Herzen. Doch ehe sie diese Bitte äußerte, schenkte sie Octavena etwas von dem eigenen Fruchtsaft ein. „Außerdem habe ich überlegt, ob wir nicht vielleicht trotz all der schlimmen Dinge, die uns widerfahren sind, ein Fest geben wollen. Für einige alte Freund und Bekannte und auch neue Bewohner der Stadt. Die Entscheidung liegt jedoch bei dir und auch du müsstest dazu einladen,“ erklärte Venusia. Sie hoffte, dass Octavena ihr die Themen nicht übel nahm.

    Dagmar hatte es bei dem Zusammentreffen mit Octavena bereits angekündigt. Es gab einige Dinge zu besprechen. Ihre Anstellung hatte sie wieder etwas aus ihrem Dämmerschlaf gerissen und genau diese war auch ein Grund warum sie mit ihrer angeheirateten Verwandten sprechen musste. Aber sie wollte auch nicht, dass die einst so belebte Villa in Vergessenheit geriet. Sie waren aber nur noch zwei Frauen und auch zwei Kinder mit einigen Angestellten. Aber es oblag nicht ihrer Entscheidung das alles zu ändern. Octavena war die Dame des Hauses und sie würde nichts über deren Kopf hinweg entscheiden. Einst hatte sie diesen Posten ine gehabt, ihn aber abgetreten. Sie hatte sich einen Platz unter einem schattigen Baum ausgesucht und auch ein paar erfrischende Getränke bringen lassen, damit sie es angenehm hatten wenn sie über all das sprachen was die Familie, das Haus und auch die Stadt angingen. Sie hatte Octavena ausrichten lassen, dass sie unter dem großen und alten Nussbaum auf sie warten würde und das tat sie nun. Sie wartete, vertrieb sich aber die Zeit mit einigen Berichten, die sie auch noch erhalten hatte. Es gab viel Arbeit und es würde ihr sicher nicht langweilig werden.

    Venusia verstand das Problem mit der Aussprache mancher germanischer Namen und so nickte sie als die Besucherin es näher erklärte. Sie legte die Stirn etwas in Falten als sie überlegte, ob sie schon mal etwas von dieser Gegend gehört hatte. Aber sie konnte es nicht sicher sagen. Es würde bestimmt auch noch eine andere Möglichkeit geben sich über das Land der Geburt ihrer zukünftigen Hausangestellten zu unterhalten. „Ja. Von der Ems hat mich mein Weg in den Norden nach Britannien geführt und dann hierher.“ Diese Zeit wirkte so als
    würde sie schon eine Ewigkeit zurückliegen. Es war danach so viel passiert, dass sie das Gefühl bekommen hatte, dass es nur noch eine ferne Erinnerung war. Wieder nickte Venusia als Adalheidis das Glück ansprach, das ihrer Familie geschehen war. „Die Götter waren uns wirklich hold gewesen und wir haben als Sippe immer im Dienst dieser Provinz gestanden". Zuletzt weniger, da es ihre Familie ziemlich ausgedünnt hatte. Aber nun hatte sie selbst wieder die Möglichkeit sich erkenntlich zu zeigen. „Das ist bestimmt möglich,“ bestätigte sie und den Kindern würde es sicher Spaß machen zuzusehen wie sich die kleinen Schiffchen ihren Weg auf dem Bach bahnten wenn es Octavena zuließ. Octavena sprach davon welche Wirbelwinde ihre Kinder waren und auch sie erinnerte sich an ihre Beiden. Sie waren auch immer gut dafür gewesen Leben ins Haus zu bringen.


    Auch Adalheidis hatte eine sehr bewegte Vergangenheit und in gewissen Zügen, war sie ihrer eigenen gar nicht so unähnlich. Als Familie des Richs hatten sie einen hohen Stand innegehabt und ein einfaches aber gutes Leben geführt. Dann waren sie überfallen und vertrieben worden, hatten ihr Heil in Britannien gesucht und den Tod gefunden. Sie hatte überlebt und war in Gefangenschaft hierher gekommen. Aber auch das war nichts, das sie jetzt besprechen wollte. Octavena kannte die Geschichte ihrer Familie und sie wollte ihre
    eigenen Gedanken nicht wieder trüb werden lassen. „Das hast du wirklich einen weisen Herren gefunden,“ bestätigte Venusia die Worte der Frau und sie lächelte, ganz so wie es Adalheidis gewünscht hatte. Der folgenden Unterhaltung lauschte Venusia still. Es war an Octavena zu entscheiden ob sie Adalheidis einstellen wollte und sie sich auch etwas um die Kinder kümmern sollte. Ihre kleine Verwandte tat ihr sehr leid. Wie wusste wie sie sich fühlen musste und vielleicht konnte es ihr auch schon etwas helfen wenn sie sich mal
    mit ihr unterhalten würde. Auch sie hatte ihre Familie verloren. Ihre Eltern, ihre Brüder, die Cousins und Cousinen, ihren Mann und auch ihre Tochter. Nachher würde sie Octavena fragen, ob es dieser recht war, wenn sie versuchte etwas zu helfen. In Zukunft würde Adalheidis also häufiger im Haus anzutreffen sein und Venusia verspürte eine kleine Vorfreude. Auch sie erhob sich nachdem sie noch einen Schluck aus getrunken hatte und der Becher wieder seinen Platz auf dem Tisch fand. „Möchtest du die Führung allein vornehmen? Ich würde mich dann zurückziehen, aber später würde ich dich gern noch kurz sprechen,“ richtete sie ihre Worte an Octavena und wartete deren Entscheidung ab.

    Innerlich hatte sich Venusia darauf vorbereitet nur kurz vorbeizuschauen und dann den beiden Frauen wieder ihrem Gespräch zu überlassen. Doch ihre angeheiratete Verwandte bat sie dazu und so nickte sie nur lächelnd und lauschte der Vorstellung des Gastes und warum diese den Weg zur Villa auf sich genommen hatte. „Es freut mich sehr dich kennenzulernen, Adalheidis, und dass du dich für unseren Haushalt interessierst,“ erklärte sie und bedachte auch Adalheidis mit einem weiteren recht kurzen Lächeln. Sie hatte mitbekommen was hier im Haus los war, ganz war dies auch nicht zu vermeiden gewesen und eigentlich hatte sie dies auch gar nicht gewollt, aber es hatte einfach noch zu viel Anderes gegeben, dass sie vorher erst mit sich selbst ins Reine hatte bringen müssen. Gerade als sie sich nach einem weiteren Sessel umsehen wollte, kam Ilda zurück und brachte Becher und einen Krug verdünnten Wein. Die junge Frau stellte das Tablett ab und bewegte sich sofort auf eine andere Sitzgruppe um einen weiteren Sessel herbeizuholen. Venusia dankte der jungen Angestellten auf germanisch und nahm dann Platz. „Adalheidis ist ein germanischer Name,“ fragte sie nach. Selbst hatte sie den Namen noch nicht gehört, aber einzelne Bestandteile schon. „Wurdest du jenseits des Limes geboren,“ fragte Venusia nach und merkte erst jetzt, dass sich diese Frage vielleicht falsch anhören mochte. „Ich bin auch jenseits des Limes geboren worden und meiner Familie wurde das römische Bürgerrecht verliehen als sie hierher geflohen sind und dem damaligen Legaten zur Hilfe gekommen sind.“ Dies war ein kurzer Abriss ihrer Familiengeschichte um zu erklären warum es sie
    interessierte woher Adalheidis genau stammte. Dann erinnerte sich Venusia wieder daran, dass die Besucherin das Borkenschiffchen auf ihrem Schoß ruhen hatte. „Ähnliche kleine Schiffchen haben wir früher auf der Amisia auch schwimmen lassen,“ wie die Ems von den Römern genannt wurde. Aufgrund dieser schönen Erinnerung strahlte Venusia und blickte zwischen den beiden anderen Frauen hin und her. Ilda hatte sich in der Zwischenzeit zurückgezogen nachdem sie die Becher gefüllt hatte.

    Es war einiges in den Gärten der Villa zu tun. Die Duccia mit ihren germanischen Wurzeln zeichnete sich gern für diese Aufgabe verantwortlich. Venusia mochte die Ruhe, die sie dort finden konnte. liebte die Düfte und Gerüche und zu dem brachten zum Beispiel die Beeren für den Winter für den Winter haltbar gemacht etwas Abwehcslung auf den Tisch. Die germanischsprachigen Angestellten nannten sie bei ihrem germanischen Namen und so auf der Angestellte mit welchem sie gerade aus dem Garten zurückkam und den Säulengang der Villa betrat. "Für den Herbst werden werden wir für den Obstgarten einige Bäume nachsetzen müssen, Dagmar," erklärte er und Venusia nickte. "In Odnung, Gerolf. Dann sage mir zu gegebener Zeit Bescheid und wir werden sehen wie wir die Lücken auffüllen können, die dier Winter geschlagen hat." Gerolf verabschiedete sich und Venusia schickte sich an ihr Zimmer aufzusuchen als sie Petronia und einen Gast in einer Ecke entdeckte. Eine Frau, wie sie beim Näherkommen erkennen konnte. Sie wollte den Anstand wahren und den Gast zumindest begrüßen nach dem sie das Gespräch schon unabsichtlich gestört hatten. "Bitte entschuldigt die Störung," sprach sie als sie näherkam und lächelte kurz die beiden Frauen an ehe ihr Gesicht wieder einen neutralen Ausdruck annahm. Eine Art Maske, die sie sich antrainiert hatte, um die Trauer, die sie noch immer tief in sich vergraben trug nicht stets und ständig zur Schau zu stellen. Ihre Augen hatte sie jedoch noch nicht in diese Maske einbauen können und diese waren nun ein Mal der Spiegel der Seele. "Ich heiße Duccia Venusia," stellte sie sich vor. Nur kurz vorstellen und dann würde sie die beiden Frauen in Ruhe weiter ihr Gespräch führen lassen.

    "Herzlich Willkommen Adalheidis," begrüßte sie die Besucherin. "Es ist wirklich ein schöner Tag," bestätigte sie die Aussage der älteren Frau. "Bitte folge mir, ich werde gern die Hausherrin holen," erklärte Ilda noch immer lächelnd und ließ Adalheidis eintreten. Dann ging sie vor zum Peristylium wo sie die Besucherin so lang warten lassen würde bis sie die Hausherrin gefunden hatte.