Beiträge von Duccia Venusia

    Eine große Ansprache wollte Venusia nicht halten. Sie war keine Frau der großen Abschiede und die Familie zu verlassen, fiel ihr da besonders schwer. Nichts desto trotz suchte sie so wenige Tage vor ihrer Abreise noch das Gespräch mit ihrem Großcousin, dem Sohn von Leif. Sie hatte es ihm auf der Hochzeit versprochen oder angedroht und nun die Zeit gefunden Vala zu sich zu rufen. Es war schwer zwischen den ganzen Familienfeiern und Besuchen von Freunden und Bekannten Zeit zu finden, aber sie wollte sie sich nehmen.


    So kam sie einen kleinen Moment nach Vala in Kaminzimmer.
    "Heilsa. Es freut mich, dass du dir die Zeit nehmen konntest meiner Einladung Folge zu leisten."
    Venusia schloß die Tür hinter sich und setzte sich in den Sessel neben ihm. Sie wollte gern viel mit ihm besprechen über Leif erfahren und das Leben dort, aber nach der sehr distanzierten Unterhaltung auf den Feierlichkeiten war sie sich nicht mehr so sicher ob dies das richtige Thema war. Allerdings mit welchem Gesprächsstoff sollte sie denn beginnen? Einfach mit etwas Unverbindlichem wohl.
    "Hast du dich schon ein wenig in das Leben hier eingewöhnen können?"
    Die Frage war gerade heraus, signalisierte ehrlich gemeintes Interesse und war hoffentlich ein Thema, dass ein wenig unterhaltenswert war.

    Venusia lächelte weiterhin gutmütig und machte ihrem Neffen keine Vorwürfe. Wie er sagte, hatte er bisher noch keinen Germanen gesehen und wenn ihm keiner die "Wahrheit" erzählt hatte woher sollte er es denn wissen, dass es anders war. Dass sie aber durch ihre Erscheinung ein ganz anderes Bild zerstörte, das war ihr in diesem Ausmaß nicht bewusst.
    "Wenn du bisher noch keinen gesehen hast, dann ist das natürlich zu entschuldigen."
    Damit war auch das Thema für sie vom Tisch. Sie wollte ihn nicht weiter mit diesem unangenehmen Gesprächsstoff behelligen. Anderes Fahrwasser sollte ihm bewilligt werden.


    Bei dem Lob über ihre Kinder begann die Duccierin zu lächeln. Welcher Mutter würde es da wohl anders gehen.
    "Sie sind wirklich sehr prächtig. Wir können uns wirklich sehr glücklich schätzen von den Göttern mit solchen Kindern gesegnet worden zu sein."
    Die beiden Kleinen Vergnügten sich ganz ordentlich und hatten ihren Spaß. Venusia war zufrieden drum. So konnten sie so wenig wie möglich anstellen. Als allerdings der Saft sich langsam überall hin verteilte, schritt sie doch ein. Mit leisen Worten bat sie die beiden dies einzustellen und für einen Moments ahen sie ihre Mutter groß an und hörten auf. Natürlich nur für den Moment. Es ging dann nämlich weiter. Die Ohren waren noch nicht ganz so gut ausgeprägt wie es sich Venusia manchmal gern wünschte. Dann wand sie sich ein wenig resignierend über das Verhalten der Kinder wieder Serapio zu.
    "Es ist auch eine wunderschöne Stadt. So gänzlich ander als Mogontiacum, Roma oder Hispania. Sie hat eine ganz eigene Art und Weise und das kann die Menschen schon in den Bann ziehen."
    Kurz schwieg sie.
    Wenn deine Zeit es erlaubt und du gern einige Geschichten hören magst so kann ich dir gern einiges über die Länder erzählen. Auch über Britannien. Dort war ich auch einige Zeit und natürlich auch Germanien. Wenn es dich interessiert, sprich mich einfach nur an."
    Dass dies nicht der richtige Rahmen dafür war, war ihr klar und so bot sie jenes Gespräch eben für später an.
    Wenn die see ruhig ist so stört mich eine Seereise nicht. Wenn jedoch die Wellen so hoch wie das Schiff sind oder gar noch höher und die Männer auf den Schiffen aufgeregt umherlaufen dann mag ich es nicht. Da es auf dem Mittelmeer aber gern Stürme gibt und sie nicht selten sind, bevorzuge ich eher den Landweg. Wenn ich jedoch den nötigen Zeitaufwand dagegen rechne, ist die Schieffsreise wieder sehr attraktiv. "
    Der Zeitaufwand, den die Reise zu Land mehr in Anspruch nahm als auf dem Seeweg war schon eklatant.


    Auch Venusia bediente sich bei den Speisen, die gereicht wurden und gab den Kindern ein Stück Brot und etwas Käse. Damit krabbelten die beiden in eine Ecke, setzten sich brav hin und aßen und fütterten sich gegenseitig. Zumindest in solchen Momenten waren die beiden mal zu vernachlässigen.


    "Erzähl, wie geht es dir? Ich habe nur hin und wieder von Magnus über dich erzählt bekommen und das war leider nicht so viel, da ihr euch beide auch eher selten gesehen habt. Wenn du einen Moment Zeit hast, erzähl mir doch ein wenig über dich."

    Leichen im Keller? Öhm...
    "In meinem Keller habe ich gut aufgeräumt. Da wird man nichts finden."
    Sie grinste erneut breit. Hätte sie welche im Keller zu liegen gehabt, wäre sie vermutlich keine Comes geworden oder Princeps Curiae.
    "Gut also auf jeden Schritt und Tritt achten und eigentlich am Besten nie mit weniger als zehn Personen unterwegs sein. Ja, das ist noch immer das Roma, das ich kennen gelernt habe."
    Solch Dinge kannte sie nicht von Mogontiacum und in Alexandria durften es ein paar weniger sein.
    "Es tut mir leid, aber bis zum Ulpianum habe ich es noch nicht geschafft, aber schön, dass es nun endlich seine Fertigstellung erfährt."

    Venusia nahm die spontanen Worte nicht übel. Sie war solch Ausrufe schon gewöhnt und freute sich doch immer sehr etwas zur Völkerverständigung beitragen zu können und scheinbar konnte sie dies gerade tun.
    "Ich hoffe natürlich, dass ich dich positiv überrascht habe und nicht negativer erscheine als du dir eine Germanin vorgstellt hast."
    Weiter schmunzelte sie freundlich. Früher hätte sie solch Ausrufe schon etwas übel genommen aber als Exotin in einem fremden südlichen Land lernte sie anders mit solchen Ausrufen umzugehen und es brachte ja auch nichts jedem den Kopf abzureißen. Nachher hatte man keinen mehr mit dem man sprechen könnte.
    "Ja, das sind deine Cousine sevilla und dein Cousin Secundus. Bei ihm ist der Name wirklich Programm. Er ist der Zweitgeborene."
    Sie folgte dem Blick ihres Neffens und begutachtete das Trinkverhalten der beiden Kleinen. Zum Glück fanden auch einige Schlucke wirklich in den Mund und es kleckerte nicht alles auf die Gewänder.
    "Magnus hatte dir da recht Auskunft gegeben. In meiner Familie fanden einige Hochzeiten statt und diese hatten mich dazu veranlasst die weite Reise von Alexandria nach Mogontiacum auf mich zu nehmen. Doch nun bin ich ihm hierher nachgereist. Meine Reise war sehr angenehm. Danke der Nachfrage. Doch wenn ich ehrlich bin. Die Strecke zwischen Mogontiacum und Roma ist auch gar nicht zu vergleichen mit der Reise über das Meer. Es ist schon etwas anderes wenn man tagelang nur Wasser sieht und nichts anderes als Wasser und Wellen."
    Da war sie wohl typische Germanin. Ein Fluss und immer Land in Wurfweite. Dann fühlte man sich wohl.
    "Ich habe auch scheinbar den richtigen Tag für meine Ankunft hier gewählt."
    Sie deutete in Richtung der Musiker und meinte damit das stattfindende Fest.

    Sie standen einen Moment im Eingangsbereich und konnten sich etwas orientieren und umsehen ehe sie angesprochen wurden. Die beiden Kinder horchten auf als die Musik zu spielen begann und sich sofort eine angenehme Stimmung im Raum ausbreitete. Musik hatte meist eine beruhigende und unterhaltende Wirkung und ließ ein Fest gleich etwas anders wirken. Doch wie anders eigentlich? Venusia mochte es im Moment nicht beschreiben können. Gediegen konnte sie nicht sagen, da die Tänzerin sicher eine Augenweide für männliche Besucher war und es auch sein sollte. Eine lockere Atmosphäre? Ja, das war es. Es wirkte nicht mehr so streng nach Empfang sondern wirklich wie ein Familienfest in angenehmer und geselliger Runde. Der junge Mann, der Venusia ansprach war also einer von Magnus Neffen. Die Namen hatte sie schon hier und dort gehört, aber leider noch kein Gesicht dazu kennen lernen dürfen. An diesem Abend sollte es sich ändern. Freundlich lächelte Venusia ihn an.
    "Salve Serapio. Es freut mich sehr dich endlich ein Mal kennen lernen zu dürfen. Ich bin Duccia Venusia. Die Frau deines Onkels Magnus."
    Das Weinglas nahm sie dankbar an und beobachtete wie die beiden auf den für sie fremden Mann reagieren würden. Erst ein wenig schüchtern nickten sie und blieben dicht in der Nähe ihrer Mutter. Nur das für wie lange war eine Frage der Zeit und sicher würde Serapio schon bald die Aufmerksamkeit der beiden gewonnen haben und ihr Opfer werden. Doch vorerst war Zurückhaltung angesagt. Nachdem sie genickt hatten, wurden ihnen etwas haltbarere Becher mit dem Saft gereicht. Venusias Aufmerksamkeit lag im Moment auf ihrem Neffen, den sie nun ein wneig höflich und so unauffällig wie möglich musterte. In Magnus Beschreibungen war er natürlich nicht annähernd so groß wie jetzt. Er war ja auch viele Jahre jünger gewesen.

    "Wenn du das sagst, dann glaube ich dir. Wenn du meinst, dass es so einfach ist. Also einfach nur vom mehrfachen Haushalt einer Regio oder Provinz ausgehen. Gut. Das sollte mir nicht all zu schwer fallen."
    Venusia lachte und die beiden Kinder kamen zu ihr und sahen sie an. Die Mutter nahm beide hoch und setze sie auf ihren Schoß wo sie jetzt ein gewisses Interesse für den Mann entwickelten, den sie besuchten.
    "Was du da erzählst, hört sich nicht wirklich gut an. Ganz im Gegenteil, es macht mir sogar Sorgen. Allerdings kann das ja auch alles nur politisches Kalkül sein. Wer weiß das schon. Aber eines stimmt mich doch ganz zuversichtlich. Nämlich deine Zuversicht, dass ich den Posten bekomme. Ich werde dann gern deine Nachricht diesbezüglich abwarten."
    Eine kurze Pause entstand.
    "Wie sieht es denn sonst in Roma aus? Was muss ich als Fremde in dieser Stadt denn noch alles wissen?"
    Wieder lachte sie ein wenig.

    Dem alten Mann war Venusia gefolgt und hatte schließlich den Festsaal betreten. Sevilla war inzwischen auf ihrem Arm angekommen und Secundus lief an ihrer Seite. Es waren einige Gäste anwesend und Venusia suchte nach bekannten Gesichtern. Leider waren kaum welche zu sehen. Wie sollte es auch? Mit der Familie ihres Mannes hatte sie nur wenig Kontakt gehabt und wer auf der Hochzeit hatte sie zwar viele Gesichter gesehen, aber an alle wirklich erinnern, konnte sie sich nicht. Traurig aber wahr. Also wartete sie bis Magnus oder Livianus auf den Neuankömmling aufmerksam wurden. Andere bekannte Gesichter hatte sie nicht auf Anhieb erkennen können und einfach auf einen Fremden ging Venusia auch nicht zu und sprach sie an. Das konnte sie noch nie.

    Ein erleichtertes Lächeln zeigte sich in Venusias Gesicht und nur zu gerne trat sie ein. Sevilla und Secundus nahm sie an die Hand und betrat das Vestibulum.
    "Eine Feier anlässlich der Rückkehr? Dann scheine ich ja wirklich zum richtigen Zeitpunkt in Germania losgereist zu sein. Ich danke dir."
    Sie lächelte weiter und folgte dann dem Ianitor, welcher zum einen sich um das Gepäck kümmerte und zum anderen ihr natürlich den Weg zum Fest zeigte.

    "Kein kleiner Aufgabenkreis. Den Überblick zu behalten dürfte einiges an Organisationstalent erfordern. Aber viel schlimmer als eine Regio zu verwalten, dürfte es nicht sein. Zumindest denke ich es mir so in meinem jugendlichen Leichtsinn und meiner Unkenntnis."
    Sie lachte ein wenig und sah kurz zu den Kindern, welche nun auf ihren Knien krabbelnd ein Wettkrabbeln veranstalteten.
    "Es ist eigenartig, dass der Praefectus Urbi so ein Problem mit der Verwandtschaft des Kaisers zu haben. Senator Aelius Quarto ist doch der Bruder des Kaisers so viel ich weiß. Sollte er sich dann nicht eher freuen, dass beide sich so gut verstehen?"
    Man merkte sehr deutlich, dass Venusia voller Unverständnis ob dieser Entwicklung war und sich darauf nichts zusammenreimen konnte.
    "Es tut mir leid, dass du nun auch darunter zu leiden hast. Aber ich du machst ja dennoch deinen Weg und wirbst fleißig die Leute für die Posten am Kaiserhof an."
    Ein breites Grinsen erschien in Venusias Gesicht.
    "Ich bin gespannt ob der Kaiser mich als würdig erachten wird."
    Etwas Aufregung, Neugier und eine kleine Erwartungshaltung machte sich in ihr breit.

    Verstehend nickte sie. Sicherlich waren Neider gut zu ignorieren und viel gab sie auf solche Leute nicht. Allerdings war dies hier Roma. Und sehr vieles anders als im ruhigen und verschlafenen Germania. Es war nicht abschätzig gemeint. Es war sogar positiv. Verschlafen war Venusia lieber als laut und wuselig. Aber nun war sie hier und wenn sie wirklich eien zeit lang hier blieben, warum dann nicht neue Herausforderungen angehen?
    "Die Finanzverwaltung also. Es hört sich auf jeden Fall interessant an und es macht auch sicher Spaß. Aber das ist auch kein kleiner Posten. Man muss vieles überwachen und kontrollieren kann ich mir vorstellen, oder?"
    Allerdings sah sie dann nur wenige Augenblicke später Balbus fragend an.
    "Was hast du denn angestellt, dass der Praefectus Urbi dir nicht gewogen ist? Das kann ich mir ja kaum vorstellen. Gerade du?"
    Noch einmal atmete sie tief durch.
    "Ich denke, wenn mich der Kaiser haben will, dann werde ich seinem Ruf gern folgen und mich in der Verwaltung des Kaiserhofes gern einbringen. Wenn du dafür mit Senator Aelius Quarto sprechen willst, so tue dies."
    Ob das wirklich gut gehen konnte?

    "Na ja,"
    mehr wollte ihr im Moment nicht an Worten einfallen. Es war durchaus verlockend einen solchen Posten zu bekleiden, aber eigentlich hatte sie doch wegen der Kinder ihre Ämter damals abgegeben und jetzt sollte sie wieder einen annehmen? Auf der anderen Seite war sie in der Verwaltung sozusagen groß geworden und die Arbeit dort fehlte ihr schon etwas.
    "Ein Sprung wäre es auf jeden Fall und sicher gibt es einige Neider. Was meinst du? Soll ich sie einfach links liegen lassen?"
    Sie atmete tief durch und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wobei die Entscheidung schon gefallen war, sehr schnell sogar und vielleicht auch etwas zu schnell.
    "Aber wenn du an mich glaubst und es für möglich hälst, vielleicht sollte ich es dann auch. An welchen Posten für mich dachtest du denn?"
    Neugierig war eben auch sie. 8)

    Leise seufzte sie. Wenn es um solche Posten ging, war es in der Tat etwas schwieriger.
    "Mitprocuratoren? Das ist natürlich ganz was anderes. Doch gerade dort sollte dem Kaiser mehr als nur daran gelegen sein einen kompetenten Mitarbeiter an der Spitze zu wissen. Es kann ja dem ganzen Betrieb schaden, wenn da ein Posten nicht ordentlich besetzt ist."
    Dann jedoch klappte Venusia der Unterkiefer runter und für einen Moment suchte sie nach Worten.
    "Ich soll...am Kaiserhof arbeiten? Als Procuratorin? Der Kaiser kennt mich doch nicht einmal und ich bin doch schon lange nicht mehr in der Verwaltung tätig. Das meinst du doch nicht ernst, oder?"
    Venusia war wirklich geplättet und das sah man ihr auch mehr als nur deutlich an.

    Venusia flüsterte ebenso konspirativ zurück.
    "Da hast du eine wirklich gute Partie gemacht. Meine Glückwünsche daszu noch nachträglich."
    Dann lächelte sie wieder und sprach anschießend wieder normal.
    "Ich wollte nicht den Hof und seine Arbeit diskreditieren. Ich wollte nur herausstellen, dass es jetzt gerade besonders wichtig ist."
    Man hörte ja so das ein oder andere.
    "Wenn du so minder Begabte hast, dann musst du zusehen sie durch begabtere zu ersetzen. Das kannst du doch sicher tun. Du hast ja auch keinen kleinen Posten inne."
    Wieder lächelte sie und wirkte etwas verschwörerisch. Natürlich wusste sie, dass sie dies bei Balbus sein konnte ohne Angst zu haben das es irgendwann gegen sie verwendet wurde.

    "Ein Grieche. Begabte Baumeister und du hast natürlich recht. In Alexandria gibt es viele von ihnen und sie haben etwas sehr eigenes an sich."
    Venusia hatte nicht viel Kontakt mit vielen Griechen gehabt, aber es reichte um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
    "Es freut mich zu hören, dass dir das Eheleben so gut bekommt und dass du damit glücklich bist. Das hört man selten und immer sehr gern."
    Die Duccia lächelte und nippte am Glas. Die beiden Kinder spielten friedlich und erfüllten bisher den Wunsch ihrer Mutter.
    "Aber inkompetente Mitarbeiter am Kaiserhof? Das kann ich mir kaum vorstellen. Dass du viel zu tun hast, glaube ich jedoch sehr gern. Jetzt wo der Kaiser im Moment nicht in Roma weilt. Es muss ja trotzdem alles in geregelten Bahnen funktionieren."

    "Architekten muss man immer zur Eile treiben. Es scheint eine Eigenschaft des Berufsstandes zu sein, dass sie sich viel Zeit nehmen und damit die Bauherren in den Wahnsinn treiben oder gar in den ruin weil sich alles zu lang verzögert. Also jage ihn ordentlich. Euer Architekt kanns sicher vertragen."
    Sie erinnerte sich ungern an einige Projekte während ihrer Zeit im Dienste der Regionen der Provinz Germania. Architekten gehörten nicht zu ihren Lieblingskontakten.
    "Ich weiß nicht ob Primus ihm die ganze Zeit zur Seite stehen möchte. Wir hatten noch keinen Grund oder Anlass darüber zu sprechen. Vielleicht sollten wir es mal tun."
    Kurz lächelte sie und beobachtete wie die beiden mit ihren leeren Holzbechern nun am Boden spielten.
    "Aber genug von mir. Wie geht es dir und was macht die Arbeit am Hofe?"

    "Sehr gern, danke."
    Venusia nahm Platz und goss sich und den beiden Kleinen noch verdünnten Kirchsaft in die entsprechenden Becher. Dann richtete sie etwas mehr als die Hälfte der Aufmerksamkeit auf Balbus und den Rest auf die Kinder. Sie konnte man nie au den Augen lassen.
    "Vielleicht werde ich die Einweihung des neuen Hauses noch erleben können. Für einige Zeit werde ich in Roma weilen. Dann kann ich mich auch vom Geschmack deiner Frau überzeugen lassen."
    Kurz lächelte sie um zu zeigen, dass sie das nicht ernst meinte. Also nicht so wortwörtlich. Neugierig war sie natürlich trotzdem.
    "Für wie lange genau weiß ich nicht, aber es wird einige Zeit sein. Magnus ist auch hier und hat seinen Bruder endlich nach Roma bringen können. Lange Zeit war er auf der Suche nach Livianus gewesen und konnte ihn retten. Ich denke, dass er nun eine ganze Zeit lang nicht von seiner Seite weichen möchte."
    Gesprochen hatten sie darüber noch nicht, aber Venusia vermutete es.


    Endlich ließen Sevilla und Secundus vom Stuhl ab und kamen um etwas zu trinken. Venusia gab die beiden Holzbecher an sie.

    "Ich glaube kaum, dass man dies wirklich beantworten kann. Beständigkeit hat seine Vor- und natürlich auch Nachteile. Aber was hat keine zwei Seiten."
    Ihr Lächeln wurde natürlich auch brieter als Balbus die Kinder entdeckte und sie so lobte. Kurz hatten sie inne gehalten und zu dem Mann aufgeschaut. Das Interesse am Stuhl war noch nicht abschließend gestillt und so ließen sie Balbus erst einmal unbeachtet und untersuchten weiter ihr Opfer.
    "Du willst noch weiter umbauen. Das wird dann sicher ein stolzes und großes Haus werden, oder?"
    Anders konnte Venusia sich die Umbaumaßnahmen nicht erklären. In den meisten Fällen wurde ja nur vergrößert und selten verkleinert und wie sie Balbus so kannte, würde er nicht zu den Letzten gehören, die verkleinerten.
    "Ich glaube gern, dass sie dann viel zu tun hat. Wie ich gelernt habe, macht es aber jeder Frau Spaß alles zu dekorieren und einzurichten. Sehr zum Verdruß mancher Männer, die eine einfache Einrichtung sehr schätzen und dem Dekorativen nicht viel abgewinnen können."

    Erneut danke sie der Sklavin und widmete sich erst einmal ihren Kindern als die junge Frau verschwand und Sevilla und Secundus weiterhin den Stuhl austesteten. Beide konnten bei solchen Forschungsmissionen ordentlich Ausdauer beweisen. Dann hörte sie Schritte und wand sich um. Da kam Balbus auch schon auf sie zu. Mit einer freundschaftlichen Umarmung begrüßte sie ihn. Die Kinder wurden von Venusia noch verdeckt.
    "Salve Balbus. Es freut mich auch wieder hier zu sein. Es ist sehr lange her, dass ich die Stadt besucht habe und ich muss sagen. Roma hat sich kein bischen verändert."
    Dann trat Venusia zurück und gab auch den Blick auf die beide Kinder frei, welche emsig das Geflecht des Stuhles versuchten auseinander zu nehmen.
    "Du wohnst hier sehr gut. Das muss man dir lassen. Hat das alles deine Frau bewerkstelligt oder gibt es auch noch deine Einflüsse in der Hausausstattung. "

    Nachdem Venusia dem Mann ein Stück durch die Casa gefolgt war, kamen sie schließlich am Peristyl an.
    "Ich warte. Danke schön,"
    bedankte sich die Germanin bei dem Sklaven und sah sich ein wenig um. Sie hatte Glück und würde Balbus antreffen, das freute sie sehr. Auf der Hochzeit hatte sie leider nur wenig Zeit gehabt mit ihm zu sprechen. Das sollte sich nun ändern. Ihren beiden Rackern trichterte sie gut ein, dass sie sich benehmen sollten und nichts kaputt machen. Inständig hoffte sie, dass die beiden sich daran auch halten würden. So sicher war das ja nicht. Noch in diesen Gedanken versunken, kam eine Sklavin und fragte nach einer Erfrischung. Natürlich nahm sie dies Angebot sehr gern an.
    "Vielleicht etwas Wasser und Saft wenn vorhanden? Danke schön."
    Dankbar lächelte sie die Sklavin an und sah dann wieder zu ihren beiden Rackern, die schon einen Korbsessel gefunden hatten und diesen genauer untersuchten. Bald würde sich zeigen ob der Sessel gut gearbeitet war.

    Kurz überlegte Venusia ob sie den Sklaven an der Porta kannte, welcher die Tür geöffnet hatte. Das Aussehen des Mannes kannte sie von ihrer Zeit in Alexandria und war daher nicht wirklich erstaunt über den Aufzug und das Aussehen. Dennoch konnte sie sich nicht an ihn erinnern. Es war ja auch einige Zeit her, dass sie hier in Roma war. Sehr viele Jahre sogar. Die beiden Kinder fingen sofort an zu plappern als sie das vertraute Aussehen erkannten.
    "Ich bin Duccia Venusia und möchte zu deinem Herren Prudentius Balbus. Ist er zugegen?"
    Venusia hatte extra darauf geachtet nicht all zu früh aufzutauschen und ihren Besuch auf den späten Nachmittag gelegt in der Hoffnung, dass Balbus dann seine Arbeit in der Kanzlei beendet hatte und auch zu Hause war.