Beiträge von Lysias

    "Ja, Quarto. Du hast Recht, jetzt wo du es erwähnst. Es freut mich, daß dir die Bildung nicht geschadet hat und du dich so entwickelt hast. Ja, .... Ioannes ! Das ist es.


    Lass uns noch ein wenig hier verweilen und stöbern, ... Und halte die Augen auf ! Möglicherweise finden wir weitere Teile, die wir zu einem Mosaik zusammenfügen können."


    Mich packte das Fieber. Schon immer bin ich ein Abenteurer aus Leidenschaft gewesen und jetzt nahm es wieder von mir Besitz.

    Ich war gespannt, was Magnus zu sagen hatte. Es hörte sich alles sehr mysteriös an und ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
    Nun sprach der Vetter von Maximus. Er mußte aus dem helvetischen Zweig der Familia kommen, denn ich hatte von ihm noch nichts gehört.

    Ein faszinierendes Thema. Magnus hatte mich mit geschleppt und ich bereute es nicht, diesen Vortrag besucht zu haben.


    "Ja, mein König. Ich hätte ein Frage. Ihr sagt, eure Schiffe sind weitergesegelt als je ein römisches Schiff. Könntet ihr etwas erzählen über den Typ der Schiffe, die in eurer Flotte segeln ?"

    Bei den Worten von Ferios hielt inne. Ein besinnlicher Augenblick in diesem Moment. Von diesem Laeca hatte ich gehört. Bruderkämpfe sind immer äußerst bedauerlich. Auch in der Geschichte der Griechen gab es derart zahlreiche.
    Nachdem Ferios geendigt hatte rief ich:


    Vivat Dominus Domus und daß es uns schmecken möge !"

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "In Rom hält man die Hand vor den Mund, die Gerüchteküche ist kalt, vielleicht gibt es aus den kargen Landstrichen des griechischen Territorium's Neuigkeiten zu berichten?"


    "Oh, ich bin schon einige Zeit hier in Roma, daß ich gar nicht mehr weiß, was sich derzeit in Achaia so abspielt. Aber Gerüchte sind meiner Meinung nach sowieso nur was für Weiber und Betrunkene. ;)"


    Und dabei nahm ich mir eine Dattel von dem Obstteller, der auf dem Tischlein stand.

    Ich schritt durch die Gassen Roms. Ein Freund aus Griechenland hatte mir diese Adresse gegeben und mir gesagt, hier wohne der Sohn des Ferios Petroklos. Ich kam an die Tür der Casa. Die Adresse stimmte. Es war ein kleines unauffälliges Haus. Ich klopfte an und ein Bediensteter öffnete mir die Tür. Nachdem ich ihm mein Begehr erzählte, bat er mich hinein und führte mich ins Atrium.
    Ich stand da und wartete. Es war ein kleiner Raum, in dem nicht viel Licht reinfiel. Aus einem Nebenraum hörte ich Stimmen und Gelächter.
    In einer Ecke des Raumes standen kostbare Vasen mit griechischen Jagdmotiven. Überhaupt kam mir die Casa sehr vertraut. Alles war sehr nach griechischem Vorbild eingerichtet.
    Da kam auch schon der Hausherr auf mich zu, herausgeputzt in einer eleganten Toga trat er auf mich zu.
    Ich erkannte ihn sofort. Der Bart war etwas fülliger geworden, aber darunter erkannte ich immernoch den einst griechischen Jüngling, als er vor vielen Jahren nach Rom aufgebrochen war. Auch mich erkannte er sofort.
    Und so umarmten wir uns und er bat mich ins Triclinium, Platz zu nehmen und dem Gastmahl beizuwohnen.
    'Für einen alten Freund der Familie ist immer Platz', sagte er.

    "Dieses Haus ? Da bin selbst ich überfragt. Es strahlt eine merkwürdige Aura aus. Es ist alles sehr geheimnisvoll. Sieh Dich um ! Alles wurde fluchtartig verlassen. Folge mir ins Tablinium. Ich habe eine interessante Entdeckung gemacht."


    Ich ging voran. Aelius folgte mir. Im Tablinium übergab ich ihm das Schriftstück, daß ich dort liegen sah.


    "Hier, nimm und ließ ! Kennst Du es ? ... Ich habe diesen Text schon einmal irgendwo gelesen, aber mein altes Gedächtnis versagt leider. Wenn ich nur wüßte, wann und wo. Sagt Dir dieser Text etwas ?"

    Das Pergament in der Hand ließ ich es fallen, als ich das energische Klopfen an der Tür vernahm. Ich verließ das Tablinium und stiefelte zur Pforte. Mit einem lauten Knarren öffnete sie sich. Keine Praetorianer ! Es war Aelius Quarto. Nach langer Zeit hatten wir uns vor kurzem in der Villa Tiberia wiedergesehen. Ich begrüßte ihn.


    "Salve, Aelius. Ich freue mich, daß du gekommen bist. Wie ich sehe, trägst Du die Toga eines römischen Bürgers. Dann hast du dein Bürgerrecht also wieder ? Komm tritt ein."

    Dieses Haus zog mich auf seltsamste Weise an. Wer mag hier gewohnt haben ? Was mag hier passiert sein ?
    Ein Haus in einer schmalen Seitenstraße in Rom bleibt normalerweise nicht so verwaist. Draußen auf dem Forum und in den Straßen ging der Verkehr weiter. Aber hier drin schien die Zeit still zu stehen. Ich ging von einem Raum in den nächsten. Das Triclinium, das Tablinium, die Cucina, es wirkte alles so fluchtartig verlassen. Als wären die Menschen nur auf den Markt gegangen oder in die Thermen, aber nie wieder zurück gekommen. Ich ging in das Tablinium des Hausherrn. Auch hier wirkte es so, als sei der Besitzer urplötzlich verschwunden. Der Stuhl stand etwas schräg zum Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch lagen Papyrusrollen. Ich schaute mir diese an. Hauptsächlich Verträge. Aber auch ein Aktenverzeichnis von bestimmten Personen. Der dominus domus schien eine verantwortungsvolle Position inne gehabt zu haben. Dann fiel mein Blick auf eine Schriftrolle, die sich unter einem Codex verbarg. Es schien eine Übersetzung von irgendeinem Text zu sein, den ich bisher noch nicht gehölrt hatte.


    ... Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und amitten unter den Leuchtern einen, der war beinem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und cseine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, dfiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle ...

    Auf dem Weg heimwärts von der Villa Tiberia kam ich an einem Haus vorbei. Merkwürdig, es schien nicht bewohnt zu sein. Die Fenster waren verrammelt und der Putz von den Wänden bröckelte langsam ab. Unkraut wucherte zwischen den Steinplatten vor dem Haus.
    Ich war neugierig, wer dort wohnen mag. Ich ging zu dem Haus. Die alte Holztür, von Feuchtigkeit befallen, ließ sich nur schwer öffnen. Ich drückte mit meiner ganzen Kraft mit dem Oberkörper gegen die Tür und nach einiger Zeit gab sie nach. "Heureka ! Das wär geschafft !" Drinnen überschlug mich ein beißender, süßlicher Geruch. Der Duft stieg mir in die Nase. Ich bekam heftige Kopfschmerzen. Hier muß es vor kurzem gebrannt haben. Die Fresken an den Wänden waren stark ausgebleicht. Die Farben waren sehr schwach. Aber man konnte noch erahnen, was die Malereien darstellen sollten. Die Darstellungen waren mir allerdings fremd. Sie erzählten Geschichten, die ich nicht kannte. Das trieb meine Neugier. Ich ging über den sandigen Boden und kam in den Hortus oder das, was einmal der Hortus gewesen ist. Die meisten Pflanzen waren ausgerissen. An den Säulen, die sich um Garten aufreihten, schlungen sich dornige Rosen empor. Zwischen den Steinplatten wucherte das Unkraut. Das Gras war in unvorstellbare Höhe gewachsen.
    Ich blieb stehen und schaute mich um. Vor meinen Füssen suchte eine Maus ein Versteck.
    Ich ging um den Hortus herum, schaute in jedes Zimmer.

    "Weil ich Dich frage, ob nicht die eigentliche Triebfeder menschlichen Lebens das Überleben ist ? Das was allen Menschen vorherbestimmt ist, ist der Tod. Aber was ist der Tod ? Wir wissen es nicht. Und weil wir es nicht wissen, überlegen wir, wie es sein könnte. Aber was sagt Dir, ob es im Hades wirklich so aussieht, wie wir es uns vorstellen. Fließt dort unten wirklich ein Fluß, Wasser. - Wasser ist auch Leben. Wo aber soll Leben sein in einer Welt voller Toten ?


    Und weil wir das nicht wissen, haben wir Angst. Angst verdrängt man. Man verdrängt die Ungewissheit vor etwas Unbekannten. Letztlich muß jeder sterben. Das weiß auch jeder. Aber trotzdem schiebt man es auf die anderen, man selbst lebt ewig. An seinen Tod wagt man nicht zu denken.
    Und so steigern sich die Menschen in einen Wahn des Überleben hinein. Sie laufen, sie rennen, sie flüchten und merken nicht, daß sie so dem Tod immer näher kommen. Und wie äußert sich dieses Überleben ?
    Die Betonung liegt auf 'über' (=supra). Jeder versucht den anderen zu überleben, im übertragenden Sinne meine ich, jeder versucht besser zu sein als der andere. Jeder versucht, das beste aus sich herauszuholen. Und so wächst eine Gesellschaft, so stabilisiert sie sich. Also meinst Du nicht, daß das viel eher naturgemäßes Leben ist. Die Natur lässt sich nicht bestimmen, sie ist bestimmt."

    "Aber wie kommst Du darauf, daß dies ein naturgemäßes Leben sei. Was bestimmt deiner Meinung nach die menschliche Natur und wie erfährst Du sie ?"

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Vibullius
    Die Stoa ist faszinierend und ich meine zu Recht die einzig wahre Philosophie im Reich.


    Was bringt Dich zu der Annahme. Ich weiß, daß viele junge Römer der Stoa anhängen. Aber was ich gerne von Dir wissen würde: Was bedeutet für Dich es, gemäß der Natur zu leben ?"

    "Mein Sohn, ich unterrichte schon seit langem nicht mehr privat. Ich muß Dich also enttäuschen. Ich werde nach Rom gehen und dort meine Schola eröffnen."


    Einen Moment Pause.


    "Aber bist Du nicht der Stoiker, von dem mir dein Verwandter erzählt hat ?"

    Appius Tiberius Commodus stand etwas konsterniert da wie ich bemerkte, als ich zu ihm rüberblickte.


    "Oh, verzeih. Aelius und ich haben uns vor sehr langer Zeit schon einmal in Griechenland getroffen. Vor lauter Wiedersehensfreude vergaßen wir unsere Manieren dem Hausherrn gegenüber.
    Vielleicht setzen wir uns wieder und führen die Konversation fort. - Kommt Lucius Tiberius Alexander noch oder dessen Verwandter, der Stoiker. Er wollte mich ihm vorstellen ?"


    Ich blickte zu Tiberius Commodus.

    "Ich habe deinen Vater ein einzigesmal gesehen für den Augenblick einer Sekunde. Er wirkte sehr geschäftig und hatte nicht viel Zeit. -


    Sind wir nicht alle ziellose Wanderer ? Wir irren auf dieser Welt umher, bis uns die Götter zu uns holen. Du unterrichtest ? Dann laß uns doch zusammen arbeiten. Es gibt bestimmt auch viele Dinge, die du mir beibringen kannst.


    Eine Klage vor Gericht strengst Du an ? Willst Du mir sagen, worum es geht ?"

    Du hast mich gefragt, was ich in Rom mache ?
    Wie du weißt habe ich lange Jahre in Achaia gelebt. Und selbst in meinem hohen Alter, wo ich weiß, daß ich nicht mehr lange leben werde, bin ich Athenae überdrüssig geworden. Ich bin nach Rom gekommen, um selbst mit eigenen Augen das zu sehen, was ich jahrzehntelang über diese Stadt gehört habe.
    Deshalb werde ich eine Schola einrichten, in der ich meine Philosophie weiterreichen will, wo ich mit interessierten Römer heftige Debatten führen kann.


    Aber wie sieht deine Tätigkeit hier in Rom aus ? Hast du denn Beruf deines Vaters ergriffen ?"

    Ich hörte Quarto zu. Es waren sogar mehr als zwanzig Jahre gewesen.


    "Ja, ich bin es tatsächlich.
    Das ist ein schwerer Schlag für dich gewesen. Wie ist es Dir in Gallien ergangen. Was hast du dort getrieben ?
    Du kennst ja meine Worte. 'In der Verdammnis ist man am nahesten von daheim.'
    Aber, was machst du jetzt in Rom ? Gehst du noch deinen Studien nach ?"