Beiträge von Vesuvia Caecilia

    Ich war hier. Ich war bei meiner Schwester um für sie dasein zu können und das stimme mich ein wenig erleichtert. Als der letzte Funken niedergebrannt war, wandte sie sich mir zu, während ich noch immer auf die Asche der einst so schönen Frau blickte. Der Kummer hatte sie aufgezehrt. Wir hätten sie früher suchen sollen, früher für sie da sein sollen. Dann nickte ich Crispina zu. Ich dürfte nie vergessen, dass sie meine kleine Schwester ist. Und darum sollte ich den Großteil des Haushaltes übernehmen, während sie sich um Marcellus kümmern würde.


    Nachdem auch der letzte Tropfen aus ihrem Weinkrug heraus war, nahm ich mir ebenfalls einien Krug und hielt ihn schräg über die warme Asche, die Glut. Sie war so warm... Nun war die mir letzte bekannte Vesuvierin dahingeschieden, dachte ich traurig. Ich schwenkte den Krug ein wenig hin und her, um den Wein zu verteilen. All diese Trauernden. Ob alle Iulia Vesuvia Pulchra gekannt hatten?

    Ich fühlte, was sie dachte.
    Ich fühlte, was sie fühlte.
    Und ich fühlte mich soi eng wie schon lange nicht mehr mit ihr verbunden.
    Sie fühlte, was ich dachte.
    Sie fühlte, was ich fühlte.
    Und so standen wir da. Schwester neben Schwester, Hand an Hand.
    Und es war ein schönes Gefühl, trotz der traurigen Momente.


    Crispina und ich sangen weich, trauernd und dies entsprach wahrlich unseren Gefühlen, wenngleich Crispina noch mehr Wahrheit in ihren Gesang brachte. Ich seufzte, sang aus voller Kehle.


    Bis der letzte Funken verlosch, dachte ich beinahe mit ihr im gleichen Moment und ich wusste, sie dachte das gleiche wie ich. Doch fühlte sie auch das gleiche? Das wenigstens diese Bestattung wenigstens ein wenig positives für die Gens brachte? Eine engere Bindung!

    Ich lächelte ihn freundlich, ja beinahe sanft an. Ich blickte dann Richtung Horizont. Dann sah ich ihn wieder an. Der Himmel war nun in den leuchtendsten Farben und diese kräftigen Töne am Abend fand ich auch schöner als den Sonnenaufgang!


    Die Christen sind schon merkwürdige Gestalten, ja... Ich hasse sie allerdings nicht. Sie schmähen unsere Götter und das ist verachtenswürdig und vollkommen inakzeptabel. Doch ohne es zu wissen habe ich mich einmal mit einem solchen Unterhalten und sie können schon gute Unterhaltungen führen. Wenn ihr Glaube auch sehr naiv ist. Ich bin zwar in der Albata, das zwingt mich jedoch nicht dazu, sie nicht als Menschen anzusehen. Nur ihr Glaube ist seltsam und das verwirrt sie sehr... Vielleicht lernen sie eines Tages...


    Ich grinste und sah zu ihm auf. Ich klopfte, nicht direkt neben mir natürlich, auf den weichen Boden und zwinkerte ihm zu.


    Setzt Euch doch, Plinius Secundus! Es ist sehr weich und bequem. Keineswegs kalt oder nass. Einfach nur schön und ideal zum abschalten. Ich finde es ohnehin unglaublich schön, in der Natur zu sein! Oder Sonnenuntergang an Neptuns Reich!

    Ich war die ganze Zeit ein wenig abseits mit ihnen gegangen. Ich kannte Julia nicht, ich war zulange weg gewesen, doch mich berührte ihr Tod dennoch sehr. Hatte ich ihr doch beim sterben zugesehen. Hatte ich doch nichts dagegen tun können. Ich sah traurig auf meine Schwester, die ein paar Fuß vor mir lief. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Hätte ich einfach die Tür aufgerissen, so wie sie es getan hatte, dann hätte ich Iulia noch retten können.


    Da wurde die Sitte der Bestattung vollzogen, der Finger der Verstorbenen wurde abgeschnitten, und noch immer war ich äußerst traurig. Ich hatte Iulia doch gekannt, aber nur sehr flüchtig, hatte ich mich früher nie für sie interessiert, bevor ich weggezogen war. Und nun, da ich sie kennenlernen wollte, sah ich sie nur noch in ihrem Sterbemoment. Mein Blick senkte sich traurig auf den Boden. Nun war es zu spät, um sich zu entschuldigen. Meine Tat würde ungesühnt bleiben.


    Ich sah meine Schwester an. Meine geliebte Schwester, mit welcher ich ebenfalls sehr lange keinen Kontakt mehr hatte. Ob sie mir böse war? Nun, sie hatte damals einen Gemahl. Sie konnte es mir nicht verübeln, dass ich eifersüchtig war, war ich doch einige Jahre älter als sie und noch immer Jungfer. Und nun stand sie da und musste einem geliebten Menschen die letzte Ehre erweisen. Ich bekam Angst. Ich hatte schon einiges an Lebenserfahrung gesammelt, auch ich hatte anderen Leute schon bei Bestattungen beigestanden, als sie am Weinen war. Doch bei meiner eigenen Schwester war es ein Mädchen, dass ich nicht kannte.


    War ich gedanklich überhaupt rein genug? Ich sollte mich davonstehlen, sicherlich war ich nicht befugt, dies zu tun. Meiner Schwester zu helfen. Dazu war ich all die Zeit zu egoistisch gewesen. War ich egoistisch? Nein, ich sollte wirklich nicht weglaufen, diesen Gefallen sollte ich Crispina nun wirklich tun. Von nun an würde ich öfter an ihrer Seite stehen, wenn es ihr schlecht ging. Ich würde mein Gewissen nicht noch mehr belasten. Ich trat vor. Ich ging schweigend an die Seite meiner Schwester. In der rechten Hand eine Fackel, die linke Hand nach ihrer ausstreckend. Ich lächelte sie stumm und traurig an.

    Ja, es scheint ähnlich wie mit Apollon zu sein! Auch er reitet auf seinen Wagen den Horizont entlang!...

    Ich blickte den Mann neben mir an und das mit nachdenklichem Blick. Er schien wirklich sehr, und damit meine ich wirklich sehr, religiös zu sein. Eigentlich ehrten alle die Götter, doch schien er dies intensiver und auf eine andere Art und Weise zu tun als viele. Ich sah ihn einige Augenblicke an, bevor ich mich nach hinten ins Gras fallen ließ und leise seufzte.

    Dann schlage ich vor, wir setzen uns einfach hier und jetzt hin um den Sonnenuntergang noch zu beobachten und dann schlagen wir uns den Magen voll! In Ordnung?

    Ich lächelte. Mich überkam auch ein kleiner Hunger bei seinen Worten!

    Ich weiß, es war unverkennbar! Darf man fragen wo?

    Ich war richtig gut gelaunt und das konnte man auch stark spüren. Ich könnte die ganze Welt in diesem Moment umarmen. Vergessen waren beinahe all meine Sorgen. Beinahe...

    Ich sah ihn spaßig entsetzt an, doch langsam fasste ich mich wieder einigermaßen. Ich sah an mir herunter. Meine Tunika ging doch... Ein Glück, dass ich meine Haare nicht sehen konnte, denn die meinte er wahrscheinlich!


    Hm, stimmt... Ich sollte nicht mit Kritk um mich werfen, gerade ich nicht!

    Ich konnte mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Ich hatte gerade einen lustigen Moment, stellte ich verwirrt fest. Ich ging voran, mitten durch das Gras. Meine weiße Tunika würde es hoffentlich überstehen!

    Ich grinste und besah mir Plinius von oben bis unten. Es war schön, mal wieder ein wenig Spaß in der Hektik oder der Langeweile des Alltags zu haben. Ich musste wieder lachen.

    Du siehst aus, als ob dich ein Titan geknutscht hätte... oder einfacher: Als ob du dich durch in die entgegengesetzte Richtung strömende Menschen durchgesetzt hättest! Schön hier, nicht wahr?

    Beendete ich ruhiger meine Aussage.

    Nach einigem hin und her hatten wir es geschafft. Plinius hatte mir doch ein paar Ratschläge gegeben, wie man am schnellsten aus der ewigen Stadt herauskam, nachdem ich jemanden angesprochen hatte um nach dem Weg zu fragen. Noch immer lachte ich, nachdem wir einige Schritte aus Roma heraus waren. Der Marsch war recht anstrengend und nun dämmerte es bereits leicht. Ich sah Plinius an. Oh, ich war vielleicht eine "Irre"... Im Sinne von Herumirren verstand sich natürlich.


    Na also! Lebend geschafft! die Götter meinen es gut mit mir!

    Ich sah ihn ein klein wenig erstaunt an - das hatte ich nun nicht ewartet.


    Wenn es dir nichts ausmacht... Ich... bin gerne in kleiner Gesellschaft. Große Mengen mag ich nicht allzugern, zumindest nicht einen ganzen Tag über!


    Ich war erleichtert. Ohne ihn zu kränken hatte ich mein Ziel erreicht, hoffend, es machte ihn wirklich nichts aus.

    Wollen wir ein wenig abeits von Roma spazieren gehen?

    Ich musste lächeln. Ich wäre um diese Uhrzeit lieber auf den Feldern, oder am allerliebsten am Meer, doch das lag leider ein wenig zu weit weg, um dort mal eben so spazierenzugehen. Doch ich konnte es unmöglich einem Priester sagen und möge Ceres mir verzeihen. Der Gedanke war dennoch in mir. Nun hätte ich es doch beinahe ausgesprochen...


    Weißt du, ob das Opfer sehr lange dauert?


    Oh, ich musste mich anhören wie ein verzogenes Kind, doch...

    Ja, ich bin mir allerdings sicher, dass sie meine Gebete erhört... Und dass sie mir meinen Wunsch noch erfüllt. Für eine Vestalin ist es ohnehin zu spät.


    Ich musste lachen. Nein, ich war mir sehr sicher, dass auch ich eines Tages den Richtigen würde finden!

    Ich sah ihn ein wenig verwirrt an, doch dann lächelte ich.


    Nein, konkret habe ich noch nichts vor, doch seit bestimmt 10 Jahren wünsche ich mir eine eigene Familie. Da wir auch keinen Pater Familias mehr haben... Es ist schon alles sehr komisch. Meine Schwester und ich haben uns darauf geeinigt, ihr bis zum älter werden ihres Sohnes das Amt der Mater zu geben...

    Ich seufzte leise. Ob ich vorhatte zu heiraten? Wen denn, dachte ich ironisch lächelnd bei mir.

    Hm, ich sehne mich auch sehr, nach einer richtigen Aufgabe. Ich würd gern organisatorisches machen. Ich huldige lieber privat den Göttern, als in ihren Diensten zu stehen. Besonders Minerva verehre ich nebst Juno. Ich glaube, ich habe bislang Iuno auch am meisten geopfert...


    Ich lächelte. Ich betrachtete Plinius. Ja, er wirkte auch ein wenig einsam. Und ich hatte auch das Gefühl, dass seine Tochter und er sich des öfteren in den Haaren hatten, denn er wirkte auch ein wenig ausgezehrt.


    Hat deine Tochter schon einmal erzählt, wie es ihr bei den Vestalinnen gefällt? Oder hast du sie nciht mehr gesehen, seit sie in den Dienst der Vesta trat?

    Ich lächelte und langsam begann ich leise zu lachen.

    Mir geht es auch nicht anders.. Ich ertappe mich oft bei dem gedanken, endlich das Leben einer wirklichen Frau zu leben. Ich lebe einfach vor mich hin, ohne ein Ziel und das stört mich... sehr um genau zu sein.


    Ich beobachtete ihn, er schien ein wenig abwesend. Vorsichtig sprach ich weiter.


    Sehr lobenswert, dass du bereit bist dieses Amt abzugeben, denn es ist wirklich ein wichtiges Amt. Ich denke auch, dass du es auch sehr gut ausgeführt hast, aber andererseits hast du auch Recht. Unser Pater Familias ist unter Garantie der jüngste im ganzen Reich!

    Ich grinste. Aber ich sehnte mich wirklich nach einem richtigen Leben. Es war alles ein wenig oberflächlich, so ihne wirkliche Pflichten. Ich bemerkte, wie jemand winkte und winkte zurück - war das nicht der Bräutigam?

    Ich nickte bestätigend.


    Unsere Familie ist auch eine sehr religiöse. Wir sind Mitglieder der Albata und ich bin auch - muss ich schon sagen - stolz darauf! Mein Vater hat auch großes geleistet, ich vermisse ihn sehr...


    Ein wenig missmutig lächelte ich, obwohl es eigentlich fröhlich wirken sollte.