Beiträge von Liu Wong

    Ich hatte die ganze Schlacht von einem Hügel aus betrachtet. Auch wenn ich beide Seiten am Anfang durchaus für taktisch fähig hielt, änderte sich mein Bild, als ich erfahren hatte, dass die Feldherren persönlich kämpften. Welch unwägbares Risiko! Und in der Tat, irgenwann fiel der Feldherr der Aufständischen und ihr Heer ergriff die Flucht. Unglaublich! Auch der eigenartige Kampf um den Legionsadler war mir rätselhaft. Wen interessiert eine Figur aus Metall? wenn man siegt, kann man sie immer noch aufsammeln. Das alles war sehr eigenartig. Offensichtlich gab es nie ernst zu nehmende Gegner für die Römer, sonst wäre ihre Kriegskunst sicher weiter entwickelt. Insbesondere der Schutz des Stabes wäre dann deutlich weiter fortgeschritten. Interessant wäre sicher, was sie nun machen würden. Den Gegner in die Enge treiben, um ihn zu vernichten? Das wäre sicher ineffizient. Die Gefangenen gut behandeln, und so nicht nur gewinnen, sondern siegen? Nicht, wenn man Rache wollte. Das gesamte Volk der Aufständischen auslöschen? Der Frieden wäre für immer gesichert. Lauter interessante Möglichkeiten. Ich war gespannt, was Meridius tun würde.

    Ich nickte.


    "Verstehe. Daran habe ich nicht gedacht... hätte ich eigentlich bedenken müssen... ich bin wohl schon zu lange aus dem Militär raus."


    Ich lächelte etwas verlegen.


    "Oder ich werde langsam alt und senil."

    "Mit Verlaub, ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Ich schätze mal, dass der Feind höchstens kleine Spähtrupps von 2-3 Personen losschickt. Damit werde ich fertig. Wenn ich will, kann ich mit einem einzigen Schlag einen Menschen töten. Diese Fakten waren Euch nicht bekannt, aber nun sind sie es. Seid Ihr bereit, die Meinung zu ändern?"

    "Da, wo ich herkomme, findet man Generäle und ihren Stab meistens auf den Hügeln, um das Gelände einschätzen zu können. Ich möchte Euch um Erlaubnis bitten, mich ab und zu vom Troß zu entfernen, um auf den einen oder anderen Hügel zu reiten. Ich fühle mich sicherer, wenn ich dieser alten Angewohnheit folgen kann."

    Nachdenklich ging ich zu meinem Zelt, das auch bereits abgebaut wurde. Ich bedankte mich bei den Soldaten und band meine Sachen hinter den Sattel meines Pferdes fest. Ich erkundigte mich bei den Soldaten, wo mein Platz beim Marsch wäre, und sie teilten mir mit, wo sich der Gepäckzug sammelte. Ich bedankte mich und stieg auf mein Pferd.
    Es war fast wie früher... ich konnte die Anspannung, die Erwartung in den Gesichtern der Soldaten erkennen. Aber diesmal war ich nur ein neutraler Beobachter. Ohne Verantwortung, ohne Verpflichtungen. An und für sich eine recht komfortable Situation.

    Zitat

    Original von Flavius Duccius Germanicus
    Er war noch mehr beeindruckt.
    "Nicht gerade klein. Wie ist bei Euch so die Natur? Eher Flach? Berge? Oder auch wie im Imperium gemischt von Wüste über Berge bis hin zu waldreichen Gebieten?"


    "Wir haben von allem etwas. Wüste, hohe Berge, Steppe, Ebenen, Wälder, Tropen... Und doch sieht es anders aus als hier."


    In dem Moment wurde zum Abmarsch geblasen.


    "Es sieht so aus, als müssten wir unser Gespräch ein anderes Mal fortsetzen. Ich werde zwar mitmarschieren, aber nicht mitkämpfen. Lasst mich Euch ein Zitat mit auf den Weg geben: 'Was den Gegner vernichtet, ist Zorn; was zur Erbeutung der Habe des Feindes führt, ist Belohnung. Daher belohne im Falle einer Wagenschlacht denjenigen, der als erster mindestens zehn Wagen erobert. Tausche ihre Farben aus und mische die erbeuteten Wagen unter die deinen. Behandle die gefangenen Soldaten gut und nimm dich ihrer an. Das heißt, den Sieg über den Gegner zu erringen und obendrein die eigene Kraft zu stärken.' "

    "Das sind wirklich viele Fragen... nun gut, wo findet man das Reich Han... Man reist in die Provinz Syria, ins Zweistromland und folgt den Flüssen bis zur Küste - die östlichste Küste des Imperium Romanum, wenn ich mich nicht irre - und nimmt ein Schiff nach Tylus. Von Tylus aus geht es weiter nach Indien, von da aus weiter nach Osten bis nach Siam, einen Verbündeten von Han. Man kann dann entweder durch Siam nach Han reisen, oder man umfährt mit einem Schiff das südlich von Siam gelegene Khmer und wendet sich dann wieder nach Norden, vorbei an Annam und kommt nach Han.
    Das Reich Han hat in etwa die gleiche Ost-West-Ausdehnung wie das Imperium Romanum - vielleicht auch etwas mehr - und seine Nord-Süd-Ausdehnung entspricht etwa der west-Ost-Ausdehnung. Nur, dass wir kein Meer in der Mitte unseres Reiches haben, dafür aber jede Menge Flüsse."

    "Kommt darauf an, was Ihr wissen wollt. Zur Einwohnerzahl kann ich nur eine Schätzung von etwa 100 Millionen abgeben. Und andere Zahlen kenne ich wenig bis gar nicht, oder ich darf sie nicht nennen. Aber Zahlen interessieren Euch wahrscheinlich eher weniger." :)

    Zitat

    Original von Flavius Duccius Germanicus
    "Oha, man isst mit Stäbchen."
    Erstaunt schaute er auf die Esstechnik.
    "Sieht kompliziert aus."


    "Ist aber ganz einfach. Und man braucht nur eine Hand dafür. Oder man benutzt beide Hände und kann dann doppelt so schnell essen."


    Ich lachte.

    "Ente, Fisch, Schwein, Wild, jede Menge Gemüse... eigentlich so ziemlich alles."


    Ich sah ein recht kleines Stück Fleisch und zog meine Eßstäbchen hervor, mit denen ich mir das Stück schnappte.


    "Und bei uns ist alles so klein geschnitten, dass man es ohne Probleme mit Stäbchen essen kann."

    Ich nahm mir ein Stück Brot und biß etwas ab.


    "Also, ganz ehrlich, ich könnte mich komplett von römischen Brot ernähren. Es schmeckt wirklich gut. So etwas haben wir in meiner Heimat leider nicht."

    "Da habt Ihr zweifelsfrei Recht. Nur, wenn man den Soldaten nahrhaftes, aber nicht besonders leckeres Essen gibt, und die Aussicht besteht, nach einem Sieg sehr gutes essen zu kriegen, kann das sehr motivierend sein."


    Ich grinste breit.

    Ich lächelte.


    "Ich hatte schon so etwas wie eine schüssel Reis befürchtet. Dagegen bietet Ihr richtig viel. Sieht so aus, als würde das Geld, das bei uns für Uniformen ausgegeben wird, hier für Versorgung verwendet wird."

    Nach einigem Fragen hatte ich das Zelt des Tribunen Duccius Germanicus gefunden. Ich trug meine Paradeuniform, so wie es sich für einen - wenn auch ehemaligen - kaiserlichen General geziemte. Die Uniform bestand aus blauer Seide mit Goldstickereien in Form von Drachen. Dazu gehörte noch ein reich verzierter blauer Seidenmantel und ein schwarzer Hut.


    Ich verbeugte mich vor meinem Gastgeber.


    "Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr verspätet."

    Ich lächelte, was zu einem Lachen wurde, während ich den Kopf schüttelte.


    "Dem Himmel sei Dank nicht! Ich kann alles essen, was da kreucht und fleucht... außer Menschen!"