Beiträge von Liu Wong

    "Manchmal genügt es auch, den Abstand zum Gegner so weit zu verkürzen, dass er nich mehr angreifen kann. Das wichtigste ist aber, den Gegner mit einem einzigen Schlag oder Tritt kampfunfähig zu machen. Dazu muss man die Schnelligkeit und Präzision eines Falken erlangen.
    Obwohl der wahre Meister gewinnt, ohne zu kämpfen."

    "Gegen unbewaffnete Gegner kommt man allerdings ziemlich gut zurecht. Natürlich gibt es auch noch eine bewaffnete Variante dieses Kampfstils.
    Die Kunst besteht darin, die Stärke des Gegners gegen ihn zu benutzen."

    "Erst mal muss man sich so positionieren, dass zuerst nur einen Gegner unmittelbar bekämpfen muss. Diesem muss man beim Ausweichen das Handgelenk brechen und die Waffe abnehmen. Dann kann man es schon mit zwei Gegnern aufnehmen, die man eliminiert. Dabei sollte man versuchen, an ein weiteres Schwert zu kommen. Wenn ich zwei Schwerter führe, ist es fast unmöglich, an mich heran zu kommen.
    Aber, ehrlich gesagt, ist der unbewaffnete Kampf nicht für Gefechtssituationen gedacht. Es geht eher darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen."

    Ich machte einen Schritt zur Seite, gefolgt von einer Drehung, so dass sein Angriff ins Leere ging und ich gleichzeitig den Schwung der Drehung für einen Handkantenschlag zu seiner Halsschlagader nutzen konnte. Ich stoppte den Schlag kurz vor seinem Hals.


    "Eigentlich hätte ich Euch jetzt noch einen Fuß weggetreten, so dass Ihr das Gleichgewicht verliert. Aber das wäre zu gefährlich gewesen.
    Was denkt Ihr, war das effektiv?"

    "Nehmt Euch ein Übungsschwert und greift mich an, dann kann ich es Euch zeigen."


    Ich lächelte.


    "Keine Sorge, ich werde meine Schläge nicht zu Ende führen, Ihr werdet keine Verletzung davon tragen."

    Nachdem mein Zelt aufgebaut war, suchte ich mir eine freie Stelle zum üben. Da ich keine Waffen hatte, übte ich den waffenlosen Kampf. Ich stellte mich stabil hin, mit tiefen Schwerpunkt, und übte in der Luft Schläge. Ich führte jeweils 100 Schläge mit gestreckten Fingern auf Bauchhöhe, dann folgten hundert auf Halshöhe. Ich schlug abwechselnd mit beiden Händen, wobei ich zunächst auf die präzise Ausführung der Kampftechniken achtete. Danach wiederholte ich die Übung mit deutlich größerer Schlaggeschwindigkeit.


    Die Blicke der in der Nähe befindlichen Soldaten ignorierte ich.

    Sim-Off:

    Okay, dann habe ich das falsch verstanden. Mein Fehler


    Ich stand auf und verbeugte mich.


    "Ich danke dir für deine Zeit."


    Dann ging ich zum Ausgang des Zeltes, drehte mich aber noch einmal kurz zu Meridius.


    "Erhalte ich ein Zelt?"

    Sim-Off:

    Hat das schwert die wache am Zelt oder die Wache am Lagereingang? Ich bin davon ausgegangen, dass ich es erst vor dem Betreten deines Zelts abgegeben habe. Korrigiere mich bitte, wenn ich mich irre.


    "Zu den Stabsbesprechungen will ich auch nicht. Das würde ja bedeuten, dass ich mich offiziell einmische. Und wenn das mein Kaiser erfahren würde, gäbe es jede Menge Ärger für mich. Erhalte ich die Erlaubnis, meine Kampfkünste zu üben, so lange ich mit dir reise? Ich wäre auch damit einvertanden, nur den unbewaffneten Kampf zu üben. Ich will nur nicht einrosten."


    Ich lächelte schelmisch.

    Ich grübelte eine Weile.


    "Das ist ein sehr großzügiges Angebot. So lange ich mein Schwert mit mir führen darf, ist es eine Überlegung wert. Wo ich herkomme, stehen Generäle nicht im Kampfgeschehen, daher wäre es für mich keine große Umstellung. Ich wäre aber dankbar, wenn du es mir gestatten würdest, dir mein militärisches Wissen zur Verfügung zu stellen. Ich möchte schließlich nicht unnütz zur Last fallen. Und immerhin bin ich in Strategie ausgebildet."

    "Eigentlich habe ich erst mal vor, mir diesen Krieg hier anzusehen. Für einen Strategen ist das recht interessant. Ich denke mal, dass beide Seiten meine Neutralität akzeptieren und mich unbehelligt lassen. Wenn nicht, dann weiß ich mich durchaus zu verteidigen."

    "Das müssen wir auch nicht. Es genügt völlig, wenn Sertorius in Zugzwang gerät. Und wenn wir uns die Berge zunutze machen, wird er es schwer haben, uns zu überraschen."

    "Kurz gesagt, wir wissen nichts über ihn. Um aus der 'Kunst des Krieges' zu zitieren: 'Wenn du dich selbst kennst, aber nicht den Gegner, dann wirst du mal gewinnen und mal verlieren.' Wir haben also eine Chance von 1:1. Wir müssen also Positionen einnehmen, in denen wir unbesiegbar sind. Es sei denn, wir zahlenmäßig so weit überlegen, dass wir schwere Verluste hinnehmen können."

    Nachdem Subdolus das Zelt verlassen hatte, ergriff ich die Initiative und stellte ein paar Fragen an Meridius.


    "Was ist eigentlich über die Aufständischen und ihren Anführer bekannt? Vor allem über ihren Anführer. Hat er in der römischen Armee gedient? Wenn ja, wer war sein letzter Vorgesetzter? Wo hat er gekämpft? Was kann sein letzter Vorgesetzter über ihn sagen? Was wissen wir über seine Persönlichkeit? Ist er emotional oder rational? Hat er Familie? Wenn ja, wo lebt sie? Wo stehen seine Truppen? Wie versorgt er sie? Welche Waffen hat er und in welcher Zahl? Was bewegt seine Soldaten dazu, ihm zu folgen? Hat er Verbündete bei den Römern?"

    "Ich werde mich auf die wichtigsten Schlachten beschränken. Zunächst war da der Feldzug gegen die nördlichen Barbaren, genannt Hsiung-Nu. Sie waren eine ständige Bedrohung, bis wir sie besiegt hatten. Unsere einzige Möglichkeit bestand darin, in die Steppe der Barbaren einzudringen und ihnen ihre Schwäche vorzuführen. Das haben sie verstanden und sind abgezogen.
    Dann führte mein Cousin Sheng eine Division gegen Tibet. Die Tibeter hatten ein paar Grenzstädte angegriffen. Ich war zwar selbst nicht bei diesem Feldzug dabei, aber Sheng schaffte es, sie ohne Schlachten zu besiegen. Er hatte sie in eine Situation manövriert, in der sie vom Nachschub abgeschnitten im Gebirge waren, ihn aber nicht angreifen konnten, weil sie nicht wussten, wo er war.
    Danach kamen nur noch die Schlachten des Bürgerkriegs. Meinem Cousin Sheng wurde vom Kaiser befohlen, diesen abzusetzen, weil er zu schwach war, sich gegen den korrupten Hofstaat durchzusetzen. Er nahm den Befehl an und hatte innerhalb weniger Monate die Hauptstadt mitsamt dem Kaiserhof erobert. Der Kaiser dankte ab und Sheng wurde Kaiser. Als neuer Kaiser entließ Sheng alle hohen Beamten und bekämpfte die Korruption erfolgreich. Die einst mächtigen schworen Rache, weil sie ihrer Privilegien beraubt waren, und begannen einen Aufstand. Nachdem es ihnen aber nicht möglich war, den Kaiser zu besiegen, nahmen sie meine Familie als Geiseln. Ich war kaiserlicher Feldherr, und außerdem hatte der Kaiser meine Familie immer wie seine eigene betrachtet, weil er keine hatte. Sie verlangten, dass er abdankt, sonst würden sie meine Familie töten. Er ließ sich nicht erpressen, und sie machten ihre Drohung wahr. Darufhin ließ er die Familien der Anführer des Aufstandes töten. Anschließend gab er den Befehl, jeden Tag die Familien von 10 Aufständischen zu töten. Nach zwei Wochen war der aufstand niedergeschlagen."

    "Wenn sie genug plündern können, werden sie zufrieden sein. So lange sie Aussicht auf Reichtum haben, werden sie ihm folgen. Der Rest liegt an seiner Ausstrahlung."

    "Man muss den Gegner zum Handeln zwingen. Der Gegner muss hilflos werden, ohne dass es zur Schlacht kommt. Ich frage mich ernstahft, warum die Aufständischen überhaupt nach Rom marschieren. Es wäre sinnvoller, die Getreideversorgung zu unterbrechen und scheinbar planlos Provinzen zu überfallen. Das würde dazu führen, dass die Bevölkerung dem Kaiser nicht mehr zutraut, sie zu schützen. Das wiederum führt zu weiteren Aufständen. Die Legionen werden gezwungen sein, entweder Italien zu halten und den Rest zu verlieren, oder sich aufzuteilen. Teilen sie sich auf, so kann man gefahrlos in Italien zuschlagen.
    Kurz gesagt, wenn der Gegner 10:1 überlegen ist, dann muss man ihn dazu zwingen, sich zu verteilen, so dass man nur noch einzelne Legionen bekämpfen muss."

    Ich dachte nach.


    "Ich würde einen Teil meiner Streitkräfte mit allen Feldzeichen von Süden her über den Landweg marschieren lassen. Der Hauptteil würde dann später bei Ostia landen. Von dort aus würde ich bis kurz vor die Stadt marschieren und sie mit Feuerwerk beschiessen, bis sie brennt, während gleichzeitig einzelne Abteilungen die Aquädukte, die nach Rom führen, zerstören. Danach würde ich mich zurückziehen."


    Nachdenklich fügte ich hinzu "Kaiser Sheng würde wahrscheinlich einen besseren Weg finden."