Beiträge von Liu Wong

    "Erstens kann Rom sich nicht selbst versorgen. Einer Belagerung kann es also nicht lange Stand halten. Zweitens sind die Gassen eng und die Gebäude teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Wenn man Brandgeschosse auf die Stadt feuert, wird sie in einem Flammenmeer versinken. Und selbst wenn man keine Brandgeschosse verwendet, werden die Verluste unter der Bevölkerung sehr hoch sein, spätestens wenn im Steinhagel Panik ausbricht. Ich kenne mich in Rom nicht aus, und mir fallen schon drei Möglichkeiten ein, die Stadt zu erobern. Wie viele Möglichkeiten mehr fallen wohl einem Ortskundigen ein? Daher bin ich der Meinung, dass Rom nicht zu halten ist."

    "Für mich bitte keinen Wein." sagte ich leise, bevor ich seine Frage beantwortete. "Eure Frage ist berechtigt. Lasst es mich so ausdrücken: Es gab einige Vorfälle, die mich dazu veranlasst haben, zunächst die Armee und dann auch das Reich Han zu verlassen. Ich brauchte eine Zeit lang Abstand von meinem alten Leben. Also bat ich den Kaiser darum, mir eine Reise in das Imperium Romanum zu gestatten. Ich wollte eigentlich nach Alexandria, aber da war Bürgerkrieg. Also bin ich nach Rom gereist, aber das war auch von den aufständischen Soldaten bedroht. Und ich halte Rom für nicht zu verteidigen. Also bin ich dann hierher gereist. Und hier ist auch Krieg. Es scheint mein Schicksal zu sein."

    Ich lächelte höflich.


    "Ich komme aus dem Reich Han. Es liegt weit östlich von hier. wenn Ihr von Rom bis Tylus reist, und noch einmal die gleiche Strecke, dann erreicht Ihr unseren Verbündeten Siam. Durchquert Ihr sein Reich auf dem Landweg Richtung Nordosten, so erreicht Ihr die Grenze zu Han. Ich bin ein Fürst, verwandt mit dem Kaiser von Han. Beruflich hatte ich die Offizierslaufbahn eingeschlagen und bin bis zum General aufgestiegen. Mein letztes Kommando führte ich als kaiserlicher Feldherr. Ich war verantwortlich für etwa 20.000 Soldaten."

    Ich setzte mich. "Danke."


    "Möglicherweise kann ich Euch helfen. Ich habe selbst einmal eine Armee in bergiger Gegend kommandiert, gegen einen Gegner, der nur kleinere Scharmützel und Angriffe aus dem Hinterhalt durchführte. Ich kenne diese Gegend zwar nicht, aber wenn ich kann zumindest meine Ideen zur Verfügung stellen. Wenn Ihr das wünscht, Legat."

    Ich trat ein und verbeugte mich.


    "Ehrenwerter Legat. Ich bin Liu Wg, Fürst von Qin aus dem Reich Han. Der Optio Balbus war der Meinung, dass ich Euch möglicherweise von Nutzen sein könnte. Ich war der Kommandant seiner beiden Onkel, als diese im Reich Han dienten."

    Ich kam zum Zelt und sprach eine Wache an.


    "Sei gegrüßt, Soldat. Der Optio Balbus meinte, dass ich dem Legaten Meridius von Nutzen sein könnte. Wenn der Legat Zeit hat, würde ich ihn gerne sprechen."


    Ich strich meine blaue seidene Generalsuniform glatt, während ich wartete.

    Ich verbeugte mich kurz.


    "Ich sollte Euch von Eurem Vater ausrichten, dass es der Familie gut geht, dass Euer Cousin eingetroffen ist und dass die Casa fertiggestellt ist. Ich weiß, es ist nichts Weltbewegendes, aber ich habe es Eurem Vater versprochen."


    Ich verbeugte mich noch einmal.

    "Ich danke euch für eure Hilfe. Ich stehe in eurer Schuld."


    Dann stieg ich von meinem Pferd und ging auf die Wache zu.


    "Ich habe eine Nachricht für den Tribun Balbus und seinen Bruder, den Optio Balbus, von ihrem Vater. Wäre es möglich, einen von beiden kurz zu sprechen?"

    "Das ist bei uns anders. Wer die Eingangsprüfung zur kaiserlichen Militärakademie besteht, beginnt dort seine Ausbildung. Man wird sofort zum Offizier ausgebildet. es gibt Generäle bei uns, die nie mit einem Feind persönlich die Klinge gekreuzt haben und die trotzdem in zahlreichen Schlachten ungeschlagen sind. Und die besten Generäle haben Feinde besiegt, ohne es zur Schlacht kommen zu lassen. Das ist die höchste Kriegskunst."


    Ich schnallte mein Schwert wieder an, während ich redete.


    "Ich hoffe, ihr kommt nicht auf die Idee, mich Nachtwache halten zu lassen. Ich bin reichlich aus der Übung. Vor etwa 20 Jahren, als Leutnant, habe ich zuletzt eine Nachtwache gehalten."

    "Etwas mehr als einen Monat... etwa eineinhalb Monate. Und davor war ich ein halbes Jahr unterwegs, bis ich die Grenzen des Imperiums im Osten erreichte."


    Ich schaute mir kurz die Umgebung an.


    "Fangen hier alle als einfache Soldaten an, oder werden Offiziere als Kadetten einer Akademie ausgebildet?"

    Ich hatte meine chinesische Generalsrüstung angelegt. Sie würde mich schützen, auch wenn sie primär repräsentativen Zwecken diente.
    Die beiden Soldaten legten ein ganz gutes Tempo vor.


    "Wenn ich das fragen darf, wie lange seid ihr schon Soldaten?"

    Ich verbeugte mich leicht.


    "Ich bin Liu Wong, Fürst von Qin, aus dem Reich Han. Ich bin hier, um mir ein Bild des Imperium Romanum zu machen. Mein Kaiser fragt sich, ob wir Kontakt zu Rom aufnehmen sollen. Dazu muss er aber wissen, ob Rom uns ebenbürtig ist. Von den kulturellen errungenschaften besteht dabei kein Zweifel, aber die strategischen Fähigkeiten der Generäle sind auch ein wichtiges Indiz für den Zivilisationsstand. Und wo kann man besser strategische Fähigkeiten beurteilen, als beim Kampf zweier ungleicher Armeen. Deshalb bin ich hier."


    Ich achtete darauf, dass ich meine Hände stets von meinem Schwert entfernt hielt.

    Ich grinste. Lächeln konnte man das nicht nennen, eher ein schelmisches Grinsen.


    "Ich gebe immer auf mich acht. Wir sehen uns in einigen Wochen wieder, wenn ich genug gesehen habe. Ich möchte mich noch einmal für die Gastfreundschaft bedanken."


    Ich verbeugte mich und verließ den Wohnraum. Kurz darauf verließ ich auch die Casa.

    Nach einer nur kurzen Nachtruhe setzte ich meinen Ritt Richtung Numantia fort, als mir zwei Reiter auffielen. Offensichtlich gehörten sie zum Militär.


    "Ich grüße euch, Soldaten. Wenn ich fragen darf, komme ich nach Numantia, wenn ich dieser Straße folge?"

    "Es ist mir eine Ehre. Und es wird mir eine Ehre sein, Eure beiden Söhne kennen zu lernen. Ihr seid sicher stolz auf sie.
    Ihr könnt mir übrigens auch einen Gefallen tun. Ich kann unmöglich mein ganzes Gepäck mitnehmen. Ich werde nur mein militärisches Zubehör mitnehmen, also bleibt ein recht stattlicher Teil meiner Fürstengewänder hier. Gebt bitte gut auf sie acht."