Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Jetzt, wo ihm einer der Männer antwortete, kam er ihm irgendwie verblüffend bekannt vor. Trotz der Überraschung nickte Maximian und registrierte beiläufig, dass seine Vermutungen zum Inhalt des Gespräches richtig gewesen waren.


    "Du meinst, als der Christ hingerichtet wurde? Ja, da war ich auf den Märkten."


    Er zog die Brauen ein wenig zusammen und musterte die Gruppe.

    Maximian hatte gerade die Casa durchqueren und in sein Cubiculum gelangen wollen, als er Stimmen aus dem Triclinium hörte und wie ein Schwarm Vögel, der ein Unwetter aufkommen sah, sogleich beidrehte. Er war hungrig und Stimmen aus diesem Raum konnten eigentlich nur bedeuten, dass es gerade etwas gab.


    Als er eintrat, erblickte er zwei Gäste und bei ihnen Meridius und Alessa. Allen nickte er zu und sah dann zu seinem Vater.


    "Salvete. Darf ich mich zu euch setzen?"

    Maximian war vor den Wettschwimmern am Beckenrand angekommen und blinzelte sich die Nässe von den Wimpern, während er unweigerlich Zeuge der Unterhaltung wurde. Und da er nunmal Maximian war, eigentlich aus Hispania kam und noch dazu schon beinahe bei der kleinen Gruppe, machte er ein, zwei Züge zu ihnen hin und meinte:


    "Salvete. Über was redet ihr?"


    Max war in Gedanken versunken gewesen, während sich scheinbar eine Horde zum Wettschwimmen eingefunden hatte. Maximian hatte sich des Handtuchs entledigt und war ins Wasser getaucht. Hm, angenehm warm.


    Dann schwamm er selbst eine Bahn und beobachtete die Schwimmer, die sich ein begnadetes Kopf an Kopf - Schwimmen lieferten.

    De Nachricht hatte ihn betrübt, die Szene allerdings hatte auch ihn beinahe zu Tränen gerührt. Alessas Zusammenbruch, Mattiacus Selbstvorwürfe, Martinus' Schweigen. Und er hatte den alten Proximus gar nicht wirklich gekannt...
    Nachdem scheinbar alle gegangen waren, suchte Maximian stillschweigend seine Würfel zusammen. Mit ihnen in der Hand setzte er sich auf die Kline und hing noch ein wenig seinen Gedanken nach.

    "Der Jurist, gewiss..."


    Oh ja, den Juristen hatte Max ganz überhört... Wie konnte das nur passieren, wenn man einem jungen Mann von dem Mann erzählte, der die Praetorianergarde anführte? Max musste leicht schmunzeln und mahnte sich, dass auch ein Jurist sicherlich viele spannende Erlebnisse hatte.


    "Er kennt mich ja bereits und wir haben und recht gut verstanden. Es wäre mir nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Freude."


    Max hoffte unterdessen mit einem Blick auf den Brief, dass es nichts wichtiges war, was da vergessen wurde.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Ich werde zusehen, dass ich einen Paedagogen für Dich auftreiben kann. Du kannst Deine Zeit sicher gut nutzen. Oder zumindest einen Mentor, falls nichts anderes möglich ist. Was hälst Du von Vinicius Hungaricus? Er ist ein angesehener Jurist..."


    "Vinicius Hungaricus? Ihn als meinen Mentor zu haben, wäre mir eine große Ehre. Ist er nicht auch für die Pratorianer zuständig?"


    Martinus trat hinzu und grüßte. Das Sonnenbad entwickelte sich ja geradezu zu einem inoffiziellen Familiengelage. Auch ihm gefiel es und er riss ein Blatt von irgendwo ab, um damit zu spielen.


    "Salve, Martinus."


    Dann hörte auch Max aufmerksam zu.

    "Oh je...", sagte Max promt heraus und machte große Augen, während er auf Jagd nach irgendwelchen verbliebenen Versen ging. Zuerst kamen ihm nur einzelne Fetzen in den Sinn, doch dann formten sich wieder logische Texte zusammen. Manche schneller, manche nur zäh. Je nachdem, wie sie ihm damals gefallen hatten.


    "Heimwärts kehrten die Führer des Heer's; Dampf steigt von Altären,
    Göttern der Heimat wird feindliche Beute geweiht.
    Tempel beschenken die Fraun zum Dank für der Männer Errettung,
    Diese besingen den Sieg über der Troer Geschick.
    Würdige Greise befällt und zitternde Mädchen ein Staunen,
    An des Erzählenden Mund schwebet das horchende Weib
    Mancher erläutert der Schlacht wildtobendes Drängen am Schänktisch,
    Pergamum's ganzes Gebiet malt er mit wenigem Wein.
    "Hier floß Simois' Strom, dort lag die sigëische Landschaft,
    Ragend empor stand hier Priamus' Königspalast.
    Dort des Achilles und dort des Ulysses Zelte gewahrt man,
    Hier hat Hector's Rumpf jagende Rosse geschreckt."


    Er sah seinen Vater fragend an. Erkannte er die Stelle?


    "Ovids Heroides", sagte er und erinnerte sich, dass das sein Lieblingstext gewesen war. Dann legte sich seine Stirn in Falten, als er wieder nach Worten suchte.


    "Und aus Vergils Bucolica müsste gewesen sein:


    Dann, wenn dich zum Mann gemacht das gekräftigte Alter,
    läßt auch der Schiffer freiwillig das Meer, die segelnde Fichte
    tauscht nicht Waren mehr aus: überall trägt alles die Erde.
    Nicht mehr duldet der Boden die Hacke, der Weinberg die Sichel,
    jetzt -


    Wie es weitergeht, habe ich schon vergessen. Aber einen Textausschnitt weiß ich noch ganz genau. Den hat uns unser Lehrer merhmals niederschreiben lassen, bis wir ihn im Schlaf hätten aufsagen können:


    Das Viele, das Ganze ist nur dies Eine, hervorgebracht von dem Sohn,
    der allen Wesen der Same des Seins; doch du bist die keimende Kraft;
    in diesem und aus ihm wird alles erzeugt, was der göttlichen Keimkraft entströmt,
    und in diesen Samen kehrt alles Gezeugte und aus ihm Erzeugte zurück."


    Max nickte und war doch erstaunt, was noch vorhanden war. Eigentlich hatte er sich immer als ziemlich liderlichen Lerner in Erinnerung gehabt.

    Er hatte schon ein bisschen was gelesen, damals in der Schule, auf die ihn sein Ziehvater geschickt hatte. Doch hatten sie sich dort auf nur wenige Texte beschränkt. Die ein oder andere Textpassage hatte er auch auswendig lernen müssen und das häufiger, als seine Mitschüler. Er hatte zu gern gestört und sich so manches mal den Zorn des Lehrers dafür "verdient". Ob der Erinnerung kratzte er sich am Hinterkopf.


    "In Valencia habe ich vor einigen Jahren Homers Ilias, Ovids Heroides und einen Teil seiner Metamorphosen und ein paar Ausschnitte aus Vergils Werken gelesen."

    Untergehen?, dachte Max und gluckste leise. Wenn er nur richtig gewollt hätte, wäre Alessa diejenige gewesen, die um Aufhebung der Kampfhandlungen gebeten hätte.
    Schließlich verlor er aber wenn überhaupt gegen seine Großcousine am liebsten, dass er es einfach dabei bewenden ließ. Einfach mit einem frechen Grinsen zu ihr.


    "Abgesehen von dieser schmachvollen Niederlage? Ich war in der Therme, habe mich dort ein wenig körperlich ertüchtigt und hinterher meine Rechenkünste geübt, als ich über den Markt gelaufen bin. Und dann habe ich noch einigen Frauen nachgestellt."


    Er schmunzelte schelmisch und machte wieder einmal nur allzu deutlich, dass der Ernst des Lebens irgendwie bisher an ihm vorübergezogen war.

    Er hatte sich aufgerappelt und war ihr gefolgt, nicht ohne ihr nochmal schnippisch in die Seite zu zwicken und sich diesmal ohne darauf aufmerksam gemacht zu werden die Tunika richtete und sich Kieskrümel abklopfte.
    Auch er setzte sich und grinste noch vor sich hin.


    "Mach dich auf was gefasst, du...", raunte er gefährlich und lustig zugleich und wandte sich dann seinem Vater zu.


    "Ein Feldherr gibt sich nicht so einfach geschlagen, richtig?"

    Rummsend und lachend landete Maximian mit Alessa am Boden und als er gerade nach Luft schnappte, um seinen Bauch ein wenig zu entkrampfen, hatte sie ihn schon festgenagelt und sah ihn triumphierend an.


    "He, du hast geschummelt! Äääh... die Sonne hat mich geblendet!", versuchte er sich schelmisch grinsend rauszureden. Wenn er ernsthaft gewollt hätte, wäre er frei gekommen. So aber zappelte er nur ein wenig und als er die Stimme seines Vaters hörte, ließ er selbst das bleiben und seufzte theatralisch der Siegerin entgegen.


    "Also gut... Ich gebe mich geschlagen", sagte er und ließ die Hände rumflattern. Doch das Grinsen blieb.

    "Au!", quikte der 'sonnenanbetende Salamander' da glatt auf, als ihre Finger eine dünne Hautfalte seines Armes erwischt hatten und sie nun fies mit den Fingernägeln maltretierten.
    Das konnte er natürlich nicht auf sich beruhen lassen. Schließlich hatte er auch Finger, die atackieren konnten. Und wie sie das konnten. Wie ein Schwarm Bienen fielen sie über Alessas Taille her und kitzelten dort, was das Zeug hielt.


    "Nimm das und das, du zwickende Diestel!"

    Na, das wäre doch gelacht, wenn er es nicht mit Alessa aufnehmen konnte, dachte Maximian sich und setzte zur Verfolgung an. Tatsächlich konnte er auch aufholen.


    "Wie früh ich heute aufgestanden bist, wirst du gleich erleben können!", gluckste er und war schon so nahe heran, dass er nach einem Zipfel ihrer Tunika greifen konnte. Den bekam er auch zu fassen und behielt ihn auch, wobei er mit der anderen Hand um die Taille seiner Großcousine griff und sie so schließlich aufzuhalten wusste.


    "Ha! Jetzt hab ich dich! Und was mach ich nun mit dir?", meinte er triumphierend und hielt Alessa so, dass sie ihm nicht mehr entkommen konnte.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Kuck mal, dass Du Deine Tunika geordnet bekommst, wenn Damen anwesend sind..."


    Ja sowas, hier waren ja noch mehr Familienmitglieder aufgelaufen. Wie lange hatte er die Augen geschlossen gehabt? So stürmte er also im Schweinsgalopp hinter Alessa her, die sich in mädchenhafter Manier hinter Meridius verschanzte und herausfordernd grinste.


    Die Bemerkung seines Vaters hätte ihn dann beinahe aus dem Takt gebracht. Aber er konnte es noch verhindern, dass seine Beine sich verknoteten, indem er kurz stehen blieb, um die Tunika zurecht zu zupfen, dann aber gleich wieder zum Angriff überging und um Meridius herum lief, um nach Alessas Tunika zu fingern.


    "Komm' her, Großcousinchen. Es ist Waschtag."

    Zitat

    Original von Decima Alessa
    Ihr Großcousin lag auf eine Kline und sonnte sich gemütlich. Leise schlich sie an ihm vorbei zu einem kleinen Teich, schöpfte dort eine Hand voll Wasser und schlich sich ebenso leise wieder zu ihm zurück.
    Er hatte seine Augen geschlossen, vielleicht war er auch eingenickt, sie wusste es nicht. Jedenfalls hielt sie ihre Hände über sein Gesicht und öffnete sie, sodass das Wasser auf sein Gesicht plätscherte. Kichernd sprang sie zur Seite und wartete auf seine Reaktion.


    Er war gerade einem äußerst unterhaltsamen Traum nachgegangen, der ihm so im Halbschlaf überkommen hatte. In diesem Traum war er bei Valeria und nein, er würfelte nicht mit ihr, sonder widmete sich mit voller Hingabe anderen, schöneren Dingen...


    Doch dieser Traum hatte jäh ein Ende, als er plötzlich etwas kaltes im Gesicht spürte und hochschreckte, als wäre der Blitz in ihn gefahren. Als die erste Erstickungsangst überwunden war, öffnete er die Augen und sah natürlich promt in die Sonne. Toll.


    Er hörte es kichern. Ein Grinsen trat auf sein Gesicht.


    "Warte nur, bis ich nicht mehr nur grüne Flecken sehe, du Rübe!", drohte er, lächelte und konnte schließlich die Übeltäterin ausmachen. Natürlich... Alessa. Da sprang er schon auf und zu ihr, um sie zu kitzeln.


    Kindskopf, dachte er bei sich. Aber Spaß musste sein, zumal er wusste, dass seine Großcousine es in diesen Tagen nicht leicht hatte. Und zumal sie mit die jüngste der Familie war und er sie einfach gut leiden konnte.

    ... hatte Maximian sich vorgenommen, im Hortus ein Sonnenbad zu nehmen. So kam er also in den Garten, legte die toga ab und sich sogleich auf ene bereitgestellte Kline. Dabei hatte er ein paar Würfel, mit denen er auf dem steinernen Boden ein wenig mit bzw. gegen sich selber spielte.

    Es war Maximians erster Besuch in den Thermen. Er war seinem Vater einfach gefolgt, hatte ihm alles gleich getan, bis Meridius sich in der palaestra aufzuhalten gedachte.


    Max wollte lieber erkunden und so hatte er sich verabschiedet. Gedankenverloren schlenderte er durch die verschiedenen Bereiche der Therme, ließ sich schließlich am Warmwasserbecken nieder, um die Beine im Nass baumeln zu lassen.


    So beindruckend diese Einrichtung war, so viel luxuriöser als alles andere, das er zuvor gesehen hatte, so sehr beschäftigten ihn die Bilder des Vorfalles am Markt. Ein seltsamer Zwischenfall.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "MAXIMIAN!"


    Maximian hatte wahrscheinlich noch geschlafen, als ein markdurchdringener Ruf durch die Casa gellte, der selbst jedes geschlachtete Rindvieh wieder zu Leben erweckt hätte. Es dauerte daher auch eine ganze Weile, ehe er sich irgendwie dort einfand, wo er den Ruf her erwartet hätte und trotzdem konnte man an den wilden Haaren und dem Schuh in seinen Händen erkennen, dass er sich beeilt hatte.


    War noch wer da?


    Sim-Off:

    Ups... sorry. ^^

    "... bis ich die Toga Virilis tragen darf, ja."


    Maximian lächelte voller Vorfreude, während er den Satz vollendete, den sein Vater begonnen hatte. Dann stand er auf und sah ernst drein - verantwortungsvoll, erwachsen.


    "Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich ausschlagen würde, was du mir zuteil werden zu lassen gedenkst. Und auch wenn ich zuletzt nicht immer den Eindruck eines beinahe Erwachsenen hinterlassen habe, sehe ich mich der Herausforderungen gewachsen."


    Er nickte einmal knapp und sah Meridius gespannt an.