Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Eine Lücke, die gefunden werden wollte. Maximian berlegte einen Moment lang fieberhaft, was das wohl für eine Lücke sein konnte, die sie ausnutzen konnten. Aber er fand keine. Und das deprimierte, auch wenn er wusste, dass man nicht alles gleich und sofort haben konnte. Ja, diesbezüglich war Lucius Decimus Maximian immer noch der kleine Junge, der von seiner Mutter beinahe jeden Wunsch von der Lippe abgelesen bekommen hatte. Das prägte. Er hatte immer so viel Glück gehabt. Selten klappte etwas mal nicht, wenn er es sich gewünscht hatte.
    Aber hier nun.... Es war alles so viel schwerer. So viel bedeutender. Nicht nur irgendein Wunsch, den man in irgendeiner Weise eben mal so erfülen konnte.


    Maximian seufzte leise. Er würde noc genug Zeit haben, sich darüber Gedanken zu machen. Er lachte leise: Und wie viel Zeit er haben würde, sich darüber den Kopf zu zerbrechen...


    Langsam hob er den Kopf und erstmals während dieser Unterredung stand ein richtiges Lächeln auf seinen Zügen. Es wirkte zwar gequält, aber trotzdem aufgeheitert und reichte auch bis zu den Augen hinauf, die ein wenig mitzulächeln schienen.


    "Ich danke dir, dass du dir meinen Herzschmerz anhörst. Eigentlich... eigentlich ist sowas nicht üblich."


    Eine Hand fuhr hinauf zum Nacken, wo ein oder zwei Finger durch das kurze Haar kratzten, während das Lächeln weiterhin auf Nyla ruhte.


    "Es tut gut mit jemandem zu reden, der nicht nur von vornherein sieht, dass es falsch und entehrend ist. deshalb kann ich mit meiner Familie nicht darüber reden und Valeria ist zu weit weg..."


    Er nickte kurz und senkte den Blick, der dabei auf die Traube fiel. Essen. Er schmunzelte und hob den Blick wieder.


    "Zwar habe ich immer noch keinen Appetit, aber Sorgen sollst du dir auch keine machen."


    Beinahe hätte er gezwinkert, wie er es sonst so häufig tat; dann verschwand die Traube aber nur in seinem Mund und der Blick irgendwo im Raum.

    Maximian nickte gehörig, fühlte sich aber wie betäubt, als die Gedanken durch seinen Kopf schossen. Die Sache war ausgestanden. Er würde seinem Vater in Zukunft nicht mehr von der Seite weichen. Das Leben eines edlen Mannes sollte er kennenlernen. In Rom. Und er würde in die Legio IX Hispana aufgenommen werden.
    Valeria... Valeria würde er nicht mehr wiedersehen dürfen.


    Mit starren Augen sah Max seinen Vater an, dann nickte sein Kopf, ohne dass er es bewusst bewirkt hätte, und sein Mund sprach Worte, die er sich nicht bereitgelegt hatte.


    "Ich werde dich nicht noch ein zweites Mal enttäuschen."


    Offenbar überlegte er kurz (immer noch in dieser Starre und Taubheit), sodass man schwerlich sagen konnte, was sich hinter der Stirn des jungen Mannes absielte.


    "Wann... Wann geht es nach Rom?"

    Maximian verfolgte den Kampf seinen Familienmitglieder hingegen mit wachsender Spannung und Begeisterung. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen und war vollkommen konzentriert bei der Sache, weshalb ihm die Blicke der anderen entgingen. Wieder einmal spürte er mächtige Bewunderung für all jene, die sich todesmutig in eine Schlacht warfen, und den Drang, sich selbst einmal in solch einer Situation wieder zu finden, um herauszufinden, ob auch er ein guter Soldat war. Spritzendes Blut, angsterfüllte Schreie oder gar grausam entstellte Gesichter begeisterten, schreckten aber nicht ab. Was für ein Schauspiel!

    Die Stille war beinahe erstickend für den jungen Maximian. Dann endlich brach sein Vater sie. Unsicher nickte Max und senkte dann den Blick.


    "Sollte es bekannt werden, ist die Familie entehrt und die Götter heißt es zu beschwichtigen. Aber außer Gallus, Livianus, meiner Mutter und dir weiß niemand davon, das kann ich dir versichern. Es wird nicht bekannt werden. Und was die Götter anbelangt... ich werde ihnen täglich Opfer darbringen, wenn das von mir verlangt wird, um den Schaden für die Familie gering zu halten. Schließlich erfuhr ich durch sie seither nur Gutes..."


    Er pausierte kurz und nickte mit leicht aufeinander gedrückten Lippen. Ah, die Starre, mit der Meridius ihn geradezu anstarrte und die Art und Weise, wie er sprach, machten Maximian beinahe verrückt.


    "Wie es weitergeht? Hm. Wie meinst du das? Das zwischen Valeria und mir? Es darf nicht weitergehen, das ist mir bewusst. Deshalb wirst du uns den Umgang verbieten, ich werde mich entweder bald in Rom oder in den Legionen wiederfinden und egal wo mein Bestes geben."


    Auch Max versuchte jetzt Emotionen auszusparen.

    Uhoh... Während Meridius sprach, wurde Maximian immer kleiner auf seinem Stuhl. Er ahnte schon, was sein Vater als nächstes sagen würde und hätte eigentlich eine kämpferische Antwort geben wollen - dass er es sich durchaus zutraute, hart für eine Sache zu arbeiten - die ihm aber promt im Halse stecken blieb, da sein Vater ihn anscheinend auch gar nicht zu Wort kommen lassen wollte, ehe er das Gespräch auf den Punkt gebracht hatte.


    Die Tochter seines Bruders. Das hörte sich anders an als Cousine. Wesentlich näher. Er wandte kurz den Blick ab, legte ihn auf den geschienten Arm, entschied sich dann aber Haltung anzunehmen und das eben so gut wie möglich durchzuziehen. Ein wenig Ärger hatte sich ja auch bei ihm angestaut.


    "Nun... es tut mir leid. Dass du deinen Romaufenthalt abbrechen musstest, um die Familie, um die Sorgen, die ich bereite. Ich will aber ehrlich sein: Was Valeria anbelangt, tut es mir nicht leid. Es ist geschehen und ich weiß, was das, was wir taten, bedeutet. Und das nicht einmal für mich, auch nicht für Valeria, die keine Schuld treffen kann, sondern für... Naja, euch."


    Er machte eine schweifende Geste und traute sich kaum mehr in das Gesicht seines Vaters zu sehen.


    "Ich weiß nicht, ob man es verstehen kann. Natürlich wusste ich die ganze Zeit über, dass sie meine Cousine ist und dennoch... "


    Er zuckte mit den Schultrn und wagte es Meridius wieder einmal anzusehen.

    Maximian schluckte kaum merklich und auch wenn er es nicht unbedingt als Aufforderung verstanden hatte wieder aufzustehen, tat er es. Ganz sicher geschah es deshalb, weil er sich so ziemlich unwohl fühlte.


    Er hörte seinem Vater zu. Nein, er hatte keine Ahnung, wie das Leben seines Vaters ausgesehen hatte, als er so alt war wie Maximian jetzt. Aber darauf ging er nicht ein. Viel mehr ließ ihn die Anmerkung seines Vaters, dass Maximian genauso gut bei den Legionen aufgehoben gewesen wäre, die Lauscher spitzen.


    "Ich warte nur auf meinen Geburtstag, damit ich mich rekrutieren lassen und meinem Leben einen tieferen Sinn geben kann."


    Vielleicht stimmte Meridius das ja ein wenig milder... Der Wille sich nützlich zu machen, ihm nachzueifern.


    "Bisher unterzog er mich einem Test, in dem er herausfand, wie es um meinen Wortschatz und mein allgemeines Wissen steht. Dann las er mit mir verschiedene griechische Texte und begann in den letzten Stunden mit der Rhetorik und Mathematik dort weiter zu machen, wo mein Wissen endete."

    Während sein Vater sprach, war auch Maximian zu einem Stuhl gegangen und hatte sich langsam darauf niedergelassen, sodass er saß, als er erfuhr, dass er mit nach Rom gehen sollte. Sollte das eine Strafe sein? Zugegeben, die kühle Art seines Vaters und sein Blick waren alles andere als locker. Maximian konnte dennoch gar nicht so schnell denken, wie ihm alles mögliche durch den Kopf schoss. Nur eins war deutlich: Rom bedeutete, dass er Valeria näher sein würde!
    Grad noch so konnte er sich zusammenreißen und antworten.


    "Die Lektionen... Sie gehen gut voran. Morpheus ist ein guter Lehrer."


    Einen Moment lang dachte Maximian nach, sammelte sich.


    "Rom, Vater? Das halte ich... für eine angemessene... Maßnahme."

    Natürlich wusste Maximian, dass die Ruhe seines Vaters nichts damit zu tun hatte, wie er über das Vorgefallene dachte. Im Gegenteil: Die Art, wie er sprach und dass er sich abgewandt hatte, ließ Maximian noch nervöser werden. Beinahe zögernd trat er näher, wagte es aber noch nicht, sich zu setzen. Hinter dem Rücken seines Vaters vollführte sein Kopf eine Mischung aus zustimmenden Nicken und widersprechendem Kopfschütteln.


    "Das ist gut. Sehr gut. Mir? Auch... gut... so weit..."


    Er räusperte sich kaum hörbar und orientierte sich am Boden.


    "Gratulation zur gewonnenen Wahl zum Quaestor Consulum."

    Gallus hatte Maximian in seinem Cubiculum anegtroffen und ihm mitgeteilt, dass der pater familia ihn sehen wollte. Maximian hatte stumm genickt und war dann mehr oder minder zügigen Schrittes zum Tablinum seines Vaters gegangen. Dort angekommen atmete der junge Mann nervös blickend noch einmal tief durch und klopfte an, ehe er in den Raum eintrat.
    Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, stand er unweigerlich stramm da. Sein Herz schlug dumpf, während er den Blick Meridius', ein Lächeln und passende Worte suchte.


    "Vater. Ich hoffe es... es geht dir gut."

    Hoffnung. Das war ein gutes Wort, doch momentan war es schwer zu hoffen. Immerhin hatte Valeria ihn erade erst verlassen... Dennoch aber hob Maximian den Kopf und sah Nyla schon ein wenig aufgemnterter dabei zu, wie sie eine Schale voll Trauben zu ihm brachte. Maximian besah sie sich einen Moment, lächelte dann nd nahm sich eine Traube, die er in seiner Hand behielt und darin hin- und herdrehte.


    "Danke.", meinte er noch lächelnd zu Nyla gewandt, bevor der Blick wieder nachdenklicher wurde und sich auf die Traube in seiner Hand legte.


    Die Worte, die Nyla dann sprach, waren ja so wahr und genau das, was auch er dachte. Valeria und er hatten nichts dafür gekonnt, dass es so gekommen war. Allerdings hätten sie schlimmeres wohl vermeiden können... und darum ging es wohl.
    Abermals nickte er und schnaubte dabei ganz leise. Nicht verächtlich, sondern eher hilflos.


    "Einen Weg kann es nicht geben. Sie ist meine Cousine - daran lässt sich nichts bewenden. Weder mein Vater noch die Götter könnten das bewerkstelligen... Hoffen."


    Max hob den Kopf und musterte Nyla, wodurch sich seine Stirn in Falten legte. Man konnte ihm ansehen, dass das Gespräch ihm gut tat, fühlte er sich doch erstmals verstanden.


    "Das ist wohl die Antwort auf viele Fragen, hm? Es heitert dich auf, gibt Kraft und Halt. Ich weiß nicht...." Er schüttelte den Kopf und sah wieder die Traube an. "Ich weiß nicht, ob ich für etwas hoffen sollte, das gar keine Chance hat. Ohne Zweifel wird mir genau das jeder meiner Verwandten ausreden wollen... Zu hoffen. Und es ändert nichts an den Tatsachen. Nein, ich darf nicht hoffen und muss aufhören an sie zu denken..."


    Er stockte und starrte mit wieder hängendem Kopf auf die Traube hinab. Nie würde er aufhören können an Valeria zu denken, nie. Egal was seine Großcousins ihm sagten, seine Mutter, ja, selbst sein Vater. Valeria würde auf ewig ein Teil von ihm sein, egal ob sie zusammen waren oder nicht.
    Ohne dass eine Träne oder sonst eine Gefühlsregung ersichtlich gewesen wäre, schniefte der junge Decimus und hob durchatmend den Kopf, so als wäre er gerade noch getaucht.


    "Aber das schaffe ich nicht. Lieber hoffe ich auf etwas, das nicht möglich ist, als mich dazu zwingen zu lassen, sie zu vergessen."


    Er grinste schief und weniger lustig und drehte wieder die Traube in seiner Hand.

    Maximian hatte auf seine Mutter gewartet, ehe er zu den Spielen aufgebrochen war, auf die er sich ganz nebenbei bemerkt mächtig freute. Zusammen erreichten sie den Hippodromus und ließen sich zur Loge der Gens führen. Dort angekommen wurden sie von der jubelnden Menge mitgerissen. Und als Maximian sich suchend aber zielgenau umsah, konnte er den Kaiser in aufrechter Position dem Volke winkend erkennen. Was für ein Anblick; was für ein Genuss für die Ohren!


    Maximian ging weiter und begrüßte die bereits anwesenden Decimas mit erwartendem Lächeln.


    "Salve Magnus, salve Martinus. "


    Dann stimmte er klatschenderweise in den Jubel ein.

    Ihre Hand auf seinem Arm spürte Maximian kaum und er war auch nicht verletzt oder verärgert wegen Nylas Frage. Immerhin wussste er, dass sie keine Römerin war und dementsprechend aller Wahrscheinlichkeit auch nicht wusste, was den Römern verlaubt und was erlaubt war. Noch dazu war er ohnehin schon zu traurig, um gar noch trauriger zu werden - zu betäubt, um noch mehr oder weniger fühlen zu können.


    "Das macht nichts."


    Also nickte er nur stumm mit dem Kopf und sagte ebenfalls eine Weile lang nichts.


    "Die Römer nennen es Blutschande, wenn verwandte sich lieben. Es ist verboten, es würde den Ruf der Familie ruinieren, wenn es bekannt würde, und es zürnt die Götter."


    Berichtete er und nickte abschließend mit abwesendem Blick abermals mit dem Kopf. Die verärgerten Worte seiner Mutter drangen ihm wieder ins Bewusstsein, der entgeisterte Blick Livianus', selbst der von Gallus, schwebten ihm immer noch vor Augen, die sich Maximian deswegen mit Daumen und Zeigefinger rieb.
    Dann lachte er leise aber nicht sonderlich belustigt und nickte noch einmal.


    "Einige wissen es. Mein Vater wohl auch..."


    Er schluckte.

    Vielleicht fühte Maximian sich deshalb verbunden mit der Sklavin. Sie war jung, sie lachte gerne und sie hatte das gefühlt, was er jetzt durchmachte. Sie würde verstehen, wenn er es ihr erzählte. Nicht so wie seine Mutter, de es nicht wirklich verstehen konnte, oder gar sein Vater...
    Aber er hatte auch das Gefühl, dass er ihr etwas geben konnte. Wenn er sich mit ihr... anfreundete, ihr manchmal etwas erzählte und sie ihm eventuell im Gegenzug, vielleicht würde sie sich dann besser fühlen in ihrem Schricksal.


    Er nickte leicht, gar mit einem zaghafte Lächeln auf den Lippen, als er an Valeria dachte, die letzte Nacht, und öffnete die Augen wieder, aber nur um noch zerschlagener den Boden zu visieren.


    "Sie... sie heißt Valeria. Ich habe noch nie etwas so sicher gewusst, als dass ich sie liebe und keinen Tag mehr ohne sie sein möchte. Die letzten Tage waren wir beinahe ununterbrochen zusammen und... es war so unglaublich schön. Sie hat vorhin das erste Schiff nach Rom genommen und wird dort auf mich warten."


    Wieder schmunelte er leicht, sah verträumten Blickes auf und ließ seine Worte in seinen Ohren nachklingen. Doch dann gefroren seine Gesichtszüge plötzlich.


    "Sie ist meine Cousine. Wir dürfen uns nicht lieben. Wir hätten es nicht gedurft und werden es auch nie mehr dürfen."

    Abermals seufzte Maximian und ließ sich ohne großen Widerwillen und nur wegen etwas in Nylas Stimme, das keine Widerrede duldete, in die Culina führen. Anschließend fiel er auf den ihm angewiesenen Stul und stützte die Ellenbogen auf die Knie, legte das Kinn in seine Hände und sah die junge Sklavin, die er ertappt hatte, wie sie aus der Casa flüchten wollte, wieder an. Seine Stirn lag in tiefen Falten und sein Gesichtsausdruck war alles andere als fröhlch.


    "Ja, dass er wieder in Tarraco weilt, habe ich auch gehört."


    Er verzog kurz den Mund, dann ließ er den Blick auf den Boden fallen.


    "Du weißt wahrscheinlich sehr genau, wie es ist, wenn man etwas von ganzem Herzen tun will, es aber unter keinen Umständen tun darf. So geht es mir gegenwärtig. Nicht nur, dass ich dir eigentlich nichts davon sagen dürfte... Aber ich vertraue dir." Sein drei-Tage-Regen - Blick, eigentlich ein waschechter 100-Tage-Regen, legte sich auf die Sklavin. Wieder seufzte er, dann schloss er kurzzeitig die Augen. "Ich habe mich verliebt."

    Er war schon fast an der Culina vorbei, beinahe schon um die Ecke gebogen, als eine Stimme ihn aus seinen Gedanken riss. Er wandte sich wieder herum und erkannte Nyla. Beinahe hätte er laut geschnauft, weil er glücklich war, dass Nyla kein Familienmtglied in dem Sinne war, unterließ das aber und seufzte daher nur, während er ein paar Schritte zurück ging und sich in den Rahmen der Tür zur Culina lehnte.


    "Nein, danke. "


    Galant üerspielte er ihre erste Frage und vesuchte ein Lächeln, das auch gelang. Aber es war nicht ganz so überzeugend wie sonst, dennoch aber aufrichtig und neugierig.


    "Eingewöhnt?"

    ... kam der jüngste Decimus des Hauses zufällig an der Culina vorbei. Er hatte gar nicht vorgehabt, sich dort blicken zu lassen, denn sein sonst recht gesunder Appetit war momentan wie weggeblasen. Selbst gute Gerüche konnten nichts daran ändern, als er die Culina mit möglichst leisen Schritten passieren wollte, um sich in seinem Cubiculum verkriechen zu gehen. Ein seltener Anblick, dass der junge Mann ncht zumindest einen Brocken Brot mitnahm.
    Neben dem mangelnden Hungergefühl fühlte er sich zudem nämlich weniger wohl in der Casa, in der es nur so vor Familienmitgliedern wimmelte, die ihn alle mehr oder minder neugierig und enttäuscht anzusehen schienen. Dass sie von nichts wussen, hatte Maximian vergessen und dachte deshalb, dass hinter jeder Ecke nur erneuter Ärger und eine weitere Ladung Schuldgefühle lauern würden, denen er aus dem Wege zu gehen versuchte.
    Und so achtete er auch nicht auf die Bewegung im Augenwinkel, die definitiv aus der Culina stammte.

    Maximian nickte dem eintretenden Boten zu, dann wartete er ab, ob seine Tante ihn zuerst lesen würde oder aber beisete legte. Dann grinste er und war innerlich mächtig erfreut, dass Eleanore nichts von allem, was ihn derzeit quälte, wusste. Nicht auch deshalb fand er, dass sie ein netter Gesrächspartner war und lehnte sich demonstrativ zurück.


    "Das wurde mir scon häufiger gesagt. Doch lassen wir das und gehen zu interessanteren Themen über."


    Er ließ eine raube ploppen und bot Eleanora die Schüssel an.


    "Kennst du dich in Tarraco schon aus? Reitest du?"

    Maximian hatte genickt und den Blick agehoben, um seine Mutter anzusehen, wie sie es verlangt hatte. Wieder hatte er sich mehr oder minder geduldig angehört, was sie zu sagen hatte und wieder schwieg er erst einmal. Nach einer Weile dann, sein Gesichtsausdruck war wie versteinert, erhob er sich, sah seine Mutter erneut direkt an und sprach mit unpassend ruhiger Stimme:


    "Ich verstehe das nicht falsch und ich weiß auch, was es der Familie bedeutet, was wir... was wir getan haben. Dabei... Dabei war es doch nur aus Liebe."


    Er musste kurz den Blick abwenden, aus dem vielleicht zu viel Ärger, Wut und Hilflosigkeit sprachen. Dann drehte er sich komplett ab und ging zur Tür zurück. Bei ihr angekommen hielt er aber nochmal inne und wandte sich mit wieder versteinerter Miene um.


    "Du solltest wissen, dass Valeria in der Früh ein Schiff nach Rom nahm. Überwache mich, Mutter."


    Die Tür ging auf und Maximian schlüpfte, seine Mutter nicht eines einzigen weiteren Blickes würdigend, hinaus. Hinter ihm fiel die Tür laut zu, dann entfernten sich schnelle Schritte.

    Tapfer war er gefolgt, tapfer hatte er gelächelt, tapfer hatte er losgelassen und tapfer stand er anschließend allein da, sah zu, wie Valeria das Schiff erklomm und kaum später an Deck erschien. Einige Meter waren sie jetzt voneinander getrennt. Das erste mal seit einigen Tagen überhaupt nicht an des anderen Seite. Wie ungewohnt es Maximian schon erschien, wie leer er sich fühlte, jetzt, da er nicht mehr einfach die Hand ausstrecken konnte.


    Und dann liefen Valeria die Tränen. Sie sah ihn an und weinte. Maximian ging noch einen Schritt weiter bis direkt an den Rand des Stegs und dachte einen Moment dran, zu ihr zu gehen und sie tröstend in den Arm zu nehmen. Doch da setzte sich das Gefährt schon in Bewegung. Langsam noch, aber bald schon war es einen Schritt entfernt, dann zwei, drei...


    Wie versteinert stand Max am Festland und nutzte die Chance, ihr noch einmal lautlos zu sagen, dass er sie liebte, während er zusehen musste, wie sie ihm Stück für Stück weiter entrissen wurde. Auch seine Augen füllten sich langsam, während er dastand wie ein Fels, den Blick nach vorn gerichtet, wo Valeria kleiner wurde. Bald schon konnte er ihre Augen nicht mehr erkennen, dann wurde ihr wunderschönes Gesicht immer kleiner und bald war das Schiff schon so weit draußen, dass sie nur noch eine Gestalt unter mehreren waren, die vereinelt wunken oder sich abwandten.


    Er stand da, bis das Schiff nur mehr ein Punkt und seine Valeria schon lange nicht mehr in Sicht war. Als er schließlich aus seiner Starre erwachte, ging sein Atem schneller und er blinzelte gegen die salzige Luft an. Jetzt war sie weg. Jetzt begann also die Zeit ohne sie. Die Zeit bis zum Wiedersehen, das noch in ferner Zukunft lag.


    Max ließ den Kopf hängen und atmete mehrmals tief durch. Wenn jeder Moment so schwer war wie dieser ohne Valeria an seiner Seite, und wenn es sogar noch schwerer wurde... wie sollte er das überstehen?
    Ohne den Blick von dem immer kleiner werdenden Pnkt abzuwenden, machten seine Füße wie von allein ein paar Schritte, dann setzte er sich. Dort, wo nur wenige Menschen passierten und er eine Weile lang ungestört sitzen bleiben konnte, um mit sich, dem Meer und dem Punkt am Horizont allein zu sein.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie Valeria sich unter Deck gebracht hatte und nun geschützt vor Wind und Wasser an ihn dachte. Ob sie ihn sich gerade genauso vorstelle, wie er sie? Ob sie ihn sah, so wie er sie sah? Der Gedanlke allein, dass das möglich war, tröstete den jungen Mann ein wenig. Er wollte nicht, dass sie traurig war, also versuchte er zu lächeln.


    Also lächelte er. Tapfer für das endlose Wasser, tapfer für die Luft und tapfer für den Punkt am Horizont, der schon längst verschwunden war - doch für Maximian war er immer noch dort, so wie Valeria bei ihm war oder die einzelne Träne, die sich seine Wange hinab ergoss.