Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Er dachte, sie würde es wissen? Maximian senkte den Blick und Denkfältchen zeugten von den Vorgängen in seinem Kopf.


    Doch bekam er nicht viel Zeit, über die Worte seines Vaters nachzudenken und suchte den Vogel, der sich niedergesetzt hatte und nun einbeinig über dem Schiff und dem Segel tronte während der Wind sein Gefieder durcheinander brachte. Und er fragte sich mit einem Blick auf das offene Meer, wann man wohl zu weit weg war? Mit dem Blick wieder auf das Festland zurückkehrend, wandte Maximian sich wieder an de Vater.


    "Sie wird dir dankbar sein. Und ich bin es auch, denn so bleibt es ihr erspart sich irgendeinem Dahergelaufenen an den Hals zu werfen."

    Maximian hatte beides nicht und er als junger Mensch fand es spannender, kitzelnder etwas zu erreichen, für das einen die ganze Welt bewunderte. Der Rest lag für ihn noch in so weiter ferne, auch wenn Venus sich schon merklich bemühte, dem jungen Mann andere Dinge schmackafter zu machen.


    "Vielleicht ist Maximian es, der beides zu vereinen weiß? Den Ruhm eines Achilles und das Familienglck eines Hectors?", scherzelte er ausgelassen weiter, während das Land vorüberzog.


    Und dann überraschte ihn sein Vater. Er würde seine Mutter nicht mehr gehen lassen? Verwirrung machte sich breit, doch nicht zuletzt fiel ihm gleich ein, dass seiner Mutter nichts besseres hätte passieren können. So würde sie nicht harter Arbeit nachgehen müssen, ganz bestimmt nicht. Er kannte seinen Vater zwar nicht so genau, aber seine Mutter dafür umso besser und so auch den Blick ihrer Augen, als sie in jener Nacht von seinem wahren Vater gesprochen hatte.


    "Und sie weiß das auch?", fragte er mit einer hochgezogenen Braue, aber sonst neutralem Gesichtsausdruck nach.

    Maximan nickte, hatte die Brauen zusammengezogen und schien nachzudenken.


    "Auch wenn das das Bestreben jedes einelnen der Tausenden ist, will ich jeden von ihnen übertreffen."


    Nicht, dass er sich das nicht zutraute. Junge Vögel wagten den Sprung aus dem Nest und stellten zwar erst hinterher fest, ob sie noch am Leben waren, aber sie sprangen mutig und blind, hatten sie ja auch gar nichts zu verlieren.
    Er grinste, als ihm Homer einffiel.


    "Ich wollte nicht Hector sein, wenn ich Achilles gegenüberstünde. Dann lieber anders herum."

    Ohne zu zögern antwortete Maximian, fragte sich jedoch, ob sein Vater vergesslich war oder was genau er meinte. War Maximians sehnlichster Wunsch für die Zukunft doch Legonär zu sein.


    "Ja, das werde ich", wiederholte Max sichtlich stolz. "Ich möchte dem Imperium dienen und einer unter Tausenden sein, die unsere Fronten stärken. Doch das erst, nachdem ich so viel wie möglich von dir lernen konnte."

    Der Sohn riss sich vom Anblick des kreisenden Vogels los und ging hinüber zu Meridius, hörte aber immernoch auf das Kreischen des Flugtieres, das ihn so faszinierte.


    "Ja, Vater?"

    Der Sohn des Mannes, der sich gerade zu seiner Heimat bekannte, stand mit an Bord des Schiffes. Da er aber nicht mitreden konnte, schwieg er respektvoll und betrachtete das vorbeiziehende Land - seltsam, wie das von hier aus alles kleiner aussah - und das Treiben an Deck. Es war seine erste Seefahrt und so war alles ußerst interessant und das Gefühl der wogenden See noch fremd, aber durchaus nichts, an das man nicht sein Gefallen finden könnte.
    Auch ihm war die Möwe aufgefallen. Er hatte sie mit seinen Blicken verfolgt und atmete tief die frische Seeluft ein. Was musste das Fliegen doch für eine Errunenschaft sein, wenn die Fahrt auf dem Wasser schon so königlich war?

    "Ich werde dich sicherlich besuchen kommen", meinte Max zuversichtlich und drückte ebenfalls nochmal, ehe er Martinus los ließ und ihn anlächelte.


    "Bis dahin werde ich die Reparaturen an der Casa vornehmen", scherzte er schließlich noch aufgeplustert wie ein junger Hahn und zwinkerte dann.


    Ganz sicher, sein Cousin oder Onkel.... er würde ihm fehlen.

    ... da kam Maximian noch schnell herbei gelaufen, um seinen Onkel zu verabschieden. Er ließ die beiden sich aber erstmal verabschieden und sprach erst dann.


    "Wir werden uns in Rom ja noch frh genug sehen - hoffe ich-, aber dennoch will ich dir eine gute Reise und all das wünschen. Mach's gut, Martinus."


    Er lächelte und drückte seinen Verwandten, zu dem er immer aufsah.

    Von den Tumulten angelockt, kam auch Maximian mal an dem Cubiculum seines Großonkels vorbei. Von seinem Cubiculum aus hatte er die ganze Zeit schon verschiedene Stimmen vernommen, nun wollte er denen auf den Grund gehen und klopfte an de Tür, die eindeutig die Stimmen verbarg, und öffnete auch sogleich.


    Na wenn das kein halber Familienauflauf war, der sich ihm darbot. Gleich versuchte er sich Üerblick zu verschaffen, als er den bewegungslosen Proximus auf seinem Lager sah und auch sogleich betroffen dreinsah, denn die Atmosphäre im Raum verhieß nichts Gutes.


    "Oh je."

    Wie gerne er sie noch in den Arm genomme hätte. Aber seine Tante war so schnell verschwunden, weil er gesagt hatte, es sei sehr dringlich. Überhaupt hätte er gerade wohl die ganze Welt umarmen können...


    Valeria, geliebte Valeria! Noch einmal und noch einmal flogen seine Augen über die geschriebenen Worte aus Rom. Unsagbare Freude überkam ihn und so ging er voller Enthusiasmus zum kleinen Tisch erüber, nahm ein Blatt hervor und tauchte die Feder in Tinte.
    Doch was sollte er schreiben? Die Worte seines Vaters, das Verbot sie jemals wieder zu sehen, all das konnte er ihr nicht schreiben. Es würde ihr das Herz brechen und das seine gleich mit. Aber einen Teil der Wahrheit musste er ihr schreiben, das war er ihr schuldig. So oder so gab es aber auch viel anderes zu berichten und nachdem Max sich noch einmal davon versichert hatte, keine Schritte nahen zu hören, fing er an zu schreiben.



    Geliebte Valeria,


    vor Sorge um dich und deine Mutter war ich beinahe krank geworden, doch gräme dich nicht; jetzt bin ich beruhigt. Glaube mir, meinem Herzen ergeht es nicht anders und es blutet Tag für Tag, den es nicht nahe dem deinen zubringen darf.
    Du fragst nach menem Vater und ob wir uns wiedersehen. Das werden wir und in nicht allzu weiter Zukunft schon! Unser Verhältnis hat ihn sehr verärgert, doch kam er mir mit einer milden Strafe bei. Was heißt Strafe! Er konnte ja nicht wissen, dass du in Rom weilst, als er mir eröffnete, ich würde ihn von nun an auf beinahe jedem seiner Schritte begleiten und dafür mit nach Rom kommen müssen. In seiner Unwissenheit führt er mich noch zu dir und eigentlich würde ich ihm danken wollen!
    Doch das sollte er nie herausfinden. Und auch wenn mein schlechtes Gewissen mir anderes sagt, die Liebe zu dir obsiegt und flüstert mir, dass wir, ist es so weit, nur unter großer Vorsicht miteinander in Kontakt treten dürfen.


    Liebste, ich bete für die Gesndheit deiner Mutter und um Vergebung unseres Schwäche und sehne unser Wiedersehen herbei.


    Dein Maximian


    Kaum war der Brief fertig, machte der junge Mann sich gleich ans Verstecken und beseitigte das Schreibmaterial.

    Abermals musste Maximian schmunzeln.


    "Richtig. Gewiss bin ich nicht der einzige, der dich dort gerne einmal sehen würde."


    Da wedelte der Brief hoch.


    "Dank dir übrigens, dass du ihn mir gleich vorbeigebracht hast. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich auch gleich eine Antwort verfassen. Es ist dringlich... sehr sogar."


    Sein Blick ließ keine Zweifel daran.

    "Germania? Ich muss wieder einmal geschlafen haben. Mach dir mal keine Sorgen, Tante. Sie kamen das letzte Mal zurück und dieses Mal wird es nicht anders sein."


    Da sprach die typische Zuversicht eines angehenden Soldaten von ganzem Herzen. Und dieser lächelte beruhigend, wusste er doch noch, wie sehr Lucilla sich um die Männer der Gens gesorgt hatte, als sie bei Septimanca gekämpft hatten.


    Das Grinsen Lucillas steckte an. Eine Qualität seiner Tante, die er sehr schätzte.


    "Ja, auf Rom freue ich mich ebenfalls schon sehr. Ich glaube wirklich, dass diese Stadt die Menschen von sich abhängig macht..."


    Maximian schmunzelte und dachte an Valeria, dann wandte er kurz den Kopf ab. Er konnte all das, was geschehen war, noch gar nicht recht ordnen. So herrschte hinter seiner Stirn ein wahres Durcheinander.


    "Es freut mich, dass deine Arbeit dich erfüllt. Und, ja, ich bin mir immer noch sicher, dass die Legio meine Erfüllung ist. Morpheus übt mich hin und wieder im Schwertkampf, aber er ist jedes mal aussichtlos unterlegen. Meridius erwähnte bereits, dass er mich in die Legio IX Hispania aufnimmt, wenn er die Zeit gekommen sieht."


    Seine Augen leuchteten ein wenig, während er von all dem sprach. Dann sah er Lucilla aber warm und rücksichtsvoll an.


    "Aber mach dir keine Sorgen, ich werde mir nichts zustoßen lassen."


    Er zwinkerte mit einem Auge und musterte seine Tante einen Moment. Sie war eine wunderschöne Frau, aber noch nicht verheiratet. Woran das lag? An ihr sicherlich nicht, denn an ihr war kein Makel.
    Max räusperte sich leise.


    "lassen wir das Thema, wenn es dich zu sehr bewegt. Wie geht es dir sonst, abgesehen von der Arbeit?"

    Von Magnus und Proximus hatte er gar nichts gehört. Und so verdrängte die Neugier beinahe die Freude und den Schmerz, den der Brief hervorgerufen hatte, vorerst.


    "Wo sind sie? Weißt du das?"


    Wie ging es ihm? Max Blick fiel auf den Brief, den er immer noch in der Hand hielt. Seine Tante wusste nicht von Valeria, mutmaßte er.


    "Mir geht es nicht schlecht, aber die Zeiten sind für mich gegenwärtig unruhig und schwer. Morpheus unterrichtet mich pro Tag drei Stunden mehr und schließlich werde ich Meridius nach Rom begleiten. Wahrscheinlich geht es jedem so, der am Anfang seiner Lehrjahre steht... "

    Maximian nickte und musterte aber gleich darauf Lucilla schon wieder.


    "Du siehst mir ganz danach aus, als würdest du ziemlich viel arbeiten..."

    Maximian nickte tapfer. Genug gejammert. Immerhin hielt er Nyla von ihrer Arbeit ab und dass sie seinetwegen den Unmut irgendeines Familienmitgliedes auf sich lud, wollte er ja nun nicht. Deshalb lächelte er und war überrascht, dass es ihm nicht schwer viel ehrlich zu lächeln.


    "Aber du hast mir schon geholfen. Und jetzt will ich dich nicht weiter aufhalten."


    Maximian machte Anstalten sich zu erheben, tat das auch und ging ein paar Schritte, um sich wieder gegen die Tür zu lehnen und zu demonstrieren, dass er tatsächlich nicht mehr ganz so traurig und geknickt war. Sein Gesichtsausdruck war schelmisch.


    "Das riecht gut. Was wird es geben?"

    Er lächelte warm und ließ Lucilla eintreten, doch ehe er noch irgendetwas über sein Empfinden loswerden konnte, sah er den winkenden Brief in Lucillas Hand. Ein Gedanke schoss ihm noch im gleichen Augenblick durch den Kopf - Valeria! Dann trat er auf seine Tante zu und nahm ihr das Schreiben ab.


    "Der kann nur aus Rom sein! Setz' dich doch bitte."


    Aufgeregt ließ auch Max sich irgendwo auf etwas fallen und öffnete den Brief. Blaue Augen überflogen die Zeilen und jedes der Worte ließ sein Herz entweder schmelzen oder schmerzen. Es ging ihr gut. Sie wartete auf ihn. Und er liebte sie.
    Mit abwesendem Blick ließ Max den Brief sinken. Gleich packte er ihn weg, hielt ihn aber immerzu fest und versuchte sich anschließend wieder auf seine Tante zu konzentrieren.


    "Entschuldige. Ich hatte nur schon auf den Brief gewartet." Leicht verquer schmunzelnd, legte Max den Kopf schräg. "Also.... wie geht es dir?"

    Maximian war gerade sehr beschäftigt. Wie eine Statue stand er an eine Wand gelehnt in seinem Cubiculum und sah mit starrem Blick in die Leere. In seinem Kopf wanden sich die Gedanken durch verwinkelte Pfade und über holprige Felder, während ein geschäftiger Finger das Kinn abzumessen schien. Ja, er war sehr beschäftigt, als er an der Tür klopfte und der junge Mann von seiner Gedankenarbeit losgerissen wurde. Ihm schallten noch die Worte seines Vaters bezüglich des Endes des Müßigganges in den Ohren, als er sich von der kühlen Wand abstieß und zur Tür ging, um sie zu öffnen.
    Er hatte noch gar nicht genau hingesehen, wer da stand, und sich gegen den Türrahmen gelehnt, als er auch schon ein "Ja?" in den Flur fragte. Dann erst erkannte er seine Tante Lucilla und sah sie gar überrascht an.


    "Lucilla! Welch eine Freude. Magst du reinkommen?"

    Maximian trat vor den Altar und hielt inne. Irgendwie war es ein bedrückendes Gefül, das von im Besitz ergriffen hatte, als er sich entschlosse hatte, zu den Göttern zu reden, Jetzt stand er mit ein wenig Weihrauch unbewegt da und fühlte sein Herz pochen. Wie die Götter ihm jetzt wohl gegenüber standen? Wie sie ihn ansahen? Ob er überhaupt zu ihnen sprechen durfte nach... Valeria?


    Mit unsicherem, ehrfurchtsvollem Blick kniete Maximian sich nieder und entzündete den Weihrauch. Sogleich stiegen feine Rauchsäulen empor und der knieende Jungspund schloss die Augen.


    "Ihr Ahnen und Götter, ich ehre euch. Ich bitte euch, wachet über meine Familie und lasst Gnade walten, dass sie nicht bestraft werden für das, was ich verschuldet habe."


    Er pausierte kurz. Er wollte für Valeria bitten, für eine Lösung, einen Weg im Dunklen, traute sich aber nicht so direkt heraus.


    "Flüstert jenen die ich liebe zu, dass ich sie wiedersehen und meine Schuld gutmachen werde. Bereitet eure Hände über sie und gebt mir Kraft und Mut für die Lehren, die mir bevorstehen, damit ich so ehrevoll leben kann, wie ihr es mir lehrt."


    Langsam öffneten seine Augen sich wieder und nur langsam erhob Maximian sich. Aufmerksam horchte er in den Raum, aber auch in sich hinein. Wie fühlte er sich? Erleichtert auf der einen Seite, unsicher aber auf der anderen. Doch das Gefühl würde ihm so schnell nicht genommen werden können.


    Er wandte sich ab und ging hinauf in sein Cubiculum.

    "Der Imperator?, erwiderte Maximian mit großen Augen. Diesen eindrucksvollen Mann hatte er damals auf dem Bankett in Rom gesehen. Nur aus der Ferne, doch allein das hatte genügt, dass die Handflächen leicht feucht wurden, erinnerte er sich.


    Allmählich fiel auch das Taubheitsgefühl wieder von ihm ab. All das konnte er jetzt gar nicht verarbeiten. Das würde einen ruhigen Abend bedürfen, einen Spaziergang oder Ausritt. Valeria war erst einmal ausgeblendet, weil die Gedanken eh nur schmerzten. Und jetzt brauchte er einen klaren Kopf.


    "Ich werde ihn hiernach gleich aufsuchen und ihn seiner neuen Verpflichtungen unterrichten. Sicher werden sie ihm gefallen."


    Max nickte und traute sich ob der schon wesentlich lockeren Atmosphäre ein wenig zu lächeln.

    Maximian lachte und sah auf seinen Arm hinab. Kauend kommentierte er Eleaoras Anspielung leicht empört:


    "Gut beobachtet. Aber nein, mit Glück hat das nichts zu tun. Oder redet man noch von Glück, wenn ein Soldat verwundet aus einer gewonnen Schlacht zurückkehrt? Nein, das ist dann Können."


    Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. Er redete sich gerade um Kopf und Kragen.


    "Ergo ist es auch durch mein Können, dass ich mir nicht den Hals gebrochen habe, als ich vom Pferd stürzte..."


    Leise glucksend stopfte der junge Decimus sch gleich zwei Trauben in den Mund. Die Rhetorik war nicht so seine Stärke... oder gerade doch?


    Dann nickte er und sah seine Tante mit gerunzelter Stirn an.


    "Wahrscheinlich bleibt mir nicht mehr viel Zeit hier in Tarraco. Wenn du also ein bisschen was von der Stadt sehen möchtest, ohne dich zu verlaufen, könnte ich sie dir zeigen. Nicht jetzt, aber am Nachmittag vielleicht."