Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Auch Maximian lachte, nachdem Nyla ihm ihre Beobachtung mitgeteilt hatte. Es stimmte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, war er eigentlich den ganzen Tag nur am Futtern. Aber es schmeckte ja auch! Und hungrig war er sowieso nahezu immer.
    Er zuckte grinsend mit den Schultern.


    "Du hast mich ertappt. Aber es schmeckt ja auch."


    Er lachte nochmal leise und biss sich dann noch grinsend auf die Unterlippe. Irgendwie musste er nu eine Entschuldigung liefern. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich beinahe schlagartig, sodass jede Schauspielertruppe sich ihm gerne angenommen hätte. Er sah Nyla streng an, nicht aber ohne den schelmischen Schimmer in den Augen und leicht verräterischen Mundwinkeln.


    "Außerdem gibt es für mich viel zu tun hier im Hause. Von früh bis spät bin ich sozusagen beschäftigt. Jaja, ist der Pater Familie nicht da, bleibt alles an mir hängen."


    Was für einen Stuss er laberte... Schließlich musste er auch wieder grinsen, Nyla musste durschaut haben, dass er sich da versucht hatte straflindernd rauszureden.

    Maximian stopfte sich gerade die letzte seiner Feigen in den Mund, als Nylas Frage ihn doch sehr überraschte. Er kaute einen Moment nachdenklich, wobei das Grinsen auf seinem Gesicht wuchs, bis er schließlich antwortete:


    "Nein, bestimmt nicht immer. Aber... häufig."


    Er lachte leise und wunderte sich, dass Nyla ihm solch eine Frage gestellt hatte. Immer noch grinsend legte er den Kopf leicht schräg und sah sie mit seinen grauen Augen fragend an.


    "Wie kommst du darauf?"

    Einen Moment lang tat er enttäuscht, doch dann lächelte er.


    "Na das hört sich doch wunderbar an. Versuch dich mit den anderen Sklaven, die für die Küche zuständig sind, später bekannt zu machen. Jetzt will ich dir erst einmal den Rest des Hauses zeigen."


    Er ließ Hunger einmal Hunger sein und zeigte Nyla den nächsten Raum. Von dort aus erschlossen sie dann langsam die ganze Casa, bis sie schließlich wieder im Atrium ankamen. Er sah Nyla freundlich und prüfend an.


    "Alles behalten?"

    Abermals nickte Maximian.


    "Na das ist doch gut. Ich hab zwar nicht wirklich die Aufgabe, dich einzuweisen, aber bis es jemand tut, der darüber tatsächlich verfügt, übernehme ich es gerne. Dann wirst du ab jetzt in der Küche arbeiten, in Ordnung?"


    Schließlich wandte Maximian sich als erstes gleich in die Richtung der Küche und deutete der jungen Frau an seiner Seite an, dass sie nun dorthin gehen würden. Bei der Küche angekommen, ließ er Nyla eintreten.


    "Und das ist sie. Die Küche des Hauses. Vom Atrium aus nicht zu verfehlen."


    Er grinste kess, war es doch eine Anspielung auf sein gestriges Gespräch mit Nyla gewesen und ließ sie sich umsehen.

    "Gut, dann lass uns anfangen. Das Haus ist groß..."


    Er grinste und sah sich dann um. Was sollte eine Sklavin als erstes sehen? Und bevor sie losgingen, fragte er noch:


    "Was kannst du denn?"

    Maximian sah das Lächeln und fragte sich, was so komisch sei, während er noch auf der Feige rumkaute. Dann nickte er.


    "Hatte ich mir schon gedacht. Na gut."


    Er überlegte einen Moment, legte die Stirn kraus und meinte dann eher ernst als keck:


    "Hast du denn irgendetwas vor, gerade?"

    Es vergingen ein paar Augenblicke, in denen Maximian weiterhin Feigen kaute und noch einmal einen Blick auf den Brief warf, ehe Nyla erschien. Dann lächelte er und wandte sich vom Schriftstück ab.


    "Da bist du ja, sehr gut. Ach, du brauchst mich nicht mit 'euch' anzusprechen. Ein 'dich' reicht völlig aus."


    Er schmunzelte, stopfte sich wieder eine Frucht in den Mund, runzelte dabei die Stirn und machte eine fahrige Handbewegung währenddessen.


    "Hat man dir schon das Haus gezeigt?"

    Am nächsten Tage kam Maximian wieder einmal im Atrium vorbei. Er war gut gelaunt, wobei er die halbe Nacht wachgelegen und nachgedacht hatte, wie er wieder nach Rom kam. So gesehen würde es nicht schwer fallen, denn seitdem er aus Rom zurückgekehrt war, hatte man ihm irgendwie mehr Vertrauen zukommen lassen. Jedenfalls war nun nicht immerzu jemand um ihn herum, sodass er eigentlich....


    Aber den Gedanken hatte er noch nicht fertig gesponnen. Er war ja gerade erst wieder seit ein paar Tagen in Tarraco, genoss das wesentlich ruhigere Leben hier.
    Wie eigentlich immer hatte er etwas zu Essen in den Händen, während die andere einen Brief trug, den er noch fertig las, sich eine weitere Feige in den Mund legte und den Brief dort liegen ließ, wo er gerade stand.


    "Nyla?"

    Maximian hatte sich den Packen Käse geben lassen, sich auch herzen lassen und stand nun neben Nigidius, dem er den Käse an den Knauf des Sattels gebunden hatte.
    Mummia war offensichtlich in höchsten Maßen von Valeria beeindruckt und schlug die Hände zusammen.


    'Aber sicher doch. Du kennst ja nun den Weg her und wenn er nicht will, dann zerrst du ihn hinterher.'


    Sie grinste und seufzte anschließend nahezu herzzerreißend, während Aurelius sich mit einem einfachen Kopfnicken verabschiedete. Maximian hielt Alfidia fest, während Valeria aufstieg, dann schwang er sich hinauf auf den hohen Rücken seines schwarzen Hengstes, während Aurelias dem schwarzen Temperamentsbündel den Hals tätschelte.


    'Reitet vorsichtig, ihr zwei. Und lasst der Familie in Tarraco noch etwas von dem Käse übrig.'


    Der Alte warf Maximian noch einen vielsagenden Blick zu, der den jungen Decimus auflachen ließ.


    "Wir werden es versuchen. Aurelius, Mummia - passt ihr auch gut auf euch auf. Und treibt eure Ziegen an, denn ich habe nicht vor, noch einmal so lange auf euren Käse verzichten zu müssen."


    Da ließ Aurelius Nigidius los, der auch gleich einen Satz tat und in beschwingten Trab verfiel. Max hatte Mühe ihn noch einmal zu zügeln, um sich nach Valeria umzudrehen und den beiden Alten, die ihnen hinterherspazierten, noch einmal zuzuwinken.


    "Bis zum nächsten Mal!"


    Und damit verließen Valeria und Maximian den Hof wieder, ritten den Feldweg entlang, über den sie vorhin gekommen waren. Und Nigidius freute sich, dass er endlich wieder laufen konnte und ließ sich nicht mal mehr von seinem langjährigen Herren zu einer langameren Gangart überreden.

    Die Idee mit dem Käse fand Maximian ausgesprochen gut. Daheim hatte noch keiner etwas von diesem köstlichen Ziegenmilcherzeugnis probieren können - hatte Mummia früher schonmal was mitgegeben, hat es den Heimweg nicht überlebt -, was sich nun ja vielleicht ändern lönnte.
    Auch Maximian sah der rundlichen Frau hinterher und sah dann zu Valeria, die just in diesem Moment auch schon ihre kecke Frage auf Aurelius und ihn losshoss.
    Maximian unterband ein Grinsen und schob nachdenklich die Unterlippe ein wenig vor, während er sehr ernst nickte und einen wichtigen Blick zu Aurelius warf.


    "Aber dass ihr schon fertig seid, überrascht mich."


    Das Grinsen bahnte sich an die Oberfläche und erblühte in voller Breite - beinahe von einem Ohr bis zum anderen. Dann zwinkerte er, wusste er doch nur zu gut, wie gerne Mummia sprach und machte sich daran Alfidia abzuknoten.

    'Ist dein Vater nun schon zurückgekehrt?'Och. Das fällt mir schwer zu glauben... Bei einer so hübschen und reizenden Tochter. So bekommen wir aber vielleicht die Chance dich noch einmal wieder zu sehen. Was meinst du?'


    Maximian beobachtete, wie Mummia mit Valeria redete. Zuletzt hatte sie ihr zugezwinkert und davor Blicke geschenkt, die ganz und gar mütterlich und gut gemeint waren. Wahrscheinlich, so dachte Maximian, hatte Mummia Valeria schon längst ins Herz geschlossen und würde mit traurigen Blicken nach ihr Fragen, wenn er das nächste Mal ohne sie hier rasten würde.


    Er überließ Valeria die Antwort, weil Aurelius gerade aufstand und mehr zu Maximian als zu allen anderen gewandt sagte:


    'Spart ihr mal noch einen Moment Kräfte. Ich zeige Maximian schnell den neuen Unterstand. Kommst du, Junge?'


    Sich nicht weiter darum sorgend, ob er Valeria mit Mummia allein lassen konnte, folgte Maximian mit einem letzten Stückel Brot in der Hand dem Bauern hinaus auf das Gelände, wo er ihn zu einem Unterstand für seine Ziegen führte, der beim letzten Besuch noch in sich zusammengefallen und unbenutzbar war. Nun war er offensichtlich neu aufgebaut worden und erstrahlte in neuem Glanz - wenn ein Tierunterstand sowas denn konnte. Maximian, dem solche Bauangelegenheiten schon immer gefallen hatten, ließ sich vom alten Aurelius herumführen und erklären, was er wie gebaut hatte, damit alles seinen Stand hatte.


    '... so schwer, dass ich sie alleine nicht heben konnte. Dafür mussten extra die Söhne vom alten Nennius geholt werden. Aber so hat es zumindest Halt. Alles andere hätte man vergessen können... Da hätte das Ding vielleicht fünf Winter durchgehalten. Nene, wenn genaut wird, dann muss man nicht an der Qualität sparen. Merk dir das, Maximian.'


    Der junge Maximian stand nach wie vor interessiert neben Aurelius, der mit vor Stolz in die Seiten gestützten Armen sein Bauwerk begutachtete.
    Dann legte der alte Mann ihm einen Arm um die Schultern und wandte sich zu der Tränke herum, an der die beiden Pferde friedlich nebeneinander standen und ein wenig dösten. Im Spazierschritt gingen sie auf sie zu.


    'Du machst das schon, Junge. Ist dein Vater inzwischen vom Feldzug zurückgekehrt?'


    Maximian nickte und antwortete dem Mann, der ihn behandelte wie einen Sohn und scheinbar ein ziemlich gutes Gedächtnis hatte. Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er bei seinem letzten Besuch nur ganz kurz erwähnt, dass Meridius auf einem Feldzug sei und Maximian wahrschein gerade deshalb die Zeit hatte, wöchentlich einen Ausritt nach so weit draussen zu machen.


    "Das ist er. Heimgekehrt beinahe wie ein Kaiser nach Rom. Und da ist er nun auch. In Rom. Man hat ihm einen Triumphzug durch die Stadt gewährt."


    Aurelius raunte und klopfte dem jungen Mann unter seinem Arm auf die Schulter, während er beinahe stolz erwiderte:


    'Einen guten Vater hast du, Junge. Aber so ist das nun mal: Ein guter Junge muss einen guten Vater haben, sonst wird aus ihm nichts. Sieh' dir unseren Ambrosinus an. Er ist ein guter Junge, aber gebracht hat er es noch zu nichts. 27 ist er schon, Maximian, und treibt sich immer noch bei so einem Trunkenbold von Tavernenbesitzer herum. Arbeit nennt er das...'


    Leise und leicht verärchtlich lachend schritt Aurelius neben Maximian über den Hof. Diesen Ambrosinus hatte Maximus schon kennengelernt. Bei einem seiner ersten Besuche war der Sohn des Bauern zufällig gerade anwesend gewesen und hatte auf ihn keinesfalls den Eindruck eines Müßiggängers hinterlassen.
    Wieder klopfte Aurelius Maximus Schulter.


    'Aber lass nur. Irgendwann wirst du mit deiner Legion hier vorbeimarschieren und er wird immer noch mit diesem... Trinker herumeiern. Und so lange du uns ab und zu besuchen kommst, soll mir das ruhig recht sein.'


    Maximian musste lachen. Aber auch Aurelias lachte, war die Vorstellung insgesamt doch irrsinnig witzig. Zum einen, weil Maximian sicher nie eine Legon anführen würde und wenn, dann wären Mummia und Aurelius schon grau und außerdem, weil Maximian den tollpatschigen Ambrosinus quasi sehen konnte, wie er mit stolzen 60 Jahren neben einem Greis hertaumelte und laut irgendwelche Lieder sang.


    Sie waren bei Alfidia und Nigidius angekommen, die träge ihre großen Köpfe anhoben und sich wieder zu regen begannen. Anscheinend hatten sie gemerkt, dass es nun schon bald wieder losgehen würde.
    Maximiuan reckte seinen Kopf in Richtung Haus. ^^

    Das war er. Denn irgendwo ganz weit hinten im Gehirn hatte er soetwas wie ein Klicken vernommen. Ein Einrasten. Ein... ein Signal. Das jedoch war noch nicht sehr weit ins Bewusstsein vorgerdrungen, sodass Maximian erstmal nur leicht verwundert war. Und zum Glück wurden ihm auch alle weiteren Reaktionen auf Valerias Blicke hin erspart, als Aurelius schließlich eintrat. Mummia war sogleich aufgestanden, hatte ihrem Ehemanne einen Teller gereicht und sich dann, nachdem er sich auf die Kliene gelegt hatte, wieder gesetzt. Sogleich nahm er ein paar Krümel von seinem Teller auf und legte sie sich auf die Zunge, während er Maximian ansah.


    'Und? Arbeitest du inzwischen?'


    Maximian hob den Kopf, als er sich angesprochen fühlte und hob die Schultern leicht an.


    "Ich gehe schon bald zu den Legionen, habe ich euch das noch nicht erzählt?"


    Die beiden nickten und es entstand ein Gespräch zwischen Maximian und Aurelius über die großen Feldherren dieser Zeit und wo es an den Grenzen des Reiches am gefährlichsten war und wo nicht. Nach einer Weile, Maximian hatte gesättigt den Teller abgegeben, sah Maximian zu Valeria und dann wieder zu den Gastgebern.


    "Wieder einmal war es ein köstliches Mahl. Ich danke euch dafür. Valeria und ich werden nun aber wieder aufbrechen, sonst geraten wir noch in die Dunkelheit."


    Naja, letzteres wohl eher nicht, aber trotzdem wusste Maximian, dass man bei Mummia schon eine Stunde vorher den Abschied einleitete... viel eher kam man eh nicht bei ihnen weg.
    Sein Blick begegnete dem strengen Mummias, die der Sklavin gedeutet hatte die Reste abzutragen.


    'Dass du sie mir nicht überforderst, hörst du? So ein zartes Mädchen... Bleibst du denn noch eine Weile in Tarraco?'

    Maximian hatte im ersten Moment gespielt empört dreingeblickt. War das hier etwa sowas wie eine Verschwörung? Aurelius! Wo blieb er nur? Ganz klar, Maximian war de rgeballten weiblichen Kraft der Anwesenden schutzlos ausgeliefert, war er doch zahlenmäßig unterlegen.


    In Gedanken dachte er nur 'Na warte...' und grinste sich was ab. Dann bekamen seine Wangen kurze Zeit zum Entspannen, denn Valeria gab einen wirklich sehr ausführlichen Bericht über ihr Leben in Rom (Maximian machte große Augen und nickte ihr gespielt und schelmisch interessiert zu, während er sich nich ein weiteres Stück Brot in den Mund stopfte) zum Besten.
    Max hatte sich schon wieder beinahe völlig auf den Käse konzentriert, als Valeria aber einen Satz anfügte, aus dem er - konnte das Stimmen - so etwas wie einen Unterton rausgehört hatte? Fragend hob er den Kopf, als er ihren geradezu schüchternen Seitenblick sah, einen Moment überlegte, grinste, wieder überlegte, danach ein bissl weniger breit grinste und dann mehr oder minder überzeugt sagte:


    "Naja, du bist ja eine Decima... und immer in Tarraco willkommen, wie du weißt."

    'Er beobachtete die Situation gespannt und amüsiert, während Valeria kostete und den Käse schließlich für gut befand. Käse war halt nicht nur Käse, wie sie wahrscheinlich gerade herausgestellt hatte. Er grinste, als sie das Ergebis ihres Geschmackstests kundgab, gar noch breiter als zuvor und nahm sich anschließend ebenfalls eine Portion seines Lieblingskäses.


    "Sagte ich doch. Mummias Käse ist einfach einzigartig!"


    Die Käseerzeugerin machte abermals eine wegwerfende Handbewegung und beugte sich zu Maximian herüber, wobei sie zu Valeria sah, und fuhr ihm mit dem Handrücken über die Wange.


    'Ist er nicht ein toller Junge? Hach... Wär' er doch ein paar Monate früher hier vorbeigekommen, dann hätten wir ihm unsere Sara versprochen. Schade. Aber nun esst, Kinder. Ist Aurelius erst einmal da, ist bald nichts mehr übrig.'


    Sie kicherte keck und nahm sich dann ebenfalls vom Käse, nachdem sie ein paar Brotstücken gereicht hatte.
    Maximian hatte nur abermals geseufzt und den Käse gegessen, anstatt noch irgendetwas zu erwidern. Ihm war es angenehm unangenehm, wenn sie so von ihm schwärmte, und wenn er sich vorstelle, was er darauf hätte antworten sollen, musste es Valeria ähnlich gehen.
    Zwischendurch sagte er mit vollen Backen:


    "Wir haben gar nicht vor lange zu bleiben, Mummia. Nicht, dass man in Tarraco denkt, ich hätte Valeria entführt."


    Er schmunzelte und warf der jungen Verwandten einen Blick zu. Da antwortete die rundliche, wesentlich ältere anwesenden Frau auch schon.


    'Nun sei doch nicht so ruhelos. Das ist dein spanisches Temperament, sag' ich dir. Soll ich dich denn einfach wieder gehen lassen, wenn du nach Wochen wieder einmal da bist?'


    Mit ihren kurzen Fingern deuete Mummia auf Valeria.


    'Vielleicht mag deine Begleiterin ja etwas über sich erzählen? Du kommst aus Rom, Kindchen?'

    Nachdem Valeria Wasser geordert hatte, sah Mummia prüfend zu Maximian.


    'Für dich das gleiche, Kindchen?'


    Maximian nickte nur dankbar lächelnd und sofort schenkte die Sklavin vier Becher ein, wobei sie einen nur zur Hälfte mit Wasser füllte und noch einen Schluck vom Wein hinzugab. Der Becher wanderte vor die Kliene, womit klar war, dass er Aurelius gehörte.


    Und dann beobachtete Maximian Valeria. Wie sie der jungen Sklavin ein Lächeln zuwarf, das nur von Scheuem Verstecken beantwortet wurde und auch, wie sie ein wenig verkranft über den Tisch blickte und schließlich Mummia um Verzeihung bat. Offensichtlich war ihr die Situation nicht gerade wohl.
    Ein wissendes Schmunzeln trat auf Maximians Gesicht. So hatte er das erste Mal, als er hier durch Zufall gelandet war, auch geguckt. Aber die beiden Alten hatten ihn von seinen Sorgen befreit, indem, so wie Mummia es nun gerade tat, sie abwunken und erfreut lächelnd beteuerten:


    'Ach, nun mach' dir mal keine Gedanken, Kindchen. Wir bekommen hier draußen so selten Besuch, dass wir beinahe eingehen. Es ist doch so ein schönes Fleckchen Erde, nicht wahr? Wenn wir es teilen können, dann tun wird das doch gerne.'


    Dann setzte sie sich lächelnd neben Maximian und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.


    'Mein Junge. Magst du mir erzählen, wo du dich die ganzen Wochen lang rumgetrieben hast, dass du nicht mal eine Stündchen Zeit hattest uns besuchen zu kommen?'


    Maximian musste leise kichern. Mummia war wirklich die perfekte Mutter. Fürsorglich, witzig und sooowas von neugierig. Er wechselte einen vielsagenden Blick mit Valeria und tat dann so, als würde es ihn langweilen, über die letzten Wochen zu reden.


    "Ach Mummia. Ich war in Rom, mehr nicht. Habe mir das Collosseum angeguckt und den Circus und das alles. Aber... wollen wir nicht lieber essen? Wo bleibt Aurelius?"


    Mummia wunk abermals ab und reichte Maximian einen Teller, auf dem eine Portion des Käses gepackt war. Maximian reichte ihn weiter an Valeria und machte große und hungrige Augen.


    "Nun bin ich aber gespannt, was du zu Mummias Käse sagst."


    Mummia dürfte den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden haben, aver Valeria... Maximian jedenfalls grinste breit und war gespannt, was Valeria nun sagen würde.

    Hatte er da soetwas wie Enttäuschung in Valerias Blick gesehen? Enttäuschung? Bei ihr? Weshalb? Etwa seinetwegen? So ein Unsinn... Gar nicht möglich. Verschwendete Gedanken.


    So nahm er ihr Zwinkern nur weiterhin als Teil der scherzhaften Unterhaltung an und lief weiter, nachdem er zu ihr aufgeschlossen hatte. Da erschien auch gerade Mummia im Türrahmen und wunk den beiden zu.


    'Kommt, Kinder. Wo bleibt ihr denn so lange? '


    Maximian nickte der rundlichen Frau zu und folgte ihr an Valerias Seite in das Haus, wo ein kleiner Raum mit einer Kline und sonst nur Korbsesseln bzw. Schemeln eingerichtet war. Aber es huschte eine junge Sklavin umher und schien geschäftig das Essen vorzubereiten.


    'Setzt euch. Aurelius kommt sicher auch gleich.Was wollt ihr trinken? Wasser? Verdünnten Wein? Ihr könnt auch unverdünnten haben, aber bei der Hitze wäre Wasser wesentlich klüger. '


    Maximian wartete, bis Valeria sich gesetzt hatte und setzte sich dann in einen Korbstuhl neben sie, auch ließ er ihr mit eineer auffordernden Geste die Wahl des Getränkes.

    Sie stotterte zwar, was Maximian jedoch nicht davon abhielt, ihr ihre Ausrede, die für ihn gar keine war, anzunehmen. Was hatte sie gesagt? Sie war vor zwei Tagen erst angereist und seither nicht sehr vielen Decimas begegnet?
    Genau genommen konnte sie es ja auch nicht. Es gab in Tarraco, so weit er wusste, nur zwei weibliche Gensmitglieder. Das war zum einen seine Tante Lucilla und eben Valeria selbst.


    Und dann, kaum dass er sich versah, sah sie ihn keck an und... rechnete sich Chancen aus? Nun ja, Chancen hätte sie gehabt. Bei weitem. Sie war eine Frau mit Humor, sie war hübsch, sie war eine entfernte Verwandte nur und sie war frei. Und sie teilten einige Gemeinsamkeiten. Das Reiten, die Geschichte mit dem Vater. Naja, letzteres zumindest teilweise.
    Wäre Maximians Herz nicht schon vergeben. Deshalb, und weil er sich selber noch gar keine Gedanken, die in diese Richtung gehen würden, zu Valeria gemacht hatte, grinste er breit und nahm es als schwesterlich gemeinten Scherz auf. So wie seine jüngste Schwester ihn immer umarmt und darauf bestanden hatte, ihn später einmal heiraten zu können.


    Grinsend lief er ihr hinterher und als er auf gleicher Höhe mit ihr war, grinste er ihr ins Gesicht. Er nahm ihren vermeintlichen Scherz auf und spielte ihn weiter.


    "Vielleicht? Aber erst einmal muss ich dazu wissen, was du zu Mummias Käse sagst."

    Das stimmt wohl. Maximian hatte Alfidia und Bubo amüsiert zugesehen und als er wieder zu Valeria aufsah, blickte sie ihn irgendwie... komisch an. Maximian aber, wie er nun mal war, dachte sich erstmal nichts weiter dabei und folgte seiner Begleiterin zur Ziegentränke, um Nigidius neben Alfidia anzubinden und ihm anschließend ein paar mal fest auf den Hals zu klopfen.


    Dabei hörte er Valerias Frage. Sie verwunderte ihn ein klein wenig, sodass er die Stirn in kleine Runzeln legte und den Blick auf Nigidius breiten Hals gerichtet hielt.


    "Nein."


    Präzise Antwort. Er ging um Nigidius herum und sah Valeria dabei zu, wie sie Alfidia anknotete. Dabei legte er eine Hand an den Bauch der Stute. Er hatte beinahe schon wieder sowas wie ein schelmisches Grinsen drauf.


    "Oder bist du meiner Frau in unserer Casa zufällig einmal begegnet?"


    Er zwinkerte, aber da er wegen der Sonnenstrahlen die Augen zusammenkneifen musste, war es vielleicht nicht ganz zu sehen. Ihm schmeichelte es, dass sie ihm sein Alter nicht ansah. Gerne wurde er für älter gehalten, als er war und so konnte er seinen 17. Geburtstag schon gar nicht mehr erwarten.

    Mummia begrüßte Valeria und wandte sich dann an alle zusammen.


    'Na gut, Kinder. Kommt doch rein. Ah, Aurelius, sperr die Ziegen rasch weg, damit sie uns nicht davonlaufen. Ich mache uns schnell etwas zurecht. Habt ihr Hunger? Na, so wie ihr ausseht, habt ihr welchen. Ich fliege!'


    Mummia plapperte und plapperte und war schon längst Richtung Haus abgedreht. Mit gerafftem Rock schaukelte sie über den sandigen Untergrund und verschwand irgendwie im Häuschen. Auch Aurelius hatte sich für einen Moment entschuldigt und Maximian erinnert, dass er die Pferde an der Tränke der Ziegen anbinden konnte, dann standen Maximian und Valeria allein auf dem Hof. Nur Bubo lief mit hoch erhobener Rute und tief in den Sand gesteckter Nase hin und her, als wäre er der geschäftigste Wachhund des Imperiums.


    Maximian wandte sich lächelnd an Valeria, während Nigidius Nüstern, die so kurz über der Erde schwebten wie Bubos Nase, kleine Staubwölkchen neben seinen Sandalen aufbliesen. Er hatte ihren unsicheren Blick gesehen.


    "Die beiden reden vielleicht gerne, aber dafür beißen sie umso seltener."


    Er zwinkerte.