Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Jetzt wo es raus war, fühlte Maximian sich erleichtert, auch wenn er sich nicht ganz verstanden fühlte. Damian war ein toller Ziehvater gewesen. Maximian hatte nie in irgendetwas nachstehen müssen, auch wenn er seinen Geschwistern nur wenig glich. Doch war es nun nicht Damian, der mittellos dastand.
    Maximians Mutter war nun auf andere angewiesen, momentan war das Meridius. Aber ob er sie bei sich dulden würde, wusste er nicht. Nie hatte Severa irgendetwas darüber verloren, wie er es aufgenommen hatte, als sie von ihren Eltern verheiratet wurde und sich wohl oder übel damit abfinden musste. Und noch waren sie sich nicht begegnet.
    Was, wenn Meridius sie fortschicken würde? Wovon sollte sie dann leben?


    Dann erwähnte Valeria das mit dem Brief und obwohl Maximian in Gedanken versunken war, wandte er ihr mit fragender Miene den Kopf zu.


    "Du wusstest von deinem Vater? Warum hast du ihm nicht geschrieben?"

    Die frische Luft und di Bewegung hatten Maximian aufgelockert. Sie waren weit weg von Tarraco, wenn man wollte in einer anderen Welt unterwegs. Auch fühlte er sich nun schon eher mit Valeria verbunden.


    Er sah noch einen Moment lang auf das Land vor den Ohren seines Pferdes, dann wandte er sich mit immer noch leicht zusammengekniffenen Augen an die Frau auf dem Pferd neben ihm.


    "Nun ja..."


    Wo anfangen? Er kratzte sich kurz am Hinterkopf und ließ die Hand dann im Nacken liegen, während er mal zu Valeria und mal nach vorn sah.


    "Vor ein paar Monaten machte meine Mutter mir ein Geständnis. Der Mann, den ich zu dieser Zeit meinen Vater nannte, war es nicht. Als sie ihn heiratete, war sie bereits schwanger gewesen und das von einem anderen. Meridius ist man wahrer Vater. Sie schickte mich gleich darauf nach Tarraco, damit ich ihn kennenlerne, wohl in der Annahme, dass ihr Ehemann keinen Verdacht schöpfen würde."


    Ein Seufzen erklang, dann ließ Maximian die Hand sinken.


    "Aber er tat es doch und ließ sich von ihr scheiden."

    Auch Maximian hielt sich im Hintergrund, hatte er doch Valerias Gesichtsausdruck gesehen. Hatte er zu viel verraten? Er hatte ja nicht gewusst, dass es ihr anangenehm sein würde. Nun gut, nun war es zu spät. Er würde sich später wohl entschuldigen müssen.

    Maximian erkannte Valeria und war diesmal mit kommentieren dran, denn schon hatten sich wieder alle, die sich gerade erst gesetzt oder gelegt hatten, erhoben. Das war also einer der uminösen Nachteile, wenn man eine große Familie hatte.
    Er lächelte Valeria, die er nun knapp seit ein einhalb Tagen kannte, aufmunternd an.


    "Valeria! Komm doch zu uns."


    Dann ging es wohl ans vorstellen und weil Valeria nur den wenigsten bekannt war, übernahm Maximian diese Aufgabe.


    "Valeria, das sind Meridius, der pater familias, Magnus, einer von Mercators Söhnen, und sein Vorgesetzter Decurio Florus. Und das ist Praetorianus Tochter."


    Er sah sich kurz prüfend um, ob er wen vergessen hatte.

    Maximian hatte die Reaktionen bzw. Blicke aller Anwesenden auf seine Tante freilich bemerkt und grinste sich was, während er den Kopf hinter dem Weinbecher versteckte. Er wollte ja gedanklich nicht zu weit gehen, doch fragte er sich, warum man nicht einfach eine Gruppe hübscher Frauen auf ein Schlachtfeld schickte. Die Männer wären abgelenkt und keiner würde mehr einen Gedanken an den Krieg verschwenden.... ^^

    Maximian lächelte.


    "Als ich Rom verließ, ging es ihm bestens. Seine Arbeit ist ihm wichtig und der Kaiser scheint seinen Gefallen an ihm zu finden. Inzwischen müsste er auch in die Casa Decima zu Lucidus gezogen sein."


    Der junge Decimus nickte ob der Erzählungen und trank wieder einen Schluck vom Wein.

    Maximian nahm dankend auf der Liege Platz und ließ sich von Gallus Wein bringen. Hier unter den Männern fühlte er sich auch wie ein Mann. Also musste er auch Wein mit ihnen trinken. Der Stolz, über den Vater und wegen der Situation, stand dem 16-jährigen auf die Stirn geschrieben.


    "Das höre ich nicht das erste Mal, Magnus. Doch auch auf euch ist man stolz."


    Gallus brachte Max Wein und dieser nahm gleich einen Schluck, dann sah er in die Runde.


    "Vor zwei Tagen bin ich aus Rom zurückgekehrt und soll euch von eurem Vater Grüße überbringen. Vielleicht kommt er bald auf einen Besuch vorbei."

    Maximian machte große Augen, als Magnus behauptete, er wäre das Gerücht im Castellum. Nun, vielleicht würde er von jetzt nicht mehr nur ei Gerücht sein. Er grinste.


    "Mich freut es ebenfalls. Und willkommen in der Heimat."


    Und dann stellte Magnus seinen Cousin den Anwesenden vor. Maximian lächelte, zeigte Neugier und nickte den Herrschaften zu.


    "Jawohl, Mattiacus und Livianus kenne ich bereits. Euch anderen kennenzulernen ist mir eine große Freude. Decurio Florus."


    Er nickte dem Decurio zu und musterte ihn eingehend. Wie gern würde Maximian jetzt schon Decurio sein.
    Dann sah er wieder in die Runde. Außer Mattiacus war er der einzige Daheimgebliebene in der Männerrunde. Männerrunde. Eine Runde voller Legionäre. Und er mitten unter ihnen. Wie es jetzt wohl wäre einer von ihnen zu sein? Ah, war Maximian neugierig auf all das.


    "Ihr seid alle mit auf dem Feldzug gewesen? Dann hoffe ich, dass ihr ihn alle gut überstanden habt."

    Maximians Gesicht nahm einen Ausdruck der Überraschung an, als er den Namen hörte. Ein Decimus. Dann gehörte er also zu der Familie. Wer er wohl war?
    Fragend musterte Maximian den, der ihn begrüßt hatte. Magnus.


    "Magnus? Demnach müsstest du Martinus Bruder sein und mein Großcousin. Ich bin Lucius Decimus Maximian."


    Musste er noch etwas hinzufügen. Maximian wusste es nicht, tat es einfach und lächelte dabei.


    "Meridius' Sohn."

    Salve! :)


    Also wenn ich jetzt richtig gelesen habe, dann sollst du doch in Rom gekauft werden, nicht? Rom liegt in Italien, nicht in Spanien. Ergo bedeutet das, dass das Anmelden in Hispania leider eher ziemlich falsch war.


    Vielleicht kann die Spielleitung da ja irgendwie weiterhelfen. Oder aber du müsstest, wie mein werter Vater, Meridius, schon sagte, eine Reise machen. Auch nicht weiter schlimm.


    Gruß,
    Max

    Maximian kam durch den Eingang in das Atrium. Überrascht sah er, dass hier eine kleine Gruppe von Menschen rumstand und sich unterhielt. Als er genauer hinsah, erkannte er jedoch keines der Gesichter wieder. Fragend sah er an der Gruppe vorbei in das Haus. Hatte er sich in der Casa geirrt? Blinzelnd trat er näher, als einer gerade den Namen seines Großcousins erwähnte. So ganz falsch konnte er hier also nicht sein. Er entschied sich die Männer zu grüßen, immerhin lebte Maximian hier. Vielleicht konnte er ja...


    "Salvete. Kann ich vielleicht helfen?"

    Maximian nickte. Sicherlich würde er seinen Vater erst noch richtig kennenlernen. Wer konnte behaupten einen Menschen schon nach drei Stunden zu kennen? Stunden, in jenen auch noch andere etwas von diesem Menschen haben wollten?


    Und dann nickte er bestimmt und rollte mit den Augen.


    "Na gut, dann sorgen sie sich. Aber trotzdem fühle ich mich häufig wie ein kleines Kind."


    Er schmunzelte, seuftze vergnügt und sah seine Mutter dann ernst an.


    "Bei allem, das das hier verursacht hat, bin ich froh, dass du nun hier bist. Ich habe noch so vieles zu erzählen, Mutter, dass ich alles gar nicht in einen Brief schreiben könnte, ohne dass der Bote irgendwann unter dem Gewicht des Papyrus zusammenbrechen müsste."


    Dann lächelte er leicht und ein wenig verlegen und sah seine Mutter wieder prüfend an.


    "Hast du Hunger? Soll ich dir etwas holen oder möchtest du ein wenig in den Garten gehen?"

    Nachdem auch Maximian Nigidius' Tempo gedrosselt hatte, nickte er Valeria zustimmend und ebenso mitgerissen zu.


    "Man hat das Gefühl wie ein Vogel zu fliegen, nicht war?"


    Er schmunzelte, dachte an Julias Worte und tätschelte lobend den Hals seines Pferdes, das angestrengt atmete und doch am liebsten gleich weiterlaufen würde. So aber hielt Maximian es ihm Trab und federte in seinem Sattel auf und ab. Und die Geschichte, die er nun erzählte, erzählte er mit Stolz.


    "Mein Vater... ähm, mein..."


    Kurz stockte Maximian. Damian war nicht sein Vater und Valeria wusste nichts von all dem.


    "Mein Ziehvater hat ihn mir gekauft. Nigidius galt einmal als unzähmbar und gefährlich. Mir wurde erzählt, dass er seinen ersten Besitzer mit dem Huf totgeschlagen hat und man daraufhin beschloss, er solle geschlachtet werden. Ich war damals noch sehr jung.. Hm, vielleicht 7 oder 8 Jahre, als ich mehrmals die Gelgenheit hatte, ihn zu füttern und zu putzen. Kein einziges Haar hat er mir gekrümmt, der Gute, und als ich danach fragte, wurde er mir zu einem Guten Preis verkauft. Die kommenden Monate musste ich zwar schuften wie von Sinnen, um die Schulden bei meinem Ziehvater auszugleichen, aber immerhin musste dieses bildhübsche Tier nicht mehr getötet werden."


    Wieder klopfte Max seinem Pferd auf den Hals, was ein Schnauben hervorrief. Der Reiter schmunzelte und verlangsamte das Tempo noch ein wenig, damit er sich die Umgebung ansehen konnte. Nun, hier gab es wirklich nicht viel in der Nähe. Außer diesem einen Bauern, der Maximian das letzte Mal schon mit köstlicher Milch versorgt hatte, als der junge Decimus einen Tagesausritt gemacht hatte.
    Das war doch eine Idee!


    "Etwa einen Stundenritt von hier kenne ich einen Bauern, der sich Ziegen hält. Er macht erstklassiken Käse und nett ist er noch dazu. Wollen wir ihm einen Besuch abstatten?"


    Maximian freute sich schon darauf, den alten Mann wiederzusehen. Er war ein lustiger Zeitgenosse, der gerne alles teilte. Und er hatte eine Frau, die sehr geschwätzig war und Besucher mit allen nur denkbaren Mitteln an ihren Hof binden wollte. Aber sie war ebenso nett wie der Bauer. Sicherlich würde es Valeria da gefallen, dachte Maximian und lenkte unterbewusst schon sein Pferd in die Richtung des Bauern.

    Maximian lachte auf, schüttelte auch verwundert und amüsiert zugleich den Kopf und trieb seinesfalls dann Nigidius an, der die Einladung zum Galopp wiehernd und sich ein wenig aufbäumend gern entgegennahm und der Stute und ihrer Reiterin zur Verfolgung nachsetzte.


    "Na warte!"


    Sogleich brauste der Wind um Maximians Ohren und der Kolloss unter ihm steigerte sich immer mehr in den freien Gallopp. Schließlich lenkte auch auch Max sein Pferd vom Pflaster herunter auf den weichen Sandboden, wo dann auch keine allzu große Gefahr mehr für entgegenkommende Hädnler mit ihren Wagen bestand.


    Es war ein herrliches Gefühl und es erinnerte viel zu sehr daran, wie es war, auf Skadi zu sitzen. Aber diesmal wurde Max nicht traurig deswegen, sondern erfreute sich einfach an seinen Erinnerungen, bis er irgendwann zu Valeria aufgeschlossen hatte, die ihm ausgelassen zulachte. Maximian erwiderte das Lachen und deutete nach vorn.


    "Da kommt ein Abzweig. Sollen wir den nehmen?"

    Valeria schwang sich gekonnt auf den Rücken der Stute und lächelte Maximian an, als sie das Pferd neben Nigidius dirigiert hatte. Er nickte anerkennend und lächelnd und stemmte dann einen Arm in die Seite, um sich so umzusehen.


    "Nun, viel gibt es hier draußen nicht. Außer Felder und Wälder - davon gibt es wahrlich genug."


    Mit leicht zusammengekniffenen Augen wandte Max sich wieder seiner Begleiterin zu.


    "Ich schlage vor, wir folgen vorerßt der Straße, bis die Tiere sich erwärmt haben, und nehmen dann irgendwo einen Abzweig. Einverstanden?"


    Er lächelte Valeria an und schnalzte dann nur einmal mit der Zunge, wodurch Nigidius einen kleinen Sprung tat und in beschwingten Schritt fiel. Ja, es war gut. Endlich würde er wieder auf Nigidius fliegen können, wie er es zuletzt auf Julias Skadi getan hatte. Wieder einmal warf er einen Blick gen Himmel.


    'Was tust du gerade, meine Liebste? Du fehlst mir, soll die der Wind flüstern, und, dass ich in Gedanken immerzu bei dir bin. Wir werden uns wiedersehen, wie versprochen. Meine Julia.'


    Dann blickte Max sich nach Valeria um, die allmählich zu ihm aufschloss. Jetzt, da sie endlich von der Stelle kamen, fielen Sorgen, Schuldgefühle und Sehnsucht leicht von ihm ab, wodurch er sich ein ganzes Stückchen unbekümmerter fühlte. Wieder frei.
    Sie lenkte gekonnt das Pferd, saß nahezu perfekt auf dem Rücken und schien ebenfalls Spaß am Reiten zu finden. Es freute ihn.


    "Du machst das ausgesprochen gut. Sicher, dass du das schon lange nicht mehr getan hast? Drück die Fersen noch ein bisschen runter, dann kannst du besser Druck ausüben. Siehst du?"


    Maximian schmunzelte und richtete den Blick wieder nach vorn, weil Valeria nun auf gleicher Höhe mit Nigidius lief.
    Er erinnterte sich an Valentia. An die vielen Reitstunden, die er erteilt hatte.


    "In meiner Heimat, am Meer, habe ich den Jüngeren des Dorfes immer beigebracht, wie sie richtig reiten. Aber du machst das gut, da kann ich gar nicht viel belehren."


    Nun grinste Max. Die Zügel lagen locker in einer Hand, die andere lag am Knauf seines Sattels. Valerias unbekümmerte Art färbte offensichtlich auf ihn ab. Manchmal brauchte man eben jemanden, der einen auflockern konnte und wäre Maximian jetzt allein ausgeritten, hätte er Nigidius angetrieben wie ein Blöder, um all den Frust mit Erschöpfung auszutreiben. Dabei war es sorum viel gesünder für alle Beteiligten.
    Nigidius unter ihm schnaubte ungeduldig und ließ sich auch von diversen Klopfern auf Hals und Hinterteil nicht beruhigen. Wie lange der Gute wohl schon nicht mehr richtig ausgeritten war?

    ...


    Valeria und Maximian waren um einige Ecken gebogen und kamen irgendwann bei den Stadttoren an. Seite an Seite passierten sie sie, dann schwang Maximian sich gekonnt auf den Rücken seines Hengstes, drehte eine Pirouette, weil das Tier am liebsten sofort losgeschossen wäre, und als diese vollzogen und Nigidius gebändigt und ein paar Schritte auf Alfidia zugetänzelt war, beugte Maximian sich zum Halfter der braunen Stute und hielt sie daran fest, während er Valeria aufmunternd zulächelte.


    "Schaffst du es allein?"

    Valerias Blicke waren ihm entgangen. An Nigidius gelehnt, der hin und wieder unruhig tänzelte und das Anlehnen so ziemlich ungemütlich machte, hatte er gewartet, dass sie mit zu ihm aufgeschlossen hatte und lächelte sie dann, als sie auf seine Höhe kam, kurz an. Nur kurz, denn dann fiel der Blick wieder nach vorn. Sie verließen das Anwesen des Gens Decima und bogen auf die Straße ein, auf der schon reger Betrieb war.


    Sie fragte ihn, ob er ein offenes Ohr brauchte. Brauchte er das?
    Er hatte gestern erfahren, dass seine Mutter entehrt und mittellos dastand. Sie hoffte auf Meridius Güte, hatte sonst kaum eine Chance. Eine Frau, die als Betrügerin aufflog, stand eben ohne Ehre und ohne Geld da.
    Die Frage, ob es nun seine Schuld gewesen war oder nicht, hatte Maximian verdrängt. Aber sie rumorte weiterhin in ihm und grub immer tiefere Schuldgefühle aus.
    Und, was wesentlich schöner war, war, dass er sich verliebt hatte. In eine wunderhübsche, junge Frau, die das Geliebtwerden verdient hatte und imstande war im Gegenzug dafür mehr Liebe zu geben, als Maximian es je zuvor erfahren hatte. Eine Germanin. In diesem Augenblick wahrscheinlich auch weiter entfernt, als Maximian je zu einem geliebten Menschen gewesen war.


    Er war sich nicht sicher, ob er irgendetwas davon über die Lippen bringen würde. Prüfend warf er einen Blick auf Valeria, dann entschied er, dass er nicht die Stimmung verderben wollte. Er zwang sich zu einem Lächeln.


    "Du hast Recht, mich bedrücken gleich mehrere Dinge. Und indem ich ausreite, versuche ich einen klaren Kopf zu bekommen. Also..."


    Valeria weiterhin ansehend, machte Max kurz eine Pause und fuhr dann fort.


    "Lass uns erst einmal eine oder zwei Stunden reiten. Vielleicht fällt mir das Reden dann leichter."


    Er grinste einseitig, dann richtete er den Blick wieder nach vorn. Sie waren um einige Ecken gebogen und kamen irgendwann bei der Stadtmauer an. Seite an Seite passierten sie sie, dann schwang Maximian sich gekonnt auf den Rücken seines Hengstes, drehte eine Pirouette, weil das Tier am liebsten sofort losgeschossen wäre, und als diese vollzogen und Nigidius gebändigt und ein paar Schritte auf Alfidia zugetänzelt war, beugte Maximian sich zum Halfter der braunen Stute und hielt sie daran fest, während er Valeria aufmunternd zulächelte.


    "Schaffst du es allein?"

    Maximian genoss die Umarmung seiner Mutter. Zum einen beruhigte sie ihn, zum anderen brachte sie ihm Zeit ein, den Kummer zu verstecken und als sie ihn wieder losließ, musste er schmunzeln, als seine Mutter von den Umarmungen sprach.


    "Da wusste ich ja auch noch nicht, wie schwer es sein kann, von Zuhause getrennt zu sein."


    Nachdenklich sah Maximian kurz drein, dachte an Viola und Julia und seine Geschwister. Es war eins der schrecklichsten Gefühle, von den Menschen, die man liebte, getrennt zu sein.
    Dann verwandelte sich sein Schmunzeln in ein kleines, freches Grinsen.


    "Außerdem sieht uns hier keiner."


    Er seufzte. Es tat gut, mit der Mutter zu reden. Vielleicht konnte er ihr von Julia erzählen, vielleicht würde sie ihn von allen am besten verstehen.


    "Es geht mir gut, Mutter. Die Menschen hier sind alle freundlich und haben mich schnell aufgenommen. Sie tun zwar gerade so, als wäre ich erst 5, doch davon abgesehen fehlt und stört es mir hier an nichts. Die letzten Wochen war ich sogar in Rom, stell dir vor! Es ist wirklich so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Die Häuser sind gewaltg, Mutter, und ich war beim Kaiser eingeladen! Dort habe ich viel gelernt und auch viele Freunde gefunden..."


    Kurz sah er seine Mutter fragend an. Sollte er von Julia erzählen? Er entschied sich vorerst dagegen und senkte kurz den Kopf.


    "Ihm bin ich aber erst einmal in den ganzen Monaten begegnet. Er war auf einem Feldzug und konnte nur kurz hierbleiben. Er... er..."


    Runzeln bildeten sich auf Maximians Stirn. Wie beschrieb man einen Vater? Und wie beschrieb man einen Mann, mit dem man vielleicht 3 Stunden verbracht hatte? Ganz gewiss war der Unterschied groß zwischen den beiden Beschreibungen, doch Maximian fiel nicht so viel zu Meridius ein.


    "Er war überrascht und... freundlich."

    Maximian beobachtete lächelnd Valeria und Alfidia, die sich auf Anhieb gut zu verstehen schienen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen eins der Bretter des Verschlags und tätschelte den Hals der Stute, der von nahezu flaumigen Fell bewachsen war. Er selber war sie ein paar Mal geritten, als er nach Tarraco gekommen war. In den ersten Tagen konnte er nicht immerzu in der Stadt bleiben, die ihm die Luft zum Atmen nahm. So häufig es ging hatte er sich eins der Pferde geschnappt, meistens natürlich Nigidius, häufig aber auch eins der anderen, und war ausgeritten. Alfidia hatte sich als absolut gutmütiges Pferd bewiesen, das schnell im Galopp und in jeder Gangart elegant war. Und sie hatte eine Schwäche für Nigidius.


    "Gewiss gehört sie meinem Vater. Doch der hat nicht genug Zeit, um sie ausreichend zu bewegen und deshalb wird Alfidia dir dankbar sein, wenn du sie aus ihrer Box befreist."


    Mit einem abschließenden Grinsen hatte Max sich vom Verschlag abgeschubst. Da kam auch schon ein Stallknecht herbeigeeilt, sah einen seiner Herren und eine Frau bei den Pferden und bot sogleich seinen Dienst an. Maximian nickte.


    "Mach uns die beiden Pferde bereit, wir wollen ausreiten. Die Stute für die Dame und den Hengst für mich."


    Der Knecht nickte und ging in Nigidius Verschlag, um ihn dort zu satteln. Geputzt waren die Pferde wie immer schon am Morgen, sodass es jetzt nicht allzu lange dauern würde.


    Maximian hatte Valeria aus dem Stall geführt, damit keiner von beiden im Weg stand, wenn der Knecht die Tiere herausführte. Und es dauerte nicht lange, da erschienen Nigidius und Alfidia je von einem Knecht geführt vor dem Stall.
    Maximian nahm Nigidius und wartete, bis Valeria das mit Alfidia tat, dann spazierte er langsam los.