Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Maximian wohnte der geschwisterlichen Umarmung bei und nickte anschließend, als Meridius sich an ihn gewandt hatte.


    "Einverstanden."


    Er hatte überlegt, ob er noch irgendeine Bemerkung wegen seiner Mutter machen sollte, unterließ es aber und lächelte dem Vater gutgelaunt zu.

    Maximian schmunzelte Valeria an. Dass ihre Antwort vielleicht auf ihn bezogen sein könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn. So schritt er nur zum Gebäude, in dem die Pferde der Gens untergebracht waren und machte sich daran, eine schwere Holztür aufzuschieben.


    "Du scheinst in den letzten Tagen nicht so viel zu tun gehabt zu haben?"


    Er hatte sie gerade ein paar Centimeter breit aufgedrückt, als er sich zu Valeria herumdrehte und den Kopf schaukelte. Er hatte beinahe die ganze Nacht lang wachgelegen. Seine Gedanken ware immerzu in Rom gewesen. Bei Julia. Was sie wohl gerade machte? Schlief sie noch oder war sie bereits erwacht? Sah sie vielleicht gerade in den Himmel und fragte sich, woran er gerade dachte?
    Erst gegen Morgen war er kurz eingeschlafen. So hatte er vielleicht eine oder zwei Stunden Schlaf bekommen, doch das sah man ihm kaum an. Dennoch setzte er zu einer nicht ganz wahren Antwort an.


    "Die erste Nacht nach einer Reise schlafe ich nie sehr gut. Aber ja, ich bin ihr begegnet. Wir haben uns noch lange unterhalten."


    Mit einer unbestimmbaren Miene wandte Maximian sich wieder der Tür zu und schob diese nun gänzlich auf. Sichtbar wurden einige nur durch Holzbretter abgetrennte Stehplätze, die alle mit Pferden aufgefüllt waren, die wiederum mit aufgestellten Ohren neugierig zu Maximian und Valeria aufsahen.
    Eins der Tiere schnaubte und scharrte als Maximian Valeria eine Hand anbot, um sie in den Stall zu führen, wo das Licht gedämpft war. Maximians Kopf fuhr in die Richtung, aus der das Schnauben erklang. Der Ausdruck auf seinem Gesicht nahm schlagartig wieder Freude an.
    Er lief auf das schwarze Ungetüm zu, dass ihm den Kopf entgegenreckte und leise, ja beinahe zärtlich, wieherte. Bei ihm angekommen fuhr Maximian dem Tier über den Kopf, während es seine Hand zu verschlingen schien. Er klopfte den Hals und wandte sich freudestrahlend wieder Valeria zu.


    "Das ist Nigidius. Ist er nicht ein wahrer Prachtkerl?!"


    Maximian kicherte vergnügt und erfreut, sah er sein Pferd doch das erste Mal seit vielen Wochen, und hielt ihm eine volle Hand Hafer hin.


    Dann ging Maximian einen Stall weiter, in dem ein etwas kleineres, ruhigeres und vor allem braunes Pferd mit Blässe stand. Er klopfte dem Tier auf den Hals und zeigte Valeria, wie gutmütig es doch war.


    "Und diese heißt Alfidia. Gefällt sie dir?"

    Auch Maximian grinste breit und betrachtete kurz aber eingehend die Rüstung seines Vaters. Umgehend huschte ihm die Frage durch den Kopf, wie es wohl sein müsste in einer solchen drin zu stecken. Die Bewunderung musste ihm auf die Stirn geschrieben stehen.


    "Verhungert ist keiner und abgehauen nur einer..."


    Abermals grinste er breit und zwinkerte dazu.

    Dass Rom jetzt nicht unter einem Gehörsturz litt, wenn es denn sowas wie ein Ohr hatte, dann war das wohl ein Wunder. Der Jubel, der abermals aber noch stärker ausgebrochen war, ließ die Menge und den Boden ihr beinahe beben.


    Da löste sich einer der Legionäre. Maximian hatte seinen Vater wegen großer Köpfe, die sich vor ihn gedrängelt hatten, aus den Augen verloren, doch irgendwie gelang es ihm sich an den Störenfrieden vorbeizudrängeln und da erkannte er, dass Meridius aus sie zukam. Und die Freude und der Stolz standen ihm aufs Gesicht geschrieben.


    Max stubste Lucilla an und gemeinsam wunken und grinsten sie ihrem pater familias zurück.

    Er war von den Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne geweckt worden und hatte sich, wie in alter Manier, sofort gewaschen, angezogen und einen Abstecher in die Küche gemacht. Maximian frühstückte morgens nie so richtig, sondern nutzte die Gelegenheit, um den Sklaven einen guten Morgen zu wünschen und sie ein wenig zu ärgern. Die Küchensklavin hatte Humor an den Tag gelegt, als er das erste Mal etwas von ihren frischgebackenen Waren stiebitzte, nun tat er es jeden Morgen. Und da das der Morgen nach seiner Anreise war, musste er freilich ebenfalls in der Küche vorbeigehen. Dort hatte er einen Brocken noch warmen Brotes geklaut und ein Glas ebenfalls noch warmer Stutenmilch getrunken. Und so, immer noch am Brot kauend, kam der junge Mann nun in Reiterkleidung gehüllt, aus der Casa und schlug die Richtung der Stallungen ein.


    Es war ein wunderschöner Tag, der Maximians Augen funkeln ließ. Die Sonne stand noch tief, die Luft war noch angenehm kühl und die Vögel zwitscherten der Welt ihren Morgengruß zu.


    Von weitem schon erkannte Maximian Valeria. Mit einem Lächeln und einer vom Brot dicken Wange trat er zu ihr.


    "Guten Morgen! Gut genächtigt?"


    Er biss noch einmal vom warmen Brot ab, womit es gänzlich verschwunden war, und kaute mit geschlossenem Mund grinsend runter.

    Als Severa ihm die Hand auf die Schulter legte, legte er seine auf ihre. Es tat gut, endlich wieder bei der Mutter zu sein. Hier kannte er alle Menschen erst seit seiner Ankunft in Tarraco, die ein paar Monate zurücklag, doch sie kannten ihn schon von Anfang an. Auf einmal war auch dieses Gefühl des Heimwehs wieder da und es war größer, als Maximian es bislang gefühlt hatte. Warum nur? Weil sie nun da war? Er seuftze leise, hob den Kopf an und setzte zu einem Widerspruch an.


    "Aber -"


    Abermals seufzte er und hielt inne, als er den Blick seiner Mutter sah. Er war hoffnungsvoll, schuldbewusst und auf der anderen Seite unsagbar tröstlich. Er nickte leicht.


    "Ich bin dir dankbar, dass du mir von Meridius erzählt hast. Hier habe ich viel mehr Möglichkeiten und..."


    Max brach ab. Irgendetwas positives hieraus zu sehen, war wirklich sehr schwer. Vor allem weil der Gedanke an seine Geschwister Maximian sehr betrübte. Er hob seine Hand kurz an und legte sie dann wieder auf die seiner Mutter, die unverändert auf der Schulter lag.


    "Du bist mir keine Entschuldigung schuldig, Mutter. Du hast nur das Beste für mich gewollt und all die Jahre das Geheimnis mit dir herumgetragen. Es muss dich gequält haben, mit niemandem darüber sprechen zu können." Er zeigte ansatzweise ein Lächeln, das gleich danach aber wieder verlosch. "Das ist nun vorbei und der Gedanke, dass dir dieses Gewicht endlich von den Schultern gewichen ist, tröstet mich. Ich..."


    Nun fehlten die Worte. Er sah seine Mutter ein paar Augenblicke lang schweigend an und nahm dann ihre Hand von seiner Schulter, hielt sie aber weiterhin in seiner. Da erinnerte er sich daran, wie sie ihn früher immer an der Hand genommen und ihm beim Spazieren vorgesungen hatte. Dann war sie losgehüpft und Klein-Maximian jauchzte vor Freude, wenn sie ihn auf den Arm geschwungen hatte. Sein Blick wurde sehliger, weniger traurig, als er die Bilder vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen konnte und hatte das dringende Gefühl, jetzt irgendetwas aufmunterndes Sagen zu müssen.


    "Es wird gewiss alles wieder gut, Mutter."

    Das, was seine Mutter ihm da erzählte, ließ Maximians Gesicht erstarren. Sein Ziehvater, den Maximian immer geliebt hatte, hatte sich Maximians wegen von seiner Frau scheiden lassen. Dabei hatte sie ihm Kinder geschenkt, mit ihm Nacht für Nacht das Bett geteilt und ihn aufrichtig umsorgt. Offensichtlich hatte sie ihm sogar die Erziehung ihres ältesten Sohnes anvertraut, bis zu jenem Tage, an dem für Maximian ein neues Leben fand, oich das seiner Mutter sein Ende. Sofort fühlte der gutherzige junge Mann sich für das Aus der Ehe seiner Mutter verantwortlich; die Gefühle der Schuld fingen langsam an zu blühen und wucherten sogleich in jede kleinste Faser Maximians Körper.
    Seine gute Mutter, wegen ihm entehrt. Immernoch starrte Max seine Mutter fassungslos und geradezu erbleicht an. Die Nachricht war tatsächlich ein Schock, der nur allmählich wieder von seinen Muskeln abfiel. Dann endlich fand er die Sprache wieder.


    "Mutter, ich... wusste nicht... Es... Es tut mir so leid."


    Severa strahlte nun nicht mehr. Sie blickte ihn ernst an, doch Maximian hatte dieses Gesicht schon zu häufig gesehen, um zu wissen, dass es hinter der Fassade in seiner Mutter anders vorging, als es die Gesichtszüge vorzugeben wagten.
    Wollte er sie trösten oder sich - langsam sank er in die Arme seiner Mutter und legte den Kopf an ihre Schulter, wobei er die Augen schloss. Er hatte sich das Wiedersehen anders vorgestellt: Er ein erwachsener Mann, in Rüstung vielleicht, mit Meridius an seiner Seite. In Valentia hinein, die alten, bekannten Gesichter wiedersehen, sie anlächeln. Vor einem Haus anhalten, absteigen, die Mutter sehen. Den langjährigen Vater, die Geschwister. Sie alle in die Arme schließen, nur glückliche Gesichter sehen. Ein kleines Fest, Freude, die alte Familie, in der er 16 Jahre seines Lebens verbracht hatte.
    Stattdessen war diese Familie zerbrochen. Stattdessen hegte sein Ziehvater jetzt Groll und Zorn gegen seine Frau und Maximians Mutter. Stattdessen würde er, Maximian, geboren in Valentia, nicht länger willkommen sein bei Damian.
    Wortlos löste er sich wieder von seiner Mutter und sah sie traurig an.


    "Ich hatte nicht geahnt, dass er überhaupt Verdacht schöpfen würde. Aber das... Mutter, du musst mir glauben: Ich wäre nicht fortgegangen, ich hätte nicht auf dich gehört, wenn ich gewusst hätte, dass er sich scheiden lassen und dich entehren würde."


    Betreten senkte Maximian sein Haupt und fixierte den Boden vor seinen Füßen, als durchgesickert war, was er gesagt aber noch nicht verstanden hatte. Er war der Auslöser für das Unglück seiner Mutter gewesen, indem er einfach nach Tarraco aufgebrochen war. Damian war kein Einfaltspinsel. Maximian war gerade 16 Jahre alt geworden. Damit war er bei weitem zu jung, um zu den Legionen zu gehen oder sonst irgendwo eine Arbeit aufzunehmen.

    Maximian, der mit Gucken und Suchen beschäftigt war, wurde von seiner Tante angestubst und als er ihrem Fingerzeig folgte, erblickte er endlich seinen Vater. Er saß auf einem gewaltigen Pferd und wirkte stolz und bewundernswert, so wie er konzentriert sein Ross lenkte aber doch ein Lächeln mit sich trug. Langsam erschien auch auf Maximian soetwas wie ein stolzes Lächeln, während er kurz noch einmal zu Lucilla sah und ihr einen vielsagenden Blick zuwarf.


    Da bekam man nach 16 Jahren einen neuen Vater geschenkt und dann war es so einer wie Meridius. So einen, wie Maximian sich schon als kleiner Junge gewünscht hatte.


    Er wunk und jubelte mit, während er mit dem ganzen Volk immer wieder den Triumph der Legionen ausrief.

    Zuerst hörte man nur vielstimmiges Reden, doch dann schwoll der Lärmpegel an. Bald schon fing der Jubel wie eine Welle an zu rollen und Maximian reckte den Kopf und drängelte nach vorn. Er wollte sehen, er musste sehen! Er war jedoch nicht der einzige mit diesem Wunsch, weshalb ihm seine gesüßten Früchte aus der Hand gestoßen wurden. Oder hatte er sie gar fallen lassen? ^^

    Maximian folgte Lucillas Blick zu Martinus und grinste, während er entschieden den Kopf schüttelte. Zum einen, weil er nicht der geduldigste war und zum anderen, weil er kein Laufbursche sein wollte.


    "Das könnte ich zwar, aber genau so gut könnte ich auch mein Leben Rom und dem Frieden im Reich widmen. Nichts gegen eure Arbeit, Martinus und Lucilla - ohne euch wäre die Arbeit der Soldaten ebenso sinnlos, wie andersrum-, aber eines Tages hoffe ich auch einmal einen solchen Empfang geboten zu bekommen, nachdem ich in einer Schlacht gekämpft und am Sieg beteiligt gewesen bin."


    Die Augen des jungen Mannes glänzten, während er diese Worte sprach. Freilich wusste er, dass dieser Art von Arbeit risikobehaftet war und er schnell seinen Tod finden könnte, doch wer, der von Kindesbeinen an einen Traum hatte, dachte dann noch an irgendwelche Risiken?
    Doch grinste er schließlich, weil er ja schon einmal mitbekommen hatte, dass Lucilla das Thema nicht so gerne diskutierte und hielt ihr und den anderen das Schälchen mit den in Honig eingelegten Fruchtstücken hin.

    Aufs Stichwort hin reckte Maximian den Kopf. Er konnte nirgends etwas erkennen, dass in irgendeiner Weise den Legionären ähnelte. Mal abgesehen von den Wachen, die steif vor der Menge standen und eine breite Gasse freihielten.


    "Hast du denn schon irgendetwas von den Truppen gesehen? Hier ist es ja so voll, dass man kaum treten kann. In einem Officum? Oh, ich bitte dich, bewahre mich davor. Die Vorstellung den ganzen Tag still zu sitzen allein jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken..."


    Frech grinsend ließ der junge Decimus dann wieder den Blick durch die Mengen waten. Es war warm, die Sonne knallte vom Himmel und in der Ferne konnte man die Hitze über dem Boden flimmern sehen. Ein herrlicher Tag.
    Da gesellte sich ein Mann zu ihnen, den Max noch nicht kannte. Er lächelte freundlich von Lucilla zu ihm und nickte.


    "Salve."

    Maximian musste beim Haareverwuscheln grinsen. Als seine Tante damit fertig war, standen ihm die Haare in die verschiedensten Richtungen ab, was ihn jedoch herzlich wenig störte. Und dann erwähnte Lucilla Rom, womit der Blick des jungen Decimus träumerisch wurde, vielleicht auch ein bisschen bitter.


    "Oh, ich bin erst gestern wiedergekommen. Es war so schön, dass es mich auch beinahe dort gehalten hätte. Die Stadt ist einfach wundervoll und... die Menschen sind noch wundervoller."


    Er hatte gerade keine große Lust, sich über Julia auszulassen. Auszuheulen, vielleicht besser gesagt. Er vermisste sie.
    Noch einmal bekam er es fertig und grinste breit und schelmisch, während er seine Tante verschwörerisch musterte.


    "Aber gewiss steht es noch. Tante, was denkst du nur von mir?"


    Max kicherte leise vergnügt und legte einen Arm um Lucillas Schultern.


    "Dann hast du also viel in der Curia zu tun? Du solltest aufpassen, dass du dich nicht überarbeitest. Wie geht es dir?"


    Natürlich grinste Maximian auch zu Martinus und tat dann sehr erleichtert. Das war er aber auch. Lucilla und Martinus hatte er nach seiner Ankunft mit Mercator zusammen am schnellsten ins Herz geschlossen. Schließlich waren sie der Grund dafür gewesen, dass der Junge sich bald schon wie Zuhause fühlte. Er grinste seinem Cousin schelmisch zu.


    "Danke, Martinus. Du gehst aber auch mit der Zeit."


    Max zwinkerte. War es schön, wieder bei der Familie zu sein. Überhaupt war alles wunderbar. Seine Mutter war da, sein Vater würde bald eintreffen und die gesamte Familie würde erstmalig mit dem jungen Maximian vereint sein.

    Der Sohn musterte seine Mutter genau. Sie strahlte glücklich, weshalb er keinerlei Verdacht schöpfte und setzte sich zu ihr. Von Nervosität war nun nicht mehr viel übrig geblieben, genauso wenig wie Argwohn. Seiner Mutter ging es offensichtlich gut und dass sie Daheim Familie hatte, vergaß er, während er endlich wieder einmal das Bild seiner Mutter vor sich hatte. Als er es sich aber genauer ansah, dann sah sie ein wenig älter aus. Immernoch freudestrahlend schossen die Fragen nur so aus ihm heraus:


    "Seit wann wartest du denn? Und warum hast mir keinen Brief geschrieben, Mutter? Wie geht es dir? Und was machen meine Geschwister und mein Ziehvater? Sind sie mit dir hier?"


    Er war ziemlich aufgeregt, bemerkte jetzt erst, wie er seine Mutter mit Worten unter Beschuss genommen hatte und seufzte leise.


    "Es tut so gut, dich zu sehen. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du mir nicht schriebst. Ist alles in Ordnung?"

    Er wollte sich gerade ein Stückchen vom honigsüßen Obst in den Mund schieben, als sein Blick in der Menschenmenge vertraute Gesichter ausmachte. Augenblicklich erschien große Freude auf Maximians Gesicht, als er sich auch schon durch die vielen Menschen drängelte, auf seine Tante und Großcousins zu. Dort angekommen, fiel er seiner geliebten Tante um den Hals.


    "Lucilla! Und ich dachte schon, du wärest weggezogen."


    Er herzte seine Tante grinsend, dann umarmte er auch Martinus freudig.


    "Bei dir dachte ich schon beinahe das selbe."


    Mattiacus kannte Maximian nicht so gut, dennoch aber war er so voller Wiedersehensfreude, dass auch dem eine Umarmung nicht erspart blieb.


    "Ist es schön, euch wiederzusehen."

    Auch Maximian stand mittenmang. Niemals zuvor hatte er eine Rückkehr einer Legion nach dem Sieg miterlebt und fand das alles nun ziemlich berauschend. Es schien wirklich so, als hätte es selbst den verschrumpelsten Greis aus seinem dunklen Schuppen gelockt, nach dem zu urteilen, was sich hier alles durch die Straßen wälzte und dem Eintreffen der siegreichen Soldaten entgegenfieberte.


    Der junge Decimus hatte sich an einem Stand in Honig eingelegte Früchte gekauft und mampfte die nun genüsslich, während er sich duch bzw. mit der Masse schob und neugierig umherblickte.

    Als Maximian die Stimme vernahm, war er sich sicher. Es war die Stimme seiner Mutter gewesen. Langsam aber ungeduldig öffnete der junge Mann die Tür und steckte den Kopf durch den Rahmen, kaum dass die Tür weit genug geöffnet war. Seine Augen durchflogen das kleine Zimmer, bis sie an einem Sessel hängenblieben, auf dem eine mittelalte Frau saß. Er schluckte, öffnete die Tür gänzlich und strahlte auf einmal bis über beide Ohren.


    "Mutter!"


    Damit war die Tür auch schon losgelassen und Maximian ein gutes Stück auf seine Mutter zugelaufen, der er seine Arme entgegenstreckte.

    Livianus hatte gesagt, dass Maximians Mutter sich in ihrem Zimmer befinden würde. Also war der junge Decimus die Gästezimmer des Hauses abgelaufen, hatte überall angeklopft, aber bislang immer keine Antwort erhalten. Nun stand er vor der nächsten Tür, atmete einen großen Schwall Luft ein und klopfte drei mal kräftig mit dem Fingerknöchel gegen das massive Holz.

    Nun trat ein kleines Lächeln doch wieder zurück auf das Gesicht des jungen Mannes, der sich sogleich den Mund abtupfte und sich erhob.


    "Livianus, Valeria. Bitte entschuldigt mich."


    Dann wandte er sich erst an Livianus und nachher an Valeria.


    "Danke dir, Großcousin. Wir werden später noch genug Gelegenheit haben, uns besser kennenzulernen. Valeria, wir treffen uns dann morgen zum Ausritt?"

    Ungeduldig hing Maximian Livianus an den Lippen, bis er endlich damit rausrückte, wer auf ihn wartete. Augenblicklich wurden Maximians Augen groß und ein Lächeln wuchs auf seinem Gesicht. Dann jedoch zog er die Brauen zusammen, fragend und skeptisch, und legte den Kopf leicht schräg.


    "Meine Mutter? Aber... sie muss doch bei der Familie sein."


    An Lvianus Blick erkannte Maximian aber, dass alle Zweifel ausgeschlossen waren. Die Miene des jungen Decimus blieb aber nachdenklich, auch wenn er sich natürlich freuen würde, wenn... Aber was hatte es zu bedeuten, wenn seine Mutter hier war? Er war drauf und dran sich aufzurappeln und sie sofort suchen zu gehen.


    "Ist sie da? Ich meine gegenwärtig?"

    Immer noch dabei arme Valeria zu mustern, wurde Maximian von Livianus nächster Bemerkung aus den gedanken gerissen. Verdutzt sah er seinen Großcousin an.


    "So? Falls du Lucilla oder Martinus meinst: Die möchte ich ebenfalls gerne einmal wiedersehen!"


    Maximian grinste, konnte er sich doch nu gar nicht vorstellen, wer da besonderes auf ihn warten könnte. Und mit Julia, die er sich gewünscht hätte, konnte er wohl gar nicht rechnen. Es sei denn, sie hat ein Schiff auftreiben können, das gleich nach seinem ausgelaufen war und war ihm so gefolgt....