Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Freude stand auf Maximians Gesicht, als Livianus ihm die Nachricht überbrachte, dass der Feldzug tatsächlich gewonnen war. Das hieß dann also, dass sein Vater hier bald eintreffen würde. Monate waren vergangen, in denen Maximian sich gefragt hatte, wer sein Vater war und unweigerlich auch mit dem Gedanken spielen musste, dass er ihn nie wirklich kennenlernen würde.


    "Den Göttern sei Dank!"


    Für Valeria tat es ihm allerdings leid. Nun hatte sie in Rom eine kranke Mutter und gehofft, ihren Vater möglichst bald anzutreffen, da kann er noch nicht zurückkehren. Wie sie sich wohl fühlen musste? Mit traurigem Blick musterte er die junge Frau.


    "Das tut mir ebenfalls leid."

    Über Livianus Reaktion musste Maximian schmunzeln. Er hatte ganz vergessen, dass man ihm so entgegentrat, wenn er seinen Namen verraten hatte.
    Dann erhellte sich sein Gesicht. Livianus war auf dem Feldzug gewesen? Hieß das etwa, dass er vorüber war und alle zurückkehren würden?


    "Es freut mich ebenfalls, Livianus. Wohl wahr, ich war in Rom. Gerade heute bin ich angekommen und soll dich von deinem Vater grüßen, dem es in Rom sehr gefällt."


    Maximian lächelte, dann wurde sein Blick fragend. Vielleicht auch ein ganzes Stückchen hoffnungsvoll.


    "Du warst mit auf dem Feldzug? Nun bist du hier, also... heißt das, dass der Feldzug vorüber ist?"

    Dass Maximian auch überrascht war, musste Valeria ihm am Gesichtsausdruck ablesen können. Doch als sie ihn fragte, ob ihn etwas bedrückte, schüttelte er nur bestimmt den Kopf. Vielleicht ein wenig zu bestimmt, aber er wollte jetzt nicht die Gefühlskiste auskramen. Das war definitiv Fehl am Platz.


    "Nein, du musst dich täuschen. Ich dachte nur gerade daran, dass es mir wegen deiner Mutter leid tut und du ihr vielleicht einen Brief senden solltest."


    Gelogen, aber durchaus auch wahr. Und dann vernahm er, welch Arbeit Valeria verrichtete. Sie war also Geburtshelferin. Das war nichts, womit Maximian sich viel beschäftigt hatte noch groß Ahnung von hatte, immerhin durften Männer bei Geburten nicht anwesend sein.
    Trotzdem lächelte er, nickte und machte große Augen.


    "Eine ausgefallene Arbeit."


    Maximian sah auf, als er gerade einen Schluck Wein getrunken hatte und ein Fremder den Raum betrat. Der junge Decimus musterte den "Fremden" und lächelte dann mit einer einladenden Geste.


    "Salve. Leg' dich zu uns - es ist von allem reichlich da."


    Er machte eine kurze Pause und stellte den Weinbecher weg.


    "Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Maximian, Meridius Sohn."

    Maximian nickte und hörte sich die Geschichte von Valeria an. Irgendwie kam ihm diese ziemlich bekannt vor. War er nicht auch ein eigentlich uneheliches Kind, von dem der leibliche Vater viele Jahre lang nichts gewusst hatte? Als Valeria geendet hatte, schnaubte Maximian vor Überraschung beim Lächeln, nickte ein paar Mal und nahm nachdenklich einen Schluck vom Wein, ehe er zu seiner Antwort ansetzte.


    "Du wirst es mir nicht glauben, aber auch ich bin so gesehen ein uneheliches Kind und kann nahezu die gleiche Geschichte erzählen, wie du. Meine Mutter und mein Vater haben ihre Jugend zusammen verbracht, doch schließlich entschied ihr Vater, dass sie heiraten solle und zwar nicht Meridius. Also zog sie weg und gebar schon bald mich. Allerdings ist es keinem aufgefallen, dass ich nur wenige Monate nach der Hochzeit meiner Mutter und meines... Ziehvaters geboren wurde. Erst vor ein paar Monaten erfuhr ich davon und kam hier her. Bis zu diesem Tage, an dem ich in Tarraco ankam, wusste auch Meridius nichts von seinem Vaterglück."


    Er grinste noch leicht, dann verschwand das Grinsen jedoch allmählich.


    "Doch meiner Mutter geht es gut, nehme ich an. Da also liegt der Unterschied zwischen unseren Geschichten."


    Einen Moment lang beobachtete Max Valerias Spiel mit dem Apfel in ihren Händen, dann bröckelte er vom Brot etwas ab und kaute darauf herum. Es tat ihm leid, dass Valeria um ihre Mutter in Sorge sein musste und nahm sich fest vor, dass er seiner Mutter vor dem Schlafengehen noch einen Brief schreiben würde. Er hatte ja auch eine ganze Menge zu berichten und sicherlich fragte sie sich, wie es ihm erging. Anscheinend hatte sie ihm in Zwischenzeit nicht geschrieben, was Maximian mit leichtem Wehmut festgestellt hatte, als er nach dem erfrischenden Bad noch einmal in seinem Cubiculum vorbeigeschaut hatte. Nun gut, dann würde er eben schreiben.


    Allmählich leerte sich auch Maximians Teller und gleichzeitig dazu stieg seine Zufriedenheit. Nicht die vom Teller, aber Maximians. Zwischenzeitlich hatte er Valeria eingehend gemustert und versucht, ihr Alter zu schätzen. Es war schwer zu sagen. Sie sah noch jung aus, aber auch nicht mehr so jung. Er schätzte sie auf 20, konnte es aber beileibe nicht genau sagen. Schließlich nahm er sich vor, ihr Alter irgendwie zu erfragen. Irgendwie.


    "Und womit hast du dir die Zeit in Rom vertrieben? Ich meine, bist du verheiratet oder hast du gearbeitet, um deine Mutter finanziell zu stützen?"

    Verzeih' mir, dass ich mich einfach einmische, Vater, aber ich will die neue Sklavin schon einmal begrüßen. :D


    Willkommen im Hause der Gens Decima und viel Spaß mit uns und allen anderen freilich auch. :) :)

    Er schlang gar nicht soooo sehr. Er hatte nur großen Appetit und zeigte das auch. Wahrscheinlich war das noch etwas, dass er aus dem spanischen Dorf mitgebracht hatte. Dort legte man auf vieles nicht solch großen Wert, wie man es anderswo tat. Er kaute runter und grinste.


    "Gefüttert wurde ich schon, allerdings entspricht mit das Essen auf Schiffen nicht sonderlich. Das liegt nicht am Seegang, seekrank werde ich nicht so schnell, viel mehr einfach an den Speisen, die man der Haltbarkeit anpassen muss."


    Er steckte sich eine Olive in den Mund, kaute die herunter und grinste abermals, während er auf die Speisen auf dem Tisch deutete.


    "Und außerdem ist die Köchen hier ganz besonders begabt. Es schmeckt doch vorzüglich, nicht wahr?"


    Hm. Maximian hatte vergessen, dass Valeria erst seit kurzem hier war und schlecht beurteilen konnte, wer wie mit dem jüngsten Familienmitglieder verwandt war. Er trank einen Schluck vom Wein und behielt den Becher in der Hand, während er sich etwas zurücklehnte.


    "Naja, so viele weibliche Familienmitglieder leben hier nicht. Genau genommen war meine Tante die einzige, bis du hierher kamst. Lucilla. Hast du sie schon kennengelernt?"


    Er wartete die Antwort ab, dann ließ er ein kleines Stückl Fleisch in der Futterluke verschwinden. Mit leicht schräg gelegtem Kopf musterte er das junge, hübsche Gegenüber, während er den Wein im Becher leicht kreisen ließ.


    "Hm, du kennst also deinen Vater gar nicht? Weshalb hat deine Mutter dir das verheimlicht, wenn sie es denn tat? Und wenn nicht, warum wohnt ihr dann nicht hier?"

    Maximian sah an sich hinunter und grinste. Er trug jetzt eine hellblaue Tunika und bequeme Sandalen und konnte eigentlich keinen Schmutz entdecken. Dennoch aber wiegte er den Kopf, um auf die Neckerei einzugehen.


    "Na, wer weiß. Wenn die Dauer eines Bades dafür ausschlaggebend ist, wie sauber man wird, dann könnte man meinen, dass sich noch ganze Dreckschichten auf meiner Haut befinden."


    Er kicherte leise und legte sich auf die Liegen, die Valerias gegenüber stand. Er war vom Reisen erschöpft und hatte solch eine bequeme Liege lange genug entbehren müssen. Außerdem hatte es auf dem Schiff immerzu geschaukelt und durch das Bad war Maximian zusätzlich schläfrig geworden.


    "Bitte, nimm dir doch etwas."


    Mit dieser Aufforderung, die eigentlich Valeria galt, griff Maximian hungrig zu. Er nahm sich von allem etwas, aber vom Fleisch am meisten und kostete sogleich und spülte mit Wein nach. Es schmeckte wunderbar. Die Speisen und auch der Wein. Mampfend und mit fragender Miene wandte Maximian sich wieder Valeria zu.


    "Sage mal, wo hast du meine Tante und die anderen bloß versteckt?"

    Als Maximian nach seinem Bad das Triclinium betrat, bot sich ihm ein appetitliches Bild dar. Das Essen auf aufgetragen und insgesamt wirkte alles wunderbar einladend. So machte das Heimkehren wirklich sehr viel Spaß. Der junge Decimus wunderte sich selbst, wie schnell er sich an all das hier gewöhnt hatte. Aber an gutes Essen in einer guten Umgebung gewöhnte man sich wohl am schnellsten.


    Maximian wandte sich herum und legte die Hände auf den Rücken.


    "Gallus? Bitte informiere Valeria, dass ich auf sie warte."

    Als Maximian eintrat, war das Zimmer wunderbar warm. Das Wasser wartete auf ihn, genauso wie eine frische Tunika. Es dauerte nicht lange, da war Maximian entkleidet und streckte den ersten Zeh ins Wasser. Ah, wunderbar warm. Er bekam Gänsehaut und ließ sich komplett ins Wasser gleiten. In der Wanne machte er es sich bequem, atmete die wohltuenden Dämpfe ein und schloss erst einmal für ein paar Minuten die Augen. Ja, das hatte er gebraucht.


    Er fühlte regelrecht, wie alle Muskeln sich entspannen und der Dreck sich auflöse. Schließlich half er jedoch nach, schrubtte sich mit einem Schwamm den Körper und wusch auch die kurzen Haare.


    Als all das geschehen war, waren noch einmal ein paar Minuten der Entspannung angesagt, dann schlüpfte Max aus der Wanne, trocknete und ölte sich und zog die neue Tunika über. Die alte legte er zusammen und für Gallus bereit.


    Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, als er das Balneum wieder verließ. Ihm war angenehm warm, die angespannten Muskeln waren nun entspannt und die wohltuenden Dämpfe hatten auch zu seiner emotionalen Erholung beigetragen. Nun hieß es nur noch den Magen vom Hunger zu befreien.

    Maximian nickte begeistert und tat so, als wäre ein Vertrag geschlossen worden.


    "Gut, dann sind wir morgen verabredet. Nach Sonnenaufgang in den Stallungen. Dort wirst du eines von unseren Pferden bekommen."


    Dann stand er auf und musterte Valeria aber grinsend weiter. Wie es gt tat, nicht immer in Gedanken in Rom zu sein und den Schmerz einer Trennung zu spüren.


    "Nicht so viel mehr. Junge Damen alleine lassen ist sozusagen... eine Angewohnheit."


    Nun huschte aber doch ein Schatten über sein Gesicht, wenn auch nur kurz. Er blinzelte einmal ein wenig länger, weil seine Bemerkung ja nun tatsächlich zutraf, wenn er es auch nicht gerne eine Angewohnheit nennen wollte. Er war eher unfreiwillig aus Rom fortgefahren, hatte Julia allein gelassen. Eine junge Dame, die seines Herzen.
    Anschließend bemühte er sich aber wieder um ein unbekümmertes Grinsen.


    "Aber darüber können wir später noch reden, das Wasser erkaltet. Ich schicke dann Gallus, wenn ich mit dem Bad fertig und im Triclinium bin. Bring Appetit mit."


    Max schmunzelte, zwinkerte mit einem Auge und ließ Valeria dann zurück, um sich ins Balneum zu begeben.

    Maximian sah auf, als Gallus wieder das Atrium betrat. Er freute sich über die Tüchtigkeit, die der Sklave an den Tag legte wie auch die Aussicht auf ein warmes Bad und lächelte.


    "Wie immer schnell. Danke, Gallus."


    Schon mehr an Valeria gewandt und ein wenig grinsend fuhr er fort:


    "Die junge Dame müsste auch nicht allzu lange auf mich warten."

    Maximian grinste über ihre Röte hinweg, wollte er doch nicht, dass sie in Verlegenheit geriet und nickte, während er sich wieder zu ihr gesellte.


    "Hmmm.... Solltest du gerne etwas mehr sehen wollen, dann biete ich dir gerne meine Ortskenntnisse an. Sagen wir morgen. Ich könnte dir Tarraco zeigen und vielleicht auch die Felder drumherum."


    Max betrachtete Valeria mit fragender Miene und drückte während der Pause leicht die Lippen aufeinander. Dann legte er den Kopf leicht schräg und musterte so weiter.
    Vielleicht konnte er ja wirklich ein bisschen Zeit mit Valeria verbringen. Sicher würde sie bald, nachdem der Feldzug beendet war, wieder zu ihrer Mutter zurückkehren wollen, doch bis dahin konnte er sie ein wenig ablenken und sie... sie konnte ihn ablenken. Sie erschien freundlich und war eine angenehme Gesprächspartnerin und da Maximian in Tarraco ja eher weniger viel zu tun hatte, wie sie wahrscheinlich auch, konnte man doch 1 und 1 miteinander verbinden und ein wenig Spaß haben. Durch Tarraco laufen, ein bisschen über Dies und Jenes reden, ausreiten. Ausreiten!


    "Kannst du reiten?"

    Maximian nickte Gallus hinterher, der wie immer sogleich aufbrach, um alles nötige zu veranlassen und wanderte dann kurz mit den Blicken zu Valeria zurück, die in den Garten sah. Er konnte es verstehen, war das Wetter doch wunderbar und die Natur erwacht. Er schmunzelte.


    "Und bist du das erste Mal in Hispania?"

    Als Gallus ins Atrium gekommen war, sah Maximian aus. Oh ja, ihm stand es wirklich nach einem Bad und etwas für den Magen. Er nickte.


    "Bereite mir ein Bad vor und danach das Essen. Etwas warmes am besten. Danke, Gallus."


    Natürlich waren ihm auch die Trauben, die Valeria wünschte, genehm. Das Essen auf dem Schiff war nicht sonderlich sättigend gewesen, sodass er sich nun auf etwas anständiges freute. Und in netter Gesellschaft würde er das ja dann einnehmen können. Nicht das Bad, aber das Mahl. Er schmunzelte ob der letzten Gedanken, merkte aber nichts weiter an sondern nickte wieder mit dem Kopf.


    "Ja, und außer mir noch etwa 200 andere Gäste - wenn nicht mehr. Es war wirklich beeindruckend. Und sonst... Ja, die Reise hat mir viel Freude eingebracht, ebenso Kenntnis, Freunde und... Naja, das ein oder andere noch dazu."


    Er grinste entschuldigend und leicht unbeholfen, war er doch nicht so einnehmend, dass er sofort über seine frisch gefundene Liebe reden wollte/konnte. Und das mit einer beinahe völlig Fremden.
    Da erschien Mattiacus. Hier ging es ja zu wie im Taubenschlag. Maximian war Valeria einen Blick a la "Siehst du, so verlassen ist das Haus gar nicht..." und stand dann auf, um seinem Großcousin (?) die Hand zu schütteln, wobei Maximian erfreut lachte.


    "Mattiacus! Schön dich so gesund wiederzusehen. Mir geht es gut, bin gerade aus Rom zurückgekehrt. Ah, bei der Gelegenheit kann ich dich gleich von Mercator grüßen. Wie geht es dir?"


    Valeria, die einen abwesenden Blick hatte, warf Maximian ein Lächeln zu. Da Mercator mit Max nach Rom gereist war, kannte sie ihn folglich nicht. Er würde ihr bei Gelegenheit von ihm erzählen. Dem Großonkel, der dem Kaiser zur Hand ging.

    Als Valeria lachte, lachte auch Maximian. Gerade erst war er Valeria im Atrium begegnet und nun schien es, als würden sie gute Freunde werden. Der Gedanke gefiel Maximian, denn immerhin war er schon nicht mehr der einzige so junge Mensch hier.


    "Ja, auch im Colloseum und im Circus. Es liefen gerade Gladiatorenkämpfe, die wirklich fesselnd waren. Aber ich fürchte, ich habe trotz der langen Zeit nur einen kleinen Teil der Stadt gesehen. Bedauerlich. Aber auch nicht schlecht, denn so muss ich gewissermaßen mindestens noch einmal drothin."


    Er grinste und schlenkerte mit den ausgestreckten Beinen. Wie gut es tat, festen Boden unter den Füßen zu haben und abgelenkt zu werden.


    "Och, ich hatte keinen besonderen Grund. Mein Großonkel wurde vom Kaiser gerufen, also begleitete ich ihn, weil ich Rom immer schon einmal besuchen wollte. Und dann ergab es sich doch, dass der Kaiser ein Bankett gab und ich als Sohn des Legatus Legionis Decimus Meridius, der ja nun wirklich keine Möglichkeit hatte zu erscheinen, anwesend sein durfte."


    Maximian nickte und er konnte nicht umhin, auch ein wenig stolz dreinzuschauen.

    Wie sie ihren Zopf flocht, entging Maximian freilich nicht. Doch kaum fing sie an ihr Haar zu verschlingen, sah er Julias schwarzes Haar im Winde wehen. Zu traurig waren die Gedanken an sie, zu sehr schmerzte das Herz. Und nun war es wahrlich kein Augenblick, um traurig zu sein. Er war daheim und es war ein gutes Gefühl. Gekonnt tröstete er sich selber, indem er sich einredete Julia schon bald wiedersehen zu können und konzentrierte sich auf das, was Valeria ihm berichtete.
    Sein Gesicht wurde betroffen, obwohl er die junge Frau kaum kannte, als sie von ihrer Mutter berichtete.


    "Dann muss es schwer für dich sein, hier Zeit zu verlieren. Möge deine Mutter stark sein und auf deine Rückkehr warten können."


    Während Valeria eine Pause machte, wanderten seine Gedanken kurz nach Valentia. Wie es seiner Mutter wohl erging? Einige Wochen hatte er sie nun schon nicht mehr gesehen, doch das Fernweh hielt sich in Grenzen. Er war ja gerade in einer Ferne gewesen und in die nächste zurückgekehrt. Und in zwei andere Fernen strebte sein Herz. In die von Julia, nach Germanien, und in die von seiner Mutter, weniger weit entfernt als Germanien.
    Doch sein gedanklicher Spaziergang wurde unterbrochen, als Valerias zierliche Stimme ihm nach dem Grund fragte, weshalb sie sich nicht früher schonmal über den Weg gelaufen waren. Sogleich schienen Maximians Augen aufzuglühen, als er an Rom dachte. An die vielen Tage, die er dort verbracht hatte, an die großartigen Bauwerke und Statuen, an das Bankett, sein "Gasthaus" und... und Julia. Ein leidenschaftliches Lächeln erschien, während die Augen wieder wacher in jene von Valeria sahen.


    "Das liegt daran, dass ich die vergangenen Wochen in Rom verbracht habe. Für mich war es der erste Besuch, musst du wissen, und es war wahrhaftig wundervoll! Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber ich fürchtete meinen Vater würde es nicht freuen, wenn er hörte, dass sein Sohn sich wochenlang als Müßiggänger in Rom auf Kosten eines Familienfreundes vergnügte."


    Schelmisch grinsend streckte Maximian die Beine aus und kicherte leise.


    "Dabei kenne ich meinen Vater beinahe genauso wenig wie du deinen."

    Ungeniert kratzte Maximian sich am Kopf. Einen Praetorianus hatte er noch nicht kennengelernt. Bestimmt war er Soldat und mit Meridius unterwegs oder zumindest in einer anderen Einheit.
    Aber er lächelte gleich noch ein bisschen breiter.


    "Das heißt dann ja, dass wir verwandt sind. Ich kenne Praetorianus ebenfalls noch nicht, heiße dich aber nachtäglich in der Gens willkommen."


    Über die Anmerkung, dass alle ausgeflogen schienen, musste Maximian schmunzeln. Mal war es so, dass man sich vor Besuchern und Familienmitgliedern kaum retten kann, dann mal war es so, dass die Casa ruhig und friedlich dalag und sich entweder von den Anstürmen zu erholen schien oder sich aber auf das nächste, große "Gewitter" vorzubereiten.


    "Nun, das wird sich sicherlich bald ändern. Wenn erst einmal der Feldzug beendet ist und die Kämpfer wieder daheim, wird die Casa vom Leben erfüllt sein."


    Maximian deutete auf eine Steinbank und deutete an, dass sie sich setzten sollten.


    "Ich selber bin noch gar nicht so lange bei meiner Familie. Aber den Erzählungen zufolge müssen unzählige Männer der Familie Soldaten sein."


    Während er sprach, sah der junge Decimus sich um. Es wunderte ihn, dass keine weiten Familienmitglieder auftauchten. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass Maximian zurückkehren würde. Entweder es war zu früh oder zu spät. Hm. Er zuckte mit den Schultern udn wadnte sich wieder der jungen und hübschen Verwandten zu, die ihm Gesellschaft leistete. Neugierig musterte er sie.


    "Du bist Preatorius Tochter? Wo hast du denn bislang gelebt und wie hast du davon erfahren? Und warum erst jetzt?"

    Maximian hatte den Kopf gerade in einen abgehenden Raum gesteckt, als er von hinter sich eine Stimme vernahm und freudig zu ihr herumfuhr. Das strahlende Gesicht sah sicherlich überrascht aus, hatte er die Stimme doch beinahe für die seiner Tante Lucilla gehalten. Doch die junge Frau, die vor ihm stand, war definitiv nicht Lucilla. Zum einen war sie jünger, blonder und vor allem Maximian fremd. Er kam ein paar Schritte näher, musterte die Frau dabei und hatte immer noch ein freundliches Lächeln auf den Wangen.


    "Ave, Valeria. Mein Name ist Maximian. Ich bin der Sohn des pater familias. Und wer bist du?"


    Maximian hielt Valeria für einen Gast. Vielleicht von Martinus oder Mattiacus, oder gar als Freundin von Lucilla.

    Maximian hatte Verus und Gallus mit dem Entladen des ganzen Gepäcks allein gelassen und war ins Atrium geschlendert. Wenn man dazu noch schlendern sagen konnte. Es sah beinahe aus, als wäre er dorthin gehüpft. Und als er dort ankam, fiel ihm natürlich sofort das reparierte Dach ins Auge. Martinus hatte wirklich ganze Arbeit geleistet!


    Schließlich blickte Max sich in alle Richtungen um und fragte in das Haus, das ruhig dalag, ob jemand da war.


    "Hallo?"


    Seine Traurigkeit war der Freude gewichen, die einen Reisenden überfiel, wenn er Daheim ankam. Dabei trug er Julia und die schönen und auch schmerzliche Erinnerungen stets im Hinterkopf, während er gespannt ins Haus hineinhorchte und den ein oder anderen Schritt tätigte.