Maximian nickte und hörte sich die Geschichte von Valeria an. Irgendwie kam ihm diese ziemlich bekannt vor. War er nicht auch ein eigentlich uneheliches Kind, von dem der leibliche Vater viele Jahre lang nichts gewusst hatte? Als Valeria geendet hatte, schnaubte Maximian vor Überraschung beim Lächeln, nickte ein paar Mal und nahm nachdenklich einen Schluck vom Wein, ehe er zu seiner Antwort ansetzte.
"Du wirst es mir nicht glauben, aber auch ich bin so gesehen ein uneheliches Kind und kann nahezu die gleiche Geschichte erzählen, wie du. Meine Mutter und mein Vater haben ihre Jugend zusammen verbracht, doch schließlich entschied ihr Vater, dass sie heiraten solle und zwar nicht Meridius. Also zog sie weg und gebar schon bald mich. Allerdings ist es keinem aufgefallen, dass ich nur wenige Monate nach der Hochzeit meiner Mutter und meines... Ziehvaters geboren wurde. Erst vor ein paar Monaten erfuhr ich davon und kam hier her. Bis zu diesem Tage, an dem ich in Tarraco ankam, wusste auch Meridius nichts von seinem Vaterglück."
Er grinste noch leicht, dann verschwand das Grinsen jedoch allmählich.
"Doch meiner Mutter geht es gut, nehme ich an. Da also liegt der Unterschied zwischen unseren Geschichten."
Einen Moment lang beobachtete Max Valerias Spiel mit dem Apfel in ihren Händen, dann bröckelte er vom Brot etwas ab und kaute darauf herum. Es tat ihm leid, dass Valeria um ihre Mutter in Sorge sein musste und nahm sich fest vor, dass er seiner Mutter vor dem Schlafengehen noch einen Brief schreiben würde. Er hatte ja auch eine ganze Menge zu berichten und sicherlich fragte sie sich, wie es ihm erging. Anscheinend hatte sie ihm in Zwischenzeit nicht geschrieben, was Maximian mit leichtem Wehmut festgestellt hatte, als er nach dem erfrischenden Bad noch einmal in seinem Cubiculum vorbeigeschaut hatte. Nun gut, dann würde er eben schreiben.
Allmählich leerte sich auch Maximians Teller und gleichzeitig dazu stieg seine Zufriedenheit. Nicht die vom Teller, aber Maximians. Zwischenzeitlich hatte er Valeria eingehend gemustert und versucht, ihr Alter zu schätzen. Es war schwer zu sagen. Sie sah noch jung aus, aber auch nicht mehr so jung. Er schätzte sie auf 20, konnte es aber beileibe nicht genau sagen. Schließlich nahm er sich vor, ihr Alter irgendwie zu erfragen. Irgendwie.
"Und womit hast du dir die Zeit in Rom vertrieben? Ich meine, bist du verheiratet oder hast du gearbeitet, um deine Mutter finanziell zu stützen?"