Sim-Off:Kommt nicht mehr vor. Jeder andere wäre jetzt von seiner Freundin/Frau verlassen worden.
Die Worte der alten Dame stimmten Maximian nachdenklich. Fühlte er sich, als wäre er schon einmal wiedergeboren worden? Hm, nein, er fühlte sich jung und konnte sich an kein Vorleben erinnern - was ja nichts heißen musste.
"Mir erzählte mal ein Greis in unserem Dorf, kurz nachdem seine Frau verstorben war und kurz bevor er selbst verstarb, seine Theorie über unsere Seelen und weshalb sie sich manchmal schon länger zu kennen scheinen. Hmmm... Er meinte, dass Seelen geboren werden in einer rein weißen Atmosphäre. Sie sind diesen Moment lang vollkommen und von Glück und Liebe erfüllt. Doch sie fallen sogleich herab und landen dort, wo ein Kind gerade geboren wird. Aber nahezu immer stellt sich heraus, dass eine neugeborene Seele für ein neugeborenes Menschenkind zu groß ist. Und während anderswo, vielleicht nebenan oder in einem weit entfernten Land, ein weiteres Kind geboren wird, werden die neugeborenen Seelen zerrissen und kehren in das ihnen anvertraute Neugeborene ein. Sie weinen das erste Mal, so wie ein Menschenkind nach der Niederkunft das erste Mal weint. Von da an sind die Seelen nur noch ein Halbes und verlieren verdoppelt schnell an Vollkommenheit, Glück und Liebe. Ihr Wunsch, den anderen Teil ihrer selbst zu finden, wächst jedoch von Tag zu Tag und irgendwann, wenn der Mensch schon längst laufen gelernt hat, da ist der Wunsch nach der Einheit der Seele so stark, dass er... manchmal bewirkt, dass zwei Menschen zueinanderfinden und es ist, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Vollkommenheit, Glück und Liebe kehren allmählich zurück, bis zu jenem bestimmten Tage, an dem sie durch nichts mehr getrennt sind und sich in ihrer rein weißen Atmosphäre wieder verbinden können."
Maximians Herz pochte ruhig in seiner Brust, während seine Augen verträumt wegen einer so verzaubernden Idee in Julias Augen gründelten. Kannten sie sich aus einem vorigen Leben oder hatten ihre Seelen die Wiedervereinigung auf Erden geschafft - das spielte keine Rolle. Beide Ideen waren wundervoll und verliehen diesem Abend einen überwältigenden und übernatürlichen Glanz.
Über Viola wollte er nicht weiter sprechen. Sie gehörte jetzt und hier nicht hin. Vielleicht hatte er sie geliebt, vielleicht nicht. Die Zeit um das herauszufinden hatte einfach nicht gereicht und sich darüber im Nachhinein den Kopf zu zerbrechen, war auch keine Lösung.
Er würde schon eines Tages über sie hinweg sein. Es war nur... jetzt... war alles gerade 2 Wochen alt. Ein wenig mehr vielleicht, aber nicht weniger. Er redete sich ein, dass es normal war, so lange zu trauern. Würde man denn nicht so lange um seinen besten Freund trauern?
Und dann erzählte die Frau, die in seinen Armen lag doch davon, dass sie einmal geglaubt hatte in seinen Vater verliebt gewesen zu sein. Maximian sah wirklich überrascht drein, sehr sogar. Es schien, als sei auch das, die Begegnung zwischen Meridius und Julia, Teil dieses einzigen großen Zufalls. Er musste schmunzeln, wobei ihm aber ein anderer Gedanke durch den Kopf zog:
Hätte es nicht bedeuten können, dass... Julia nach einem Teil von Meridius suchte, das sie in ihm, Maximian, wiederfand? Oder andersherum? Es würde erklären, dass sie sich so schnell hingezogen zu Max gefühlt hatte. Das Vermissen einer alten Liebe, wieder aufkommende Gefühle, die verloren geglaubte Hoffnung. Der Gedanke schien kleine Widerhaken zu entwickeln, während Maximian ihn genauer betrachtete und ihn schließlich verdrängte. Nein, er glaubte nicht, dass Julia einen Meridius in Maximian suchte. Nach all dem, was sie ihm gesagt hatte, erschien es ihm äußerst töricht, soetwas auch nur zu denken.
"Seltsam ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck."
Ein Schmunzeln schlich sich zurück auf Max' Gesicht, als Julia sich näher an ihn drückte. Nein, das hier war echt. Seine Gefühle waren eindeutig und er glaubte auch, dass Julias das waren. Alles andere hätte nicht zu ihr gepasst.
"Ich frage mich, was er sagen würde, wenn er uns so sehen könnte..."
Gute Frage. Berechtigte Frage. Maximian kannte seinen Vater nicht. Würde er es ihm übel nehmen, dass er ihm Julia sozusagen weggenommen hatte? Maximian wusste nicht, ob Meridius eifersüchtig war oder ob ihm überhaupt noch etwas an Julia lag und wie er seinem Sohn gegenüberstehen würde, wenn er Julia liebte, obwohl er sie noch liebte.
Mit einer Hand strich er Julia über den Arm, dann kippte er seinen Kopf leicht zu Seite. Sein Kinn legte sich an ihren Kopf, seine Lippen auf ihre dunklen Haare. So konnte er die Sonne sehen, die inzwischen beinahe gänzlich verschwunden war.
Und mit der Erkenntnis, dass es schon spät war, dass die Sonne ihren alltäglichen Spaziergang über den Himmel beendet hatte, kam auch die zurück, dass sie nicht mehr lange hier herumliegen konnten. Hungaricus wartete sicher auf Maximians Rückkehr, der Schwarze war sich selbst überlassen... und der Weg war noch weit.
Ein Seufzen entrang sich Maximian, während er daran dachte.
Und wie würde es dann weitergehen?