Beiträge von Lucius Decimus Maximian


    Hm. Er war es, der den Ärger bekommen würde, deswegen hätte er liebendgern noch etwas erwidert, aber er war ja auch nur ein Sklave. Also zuckte er mit den Schultern. Wenn die Frau am Ende starb, würde auch der Medicus seinen Dreck wegkriegen. Dann wandte er sich um und suchte den Wein. Natürlich schlug er so ein Angebot nicht aus. Er war ja auch gerannt wie ein Rebhuhn, da konnte jetzt ein wenig Zeit verloren gehen, ohne dass man es wahrscheinlich registrieren würde.


    "Ja. Seine Nichte sagte ich doch... Sie konnte nicht mehr gehen, hustete schwach und war sehr bleich. Blaue Lippen" berichtete Ahala, fuchtelte mit seinen Fingern vor dem Gesicht herum und trank vom Wein, den er in einen Becher gefüllt hatte.


    Ahala blinzelte. Mit einer Schlange um den Hals? Na, dann ging es dieser Frau sicherlich nicht mehr gut, weil die Schlange sie unlängst getötet hatte. War natürlich auch eine Art und Weise jemanden zu behandeln. Er zuckte mit den Schultern. Nicht sein Problem.


    Dass der Arzt wissen wollte, was die junge Frau für Beschwerden hatte und keinerlei Anstalten machte, entwickelte sich da schon eher zu einem Problemchen.


    "Einige" antwortete er prompt und sah den Arzt nachdenklich an. "Sah mehr tot aus als lebendig. Deswegen sagte ich ja auch, dass ich den Arzt auf der Stelle zum Domus bringen soll." Der Sklave räusperte sich.

    Er nickte und stemmte einen Arm in die Seite. Schade eigentlich, dass sie keine Duccia war. Die guten Verbindungen, die sein Vater zu dieser Gens pflegte, hätte er gerne ein wenig unterstützt. Aber wenn die kleine sympathische Quasselstrippe hier eine gute Freundin war, dann sollte auch ihre Bekanntschaft einen Nutzen haben.


    "In der Tat habe ich es ein wenig eilig mit dem Bild, die Pflicht ruft nach mir. Es sollte also möglichst schnell gehen. Gute Bezahlung wäre garantiert, also... ich würde mich direkt für ein paar Stunden zur Verfügung stellen, wenn das ginge."


    Kaum nachdem er die Porta Praetoria passiert hatte, erreichte Ahala das Valetudinarium. Hastig klopfte er an, wartete auf ein Zeichen und trat dann ein und sah sich um. Auf den ersten Blick konnte er den Arzt nicht ausmachen.


    "Salve. Mein Herr, der Legatus Augusti Pro Praetore, verlangt nach dem Medicus Iulius. Ich soll ihn auf der Stelle zum Domus Legati Augusti begleiten."

    Das war es Maximian. Der Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sich doch schlagartig geändert, als Valeria zweifelsohne auf Livianus angespielt hatte. Woher sollte er denn wissen, wo der steckte? War wohl auch besser so. Wer weiß, was werden würde, wenn erstmal ein Medicus hier gewesen war und man genaueres erfuhr. Wo blieb der eigentlich?


    Maximian erhob sich dann also aus dem Sessel, um ihn seinem Vater zu überlassen. Vielleicht war es auch besser, er ging einmal und machte den Sklaven Feuer unter ihren Hintern?


    "Ich gehe mal nachsehen, ob der Medicus schon angekommen ist" sagte Maximian also und verließ das Cubiculum mit einem sorgenvollen Blick, den er Meridius zeigte.

    Maximian räusperte sich, als es klopfte und die Stimme verriet, dass sein Vater einen Krankenbesuch abstatten wollte. Gleich brachte Maximian wieder Distanz zwischen Valeria und sich, indem er auch ihre Hand unter die Decken schob.


    "Ja, komm nur herein" antworteten Maximian an Valerias statt und wandte sich dabei kurz der Tür zu.

    Ein mauer Scherz, aber Maximian lächelte, allein weil es ihn freute, dass Valeria noch scherzen konnte. Dann sah er auf ihre Hand herab und legte nach einem kurzen Moment seine Hand auf ihre dünnen Finger. Seine Hand war fast doppelt so groß wie ihre.


    "Ja" antwortete er dann ruhig. Aber gerade wollte er nicht an das nächste Gespräch über Valeria zwischen ihm und Meridius denken, das irgendwann sicherlich über sie kommen würde.
    Schließlich sah er wieder auf. Valeria sprach nur noch sehr mühevoll, das fiel ihm auf. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, er hätte ihr Ruge gelassen. Aber nun war sie gerade einmal wach und sie hatten diesen Moment zu zweit, dass er gar ein wenig egoistisch wurde.


    "Das fragst du?" entgegnete er ihr leise und lehnte sich wieder zu ihr vor, damit.... ja, damit er ihr näher war. Die freie Hand gab vor Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen zu müssen, aber in Wirklichkeit streichelte er sie zärtlich.
    "Ich glaube, wenn du es nicht weißt, sollte ich es auch noch nicht verraten."

    Eine Schülerin also. Woher sollte er wissen, wo diese Frau war? Maximian zog skeptisch eine Augenbraue hoch.


    "Ich nehme an, sie ist in Colonia und übt fleißig, damit sie ihre Aufgaben perfekt beherrscht, wenn du sie wiedersiehst" versuchte er es dann aber doch lieber auf die diplomatischer Art und war erleichtert, als Valeria den ersten Fortschritt machte: Sie gab nach. Vielleicht würde sie es das nächste mal um ihretwillen machen.


    Wieder im Sessel sitzend, tupfte Maximian Valeria den Mund trocken. Jetzt mutierte er auch noch zum Krankenpfleger. Wer weiß, vielleicht würde er am Ende gar keine schlechte Figur als Hebamme abgeben? Der Gedanke ließ ihn schmunzeln.


    "Im Gegenteil. Er ist froh, dass du hier bist" sagte er, nicht ohne Überzeugung. "Es ist sicherlich nicht ganz leicht für ihn und ich denke, er sorgt sich im Geheimen auch ein wenig um meine Ambitionen, aber ich habe nicht eine Beschwerde über deine Anwesenheit über seine Lippen kommen hören."

    "Das meinst du. Ja, ich verbringe viel Zeit in den Thermen. Was soll man hier auch sonst tun, wo es doch unentwegt regnet? Da fällt mir ein: Wie steht es um den Bau des Gymnasiums? Geht es voran? Und der Bart... Ja, ich dachte mir, auch er würde im Winter seinen Nutzen erfüllen, wenn er bis dahin nur lang genug ist."


    Dann fuhr er sich über das Kinn, das langsam aber sicher behaarter wurde. Es erfüllte ihn mit Stolz. Aber anstatt das zu zeigen, grinste Maximian und ließ die Würfel kullern, was Ahala erfreut hochfahren und dem jungen Decimus eine lange Nase zeigen ließ. Genau die Reaktion meinte Maximian.
    Er ließ dem Sklaven seinen Triumph auskosten und lehnte sich im Sessel zurück. Was für ein angenehmer Abend.


    "Ich habe noch ein, zwei Dinge zu erledigen" dachte er laut. Und er wollte noch ein wenig bei Valeria sein können. "Aber so langsam fühle ich mich bereit dafür. Die Zeiten in Germanien sind ereignisreich. Ich glaub, so schnell würde keine Langeweile aufkommen. Hmmmm. Kann ich denn noch irgendetwas vorbereiten? Wie sieht es mit meiner Ausrüstung aus?"
    Max rechnete damit, dass es die im Voraus zu kaufen galt. Er war ja nicht der Sohn irgendeines Bauern.

    "Viel Schreibarbeit also" dachte der Sohn mit und sah kurz auf, den Mund zu einem schiefen Lächeln verzogen. "Ein guter Ausgleich, möchte ich meinen. Du verbringst mehr Zeit hier. Mutter ist glücklicher, wenn du hier bist. Das bedeutet auch, dass sie weniger streng mit mir umgeht."


    Maximian war an der Reihe. Diese Runde würde an Ahala gehen, der das ausposaunen würde, als hätte er den Kampf um Rom gewonnen. Der jüngere der beiden freute sich insgeheim auf diesen kurzen Ausbruch seines Gegenspielers, weil es deutlich zeigte, was er vom verlieren hielt.
    Die nächste Frage wusste Maximian nicht recht einzuschätzen. Auf was wollte sein Vater hinaus?


    "Hab ich das? Hm. Naja, dann habe ich vielleicht schon damit begonnen mich auf die Zukunft vorzubereiten." Er zuckte mit den Schultern und sah fragend auf. "Macht dir das Sorgen?"

    Das war interessante Lektüre, die Meridius da gerade studierte, fand Maximian, der von der Verschwörung des Catilina zuletzt durch Apollonius erfahren hatte. Wie war das noch gewesen? Na, sein Wissen fing schon wieder an Löcher aufzuweisen. Besser war es, er ließ es seinen Vater nicht wissen. Also nickte er nur viel wenigsagend.


    Auch diese Runde ging an Maximian, der die Würfel an Ahala zurück gab. Der Sklave schwieg und würfelte, wobei Maximian ihn genau beobachtete. Es war auffällig, dass Ahala immer dann gute Würfe hatte, wenn er mal gerade nicht hinsah. Und wenn er gewonn, wollte er nach den Regeln gespielt haben, sonst war der Sieg ja wertlos.


    "Valeria... Ich denke, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis es ihr wirklich besser geht. Aber sie erholt sich, wenn auch nur unglaublich langsam. Sie sagt, sie genießt die Anwesenheit der Familie."


    Hm, diesmal würfelte Ahala gute Zahlen. Da würde er sich gleich anstrengen müssen.


    "Mir geht es gut. Die Dunkelheit hier in Germanien macht mir aber zuschaffen. In Hispania ist es um diese Tageszeit noch heller. An regnerischen Tagen habe ich das Gefühl, dass das Licht nur aus Mitleid mit uns kurz Einzug hält." Er mochte Germanien nicht so sehr.


    "Und dir?"

    Würde Maximian Gedanken lesen können, würde er zweifelsohne in hargenau diesem Moment Ahala anstarren, von dem er bislang stark angenommen hatte, dass er des starken Geschlechts angehörig war und sich im nächsten Moment fragen, woher sein Vater wusste, dass es sich anders damit verhielt. ( ;) )
    So aber triumphierte er stillschweigend über eine weitere gewonnene Runde und sah auf, als Meridius den Raum betrat, ihn grüßte und sich mit einer Lektüre in einem gemütlichen Sessel platznahm. Die Würfel in der geschlossenen Hand schüttelnd, sagte er:


    "Du kannst auch mitspielen, wenn du magst. Alhala hier ist ein schlechter Spieler. Er konzentriert sich nicht und macht immer wieder die selben Fehler."
    Neunmalklug wie er war, grinste er den Sklaven kurz an und ließ dann die Würfel fallen. Fortuna würde ihm doch treu bleiben? Oh ja, blieb sie. Noch ein Wurf.... Mensch, sie musste ihn lieben!


    "Was liest du da?" fragte Maximian, ohne den Blick von den Würfeln zu nehmen, die auf die Unterlage niederschmetterten und den Sklaven immer mehr Lust am Spiel verlieren ließen.

    Es war Herbst geworden. Mit aller Gewalt drängt die Kälte des Winters die Wärme des Sommers davon und mit ihr die Gesundheit. So hatte es zumindest den Anschein, denn kaum jemand, dem man auf der Straße begegnete, war von einer roten Nase oder raugen Stimmbändern verschont geblieben. Maximians Körper war nach der letzten schweren Krankheit und dem Training in den Thermen gestärkt, sodass er bislang nicht erkältet war. Aber was nich war, konnte ja noch werden.


    An diesem Abend hatte er es sich im Tablinum gemütlich gemacht. Natürlich, er hätte auch in eine Taverne gehen können, aber ihm war momentan lieber nach etwas Ruhe. Mit dem Sklaven Ahala hatte er ein Würfelspiel begonnen. Während Maximian wärmenden Wein genoss, musste Ahala sich damit zufrieden geben, dem Sohn des Hausherren Gesellschaft zu leisten und ihm seine vielen Fragen zu beantworten. Die Neugier des jungen Mannes war unglaublich!


    Mindestens genauso unübertroffen war sein Geschick. Ahala wusste nicht, wie der junge Mann das machte, aber er verlor einfach jedes Spiel, egal wie sehr er sich auch anstrengte. Gerade erzählte der Sklave dem Jungspund eine Geschichte aus seiner Jugend und ließ die Würfel fallen.

    Ich brauche doch..keinen Medicus....


    Maximian nutzte den Zustand, dass Valeria ihn nicht ansah, verdrehte bei diesem ihrer Kommentare die Augen und schaukelte den Kopf. Es kam ihm aus den Ohren heraus, dass sie meinte, sie würde keine Hilfe brauchen. Er fragte sich, wie schlecht es ihr denn noch gehen musste, damit auch sie einsehen konnte, dass ihr Zustand durchaus kritisch war?


    Dann öffnete sie ein Auge halb, sodass Maximian wieder ruhig wurde und die junge Frau ansah. Sie sprach ein Zauberwort aus. Durst! Sie hatte Durst. Maximian sah erfreut zum Becher, den er mitgebracht hatte, und erhob sich aus seinem Sessel.


    "Das ist gut. Ich habe hier nämlich etwas für dich. Frischer Saft, den ich persönlich gerade aus der Culina geholt und gekostet habe." Er grub eine Hand unter Valerias Kopf, hielt den somit leicht hoch und führte mit der freien Hand den Becher an ihre Lippen. Nur ganz leicht kippte er ihn an, damit nur wenige Tropfen Saft zwischen Valerias trockene Lippen liefen.


    "Na? Ist der nicht gut? Livia? Wer ist Livia?" fragte er, während er aufmerksamst Schluck um Schluck Saft in Valerias Mund verschwinden ließ.

    Er beobachtete ihre Reaktion, die nicht nur langsam erfolgte, sondern auch denkbar klein war und lächelte für den kurzen Augenblick, da Valeria ihn ansah. Die Reise hatte sie arg mitgenommen. War es am Ende doch keine so gute Idee gewesen sie hierher zu bringen?


    "Ja. Bleibst du einen Moment bei mir?" fragte er und beugte sich etwas zu ihr vor, damit er nicht laut sprechen musste und sie besser verstehen konnte, wenn sie ihm etwas erwidern würde.
    "Meridius hat nach seinem Leibarzt geschickt. Er wird gleich hier sein und dir helfen. Mattiacus ist auch hier. Er wird hin und wieder nach dir sehen, damit es dir nicht langweilig wird. Ich wusste gar nicht, dass er auch Medicus ist."


    Maximian hatte das Gefühl, dass er das alles Valeria erzählen musste. Vielleicht wollte er sie damit aber auch nur beruhigen - oder sich selbst ablenken.
    Er lächelte, weil Valerias Atem nach wie vor so ruhig ging, wie als würde sie schlafen. Dabei hatte sie die letzten Tage ununterbrochen nur geschlafen.


    "Wie geht es dir, hm?"

    "Valeria. Kennst du Valeria? Sie ist..." Maximian hüstelte leise und fuhr dann fort. "Sie ist Praetorianus Tochter. Die Schwester vom unlängst verstorbenen Romanus, den mein Vater adoptierte. Ach, ist ja auch egal. Sie jedenfalls bedarf ärztlicher Hilfe."


    Nun musste Maximian sich erst einmal sammeln. Die Klärung der vermeintlich verwandschaftlichen Verhältnisse hatte ihn verwirrt. ^^


    "Es geht ihr schlecht. Am besten wäre es, du siehst sie dir selber einmal an - ich glaube kaum, dass ich sie gut genug einschätzen kann. Was ich weiß, ist, dass sie total abgemagert ist und Essen sieht, wo keines ist. Darüber hinaus möchte sie nichts essen, hat Fieber und ist am ganzen Körper eiskalt."


    Sim-Off:

    Machen wir. Schönes WE! =)

    Ein wenig später...


    ... war Maximian kurz in der Culina gewesen. Seine Kehle brannte. Also ließ er sich von der Köchin einen Becher irgendetwas einschenken und schüttete den und noch zwei weitere in einem Zug hinunter. Man, das hatte er aber auch so wirklich gebraucht.
    Und da ihm der Saft, ein gemisch aus verschiedenen herbstlichen Obstsorten, so gut geschmeckt hatte, ließ er sich einen zweiten Becher voll davon geben. Den trank er nicht. Nein, der war für Valeria. Er würde ihr schmecken.


    Kaum später kam er damit durch die Tür, die zu Valerias eilig hergerichteten Cubiculum gehörte. Er fand sie schlafend vor, die Decke lieblos über sie gelegt. Er stellte seufzend den Becher auf das kleine Beistelltischchen und ordnete die Decke, wonach er gleich noch eine zweite über die erste legte. Dann zog er den Sessel heran und ließ sich darein fallen. Erschöpft fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, ehe er nach Valerias Hand suchte und seine auf diese legte.


    "Kalt. Eiskalt" stellte er murmelnd fest und hoffte, dass sie seine Wärme würde spüren können.