Tribunus Laticlavius Manius Flavius Gracchus Minor - persönlich -
Castra Legionis II Germanicae
Mogontiacum, Provincia Germania Superior
Mein Sohn,
mehr als alles andere hoffe ich, du befindest dich wohl, bei bester körperlicher aber auch geistiger Gesundheit. Dass der Militärdienst nicht spurlos an dir wird vorübergehen, eine Anstrengung in jeder Hinsicht werden wird, dies war zweifelsohne - wenn auch nicht von dir - zu antizipieren. Doch verzage nicht, entsinne dich deiner Stärken, welche so reichhaltig in dir angelegt jegliche Schwächen zu kompensieren vermögen.
Mit Sorge indes vernehme ich jene Aufgabe, welche dir anvertraut wurde. Nimm dich in Acht vor Duccius Vala, der zwar mit den römischen Wölfen heult, in seinem Wesen jedoch eine Hyäne ist, die sich vom Aas der Stärkeren nährt und stets seinen eigenen Vorteil bedenkt. Allfällig braucht es in Germania einen Mann, der die römischen Werte mit Füßen tritt, um die feindlichen Stämme besänftigt zu halten, doch du, mein Sohn, vergiss niemals wer du bist, und gebrauche deinen Verstand mehr als dass du diesem Manne Vertrauen schenkst. Dein Verstand ist es, welcher auch meine Sorge ein wenig besänftigt, denn obgleich du nicht immer seinem Wege gefolgt bist, so bin ich doch dessen gewahr, dass du dich im Zweifelsfalle auf ihn verlassen kannst und wirst. Kein anderer also ist allfällig mehr geeignet, diesen Konflikt zu lösen, kein anderer der mehr geeignet ist die Kabalen der germanischen Barbaren zu durchschauen. Ihre Götter sind nichts anderes als die urtümlichen Prinzipien, nicht anders beeinflussen sie diese als wir selbst, wenn auch der wissende Germane zweifelsohne stärker die Kräfte zu seinem eigenen Vorteile nutzen wird, statt zum Wohle der Allgemeinheit oder eines anderen hehren Ansinnens. Darum halte dich stets an deine eigenen Götter, wisse um die Macht der Prinzipien, wie ich es dich lehrte, und halte deinen Geist verschlossen vor Furcht und Angst vor nicht existierenden Mächten und menschlichen Trügereien.
Der Duccius Verus von welchem du berichtest ist mir indes nicht mehr bekannt, zu viele Unterrichtungen habe ich doch in meinen Jahren begleitet, und zu viele provinzielle Flamen hat das Reich als dass ich mich all ihrer Namen könnte entsinnen. Doch sende ihm Grüße zurück, denn wie könnte ich einem Manne diese nicht vergelten, der meinen Sohn in der Fremde in seine Gesellschaft aufnimmt, um das alltägliche Leben ihm dort zu erleichtern.
Auch wenn mein Rat dich nicht tagtäglich erreichen kann, so wisse doch, dass meine Gedanken stets bei dir und Titus in fernen Ländern weilen, gleichwohl meine Bitten um euer Wohl vor den Maiores und den Göttlichen alltäglich sind.
Mögen die Götter dich schützen und vor aller Fährnis bewahren!