Beiträge von Tiberia Livia

    'Lieber nicht...' denkt sich Livia. Die Meinung ihres Verlobten will dazu sie lieber garnicht hören.


    "Wenn du meinst... Belassen wir es dabei."


    Dieses Thema möchte sie nun wirklich nicht weiter breittreten, so dass sie sich für einen Themenwechsel entscheidet.


    "Wie dem auch sei. Gibt es Neuigkeiten in der Casa Vinicia?"

    Empört atmet Livia tief ein und sieht Lucianus warnend an.


    "Nie im Leben werde ich meinen Fuß über die Schwelle eines solchen... Etablissements... setzen. Es ist schlimm genug, dass sich ein derartiger Betrieb im Besitz eurer Familie befindet."


    Sie schüttelt fassungslos den Kopf.


    "...und ich hoffe sehr für Marcus, dass er mit so einem Besuch nicht einverstanden wäre."

    Entsetzt, als sei Bacchus persönlich vor ihr aufgetaucht, sieht Livia Lucianus an. Einen Moment lang ist sie sprachlos vor Staunen.


    "Wie bitte? Du bietest mir, einer unverheirateten Frau, noch dazu der Verlobten deines eigenen Bruders, einen Besuch in einem Lupanar an?"


    Livia kann es schlichtweg nicht fassen.


    "Es ist unglaublich. Selbstverständlich werde ich das nicht tun. Du kannst froh sein, wenn ich deinem Bruder nicht von diesem Angebot erzähle..."

    Livia seufzt innerlich. Unter diesen Geschäften würde sich mit ziemlicher Sicherheit allen anderen voran auch der werte Verlobte befinden.


    "Ja, das ist gut möglich." kommentiert sie jedoch nüchtern. "Werden deine Angestellten eigentlich speziell ausgebildet, oder reicht ihre schiere Existenz für eine Stelle?"


    Sie weiß nicht, weshalb sie das fragt und ebenso wenig, ob sie die Antwort darauf wirklich hören will. Doch nun ist es wohl zu spät und schicksalsergeben wartet Livia Lucianus Entgegnung ab.

    Livia verzieht angesichts dieser Anrede kurz den Mund, hat sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle und lächelt freundlich.


    "Salve, Vinicius. Ich bin noch unentschlossen. Meinst du, dieses Mädchen wäre eine geeignete Leibsklavin für mich? Zumindest ist sie einigermaßen ansehnlich. Wirst du dieses Mal wieder mitbieten?"

    Livia spaziert eine Weile gemütlich über die Märkte. Als sie wieder am Sklavenstand vorbei kommt, scheint auch schon die nächste Versteigerung im Gange. Sie bleibt stehen und sieht sich das Schauspiel an. Auch ihren künftigen Schwager scheint es wieder hierher verschlagen zu haben. Sie nickt ihm freundlich zu. Vielleicht wird auch diese Versteigerung wieder eine interessante Unterhaltung bieten.

    "Natürlich."


    Livia erwidert Felix Lächeln und seinen intensiven Blick.


    "Es werden sich sicher einige anregende Gespräche und interessante Diskussionen ergeben. Ich dachte daran, einen kleinen Imbiss reichen zu lassen. Wäre es möglich, deine Sklaven und deine Küche dafür zu verwenden? Wirst du gar selbst zugegen sein? Für den ersten Abend hatte ich ein wahres Meisterwerk im Sinne, von einem unbekannten Künstler."


    Ohne den Blick von ihm zu wenden, trinkt Livia einen Schluck aus ihrem Becher.

    "Mit dem größten Vergnügen..." :]


    Livia trinkt einen Schluck verdünnten Weines, bevor sie fortfährt.


    "Mein Anliegen ist von privater Natur. Ich dachte darüber nach, die Künste der Literatur, der Poetik, Lyrik und auch der Dramatik ein wenig zu fördern. Mein Gedanke ist es, dass man einzelne Künstler in die Villa einladen könnte, um sich an ihrem Können zu erfreuen und anregende Diskussionen darüber zu führen. Was hältst du von diesem Gedanken?"


    Sie stellt ihren Becher beiseite und sieht Felix tief in die Augen.

    "Nun, auch wenn die Gesinnung dieser Vereinigung mir persönlich weniger gefällt..."


    ...und ich gleichzeitig sehr froh bin, dass Senatoren -und somit auch mein Verlobter- nicht beitreten können...


    "...habe ich keine Einwände gegen diesen Verein.


    Dennoch sollten wir an dieser Stelle Maßnahmen ergreifen, so dass wir bald allgemeine Richtlinien haben, nach denen die Zulässigkeit eines Vereins beurteilt werden kann. Hier könnte man sich an den Paragraphen zu den Kultvereinen aus dem Codex Religiosus orientieren. Möglicherweise wäre es auch sehr ratsam, die Genehmigung dieses speziellen Falles bis dahin auszusetzen."


    Sie wirft dem Rechtsexperten Hungaricus einen fragenden Blick zu.


    "Wäre ein neues Gesetz an dieser Stelle die richtige Wahl, oder reicht an der korrekten Stelle ein kleiner Zusatz, um es allgemeiner zu halten?"

    Nun wird es Livia doch zu teuer. Nach der überschwänglichen Begrüßung zuvor bietet der Grieche bestimmt für den Consul und mit Quarto möchte sie sich nicht auf einen solchen Preiskampf einlassen. Lächelnd nickt sie Kallydianos Nikias zu und zieht sich aus der Versteigerung zurück.


    "Ich wünsche dir viel Freude mit deiner neuen Sklavin. Grüße den Consul schön von mir."


    Sie verabschiedet sich und verlässt den Schauplatz.

    Livia überlegt, welche Aufgaben sie der Sklavin konkret überlassen will. Das Betragen des Mädchens macht einen guten Eindruck und sie denkt bereits darüber nach, ihr den Platz ihrer Leibsklavin zu überlassen. Die momentane Besetzung besitzt nicht ganz die Zuverlässigkeit, die Livia sich wünschen würde.


    "1700 Sesterzen."

    "Vielleicht sollte man auch die Erstellung der Liste zu den Standeserhebungen auf alle vier Quaestoren ausweiten. Die Quaestores Urbani und der Quaestor Consulum könnten dem Quaestor Prinipi die Namen von Kandidaten zukommen lassen, während der Quaestor Principi weiterhin die Kontrolle über die Form der endgültigen Liste behält. Acht Augen sehen mehr als zwei..." ;)


    Livia hält kurz inne und überlegt, um dann gleich wieder fortzufahren.


    "Eigentlich ließe sich in dieser Richtung auch ein neuer Schwerpunkt ansiedeln. Die Überwachung der Verleihung der Diplomae könnte ein neues Betätigungsfeld der Quaestoren werden. Wären die sehr beschäftigten Oberhäupter der Provinzen nicht möglicherweise dankbar für solche Anregungen? Sofern die neuen Quaestores Urbani ohnehin in die Provinzen entsandt werden, könnten sie sich dahingehend jeweils einer Provinz widmen, während der Quaestor Consulum seine Wachsamkeit auf Italia konzentriert. Ihre Aufgabe wäre die Beobachtung möglicher Kandidaten und sich daraus ergebende Vorschläge an den Proconsul, den Legatus Augusti pro Praetore, beziehungsweise den Kaiser..."

    Livias Lächeln wird ein wenig hintergründig und gerne nimmt sie den dargebotenen Arm an.


    "Das wirst du schon noch früh genug feststellen, Verehrtester."


    Sie deutet ein schelmisches Augenzwinkern an und folgt ihm mit undurchsichtiger Miene.


    "Dein Sohn ist ein aufgeweckter junger Mann. Mein Kompliment. Doch für die Gesprächsthemen, die ich im Sinn habe, ist er wohl doch noch etwas zu jung." ;)


    Felix und Livia kommen am Zimmer des Hausherrn an. Galant hält er ihr die Tür auf und wird dafür mit einem dankbaren Lächeln belohnt. Nacheinander betreten sie so den Raum und sorgsam wird die Tür anschließend wieder verschlossen. Livia nimmt auf den weichen Polstern Platz und sieht abwartend zu Felix auf.