Beiträge von Tiberia Livia

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus


    Eine letzte Betrachtung sei mir gestattet, in meine Amtszeit vielen schwere und einschneidende Ereignisse für die Plebis, ich berief als Volkstribun zum ersten mal seit Jahren die Comitia Plebis Tributa ein und löste letztendlich mit ihr die Probleme.


    Bei diesen Worten merkt Livia verblüfft auf und schaut sich fragend zu den Umstehenden um.


    "...löste die Probleme?"

    Triumphierend reckt Cicote sein Schwert in die Höhe und lässt sich vom Publikum feiern. Sein breites, erleichtertes Grinsen ist unübersehbar. Um dem Leiden seines Gegners ein schnelles Ende zu bereiten, tritt er noch einmal vor und stößt dem Stier das Schwert durch die Rippen, mitten ins Herz. Dieser zuckt noch einmal kraftlos und sackt leblos in sich zusammen.


    Cicote läuft noch eine kleine Ehrenrunde und schwelgt im Jubel der Zuschauer, während einige Helfer sich um die Beseitigung des toten Stiers kümmern. Anschließend betritt ein hagerer, hochgewachsener Künstler das Rund und hebt mit lauter Stimme zum Rezitieren einer Passage aus Ovids Metamorphosen an.



    "Habet ihr Lust und Weile, so höret mich. Eine Geschichte
    Weiß ich aus älterer Zeit: wie in Lycias fruchtbaren Äckern
    Nicht ungestraft die Latona verachteten Bauern der Vorwelt.
    Zwar ist dunkel die Tat, wie selbst die Männer; allein doch
    Wunderbar. Ich sah in Person den sumpfigen Weiher,
    Wo das Wunder geschah. Denn mein schon alternder Vater,
    Schwach für weitere Wege, befahl mir, ihm die erlesnen
    Rinder daher zu holen; und gab mir einen Geleiter
    Mit aus dem Lyciervolk. Da zugleich wir die Triften umwandeln;
    Denkt doch! mitten im See, von Opferasche geschwärzet,
    Stand ein alter Altar, umgrünt von zitterndem Rohre.
    Stehen blieb der Gefährt', und: Gnade mir! flüstert' er ängstlich
    Gegen den See; und sogleich: o Gnade mir! flüstert' ich selber.
    Ist der Altar der Najaden? so fraget' ich; oder des Faunus?
    Oder des örtlichen Gottes? Zur Antwort sagte der Fremdling:


    Nein, nicht wohnet, o Jüngling, ein Berggott hier im Altare.
    Jene nennt ihn den ihren, der einst die Königin Juno
    Ganz die Erde verbot, der kaum die irrende Delos
    Gab die erbetene Ruh', als leicht noch die Insel umherschwamm.
    Dort, an die Palme gelehnt, und den Baum der Pallas, genas sie,
    Der Stiefmutter zum Trotz, von Zwillingen endlich, Latona.
    Dort auch entfloh, wie man sagt, die Gebärerin ängstlich vor Juno,
    Tragend im eigenen Busen die neugeborenen Götter.
    Schon in das Land der Chimära, in Lycia kam sie, von langer
    Arbeit matt, da die Sonne mit Glut anstrahlte die Fluren;
    Und sie lechzte vor Durst in der dörrenden Flamme des Himmels;
    Auch war die Brust ihr erschöpft von den gierig saugenden Kindern.


    Jetzo traf sie den Teich von besserer Flut in des Tales
    Niedrungen: wo Landleute sich staudende Reiser zum Flechten
    Sammelten, Binsen zugleich, und klobige Schilfe des Sumpfes.
    Näher ging die Titanin, und senkend das Knie auf die Erde,
    Neigte sie sich, zu schöpfen den Trunk des kühlen Gewässers.
    Aber der ländliche Haufen verbot. Drauf sagte die Göttin:


    Warum Wasser verwehrt? Zu aller Gebrauch ist das Wasser!
    Eigen erschuf nicht Luft die Natur, noch eigen die Sonne,
    Oder die lautere Flut! Am Gemeingut nehm' ich nur Anteil!
    Dennoch erfleh' ich solches zur Gabe mir! Nicht ja gedacht' ich
    Hier zu baden den Leib, und die abgematteten Glieder;
    Sondern den Durst zu kühlen! Mit fehlt schon Feuchte zum Reden;
    Trocken ist Zung' und Kehle; ja kaum noch lautet die Stimme!
    Wassertrunk wird Nektar mir sein! Ja, das Leben verdank' ich
    Euch mit dem Trunke zugleich; ihr gewährt mir Leben im Wasser!
    Werdet durch diese gerührt, die hier im Busen die Händchen
    Strecken nach euch! Und es traf sich, die Kindelein streckten die Hände.


    Wen nicht hätten gerührt die schmeichelnden Worte der Göttin?
    Dennoch bestehn sie zu hemmen die Bittende; Drohungen endlich,
    Wo nicht fern sie entweiche, mit schmähender Lästerung fügt man.
    Noch nicht genug: ihn selber umher mit Händen und Füßen
    Machen sie trübe den Teich; und tief aufwühlend vom Grunde,
    Regen sie weichen Morast ringsum mit neidischen Sprüngen.


    Unmut täubte den Durst; nicht mag die Tochter des Cöus
    Noch Unwürdigen flehn; es verdrießt, noch länger zu reden
    Worte, der Göttin zu klein; und die Händ' aufhebend zum Himmel:
    Lebt denn, sagte sie, ewig hinfort in jenem Gesümpfe!


    Schnell war Tat, was die Göttin gewünscht. In die Fluten zu springen,
    Freut sie und bald ganz unter den Pfuhl zu tauchen die Glieder,
    Bald zu erheben das Haupt, und bald auf der Fläche zu schwimmen;
    Oft sich über dem Bord zu sonnen am Sumpf, und hinab dann
    Wieder zu plumpen in kühlende Flut. Noch jetzo beständig
    Gellt von Zank die schmähliche Zung'; und der Schande nicht achtend,
    Ob sie die Flut auch bedeckt, auch bedeckt noch schimpfen sie kecklich.
    Selber der Ruf tönt rauh, und es schwillt der geblähete Hals auf,
    Und viel weiter noch sperrt den gedehneten Rachen die Schmähung.
    Schulter und Haupt sind gesellt, und scheinen den Hals zu verdrängen,
    Grünlich gefärbt ist der Rücken, der groß vorragende Bauch weiß.
    Jugendlich hüpfen herum im morastigen Sumpfe die Fröschlein."

    Genussvoll isst Livia einige Bissen und nickt schließlich anerkennend. Sie kaut und schluckt das Essen hinunter.


    "Köstlich. Das Mahl heute abend ist bemerkenswert besser als gestern. Es muss sich wohl doch um eine neue Sklavin handeln..."


    Sie trinkt etwas Wein und sieht Gracchus an.


    "Der Cultus des Iuppiter? Ah, das ist einem Patrizier würdig. Findet die Ausbildung der Discipuli heutzutage in zufriedenstellendem Maße statt?"

    Livia erhebt sich und lächelt ihrem Verlobten formell zu.


    "Salve, Praefectus. Uns liegt ein Bericht von dir vor, bezüglich der Vorgänge vom PRIDIE ID AUG DCCCLV A.U.C. (12.8.2005/102 n.Chr.) vor der Castra Praetoria. In diesem Bericht wird der Angeklagte Decimus Matinius Ignotus als Anführer der besagten Gruppe tituliert. Wie verlässlich ist für dich die Angabe, dass er hier in anstiftender Rolle agiert hat und nicht lediglich als Teil der Gruppe anwesend war? Warst du persönlich zugegen?"

    "Danke."


    Livia nickt der Sklavin zu und wendet sich als diese hinausgegangen ist wieder an Gracchus.


    "Eine neue Sklavin? Das Gesicht habe ich hier noch garnicht gesehen. Nun, ich wünsche dir einen guten Appetit."


    Sie trinkt einen Schluck ihres verdünnten Weines und stellt zufrieden fest, dass er die gewohnte Qualität besitzt. Auch das Essen mutet köstlich an und sie stellt sich eine kleine Portion auf ihrem Teller zusammen.


    "Dem Cultus Deorum? Sehr löblich. In den Dienst welchen Gottes bist du eingetreten?"

    In allerletzter Sekunde kann Cicote sich aus der Bahn des heranstampfenden Stiers retten. Ungeschickt purzelt er durch den Sand und verliert dabei beinahe sein Schwert. Er rafft sich wieder auf und fasst dessen Griff fester. Die Zähne fest zusammenbeißend und sich mühsam konzentrierend wartet der Venator den nächsten Angriff ab. Der Stier lässt auch nicht lange auf sich warten und rast erneut heran. Er ist inzwischen fast blind vor Wut und kann kaum noch zielen.


    Cicote erkennt diesen Zustand des Tieres und stellt sich darauf ein. Den Schmerz in seiner Hüfte unterdrückend stellt er sich geschickt so, dass er leichter und schneller ausweichen kann. Als der Stier bei ihm ankommt ist er vorbereitet, springt zur Seite, geht in die Knie und stößt dem Tier das Schwert mit voller Wucht in die Seite. Eine tiefe Wunde entsteht und Blut schießt heraus, doch der tobende Stier wankt noch weiter.


    Erneut wendet er mit zunehmender Wut und senkt die Hörner um den Menschen auf die selbigen zu nehmen. Cicote bekommt es mit der Angst zu tun und erst in letzter Sekunde kann er ihm ausweichen, bekommt einem schmerzhaften Stoß der Hörner gegen seinen Oberschenkel ab. Wieder wendet das Tier, scheinbar unermüdlich, hält auf den Menschen zu und will ihn einfach nur niederrennen.


    Kurz bevor er an seinem geschwächten Ziel ankommt, fordert der Schwertstoß und der hohe Blutverlust jedoch seinen Tribut. Die Vorderbeine knicken ein, anschließend auch die Hinterbeine und erschöpft sinkt das große Tier zu Boden. Er verliert noch immer Blut bleibt schwer atmend liegen.

    Mit eben diesen Spielen ist Livia gedanklich beschäftigt, als der junge Mann eintritt und sie anspricht. Freundlich, jedoch unverbindlich ist ihr Lächeln als sie seine Begrüßung erwidert.


    "Salve, Flavius. Keine Sorge, auch ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Danke der Nachfrage, mir geht es bestens. Die Spiele laufen bislang planmäßig ab, machen allerdings viel Arbeit. Ich bin froh, wenn ihr letzter Tag endlich gekommen ist. Warst du bereits bei einer der Veranstaltungen zugegen? Die Vorstellungen im Marcellus-Theater finden großen Anklang."


    Sie spürt etwas Durst in sich aufsteigen und sieht sich kurz nach den mit Abwesenheit glänzenden Bediensklaven um. Dann wendet sie sich wieder ihrem Gegenüber zu.


    "Und wie steht es um dein eigenes Befinden? Hast du dich in Rom inzwischen gut einleben können?"

    Turda war gedanklich schon mitten in ihrem Feierabend, da wurde sie durch die Frage der neuen Sklavin schon wieder aufgeschreckt. Zuerst schaute sie sie noch etwas verwirrt an, dann fiel ihr jedoch die Antwort auf die Frage wieder ein.


    "Nur den Salat? Aber nein... Die Zutaten für die übrigen Speisen befinden sich natürlich schon in der Küche. Die Herren möchten doch satt werden. Bereite ein anständiges Mahl für zwei bis drei Personen zu, damit ich keine Beschwerden hören muss. Auch einen guten Wein solltest du ihnen heraussuchen. Die Herrin und der Herr sind da sehr wählerisch...


    Wohin? Ins Triclinium natürlich, ins Triclinium..." nickte sie.

    Müde und erschöpft kommt Livia gegen Abend von der Arbeit in die Villa zurück. Sie gibt den Sklaven bescheid, dass man in Bälde zu Abend zu speisen wünscht und begibt sich auf ihr Zimmer. In aller Ruhe macht Livia sich dort ein wenig frisch und erholt sich kurz, bevor sie sich wieder ins Triclinium begibt. Sie nimmt auf einem der Korbstühle Platz und wartet geduldig auf das potenzielle Eintreffen weiterer Bewohner der Villa beziehungsweise das der servierenden Sklaven.


    Erledigt.

    Hochkonzentriert verfolgt Cicote jede noch so kleinste Bewegung des mächtigen Tiers. Man sieht ihm die antrainierte hohe Körperbeherrschung an und wie er auf rede Regung des schwarzen Stiers zu reagieren scheint. Sicher weicht er jedem neuen Angriff aus und versucht in eine günstige Position für einen Schwertstich zu kommen. Der Stier verliert allmählich seine Geduld. Ständig weicht ihm dieses lästige Subjekt aus und verhöhnt ihn geradezu durch die Grellheit seiner Farben. Er schnaubt wütend und startet einen weiteren Angriff. Dieses Mal wird er ihn nicht entkommen lassen. Auf dem letzten Stück beschleunigt er noch einmal besonders stark, zielt auf den Menschen und... verfehlt erneut - dieses Mal jedoch nicht ganz.


    Dieses Mal hat Cicote seine Chance nämlich nutzen wollen. Das kalte Metall des Schwertes bohrt sich schmerzhaft in die Schulter des Stiers, während auch der Mensch nicht ganz ungeschoren davon kommt als ihm das rechte Horn an der Hüfte trifft. Cicote keucht auf und stolpert zur Seite. Die Kleidung hat einen langen Riss davongetragen, der sich bereits vom Blut rot zu färben beginnt. Der Stier brüllt zornig über den zugefügten Schmerz, wendet erneut und visiert sein geschwächtes Opfer rasend vor Wut an, um es nun endgültig in Grund und Boden zu stampfen.

    Langsam kreisen die Wärter ihren Schützling ein. Dieser sieht sich bereits ein wenig argwöhnisch nach ihnen um, bleibt jedoch vorerst stehen. Langsam nähern sie sich ihm während der Stier grimmig abwartet. Als man nahe genug herangekommen ist, beginnt das "Aufmunterungsprogramm". Mit langen Speeren, knallenden Peitschen und lauten Rufen setzen sie dem Tier zu. Der Stier reagiert zuerst erschrocken und will ausweichen. Immer wieder stellt man sich ihm jedoch in den Weg und allmählich wird er wütend.


    Die Wärter sehen, dass ihre Arbeit getan ist und mit den letzten Bestrebungen treiben sie den Stier auf seinen Gegner zu. Inzwischen wutentbrannt entdeckt das Tier die buntgekleidete Gestalt, die ihm schon von Beginn an nicht gefallen hat. Er senkt seinen Kopf und hält auf dieses Ziel zu.


    Cicote, der erfahrene Stierkämpfer, hat dies kommen sehen. Gelassen wartet er das Herannahen des Stiers ab. Er kennt ihre Bewegungsweise und vermag die Stimmung es einfachen Tiers abzuschätzen. In letzter Sekunde weicht er den spitzen Hörnern auf und mit voller Geschwindigkeit prescht der Koloss an ihm vorbei. Verärgert bemerkt der Stier sein Verfehlen und setzt zur Wende an...

    "Ich interessiere mich eigentlich für alle genannten Themen außer der Nautik. Auch für das römische Badewesen könnte ich mich begeistern. :] Nur halt nicht unbedingt alles auf einmal..." ;)


    EDIT: Aus aktuellem Anlass... :D


    "Hmm... Wenn ich es recht bedenke, dann würde auch ein Kurs über die Organisation eines römischen Haushalts mein Interesse finden. Falls soetwas verfügbar ist..."


    Sim-Off:

    Mach dir bloß keine Hoffnungen, Hungi... :P Ich habe nicht vor, zum devoten Hausfrauchen zu mutieren. :D