Beiträge von Decima Lucilla

    Fröstelnd erreicht Lucilla die Casa Decima. Sie reibt gerade ihre kalten Finger aneinander, als sie die kleine Personengruppe vor der Tür bemerkt und ihren Augen kaum traut.


    "Meridius!" Lachend fällt sie ihrem Bruder um den Hals und drückt ihm einen Kuss auf die Wangen. Erst dann wird sie sich bewusst, dass er nicht nur Sklaven in seinem Tross hat.


    "Oh, ähm, salve. Ich bin Decima Lucilla." wendet sie sich an den Soldaten. "Die Schwester von Me... ähm... des Legaten." Glücklicherweise ist es zu kalt, um zu Erröten. Lucilla blickt schnell wieder zu ihrem Bruder. "Was machst du schon wieder in Rom? Solltest du nicht bei deiner Legion sein? Und warum steht ihr hier vor der Tür herum? Ist euch nicht kalt?"


    Lucilla tritt an die Tür und klopft dreimal energisch dagegen. Kurz darauf wird die Tür von einem namenlosen Sklaven geöffnet und Lucilla tritt ein.

    Lucilla grinst Aemilia an, ignoriert sie dann jedoch, um ihr nicht den Spaß zu verderben. Zwar würde Livianus eh nicht schwer raten müssen, denn selbst wenn er nicht auf die Idee käme, dass es seine Frau ist, außer Aemilia und Lucilla sind zur Zeit keine anderen Frauen im Haus.


    "In deiner Praxis?" Lucilla schaut gespielt entsetzt. "Ich bitte dich, Mattiacus, wenigstens als Arzt solltest du versuchen, Seriösität zu wahren." Sie kichert leise.

    Lucilla nickt bestätigend. "Die Märkte, Spiele, Theatervorführungen. Ah so, und auf den Märkten nicht immer nur in die Ecke mit den frischen Sklavinnen, sondern wie du ganz Recht vermutest, dorthin wo es Stoffe gibt. Kleider, Schmuck. Dinge, die Frauen alle paar Wochen neu brauchen."


    Lucilla überlegt, was sonst noch möglich wäre. "Vielleicht solltest du dir ein Officium anschaffen." Sie presst die Lippen aufeinander, um nicht all zu breit zu grinsen.

    "Das ist doch Unsinn! Da musst du dir nur wieder deinen Vater anschauen. Oder denk an Onkel Proximus." 'Oder an mich.' Letzteres denkt Lucilla jedoch nur. Sich selbst als Thema möchte sie nun wirklich vermeiden.


    "Hab ein bisschen mehr Vertrauen in dich selbst. Und denk daran, du hast einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Soldaten." Sie lächelt hintergründig. "Du bist das ganze Jahr über in Rom, nicht nur, wenn du Heimaturlaub hast. Also nutze die Zeit, Cousinchen, aber nicht nur, um über deinen Gerichtsschriften zu sitzen, denn dort wirst du auch keine Frauen finden."

    Lucilla kann sich gerade noch einen Kommentar in Zusammenhang mit soldatischem Eifer und heroischer Dummheit verkneifen. Sie blickt kurz zu Livianus, dann auf den Tisch vor sich.


    Schließlich jedoch blickt sie auf und Mattiacus fest an. "Die Feder ist nicht im Geringsten schlechter als das Schwert, Mattiacus. Lass dir dies von niemandem einreden. Denke an deinen Vater, schau dir an, wo er heute ist, im Gegensatz zu meinem."

    "Salve!" lächelt Lucilla. "Einmal Normalbrief, gerne. Das macht fünf Sesterzen."


    Sie blickt auf den Empfänger. "Oh, ich muss dich noch darauf hinweisen, das Briefe nach Germania momentan etwas länger brauchen. Die Alpen sind schneebedeckt und der Weg ist beschwerlich. Wir bemühen uns aber dennoch, die Transportzeit so kurz wie nur irgendmöglich zu halten."


    Sim-Off:

    Konto 1225, Cursus Publicus

    'Vater' hallt es in Lucillas Gedanken nach und 'Jössas!' ist das einzige, was ihr noch durch den Kopf schießt. Irgendwann musste das ja kommen, aber gerade heute, gerade jetzt ist sie doch etwas überfordert. Reverus, der Quästor, natürlich, auch ein Germanicus. Aber Avarus' Sohn? Jetzt nur nichts Falsches sagen. Das beste Lächeln herauskramen und einfach so tun, als gäbe es nichts Natürlicheres, als dass sie in der Casa Germanica sitzt und mit Avarus Trauben und Oliven isst.


    "Decima Lucilla. Salve."

    "Oh ja, nirgendwo badet es sich so angenehm wie zuhause. Vor allem schaut einen auch niemand komisch an, wenn man länger als üblich im Wasser vor sich hindöst." Obwohl das die Haut immer so aufweicht und Ambrosius dann wieder stundenlang meckert und überstürzte Haut-Notfallkuren einleitet, bleibt Lucilla gerne mal etwas länger im Wasser und blockiert damit das Decima-Bad. Vor dem Einzug von Aemilia war das jedoch auch nie ein Problem gewesen, die ganzen Männer in der Casa belegen das Bad eh nicht übermäßig. :D


    Sie greift zu den Trauben und lässt gleich zwei in ihrem Mund verschwinden. Nachdem sie sie hinuntergeschluckt hat, blickt sie abwartend zur Tür.


    "Die Casa scheint so leer. Wo sind denn die übrigen Germanica?" Bei genauerer Überlegung fallen Lucilla gar nicht so viele Germanica ein. Die Senatorin Adria hatte mittlerweile geheiratet. Dann müsste es noch Aemilias Zwilling Aelia geben, doch mehr kennt sie von der Familie gar nicht.

    Lucilla seufzt zufrieden und freut sich insgeheim, dass sich Avarus nun auch noch als Trauben-Kenner herausstellt. Sie glaubt sich daran zu erinnern, dass Crassus ihr einmal gestanden hat, keinerlei Ahnung von Trauben zu haben.


    Sie blickt auf und lächelt. So recht weiß sie nicht, wie der Abend, wie die nächste Zeit weitergehen soll. Mit Crassus war alles anders gewesen. Vielleicht auch nicht, doch im Rückblick scheint es ihr so.


    "Die Casa ist sehr schön geworden." sagt sie, um irgendetwas zu sagen. "Zumindest das, was du mir bisher gezeigt hast."

    Vergessen. Crassus zu vergessen würde noch ein ganzes Stück Arbeit werden, dessen ist sich Lucilla sicher.


    "Ich denke, ein Glas Mulsum wäre jetzt nicht schlecht. Und vielleicht ein paar Trauben." Sie nickt bestätigend. "Trauben aus Germania, Hispania, Italia, heute ist es mir gleich. Hauptsache Trauben." Sie grinst verlegen und blickt sich nach einer Sitzgelegenheit um. Jetzt, da es endlich gesagt ist, spürt sie eine angenehme Schwere in sich aufsteigen. Nun wäre sie zwar auch bereit, sich die Casa endlich in architektonischer Hinsicht anzusehen, doch dazu braucht sie erst noch eine kleine Stärkung, nachdem ihr Appetit beim vorherigen Essen doch sehr gering war.

    Lucilla spürt, wie ihre Hände feucht werden, ihre Knie zittrig. Ihr ganzer Körper fühlt sich an, als würde sie jeden Moment die Kontrolle über ihn verlieren. Doch der Kuss auf ihren Lippen bringt mit einem Mal alles Leben in sie zurück, als hätte ein Blitz in ihren Körper eingeschlagen. Intensiver als zuvor spürt sie Avarus Hand auf ihrer Wange, wie er die Strähne hinter ihr Ohr streicht und es dabei leicht streift.


    Ihre Stimme klingt ernst, als sie zum Sprechen ansetzt. "Ich werde dir nie verzeihen, dass du überhaupt erst diese Entscheidung notwendig gemacht hast."


    Eine kurze Pause entsteht. Lucilla hat das Gefühl, die Stille zwischen ihnen greifen zu können. Sie presst die Lippen aufeinander, um ihr schelmisches Lächeln zu verbergen. Doch schließlich verliert sie den Kampf und lächelt sanft. "Doch ich werde versuchen, es dir nicht jeden Morgen vorzuwerfen, wenn ich neben dir erwachen werde."

    Lucilla nickt und klaut sich noch eine Feige aus Ambrosius Schüssel. "Es ist wichtig, dass du gesellschaftsfähig bist, Ambrosius. Und wenn ich dich Feigen kaufen schicken, dann sollst du schließlich auch wissen, wie sie schmecken sollten, bevor dir einer halbreife Früchte andreht."


    Sie mustert Ambrosius aufmerksam und beobachtet ihn dabei, wie er auf den Früchten kaut. "Sag mal, wie war dein vorheriger Herr so? Was hat er gemacht? Und warum hat er dich eigentlich verkauft?" Er muss ein ziemlicher Dummkopf sein.

    Sie sollte ihn hassen, für das, was er getant hat. Doch unter seinem Blick bleibt Lucilla nichts anderes übrig, als förmlich zu schmelzen.


    "Crassus..." die Worte bleiben ihr im Hals stecken. Lucilla räuspert sich und sie versucht es noch einmal. "Ich war bei Crassus." Jede einzelne Regung von Crassus kommt ihr ins Gedächtnis. Wie er sie angesehen hatte, wie er einfach gegangen war, ohne ein Gefühl, abweisend. Es hatte ihr das Herz gebrochen. Doch war dies nur der gerechte Lohn dafür, was sie ihm angetan hatte. Noch immer zweifelt Lucilla an der Richtigkeit der Entscheidung, und doch ist sie sich sicher, dass es unvermeidlich gewesen ist, dass es nur so enden konnte. Und dass es so enden muss, hier und heute.


    Lucilla schluckt und blickt zu Boden. Sie kann Avarus nicht ansehen. "Ich habe Crassus abgewiesen."

    Beeindruckt lässt Lucilla ihren Blick nach oben schweifen, wo das Dach den Blick auf den Himmel versperrt. Ein wenig amüsiert bemerkt sie Avarus Bemühungen, die Casa im Winter warm zu halten. Man merkt doch, dass er aus dem rauhen Germania stammt, wo soetwas wohl notwendig ist. Der Winter in Rom ist selten so kalt, dass man sämtliche Öffnungen des Hauses schließen müsste.


    Schließlich folgt sie ihm zu der Säule, berührt diese genau dort, wo wenige Sekunden zuvor noch seine Hand lag. Sie streicht sanft darüber und folgt ihm weiter zum Mosaik.


    "Beeindruckend. Ich bin sicher, dass sich ausschweifende Feste hier besonders gut feiern lassen." Sie spürt seine Berührung an ihren Schultern und ein Schauer geht durch Lucillas Körper. Ganz ähnlich, wie damals am Strand von Carthago Nova, damals mit Crassus.


    Lucilla hört schon nicht mehr, was Avarus über den Rest der Räumlichkeiten erzählt. Sie blickt versonnen auf das Mosaik und sagt leise: "Ich habe bereits eine Entscheidung getroffen..."

    Ein Blick auf ihren Tisch bestätigt Lucilla, was sie eh schon weiß. "Momentan ist leider nichts da. Aber ich werde dich sofort rufen lassen, sobald jemand einen Brief abgibt. Solange kannst du dich in der Mansio niederlassen, wenn du möchtest."


    Sim-Off:

    Die Mansio in Rom wird nicht ausgespielt, aber prinzipiell warten die Tabellarii dort auf Post. Wenn ein Brief da ist, werde ich dir eine PN schicken. :)

    Lucilla blickt ihren Cousin tadelnd an. "Und der nie genug bekommt, sich eine weitere Frau nimmt, welche erstere samt der Kinder umbringt, woraufhin Iason ins Elysium flieht. Nein wirklich, Odysseus wird nach den 10 Jahren wenigstens noch glücklich. Also wenn du es dir aussuchen kannst, dann versuche besser keinem griechischen Helden nachzueifern, sondern bleibe einfach der unherorische Mann, der du bist." Sie lächelt. "Ich bin sicher, du wirst auch so eine Frau finden, ohne zuerst ihren Bruder und ihren Vater umbringen zu müssen. So eine schlechte Partie bist du ja nun nicht."

    Lucilla schaut Amborsius erstaunt an.


    "Du hast noch nie...?" Sie schüttelt den Kopf. "Das ist ein Scherz, oder? Ich meine, dass du noch nie eine Feige gegessen hast?" Lucilla atmet tief durch. "Also das müssen wir ändern. Sofort. Das kann doch nicht angehen, dass mein Brosi nie eine Feige gegessen hat. Nein, keine Widerrede, du kommst mit."


    Sie dirigiert Ambrosius durch die Menge zielstrebig zu einem Obststand.


    "Eine Schüssel voll geschnittener Feigen. Aber nicht die, die hier schon seit Stunden in der Sonne gären. Ich will frisch geschnittene!" Ihr Blick zeigt dem Händler, dass sie auch hier keinen Widerspruch duldet und so macht er sich eilig daran, ein paar Früchte zu schälen und in Stücke zu schneiden. Den Preis, den er nennt, bezahlt Lucilla anstandslos und legt noch ein paar Münzen extra oben drauf.


    Sie nimmt ein Stück Feige und hält Ambrosius die Schüssel hin. "Gibt es noch mehr Defizite, welche wir beheben sollten?"

    Eine gute Frage. Gracchus ist immerhin der erste Tabellarius, den Lucilla einstellt.


    "Naja, sag einfach, dass du auf die Götter schwörst, deine Arbeit immer pflichtbewusst zu erledigen. Ich denke, das sollte reichen." Sie lächelt.

    "Ja, ich will." seufzt Lucilla zufrieden. Was interessieren sie Säulen, Mosaike und Fußbodenheizungen. Was interessieren sie Bäder ob warm oder kalt. Und Außenanlagen interessieren sie erst recht nicht. Aber solange Avarus es ihr zeigt, ist ihr alles recht. Crassus hat ihr nie seine Casa gezeigt. Sie war nur einmal drin und daran möchte sie ungern denken.


    Lucilla trinkt noch einen Schluck Wein, schiebt sich das letzte Stück Obst auf ihrem Teller in den Mund und blickt dann wieder auf. "Ich bin soweit."