Beiträge von Decima Lucilla

    "Ja, noch ist sie glücklich. Aber was ist, wenn du irgedwann dem Ruf deines Feldherrn folgen musst. Was wird dann aus ihr? Dann sitzt sie hier in der Casa und verzehrt sich nach den Briefen, die du vielleicht einmal im Monat schickst. Eure Kinder wachsen heran, ohne dich zu kennen, denn sie haben nur einen Vater irgendwo am Rand der Provinzen." Lucilla redet sich in Rage.


    "Und Crassus, Crassus ist ein Praetroianer. Nichteinmal zu den Gladiatorenspielen kann er gehen. Und wenn der Kaiser beschließt, dem langweiligen Leben aus Rom zu entfliehen und zum Zeitvertreib an einem Krieg hinter Syria teilzunehmen, dann wird Crassus ihm folgen. Und dann gibt es nichteinmal Briefe. Dann kommt nur noch ein einziger Brief, der aus der Verwaltung, dass er irgendwo gefallen ist. Und seine Frau sitzt dann Zuhause mit ihren Kindern und vergeht in Gram und Trauer."


    Sie blickt trotzig zu ihrem Cousin. "Nein, so werde ich nicht enden."

    Lucilla lächelt breit, als sie die Tabellaria aus Hispania erblickt.


    "Venusia, Salve! Es läuft ganz gut, wir sind recht ruhig über den Jahreswechsel gekommen. Einzig die Berichte über den Schnee in den Alpen machen mir ein wenig Sorgen. Die östlichen Pässe sollen vollkommen unzugänglich sein und immer mehr Mansiones müssen aufgegeben werden. Wenn das so weitergeht, müssen wir die Post noch über Gallien nach Germanien bringen!"


    Sie macht eine kurze Pause. "Wie sieht es in Hispania aus?"

    Lucillas Herz tut einen kleine Sprung vor Freude. In Gedanken geht sie bereits ihre neuen Kleider durch und wählt ein Passendes aus.


    "Gut." Tief durchatmen. "Dann wünsche ich dir noch viel Freude beim Einkaufen. Wir sehen uns später."


    Mit einem Lächeln dreht sie sich zur Seite und zwingt sich dazu, den ersten Schritt zu tun. Sie schlängelt sich an den Liktoren vorbei und biegt um einige Stände herum. Die Einkaufstour müsste warten, sie würde sofort nach Hause gehen. So ein Treffen braucht schließlich Vorbereitung.

    "Crassus..." Lucilla seufzt wehmütig und richtet ihren Blick auf die Traubenschale. "Ja... das..." Was soll sie schon sagen? "Es... hätte nicht funktionniert... auf Dauer."


    Es ist die Wahrheit, schon bei den Gladiatorenspielen hatte sich es gezeigt, und doch hört es sich immer nur wie ein Vorwand an, ein Vorwand, um sich für Avarus zu entscheiden.


    "Er ist ein Soldat." setzt sie leise hinzu, so, als müsste sie sich rechtfertigen.

    Schnell überschlägt Lucilla ihren Zeitplan und kommt zu dem Ergebnis, dass sie nichts daran hindern würde, auf direktem Weg in die Casa Germanica zu eilen. Dennoch kann sie sich das 'sofort' gerade noch so verkneifen.


    "Heute?" fragt sie lächelnd. Dann fällt ihr jedoch noch das Ende ihres letzten gemeinsamen Abends sein. Soweit dürfte es nicht wieder kommen. "Gegen Nachmittag? Schließlich sollte noch genügend Tageslicht da sein, so dass der Eindruck unverfälscht ist."

    Lucilla fragt sich, ob sie bei Ambrosius irgendetwas falsch gemacht hat. Wenn sie ihn zum Einkaufen losschickt, dann bringt er prinzipiell nur das Beste und Teuerste nach Hause. Da Avarus jedoch direkt das Thema wechselbt bleibt ihr keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, wahrscheinlich zum Glück für Ambrosius. ;)


    "Ich glaube auf die Gäste würde ich lieber verzichten." entfleucht es Lucilla schneller, als sie darüber nachdenken kann. Und auch, wenn es vielleicht keine gute Entscheidung ist, zwischen lauter Senatoren zu sitzen, wäre auf jeden Fall noch schlimmer. Am Ende noch zwischen denen, die sie kennen und sich dann erst recht fragen, was eine kleine Praefecta in dieser illustren Runde zu suchen hat.


    Andererseits ist mittlerweile der Vorgesetzen-Bonus weggefallen. Sie könnte nichteinmal ein Geschäftsessen vorschieben. Aber was solls, wahrscheinlich weiß eh schon wieder die halbe Stadt Bescheid und Lucillas Entscheidung steht ohnehin fest. Zu Crassus ist sie schließlich auch direkt nach Hause.


    "Eine kleine private Führung durch das Haus eines angesehenen Architekten würde ich mir jedoch nur ungern entgehen lassen. Ich bin sicher es gibt viel zu sehen." Nur mühsam kann sie die Aufregung aus ihrer Stimme heraushalten.

    "Salve Avarus." Nur nicht rot werden. "Ja... ich... fange gerade damit an." Lächelnd weist sie auf die noch unbepackten Packsklaven und fragt sich tief in Gedanken, ob Crassus wohl auch ab und zu auf die Märkte zum Einkaufen geht.


    Sie räuspert sich. "Allerdings suche ich nichts Bestimmtes. Ein wenig Bummeln, das Gehalt ausgeben..." Sie lächelt vor sich hin. Am liebsten würde sie sofort mit ihrer Entscheidung herausplatzen. Doch dies war der denkbar ungünstigste Ort für so etwas.


    "Und du? Richtest du deinen Haushalt neu ein?"

    Zitat

    Original von Nakhti
    ”Ja, Brief –ier.”
    Er reichte ihr den Brief und 20 Sesterzen.
    “Auch eilig ist, mein –err sagt.“


    Lucilla nimmt wie gewohnt den Brief und die Sesterzen entgegen und legt die Nachricht nach einem kurzen Blick auf den Eilpoststapel nach Germania.


    Dann blickt sie Nakhti freundlich an. "Der Brief geht heute noch raus. Wenn dein Herr vorhat, des öfteren Briefe zu versenden, dann kannst du ihm vorschlagen, dass er sich eine Wertkarte anlegen könnte. Er bezahlt dann einmalig einen größeren Betrag ein und kann anschließend von dieser Karte die Gebühren abziehen lassen. So müsstest du nicht jedes Mal die Sesterzen mit dir herumtragen. Zusätzlich gilt so eine Wertkarte für die ganze Familie. Und eine Vergünstigung gibt es ab 100 Sesterzen auch noch. So kostet die Karte im Wert von 100 Sesterzen nur 95 und die im Wert von 250 nur 230 Sesterzen."


    Hoffentlich würde er sich das alles merken können.

    Zitat

    Original von Marcus Didius Falco
    "Vale bene, Lucilla.", verabschiedete ich mich freundlich.


    "Wir sehen uns sicherlich bald einmal wieder."


    "Vale!" Lucilla blickt ihm schmunzelnd hinterher und widmet sich wieder den üblichen Schriftstücken. Der Brief landet auf dem Ausgangsstapel nach Hispania, welchen in wenigen Minuten ein Tabellarius abholen würde. Manche Kunden haben schon seltsame, geradezu mythische Vorstellungen von der Geschwindigkeit der Postreiter. :D

    Auf einmal zieht ein Stand mit Perlenschmuck Lucillas gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Sie bräuchte noch etwas gewagt Extravagantes für die Hochzeit ihres Bruders, passend zu der außergewöhnlichen Tunika, welche sie für diesen Anlass mit Ambrosius gekauft hatte. Vielleicht mit eingefärbten Perlen. Mit geübtem Blick sondiert sie das Angebot und greift zu einem besonderen Schmuckstück. Sie dreht es eine Weile in den Fingern, fragt nach dem Preis, wägt die genannte Sesterzenzahl ab, ist sich schließlich doch nicht so sicher, ob es überhaupt das Passende ist und schüttelt den Kopf. Sie legt die Kette zurück und geht weiter an den nächsten Stand.


    Lucillas Blick bleibt an kleinen Silberlöffeln hängen, die nach dem Jahreswechsel sogar im Preis reduziert worden sind, doch ihre Gedanken weilen noch bei dem Schmuckstand.


    "Ach, was solls. Ambrosius würde sagen, zu irgendetwas wird sie schon passen. Und Recht hat er." murmelt sie leise vor sich hin und dreht sich um, um sich doch die Perlenkette zu kaufen. Kaum tritt sie jedoch den Rückweg an, fällt ihr Blick auf Avarus, der in etwas Abstand den gleichen Weg wie sie zu haben scheint.


    Lucilla spürt, wie sich ein Kribbeln in ihrem Körper ausbreitet und augenblicklich beginnt sie, ganz ohne ihr bewusstes Zutun, zu lächeln.

    Rein zufällig, wie es so oft in Rom geschieht, spaziert auch Lucilla gefolgt von ein paar Gepäcksklaven über den Markt. Kleidung hat sie mittlerweile genügend, doch ein wenig Bummeln ist nie verkehrt.


    In der Nähe der Tonwaren seufzt sie unhörbar vor sich hin. Ein wahrhaftes Gedränge an den Ständen und dazu noch dazu die Liktoren des Praetors, die alle anderen Einkäufer zur Seite drängen. Dies wäre überhaupt der einzige Grund für Lucilla in den Cursus Honorum zu gehen: Um Liktoren zu haben, welche einem den Weg über die Märkte freiräumen. 8)


    'Ein Praetor!' fährt es ihr auf einmal durch den Sinn. Eine 50 zu 50 Chance. Lucilla streckt etwas ihren Hals um mehr zu sehen und tatsächlich, da steht er an einem Stand und schaut sich Lampen an. Unschlüssig, ob es der richtige Augenblick ist, bummelt Lucilla auffällig, unauffällig weiter. An den Liktoren will sie eh nicht vorbei, nachdem diese schon die erste Person unsanft aus dem Weg geräumt haben.

    Livianus Verlegenheit kommentiert Lucilla mit einem leisen Kichern. Dieses vergeht ihr jedoch mit seiner Frage sehr schnell.


    "Meridius? Venus möge mich davor bewahren!" Sie verdeht die Augen. "Ein Mann den Meridius aussuchen würde, das wäre mindestens ein Tribun, wenn nicht sogar ein Legat. Auf jeden Fall aber ein Soldat, der mit seiner Legion verheiratet ist, für eine Frau keine Zeit hat, aber eine Verbindung zu den Decima nicht abschlagen würde."


    Es verursacht ihr einen Stich ins Herz, als sie daran denkt, dass Crassus auch so ein Tribun ist, der mit seiner Arbeit verheiratet ist. Verfluchen sollten die Götter denjenigen, der den Krieg erfunden hat, ihn im Tartaros mit Qualen überhäufen, schlimmer als die des Tantalos, des Tityos und Sisyphos zusammen.


    "Nein, du weißt doch, dass Meridius in dieser Hinsicht ziemlich weich ist." Zum Glück. "Ich behalte selbst die Qual der Wahl."

    Lucilla überlegt einen Augenblick lang, ob sie eine Traube werfen sollte. Früher hatten sie das des öfteren gemacht und obwohl die Jungs aus dem Hause Decima das Werfen perfektionniert hatten, war Lucillas Wurf auch nicht schlecht gewesen. Doch das ist lange her, bei Großtante Drusilla waren dererlei Spiele mit dem Essen streng verboten gewesen.


    "Ich fürchte, ich bin aus der Übung." Sie zuckt entschuldigend mit den Schultern, stellt die Schale Trauben auf den Tisch, nimmt sich noch eine Hand voll und schiebt das Gefäß schließlich zu Livianus hinüber. Anschließend leht sie sich wieder zurück.


    "Du hast Recht, diese Casa ist viel zu groß, um sich über den Weg zu laufen. Und seitdem du Abends etwas Besseres zu tun hast, sieht man dich ja kaum noch." Sie grinst hintergründig und senkt ein wenig ihre Stimme. "Wie ist es so, verheiratet zu sein?"

    Lucilla nickt schmunzelnd. Der kleine Bestechungsversuch bleibt ihr nicht verborgen, doch mehr, als den Tabellarii ordendlich Druck zu machen, kann auch sie nicht tun. Eine Reise von Italia nach Hispania dauert nunmal seine Zeit und ehe nichts Schnelleres erfunden ist, als ein Segelschiff, wird sie nur unmerklich zu beschleunigen sein.


    "Das ist sehr freundlich von dir. Wie gesagt, wir werden unser Möglichstes tun. Ansonsten bleibt nur, Neptun um eine günstige Strömung, Vulturnus um genügend Wind und Mercurius um eine schnelle Reise zu bitten."

    Zitat

    Original von Nakhti
    Schon wieder kam Nakhti in dieses Officium getrabt. In der Hand ein weiteres Schreiben verneigte er sich.


    Lucilla blickt lächelnd auf. "Salve. Wieder einen Brief?" Sie nimmt sich vor, ihm nach Briefabgabe eine Wertkarte anzubieten. Zumindest will sie es versuchen.

    Zitat

    Original von Marcus Didius Falco


    "Die Empfängerin heißt Messalina und sie ist in der Villa Gratitudo in Corduba, Hispania zu finden. Wie bereits erwähnt, ich möchte dass der Brief am ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLVI A.U.C. (6.1.2006/103 n.Chr.) die Empfängerin erreicht und ich wünsche, dass er ihr nur persönlich ausgehändigt wird. ", gab ich meine Wünsche bekannt und fragte dann mit freundlicher Stimme "Geht das alles so in Ordnung, Lucilla?"



    Eilig nimmt Lucilla Brief und Geld entgegen. Nebenbei kritzelt sie eine Notiz auf eine Wachstafel bezüglich persönlicher Aushändigung. Bei dem genannten Termin muss sie jedoch schwer schlucken.


    "Ich fürchte, der Termin wird nicht zu erreichen sein. Bitte denke daran, dass wir Winter haben und die Reisen daher etwas beschwerlicher sind. Ich versichere dir jedoch, dass wir unser möglichstes tun werden, den Brief so schnell wie möglich abzuliefern."


    Wenn es nach Lucilla ginge, würde die Post natürlich auch immer schon eher gestern als morgen ihr Ziel erreichen, doch leider sind selbst solche Ausnahmetalente wie Tabellarii an die Gegebenheiten der Welt gebunden.

    Pah! Manchmal hat Ambrosius aber überhaupt keine Ahnung. So ein helles Apfelgrün hebt die Laune und verhindert eine negative Grundeinstellung. Andererseits, zu Lucillas dunklem Teint würde es nur bedingt passen, insofern hat er wohl in diesem Fall Recht.


    "Eine Palla? Wir brauchen ersteinmal eine Tunika... ich werde sicher nicht die Tuniken nach der Farbe der Palla auswählen. Die Palla muss am Ende auf die Tuniken abgestimmt sein und..."


    Plötzlich weht eine Tunika vor Lucillas Nase. "Na also. Aber, bist du sicher, dass das eine Tunika sein soll? Die ist ja... so unförmig."


    Da Ambrosius Blick ein leichter Schimmer von Wahn anhaftet, nimmt Lucilla schließlich die Tunika wortlos und betritt schulterzuckend das Geschäft. Es dauert nicht lange, bis der Händler bereit steht und ihr den Weg zu einer Umkleidemöglichkeit zeigt.


    Lucilla kommt es recht seltsam vor, dass die Tunika schon ohne Gürtel und Raffung recht eng anliegt. Skeptisch tritt sie in den Laden hinaus und blickt fragend Ambrosius an.

    Obwohl wirklich außergewöhnliche Kämpfe geboten werden, kann Lucilla ihre Aufmerksamkeit nicht ganz auf diese konzentrieren. Die ganze Feierlichkeit reißt Lucilla nicht in dem Maße mit, wie dies üblicherweise der Fall ist. Suchend blickt sie sich nach etwas Essbarem um, ein paar Trauben würden ihre Laune sicherlich heben. Also macht sie sich auf die Traubenjagd. Unterwegs sieht sie aus einiger Entfernung Livanus und Maior. Und dann auch noch Crassus. Unauffällig wird Lucilla etwas kleiner und bemüht sich hinter dem Rücken von größeren Personen zu laufen, um ihm nicht über den Weg laufen zu müssen. 8)

    Da Lucilla gegen Abend ohnehin nie viel zu tun hat - der Vorteil eines Beamtenpostens - erscheint auch sie recht früh im Triclinium. Zwar hat ihr Pater Familias nicht gerufen, doch solange sie ihre Füße unter dem Tisch von Livianus hat... ;)


    "Salve Livianus!" begrüßt sie ihren Cousin und nimmt dann einem Sklaven eine kleine Schüssel aus der Hand. "Die nehme ich."


    Mit der Schüssel voll Trauben nimmt sie Platz und schaut Livianus erwartungsvoll an. "Gibt es einen besonderen Grund für das hier? Oder hast du nur Sehnsucht nach uns?" Sie lächelt verschmitzt und lässt eine Traube in ihrem Mund verschwinden.

    Gedankenverloren sitzt Lucilla auf einem weich gepolsterten Korbessel und spielt mit ihren Fingern an einer Kette herum. Ihre Augen sondieren die Decke und es sieht fast so aus, als würde sie dort irgendetwas lesen können. In Wahrheit nimmt sie die Struktur der Decke höchstens noch nebenbei wahr, denn vor ihrem inneren Auge laufen Gedankenbilder ab, in welche sie vollkommen vertieft ist.


    Zwischendurch entkommt ihr ein tiefes Seufzen. Je mehr sie darüber nachdenkt, desto sicherer wird sie sich, dass sie kein zufälliges Treffen hinbekommen wird. Kein Officium um einen Bericht abzuliefern, keine großen Spiele in nächster Zeit, keine Renovierung, die außerfamiliär erledigt werden müsste, kein Gerichtsfall, Nichts. Und doch widerstrebt es Lucilla, so einfach zur Casa Germanica zu gehen, wie sie zur Casa Ceacilia gegangen war. Crassus Reaktion steckt ihr noch allzutief in den Knochen.