• Die Worte seines Vaters ließen Maximian aufsehen. Er kannte seinen Vater kaum, aber das was seine Mutter von ihm erzählt hatte und wie er sich ihm gegenüber gezeigt hatte, versicherte ihm, dass er ein Ehrenmann war, zu dem man aufsehen konnte.
    So erfüllte es Maximian sichtlich mit Stolz, wie sein Vater ihn genannt hatte. Seine dunklen, ins Grün stichigen Augen glänzten und er lächelte.

  • Ich räumte das Triclinium auf und dachte über die vergangene Nacht nach. Die Dinge schienen sich hier in der Casa wahrlich zu überschlagen. Erst traf der Sohn meines Herrn ein, dann eine Dame, die sich Hoffnungen machte. Ich zuckte mit der Stirn. Mit dieser Sinona hatte ich bereits in der Culina einmal gesprochen, und sie war eine liebenswürdige Person, aber auch ein Falter, immer auf der Suche nach neuer Nahrung. Was sie und meinen Herrn anbelangte, war ich daher skeptisch, aber wie auch immer, das mussten die Herrschaften schon selber wissen. Ausgesprochen schön war sie ja.


    Ich erinnerte mich daran, dass ich mit Tamar schon seit zwei Wochen nicht mehr geschlafen hatte.

  • Beim heutigen Abendessen, war ein Großteil der Gens versammelt. Gleich nach dem Essen stand Mercator auf und richtete ein paar Wörter an die Familie.


    „Meine Lieben! Wie ihr vielleicht schon gehört habt, wird unser lieber Lucius zur Wahl um das Amt des Duumvirs von Tarraco antreten. Nachdem sehr viele Mitglieder unserer Gens Wahlberechtigt sind, möchte ich euch bitten Lucius in seinem Streben zu unterstützen und euch an der Wahl zu beteiligen. Folgende Familienmitglieder sind wahlberechtigt.“


    Mercator zog eine kleine Liste hervor und begann die Namen zu verlesen:


    „Decima Lucilla
    Livia Decima Tertia
    Lucius Decimus Martinus
    Lucius Decimus Maximian
    Marcus Decimus Mattiacus
    Publius Decimus Lucidus
    Quintus Decimus Mercator
    Tiberius Decimus Proximus“


    Dann steckte er sie wieder weg.


    „Ich bitte euch, auch die Familienmitglieder zu benachrichtigen, die zur Zeit nicht in Hispania sind. Vielleicht können sie es einrichten und zur Wahl hier sein. Man könnte es gleich mit einem Besuch bei der Familie verbinden. Vielen Dank.“


    Er setzte sich und sah zu Martinus. Vielleicht wollte dieser noch ein paar Worte an die Familie richten.

  • Ich freute mich sehr über die Worte meines Vaters.
    Ich war so furchtbar stolz auf meine gesamte Familie.
    Ich wollte dem Namen der Gens Decima gerecht werden.
    ich erhon mich und richtete einige Wörter an die anwesenden Familienmitglieder:


    "Hab Dank Vater!


    Meine Lieben!


    Leider kann ich hier nicht zu allen Mitgliedern unserer Familie sprechen.
    Nichts würde mich freuen als wieder einmal die gesamte Familie hier versammelt zu haben.


    Wie ihr eben gehört habt werde ich für das Amt des Duumvirs von Tarraco kandidieren.
    Solltet ihr mich unterstützen wollen so würde ich mich freuen wenn ihr euch meine Wahlrede anhören würdet um euch ein Bild meiner Vorhaben zu machen.
    Noch mehr würde es mich natürlich freuen wenn ich eure Stimmen bei den Wahlen bekommen würde, denn damit würdet ihr es mir ermöglichen euch ein noch attraktiveres Tarraco bieten zu können.
    Ich möchte dass Tarraco noch mehr aufblüht, und ihr kennt mich.
    Ich würde mich mehr als nur bemühen um die Wünsche, Anliegen und Vorstellungen aller Bürger umzusetzen.


    Es würde mich mit grossem Stolz erfüllen Rom, Hispania, Tarraco und natürlich für euch allen mit dem Amt des Duumvirs dienen zu können.


    Ich danke Euch meine Lieben!"


    Dann setzte ich mich wieder um die anderen Familienmitglieder zu Wort kommen zu lassen.

  • Lucilla hob ebenfalls ihren Becher. "Ich könnte mir keinen besseren Duumvir für Tarraco vorstellen!"


    Sie lächelte ihrem Cousin zu und trank nun auch einen Schluck.

  • Maximian war den Reden aufmerksam gefolgt, war aber schweigsam gewesen. Wählen durfte er hier also nun - interessant. Daheim hatte es nur wenige Wahlen gegeben und aus den meisten hatte er sich herausgehalten, es sei denn, sein Vater brauchte seine Stimme unbedingt; sein ziehvater wohlgemerkt.


    Nun aber erhob auch Maximian seinen Becher und machte seinen Mund auf.


    "Auch meine Stimme ist dir gewiss, Martinus." Und nach einer kurzen Pause, in der sich ein schelmisches Grinsen auf das junge Gesicht geschlichen hatte und nun unbedingt den folgenden Worten, die ihm in den Kopf gesprungen waren, klang verleihen wollte, fügte er noch an: "Alle anderen Anwärter sollten sich schonmal mit einer Niederlage anfreunden."


    Tatsächlich wusste der junge Mann aber kaum etwas über das Amt oder die Anwärter, weshalb er sich im Nachhinein nicht sicher war, ob es so klug gewesen war, diese Worte laut auszusprechen.
    Er hoffte, man würde letzteres einfach überhören, wenn es nicht angebracht gewesen war, weshalb er nur schnell den Becher vor den Mund hob und einen großen Schluck nahm, wobei er über den Becherrand hinwegschielte.

  • Ich freute mich über die Worte der anderen.
    Es gab mir Kraft.
    Doch musste ich etwas einwerfen:


    "Der 2. Kandidat, Commodus, er ist dem Amt des Duumvirs genauso gewachsen wie ich es hoffe zu sein. Es soll ein fairer Wahlkampf werden, und der beliebtere und bessere möge gewinnen.
    Ich werde das Amt natürlich annehemn sollte ich gewählt werden, doch werde ich mich auch weiterhin als Magistratus bemühen sollte Commodus Duumvir werden. Dies zu sagen war mir noch ein Anliegen."


    Danach hob ich erneut meinen Becher und trank einen weitern Schluck daraus.
    Ich setzte mich wieder.

  • Lucilla dachte an ihre kurze Begegnung mit Commodus in der Curia. Er war ihr gegenüber ein wenig barsch gewesen, doch wahrscheinlich brachte das sein Amt mit sich. Immerhin kannte er Lucilla nicht schon seit seiner Kindheit, so wie Martinus, wusste nichts über sie und sorgte sich einfach nur darum, dass eine unfähige Person das Amt bekommen könnte. Was sie jedoch bisher über ihn und seine Fähigkeiten als Magistratus gehört hatte, das sprach für ihn. Er war ein ernstzunehmender Konkurrent für ihren Cousin.


    "Wie die Wahl auch ausgeht," warf Lucilla ein. "den Vorteil werden die Bewohner von Tarraco haben, denn sie werden auf jeden Fall einen guten Duumvir bekommen."

  • Maximian war seiner Tante gefolgt und hatte sich zwischenzeitlich ein wenig etwas zu essen und trinken kommen lassen. Genüsslich ein paar Oliven essend, saß Maximian und war dann, nachdem der erste Hunger gestillt war, bereit, wieder den Mund zum Sprechen aufzutun.


    "Oh, das tut gut. Sag mir, Tante, wie lange glaubst du bleibt mein Vater noch weg?"


    Während er immer noch kaute, war ihm das Kennenlernen mit Meridius wieder eingefallen. Es war seltsam gewesen... Das Band des Blutes war zu spühren gewesen und dennoch war Meridius für ihn ein fremder Mann. Maximian hatte sich in einem Zwiespalt wiedergefunden und überlegt, wie er sich verhalten sollte und noch am Abend des Tages, an dem Meridius gekommen und wieder abgereist war, hatte Maximian wach im Bett gelegen und sich gefragt, was sein Vater wohl für ein Mann war, auf den er hier getroffen war.

  • Lucilla senkt betrübt den Kopf.
    "Ich weiß es leider nicht. Ich hatte gehofft, er wäre schon wieder zurück, wenn ich hier ankomme. Aber so wie es aussieht, kann es noch eine ganze Weile dauern."


    Sie stibitzt sich eine Olive von Maximian und lächelt. "Aber wir sollten kein Trübsal blasen. Erzähl mir lieber, was ihr schon alles zusammen unternommen habt? Und was hälst du von ihm? So als Vater?"

  • Maximian sah seine Tante überrascht an, dann schluckte er noch schnell seinen Mundinhalt runter und antwortete:


    "Wir haben bereits das erste Mal miteinander gespeist." Der junge Mann grinste amüsiert, weil viel war das noch nicht und es fiel noch nicht einmal unter gemeinsame Unternehmungen. "Er kam an diesem einen Tag so gegen Mittag mit seiner Eskorte hier an. Dann trafen wir aufeinander und es war... Es war ein seltsames Kennenlernen. Er hat sich gefreut, nehme ich an und für mich war es... war es ein ebenso tolles Erlebnis. Anschließend speisten wir zusammen, dann brach er schon bald wieder auf."


    In den Erinnerungen an diesen einen, einzigen Tag schwelgend, steckte Maximian sich wieder eine Olive in den Mund und kaute die geistesabwesend herunter. Dann nickte er mit einem Schmunzeln.


    "Er ist so, wie meine Mutter ihn mir beschrieb. Bestimmt ist er ein guter Vater und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich nach 16 Jahren keinen anderen Vormund bekommen habe."


    Grinsend nahm sich Maximian eine weitere Olive, ließ sie hinter seinen Lippen verschwinden und kaute auf ihr genüsslich rum. Er liebte Oliven. Dann machte er eine Geste.


    "Allerdings weiß ich dennoch wenig über ihn." Nun sah er seine Tante fragend an. "Aber dir müsste er bestens bekannt sein. Wie ist er so?"

  • "Also wenn du eine neutrale Meinung hören möchtest, dann solltest du vielleicht noch jemand anderen fragen." Lucilla lächelt wieder und nimmt ebenfalls noch eine Olive und schluckt sie nach kurzem Kauen herunter.


    Dann fährt sie fort: "Nach dem Tod unseres Vaters und später unserer Mutter war er für mich die wichtigste Bezugsperson. Eine Zeit lang habe ich ihn einfach nur vergöttert, so wie das mit großen Brüdern eben ist. Später war ich so manches mal wütend auf ihn, weil ich meinen eigenen Kopf durchsetzen wollte, was er nicht immer zugelassen hat. Im Nachhinein betrachtet, war das auch besser so." Lucilla lacht, als ihr die ein oder andere Szene durch den Kopf geht.


    "Aber bei allem, was er entschieden hat, war er immer fair. Er achtet darauf, was das beste für seine Familie ist, und er entscheidet nicht einfach grundlos über unsere Köpfe hinweg. In dieser Hinsicht ist er ein sehr fürsorglicher Mensch. Ich denke, du hättest es schlimmer treffen können."

  • Seine Tante aufmerksam zuhörend, hatte Maximian versucht sich von Meridius ein Bild zu machen, wie er wohl war, als er so alt war wie Maximian jetzt. Aber das fiel ihm schwerer, als gedacht. Ein paar Worte waren wohl bei Weitem nicht genug, um einen Menschen beschreiben zu können. Maximian hoffte, dass er seinen Vater bald schon besser kennenlernen konnte.


    "Dann ist er ein guter Mann und fürsorglicher Bruder. Ganz bestimmt hätte ich es weniger gut treffen können." Bei diesen Worten musste Maximian schmunzeln, denn er hatte hier ja wohl am wenigsten irgendetwas vollbracht. "Lebten eure Eltern denn bereits in Tarraco?"

  • Zitat

    Für alle, die nicht ganz mit der Familiengeschichte vertraut sind, eine kleine Zusammenfassung, damit man nicht alles nachlesen muss, und damit keine Widersprüche auftauchen:


    Die Familie der Decima entstammt einem alten iberischen Geschlecht, das lange in die iberische Geschichte zurückreicht und in Tarraco ansässig war, dort vorwiegend Wein und Getreide anbaute und damit handelte. Mein Vater, Decimus Hispanicus erwarb dann für sich und die Familie das römische Bürgerrecht, diente bei den Truppen, und fiel bei einem Feldzug gegen die Germanen, bei der Verhinderung eines Hinterhalts gegen den damaligen Imperator. Unsere Mutter übernahm dann zusammen mit Mercator die Leitung der Familiengeschäfte bis ich das Erbe meines Vaters antreten konnte. Leider weilt sie auch nicht mehr unter uns...

  • "Ja, unsere Vorfahren leben schon sehr lange in Tarraco. Vielleicht sogar schon immer, obwohl immer ja doch wirklich sehr lange ist." Lucilla schüttelt verwirrt den Kopf. "Was ich damit sagen will ist, dass unsere Familie schon so lange in Tarraco lebt, wie wir zurückblicken können. Und mein Vater, also dein Großvater, Decimus Hispanicus erwarb für sich und seine Familie, also auch für uns, das römische Bürgerrecht."


    Lucilla nickt. "Ja, so war das." Sie isst noch eine Olive. "So, genug Geschichten erzählt. Lass uns zurück ins Atrium gehen."

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