Beiträge von Decima Lucilla

    Obwohl nur Sekunden vergehen, hat Lucilla fast das Gefühl, dass es ewig dauert, bis die Tür vor ihr geöffnet wird. Ihr fällt auf, dass sie dieses Gefühl immer hat, wenn sie kurz vor einem Verwandtschaftsbesuch steht, und wahrscheinlich kommt es von der Vorfreude, die sich dann schon immer angestaut hat.


    Als hätten sie sich nicht erst bei Magnus und Venusia gesehen, sondern schon seit Jahren nicht mehr, eilt Lucilla auf ihren Bruder zu und umarmt ihn. Ein bissen ist es doch auch so, dass sie sich schon ewig nicht so richtig mehr gesehen haben und in Hinsicht auf Sitte und Anstand verzichtet Lucilla in der Öffentlichkeit, welche bei der Hochzeit immerhin gegeben war, darauf, ihre Brüder und Cousins allzusehr durch ihre stürmische Art in Verlegenheit zu bringen - manchmal zumindest, wenn sie gerade daran denkt. Darum muss diese Begrüßung nun in der Vertrautheit der heimischen Umgebung - Lucilla fühlt sich immer sehr schnell heimisch, wo ihre Verwandten wohnen - nachgeholt werden.

    "Überraschung!" grinst sie breit. "Eigentlich wollte ich noch gar nicht kommen, aber ich habe gehört, dass Avarus in Mogontiacum ist. Wusstest du das? Er ist es tatsächlich, ich war schon bei ihm in der Mansio des Cursus Publicus. Ich war mir gar nicht bewusst darüber, wie sehr ich ihn vermisst habe. Außerdem habe ich gehört, dass du einen Empfang gibst? Ich hoffe, du hast hier ein angemessenes Balneum? Ich werde es den Rest vom Tag belegen müssen, wenn ich bis zum Abend noch einigermaßen nach irgendwas aussehen will. Ich hoffe nur, die Kleider sind nicht allzu verknittert..." Sie blickt zu Meridius auf und scheint erst jetzt wieder zu bemerken, dass er ja auch noch da ist. "Ich bin doch eingeladen?" Ihr Tonfall lässt schon sehr genau vermuten, was passiert, wenn das nicht der Fall ist.

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    Original von Publius Decimus Lucidus
    Ich selbst finde den Vorschlag zwar auch übertrieben, aber eher wegen dem technischen Aufwand.


    Ein Popup fände ich auch extrem störend. Aber wie wäre es analog zu dem Provinz-Verstoß-Hinweis (Achtung: Du bist derzeit nicht in dieser Provinz gemeldet. [Meldeamt] Dieses Post kann gegen die Reiseregeln verstoßen!).


    Abhängig vom Wohnort könnte man einen etwas kleineren (damit er sich vom Verstoß unterscheidet) Hinweis einblenden, wie weit der momentan gewählte Ort vom Wohnort entfernt ist und in den Provinzforen einfach nur einen Hinweis, dass man sich nicht mehr in seinem Wohnort befindet. Wäre das technisch einfacher? :)

    Während der Sklave schon voreilt und an der Türe pocht, blickt Lucilla mit bangem Blick zum Himmel empor. Eigentlich ist es schon viel zu spät, um sich noch für irgendetwas herzurichten. Ambrosius würde sich ziemlich beeilen müssen, wenn sie bis zu diesem ominösen Symposium noch einigermaßen tauglich aussehen sollte. Dass Meridius aber auch nichts gesagt hat ... da würde sie noch ein Wörtchen mit ihm zu reden haben, sie so einfach auflaufen zu lassen. Typisch ihr Bruder, dass eine Frau einen halben Tag braucht, um sich auf soetwas vorzubereiten, daran verschwendet er keinen Gedanken. Dass sie nichteinmal eine Einladung hat, das hat Lucilla schon längst wieder vergessen, nachdem sie es auf den Umstand zurückgeführt hat, dass die Einladung sie mal wieder vepasst hat und nach ihrer Abreise in Confluentes angekommen sein muss. :]

    Zitat

    Original von Valentin Duccius Germanicus
    Von einer in den Provinzen auch noch abgestimmten Reiseregel im Sinne des Systems halte ich ja nichts und würde ja letztlich, denke ich, auch nichts bringen, zumal es ja auch eigentlich nur Mitglieder von Einheiten (egal von wo in Italia, betrifft also theoretisch die Classis auch) betrifft, da diese sich ja schlecht erklären können.


    Gibt es dazu Vorschläge oder soll ich es einfach in Zukunft ignorieren? ;) :)


    Ein kleiner Anfang wäre vielleicht am ehesten ein entsprechender SimOff-Hinweis an denjenigen. Dies kann im akuten Fall am besten per PN geschehen, bei den Einheiten könnte man sich überlegen, ob man einen SimOff-Hinweis vielleicht bei Aufnahme in die Einheit (im Zuge der Grundausbildung, o.ä.) einführt und dort mitteilt, dass Posten in entfernten Städten als unerlaubtes Entfernen von der Truppe gilt.


    Gerade für Neueinsteiger ist es im IR nicht immer einfach, die temporären und örtlichen Gegebenheiten zu durchblicken. Es bleibt nicht aus, dass IDs in zwei oder mehr Threads posten und während man in einer Casa in Rom noch eine Hochzeit feiert, die vor bald zwei Monaten angefangen hat, ist man mit seiner ID aktuell vielleicht schon längst in Mantua.
    Der nächste Punkt ist, dass einige (und ich wage zu behaupten, dass es schon recht viele sind) Spieler wenig räumliche Vorstellungen vom Imperium Romanum haben und noch weniger Vorstellung davon, wie lange man damals auch nur ungefähr von A nach B brauchte. Einen Hinweis zu den Entfernungen der im Spiel vorhandenen Städte und den Reisezeiten gibt es in der Theoria, aber dass diesen noch nicht so viele Spieler gefunden haben, sieht man an den Aufrufzahlen. ;)


    Wie gesagt, am ehesten bekommt man diese Unsitte wohl aus den Spielern, indem man sie darauf hinweist, denn manch einem ist es vielleicht nichteinmal bewusst. Wer dies nicht selbst tun möchte (weil er sich nicht als Moralapolstel darstellen möchte oder warum auch immer), der kann sich auch gerne an einen Moderator wenden, wir erledigen das dann (diskret, anonym und zeitnah). ;)

    Nach dem kurzen Abstecher in die Mansio des Cursus Publicus erreicht die Reisekutsche der Decima Lucilla schließlich die Regia Legati Augusti pro Praetore. Immerhin ist das Gebäude schon um einiges besser, als das Castellum der Legio oder Ala, weshalb Lucilla in diesem Fall die Gastfreundschaft ihrer Familie annehmen und nicht in irgendeiner eher mittelmäßigen Herberge absteigen wird.


    Der Wagen hält vor dem Tor und ein Sklave hilft Lucilla beim Aussteigen. Sie tritt die Treppe hinauf zu den Wachen, wo der Sklave dieses Mal darauf verzichtet die Litanei über die verwandschaftlichen Beziehungen seiner Herrin herunterzuleiern. Der einfache Hinweis auf ihren Bruder sollte durchaus genügen, solange sich die Wachen keine Schwierigkeiten einholen wollen.
    "Salve, meine Herrin, Decima Lucilla, wünscht zu ihrem Bruder, dem Legatus Augusti Decimus Meridius, vorgelassen zu werden."

    "Ich liebe dich, Medicus." Lucilla beugt sich vor und haucht Avarus einen sanften Kuss auf die Wange. "Und du hast recht, du wirst mich nicht davon abbringen können." Sie steht auf und streicht ihm nochmals liebevoll über die Backe. "Ich werde es kaum aushalten können bis heute abend."

    Lucilla winkt ab, völlig von der Richtigkeit ihrer nächsten Worte überzeugt. "Ach, bis der Winter da ist, bin ich schon längst wieder über alle Berge und sitze im warmen Roma. Obwohl es verlockend wäre, die Saturnalia im Kreis der Familie zu verbringen. Aber es gibt ja noch nicht einmal eine Casa Decima hier, nur Castella und Regiae in denen die Decima übergangsweise hausen. Nein, es wäre trotz allem nicht wie früher." Davon abgesehen, dass es nie mehr wie früher sein würde, was jedoch nicht unbedingt schlecht sein muss.


    Sie nimmt das Schreiben entgegen und liest laut. "Der Legatus Augusti Pro Praetore Maximus Decimus Meridius lädt ein zu einem großen Symposion." Dann kichert sie leise. "Gewichtige Worte, vor allem das Symposion. Ach herrje, das ist heute Abend?" Ihre Schultern sinken herab und ein wenig Entsetzten spiegelt sich in ihren Augen wieder. "Dann muss ich gleich wieder los. Ich war doch noch nicht in der Regia, die Truhen müssen ausgepackt werden, ich brauche ein Bad und eine Massage, und bis Ambrosius mich dann wieder hergerichtet hat, das wird dauern. Herrje, hoffentlich sind die Kleider nicht zu verknittert. Warum hat Meridius aber auch nichts gesagt, dass er ein geselliges Gastmahl plant. Er hätte mir ruhig einen Brief nach Confluentes schreiben können, er wusste doch, dass ich noch kommen wollte ... es sei denn ... nein, er würde doch nicht ... nein." Sie schüttelt energisch den Kopf. "Das würde er nicht wagen."


    Lächelnd wandert ihr Blick wieder zurück zu Avarus. "Aber sehen werden wir uns dann trotzdem. Ich werde mich für dich extra fein herrichten."

    Lächelnd schiebt Lucilla ihren Verlobten langsam zur Kline zurück, während sie seinen Erklärungen lauscht. Nachdem sie sich gesetzt haben achtet sie darauf, dass zwischen ihnen nur das allernötigste an Platz ist. Avarus so nahe bei sich zu spüren lässt sie erst richtig erkennen, wie sehr sie ihn in den letzten Wochen tatsächlich vermisst hat.


    "Natürlich weiß ich, wie das als Senator und Magister ist." Sie grinst und greift sich aus der Obstschale auf dem Beistelltischchen eine getrocknete Traube.
    "Es ist einfach wunderschön hier." beginnt sie dann verträumt. "Wieso hast du mir das nie erzählt? Von Mantua aus bin ich mit Livianus durch die Alpen gereist, stell dir vor, die Berge reichen dort fast bis zum Himmel hinauf! Als ich schon glaubte, es gibt nichts mehr, was das noch übertreffen könnte, sind wir dann erst richtig nach Germania gekommen. Wir sind am Rhenus entlang und nirgends konnte ich das düstere Germania finden. Alles war so wundervoll grün, dann wurden die Blätter bunt und das ganze Land sieht aus, als hätte ein Wandmaler seine Farbtöpfe darüber ausgeschüttet. Dazu der Rhenus - hinter Bingium wird er durch ein enges Tal eingefasst, doch das beeindruckt ihn kaum, er rauscht ungehindert dahin und schlängelt sich mitten durch die herrliche Landschaft. An den Hängen wird sogar Wein angebaut!" In ihrer Begeisterung vergisst Lucilla völlig, dass Avarus das sicher viel besser weiß, als sie selbst.


    "Und dann die Germanen, sie sind alle furchtbar nett. Schon auf der Reise wurden wir überall freundlich aufgenommen, viele der Römer hier sind erst seit einer Generation Bürger. Die Duccia ja auch irgendwie und sie sind auch furchtbar nett. Oh, ich habe dir ja noch gar nicht von der Hochzeit erzählt! Es war so rührend! Magnus und Venusia sind so ein wunderschönes Paar, natürlich hatten auch die Götter keinen Einwände gegen ihre Heirat. Hinterher war dann auch Gelegenheit ein paar lokale Spezialitäten zu probieren. Der Met ist ganz vorzüglich, zum Glück hat mich jedoch Venusias Cousin rechtzeitig darüber aufgeklärt, dass man ihn nur in begrenztem Maß genießen sollte."


    Ohne Pause und fast ohne Luft zu holen springt Lucilla von einem Thema zum nächsten. "Venusia hat mir an den Tagen danach die Stadt gezeigt. Ein sehr malerischer Ort, dieses Confluentes, und dabei die einzige Stadt an Rhenus und Mosella. Das Castellum der Ala nimmt zwar den besten Platz an beiden Flüssen ein, aber im Umland kann man auf die Hügel hinauf und hat eine berauschende Aussicht. Es ist fast ein wenig wie Rom, nur dass es nicht von einzelnen Hügeln eingefasst wird, sondern von ganzen Hügelketten. Auf dem Markt war ich natürlich auch und ... ich habe dir etwas mitgebracht. Aber es ist noch draußen im Wagen, ich wusste ja nicht, ob du da bist oder noch in der Stadt unterwegs. Ich bin gerade erst angekommen, ich war noch nichteinmal in der Regia. Zuerst musste ich dich einfach sehen."

    Lucilla drückt sich fest an ihren Verlobten und lässt ihn vorerst nicht mehr los. Sie ist froh, ihn in so einer privaten Atmosphäre vorgefunden zu haben, denn es ist zweifelhaft, ob sie ihre Freude in der Öffentlichkeit hätte zurückhalten können.
    "Ich habe dich auch vermisst, Medicus. Schrecklich sogar. Unglaublich schrecklich."
    Sie hebt ihren Kopf und zwingt ihm einen Kuss ab. Dann drückt sie ihre Backe wieder an seine Schultern.
    "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich in der Acta gelesen habe, dass du in Germania bist. Ich hatte eigentlich noch nicht vor, nach Mogontiacum zu reisen, aber danach hat mich nichts mehr in Confluentes gehalten."


    Endlich lässt sie ihn los und blickt verträumt lächelnd zu ihm auf. "Germania ist so wunderschön, aber jetzt wo du hier bist kann ich es noch mehr genießen. Aber sag, warum bist du überhaupt hier? Inspizierst du die Mansiones? Gibt es Schwierigkeiten?" Ihr Lächeln nimmt einen schelmischen Glanz an. "Oder war es die Sehnsucht nach mir, die dich zu dieser Reise veranlasst hat?"

    Lucilla folgt dem Mann und schenkt Hector ein bezauberndes Lächeln, nachdem dieser die Tür geöffnet und sie hereingebeten hat. Sie legt ihren Finger an den Mund, um ihm zu bedeuten leise zu sein. Das Ziel ihres Ansinnens hat sie längst entdeckt und nähert sich ihm nun auf leisen Sohlen.


    Sie hält es kaum aus und muss an sich halten, nicht wie es eigentlich ihre Art ist auf Avarus zuzustürmen und ihn direkt zu umarmen. Es fällt ihr ebenfalls äußerst schwer, eine Strenge in ihre Stimme zu legen, die der Großtante Drusillas schon recht nahe kommt.
    "Zu dieser frühen Stunde schon träge auf einer Kline herumzuliegen, das kann sich auch nur ein Mann im Dienst des Imperators leisten. Und ich dachte, du wärst hier um zu arbeiten."
    Obwohl sie ihre Lippen fest zusammenpresst, ist das freudige Grinsen von Lucillas Gesicht nun nicht mehr zurückzuhalten.

    Lucilla muss arg an sich halten um den Stationarius nicht mit ihrer Neugier weiter zu bedrängen. Wie er so dasteht und sie ihm förmlich beim Denken zusehen kann, würde sie ihn am liebsten bei den Schultern packen und die Antwort aus ihm herausschütteln.


    Dann endlich spricht er gedehnt die erlösenden Worte aus. Lucillas Herz tut einen Sprung, der sie mühelos über die Alpes und wieder zurück transportieren könnte, und ihre Augen leuchten erfreut auf. "Melde ihm Decima Lucilla." Mehr braucht der Mann nicht zu wissen. Aber vielleicht sollte sie ihn ein wenig zur Eile treiben. "In einer äußerst wichtigen und dringenden Angelegenheit, die keinerlei Aufschub duldet."

    Lucilla hat in Confluentes alle Hebel in Bewegung gesetzt um herauszufinden, wo genau Avarus in Mogontiacum untergekommen ist. Sie ist nicht umsonst Auctrix PPA und hat zudem ihre Verbindungen zum Cursus Publicus spielen lassen. Genau diese waren es schließlich, welche die gesuchte Information zu Tage förderten. Denn wenn der Legatus Augusti Cursu Publico im Lande weilt, dann weiß das jeder Stationarius der gesamten Provinz - zu oft ist man schon durch unangekündigte Überraschungsbesuche aufgeschreckt worden. Mit einem Lächeln erinnert sich Lucilla an ihre erste Begegnung mit Avarus, das war auch bei so einem Überraschungsbesuch gewesen, als er plötzlich, völlig unverhofft in ihrem Officium in Tarraco stand.


    Heute allerdings dreht sie den Spieß um. Noch bevor sie sich in der Regia bei ihren Verwandten meldet sucht sie die Mansio des Cursus Publicus auf, nicht ohne sich noch einmal im Wagen schnell von Ambrosius herrichten zulassen. Sie steigt aus der Reisekutsche, streicht ihr Kleid glatt und betritt das Gebäude. Der Nachmittag hat seine beste Zeit bereits überschritten und es wird nicht mehr lange dauern, bis es anfängt zu dämmern. Obwohl Lucilla wenig Hoffnung hat, dass Avarus zu dieser Zeit schon wieder in der Mansio ist, muss sie sich doch davon überzeugen, dass es nicht der Fall ist. In diesem Fall würde sie ihm zumindest eine Nachricht hinterlassen, so dass sie ihn am Abend zum Essen sehen könnte.


    Es dauert nicht lange, dann steht schon der Stationsvorsteher der Herberge vor ihr und begrüßt sie äußerst freundlich. Noch bevor er nach ihrem Begehr fragen kann, kommt sie ihm mit der Frage nach Avarus zuvor.

    Gegen frühen Nachmittag nähert sich auf der Hauptstraße von Bingium kommend ein nicht unbedingt kleiner Reisewagen, auf dessen Dach sich übermäßig viele Gepäckkisten stapeln. Aus Gründen der Sicherheit hat Lucilla von Anfang an darauf verzichtet, das Wappen der Decima auf dem Wagen allzu deutlich zur Schau zu tragen, die feindlichen Germanen kennen die Legaten ihrer Feinde sicherlich genau. Doch Lucilla geht davon aus, dass sie mit ihren Beziehungen zu drei nicht unwichtigen in der Stadt weilenden Herren dennoch keine Schwierigkeiten am Stadttor haben wird.


    Um ganz sicher zu gehen, hat sie einem ihrer Sklaven ganz genau aufgetragen, was er sagen soll. So tritt dieser also nun vor und wendet sich an die Wache am Tor: "Salve, Soldat! Meine Herrin, die ehrenwerte Dame Decima Lucilla, Schwester des Legatus Augusti pro Praetore und Legatus Legionis der Legio II Germanica, Senator Maximus Decimus Meridius, Schwester des Quaestor Pro Praetore Gaius Decimus Maior und Verlobte des Legatus Augusti Cursu Publico, Senator Medicus Germanicus Avarus, bittet darum, in die Stadt eingelassen zu werden."


    Lucilla sitzt hinter einem Vorhang verborgen in ihrem Wagen und lächelt zufrieden vor sich hin. Sie hat die Frauen, die in die Politik streben um wichtig zu sein noch nie verstehen können. Um wichtig zu sein bedarf es nur der richtigen Verbindungen - und mit diesen ist Lucilla zumindest augenblicklich überaus gesegnet.

    Beinahe kommt es Lucilla vor als wäre sie schon Wochen in Germania. Womöglich ist sie das. Das Verrinnen der Zeit verliert in dieser Provinz und in diesen Monaten an Bedeutung, lässt sich einzig noch an den Blättern messen, die mehr und mehr von den Bäumen zu Boden fallen. Doch spätestens seit sie in der Acta Diurna gelesen hat, dass Avarus in Mogontiacum ist, verliert selbst der nahende Wintereinbruch seinen Schrecken. Diese Nachricht ist es auch, welche sie doch noch irgendwann von Confluentes aufbrechen lässt. Sie hat ihren Cousin und seine frisch angetraute Ehefrau lange genug genervt, hat sich auch alleine genügend in der kleinen Stadt und dem Umland umgeschaut und wird die einzige Stadt an Rhenus und Mosella sicherlich immer in guter Erinnerung behalten.


    An diesem Tag nun, früh am Morgen, wird der Reisewagen beladen, dann schließt er sich, samt Lucilla im Inneren, einer kleinen Gruppe Reisender an. Lucilla ist froh, einen gut betuchten Handelsmann aufgetrieben zu haben, der den Rhenus entlang nach Süden reist, denn in der Acta Diurna waren nicht nur gute Nachrichten zu lesen gewesen, sondern auch solche über Germanenübergriffe. Doch die kleine Wagengruppe wird nun von einigen Bewaffneten begleitet, auch Lucillas eigene Sklaven halten ihre Waffen griffbereit.


    Nachdem Lucilla bis sie Boudobriga erreichen langsam wach und ansprechbar, ist wechselt sie dort nach einer kleinen Rast in den Wagen des Händlers und seiner Frau, um sich dort über die Götter und die Welt zu unterhalten und so die Reise durch das diesige Wetter auf angenehme Weise hinter sich zu bringen. Trotz der überaus interssanten Unterhaltung steckt Lucilla alle Nase lang ihre Nase aus dem Fenster hinaus, um von der Schönheit des glitzernden Rhenus zu schwärmen und sich am Anblick des noch immer wunderschönen Germanias zu erfreuen. In ihrer Fantasie sieht sie überall perfekte Bauplätze für große Landsitze auf den Hängen über dem Fluss und sie ist sich sicher, dass der Reiz dieses wunderschönen Tales auch in tausenden Jahren noch nicht vergangen sein wird. :]


    Bei Bingium dann trennt sie sich samt ihres Reisewagens und ihrer Sklaven von dem Händler und reist nach einer überschwänglichen Verabschiedung auf der Hauptstraße weiter nach Mogontiacum. Die Straße führt nun nicht mehr direkt am Fluss entlang, denn das enge Tal, welches den Fluss von Confluentes bis Bingium einfasst weitet sich nun zu einer flachen Ebene aus. Doch ohne Reisebegleitung hat Lucilla auch hier noch genügend zu sehen, um sich bei Laune zu halten, bis das Stadttor Mogontiacums erreicht ist.


    /edit: Link

    Lucilla drückt ihren Cousin, lächelt zufrieden vor sich hin und dankt den Götter dafür, dass den beiden die Geschenke gefallen. Auf diesen kleinen Erfolg hin gönnt sie sich noch etwas vom dem in Met eingelegten Obst. Wenn sie wieder zuhause wäre, dann würde sie Avarus fragen, ob es auch in Rom Methändler gibt, ansonsten wäre der Import und das Angebot von diesem unglaublichen Obst ganz sicher der Renner in der Hauptstadt - zumindest für eine Saison.

    Lucilla nickt bestätigend. "Eine sehr gute Idee! Nicht, dass Avarus nicht gut gekleidet wäre, als Senator kann er sich das gar nicht erlauben. Aber die Freude am Einkaufen kann er demnächst dann getrost mir überlassen, anstatt seinen Sklaven."


    Die Strategie für diesen Einkauf ist auch festgelegt, dem Angriff nichts mehr entgegen zu setzen. Mit wild entschlossenen Mienen betreten die beiden Schwägerinnen das Schlachtfeld. Zumindest Lucillas Blick vertreibt schon den ersten Gegner, einen schmächtigen Sklaven, der eilig aus dem Weg springt und sein Heil in der Flucht sucht. Der erste Händler verkauft Lederwaren, keine Schuhe, dafür Beutel, Gürtel und Schutzbehälter für Schriftrollen. Obwohl Lucilla nicht nur immer auf der Suche nach Schuhen, Kleidern und Stoffen ist, sondern sich heute auch noch nach einem kleinen Geschenk für ihren Neffen und ihre Nichte und nach einem Mitbringsel für Avarus umschaut, lässt sie ihren Blick vorerst nur über die Auslagen schweifen. Die Devise heißt nur nichts überstürzen, denn wer am ersten Stand schon alles einkauft, wird wenig Freude bis zum letzten haben, da ihm dort schon das Geld ausgegangen ist.


    Erst am vierten Stand greift Lucilla zur Ware, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Sie nimmt eine goldene Gewandspange in Form eines Raubvogels auf und greift mit Traumwandlerischer Zielsicherheit dabei wohl das teuerste Stück, welches überhaupt auf dem Tisch ausliegt.
    "Könnte als Falke durchgehen. Aber ein wenig grob gearbeitet, findest du nicht?" Sie hält das Stück Venusia hin. In Hinsicht auf ihre Gefühle bei Preisverhandlungen hat Lucilla ihre Gesichtsmuskeln mindestens ebensogut im Griff, wie die höchsten Patrizier des Reiches dies im alltäglichen Leben anstreben. Aus diesem Grund ist ihr nicht anzumerken, ob sie die Spange nur vielleicht oder aber in jedem Fall kaufen möchte. "Was soll sie kosten?" fragt sie den Händler, noch ohne Venusias fachmännische Meinung abzuwarten.


    Der Händler grinst schmierig. "Eine sehr gute Wahl, edle Damen, eine sehr gute Wahl. Dieses wundervolle Stück stammt aus dem wilden Germania jenseits des Limes. Obwohl dort nur Barbaren wohnen, haben sie wahrhafte Meister der Handwerkskunst hervorgebracht!" Natürlich stammt der Händler selbst von den wilden Germanen ab, der Goldschmied, von dem ein Großteil seiner Waren stammt, ist sogar mit ihm verwandt, doch wer Geschäfte machen will, darf das alles nicht so eng sehen und muss dem Kunden genau das sagen, was er hören will. Und diese zwei Kundinnen sehen aus wie edle Römerinnen, welche durch eine Geschichte aus dem wilden Barbarenland sicherlich beeindruckt und danach gewillt sind, jeden Preis zu bezahlen. "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer es ist, diese Kunstwerke über den Limes zu bringen. Unter höchster Gefahr für mein Leben wage ich mich immer wieder in das düstere Land und führe zähe Verhandlungen mit den Wilden, um euch diese wunderbaren Schätze anbieten zu können. Das ist nicht ungefährlich, das sage ich euch, ein falsches Wort, eine Sesterze zu wenig, und die Wilden schlitzen mich auf und verspeisen mich zum Abendessen!" Theatralisch unterstreicht er jedes Wort mit ausladenden Gesten. "Und dennoch, edle Damen, bin ich gewillt euch einen ganz speziellen Preis zu bieten, denn wie könnte ich bei so wunderschönen Damen wie euch mehr verlangen? Nur 200 Sesterzen, nur heute und nur für euch."


    Ebenso wie Lucilla jede Regung verhindern kann, kann sie einem Händler auch jede gewünschte Regung zeigen, unabhängig davon, was sie wirklich denkt. Entsetzt reißt sie die Augen auf. "Zweihundert Sesterzen? Für dieses Stück? Guter Mann, du bist hier nicht in Rom und selbst in Rom wäre dieser Preis unverschämt! Auf dem Mercatus Traiani gibt es dutzende Stände mit Goldschmuck aus dem Feindesland und keiner davon erdreistet sich zu so einem Wucher! Dazu ist diese Fibel noch nichteinmal besonders kunstvoll, im Gegenteil, sie ist ja eher grob und plump. Aber ich möchte meinem Verlobten eine Freude machen mit einem kleinen Geschenk, welches ich direkt aus dem düsteren Germania mitbringe, da wäre das nicht ganz so schlimm. Einhundert Sesterzen und keine mehr."
    "Einhundert Sesterzen?" Die Bestürzung des Händlers scheint eher weniger gespielt. "Ich bitte dich, edle Dame! Sie dir nur dieses fein gearbeitete Profil an, die makellose Struktur und Verarbeitung, so etwas findet man allerhöchstens noch bei den Parthern! Einhundertachtzig." Das wäre immer noch ein guter Gewinn, vor allem, da die Frau tatsächlich so aussieht, als würde sie nie und nimmer den ersten Preis bezahlen.


    "Ich habe schon sehr viel feinere Arbeiten gesehen, wenn auch nicht in dieser Form. Aber für 180 Sesterzen kann ich einen Sklaven nach Africa schicken und einen Falken in Auftrag geben, das kommt mich samt der Rohstoffe noch günstiger. Nein, ich fürchte, ich werde meinem Verlobten etwas anderes mitbringen müssen." Lucilla legt die Spange auf den Tisch zurück.
    Der Händler nimmt sie sofort auf und hält sie Lucilla wieder hin. "Nicht doch, nicht doch, edle Dame. Es lässt sich doch über alles reden. Du hast natürlich Recht, auch in Africa gibt es vorzügliche Goldschmiede. Einhundertsechzig Sesterzen."
    "Einhundertfünfundzwanzig."
    "Einhundertfünfzig."
    "Einhunderfünfzig, aber dann möchte ich sie in einer von diesen schicken kleinen Geschenkschatullen."
    Der Händler stöhnt auf. "Gut, meine Dame, weil ihr mir so sympathisch seid. Einhunderfünfzig und eine kleine Schatulle." Eine sonderlich große Gewinnspanne würde das nicht mehr geben, aber nachdem er den ganzen Tag noch nichts verkauft hat und Kunden, die zu solchen Preisen einkaufen in Confluentes sowieso eher selten sind, sagt er zu. Er greift nach einer einfachen Holzschatulle.
    "Die daneben bitte, mit dem hellen Holz." Seufzend stellt der Händler die Schatulle wieder weg und nimmt die mit dem hellen Holz. Er packt die Gewandspange ein und nimmt die Sesterzen mit einem nur noch mäßigen Lächeln entgegen.


    Lucilla steckt das kleine Geschenk weg und verabschiedet sich äußerst höflich. Als sie sich umdreht und die ersten Schritte weiter über den Markt macht blitzen ihre Augen kurz auf und ein zufriedenes Lächeln ziert ihr Gesicht. Sie wendet sich zu Venusia. "Na das hat doch schon einmal sehr gut begonnen." Genau genommen ist sie schon ziemlich unverschämt gewesen, aber in dieser Hinsicht kennt Lucilla keine Gnade. :]