Lucilla verkneift sich ein 'Endlich!', stürmt auf Avarus zu und umarmt ihn.
"Sie werden nicht kommen." sprudelt es aus ihr heraus. "Livianus und Magnus, und Meridius natürlich auch nicht." Sie schaut Avarus mit verkniffenem Gesicht an. "Er hat es ihnen sicher nicht erlaubt. Livianus und Magnus dürfen ihre Einheiten nicht verlassen, wenn der Legatus es nicht erlaubt. Sie haben mir Briefe geschickt. Natürlich haben sie es nicht direkt gesagt, aber sie haben beide sehr bedauert, dass sie nicht kommen können, sie haben uns sogar nach Germania eingeladen. Welchen Grund sollte es sonst geben, dass sie nicht kommen? Sie sind Legaten! Wenn einer seine Einheit verlassen darf, dann sind das die Legaten. Wie oft ist Meridius als Legat schon durch die Gegend gereist, erst im Winter noch war er Wochen in Tarraco wegen seiner eigenen Sponsalia! Der einzige Grund, warum sie nicht fort können, das ist wenn der Legatus Augusti es nicht erlaubt! Und Meridius selbst... er hat noch nichteinmal einen Brief geschickt!" Wut legt sich in ihre Stimme. Den ganzen Tag schon hat sie sie in ihrem Bauch angestaut, da es ja sonst niemanden gibt, mit dem sie darüber sprechen kann.
"So weit ist es hin mit der Familie! Mein Leben lang habe ich mich nach der Familie gerichtet, bin für jedes Fest hin- und hergereist, von Tarraco nach Roma, von Roma nach Tarraco, sommers wie winters! Zwei mal in der Geschichte dieser Gens wird es um mich gehen, zwei mal, bei meiner Sponsalia und bei der Hochzeit. Und was tut er!? Er hat es nichteinmal mehr nötig einen Brief zu schreiben und dazu hält er auch noch meine Cousins davon ab, an diesem Ereignis teilzuhaben! Und ich war auch noch so dumm und habe mir wegen ihm darum Gedanken gemacht, wo wir an einem neutralen Ort feiern können..." Ihre Wut schlägt um in grenzenlose Entäuschung. Um nicht anzufangen zu weinen drückt Lucilla ihr Gesicht an Avarus Schulter und hält ihn fest in ihrer Umarmung.
"Diesen Fehler werde ich nie wieder begehen." flüstert sie leise. "Ich werde mich nie wieder nach irgendwem richten, nur noch nach dir." Sie blickt auf und Schnieft. Tränen kann sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen, es würde Ambrosius gesamtes Make-Up-Kunstwerk zerstören. "Ich bin froh, dass du da bist. Mehr brauche ich nicht." Der Gedanke bringt ein kleines Lächeln auf ihre Lippen.