Beiträge von Decima Lucilla

    Wirklich begeistert hören sich Victors Schilderungen über Germanien nicht gerade an. Doch was ist schon anderes zu erwarten. Zum Glück hatte sie sich mit Avarus ja schon darauf geinigt, dass für einen Landsitz der Standort Italia eh das Beste wäre. Und als Wohnort käme außer Rom momentan ja auch nichts anders in Frage.


    Dann schwenkt das Thema auf Meridius um. Fast gewohnheitsmäßig legt sich eine leichte Röte auf Lucillas Wangen. Nicht, dass ihr ihr Bruder peinlich wäre (höchstens ein ganz klein bisschen), doch viele Menschen im Imperium haben eine ziemlich feste Vorstellung, wenn sie seinen Namen hören, und meistens ist diese vollkommen übertrieben. Zumindest aus Lucillas Sicht, denn für sie würde er nie der große Triumphator sein, sondern immer 'nur' der große Bruder.


    "Ja, das ist er. Aber du brauchst keine Sorge zu haben, ich gehöre nicht zu seinem Spionagenetzwerk."


    Sie blickt ihn kritisch an. "Du hast doch nicht etwa auch schon unter ihm gedient?" Wenn doch, so würde Lucilla doch so langsam zu dem Schluss kommen, dass es tatsächlich keine Soldaten im Imperium gibt, welche noch nicht unter ihm gedient haben.

    "Das ist gut." lächelt Lucilla. "Das aufmerksame Studieren kannst du dir aber sparen. Ich kontrolliere ihn mehrmals und bin sehr sicher, dass es keinen Fehler darin gibt. Und etwas Ungewöhnliches steht auch nicht drin, das hätte ich dir schon erzählt."


    Sie stellt den Becher ab. "Ich danke dir für den guten Wein. Wir sehen uns sicher bald einmal wieder, spätestens dann auf deiner Hochzeit oder meiner Verlobung." ;)

    Lucilla bemerkt, wie Ambrosius schon ganz blass um die Nase wird. Wahrscheinlich befürchtet der arme Kerl, dass alles an ihm hängen bleiben würde. Sie nimmt ihn bei den Schultern und blickt ihm tief in die Augen.


    "Jetzt beruhige dich doch ersteinmal, Brosi. Die Verlobung wird in der Casa Germanica stattfinden. Avarus Bedienstete weren für alles sorgen, du brauchst dich um nichts zu kümmern. Und bei der Hochzeit," sie lächelt nun. "Bei der Hochzeit wird auch nur wenig Arbeit auf dich zukommen. Die Familie wird für alles sorgen, du kannst mir glauben, sie sind alle schon ganz wild darauf. Wir beide werden uns zurücklehnen und zuschauen können und uns nur noch um ein paar Kleinigkeiten kümmern müssen."

    Zum ersten Mal an diesem Morgen huscht ein Grinsen über Lucillas Gesicht.


    "Soso, eine hübsche Praefecta, die Briefe annimmt. Wusste ich doch, dass du es nicht lassen kannst, den hübschen Frauen nachzulaufen. Aber ich bin sicher, sie freut sich, wenn ab und zu so ein vielbeschäftigter, wichtiger Mann, wie du einer bist, persönlich seine Briefe vorbei bringt. Allerdings habe ich gehört, dass bei ihr immer ziemlich viel los ist. Der Cursus Publicus sollte vielleicht einmal ein paar zusätzliche Scribae einstellen."


    Noch immer mit einem Schmunzeln auf den Lippen trinkt sie an ihrem Wasser weiter. Mit der Aussicht darauf, dass möglicherweise Avarus sie nach Feierabend von ihrer Arbeit erlösen würde, ist der Tag nicht mehr ganz so schlimm.

    "Mhm." Nickend greift Lucilla nach der Kanne Wasser und bereut schon das Nicken wieder. Sie schenkt sich einen Becher voll, trinkt ihn auf einen Zug und schenkt sich noch einmal nach. Kurz kommt ihr der Gedanke, direkt in die Casa Decima zu gehen, sich ins Bett zu legen und sich krank zu melden. Sie verwirft ihn jedoch recht schnell wieder. Nun auch noch die Konsequenzen nicht selbst zu tragen, das würde dem Ganzen nur den Loorberkranz aufsetzen. Sie trinkt auch den zweiten Becher leer und schenkt sich erneut nach.


    "Hoffentlich kommen heute nicht so viele Briefe rein... Was wirst du heute tun?"

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Ah, das ist gut, daß alles läuft. Über Aufträgemangel könnt ihr euch ohnehin nicht beklagen, oder? Und daß in Germania um diese Jahreszeit Schnee liegt... na wer das nicht versteht, kann seinen Brief selber dort raufschleppen. Vis maior. Da können wir nichts dafür.;)


    "Nein, Auftragsmangel haben wir wirklich nicht. Ich habe das Gefühl, die Briefzahl steigt von Monat zu Monat. Bisher gab es auch keine Beschwerden darüber, dass der Versand nach Germanien etwas länger dauert. Wenn ich darauf hinweise, dann sehen das schon alle immer ein. Und uns kann es nur recht sein, es kurbelt das Eilbrief-Geschäft an." Grinsend trinkt sie den Becher leer.


    "So, ich muss mich dann aber auch mal wieder auf den Weg machen. Oder gibt es noch etwas bezüglich der Arbeit zu besprechen?"

    "Das werde ich." Vorbeikommen würde Lucilla, aber anklopfen ganz sicher nicht, zumindest nicht, solange sie nicht verheiratet ist. Die Gefahr, dass sie in das Atrium hineingezogen werden könnte, schneller als sie schauen kann, und dann nicht wieder raus darf, ist einfach noch zu groß. :D


    Sie umarmt Tertia. "Pass auf das Feuer und dich auf, Schwesterchen. Bis bald!" Nachdem sie ihre Schwester zum Abschied noch einmal gedrückt hat, wendet sich Lucilla um und verlässt das Areal des Tempels. Kurz, bevor sie in eine Straße einbiegt, wendet sie sich nochmals um und winkt Tertia. Wenige Minuten später verschwindet sie in den Gassen Roms.

    Die Legio, natürlich. Warum sollte sonst irgendjemand nach Germanien gehen.


    "Nein, nein." schüttelt Lucilla den Kopf. "Ich komme aus Tarraco, Hispania, wie alle Decima. Allerdings war ich lange Zeit in Rom, bin dann wieder für eine Weile zurück nach Tarraco und nun durch meine Arbeit bedingt doch wieder hier gelandet. Seit ich das erste mal meinen Fuß in diese Stadt gesetzt habe, hat sie mich nicht wieder losgelassen."


    Sie zuckt mit den Schultern. "Natürlich hat Rom viele schlechte Seiten, dennoch ist es einfach unvergleichlich. Jede andere Stadt ist dagegen ein kleines Nest. Außerdem wohnt meine halbe Familie hier und seit mein Bruder seinen Wohnsitz mit der Legio IX nach Germania verlegt hat, verliert Tarraco als Stammsitz unserer Familie ohnehin an Bedeutung."


    Da Lucilla in letzter Zeit ein lebhaftes Interesse an der Provinz Germania entwickelt hat, beschließt sie, das Thema noch etwas zu vertiefen. Man hat ja nicht alle Tage die Gelegeneheit mit einem mehr oder weniger neutralen Beobachter darüber zu reden. Avarus würde seine Heimat sowieso immer beschönigen, und Meridius traut sie zu, dass er alles abmildert, nur, damit sie sich um ihn keine Sorgen machen muss.


    "Wie ist Germania so? Lässt es sich da gut leben?"

    Lucilla stellt ihren Becher Milch vor sich und schiebt den Teller ein Stück weg. Keinen Bissen würde sie herunterbekommen.


    "Geschlafen habe ich gut. Nur das Erwachen war nicht ganz so... angenehm. Aber es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, ich trage selbst die Verantwortung."


    Sie hat sich während des Waschens ausgiebig Gedanken zum letzten Abend gemacht und ihr Verhalten dabei war unverzeihlich. Wieder hatte sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen und war viel zu lange geblieben, doch das Schlimmste ist, dass sie sich gehen lassen und nichteinmal bemerkt hatte, wie der Wein ihr zu Kopf gestiegen war. Wer weiß, was sie alles gesagt oder getan hat. Beim Gedanken daran wird ihr schon wieder ganz schlecht und sie trinkt eilig die Milch.


    "Vielleicht ist es besser, wenn ich ersteinmal nicht mehr hierher komme und wir uns irgendwo anders treffen." murmelt sie und blickt Avarus an. "Ich bin einfach eine ganz furchtbare Römerin. Regelmäßig schaffe ich es, Tante Drusillas gesamte Erziehung über Bord zu werfen und mich in irgendwelche Situationen hinein zu manövrieren, die zu einem bösen Erwachen führen."


    Vielleicht liegt es daran, dass Großtante Drusillas Erziehung die Männerwelt meist außer Acht gelassen hatte. Lucilla seufzt und blickt auf ihren leeren Teller.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Daraus ergeben sich für die Simulation hier mehrere Punkte:


    1.) Wir Iberer - und die Decima sind Iberer - können besser reiten als die meisten hier.


    Äääähhhhhmmm... das sollte aber bitte nicht verallgemeinert werden. 8)


    Zitat

    3.) Die iberischen Pferde sind den anderen überlegen.


    Man denke nur an den Hengst von Tarraco... :D

    Zum Beginn der Parentalia ist auch Lucilla zum Tempel der Vesta gekommen. Fern der Heimat Tarraco würde sie nicht auf den Gräbern der Ahnen speisen können, sondern nur das Mahl mit ihnen teilen und die Gaben am Hausaltar darbringen können, in der Hoffnung, dass die Geister der verstorbenen Voreltern auch über das Mare Nostrum bei ihr sind.


    Während sie darauf wartet, dass das Opfer beginnt, sind Lucillas Gedanken bei ihren Eltern, bei ihrer Mutter, die sie noch immer so sehr vermisst, und ihrem Vater, den sie kaum gekannt hat. Aber auch an ihren Onkel Proximus muss sie denken und an dessen Sohn Proximus, der zwar nicht zu Lucillas Ahnen gehört, doch in diesen Tagen ebenso in ihren Gedanken weilt wie auch ihr Bruder Praetorianus. Noch immer ist Lucilla ein wenig sauer darüber, dass weder ihr Bruder Meridius noch Maior es für notwendig gehalten hatten, ihr die Nachricht vom Tod ihres Bruders selbst zu überbringen. Doch Praetorianus selbst kann nichts dafür und es bedrückt ihr das Herz, wenn sie daran denkt, wie lange sie ihn nicht gesehen hatte und dass sie ihn nun nie wieder sehen würde. Die Parentalia haben noch nicht einmal richtig begonnen und schon ist Lucilla übermannt von ihrem Schmerz. Sie atmet tief durch und versucht die Tränen, die ihr beim Gedanken an die erst kürzlich Verstorbenen kommen, zurückzuhalten.

    "Na ja, es dauert noch bis zur Verlobung weil..." Eine sehr gute Frage, auf welche Lucilla absolut keine Antwort hat. "... weil es eben noch dauert. Da gibt es nichts zu verstehen, es ist einfach so." Lucilla schaut Ambrosius mit einem so überlegenen Blick an, dass er diese Begründung einfach schlucken muss. :D


    "Sattfinden... ja... nein, ich glaube die Verlobungsfeier findet im Heim des Mannes statt und die Hochzeitsfeier im Heim der Frau... oder war das umgekehrt? Moment, die Frau zieht am Ende in ihr neues Heim... ja, dann müsste es so passen. Also haben wir da gar nichts zu organisieren. Außer ein schönes Kleid und vielleicht neuen Schmuck, ein paar Schuhe, ein besonderes Duftwasser..."

    Auch Lucilla hebt lächlend ihren Weinbecher. "Auf eine goldene Zukunft... in allen Bereichen des Lebens."


    Sie kostet den Wein und lässt ihn sich ein wenig auf der Zunge zergehen. Bei Gelegenheit müsste sie direkt mal auf den Mercati nachsehen, ob man in Rom tatsächlich auch germanische Trauben zu kaufen bekommt. Eingelegt wären sie sicher eine interessante Alternative zu den süßen Italischen.


    "Ich habe in der Acta gesehen, dass du für dein Amt aus Germania nach Rom gekommen bist. Die Octavia stammen doch aber eigentlich hier aus Italia, oder nicht?"

    Lucilla atmet erleichtert auf. "Da bin ich aber beruhigt. Und falls du mal Urlaub brauchst, in der Casa Decima in Hispania haben wir genügend Gästezimmer. Gegen Rom ist Tarraco ja ein ruhiges, beschauliches Plätzchen, da lässt es sich schon mal gut abschalten."

    Sie schaut nachdenklich in den Weinbecher, bis ihr wieder einfällt, was sie noch sagen wollte. "Ah, um den Cursus Publicus brauchst du dir auch nicht viel Gedanken zu machen. Momentan läuft alles bestens. Die Tabellarii sind ja zum Glück alle erfahren, daher hatten wir diesen Winter auch noch keine großartigen Probleme mit dem Schnee in Germanien, sieht man einmal von dem manchmal notwendigen Umweg über Gallien und der längeren Reisezeit ab."

    Nachdem sich Lucilla gewaschen und etwas frisch gemacht hat, fühlt sie sich schon ein wenig besser, wenn auch das Pochen nicht aus ihrem Kopf verschwunden ist. Sie lässt sich im Oecus nieder, wo bereits ein kleines Frühstück aufgetischt ist.


    "Bring mir bitte einen Becher Milch." ordert Lucilla bei der Sklavin, denn sie braucht dringend etwas, um den pelzigen Geschmack aus ihrem Mund zu vertreiben, der auch nach mehrmaligem Durchspülen nicht gewichen ist. "Und viel Wasser." Sie hat das Gefühl, den ganzen Tiber austrinken zu können, wäre er nicht so dreckig.

    Zitat

    Original von Publius Vinicius Sulla
    Mir muss jemand sowieso erzählen, wer alles da war, warum, weil, wieso, wofür, und und und...... :D :D :D


    Oh nein, die Geschehnisse an diesem Abend sollten besser unerwähnt bleiben... *denkt an an den Ösi, den Piefke und den Hund* ... und im Zuge dessen ist es wohl auch besser, wenn niemand erfährt, wer alles da war... 8)