Beiträge von Antonia Annaea Minervina

    Ich betrat die grosse Eingangshalle der Basilica Ulpia, wo mein Arbeitgeber, Tiberius Durus, bereits auf mich warten sollte, um mir meinen neuen Arbeitsort zu zeigen.


    Ein Sklave kam, voll beladen mit Schreibutensilien, die Stufen herauf gestiegen. Er stellte söhnend die Sachen ab und setzte sich auf den Boden.


    Ich schaute mich nach Durus um. Doch er war noch nirgends zu sehen.

    Ich überletgte eine kurze Zeit, dann fragte ich mich, wo in der riesigen Basilica ich wohl mein Scriptorium haben würde. Schliesslich war ich noch nie in diesem Gebäude gewesen und hatte keine Ahnung, wohin ich den Sklaven schicken müsste. Krzerhand beschloss ich, meinen Arbeitgeber dannach zu fragen.
    Könnte mir jemand am ersten Arbeitstag die genaue Lage des neuen Scriptoriums zeigen, wenn möglich wäre auch etwas früher... naja... nicht schlecht.
    Im ersten Moment war ich mir nicht wirklich sicher, ob ich mich mit dieser Frage an die richtige Person gewandt hatte, oder ob das der Patrizier als mittlere Beleidigung hinnehmen würde, wenn er nach einem Zimmer für seine Scriba gefargt wurde. Tja, dachte ich schliesslich, ändern konnte ich das ja nun auch nicht mehr.

    Einen Moment lang hallten die Worte in meinem Kopf nach und erst nach kurzem Überlegen nahm ich die Aussage wahr. In die Basilica? Mir kamen allerhand Vor- und Nachteile in den Sinn, doch ich sah eigentlich keinen wirklich relevanten Grund, der dagegen sprechen würde. Als ich antworten wollte merkte ich, dass ich ja in Tat und Wahrheit nicht dannach gefragt worden bin, sondern dass es sich um eine Art... Befehl handelte.


    Das geht in Ordnung. Ich wäre dann allerdings sehr froh, wenn ein Sklave mir beim Transport der ganzen Utensilien helfen könnte.


    Was ich wohl als Scriba eines Praetoren zu tun haben würde. Ich erinnte mich an meine Zeit in der Stadtregierung von Ostia. Aber schnell vertrieb ich die Gedanken und kam zum Schluss, dass diese Ämter bestimmt nichts miteinander zu tun haben würden.

    Ich sass hinter meinem grossen Schreibtisch und war mit dem Abfassen einiger kleinerer Verträge beschäftigt, als ich plötzlich durch das Klopfen an der Türe erschrack.
    Herein!
    Rief ich, nicht damit rechnend, dass mein Arbeitgeber vor der Türe stand. Als Durus darauf eintrat, war mir die Sache ziemlich peinlich und ich fragte leicht eingeschüchtert:
    Um was geht es denn konkret?

    Ich hatte gerade den Brief an Iulia Helena, die Besitzerin des besagten Betreibes verfasst und ihn einem Sklaven abgegeben, der ihn der Empfängerin übermitteln sollte.


    Wieder in meinem Scriptorium angekommen, setzte ich die Aufräumarbeiten fort. Einiges schien zu fehlen, was mich veranlasste eine Liste mit den benötigten Objekten anzufangen.


    Tinte war nur noch eingetrocknete da, von den Bambusgriffeln waren die meisten zerborchen und weiter Wchstafeln wären auch keine Schande.


    Ich überlegte, an wen ich mich wohl mit diesen Anliegen wenden müsste. Der unfreundliche und überarbeitete Verwalter hatte dafür bestimmt kein offenes Ohr. Und Durus, konnte ich meinen Arbeitgeber wirklich mit so etwasem stören?


    Pro Iulia Helena
    Casa Iulia



    Salve Iulia


    Als Scriba personalis des Manius Tiberius Durus möchte ich nachfragen, welche Umstände dem Ausschlagen der Lieferungen vom Frumentum Tiberia Miseno zu Grunde liegen.
    Ich wäre froh um eine schriftliche Antwort.



    Antonia Annaea Minervina
    Villa Tiberia




    Ich stand auf, strich verlegen meine Stola glatt und schaute zu meinem Arbeitgeber.
    Eigentlich hätte ich doch jetzt die Möglichkeit etwas zu meiner unterkunft zu sagen. Wenn ich doch schon dannach gefragt wurde.
    Doch ich konnte es einfach nicht über die Lippen bringen und so sagte ich nur:


    Ja, Tiberius, momentan scheint alles in Ordnung zu sein.

    Ich erschrack und stand hastig auf, einige der Griffel blieben liegen, ich würde sie später aufheben.


    Als ich meine Stola etwas glatt gestrichen hatte, stand ich aufrecht vor meinem Arbeitgeber und schaute ihn fragend an. Was wollte er mir wohl sagen?


    Mein Gesicht fühlte sich heiss an. Irgendwie war ich bei einer nicht gerade sehr edlen Tätigkeit ertappt worden. Räumte ich das Scriptorium auf, so hiess das doch, dass es mir nicht ordentlich genug war. Aber ich troöstete mich mit dem Gedanken, dass der Hausherr das bestimmt nicht selber eingeräumt hatte.

    Ich schaute dem Mann nach, freundlich war er nicht gerade, aber was konnte man von einem vielbeschäftigten Hausverwalter anderes erwarten?


    Auf dem Schriebtisch herrschte Chaos. Ich nahm eine Hand voll Griffel und Eisen Styli und steckte sie in eine Dose auf dem Regal. Doch wohl nicht vorsichtig genug. Mit Getöse viel sie zu Boden, die Schreiber rollten über den Boden.


    Ich fluchte leise, räumte das Ganze wieder ein und fuhr mit den Papyri fort.

    Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich den hübschen Arbeitsraum mit Ausblick auf das Atrium sah. Na wenigstens etwas, dachte ich erleichtert.


    Ich begab mich sogleich zum Pult und begann die Utensilien zu ordnen.


    Vielen Dank, dass du mir die Räume gezeigt hast. Ich werde hier erst einmal etwas Odnung machen, dann bei meinem Arbeitgeber nachfragen, was es zu tun gibt. Und.... ja das mit dem.... Schlafraum, das weisst du ja.

    Ja, das wäre gut, dann kann ich mich entsprechend einrichten und morgen mit der Arbeit beginnen.


    Ich trat aus dem muffigen Raum in den Säulengang. Erst atmete ich tief durch, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte und dem Maiordomus folgte.


    Der Mann mit dem weissen langen Haar passte gut zu meiner Unterkunft. Spartanisch, leicht angemodert und ungepflegt. Doch sogleich war ich umso mehr gespannt, wie das Scriptorium aussehen würde.

    Ich betrat das Zimmer, nein diese Bezeichnung hatte es eigentlich nicht verdient, die Kammer. Also hatte sich wohl eher die Befürchtung bewahrheitet, eine freie Sklavin zu sein. Ich brauchte ja eigentlich keinen Luxus um glücklich zu sein und hätte auch nie jemandem gewagt zu sagen, was ich von meiner neuen Bleibe dachte.


    Ich bräuchte ein Regal für mein Schreibzeug und natürlich eine Truhe für Kleidung und persönliche Dinge. Wenn es möglich wäre, könnte ich auch einen Korbstuhl gut gebrauchen.


    Ich gab mir die grösste Mühe nichts von meiner inneren Unzufriedenheit preis zu geben. Und immer wieder sagte ich mir in Gedanken: Sei höflich!

    Bestens und herzlichen Dank!
    Ich verliess das Tablinium und eilte dem Maiordomus hinterher, dazu musste ich meine Tunica etwas hochziehen, um nicht den Saum zu zerreissen. Wo würde er mich wohl hinführen?
    Was ich noch nicht ganz verstanden hatte, war meine Stellung in diesem Haus. War ich eher vergleichbar mit einer freien Sklavin oder mit einer Vertrauten des Hausherrs. Doch es gehörte sich nicht solche Fragen zu stellen, darum verdrängte ich den Gedanken schnell wieder und lief strammen Schrittes weiter.