Beiträge von Antonia Annaea Minervina

    Modestus vertiefte sich zunehmend in eifrige Gespräche mit einigen Männern, weshalb ich mich nach anderen Frauen umzusehen begann. Ich hatte bemerkt, dass Prisca noch Worte auf der Zunge gelegen hatten, als wir einander vorgestellt worden waren. Daher lief ich etwas im Raum herum, und steuerte langsam und eleganten Ganges auf sie zu. Doch kurz bevor ich bei ihr ankam, drehte sie sich um und lief auf eine neu hinzutretende Frau zu. Dem Aussehen nach eine Patrizierin und wenn ich die Art der Begrüssung und das Gespräch in Betracht zog, so schienen die beiden Verwandte zu sein.


    Zurück blieb, insofern ich mich richtig an den Namen erinnerte, Sergia Plotina.
    Ich gesellte mich zu ihr und sagte freundlich.


    Salve, ich möchte mich nun, da wir uns gegenüber stehen, persönlich vorstellen. Ich bin Antonia Annaea Minervina.

    Ich blickte zu meinem Bruder, dann zu Corvinus. Er lächelte, als wüsste etwas, was er nicht wissen dürfte. Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, kam aber schnell zum Schluss, dass sich dies nicht ziemte.


    Freundlich grüsste ich Corvinus und war froh, schon jemanden von der ganzen Menschenmenge zu kennen.


    Dann hörte ich, wie Corvinus uns einige Leute vorstellte: Sergia Plotina, Prisca, Ursus und Cotta. Die Namen sagten mir alle nichts, aber wer weiss, vielleicht würde ich ja noch die eine oder andere Bekanntschaft machen. Dazu waren solche Feiern ja wunderbar geeignet.
    Auf jeden Fall nickte ich den Herrschaften höflich zu.

    Ich lief neben Modestus her. Die vielen Gesichter waren mir gänzlich unbekannt. Nach der langen Reise kannte ich die Freunde meines Bruders kaum mehr. Darum beugte ich mich leicht zu ihm hinüber und flüsterte in sein Ohr.


    Könntest du mir einige Leute vorstellen?

    Ich freute mich, in Modestus zu dieser Feier begleiten zu dürfen. Nachdem ich aus der Sänfte gestiegen war, stirch ich ebenfalls meine Kleidung glatt und zupfte die kunstvoll gewundene Palla zurecht.


    Dann folgte ich mit meinem Bruder dem Knaben.

    Ich freute mich sehr, dass auch mein Bruder Interesse an Religion zeigte. Ich hielt es für einen Römer oder eine Römerin für eine erstrebenswerte Tugend, sich den Göttern zu widmen und sie zu pflegen.


    Nun war ich meinem Bruder aber noch eine Antwort zu meiner abgebrochenen Laufbahn in der Iuno Priesterschaft schuldig.


    Ja, ich war Schülerin bei Didius Falco. Doch die Götter holten ihn schon früh zu sich. Dannach ging meine Ausbildung noch einige Zeit lang weiter, aber ich musste mir selber eingestehen, dass ich für eine Priesterin einfach zu schüchtern bin. Ich kann nicht vor so viele Leute treten und etwas sprechen. Du kennst mach ja schon lange und weisst, wie ich da bin.... :)


    Als Modestus von einem Fest sprach, horchte ich auf. Das wäre ja eine tolle Gelegenheit, unserem Wiedersehen einen Hauch von Feierlichkeit zu verleihen.


    Aber natürlich, ich würde dich sehr gerne begleiten!

    Ich staunte nicht schlecht, als mir Modestus von seinen Ämtern erzählte. Aber ich wusste, dass er es sich mit seinem Fleiss bestimmt mehr als verdient hatte.


    Ich war lange Zeit Discipula der Iuno, doch dann gab ich die Ausbildung zur Priesterin auf und begab mich auf Reisen nach Germanien. Vennala, meine treue Dienerin, begleitete mich dabei auf meinem Weg. Es war eine tolle Erfahrung, der Norden ist so ganz anders als meine gewohnte Umgebung. Zudem war es nicht immer leicht. Am Wegrand lauerten Räuber, aber nein, ich will unsere Freude nun nicht mit meinen Geschichtchen trüben...


    Doch schliesslich zog es mich zurück in die elterliche Casa, wo ich aufgewachsen war. Ich vermisste die Wärme des italischen Klimas und die Nähe der Verwandten und Freunde.

    Ich sah den jungen stolzen Mann an; wie sich Modestus doch verändert hatte! Er war eine richtig selbstsichere Erscheinung geworden. (Wir schienen in dieser Beziehung irgendwie nicht die selbe Abstammung zu haben ;) ).


    Modestus, mein Bruder! Ach ich freue mich so sehr!


    Ich konnte mich nicht mehr halten! Ein Wiedersehen nach all den Jahren!
    Über das ganze Gesicht lächelnd, fiel ich ihm freundschaftlich um den Hals.


    Sag, geht es dir gut? Was ist in dieser langen Zeit aus dir geworden?


    In meinen Augenwinkeln sah ich Scaeto, er schaute etwas verlegen aus der Wäsche und schien ziemlich überrumpelt von dem, was sich da gerade vor ihm abspielte. Ich werde ihm nachher wohl eine Erklärung schulden, dachte ich kurz, doch dann war ich gedanklich wieder ganz bei Modestus.

    Als erstes nach meiner Ankunft wollte ich mich auf die Suche nach Florus machen.


    Doch vorher gab ich Vennala schnell den Auftrag, das Gepäck aus dem Wagen zu holen und ins Atrium zu bringen.


    Wo wäre Florus wohl am ehesten zu finden? Ich würde erst Vennalas Rückkehr abwarten, dann weitersehen.

    Ich war froh, dass jemand freundlich die Türe öffnete, da fiel mir das Sprechen trotz der Nervosität ein bisschen leichter.


    Salve, ich bin Antonia Annaea Minervina, ... eine entfernte Cousine des Hausherren ... und Pater Familias Lucius Annaeus Florus. ... Ich komme von einer langen Germaniareise nach Hause.


    Trotz den guten Vorsätzen deutlich zu reden, verkam das Ganze nach zwei, drei Wörtern zum Genuschel und ich hoffte, dass mich der Pförtner dennoch verstanden hatte. Meine Schüchternheit blieb eine Schwäche, obwohl ich es selber hasste, mich auf diese Art vor Leuten zu blamieren.

    Die vergangene Nacht war stürmisch und voller Gewitter gewesen. Als der neue Morgen erwachte, war der Boden noch immer nass, von den Dächern der Tempel tropfte Wasser, ein kleiner Beweis für Iuppiters Zorn, der sich mit der aufgehenden Sonne wieder gelegt hatte.


    Und dennoch war etwas merkwürdiges in der Luft. Ich betrat den Vestatempel. Ehrerbietig kniete ich nieder, streute etwas Brot in die Flammen auf dem Altar und betete still für mich.

    Vor einiger Zeit hatte ich in den Thermen Flavia Minervina kennen gelernt. Sie war mir damals sofort sympathisch gewesen. Darum hatte ich mich heute Morgen aufgemacht, sie zu besuchen.


    Ich klopfte an die Türe und wartete, bis mir ein Sklave die Türe üffnen würde.

    Ich lachte über Leontias Erzählungen, wie komische Sklaven es doch gab. Gott sei Dank, war Vennala, meine Sklavin, da ganz anders.
    Nein, ich stamme ursprünglich aus der Provinz Raetia, aus Arbor Felix.
    Doch ich lebe schon lange in Italia. Momentan in der Casa Annaea in Mantua.


    Ich betrachtete ebenfalls die Auslage des Schuhstandes. Nahm schliesslich ein eher schlichtes, aber doch weiches und sorgfältig gearbeitetes Paar vom Stapel und hielt es Leontia hin.
    Was meinst du dazu?

    Ich begrüsste die anderen Frauen höflich, aber dennoch freundlich und aufgeschlossen.


    Zu Leonita sagte ich.
    Ich bin auf der Suche nach neuen Schuhen, meine sind mittlerweile ziemlich abgenutzt. In der Provinz könnte man sie durchaus noch tragen, aber hier in Rom, ich weiss ja nicht....


    Während ich dies sagte, lächelte ich, vergnügt über meine Eiltelkeit, die ich, seit ich in Rom lebte, angenommen hatte.


    Auf Leonitas Frage, ob ich sie begleiten würde, antwortete ich sehr erfreut.
    Aber gerne komme ich mit euch dreien mit, heute ist ein wunderbarer Tag, da ist ein Einkaufsbummel ein wahres Vergnügen.

    Ich sass neben Iuliana, vertieft in die feine Arbeit des Saumnähens, als eine junge Frau mit wilden blonden Locken eintrat. Ich hörte, dass sie auch eine Aennaeerin war. Ich musste schmunzeln, war ihr Aussehen das pure Gegenteil von meinem. Ich hatte gerades, langes und dunkles Haar, während ihr die Lockenpracht wirr auf dei Schultern fiel.