Beiträge von Vibius Valerius Victor

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Hübsch hergerichtet, eure Casa. Naja, zugegeben, nicht gerade der beste Einsteiger, aber auf die Schnelle fiel ihm nix anderes ein.


    Victor schaut nur beiläufig in der Casa herum. "Jo, hat alles Amatia hergerichtet." Da sein Becher schon wieder leer ist, stellt er ihn auf dem Tablett eines vorbeilaufenden Sklaven ab und greift einen neuen. Das mit den Wein-austragenden Sklaven in seiner Casa gefällt ihm zumindest ganz gut. Da Vic heute Abend keinen Wert auf Konversation legt, stört ihn auch das Schweigen zwischen ihm und seinem Patron nicht bis das Opfer beginnt.


    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Appius hatte nun die Opfergaben vorbereitet um nun zu den Göttern zu sprechen: "Iuno, als Schutzherrin über die Ehe bitten wir um deinen Schutz für selbige, Tellus als Schutzgöttin der furchtbaren Ehe bitten wir dich, daß aus dieser Ehe viele Kinder hervorkommen, Ceres, Schutzgöttin der Ehefrauen, wache über meine Braut und beschütze sie. Ihr Götter die ihr über uns Menschen wacht nehmt dieses Opfer an und segnet damit diese Hochzeit und diese Verbindung."


    Vic zieht eine Augenbraue hoch. Dann kippt er den gesamten Inhalt des mittlerweile vierten Bechers Wein auf einmal seien Kehle hinunter. Da der Wein sowieso ziemlich verwässert ist bringt das zwar auch nicht viel, aber irgendwas muss er tun. Im Prinzp sollte er froh sein, wenn die Ehe so läuft wie das Opfer, dann wird Amatia schneller wieder nach Hause kommen als Vic ihr Cubiculum zweckentfremden kann. Aber Vic wäre nicht Vic, wenn er so einem Opfer in aller Seelenruhe zuschauen könnte. Da auch die Sklaven nur gebannt zum Opfer schauen anstatt was für ihren nicht vorhandenen Lohn zu tun, geht Vic kopfschüttelnd zu einem hin und holt sich einen neuen Becher Wein. Wein ist hier das einzige, das noch hilft.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hatte aus unerfindlichen Gründen dein Eindruck, dass Valerius Victor seine Einschätzung über den freundigen Tag nicht ganz zu teilen vermochte. "Du bist nicht ganz überzeugt, dass es ein erfreulicher Anlass ist? Du wirst doch nicht schon jetzt traurig sein, noch bevor der Brautraub stattgefunden hat?" Das konnte er sich bei dem Valerier wirklich nicht vorstellen.


    "Ich hab schon bessere Tage erlebt." gibt Vic nur knapp zurück. "Und mir reicht der Räuber, der Amatia am Ende mitnimmt voll und ganz aus."


    Nächster Anlauf. "Ihr entschuldigt mich." Er wartet nicht auf Erlaubnis, denn am heutigen Tag fehlt ihm sogar gegenüber Senatoren jegliches Feingespür. Wein und schlechte Laune lassen Vics Herkunft immer etwas deutlicher aufscheinen. Wein hat er noch nicht so viel getrunken, obwohl er in den letzten Tagen sowieso zu viel hatte, aber seine Laune könnte nicht schlechter sein.


    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Außerdem gibts diesmal einen wichtigen Grund das Brautpaar und anwesende Senatoren stehen zu lassen, denn Vic hat seinen Patron erspäht. Bei dem müsste er sich wenigstens nicht bemühen gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Nicht, dass er das beim Rest versuchen würde. Intrigen sind nicht Vics Sache und wenn er jemanden nicht mag, dann sagt er das frei heraus. Denn für feinsinnige Andeutung hat er bei schlechter Laune noch weniger Gespür als sowieso. "Salve, Patron. Schön, dass du kommen konntest."

    So was in der Art hat Vic befürchtet. Aber natürlich hat der Patron Recht. Der Patron hat immer Recht. Egal wie man es dreht und wendet. Am Ende endet alles bei Amatia. Das ist nicht gut, aber es ist so. Und daran ist auch nichts zu ändern. Er würde sich wohl oder übel damit abfinden müssen. Die Sklavin kann er sowieso abschreiben, entweder hockt sie in der Casa von Cyprianus oder sie ist über alle Berge. Im einen wie im anderen Fall hat Vic kaum eine Möglichkeit etwas zu tun, schon allein deswegen, weil er sie nichtmal genau beschreiben könnte, so selten hat er sie gesehen.


    "Nu denn, dann würde ich mich freuen, dich und deine Ehefrau an diesem denkwürdigen Tag in der Casa Valeria begrüßen zu dürfen, Patron." Für Amatia wäre es eine große Ehre, wenn Vinicius Hungaricus an ihrer Hochzeit teilnehmen würde, aber das wäre auch alles, was Vic in dieser Hinsicht für sie tun würde.


    Die erhoffte entspannte Atmosphäre will sich bei Vic nicht wirklich einstellen. Er fängt im Geist schon an die Stunden zu zählen, bis hier wieder Ruhe herrschen würde und fragt sich, ob Sev wohl mittlerweile von der Hochzeit weiß. Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich hockt er im Praetorianerlager in Hispania, grillt sich eine lukanische Wurst und hat keine Ahnung was seine Schwester in Rom treibt. Auf den Gedanken braucht Vic nach dem ersten Becher Wein direkt den nächsten, denn er weiß ganz genau, wer dafür die Prügel kassieren würde. Wenigstens für den Wein hat Amatia vorgesorgt.


    "Wetter und Wind, hmm." Das Opfer würde er sich ganz genau anschauen.


    Zitat

    Original von Terentia Varena
    "Ave, Victor. Ich bin Terentia Varena. Die Cousine des 'Nichtsnutz' " begrüßte die junge Frau ihn schließlich und sprach das letzte Wort ziemlich zynisch aus. Ihr Blick schien jedoch deutlicher zu sagen, was sie von seinem Geschwätz hielt.


    "Hrhr, mach dir nichts draus, Terentia, sowas kommt in den besten Familien vor, selbst bei den Valeria." Er zwinkert ihr zu ohne näher darauf einzugehen, wen er damit meint. Dann dreht sich wieder zu Amatia. "Ihr entschuldigt mich." Ohne Zweifel würden sie das nur allzu gern tun. Doch gerade als er sich abwenden will, kommt Senator Purgitius an.


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Salve, Valerius Victor. Ein seltener Tag, an dem wir uns einmal nicht wegen des Pferdesports treffen, nicht wahr? Und trotzdem ein erfreulicher Anlass."


    "Salve, Purgitius Macer. Nicht wegen des Pferdesports und auch nicht für ein Opfer, das ist tatsächlich eine seltene Begebenheit." Wenn auch nicht wirklich erfreulich.

    Schon als Vic am Eingang der Casa ankommt, kommt ihm irgendwas merkwürdig vor. Der Sklave passt da nicht hin, aber das Schild das die Casa als Casa del Sev et Vic ausweist ist unverkennbar. Im Vestibulum dann wird die Sache immer merkwürdiger, das ganze Haus sieht aus, als würde es ihm nicht gehören. Im Atrium klärt sich dann alles auf, obwohl das auch nicht wie die Casa Valeria aussieht. Amatia steht im Atrium. Cyprianus steht im Atrium. Um sie herum stehen noch mehr Leute im Atrium. "Ouou."


    Die Hochzeit. Die Hochzeit um genau zu sein. Vic hat sie ganz vergessen. Um genau zu sein, hat er sie verdrängt. Um noch genauer zu sein, hat er sie ertränkt und anschließend verbrannt. Seit Tagen hat er sich am Abend die Kante gegeben und hinterher sein Cubiculum deftig eingeräuchert. Obwohl das Amatia auch nicht von der Hochzeit abgehalten hat, hatte Vic die ganze Sache zumindest aus seinem Kopf gehalten. Natürlich hat er sie nicht wirklich vergessen, aber er hatte irgendwie gedacht, das wär noch ein paar Wochen hin. Genau genommen hatte er das gehofft.


    Aber nun ist es dann wohl soweit. Von einem Sklaven, den er noch nie in seinem Haus gesehen hat, nimmt Vic einen Becher Wein entgegen und trinkt erstmal die Hälfte leer, bevor er irgend etwas anderes tut. Er hat gut Lust, überhaupt nichts anderes zu tun, als Wein zu trinken. Aber das ist immer noch seine Casa und er würde sich nicht von einem dahergelaufenen Terentier die Laune vermiesen lassen, obwohl es dafür eigentlich sowieso schon zu spät ist.


    "Salvete." kündigt er sich an und tritt zu der kleinen Gruppe um seine Schweter. "Na, Amatia, immer noch fest entschlossen einen Nichtsnutz zu heiraten? Hast du heut mal an den Himmel geschaut? Den ganzen Tag schon fliegen die Vögel von links nach rechts übers Forum und heut Morgen hat eine Taube dem Standbild des Augustus vor dem Tempel des Ultor auf den Kopf ge... öhm, nuja, ihr wisst schon. Wirklich kein guter Tag heute, wirklich kein guter Tag." Er ignoriert Cyprianus völlig und stellt sich erstmal den Gästen vor. "Salvete, ich bin Septemvir epulonum Vibius Valerius Victor, Amatias Bruder und hier der Hausherr."

    Noch viel anstrengender, als die Stunden mit einer Prüfung abzusitzen ist es, die Stunden einfach nur so abzusitzen. Vic hat am morgen vergessen, sich irgendwas zu tun mitzunehmen und so sitzt er einfach nur rum, kritzelt auf einer Tabula herum und läuft durch den Raum und macht die Prüflinge nervös indem er ihnen über die Schultern schaut.


    Irgendwann geht dann die Zeit los, als die ersten anfangen abzugeben und Vic sieht seinen Feierabend schon in greifbarer Nähe. Auch Avitus Prüfung nimmt er entgegen. "Die Bekanntgabe der Ergebnisse folgt am Aushang der Schola. Kann ein paar Tage dauern, falls du durchgefallen bist, wirst du benachrichtigt."

    "Kann ich etwas dagegen tun?" Das ist immerhin die entscheidende Frage. "Ich mein, ich habe keine Beweise, dass er dahinter steckt, aber ich hätt nicht Übel Lust, Amatia die Hochzeit in der Casa Valeria zu verwehren. Aber wenn ers nicht war und sie tatsächlich so davongelaufen ist, dann wär das... nuja, nicht so gut wegen der Tradition der Ehesache und so. Ich wills mir nur ungern mit den Göttern verscherzen. Aber wenn ich daran denke, dass der Kerl sich in meiner Casa ausbreitet, sich eines abgrinst und seine Hochzeit feiert..."


    Eigentlich ist sich Vic sicher, dass Cyprianus das ganze geschickt eingefädelt hat. Aber was ist schon sicher.

    Victor hat eine lange Nacht hinter sich. Oder eine kurze, je nachem, wie mans nimmt. Dementsprechend ist er mal wieder bestens gelaunt und hat den Morgen mit einer Kanne nur wenig verdünnten Wein begonnen. Der Schriftkram, der auf seinem Schreibtisch wartet kann ihn nicht begeistern und auch die Aussicht auf den Tag nicht.
    "Hmm, ja."

    "Anstrengend wie immer." Amatia ist wahrscheinlich die einzige in diesem Haus, die Hulc in dieser Hinsicht verstehen kann. Die beiden Opas schwärmen regelrecht von ihr, vor allem Saccus (genau genommen geht das schon fast über großväterliche Gefühle hinaus), denn vor Hulcs Zeit bei den Valeria hat sie sich maßgeblich um die zwei Alten gekümmert.


    Heute jedoch ist sie anscheinend nicht deswegen gekommen. Hulc schaut die Wand an. Diese Wand ist auf keinen Fall weiß und lila auch nicht. Die Farbe könnte längst einen neuen Anstrich gebrauchen, es ist irgendwas undefinierbares zwischen Brinzelbraun-Rauchgrau-Ockergelb-Nebelweiß. Die Wandmalereien sind kaum mehr als eine Erinnerung. Allerdings lässt sich keiner der Hausherren dazu überreden, diesen Zustand zu ändern. Den Oecus haben sie mal renovieren lassen, seitdem behauptet Vic, dass Gäste sowieso nur in den Oecus kommen und sonst keiner so lange zu bleiben hat, dass er sich die Wände anschauen könnte. Irgendwie hat er natürlich schon Recht, aber Hulc könnte sich trotzdem eine nettere Umgebung vorstellen. "Saccus und Flaccus sind da. Victor müsste jeden Moment nach Hause kommen. Möchtest du warten? Kann ich dir etwas zu Trinken bringen?"

    Während Vic darauf wartet, dass sein Patron Zeit hat, denkt er darüber nach, dass Klienten nicht wirklich vorteilhaft sind und man nur einen Haufen Arbeit mit ihnen hat. Natürlich ist auch so ein Patron manchmal anstrengend, aber davon hat man immerhin nur einen einzigen.


    Als er an der Reihe ist, kommt Vic deswegen direkt zur Sache, das übliche Drumherumgerede hat er immerhin schon bei der Salutatio erledigt. "Mir ist eine Sklavin entlaufen. Dummerweise war sie auch noch ein Geschenk. Im Prinzip so eine Art Bestechungsgeschenk, obwohl ich es natürlich abgelehnt habe sie als solches anzunehmen. Nuja, genau genommen kam sie von dem Terentier und meine Schwester Amatia hat ihn dazu überredet. Nun heiratet meine Schwester den Terentier bald, die Sklavin ist weg und ich bin nicht sicher, was ich tun soll."

    "Die Gebühr hast du entrichtet, nehme ich mal an?" Andernfalls hätte ihn Aelius kaum weitergeschickt. "Dann kannst du sofort anfangen, wenn du keine Fragen mehr hast."


    Vic nimmt einen von den Prüfungstafelstapeln auf. "Die Prüfung ist schriftlich und du kannst dich hinsetzen wo du willst. Die, die durchfallen sitzen meistens ganz hinten." Grinsend reicht er Avitus die Tafeln.

    Vic kratzt sich verwundert am Hinterkopf. "Ich habe keine Ahnung. In der Casa lässt er sich nicht mehr blicken, aber ich dachte dass er zumindest bei seinem Patron vorbei schauen würde." Vic zuckt mit den Schultern. "Wahrscheinlich irgendeine Praetorianergeschichte, aber da sagt er ja nix. Nuja, von wegen, wenn wir das wüssten müsste er uns umbringen und so." Obwohl dieser uralte Präti-Spruch schon dermaßen ausgelaugt ist, bleibt er wohl durch alle Zeiten wahr.


    Bei den Praetorianern fällt Vic dann auch wieder ein, was er den Patron fragen wollte. Zumindest denkt er bei der kaiserlichen Garde an das Militär, von da aus zu den Stadteinheiten und von da ist es dann nur noch ein kurzer Sprung zu seinem Anliegen. Er senkt seine Stimme etwas, diese Peinlichkeit muss schließlich nicht jeder gleich mitbekommen. "Ich hätte da noch eine ... hm ... eine heikle Angelegenheit mit dir zu besprechen. Also weniger zu besprechen, ich habe nur keine Ahnung, was ich diesbezüglich tun soll und hatte gehofft, du könntest mir einen Rat geben."

    "Mann, Mann, Mann." Kopfschüttelnd streicht Vic einen gesamten Abschnitt auf der Wachstafel vor ihm durch, bevor er aufschaut. "Salve Artorius. Jo, der war wohl zu recht sauer. Ich hab zwar noch nicht alles korrigiert, aber dass der Mist hier nicht stimmt, das hat er sicherlich schon beim Abgeben gewusst." Er legt die Tafel auf den Tisch und steht auf.


    "Ich bin Vibius Valerius Victor, Septemvir epulonum, und heute für die Abnahme der Prüfungen zuständig. Wenn dich der Rector geschickt hat, dann steht du wohl nicht im Dienst des Cultus Deorum?" Für die Prüfung macht das keinen Unterschied, aber in diesem Fall kann Vic es sich sparen das Prozedere für die Opferprüfung runterzuleiern, welche für Sacerdotes zusätzlich notwendig ist.

    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/hulc.jpg] Hulc, der Sklave der Valerier übersieht Amatia fast bei ihrer Träumerei. Obwohl sie nicht oft im Haus ist, gehört sie irgendwie zum Inventar wie der Rest der Familie so dass sich der Sklave meist nicht über ihre Anwesenheit wundert. "Salve, Herrin" Sehr oft würde er sie wohl nicht mehr sehen, denn dass sie Heiratet ist kein Geheimnis. Eigentlich schade, denn sie ist die einzige in dieser Casa, die normal ist. So normal eine Frau eben sein kann.

    Irgendwann ist Victor an der Reihe. Bis dahin hat er schon vergessen, was er heute von seinem Patron wollte. Natürlich braucht er nichts zu wollen, immerhin gibt es was zu Essen bei der Salutatio und das reicht als Kommensgrund. Aber irgendwas war wichtig, da ist sich Vic sicher. Um sich etwas Zeit zu verschaffen fängt er nach der Begrüßung seins Patrons erstmal mit den üblichen Belanglosigkeiten an.


    "Salve, Patronus. Ich hoffe dir und deiner Ehefrau geht es gut?" Die alte Schabracke seines Patrons kann Victor überhaupt nicht leiden, spätestens seit dieser Verleumdungssache bei der Acta. Ein hochnäsiges, eingebildetes Patrizierschrupphuhn ist das und er weiß nicht, wie Hungaricus es mit dieser Frau länger als einen Tag aushält. Aber der Patron wird schon wissen, was er davon hat, wahrscheinlich ist sie im Bett erste Sahne, wie alle Mädels aus Hispania. Denn obwohl sie keine gebürtige Spanierin ist, muss sie ziemlich lange da gelebt haben.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus blickte zu Victor. Er lebte doch für die Factio! Ein Ritter war immernoch besser als mancher Senator!


    "Was ist mit Dir, Valerius? Du kennst Dich doch aus im Factio-Geschäft!"


    "Wat? Ich?" Abwehrend schüttelt er den Kopf. "Ich glaube nicht, dass ich für sowas geeignet bin." Der Princeps sollte immerhin ein repräsentativer, vorzeigbarer Venetaner sein, sprachlich gewandt und über jeden Zweifel erhaben, so wie Quarto eben. Vic ist weder das eine, noch das andere. "Wägen, Pferde und Aurigae, davon versteh ich was." Doch vom eigentlichen Factio-Geschäft hat Vic nicht halb so viel Ahnung, wie Durus ihm andichtet.


    "Wie wäre es mit dir, Tiberius?" Vic hält Durus für einen von diesen Patriziern, mit denen man im alltäglichen Leben nicht viel anfangen kann, da sie irgendwo in einer anderen Spähre leben. Außerdem vermutet er, dass Durus keinen zweifach gekrümmten Rückendverderber von einem simultan gewellten Frontlinienverderber unterscheiden kann. Aber ein Venetaner durch und durch ist er allemal, sprachlich gewandt schon aufgrund seiner Karriere und über jeden Zweifel erhaben bestimmt auch.

    Das einzige, das Vic an den Klientenbesuchen bei seinem Patron stört ist, dass er in voller Septemvirsmontur auflaufen muss, also mit Toga. Zwar hat er mittlerweile schon mehr als genug Übung im Tragen der Toga, aber das ändert nichts daran, dass er sie als unnötig und überflüssig empfindet. Doch der Patron besteht auf die Zurschaustellung des Status seiner Klienten um damit seinen eigenen Status zu betonen, und was tut man nicht alles für den Patron. Außerdem gibt es als Entschädigung auch immer was zu Essen, so dass zumindest das Frühstück gespart ist.


    Zwar hat Vic heute durchaus ein Anliegen, aber da es nicht wirklich wichtig und Hungi sowieso schon im Gespräch mit irgendwem ist, den Vic nicht kennt, stellt er sich ein Stück weit nach hinten. Das Schlafen mit offenen Augen auf dem Rücken eines Pferdes hat Vic in der Ala gelernt, das Schlafen mit offenen Augen im Sitzen auf einem harten Stuhl im Collegium Septemvirorum und das Schlafen mit offenen Augen im Stehen bei den Klientelaufwartungen bei seinem Patron.

    Wie übilch kommt Vic nicht mit den ersten Klienten beim Haus seines Patrons an. Zwar kommt er immer schnell an die Reihe, wenn etwas ansteht, aber das kommt er auch, wenn er spät kommt, also weiß er nicht, warum er zu früh kommen sollte. Da der Ianitor ihn schon bestens kennt, geht er direkt mit einem "Hoi!" an ihm vorbei ins Atrium durch.

    Vereint liegen, sitzen und stehen die Männer des valerischen Haushalts im Atrium herum. Vic flätzt auf einer Kline und trinkt Wein, die Oppas sitzen auf Korbstühlen am Rand des Raumes und tun was auch immer, Hulc staubt die wenigen Dekorationsgegenstände ab und die beiden Tölen Razor und Blade liegen faul in der Sonne.


    Vic schaut träge auf. "Sach ma Hulc, wie machtn sich die Neue? Wie is noch ihr Name? Myra?"
    "Myriel"
    "Joah, sach ich doch. Bekommste sie beschäftigt?"
    "Hm."
    "Wat hm? Ja? Nein? Vielleicht?"
    "Ich hab sie seit ein paar Tagen nicht gesehen."
    "Wat? Wie nicht gesehen? So groß is dat Haus nu auch wieder nich."
    "Hm."
    "Wat hm? Wo isse?"
    "Vielleicht weg?"
    "Wie weg? Scheiße, Hulc, wo is sie?"
    "Hmh."
    "Junge, willste paar aufs Maul, oder wat? Wo is sie?"
    "Weg."
    "Haste se verkauft?"
    "Ne."
    "Is sie abgehauen?"
    "Hm-mh."
    "Boah ne! Sicher, Mann?"
    "Hm-mh."
    "Ou Mann, ne, Junge, dat gibts doch nicht. Die Oppas ham sie nicht vielleicht... ich mein... du weißt schon?"
    "Wat ham wir? Wir ham gar nix!"
    "Ruhe da hinten auf den billigen Plätzen!"
    "Die wärn nich so billig, wenn du ma endlich neue Stühle anschaffen tätst!"
    "Mann, Oppa, hockt euch halt auf Klinen, wie echte Kerle!"
    "Auf Klinen? Junge, wie solln wir da wieder hochkommmen? Haste nen Legionärskram hier oder wat? Reichts nich schon, dass wir jeden Tach unsere alten Knochen ausm Bett hieven müssen?"
    "Stellt euch nich so an... Außerdem könntet ihr gleich liegen bleiben, dann hätt ich meine Ruhe."
    "Komm du erst einmal in unser Alter, mein Junge!"
    "Jo, dat will ich gar nich erleben. Also, habt ihr die Myra gesehen?"
    "Myriel."
    "Wen ham wir nich gesehn?"
    "Ich glaube, sie haben nicht mal bemerkt, dass die Sklavin im Haus war."
    "Um so besser."
    Vic schaut zu Razor und Blade, die hundefaul auf dem Boden des Atrium liegen, genau da, wo die Sonne durch das Compluvium rein scheint. Die beiden würden vielleicht anschlagen, wenn jemand von draußen versucht in die Casa einzudringen, aber wenn jemand von drinnen nach draußen geht bewegt sie das noch nicht mal zu einem Schwanzwackeln. "Scheiße, elende. Vielleicht is sie zum Terentier zurück gelaufen?" Seine Augen weiten sich. "Boah! Der Terentius! Dat hat der doch von Anfang an gewusst! Nen Kuckuck hat er mir ins Nest gesetzt, dieser elende, verlogene Bastard! Bei Mars Caligulae, dat wird er noch bereuen! Dat wird er bereuen!" Wütend schüttet sich Vic einen halben Becher Wein die Kehle runter, motzt leise vor sich hin und braucht erstmal, bis er wieder runter kommt. "Biste sicher, dass sie abgehauen is? Vielleicht is ihr wat passiert? Vielleicht isse aufm Weg vom Markt überfallen worden?"
    "Mh-mh."
    "Wat mhhm? Ja? Nein? Vielleicht?"
    "Abends war sie immer da und ich hab sie nicht in die Nacht raus geschickt."
    "Verdammte Scheiße! Dat hat mir echt noch gefehlt! Mann, als ging mir dat ganze Zeuch nich sowieso schon genug aufn Sack, nu kann ich mich auch noch daheim mit so ner Scheiße rumärgern!"
    "Hast du einen Sklaven verloren, Victor?"
    "Schnauze Flaccus!"
    Er schüttet den Rest Wein die Kehle runter und knallt den Becher auf den Tisch. "Ich hab die Schnauze voll, gestrichen voll! Nichma ne Sklavin kannste dir hier halten, ohne dass es Ärger gibt! Scheiße, irgendwer muss zu den Urbanern gehn..."
    Hulc beschäftigt sich intensiv mit einem Fleck an einer Säule und versucht energisch ihn mit dem Ärmel seiner Tunika wegzureiben. Die Oppas stecken die Köpfe zusammen und schauen betont intensiv auf den Fußboden. Selbst Razor und Blade wenden ihre Nasen zur Sonne, von Vic ab.
    "Wat frag ich überhaupt ...?" Wütend schmeißt Vic den leeren Becher an die Wand, wo er in einem Klirren auseinander bricht und sich in vielen Splittern über den Boden verteilt. Wenigstens das funktioniert noch.

    Während der Prüfling sich seiner Aufgabe widmet korrigiert Vic ein paar Prüfungen vom Vortag. Manchmal glotzt er auch nur einfach auf die Tabulae und tut so. Der aufkommende Frühling lässt ihn in letzter Zeit zunehmend an Malaca denken und an Violentilla. Seit der Aufstand in Hispania tobt hat er keine Nachricht mehr bekommen. Das Geld fließt trotzdem irgendwohin. Er bemerkt nichtmal das 'So!' und schaut erst auf, als der Sklave die Tafel zu ihm bringt. Vic steht auf, nimmt die Tafel und wirft einen kurzen Blick darüber. "Gut, gut. Es wird etwas dauern, bis sie korrigiert ist. Behalte einfach die Aushänge in der Schola im Auge, ich werde das Ergebnis aushängen lassen." Mit einem Zwinkern fügt er hinzu. "Natürlich nur, wenn es positiv ist. Ansonsten bekommst du einen Brief."