Victor nickt verstehend. "Das freut mich zu hören. Also nicht, dass du krank warst, sondern dass die Vestalinnen füreinander sorgen. Ich hoffe, es geht dir wieder gut? Werdet ihr denn mit den Vorbereitungen für die Vestalia rechtzeitig fertig werden? Wenn ihr Hilfe braucht, dann scheut euch nicht, sie in der Regia anzufordern."
Beiträge von Vibius Valerius Victor
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Interessiert lauscht Victor der Rede des Volkstribun. Als dieser geendet hat, setzt der Septemvir zum Applaus an. "Endlich hat sich jemand um diese Verspottung aller Gesetze, und des Kaiserlichen Willens noch dazu, gekümmert! Dieses sogenannte Gesetz war doch von Anfang an nur Augenwischerei, mit der ein Volkstribun seinen Namen in die Geschichte einschmuggeln wollte, ohne dafür etwas Sinnvolles zu tun! Du hast gut daran getan, das im Senat zur Sprache zu bringen, Volkstribun."
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Erleichterung macht sich in Victor breit, als eine Vestalin öffnet und erst recht, als er an ihrer Tracht erkennt, dass es sich sogar um die Virgo Vestalis Maxima handelt. "Salve, ehrwürdige Virgo Vestalis Maxima. Mein Name ist Vibius Valerius Victor, ich komme vom Collegium Septemvirorum aus. Ich bin mir nicht sicher, ob du die Acta Diurna liest, doch in der letzten Ausgabe war ein Besorgnis erregender Artikel über die Sacerdotes Vestales, dass man keine von ihnen mehr sehen würde und sich die Bevölkerung schon Sorgen um das ewige Feuer macht. Nuja, die Zeitung übertreibt ja gerne mal ein bisschen. Es ist doch alles in Ordnung, oder?"
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Ganz unrecht ist Victor das nicht, dass die Aedilen keine Wagenrennen veranstalten würden. Nicht nur die aurigae brauchen mal etwas Pause, nach dem Hochbetrieb der letzten Wochen in der Factio hat sich das gesamte Team etwas Ruhe verdient. "Melde dich einfach, sobald du wieder mehr Zeit hast. Ein Bote oder ein Brief ins Factiohaus reicht."
Eher unbewusst blickt Vic zum Tempel hin. "Fünfhundert Sesterzen sollten reichen. Immerhin bekommt nicht jeder Architekt die Gelegenheit einen der größten und berühmtesten Tempel des Imperiums zu rennovieren, das sollte man nicht außer Acht lassen. Mal ganz zu schweigen von dem Dienst an den Göttern." Er schaut wieder den Aedilen an. "Wüsstest du denn einen guten Architekten?"
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Mit einem breiten Grinsen verfolgt Victor den kleinen Disput der Geschwister. Der Iulier sprüht nur so vor Elan und wenn er nicht ein Iulier wäre, dann würde ihn Victor sofort als auriga verpflichten, denn es gibt nichts, was wichter für einen Wagenlenker ist, als der notwenidige Enthusiasmus. "Ich bin ganz sicher, Hermes wird eher noch etwas wagemutiger fahren, als sonst. Immerhin wird ihm eine schöne Frau dabei zusehen, da wird er kaum widerstehen können, ein bisschen anzugeben."
Am Rand der Startboxen schwingt ein Stallbursche eine blaue Fahne. Der sich auf der Zielbahn nähernde Wagen des Rothar wird merklich langsamer und kommt direkt in der Kurve zum stehen. Rothar winkt zu der Gruppe hin und lässt das Gespann von einem Stallburschen durch eine Startbox von der Bahn führen. Andere Stallburschen sorgen bereits dafür, dass die beiden anderen Gespanne in den Startboxen vorbereitet werden. Campus Calidus verabschiedet sich, um nach Rothar zu sehen und kurz darauf kommt Hermes mit einem blauen Helm wieder und drückt ihn Constantius in die Hand. "Dann wolln wir mal, ich hoffe, du hast nicht allzuviel gefrühstückt."
Auch Dareios setzt seinen Helm auf und klopft dem Iulier dann freundschaftlich auf die Schulter. "Dass er den Staub schluckt, den ich hinterlasse, kann auch nicht jeder von sich behaupten. Ich lasse euch dafür auch die Innenbahn."
"Hör nicht auf den alten Mann, seinen Staub werden wir höchstens schlucken, kurz bevor wir ihn überrunden!" gibt Hermes lachend zurück und zeigt Constantius, wie er den Verschluss des Helms ordnungsgemäß unter dem Kinn verschließt. "Wenn wir in die Kurve gehen, dann zieht es den Wagen nach Außen. Um dem Umkippen entgegenzuwirken lehnst du dich am besten ein bisschen mit nach Innen, zur spina hin. Ansonsten versuch einfach irgendwie die Mitte zu halten, so schwer is das alles nicht."Nachdem alles bereit ist, machen sich die 'drei' aurigae auf zu den Startboxen. Victor bleibt mit Helena am Rand der Bahn zurück. "Möchtest du hier unten an der Bahn bleiben, oder von oben zuschauen? Ich kann dir zwar nicht die Kaiserloge anbieten, das wird nicht sehr gern gesehen, wenn wir da Gäste reinbringen, aber die Ehrenlogen sind direkt nebendran und von der Sicht her auch nicht viel schlechter." Er lacht verschmitzt. "Obwohl der beste Platz natürlich in der Südkurve ist, aber da müssten wir jetzt den ganzen Circus durchqueren und ohne die Venetafans könnte es auch eher langweilig werden, hrhr."
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Vom Factiohaus der Veneta kommen drei Personen herüber zum Circus Maximus: Es sind der Vicarius Principis Factionis und die beiden Besucher Iulia Helena und Iulius Constantius. Sie betreten durch eine Seitentür die Gefilde des Circus und sind schon als sich die Tür hinter ihnen schließt mittendrin, statt nur dabei. Unter den Zuschauerrängen des Circus Maximus verbirgt sich eine regelrechte kleine Stadt, von welcher der normale Zuschauer jedoch meist nur recht wenig mitbekommt. Neben den Ställen für die Pferde gibt es Räume, in welchen Veterinäre untergebracht sind, welche nichts anderes zu tun haben, als sich um die Pferde der Factiones zu kümmern, natürlich jeder nur um die seiner eigenen Factio. Daneben gibt es Werkstätten, in denen alles gefertigt und repariert wird, was eine Quadriga neben den Pferden und dem Lenker ausmacht: vom Wagen, über die Deichsel, das Zaumzeug bis zum technischen Gimmick. Dadurch, dass es kaum Fenster gibt und alles durch Fackeln und Öllampen erhellt wird, erhält dieses Gesamtbild seinen ganz eigenen besonderen Charakter.
Victor führt seine Gäste jedoch nicht lange durch die schummrigen Gänge, sondern direkt auf der anderen Seite des Eingangs wieder hinaus ins Freie zur Rennbahn. Sie kommen an den Startboxen heraus, wo zwei Gespanne stehen und einige Männer in blauen Tuniken miteinander reden. Als einer von ihnen auf die ankommende Gruppe deutet, dreht sich ein etwas älterer Herr mit bereits grauen Haaren zu ihnen um.
Vic nickt zu der Gruppe und erklärt seinen Gästen, um wen es sich handelt. "Das ist Campus Calidus, der Trainer der aurigae. Schräg hinter ihm steht Dareios, einer unserer Spitzenfahrer und der junge Kerl, das ist Hermes." In einiger Entfernung, dicht an der spina, saust ein Gespann an ihnen vorbei und hinterlässt nur eine Staubwolke. "Hrhr, und das war entweder Diokles oder Rothar."
Sie gehen zu der Gruppe hin und Victor stellt die Gäste den Venetanern vor. "Salvete zusammen, das sind die beiden Iulier, von denen ich euch erzählt habe. Caius Iulius Constantius und seine Schwester Iulia Helena. Campus Calidus, Diokles und Hermes." Die allgemeine Begrüßungsrunde beginnt und schlußendlich erkundigt sich Victor, wer noch auf der Bahn ist, da außer dem einen Wagen kein weiterer seine Runden zieht. Vom Fahrstil sieht es zwar eher nach Rothar aus, aber vom Bahnrand aus kann man das immer nur schwer bestimmen.
"Das ist Rothar." erklärt Campus Calidus. "Diokles hat zur Zeit einen freien Tag mehr als die anderen. Die Reise nach Germanien war doch anstrengender, als gedacht und ich will, dass er bis zum Haupttraining vor den Ludi Apollinaris wieder in Hochform ist."
"Hmm." Victor nickt. "Na gut, zieh Rothar in der nächsten Runde von der Bahn ab. Hermes, du machst dich bereit, Iulius wird mit dir mitfahren. Besorg ihm einen Helm und wehe du machst irgendeinen Käse während der Fahrt."Der angesprochene auriga grinst breit und macht sich mit einem "Alles klar." auf, einen von den blauen Helmen zu besorgen. Victor wendet sich Constantius zu. "Na, willst du es dir nicht nochmal überlegen? Dareios nimmt dich sicher auch mit, hrhr."
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"Hrhr, na dann folgt mir zum Circus." Victor geht voran und führt sie aus dem großen Raum hinaus in einen nicht ganz so prachtvollen Gang, welcher sie schließlich aus dem Gebäude hinaus führt. Sie überqueren die freie Fläche und kommen zum Circus Maximus.
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Wenn Victor mit Severus durch den Circus jagt, dann ist das normalerweise alles andere, als eine ruhige Fahrt. Regelmäßig geht dann irgendwas zu Bruch, vor allem bei Sev, weshalb sie mittlerweile nur noch die alten Wägen benutzen. Aber für Helena würde Victor auch langsam fahren, wie könnte er einer Frau wie ihr einen Wunsch abschlagen. "Wenn das so ist, dann werde ich natürlich gerne den auriga mimen. Die Profis kannst du natürlich trotzdem kennen lernen, sie leben zwar regelrecht auf der Rennbahn, aber sie kommen schon auch mal runter."
Grinsend weist er zu einer Tür auf der dem Haupteingang gegenüberliegenden Seite. Sie passt sich farblich perfekt in die Wand ein und kann daher leicht übersehen werden. "Wir können den Hinterausgang rüber zum Circus nehmen. Dann müssen wir nicht um das ganze Gebäude herumlaufen." Sobald die beiden bereit sind, würde es losgehen.
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Der Opferplatz der Regia ist festlich geschmückt, rund um den Opferaltar brennen schon seit den frühen Morgenstunden die Kohlen in den Räucherbecken, zwei ministri sind eigens abgestellt, dafür zu sorgen, dass unablässig Kassia und Lorbeer darauf verbrennen. Über dem ganzen Platz liegt eine sakrale Atmosphäre, verstärkt durch die leisen Klänge der Musik der tibicines und fidicines. Wie betäubt vom Weihrauch steht der schwarze gefärbte Widder vor dem Opferaltar und blinzelt nur ab und zu träge, die Seile, die ihn auf der Stelle halten, sind völlig unnötig. In seinen vergoldeten Hörner spiegelt sich die Sonne und verstärkt den Kontrast zum schwarzen Fell.
Als der Rex Sacrorum mit verhülltem Kopf den Platz betritt, kehrt Stille ein. Ein Priester geht mit einer Schale voll Wasser umher, bespritzt die Anwesenden und vollzieht damit die rituelle Reinigung. Der Rex Sacrorum reinigt seine Hände in einer bereitgestellten Schüssel und trocknet sie mit dem malluium latum. Dann greift er nach der Weinkanne und lässt langsam die tiefrote Flüssigkeit über den Kopf des Widders rinnen um ihn dem Veiovis zu weihen. Es folgt etwas mola salsa, doch auch dies interessiert den Widder kaum, was ein gutes Zeichen ist.
Die Musik beginnt wieder leise zu spielen, als der Opferkönig das culter mit der breiten Klinge zieht. Er streicht dem Widder vom Kopf aus über den Rücken bis zum Schwanz, während ein Sacerdos das Opfergebet verliest. Am Kopf des Widders zurückgekehrt greift der Rex Sacrorum mit der Linken eines der Hörner und verharrt wartend, bis die Worte verklingen. Dann, mit einer raschen Bewegung, und für einige der ministri aufgrund der Spannung doch plötzlich unerwartet, zieht der Opferkönig das Messer über die Halsschlagader des Tieres. Augenblicklich schießt rotes Blut aus der Wunde, der Widder blickt noch einmal träge, und vielleicht ein bisschen empört, umher und sinkt dann langsam in sich zusammen.
Nachdem das Tier ausgeblutet ist, tritt ein Popa heran, öffnet den Bauchraum und entnimmt die Eingeweide, welche dem Rex Sacrorum in kleinen Opferschalen vorgelegt werden. Dieser analysiert jedes Stück mit großer Sorgfalt. Die ministri werden bereits etwas nervös, da die Eingeweideschau so lange dauert, doch schließlich wendet sich der Opferkönig um und verkündet mit ruhiger Stimme: "Litatio!"
Der unterirdische Veiovis ist wieder einmal für ein Jahr besänftigt. Die ministri eilen heran, um das Fleisch des Widders in Empfang zu nehmen. Nur die vitalia würden an diesem Tag gekocht und anschließend dem Veiovis dargebracht werden, die übrigen Fleischteile werden an das Volk verkauft.
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Die beunruhigenden Nachrichten der Acta Diurna führen Victor zu den Sacerdotes Vestales. Würden sie sich nur bedeckt halten wie eh und jeh gäbe es keinen Grund zur Sorge, doch die Vestalia sind nicht mehr fern. Wenn der Tempel der Vesta dann nicht den Bürgern Roms offen steht, könnte dies zu ernsthaften Problemen führen, ein Artikel in der Acta Diurna wäre dann wahrscheinlich das gerigste davon. Die Folgen, wenn sich die Vestalinnen nicht einfach nur bedeckt halten, sondern ernsthaft etwas geschehen ist, ohne dass der Rest Roms davon weiß, will sich Victor lieber gar nicht erst ausmalen.
Vor dem Gebäude schaut er sich kurz um, ob nicht doch zufällig eine Vestalin gerade vorbeigeht, doch da keine in der Nähe ist klopft er an die Tür.
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Victor schüttelt leicht lachend den Kopf. "Ich fühle mich wirklich geehrt, dass du mir deine Schwester anvertrauen würdest, aber ich fürchte, mit mir als Lenker wird das eine ziemlich langweilige Fahrt. Wenn wir die Zeit dazu finden, dann liefer ich mir zwar gerne mit meinem Bruder ein Duell, aber ein sehr professioneller Fahrer bin ich nicht gerade." Natürlich wäre das für ihn sicher eine angenehme Fahrt, doch Helena ist schließlich hierher gekommen, um die großen Helden der Veneta zu sehen. Nachdem sie ihn bereits mit ihrem Fachwissen beeindruckt hat, möchte Vic ihr die Gelegenheit mit einem Profi zu fahren auf keinen Fall nehmen.
Er wendet ihr seinen Blick zu und das Lachen wandelt sich zu einem Schmunzeln. "Außerdem werde ich wohl kaum gegen die berühmten Lenker der Veneta ankommen." Er stellt seinen Becher auf dem Tisch ab und wendet sich wieder Constantius zu. "Wenn du es möchtest, dann kannst du eine Fahrt mit Hermes riskieren. Deiner Schwester würde ich eher die mit Diokles oder Dareios nahelegen. Sie sind vielleicht etwas moderater und jagen nicht so schnell um die Kurven, aber sie wissen genau, worauf es ankommt. Bei den großen Equirria dieses Jahr haben sie den zweiten und dritten Platz geholt."
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Nachdem Helena sich der Wand widmet wendet sich Vic an ihren Bruder. "Aus welcher Provinz stammt ihr? Ich stamme selbst aus Malaca, in Hispania. Bevor ich nach Rom gekommen bin, hatte ich auch kaum eine Chance, zu irgendwelchen Spielen zu kommen. Es ist schade, dass es so selten große Rennen in den Prvoinzen gibt, aber der Aufwand lohnt sich meist einfach nicht. Wir haben neulich zwei Gespanne nach Germania geschickt, aber mit den Gespannen allein ist es nicht getan. Was da für ein Tross dranhängt, und vor allem Kosten, das ist enorm."
Aus den Augenwinkeln nimmt Victor Helenas Bewegungen wahr und schaut kurz zu ihr hinüber. Ihre Gestalt passt sich fast perfekt in die Malerei ein und es sieht aus, als würde sie in der Ehrenloge stehen und das Rennen betrachten. Victor kann sie sich ziemlich gut in der Ehrenloge vorstellen. Als sie sich eilig umwendet, schaut er grinsend zu Constantius. "Deine Schwester kann es anscheinend kaum abwarten, rüber zu den Ställen und Werkstätten zu kommen. Eine außergewöhnliche Frau."
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Auf dem Schreibtisch seines tollen Officiums findet Victor an diesem Morgen den Brief des Duumvirs von Misenum vor. Nachdem er ihn gelesen hat, schüttelt er ungläubig den Kopf. Die Acta Diurna hat also richtig berichtet. Und Imperiosus, der nun Iulianus heißt, war der Übeltäter gewesen. Diese Tatsache stimmt Victor recht wehmütig, immerhin ist Imperiosus sein erster Discipulus gewesen und dieser grobe Fehler zeigt Victor, dass er als Lehrer versagt hat. Zwar ist er sich ganz sicher, dass er seinen Discipuli das niemals so beigebracht hat und im Prinzip sollte man davon ausgehen, dass ein Römer es sowieso weiß, doch anscheinend sollte man es doch nicht.
Victor setzt also wieder einen Brief auf, dieses Mal einen nach Germania. So etwas dürfte sich nicht noch einmal wiederholen. Nachdem er den Brief einem Scriba in die Hand gedrückt hat, macht er sich zur nächsten Aufgabe auf. Es gilt herauszufinden, wo die Vestalinnen abgeblieben sind und ob das Feuer noch brennt.
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"Wirst du als Aedil nocheinmal Wagenrennen veranstalten? Wenn nicht, dann würde sich für so ein Training das Ende der Amtszeit oder der Beginn der Nächsten anbieten. Denn dann werden die nächsten großen Rennen die Ludi Apollinares im Iulius sein." In seinen Gedanken geht Vic schon die Vorbereitungen für so ein Training durch. Viel wäre das zwar nicht, aber es müsste natürlich darauf geachtet werden, dass die Russata sich keine Geheimnisse von der Veneta abschauen kann.
Ich danke dir, es ist wirklich eine große Ehre in ein Kollegium berufen zu werden." Vic grinst schief. "Allerdings bringt es eine Menge Arbeit mit sich, ich werde erstmal sehen müssen, wo ich damit anfangen werde." Er lässt sich den genannten Betrag durch den Kopf gehen. "4222 Sesterzen, damit kann man mal was anfangen. Und natürlich wurde noch nichts angefordert, denn jeder Architekt fragt zuerst immer, wieviel es denn kosten darf. Der einzige, der von vornerein einen Preis genannt hat, und das noch ohne den Tempel zu sehen, der hat auch von vornerein gesagt, dass er es nicht machen würde. Architekt müsste man sein, denen scheint es in Rom viel zu gut zu gehen."
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Victor starrt Helena für einige Sekunden lang fasziniert an. Nicht nur, dass sie sich für den Rennsport begeistert, sie kennt auch noch Nikius Laudatus. So eine Frau ist ihm sein Lebtag noch nicht untergekommen. Die beiden Iulier würden sich noch ziemlich doof anstellen müssen, als dass er sie am Ende des Tages nicht in die Factio einladen würde. Er blickt wieder auf die Büste und nickt, noch immer beeindruckt. "Genau der Laudatus ist es. Er sitzt irgendwo im Süden Italias auf einem Landgut und trainiert Nachwuchstalente aus dem ganzen Imperium."
Sie verlassen den Gang und betreten den Versammlungsraum. Auch hier wurde nicht gespart, das Mobiliar ist edel, besser, als in mancher römischen Casa. An einer der Wände ist eine Szene aus dem Cicus Maximus als Malerei angebracht, ganz so, als würde man von der Ehrenloge des Kaisers aus hinab auf die Bahn blicken, wo die Wägen durch den Staub preschen. Natürlich ist die führende Quadriga auf dem Gemälde eine von der Veneta. Victor steuert den Tisch an, auf welchem natürlich schon Becher und Kannen mit Wein und Wasser bereit stehen. Er schenkt Helena Wasser, und Constantius und sich selbst eine leichte Weinmischung ein und reicht den beiden die Becher.
"Dass Hermes noch nicht da ist, wo er längst sein könnte, das liegt an seiner Disziplinlosigkeit und Ungeduld. Er schafft es einfach nicht, seine Kräfte und die seiner Pferde konstant einzuteilen. Außerdem fehlt ihm die richtige Starttechnik. Meist ist es ein Trauerspiel, wie er sich aus der Box schiebt. Beim Start ist es unglaublich wichtig, sich nicht von den anderen Wägen in eine Richtung drängen zu lassen. Entweder man ist vorne und bestimmt das Feld, oder bleibt eben hintendran hängen. Hermes braucht meist ein, zwei Runden bis er sich freigekämpft hat, dann treibt er die Pferde an wie ein Verrückter, nimmt die Kurven wie ein Wahnsinniger und spätestens in der sechsten Runde sind die Pferde dann vollkommen erschöpft. Und was man ihm auch sagt, der Junge lässt sich einfach nichts sagen. Aber er wirds schon noch lernen."
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Da scheinen sich die Geschwister dann doch mal nicht einig zu sein. Er schaut zu Helena, die ihr schönes Gesicht heute nicht hinter einem Schleier verbirgt und zieht einen Mundwinkel nach oben. "Das macht gar nichts. Solange die Gäste nicht von der Praesina sind, gehe ich Wein und Wasser auch noch selber holen."
Sie betreten den Gang, der zur großen Halle führt und man sieht deutlich, dass in der Veneta einige der bestverdienendsten Männer Roms sitzen. Rechts und Links an den Wänden sind Marmorbüsten aufgereiht. "Das sind berühmte aurigae welche die Veneta hervorgebracht hat. Hier vorne beispielsweise Fernandus Alonsus, unvergessen bei seinem großartigen Sieg bei den Equirria DCCCLV." Einige Büsten weiter. "Nikias Laudatus, gennannt 'der Grieche'. Einer der aurigae mit den meisten Rennen überhaupt und nicht nur das, mit vielen Siegen kann er ebenfalls aufwarten. Er beherrschte die Kurvenfahrt in Perfektion, keiner beherrschte seinen Wagen und seinen Körper so wie er. Er nahm jede Kurve nur immer auf einem Rad, was einiges an Körpereinsatz von einem Lenker abverlangt. Der Grad zwischen beiden Rädern auf dem Boden halten und umkippen ist ziemlich dünn. Laudatus schaffte es jedoch immer, sogar mit fremden Gespannen."
Als sie schon fast den Versammlungssaal erreicht haben, bleibt Victor vor einer Büste stehen, die einen blauen Helm trägt. "Und das hier ist Albertus Ascarius und dieser Helm, das ist das Original. Ascarius hat tatsächlich seine ganze Karriere lang ein und den selben Helm getragen." Er streicht liebevoll über eine Delle am Hinterkopf des Helms und schaut dann strahlend zu den beiden Iuliern "Diese Delle hier ist von dem großen Sturz bei den Ludi Apollonaris DCCCIV. Es war in der dritten Runde, alle sieben Gespanne auf fast gleicher Höhe. Dann, die konkave Kurve kommt näher und die Wägen schieben sich immer weiter zusammen. Natürlich wusste am Ende keiner mehr, welches der Gespanne der Auslöser war, darüber streitet man heute noch, doch plötzlich trieben die Pferde auf der Innenbahn aus der Spur. Räder verkeilten sich, Pferde gerieten aneinander, die aurigae versuchten in all dem Durcheinander die Konkurrenz aus der Bahn zu drängen, die Kurve kam immer näher, es kam, was kommen musste! Die ersten Wägen überschlugen sich, wurden von den anderen mitgezogen, das gesamte Knäuel donnerte um die Kurve und kam auf der Längsseite der Bahn mit mords Geschepper zur Ruhe! Doch die Götter hatten einen guten Tag an diesem Tag, keiner der Fahrer ist dabei umgekommen." Natürlich ist Vic nicht dabei gewesen, doch entgegen seiner sonstigen Lesefaulheit verschlingt er jeden Bericht, den er von einem Rennen in die Finger bekommt. Und wenn ab und zu einer von den wirklich alten Mitgliedern im Factiohaus vorbei schaut, dann sitzt Victor wie ein kleines Kind in der ersten Reihe und lauscht begeistert ihren Erzählungen von vergangenen Venetahelden und großen Rennen der Geschichte.
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Victor lacht und lässt sich von einem vorbeigehenden Tempeldiener einen Becher Wein reichen. "Ein Training mit der Russata, warum nicht? Mal ganz davon abgesehen, wer von wem noch etwas lernen kann würden wir mit allen Gespannen den Circus voll bekommen und die Jungs hätten mal etwas Abwechslung. Ganz ehrlich, ich glaube, das wäre eine Idee, über die man mal nachdenken sollte. Vor allem für unseren Nachwuchs wäre das mal nicht schlecht." Die Idee gefällt ihm tatsächlich ganz gut, immerhin ist die Russata auch keine so eingebildete Factio wie die Purpurea oder die Praesina und je mehr Erfahrung die aurigae mit fremden Gespannen bekommen würden, desto besser wäre das.
"Für das Opfergebet brauchst du nicht zu danken, Senator. Das war immerhin meine Aufgabe. Darüber wollte ich auch mit dir sprechen, es war meine Aufgabe. Man hat mich heute ins Collegium der Septemviri berufen." Victors Stimme verrät nicht, was er darüber denkt, doch so erfreut, wie man meinen sollte, klingt sie auch nicht. "Möglicherweise kann ich die Tempelrenovierung dadurch etwas schneller voranbringen. Ich mag zwar nicht mehr für den Tempel des Mars Ultor zuständig sein, doch es dürfte damit zumindest nicht mehr so schwer sein, an die Informationen über Spendeneingänge und Ähnliches zu kommen."
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Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Macer hatte es sich nicht nehmen lassen, an einem der Töpfe die Ausgabe des Fleisches selber vorzunehmen. Immerhin war dies eine gute Gelegenheit, mit vielen der Gäste einige Worte wechseln zu können, ohne vielleicht von einem unangenehmen Gesprächspartner zu lange in ein langweiliges Gespräch verwickelt zu werden. Jetzt, als sein Topf leer war, stillte er seinen Durst erst einmal mit einem Becher Wein und mischte sich dann unter die fröhlichen Menschen, die den Platz vor dem Tempel bevölkerten.Es dauert nicht lange, bis Victor Macer in der Menschenmenge findet. Zwar ist einiges los, doch Vic kennt sich auf dem Vorplatz des Tempels aus wie in seiner Togafalte. "Salve, Aedil. Glückwunsch zum Factiosieg. Mit Phillipus Thrax werdet ihr wohl in naher Zukunft mal wieder echte Chancen auf einen Siegerplatz bei den großen Rennen haben, da müssen wir uns wohl demnächst vorsehen. Ich hoffe, du warst auch mit dem Rest der Spiele zufrieden, vor allem in Bezug auf die Tempelbediensteten?"
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"Das werde ich tun, danke Patron." Victor steht auf und verabschiedet sich. Den Weg aus der Casa kennt er bereits.
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Grummelnd geht Victor zur Tür und kommt sich vor wie zuhause. Narcissus ist auch nie da, wenn man ihm mal braucht, genau wie Hulc auch nie da ist, wenn es klopft. Seine Laune hebt sich schlagartig, als er die Besucher erkennt. Im Prinzip hat er zwar niemand anderen erwartet, aber es hätte auch ein Lieferant sein können, der den Hintereingang nicht findet.
"Salvete!" begrüßt er die Iulier erfreut. "Willkommen im altehrwürdigen Factiohaus der Veneta. Normal macht hier auch ein altehrwürdiger Sklave auf aber fragt mich nicht, wo es den wieder hinverschlagen hat. Also müsst ihr wohl mit mir vorlieb nehmen." Er grinst und weist in den Gang hinein. "Kommt rein und schaut euch um. Auch wenns hier noch nicht so viel zu sehen gibt, die wirklich interessanten Sachen sind drüben im Circus Maximus. Möchtet ihr was trinken? Verdünnten Wein?"