Beiträge von Vibius Valerius Victor

    So läuft das also, es hätte ihm von Anfang an klar sein müssen. Da geht man sich einmal beschweren und was passiert? Nichts in Hinblick auf den eigentlichen Sachverhalt, dafür wird man mit einer Beförderung ruhiggestellt. Aber nicht mit Vic, er würde trotzdem nicht den Mund halten, und wenn der Kaiser ihn persönlich ruhiggestellt hat. Er lässt seinen Blick über die sebstgefälligen Septemviri gleiten, sieht nur Desinteresse, Langeweile, träge Gesichter und müde Augen. Diesem Collegium würde er Beine machen, die würden sich noch bedanken. Es würde sowieso keiner wagen, sich gegen die Entscheidung des Pontifex Maximus zu stellen, und wenn doch, so hat Victor noch seinen Patron in der Hinterhand. Es soll schließlich schon vorgekommen sein, dass selbst Septemviri mal eben in der Dunkelheit verschwinden. Natürlich glaubt Vic nicht, dass der Patron sowas tun würde, aber das müssen die Pontifices ja nicht wissen.


    Er nimmt eine gerade Haltung an, Bauch rein, Brust raus, wie er es bei der Ala gelernt hat und trotz allem erfüllt ihn Stolz und er wächst um einige Zentimeter. Septemvir Vibius Valerius Victor, klingt nicht übel. Nie im Leben hätte er geglaubt, dass er es mal über den Sacerdos hinaus schaffen würde.


    Über seine Ausbildung will Vic lieber mal nichts sagen, daher geht er direkt auf die Frage des Septemvir ein. "Nun, wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mir Gedanken um die pax deorum mache, meine Augen offen halte und auch nicht davor zurück schrecke, meinen Mund aufzumachen. Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst. Ich habe einen Eid geschworen, habe mich dem Dienst an den Göttern verpflichtet und ich höre auch nicht damit auf, wenn es unbequem oder unangenehm wird." Er macht eine kurze Pause und fügt dann noch hinzu: "In dieser Kombination scheint das in Rom heutzutage ziemlich selten zu sein."

    Vic könnte sich nicht daran erinnern, den Patron schonmal in so einem breiten Dialekt gehört zu haben. Höchstens beim Gaius-Fest, aber da ist er selbst nicht so aufnahmebereit gewesen. Nachdem er ein paar Augenblicke braucht um drauf zu kommen, dass 'Mei, Bua!' anscheinend sowas wie 'Mann, Junge!' sein soll, ist es dann auch mit seinem Hochlatein dahin.


    "Ja wat ist das denn unsre Sache? Ich bin ein Sacerdos, verantwortlich für einen Tempel, wenn auch für einen der größten hier in Rom. Ich kann doch nich die Arbeit vom Collegium auf mich nehmen, denn selbst, wenn ichs könnte, dann würd ich bald drauf wieder eine aufn Deckel bekommen, wie beim Kaiser auch. Und am Senat geht dat Thema doch sowieso total vorbei, du bist ja nich der einzige Senator."

    Kennenlernen? Victor schaut ihn einen Moment perplex an. Dann dämmert es ihm, Mercurinus hatte tatsächlich an der Rennbahn 'berufen' gesagt. Vic schaut zu der offenen Tür, dann nochmal zu Mercurinus und schluckt einen ganzen Haufen unpassender Kommentare herunter, immerhin könnte man ihn drinnen schon hören.


    Wie im Traum, wie damals, als er von seinem Gespräch mit Mars geträumt hat, betritt Victor den Versammlungssaal und lässt seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Er würde mal schätzen, dass er mit seinem Erscheinen den Alterschnitt um mindestens drei Jahrzehnte hebt. Er tritt in die Halle hinein und fühlt alle Blicke auf sich ruhen.


    "Salvete, Pontifices. Ich bin Vibius Valerius Victor, ihr habt mich gerufen." Eigentlich dann ja wohl berufen, aber das klingt lange nicht so gut.

    Nach den Ludi Martialis hat Victor sich ziemlich schnell von der Factio abgeseilt. Auch wenn sein Erscheinen anscheinend keine Eile hat, ein Collegium lässt man nicht länger warten als notwendig. Zudem hat Vic mittlerweile ein schlechtes Gewissen. Als Grund dessen, weshalb er hier auftauchen soll ist ihm schlussendlich nur eingefallen, dass er irgendwas vermasselt oder versäumt haben muss und ihn nun hier seine Strafe erwarten würde. Wahrscheinlich hat er bei irgendwelchen Ludi etwas verkehrt gemacht, sich nicht an den Dienstweg gehalten oder ähnliches.


    In einem der Nebenräume im Tempel des Mars Ultor hatte er sich den Schweiß der Rennbahn abgewaschen, ein frisches Gewand angelegt und sich von einem der Tempeldiener bei der Toga helfen lassen. Vor ein Collegium tritt man nicht alle Tage und dann auch nicht irgendwie.


    Victor strafft die Schultern und schreitet durch die gewaltige Tür der Regia. Er war zwar noch nie bei den Septemviri, doch den Weg zu deren Versammlungssaal kennt er. Davor sieht er auch tatsächlich Mercurinus.


    "Salve, da bin ich. Sag mal, du weißt nicht zufällig etwas genauer, was die von mir wollen?"

    "Ou, hrhr, ist gut." Wenn das so ist, dann kanns den alten Herren ruhig noch ne Weile langweilig sein.


    Vic organisiert sich wieder seine blauen Sachen und wendet sich der Rennbahn zu. Aber der Hermes ist leider nicht nach vorne abgezogen, wie erhofft, sondern krebst schon wieder im hinteren Mittelfeld rum.


    "Verdammt Hermes!" Vic grummelt vor sich hin und schüttelt den Kopf. So wird das nichts mehr. In einer Runde ist für den jungen auriga nichts mehr zu schaffen, dass die Pferde schon völlig ausgelaugt sind, das würde sogar eine Frau sehen. "Dat gibt Extratraining, Junge." droht Victor leise gegen die Bahn und lässt den blauen Wagen nicht mehr aus dem Blick.





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    Zitat

    Original von Marcus Valerius Mercurinus
    "Salve, Victor. Das Collegium Septemvires schickt mich, du wurdest in eben jenes berufen. Die Septemviri wünschen, dich baldigst begrüssen zu können."


    "Wat?" Das ist erstmal alles, was Vic einfällt. Für einen Augenblick glaubt er, dass der Liktor tatsächlich 'berufen' gesagt hat, aber es war sicher 'gerufen'. Andererseits hört sich 'begrüßen' eher nach 'berufen' an. Doch der Liktor würde Vic sowas kaum während eines Wagenrennens mitteilen. Es muss eher irgendwas passiert sein, dass die alten Herren Victors Anwesenheit wünschen, vielleicht ist ihnen auch langweilig, was Vic nicht wirklich verwundern würde, und sie brauchen nun einen Sacerdos zum durch die Gegend schicken.


    "Jetzt? Der Hermes gewinnt grad und..." Der Liktor sieht nicht gerade glücklich aus. Wahrscheinlich würde er eine Menge Ärger bekommen, wenn er Victor nicht mitbringen würde, weil die Herren sich dann noch mehr langweilen würden. "Mann, Mann, Mann..." Zum Glück hat Vic noch das Priestergewand von der Opferung an und nur ein Haufen blaues Zeug umgehängt. Er befreit sich von der blauen Schärpe, dem blauen Gürtel, dem blauen Tuch für kühle Kerle, und gibt alles, samt einer blauen Fahne an einen Factiokollegen weiter, der zwar schon in blauer Tunika dasteht, aber je blauer, desto besser.


    "Gehen wir." Wenn der Hermes heute seinen ersten Sieg einfahren würde und die Septemviri epulonum keinen wirklich guten Grund haben, ihn von der Bahn abzuziehen, dann wäre Vic aber richtig sauer.

    Wirklich begeistert scheint der Patron nicht zu sein. Zumindest schaut er nicht so aus.


    "Nuja, einmal Priester, immer Priester. Aber ich sehe wenig Sinn, mich dem Cultus Deorum weiter als sacerdos publicus zur Verfügung zu stellen, wenn ich anderswo mehr erreichen kann. Die Götter bleiben immer mehr außen vor, was auf Dauer nicht gut gehen kann. Und, ehrlich gesagt, wenn der Senat sich nicht mehr selbst darum kümmert, sich den Rat der religiösen Spezialisten in seine Reihen zu holen, dann müssen wir eben auf normalem Weg in den Senat, wenn wir dafür sorgen wollen, dass sich etwas tut."

    Und so geschieht es am dritten Tag der Lemuria, dass Victor erneut um Mitternacht im Atrium steht. Wenn man genau hinhört, genau hinschaut und in die Luft riecht, dann kann man spüren, dass die Verbindung zum Reich der Toten bereits schwächer wird. Trotzdem sollen die Seelen der Vorväter ihre Gaben bekommen, so wie es ihnen zusteht.


    Darum läuft Vic auch in dieser Nacht barfuß durch die Casa, Daumen und Zeigefinger zum magischen Ring gelegt und schreitet jedes Zimmer ab. Zurück im Atrium reinigt er sich die Hände und nimmt den Sack voll schwarzer Bohnen auf. Neunmal greift er in den Beutel während er erneut durch die Casa geht, neunmal wirft er die Hülsenfrüchte über seine Schulter hinter sich und neunmal spricht er die rituellen Worte: "Ich werfe diese Bohnen, und damit kaufe ich mich und die Meinen los."


    Nachdem er sich nochmals die Hände gewaschen hat, nimmt er die Bronzescheibe und den Schlegel auf, ruft die Beschwörungsformel und lässt den dumpfen Gong ertönten: "Manes exite paterni! Seelen der Vorväter gehet hinaus!" Auch dies geschieht neun mal.


    Als der letzte Ton verklingt, atmet Victor erleichtert auf. Die Lemuria sind wieder einmal überstanden, die ruhelosen Toten für ein Jahr besänftigt und den Valeria droht zumindest von dieser Seite kein Unglück. Zufrieden packt er die Ritualuntensilien weg und geht schlafen.

    Zitat

    Original von Marcus Valerius Mercurinus
    Valerius Verinus wusste, wo er seinen Namensvetter inmitten dieses Tumultes finden würde. Widerstrebend begab er sich zur Südkurve und hielt dort Ausschau nach Victor. Es wäre ihm lieber gewesen, hätte er ihn (Victor) später aufsuchen können, doch das Collegium bestand darauf, daß der künftige Septemvir baldigst von seiner Berufung erfuhr.
    Einen leisen Seufzer ausstoßend bahnte sich nun Verinus seinen Weg durch die gröhlenden Anhänger der Veneta. Endlich an seinem Ziel angekommen, räusperte er sich so laut es ging und wartete darauf, daß Victor ihn bemerken würde.


    "Weiter so, Hermes! Gib Stoff! Venetaaaaa.... aah... Hoi Valerius."


    Vic ist erstaunt, den Liktor des Cultus Deorum zwischen den Reihen der Veneta zu sehen. Er scheint auch nicht unbedingt begeistert, was wohl nicht daran liegt, dass Hermes nicht an der Spitze des Feldes fährt. Er sieht eher so aus, als wollte er Vic mitteilen, dass der Tempel des Mars Ultor eingefallen ist. "Was machst du hier?"





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    Vic steht in der Südkurve bei den blauen Veneta-Fans und erwartet begeistert den Beginn des Rennens. Ziemlich schnell nach dem Start schlägt dann aber die Begeisterung in Ernüchterung um. Wegen des Opfers war er vor dem Start nicht nochmal bei Hermes gewesen, aber wenn er nun wieder sieht, was der Junge auf der Bahn abliefert, dann hätte er ihm besser noch ein paar drohende Worte mit auf den Weg gegeben. Wenn der Sev es nicht bald schaffen würde, dem auriga Disziplin einzubläuen, dann würde das nichts mehr mit dem neuen Stern am blauen Himmel der Veneta.


    "Schieb dich nach vorn, Hermes! Nicht so früh abbremsen! Lass die Zügel lockerer! Enger in die Kurve! Gib Stoff, Junge, nicht so lahm! Konzentrier dich auf den Wagen, mehr Körpereinsaz! Hermeeeees!"



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    Vic schaut von seiner Kline auf. "Lärm? Dat warn die Geister, Junge." Seine Stimme nimmt einen düsteren Klang an. "Es sind Lemuria, die Tore zum Reich der Toten stehn weit offen dieser Tage, die Geister der Vorväter kommen herauf um den Lebenden nachzusetzen."


    Er ginst breit. "Aber mach dir keine Sorgen, sie werden dich schon nich holen. Ich hab mich um dat Opfer für die Valeria gekümmert. Eine Nacht müssen wir noch überstehen, dann sind sie hoffentlich wieder zurfrieden."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Dann trat er einen Schritt zurück und überließ dem Priester des Mars den Platz, der das Opfergebet sprechen sollte.


    Victor tritt in seinem weißen Priestergewand nach vorne zwischen die beiden Stiere und entrollt das Pergament mit dem Opfergebet. Mit lauter Stimme liest er den Text vor.


    "Mars Ultor, Rächer des pater patriae, Rächer des römischen Volkes, Unbesiegter, der Du dem Heer vorangehst, Dir zu Ehren soll dieser Tag, der Dir gehört, wie es Dir zusteht, gereichen! Dir zu Ehren soll der Wettkampf unter Deinen Söhnen stattfinden, wie Dir zu Ehren andernortens Deine Söhne in die Schlacht ziehen, Deine Feinde und die Deines Volkes zu zerschmettern! Schenke Deinen Söhnen den Mut und die Stärke um Dir, wie es Dir zusteht, an diesem Deinem Tag zur Ehre zu gereichen, Unbesiegter, wie es Dir zusteht, an diesem Deinem Tag für Dich in in den Kampf zu ziehen, die Feinde Deines Volkes zu erinnern, dass kein Vergehen an diesen Deinen Söhnen ungerächt bleibt durch Dich, Mars Ultor! Nimm diesen Deinen Tag, wie es Dir zusteht als den Deinen durch Dein Volk, Rächer des Vaterlandes, Mars Ultor!"


    Ein paar Augenblicke läst Victor die Worte nachwirken, dann tritt er zurück.

    Victor weiß noch nichts von seinem 'Glück' und der Berufung in irgendein Collegium, und so kommt er wie jeden Morgen als Sacerdos Martialis zum Tempel des Mars Ultor. Nicht ganz wie jeden Morgen, denn immerhin ist ein Festtag des Mars und diese sind doch etwas Besonderes im Jahreslauf, daher ist er natürlich etwas früher da und außerdem extrem guter Laune. Er begrüßt den Aedil, scheucht die Tempelbediensteten hin und her und sorgt dafür, dass im Hintergrund alles reibugnslos abläuf.


    Als die Prozession beginnt, reiht er sich in die Reihe der Sacerdotes ein. Auf dem Marsfeld würde die Opferzeremonie folgen und anschließend würde Vic wieder in die Rolle des Vicarius Principis Factionis der Veneta schlüpfen, immerhin würde an dem Rennen auch Hermes teinehmen. Doch bis dahin gelten seine Gedanken dem Mars allein.

    Langsam wirds Vic dann doch wieder etwas fad. Von guter Organisation kann man wirklich nicht sprechen bei diesen Ludi. Wahrscheinlich hat der Aurelier an allen Ecken und Enden gespart, die Patrizier von heute haben ja auch nicht mehr die Mittel von damals. Überhaupt ist es fraglich, warum er immer noch nicht mit vorne am Altar steht und seine Rolle als Opferherr einnimmt. Eine konservative Zeremonie hat er angekündigt, doch es scheint Vic nicht so, als dass er das Wort mit 'traditionsverbunden' verbindet. Die Patrizier von heute sind eben auch nicht mehr, was sie mal waren. Kein Wunder, wenn Rom den Tiber runtergeht, kein Wunder, dass die alten Traditionen mit Füßen getreten werden, wenn nicht einmal die altehrwürdigen Gentes noch mit gutem Beispiel vorangehen.
    Wären nicht die Ludi Florales, Vic würd sich vor Gram in die nächste Taverne setzen und zulaufen lassen.

    Es ist mitten in der Nacht, genauer gesagt Mitternacht. Die Casa Valeria wird von gespenstigem Öllampen- und Fackelschein erhellt, die Anwesenheit von ungebetenen Gästen ist förmlich zu spüren.


    Victor steht barfuß in einem reinweißen Priestergewand im Atrium und sieht selbst eher aus wie ein Geist, als wie einer, welcher eben diese vertreiben will. Einen Augenblick sammelt er sich, dann legt er Daumen und Zeigerfinger zum magischen Ring zusammen und beginnt durchs Haus zu gehen. Die Türen in der Casa Valeria sind weit geöffnet, auf eventuell anwesende Schlafende wird keine Rücksicht genommen, denn es geht um das Wohl der gesamten Familie. Nachdem Vic alle Räume auf diese Weise durchschritten hat, kehrt er ins Atrium zurück und wäscht sich in einer Schale mit klarem Wasser die Hände. Dann greift er zu einem kleinen Leinensack und geht erneut durchs Haus.


    "Ich werfe diese Bohnen, und damit kaufe ich mich und die Meinen los." Er greift in den Beutel, zieht eine Hand voll schwarzer Bohnen hervor und wirft diese über seine Schulter hinter sich, ohne sich umzudrehen. "Ich werfe diese Bohnen, und damit kaufe ich mich und die Meinen los." Wieder greift er in den Beutel, wirft Bohnen hinter sich. "Ich werfe diese Bohnen, und damit kaufe ich mich und die Meinen los." Die Worte folgen noch sechsmal, im ganzen Haus verstreut Victor die Bohnen, bis er wieder im Atrium ankommt.


    Dort legt er den Beutel fort und wäscht sich erneut die Hände. Dann nimmt er eine bronzene Scheibe und einen kleinen Holzschläger zur Hand. "Manes exite paterni!" Victor ruft die Beschwörungsformel und schlägt auf die Bronzescheibe. "Seelen der Vorväter gehet hinaus! Manes exite paterni! Seelen der Vorväter gehet hinaus! Manes exite paterni! Seelen der Vorväter gehet hinaus! Manes exite paterni! Seelen der Vorväter gehet hinaus! Manes exite paterni!" Mit jedem mal schlägt er auf die bronzene Scheibe und ein dumpfer Gong ertönt.


    Victor lässt die Formeln noch etwas nachwirken. Dann räumt er den Leinensack, die Scheibe und den Schläger zusammen und geht ins Bett.

    Auf einmal tut sich etwas vorn am Altar. Ein Herold fordert die Menge wie es üblich ist dazu auf, still zu sein und die tibicines beginnen mit ihrem Spiel. Augenblicklich legt sich eine Stille über die Menge, die so ganz entgegen dem ausgelassenen Treiben während der Floralia ist. Sogar die Lupae blicken gebannt nach vorn, denn das Wohlwollen Floras wird auch ihr Geschäftsjahr bestimmten.


    Auch Vic richtet seinen Blick zur Sacerdos, die nun die Voropfer einleitet.

    In diesem Augenblick weiß Vic wieder, warum Hungi sein Patron ist. Er ist einfach der Mann mit dem Plan. Und nachdem er ihn durch seine Worte schon förmlich eingeladen hat, zögert Vic auch nicht länger damit, ihm seinen eigenen Überlegungen Kund zu tun.


    "Aber genau darum geht es, Patron. Darum, aufzustehen und etwas zu ändern. Ich hab es aufgegeben, darauf zu hoffen, dass sich von allein etwas ändert. Denn das tuts nicht. Ich spiele mit dem Gedanken, den Cultus Deorum zu verlassen, bevor ich versumpfe, denn da nützt es auch nichts, aufzustehen, das hab ich beim Conventus gemerkt und beim Kaiser erneut. Was würdest du dazu sagen, wenn ich mich zur nächsten Amtszeit als Quästor zur Wahl stellen würde? Wäre das in deinem Interesse?"

    Was lange währt, wird endlich gut. So oder so ähnlich jeden Fall ist es dann irgendwann auch mit der Prozession, welche sich an Victor vorbeischiebt. Eine Menge Lupae hatten sich angeschlossen, weswegen Vic überhaupt nicht mehr nachkommt mit dem Schauen und sich nur schwer davon abhalten kann, nochmal schnell mit einer in eine Seitengasse zu verschwinden. Stattdessen steht er bald nahe des Tempels und hofft, dass das Opfer erfolgreich werden wird, denn dann, ja dann würde das Fest erst so richtig losgehen.

    "Jo, dat wird wohl erstma dat vernüftigste sein. Am besten schauste dich da einfach mal in der Curie um."


    Vic nickt und weist nach draußen. "Falls du mich suchst, ich bin im Atrium." Eigentlich überflüssig das zu sagen, denn wenn Vic zuhause ist, dann ist er sowieso immer im Atrium. Er verlässt das Zimmer und geht, natürlich, ins Atrium zurück.

    "Nichts zu danken, vale bene, Aedil. Und viel Erfolg."


    Vic schaut ihm noch nach und dann zum Tempelgiebel empor. "Deinen Schutz braucht er wohl nich unbedingt. Aber wenn du ihm nen starken Geduldsfaden an die Hand gibst und ne Portion extra Glück, dann is ihm sicherlich geholfen."


    Etwas wehmütig schaut sich Vic den Tempel an, der trotz allem nicht in übermäßig schlechtem Zustand ist.