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Original von Tiberius Artorius Imperiosus
Imperiosus nickte seinem Ausbilder zu, doch als er ihn so reden hörte, kam in ihm eine Frage auf. "Mit dem Messer wird also über das Opfertier gestrichen und nicht geschnitten?" fragte Imperiosus, um noch mal ganz sicher zu gehen, damit er bei einer späteren Zeremonie nichts falsch machen würde.
"Nur beim symbolischen Entkleiden, also vor dem eigentlichen Tötungsakt. Der Opferherr streicht mit der stumpfen Seite über den Rücken des Tieres. Dann gibt er das Messer an den Opferstecher weiter. Und dieser führt nach dem "Age!" des Opferherrs den Stich oder auch den Schnitt an der Halsschlagader des Tieres durch.
Nachdem das Tier ausgeblutet ist, wird dem Tier auf dem Rücken liegend der Bauchraum geöffnet und die Eingeweide werden entnommen. Sie werden in die bereitgehaltenen Spendenschalen, die paterae, gelegt und untersucht. Bei einem kleinen, privaten Opfer übernimmt dies der Opferherr selbst, bei größeren und öffentlichen Opfern wird oftmals ein Sacerdos zu Rate gezogen. Und bei besonders wichtigen öffentlichen Opfern, beispielsweise wenn der Kaiser ein Opfer leitet, dann übernimmt ein Haruspex die Eingeweideschau. Die Haruspicer sind etruskische Priester, welche auf die Hepatoskopie, die Analyse von Organen, spezialisiert sind.
Bei der Eingeweideschau wird überprüft, ob das äußerlich fehlerfreie Tier auch innerlich in Ordnung ist oder nicht. In den Eingeweiden des Tieres manifestiert sich die Annahme oder die Ablehung des Opfers. Im Moment der Konsekration, der Tötung, in welchem das Tier aus dem menschlichen Bereich in den Bereich der Gottheit überführt wird, macht dieser seinen Willen in den Eingeweiden deutlich. Ob die Gottheit das Tier annimmt oder nicht wird in krankhaften Veränderungen der Innereien bis hin zum Fehlen eines Organs, im schlimmsten Fall des Herzens, deutlich.
Die Annahme des Opfers wird durch den Ausspruch Litatio! verkündet. Scheitert sie, gibt es zwei Möglichkeiten, fortzufahren. Die erste ist, das Opfer abzubrechen und anzunehmen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt oder Anlass für die Annahme des Opfers durch die Gottheit ist. Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Opfer so lange zu wiederholen, also so lange weitere Tiere zu schlachten, bis die Gottheit das Opfer annimt, dies nennt man usque at litationem. Es soll schon Fälle gegeben haben, da wurde ein Opfer bis zu zwanzig mal wiederholt, aber das ist eher selten."
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Original von Didia Fausta
Ich klopfte an die Tür.
Victor schaut zur Tür und die Hoffnung keimt in ihm auf, dass doch noch einer von den anderen Discipuli den Weg zurück in den Tempel gefunden hat.
"Merk dir deine Fragen, sofern du welche hast." Er dreht sich von Imperiosus zur Tür. "Herein."