Beiträge von Vibius Valerius Victor

    Victor ist gerade dabei die Weinvorräte zu überprüfen und zu sehen, ob sie über die Feiertage noch reichen, als Hulc ihn findet und ihn davon unterrichtet, dass ein Mann vor der Tür ein Geschenk für Amatia abgeben wollte. Nachdem ihn Sev und Vic jedoch in Bezug auf die 'Dame des Hauses' schon instruiert haben, hat er diesen Besucher direkt ins Atrium geführt.


    "Soso." Vic grinst. "Dat war eine sehr gute Idee, Hulc."


    Direkten Weges geht Vic ins Atrium und mustert den Besucher mit kritischem Blick. Der Name, den Hulc ihm genannt hatte, kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er kann ihn nicht zuordnen. Wie ein Palastmitarbeiter sieht der Besucher auch nicht gerade aus und dieser würde Amatia das Geschenk ja auch direkt auf der Arbeit geben. Andererseits sind an den Saturnalien sowieso keine Standesabzeichen sichtbar, also könnte er alles mögliche sein.


    "Salve! Bona Saturnalia und möge Mars mit dir sein. Ich bin Vibius Valerius Victor, Amatias Bruder. Der Ianitor hat mir mitgeteilt, dass du ihr ein Geschenk bringst. Wie kommst du dazu? Woher kennst du sie?"

    Nachdem die Reihe der Geldgeber an dem Altar vorbei ist, tritt der Sacerdos Saturni wieder nach vorne und schließt das Kästchen zu Füßen der Statue. Schließlich wendet er sich wieder an die Festgäste:


    "Euer Schatz und euer Korn ist nun sicher!
    In der Dunkelheit muss es liegen bis zu der Zeit
    Wenn die Sonne zurückkehrt und die Saat zum Leben erweckt.
    So schläft auch Saturn, die Zeit erwartend
    Wenn er erweckt und gerufen wird
    Seine Insel zu verlassen und seine Geschenke uns zu bringen."


    Mit dem Stichwort 'Geschenke' treten erneut Mitglieder des Cultus Deorum heran und bringen die traditionellen Saturnalien-Geschenke, cerei - Kerzen - und sigillaria - kleine Tonfiguren. Zwei große Kerzen werden zu Seiten der Statue aufgestellt und der Priester fährt fort in seiner Erklärung:


    "Laßt alle Kinder ihre Geschenke dem Gott darbringen.
    Seit alten Zeiten haben diese Gaben ihre Bedeutung:
    Die Kerzen, sie sind kleine Sonnen
    Und die Sigillaria, Symbole unserer Seelen.
    Nun gebt die Sigillaria einem Kind, welchem ihr auch wollt,
    aber wacht darüber, dass jedes Kind eines erhält.
    Die Kerzen aber bewahrt bei euch."


    Vic, der sich den Platz an einer Öllampe reserviert hat, entzündet nun einen kleinen Span an der Flamme. Schon als Kind hat er sich gewünscht, einmal an den Saturnalien die Kerzen entzünden zu dürfen und nun endlich wird sein Traum wahr. Er tritt vor die Staue des Saturn und zündet erst die Kerze links, dann die rechts an. Er geht weiter und pustet die kleine Flamme an dem Holzspan zufrieden aus. 8)


    Der Sacerdos Saturni spricht weiter:


    "Nun wenn die Sonne um die Erde kreist
    Wir entzünden dieses Licht
    Und jedes Jahr kehrt die Sonne zu uns zurück
    So wie auch jedes Jahr das Licht dieser Kerzen.
    Das Licht erinnert uns an Saturn,
    der uns führte aus einer dunklen Zeit ins Licht
    und uns befreite von Dunkelheit und Hunger und Gewalt."


    Schon während er die letzen Worte spricht, beginnen zwei Gehilfen die Stricke, die Fesseln, um die Füße der Statue zu lösen.


    "Saturn, ehrwürdiger Vater, höre unser Gebet!
    Da wir Deine Fesseln lösten für dieses Jahr,
    so schütze unsere Saat und schenke ihr Fruchtbarkeit
    und bringe Dein Goldenes Zeitalter zurück zur Erde!"


    Die Stricke fallen hinter der Statue auf den Boden, der Priester erhebt seine Stimme noch einmal, so dass ihn auch die Zuschauer am Ende des Forums noch hören.


    "Nun ehret mit mir Vater Saturn und ruft drei mal:


    Io Saturnalia!
    Io Saturnalia!
    Io Saturnalia!"

    Victor ist bei den ersten dabei, die an der Statue vorbeigehen, und ein paar Münzen in das bereitgestellte Kästchen hinein legen. Die Priester haben natürlich auch in diesem Jahr dafür gesorgt, dass einige aus ihren Reihen den Anfang machen würden, der Rest des Volkes würde sich dann eher anschließen.


    Er bleibt einen kurzen Moment vor der Statue stehen und richtet in Gedanken ein paar persönliche Worte an den Gott. In seiner Heimat, in Hispania, ist schließlich der Großteil seiner Familie von der Gust des Saturn abhängig. Schließlich geht er weiter und macht für die nachfolgenden Platz.

    Von der Frage des neuen Schülers abgelenkt blickt Vic zu diesem.


    "Die Saturnalien werden natürlich hauptsächlich vom Kult des Saturn veranstaltet. Da jedoch auch dieser Kult, wie die übrigen ja auch, etwas ausgedünnt ist, werden beim Ritual und der Speisung einige Tempel mithelfen."


    Er schaut durch die Gesichter der Discipuli. "Auch die Priesterschaft des Mars beteiligt sich an den Vorbereitungen und wer von euch möchte, kann bei den Kulthandlungen vor dem Tempel helfen. Wenn das Geld vor den Altar gelegt wird, könntet ihr mitmachen, meistens sind die ersten Menschen, die nach vorne gehen von den Priestern eingeweiht, da sich sonst keiner traut. Oder wenn die kleinen Figuren oder Plätzchen zum Altar gebracht werden."


    Sim-Off:

    Hier wird gefeiert. Wenn der Teil kommt, bei dem die Mitglieder des Cultus Deorum die Sachen zum Altar tragen, dann könnt ihr euch gerne mit anhängen. Und beim Feiern hinterher sowieso. 8)

    Victor streicht sich nochmal die Toga glatt. Er findet es ziemlich lästig, dass er für den Feiertag eine Toga anlegen muss, wo er doch nichteinmal die mit den Purpurstreifen der Ritter tragen darf, sondern nur eine Einfache, da an diesem Tag ja alle Menschen gleich sein sollen. Mit dem Saturnpriester ist alles abgeklärt, der Platz vor dem Tempel hat sich mittlerweile mit vielen Menschen gefüllt.


    Irgendwann findet auch Aemilia die beiden Sacerdotes und Vic begrüßt sie grinsend. "Hoi Aemilia! Alles soweit bereit."


    Gemeinsam gehen sie zu den vor dem Tempel aufgestellten Statuen hin. Vor der Saturn-Statue steht eine Öllampe, ein Schälchen mit Getreide und Geld. Neben ihr und auch neben den beiden anderen Statuen stehen Kerzen. Vor dem Tempel stehen unzählige Angehörige des Cultus Deorum bereit um an der Saturnalien-Zeremonie teilzunehmen.


    Ein letzter Blick zwischen dem Saturnpriester, Aemilia und Vic, ein Nicken von jedem und der Saturnpriester tritt vor die Statue. Die Flötenspieler beginnen ihre tibiae zu spielen um für Ruhe zu sorgen, dann beginnt der Priester an die Menschenmasse vor dem Tempel gewandt mit seiner Eröffnungsrede:


    "Willkommen zu den Saturnalien!


    Der Kreis des Jahres teilt sich in vier Teile,
    und in den Ländern unserer Heimat und unserer Provinzen
    ist die dunkle Zeit von der Sommersonnenwende
    zur Wintersonnenwende die Zeit zu pflügen
    und den Boden zu bestellen und den Samen auszustreuen.
    Wenn dies getan ist ruhen die Menschen aus
    In der Winterzeit, bis zur Rückkehr der Sonne.
    Drei alte Götter werden in dieser Zeit geehrt:
    Saturnus, Ops und Consus sind ihre Namen.
    Nun hört den Mythos von Saturns Herrschaft:


    Bevor die mächtigen Götter, die die Erde
    Von des Olympus schneebdeckten Gipfeln beherrschten, geboren wurden,
    war Saturn der König aller Götter
    und Ops, seine Schwester, war seine Frau und Königin.
    Aber als die Zeit kam und er seinen Thron abgeben sollte
    An einen jungen Gott, seinen Sohn
    Vater Saturn wollte nicht beiseite treten.
    Ein Kampf entbrannte zwischen Alt und Jung,
    bis Juppiter siegte und Sturn aus dem Himmel auf die Erde verbannte.
    Saturn stürzte auf die Erde, und mit seiner Frau
    Baute er ein Schiff und segelte hierher, in unser Land.
    Er brachte den Menschen nützliche Künste,
    er lehrte sie die Saat zu bewahren und in den Boden zu säen,
    so dass wir nicht mehr mühsam nach Nahrung suchen mussten.
    Er zeigte uns die Tiere zu jagen und zu braten
    So dass wir allezeit ihr Fleisch und Fell hatten,
    er zeigte uns die Tiere zu zähmen und mit ihren die fruchtbare Erde zu pflügen.
    Saturn lehrte die Menschen Münzen zu schlagen
    Von schimmerndem Silber, glänzendem Gold und Bronze.
    Er lehrte uns das Geld zu bewahren und anzuwenden.
    In diesen und anderen Dingen machte Saturn
    Unsere Leben viel einfacher und frei.
    Seine glückliche Herrschaft wurde das Goldene Zeitalter genannt,
    als genug Nahrung war für jedermann
    und die Menschen den Reichtum teilten, den sie besaßen,
    und keiner jemals stahl oder kämpfte oder log.
    Aber als das Ende der Herrschaft Saturns kam,
    entschied er weise, seine Krone beiseite zu legen.
    Er segelte mit dem Wind weit gen Norden,
    nach Hyperborea, wo er jetzt schläft,
    in einem versteckten Eiland am Ende der Welt,
    wo er auf ein anderes Goldenes Zeitalter wartet.
    Aber bis dies glückliche Zeit kommt,
    in dieser, der kältesten Zeit des Jahres,
    begeben wir uns in Gedanken in Saturns kaltes Reich
    um zu erwecken den alten freundlichen König,
    und ihn zu bitten, erneut mit uns zu gehen
    und für diese kurze Zeit mit uns zu leben,
    und mit uns zu feiern und zu Ehren das Goldene Zeitalter.
    Ich wünsche Euch


    Bona Saturnalia!"

    "Wat?" Mit einem schnellen Schritt ist Vic bei Amatia und hält sie am Arm fest. "Nu ma langsam, Mädel! Verkauf mich nich für dumm. Ich will ja nich drauf rumreiten, aber nen Mädel in deinem Alter besauft sich nich allein und wankt dann heim, wenn da der Patron wartet. Ich weiß nich, wat du deinem Bruder erzählt hast, aber die Geschichte mit dem Umtrunk im Palast kanns nich gewesen sein. Is mir auch Wurscht, ich sach dir nur, wenn dich ein Kerl angrabscht, dann gibts Ärger und zwar Gewaltigen. Und zwar ganz egal, ob dat irgendein Fremder oder Bekannter is."


    Irgendwie hat Vic den Faden verloren und keine Ahnung mehr, was er eigentlich sagen wollte. Er lässt Amatias Arm los und hebt einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln.


    "Nuja, pass halt auf dich auf, Mädel. Lass dich nich von den Germanen klauen und wenn, dann schick nen Brief, wir holen dich da schon wieder raus." Er baut einfach drauf, dass sie die Germanen freiwillig wieder heim schicken würden. 8)


    "Und falls dir in Hispania Verwandschaft von mir übern Weg läuft, dann richte nen Gruß aus und sach, mir geht es gut." Er zögert einen Augenblick und zieht die Stirn kraus. "Aber sach bloß nich, dass ich in Rom bin. Sach einfach Griechenland oder so was, hauptsache nich Rom."

    'Boah!' Vic wird ganz anders bei ihrer Umarmung und er vergisst darüber fast, ihr einen Abschiedsgruß hinterher zu schicken. "Bis morgen, Aemilia!"


    'Mann, Mann, Mann.' Auf einmal erblickt er die beiden Valeria-Oppas in der Menge, Flaccus mit einem unwissenden Geisichtsausdruck wie immer, Saccus mit einem dicken Grinsen.
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    "Io Saturnalia, Vic!"
    "Bona Saturnalia, Victor!"
    "Wat? Wat wollt ihr denn hier?"
    "Ist das etwa deine Saturnalienbegrüßung, Victor? Also gerade von dir als Sacerdos hätte ich etwas anderes erwartet."
    "Wo gibts denn wat zu essen?"
    "Sacht ma, ihr wisst aber schon, dat die Saturnalien erst morgen anfangen? Dat sind nur die Vorbereitungen hier."
    "Wat? Och Mann, Flaccus, du bist so ein Nixblicker. Ich hab dir gleich gesacht, dat das noch nich is..."
    "Aber ich habe doch nur gesagt, dass Victor heute morgen aufgebrochen ist, um die Saturnalien zu feiern... und du hast doch behauptet, dass du die Saturnalienmünze gefunden hast und der Saturnalienkönig bist!"


    Victor schüttelt den Kopf und nimmt die beiden Oppas an den Armen. "Ich bring euch jetzt heim, bevor dat noch ausm Ruder läuft. Ich bin eh fertig hier. Abmarsch."
    "Sach ma, Vic, wer war denn dat Mädel, dat dich da so abgeknutscht hat. Is dat deine Freundin? Warum haste die uns noch nich vorgestellt?"
    "Wat? Dat war ne Sacerdos, ihr Spinner. Ne Kollegin sozusagen."
    "Soso, sozusagen. Nun sei doch nicht so schüchtern, Victor, wir waren auch einmal mal jung. Als ich damals deine Großmutter kennen gelernt habe..."


    Vic spart sich den Einwand, dass das nicht seine Großmutter war und schiebt die beiden Oppas Richtung Casa Valeria. Morgen würde er dafür sorgen, dass sie nicht aus dem Haus kommen, Saturnalien hin oder her.

    'Ououou...' denkt sich Vic nur kopfschüttelnd und folgt Sev, gefolgt von Hulc. Aber er würde Sev seinen Spaß schon lassen, als Prätorianer-Decurio hat der ja eh nicht so viel Zeit, sich am Abend eine zu suchen. Und wenn sein Kumpel erstmal aus dem Haus wäre, dann hätte Vic noch oft genug Gelegenheit, die kleine Blonde ausgiebig ranzunehmen. Die Augen verengt schaut er der Sklavin grinsend auf den Po und beobachtet wie ihre Hüften beim Laufen wackeln.


    "Da steckt sicher viel Feuer drin, hrhr." 8)

    "Wat? Ich glaub du spinnst, ey! Dat haste dir so gedacht, mir ne geile Puppe vor die Nase zu setzen und mich dann nen langes Gesicht machen zu lassen. Ne, ne, hör ma, Junge, so läuft dat nich, Pater Familias hin oder her. Wenn dat Ding in unserer Casa wohnt, dann is sie Allgemeingut."


    Ein Gedanke an zwei alte Oppas und einen liebestollen Neffen rauscht durch Vics Hirn.


    "Öhm, also nich allgemein Allgemeingut. Aber half für uns. Dich und mich, Junge. Sonst läuft dat nich. Ich werd sie auch nich so oft in Anspruch nehmen, aber gar nich is nich."


    Er leht sich zu der Sklavin rüber. "Der Sev is eh meist außer Haus, hrhr."

    Vic schiebt sich durch die Tempeldiener hindurch und sucht nach der kleinen Sacerdos der Diana. Wenn sie nur ein bisschen größer wäre, das würde die Sache ungemein erleichtern. Nachdem er ein paar Leute angehauen hat, findet er sie aber schließlich auch so. 8)


    "Mann, is dat anstrengend. Ich hab mich vorhin dazu verleiten lassen, so ne Statue mitzutragen. Wusstest du eigentlich, wie schwer die sind? Mir grausts schon wenn ich nur dran denke, dat wir die ganzen Büsten und Statuen für die Renovierung aus dem Marstempel schleppen müssen. Aber hinterher machen wir dann auch nen großes Fest, dann rentiert sich dat schon. Hrhr."


    Er wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn und schaut dann über Aemilia drüber zum Tempel. "Unten in der Küche geht jetzt das Gebacke los und alle haben sich drum gestritten, wer die Münze in dat Plätzchen packen darf. Wie die Kinder. Ich hab dann einfach mal entschieden, dass ich es selber mache, hrhr. Leider sehn die Kekse hinterher eh wieder alle wie die gleiche Münze aus und ich hab schon wieder vergessen, wo sie drin ist."

    Das Gedränge wird dichter und Sev und Vic kommen langsam in den Bereich des Marktes, in dem es billige, unausgebildete Arbeitssklaven und Sklaven von einfachem Gemüt gibt. Fachmännisch beäugen sie die Angebote.


    "Wat hälste von dem da?"
    "Bisschen dünn, der hebt sich ja an jeder Amphore nen Bruch. Guck ma den, dat wär doch wat."
    "Mit dem ganzen Haargezottel? Dat zieht nur Läuse an, sach ich dir. Wat is dat denn? Soll dat nen Kerl sein oder nen Weib?"
    "Öhm, jo... bei den Germanen weiß man dat manchmal nich so genau. Lass ma lieber da hinten schaun. Dat sieht doch nich übel aus."
    "Der hat ja ganz krumme Beine. Sowat kannste doch nich an de Tür stelln. Aber der nebendran wär nich übel."
    "Jo, den mein ich doch auch. Sieht aus, als könnt er jemand ordendlich eine überziehen."
    "Jo, und ne ganze Kiste Amphoren schleppen."
    "Hauptsache er kann auch putzen und son Zeuch."
    "Jo, lass ma fragen. Hoi, wat kann der da und wat soll er kosten?"


    Der angesprochene Händer ist schnell bei der Sache und versichert, dass der Sklave alles mögliche kann. Auch auf direktes Nachfragen von Sev und Vic gibt der Sklave zu, dass er tatsächlich ziemlich geeignet scheint. Sogar der Preis ist verhandelbar.


    "Aber nen bisschen schäbbisch sieht er ja schon aus. Also wir nehmen ihn höchstens für die Hälfte."
    "Die Hälfte? Wollt Ihr mich ruinieren! Das ist ein erstklassiger Sklave aus dem fernen Gallien. Allein der Transport hat mich mehr gekostet, als ich hier für ihn je bekommen werden!"
    "Selber Schuld. Dann hättsten halt nich hierher transportiert, sondern gleich in Gallien verkauft."
    "Ich bitte Euch, ich habe Familie, Frau und Kinder..."
    "Jo, also schlag zu, die Hälfte, und deine Familie bekommt heut abend nen gutes Essen. Andernfalls musste den Sklaven heut abend noch durchfüttern."


    Die Verhandlungen gehen noch etwas hin und her, dann einigt man sich auf drei Viertel des ursprünglich angesetzten Preises. Vic zahlt und der Händler drückt ihm den Strick in die Hand, mit dem die Hände des Sklaven gefesselt sind. Vic löst die Fesseln und stolz rücken die beiden Valerier mit ihrem ersten eigenen Sklaven ab.



    "So, du bist nu nen Sklave aus dem Haus der Valerier. Dat is der Flavus Valerius Severus, der Pater Familias und dein oberster Herr. Und ich bin der Vibius Valerius Victor, der Bruder vom Pater Familias. Und wenn jemand nach dem Sev oder dem Vic fragt, dann sind dat natürlich auch wir. Den Rest von der Familie lernste dann in der Casa del Sev et Vic kennen. Wie heißte denn eigentlich?"
    "Hulc."
    "Prima."

    "Platz immer, aber nur wat zum Hinstellen brauchen wir nich. Wir brauchen wat, dat das Haus putzn kann wenn die Amatia nich ständig kommt. Wat meinste, wat die Oppas für nen Dreck machen! Und die Tölen sin auch nich ohne. Da gehste morgends ausm Haus und Abends kommste zurück in nen Schlachtfeld."


    Hinter einer breiten Ansammlung von Leuten bleiben die beiden stehen und schauen nach vorne, wo auf einem Podest gerade ein paar Prestigesklaven feilgeboten werden. Bei den abgegebenen Geboten dreht sich Vic fast der Magen um. Da geht es schon um mehrere Monatsgehälter eines Sacerdos.


    Er senkt seine Stimme etwas. "Mann, Mann, Mann, dat is wohl die falsche Ecke. Lass ma weiter drin schauen, obs nich irgendwo wat günstigeres gibt."

    Wenig später kommt Vic zu den Märkten. Er ist am Morgen extra früh zum Tempel gekommen um sich nach der Mittagszeit eine kleine Pause zum Sklavenkauf gönnen zu können. In seinem Kopf hatte er bereits ein Bild von einer Sklavin entworfen, wie er sie sich gut für die Casa vorstellen könnte. Je mehr er jedoch darüber nachdenkt und an je mehr von den dürren Sklavinnen er auf dem Markt vorbei geht, desto mehr kommt er zum Schluss, dass die Casa del Sev et Vic eher einen ordendlichen Ianitor brauchen könnte, der anpacken und zur Not auch mal zuschlagen kann.


    Wie nicht anders zu erwarten findet Vic seinen Kumpel natürlich vor einem Käfig voller halbnackter Frauen. "Hoi, Alter!" Er lässt seinen Blick über die Körper der Sklavinnen schweifen. Die meisten sind viel zu schmächtig um irgendwas mit ihnen anfangen zu können. "Junge, Junge, wir wolln doch kein Lupanar eröffnen. Wär zwar auch ne Idee, aber ich dachte, wir suchen heut nen gescheiten Sklaven?"

    Wie er die Eingeweide auch dreht und wendet, sie bleiben makellos. Vic schaut zufrieden zu Stephanus und verkündet laut. "Litatio! Das Opfer wurde vom großen Apoll angenommen!"


    Er reicht die Opferschalen wieder an die Tempeldiener, welche sie zu Stephanus bringen, der am Kohlebecken bereit steht, um die vitalia dem Apoll darzubringen.

    Kaiserin, Germania, Hispania? Sehr verdächtig.


    "Wat? Nu ma langsam. Weiß dein Bruder davon? Wat machste da überhaupt? Is da sonst noch wer dabei? Kommt der Kaiser auch mit? Musste dat machen? Wofür brauchen die dich? Seit wann bist du so begehrt im Palast? Is dat auch wirklich die Wahrheit? Du weißt, der Sev is bei den Praetorianern, wenn du lügst und dich mit nem Kerl absetzt bekommt der dat raus."


    Er blickt sie misstrauisch an. "Und dann gibts Ärger, Mädel."

    Da Vic nie in seinem Cubiculum ist, ist er auch jetzt nicht in seinem Cubiculum. Das flehendlich langezogene I seines Namens hört er jedoch auch sonst überall in der Casa und so steht er kurz darauf hinter Amatia.


    Einen Augenblick starrt er ihr auf den Hintern und verflucht sich wieder, dass er es zugelassen hat, sich von Sev in die Familie holen zu lassen. Dann jedoch denkt er dran, wie Sev ihm nun, da es nunmal so ist, den Hals herumdrehen würde, wenn er davon wüsste und hebt seinen Blick an. Sev hat einfach den Vorteil in Übung zu sein und man kann über den Cultus Deorum sagen was man will, aber ein bisschen verweichlicht man eben doch. Zumindest einem Praetorianer gegenüber wäre jeder Sacerdos unterlegen und für keine Frau der Welt würde sich Vic alle Knochen brechen lassen, dafür gibt es zu viele andere Frauen.


    "Wat is denn los, Mädel?"

    Vic nickt bestätigend. "Jo, dat is nochmal gut gegangen. Nacht, Alter."


    Er schaut Sev hinterher und blickt sich dann in der Cella um. Für den nächsten Tag hatte er den Tempeldienern schon angekündigt, dass er erst am Mittag kommen würde. Also eigentlich für diesen Tag, denn dieser ist mittlerweile angebrochen. Mit einem Griff hat Vic eine noch halb volle Amphore in der Hand und schenkt seinen Becher nochmal voll. Dann beginnt er an einem kleinen Beutel an seinem Gürtel herumzunesteln und holt schließlich ein frisches Blatt Papyrus und eine trockene Räuchermischung hervor. Er dreht sich professionell eine Tütchen, steckt es an einer der Öllampen an und zieht einmal daran. Er nickt zufrieden, legt die Räucherung vor sich auf den Tisch und widmet sich dem Wein. Was soll er in schon in seinem Cubiculum, nirgends lässt sich so gut eine Nacht verbringen wie auf einer Kline mit Wein und Rauch. Außer vielleicht im Bett mit einer Perle, aber da momentan keine in Reichweite ist - außer Amatia, aber die ist erstens stockbesoffen und zweitens tabu - muss er sich mit dem begnügen, was er hat.


    Irgendwann ist die Amphore leer, der Rauch hängt schwer in der Cella und Vic pennt auf der Kline ein und verliert sich in wirren Träumen. Träumen von Göttern, Träumen von Frauen, deren Namen mit A beginnen und auf A enden, Träumen von Tempeln, die rennoviert werden, von Kultstatuen, die einen Platz in der Casa del Vic finden und Träumen von Weinlaub und Reben, von Papyrusstauden und Cannabispflanzen und illyrischem Wein und Spelzkeksen... 8)

    Vic blickt ihm hinterher und schüttelt sich beim Gedanken an die Regia. Ein Ort des kultischen Durcheinanders ist das. Aber vielleicht würde Imperiosus ja genug bürokratisches Talent mitbringen um eine Struktur hineinzubringen. Victor selbst hasst die Tage des Empfangsdienstes, nichts ist so langweilig wie Papierkram, nirgends ist man den Göttern ferner, als in einem Officium. Er hat das Gerücht gehört, dass es im Tempel des Mars Ultor auch irgendwo ein Officium geben soll, doch bis heute hat er noch keinen Fuß dort hinein gesetzt und er würde es auch zukünftig nicht tun.


    Er blickt durch den Tempel und versucht an dem, was er auf der anderen Seite durch die Tür draußen sieht die Uhrzeit abzuschätzen. Dann schaut er zur Marsstatue auf.


    "Nachmittag würd ich sagen. Zeit für Wein und Kekse."


    Er verschwindet in die Tempelküche und holt aus seinem kleinen privaten Vorratslager ein paar Kekse und eine kleine Amphore Wein. Mit einem Becher ausgerüstet kehrt er zur Statue zurück.


    Den Großteil des Amphoreninhaltes gießt er in die Opferschale auf dem Tisch für die Speißeopfer, den Rest kippt er in den Becher. Dann legt er fünf Kekse vorsichtig in das Kohlebecken. Den letzten Keks behält Vic für sich selbst und hebt seinen Becher.


    "Zu deinen Ehren!" Er trinkt eine Schluck, beißt ein Stück vom Keks ab und schaut dann nachdenklich zu der Statue auf. "Diesen Architekt können wir wohl vergessen. Einen der nich in nen Marstempel geht werd ich auch nich reinlassen. Nichmal zum Putzen der ersten Treppenstufe würd ich so nen Typ holen. Komisch eigentlich, ich kenn den Germanicus Avarus ja von der Factio, da schien er mir eigentlich immer ganz in Ordnung. Aber ne Abneigung gegen Mars, ne, dat is nich ganz astrein. Aber es wird ja wohl noch mehr Architekten in Rom geben."