Beiträge von Vibius Valerius Victor

    Es erstaunt Vic immer wieder, dass es Versammlungen gibt, die noch schlimmer organisiert sind, als die kultischen Collegien. Allerdings ist das Rumgezerre in der Curia Italica schon ziemlich übel und anstatt dass es irgendwann besser wird, wird es mit jeder Sitzung nur peinlicher. Am gescheitesten wäre es wahrscheinlich den ganzen Verein aufzulösen und den Kaiser einfach direkt jede Entscheidung treffen zu lassen. Denn der Provinz ein selbst gewähltes Germium voranzustellen klappt eindeutig nicht.


    Nachdem der doch ziemlich sinnige Vorschlag seines Patrons wieder abgewiegelt und im Formalitätenhagel untergegangen ist, lehnt sich Vic mit einem Gähnen zurück. Hungaricus hat alles gesagt, was es zu sagen gäbe und sofern die Beisitzer kein Stimmrecht haben, braucht Vic auch seine Stimme nicht erheben. So ist er weiter einfach nur froh, dass er in Rom und nicht außerhalb der Stadt wohnt. Denn das ist erst der Anfang. Wenn sie sich nicht auf einen Princeps einigen können, dann werden sie bei jeder kleinen Entscheidung wieder das selbe Theater heraufbeschwören und bis zur nächsten Amtszeit wird es in Italia wahrscheinlich kaum vorwärts gehen. "Zumindest sollte die Curia zu einer Entscheidung kommen noch bevor die nächste Amtszeit anbricht, sei es durch den Kaiser, die Götter oder irgendwelche Codex-Auslegungen." Vic hat mal von einem Senator gehört, der alle Senatsbeschlüsse immer dadurch blockiert hat, dass er den ganzen Tag so lange geredet hat, bis die Sitzung beendet wurde. In der Curia wird einfach den ganzen Tag überlegt, wie man Abstimmen könnte, das ist mindestens ebenso effektiv.

    Bei einem 2-Sklaven-Haushalt, in dem nur 1 Sklave arbeitet muss man als Besucher schon mal etwas warten. Vielleicht ist es auch Taktik, manche Besucher gehen einfach wieder und nerven die Bewohner nicht, wenn man sie nur lange genug an der Tür warten lässt. Manche Besucher gehen auch einfach wieder und kommen nochmal, wenn man sie nur lange genug warten lässt, und in diesem Fall wär es immerhin sinnlos zu öffnen, wenn sowieso keiner von den Bewohnern da ist. Zwar sind Saccus und Flaccus so gut wie immer da, aber zu denen will dafür auch so gut wie nie jemand.


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/hulc.jpg] Als Al klopft öffnet Hulc, der All-in-One-Sklave der Casa del Vic, irgendwann doch noch die Tür. Denn Vic ist zu Hause und wenn der Besucher anfangen würde gegen die Tür zu hämmern, dann würde das nur wieder dicke Luft im Hause Valeria geben. Hulc mustert den Besucher und zieht unbewusst eine Augenbraue nach oben. Die Nase kommt ihm doch ziemlich bekannt vor, allerdings kann er sie nicht einordnen. "Salve!"

    Ganz wie sein Patron ist auch Vic einer der wenigen, die nicht allein deswegen hier teilnehmen, um den Kaiser zu sehen. Eigentlich ist er überhaupt nicht hier um den Kaiser zu sehen. Er hat den Kaiser einmal zu oft zu nahe gesehen, das reicht ihm für den Rest seines Lebens. Seitdem schätzt er sich wieder glücklich zu denen zu gehören, die den Kaiser nur immer aus weiter, weiter Ferne huldigen dürfen, und darum überkommt ihn auch keine Schaulust. Vielmehr treibt ihn die religiöse Pflicht hierher, die seines Amtes und natürlich die seines Standes. Concordia ist eine der wichtigsten Göttinnen, vor allem in Bezug auf den Staat. Aber auch im privaten Leben kann es nie genug Eintracht geben. Dann haben natürlich die Septemviri alles für den Festtag organisieren müssen, schließlich hat man für solche Banalitäten im Collegium Pontificium keine Zeit. Sobald was schief geht, würden ein paar Köpfe des Siebenmännerkollegiums rollen, darunter ohne Zweifel der von Vic als der erste. Da ist es praktisch, wenn die Köpfe nicht allzu weit weg sind, auch wenn die Septemviri natürlich nicht selbst am Opfer beteiligt sind, denn dafür haben die Pontifices dann doch wieder Zeit.


    Daneben, und das ist wichtiger als die Organisation zu begutachten, ist Vic Klient seines Patrons. Es ist nicht wirklich schwer, Hungaricus in der Menge zu finden. Zum einen ist der Patron ziemlich groß und überragt die meisten Römer. Zum anderen ist er Senator und die rotten sich immer ziemlich weit vorne zusammen. Nach einer kurzen Begrüßung schließt sich Vic dem Klientel seines Patrons an, das Hugaricus auf Schritt und Tritt in gebührendem Abstand folgt. 8)

    Gemeinsam mit Salambo schiebt sich Vic durch die Menschenmassen. Natürlich bleibt es nicht aus, dass auch die Konkurrenz ein Auge auf die schöne Sklavin wirft. Doch mit einem bösen Blick oder notfalls einem Stoß in die Seite kann Vic verhindern, dass ihm seine Beute abgegriffen wird. "Mann, Mann, Mann, deinen Schuppen würd ich gern mal sehen, dat steint bestimmt. Wusstest du, dass man Krokodile auch essen kann. Habs aber noch nicht probiert, sollen auch nich so gut schmecken."


    Obwohl es so aussieht, als würden sie planlos durch Rom schlendern, achtet Vic natürlich darauf, dass sie ihrem Ziel näher kommen. "Salammbô die Siebte? Warn die anderen sechs auch so scharf? Hrhr, oder gibts die noch gemeinsam? Nuja, du reichst mir, Perle des Edelsteinkönigreiches." Er zieht eine Augenbraue hoch und grinst dann schief. "Feldherr? Triumphator, hrhr, jo, kommt hin."


    Doch so einfach, wie Vic das gerne hätte, ist es nicht. "Ou, öhm ... also ..." antwortet er ganz eloquent auf ihre herausfordernde Frage. "Jo, sicher." Er steht ungelenk da und bewegt sich etwas hin und her. "Für meine Königin schlag ich doch jede Schlacht." Er zwinkert ihr zu, als könnte ihn nichts umhauen. Was tut man(n) nicht alles für eine Frau.

    Vic hat den Eindruck, dass er noch irgendwas sagen sollte. Vielleicht nochmal wiederholen, dass sie in ihr Unglück rennt? Zwecklos. Anmerken, dass sie auch hinterher nicht mehr zurückkommen braucht? Würd sie ihm sowieso nicht abnehmen. Die Götter ins Spiel bringen? Besser nicht. Fragen, ob sie wegen ihrem Alter Torschlusspanik hat und deswegen den erstbesten nimmt? Besser auch nicht. "Jo." Immerhin ist sie wirklich alt genug und sonst auch selbstständig.


    Bevor sie aber gehen kann, ringt er sich doch noch zu einem Satz durch. "Du kannst natürlich weiterhin immer in die Casa del Sev et Vic willkommen, is klar, oder?" Ein halbes Jahr gibt er ihr. Außer natürlich, sie würden es wie Vio und er machen. Cyprianus am anderen Ende der Welt und Amatia in Rom. Das könnt gehen. Auf sein Geld ist sie schließlich nicht angewiesen, da würd sowieso nicht viel kommen. Aber dann wär wieder die Frage, warum sie ihn überhaupt nimmt? Doch darüber nachzudenken ist Vic viel zu mühselig und kompliziert. Er leert seinen Becher und schenkt sich nochmal nach.

    Da der Consul höchstpersönlich die Zeremonie im Griff hat, gibt es für den Sacerdos, der das Opfer dargebracht hat, nicht mehr viel zu tun.


    Weil auf einmal alle möglichen Leute um ihn herum zum Himmel schauen, gibt sich Vic als typischer Mitläufer und schaut auch nach oben. Ein paar Tauben fliegen vor den Wolkenfetzen vorbei. Genau genommen fliegen sie, als hätten sie am Vorabend zu viel Wein getrunken. Augur müsste man sein, denkt sich Vic. Dann könnte man den ganzen Tag zum Himmel schauen, am besten von einer Kline im Atrium aus, und bräuchte sich um nichts kümmern. Höchstens wenn mal ne Taube was runter ins Impluvium fallen lässt, dann braucht man sich aufregen über den Humor der Götter. Vielleicht sollte sich Vic mal wieder beim Kaiser beschweren. Gründe gibts schließlich mehr als genug und vielleicht würd er ihn dann ins Collegium der Auguren erheben.

    Das 'Age!' des Consuls ist kaum verklungen, schon saust der Hammer auf den Kopf des Ochsen und das Beil in die Kehle. Der Hammer trifft Sekunden vorher, dann schneidet das Beil in das Fleisch. Für einen Moment sieht es so aus, als würde gar nichts passieren, dann kippt der Ochse mit einem letzten protestierenden Schnaufen ein. Das Blut fließt reichlich, was ein gutes Zeichen in. Schon schneidet der Victimarius den Bauch des gewaltigen Tieres auf und die Innereien aus dem Inneren. Doch die vitalia werden nicht betrachtet. Noch nicht.


    Nachdem der Ochse von gleich vier Mitgliedern des Cultus Deorum zerlegt wurde, wird schon das nächste Rind herangeführt. Es ist die Kuh, welche der Iuno geopfert wird. Der Sacerdos wiederholt routiniert die Weihehandlung mit mola salsa und der rituellen Entkleidung des Opfertieres. Bei diesem Opfer spricht er selbst das 'Age!' und schon liegt auch die Kuh für Iuno am Boden und ihre Innereien werden entnommen.


    Das ganze Opfer wiederholt sich noch vier mal. Eine Kuh für Minerva fällt, danach ein Ochse für das Wohlergehen des Volkes, dann ein prächtiger Stier für den Kaiser und zuletzt ein Ochse für den Gott der Quellen Fons. Das Fleisch wird von den fleißigen Helfern davon getragen und verschwindet in einem der Nebenräume, wo andere Helfer in einer Küche für die Zubereitung sorgen. Nur die vitalia bleiben vor Ort und natürlich das Blut, das den Boden in tiefem Rot durchtränkt.


    Nach dem letzten Opfer, demjenigen für Fons, fängt der Sacerdos endlich an, die Eingeweide zu betrachten. Er nimmt sich Zeit. Das Opfer dauert sowieso schon lange genug, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Die Lunge des Stieres zeigt einige Schatten, allerdings nicht auffällig genug, um sie als bedenklich zu erachten. Ansonsten sind die Eingeweide makellos, wie bei solch prächtigen Tieren nicht anders zu erwarten. Der Sacerdos nickt dem Consul wohlwollend zu, auf dass er die litatio verkünden und mit den Gelübden fortfahren kann.

    Das neue Jahr fängt gut an. Zumindest regnet es nicht. Victor hat sich in den Zug hinter dem Consul eingereiht, immerhin ist er nicht nur Consul, sondern auch der Bruder vom Patron. Da muss das sein. Als sie oben auf dem Kapitol ankommen schaut Vic etwas ungläubig den Altar vor dem Tempel der kapitolinischen Trias. Ein Sonnenstrahl fällt durch die Wolken und scheint direkt auf den Platz vor dem aedes und umgibt den Opferstein. Zwar ist das Strahlen noch nicht so auffällig, dass man das für ein göttlichen Zeichen halten könnte, aber manchmal ist der Humor der Götter schon merkwürdig.


    An der Seite steht die Reihe der Opferrinder bereit. Ein weißer Ochse für Iuppiter, je eine weiße Kuh für Iuno und Minerva, ein weißer Ochse für das öffentliche Wohl, die salus publica, ein weißer Stier für den Genius des Kaisers und ein weißer Ochse für Fons. Alle haben vergoldete Hörner und Hufen und ihr sowieso schon weißes Fell ist durch Kalk noch weißer gemacht worden. Um ihre Köpfe sind rote Wollbinden gebunden, die an den Seiten herabhängen, und über ihren Rücken liegt je ein breites Band. Das würde ein ziemliches Blutbad geben. Danach wäre der Boden vor dem Tempel durch und durch getränkt und damit das Gelübde des vorherigen Jahres eingelöst, so dass der Consul die neuen vota sprechen kann.


    Ein Sacerdos tritt auf den Consul zu und wechselt einige Worte mit ihm. Mit einem Nicken zieht er sich wieder zum Tempel zurück und gibt ein paar Handzeichen. Daraufhin tritt ein Herold nach vorne, schlägt mit seinem Stab dreimal kräftig auf den Boden und lässt sein Stimme über den Platz erschallen. "Favete linguis!" Ein paar Jungen fangen an Weihrauch über die Kohlebecken zu streuen, woraufhin sich dichte Säulen Rauch in den Himmel erheben. Durch den leichten Wind auf dem Kapitol steigen sie nicht ganz senkrecht auf, es sieht eher so aus, als würden sie der Sonne zustreben. Während die tibicines mit ihrem Spiel beginnen, wird das erste Opfertier, der Ochse für Iuppiter, zum Opferstein geführt und dort am Boden festgekettet. Der Sacerdos bestreicht den Kopf des Tieres mit mola salsa und nimmt ihm die Wollbinden vom Kopf. Mit dem Opfermesser streicht er dann über den Rücken und nimmt dabei das Band davon runter. Dann tritt er einen Schritt zurück und zwei Opferhelfer mit einem Beil und einem Hammer gehen zu dem Ochsen.


    Der Victimarius hebt das Beil, der Popa den Hammer. "Agone?" geht die Frage an den Consul, dem heute die symbolische Rolle des Opferherren im Namen des römischen Volkes zukommt.

    Ungeduldig wartet Vic an der Säule. Wo bleibt sie nur? Er glaubt schon, dass sie nicht mehr auftauchen wird. Das wär schade, aber viel länger kann er nicht warten. Denn wenn sie nicht kommt, muss er sich eine neue Taktik überlegen und die Kekse sind sicher schon alle weg. Kurz bevor er sich dazu entschließt seinen Posten zu verlassen kommt sie doch noch. "Hrhr, Salammbô, die schönste Königin, die Rom je gesehen hat. Die schöne Königin, deren ergebendster Diener ich heute bin, von der Pilleusspitze bis zu meinen Zehennägeln." Er dreht sich um und grinst sie an. Diese Frau ist wirklich nach seinem Geschmack. Diese Frau hat Feuer im Hintern, das sieht er gleich.


    "Ich würd dich auf Händen tragen, meine Königin, aber hier auf dem Forum wär das nicht geschickt. Die Leute sind sehr eigen bei allen anderen Königen außer dem Saturnalienfürst. Was hälst du davon, wenn ich dir zeige, wo es den besten Wein der Stadt gibt? Nicht den billigen Fusel, den sie hier ausschenken. Richtig guten Falerner und ein paar Happen zu Essen." Vic kennt da ein sehr gutes Lokal. Delikater Wein, anregendes Essen und diskrete Zimmer für hinterher.

    Eindeutig, zweideutig, da klinkt sich Flaccus schon aus. In seinem Alter ist man nicht so schnell bei der Sache wie die Jugend. "Schon länger her? Ich war noch nie Mutter! Ist das ein Test? Die Göttin der Liebe ist die holde Venus, die des Krieges die stürmische Bellona, in mancher Hinsicht auch Minerva, und Iuno ist die, die Mütter schafft. Du musst wissen, wir sind eine sehr religiöse Familie, mein Enkel ist Septemvir." Die Ernsthaftigkeit seiner Worte wird bei der Erwähnung des Enkels durch das Gekicher von Saccus unterstrichen. Dieser hat sich auf einen kleinen Schemel an der Wand geflüchtet und denkt gar nicht daran, das Zimmer zu verlassen.

    "Jo, also wenn es umgeändert wird, dann wärs ganz gut, wenn der Name auch geändert werden könnte. Nich, dass ich meinen Cousin Decius nicht schätzen würd, nuja. Also das Decius soll einfach wegfallen. Botellus Valerius, das passt erstmal. Hmm, das wär alles. Danke." Vic verabschiedet sich und verlässt die Basilica wieder.

    Es ist kalt, dicke Nebelschwaden ziehen vor Vics Augen dahin und er kann nichtmal bis zum Boden schauen, so dicht sind sie. "Mann, heut ist wieder einer der verdammten Tage, die ich kaum ertrage und mich ständig selber frage, warum mich all diese Gefühle plagen, die ich nicht kannte oder nur vom Hörensagen. Denn bisher rannte ich durch meine Welt und war der König. Doch alles was mir gefällt ist mir jetzt zu wenig, alles was mich kickte, von dem ich nie genug kriegte, lass ich lieber sein denn ich fühl mich allein"


    Anteros tritt aus dem Nebel heraus und schüttelt missbilligend den Kopf. "Du fühlst dich nicht nur allein, Mann, du bist es. Drum laß das Gejammer sein denn so ist es nun mal auf dieser Welt. Auch wenns dir nicht gefällt, spielst dein eigenes Theater und bist dein eigener Held."


    Vic nickt traurig. "Ja, Mann, irgendwie hast du ja recht und trotzdem gehts mir schlecht. Echt beschissen, denn ich möchte mal wissen welches Stück auf dieser Welt den Applaus erhält, in dem die weibliche Hauptrolle fehlt. Denn sie ist weg und ich bin wieder allein. Sie ist weg, davor wars schöner allein zu sein. Ich raff es nicht ab, was ist daran schlimm, dass ich jetzt nicht mehr der Mann für sie bin? Da sitz ich und dröhn mich zu und beginn zu denken, dass ich keine andere find."


    Der kleine Gott verdreht die Augen und winkt ab. "Die eine ist weg na und? War sie fur dich nicht nur Mittel zum Zweck und Grund sich hinter ihr zu verstecken? Andere abzuchecken war tabu, doch jetzt kommst du!"


    "Hmm, wie gesagt es ist krass, dass ich dachte ich verpass was wenn ich die Finger von den andern lass. Was ich machte, denn ich dachte diesen Spaß gibst du dir wenn du die eine nicht mehr hast und jetzt was? Jetzt ist sie weg und ich versteck mich kläglich, hab keine Lust auf andere also leck mich. Sie ist weg und ich bin wieder allein. Sie ist weg, davor wars schöner allein zu sein. Ich erinner mich, wir waren beide verdammt cool. Doch innerlich raffte ich Spinner null, denn als immer ich dachte ich tu alles für sie war das was ich machte doch irgendwie ... Mit dieser Philosophie fuhr ich einwandfrei, sorgenfrei an ihr vorbei. Schätze bin ein bißchen hochgeflogen, ungelogen, und hab sie dabei mit mir selbst betrogen." Er schaut Anteros erwartungsvoll an. "Kluge Worte was? Hinterher weiß man immer mehr, doch so sehr ich mich auch dagegen wehr, bleibt es schwer aber wahr. Ich bin leer denn sie ist nicht da."


    "Jaja, wunderbar, tolle Rede, Mann. Hört ich dich nicht mal sagen dich lässt jede ran? Und jetzt schau dich an wo bist du hingekommen?"
    "Ich sags dir, Mann, sie ist weg und hat mich mitgenommen. Jetzt ist sie weg, und ich bin wieder allein. Sie ist weg, davor wars schöner allein zu sein.*" Vic kickt vor sich gegen einen Kieselstein, der sich in die Luft erhebt und gegen einen Vogel knallt. Das Tier stürzt aus dem Himmel herab und landet mit einem dumpfen 'Plöp!' auf dem Boden. Es ist eine Taube. Es war eine Taube. Denn jetzt ist sie tot. "Scheiße, verdammte."


    Stunden später lichtet sich der Nebel, dafür marschiert eine Legion durch Victors Kopf. Mindestens eine, vielleicht auch mehr. Er dreht sich grummelnd auf seinem Bett um, schmeißt die Decke auf den Boden und pennt weiter. Der vergangene Abend mit mehreren Kannen Wein und einer starken Räucherung steckt ihm noch zu sehr in den Knochen - und im Hirn.



    *[SIZE=7]Ein Dank an die Fantastischen Vier für den inspirierenden Text.[/SIZE]

    Wie vor einer halben Ewigkeit mit dem letzten Aedilis plebis abgeklärt, macht sich Vic auf den Weg zum amtierenden Aedil. Vor der Tür des Scriba überprüft er nochmal, ob er auch wirklich alle Dokumente dabei hat. Da dies so ist klopft er an und tritt nach der Aufforderung ein. "Salve, ich komme wegen einer vorläufigen Betriebsüberschreibung des letzten Aedils, welche nun endgültig in Kraft treten soll." Da er keine Ahnung hat, in wieweit die Scirbae des Aedilis Curulis dessen Arbeit machen, legt er direkt mal das Dekret auf den Tisch. Dann zieht er eine Wachstafel heraus und legt sie daneben. "Das ist die offizielle Beglaubigung, dass mein Cousin als verschollen geführt wird."

    Das ist dann doch zu viel für Flaccus. Saccus kann sich kaum noch vor Lachen halten als Antipater Flaccus als Mitglied des Schiedgerichtes gewinnen will. Sein Gelache erinnert Flaccus an das Gemecker einer Ziege, doch egal wieviel er mit seiner Hand winkt, der alte Knabe will einfach nicht das Zimmer verlassen. Das würde er auf jeden Fall seinem Enkel mitteilen.
    "Die Göttin wer?" Flaccus glaubt die Götternamen zu kennen, doch eine Göttin mit diesem Namen ist ihm nicht geläufig. Aber es gibt so viele lokale Ausprägungen, vielleicht stammt Antipater von irgendwo außerhalb Roms.

    Victor unterdrückt ein Gähnen und kritzelt unmotiviert auf seiner Wachstafel herum. Die Welt ist sowas von ungerecht. Während andere noch ihren Saturnalienrausch ausschlafen dürfen, müssen die Septemviri schon wieder zusammenkommen und die letzte Sitzung für das Jahr abhalten. Die letzte Sitzung für das Jahr hört sich gar nicht mal so schlecht an. Nur leider ist das Jahr sowieso nicht mehr lang. Der Magister Opimius Naso hat die Sitzung schon eröffnet. Er erzählt irgendwelche Sachen über das erfolgreiche Jahr und seine Zufriedenheit mit der Ausrichtung der beiden Epula Iovis. "... die ersten Feiertage für das neue Jahr berichtet uns Valerius."

    Ohne Aufzuschauen spürt Vic alle Augen auf sich gerichtet. Er lässt langsam die Wachstafel sinken und steht auf. Feiertage, ja. Er kratzt sich am Hinterkopf und räuspert sich. "Das Jahr beginnt mit den Kalenden des Ianuarius." Man könnte meinen, das wäre eine alte Sache. Doch so lange beginnt das Jahr noch gar nicht am ersten Tag des Januar. Erst seitdem die Consuln mit dem Jahr DCI A.U.C (153 v.Chr.) beginnend an den Kalenden ihr Amt antreten hat sich dieser Tag als Jahresanfang durchgesetzt. Und Caesar hat ihn später offiziell in seine Kalenderreform aufgenommen. Vic findet das nicht unbedingt gut. Seiner Meinung nach sollte das Jahr mit dem Marsmonat März beginnen, so wie früher, lange bevor seiner Zeit. Aber ihn fragt sowieso keiner.


    "Womöglich sollte man beim Consul nachhören, ob für den processus consularis und die vota alles bereit ist. Als Consul müsste er das zwar hinbekommen, aber das sind ja nicht grad wenige Opfer, die es zu vollziehen gilt. Die Compitalia bereiten da sicher weniger Sorgen, dass die gefeiert werden, da werden die Bürger schon hinterher sein. Wir müssen uns nur um den Rahmen kümmern. Das Agonium wird der Rex Sacrorum ebenfalls kaum versäumen. Carmentalia, das machen die Wei... öhm, die Matronen. Bleiben für den Cultus Deorum hauptsächlich die offiziellen Opferungen zu den Festtagen der Proserpina, der Iustitia, der Concordia und der Felicitas. Jo, die werd ich dann auch im neuen Jahr wieder an die Sacerdotes verteilen. The same procedure as last year, wie die Griechen zu sagen pflegen." Damit ist Vics Part getan und er setzt sich.


    Der Rest der Sitzung verläuft wie üblich. 8)

    Beim Anstoßen lässt sich Vic natürlich nicht lange bitten. "Auf Mars und Neptun! Mögen die Rennbahnen nie unter Wasser stehen!" Ein halber Becher Wein landet auf dem Boden für die Götter, die andere Hälfte gönnt sich Vic in einem Zug.


    Auch der Rest der Factiones ist gut dabei. Die Amphoren leeren sich immer mehr, während die Männer und Frauen immer voller werden. Und wenn sie nicht gegangen sind, dann saufen sie noch heute.

    8)

    "Wat soll das denn heißen? Jetzt isses also unsre Schuld, dass der Kerl kein Benehmen und kein Anstand hat? Mädel, ich weiß noch genau, wie der hier reingeplatz is und sich aufgeführt hat, als wär er hier zuhause. Aber was anderes scheint er sowieso nich zu können wie er auch im Senat zeigt. Dass er Klient von Purgitius Macer ist, das beweist gar nichts. Der Senator hat genug Einfluss, um solche wie den Terentier bis kurz vorm Ende zu halten und sie fallen zu lassen, bevor es für ihn eng wird." Vic schüttelt den Kopf.


    "Ne, Mädel, wenn du dich ins Unglück stürzen willst, dann mach das. Von mir lässte dich ja doch nich abhalten. Aber erwarte nich von mir, dass ich dat noch gutheiße. Und bevor der Junge hier nich mit ner Entschuldigung im Anschlag aufgetaucht is, brauchste weder mit mir auf ner Hochzeit zu rechnen, noch damit, dass der hier einen Fuß über die Türschwelle setzt. Dat wär ja noch schöner, bei Mars!" Ein großer Schluck Wein landet als Opfer für Mars auf dem Fußboden, um Vics Worte zu bekräftigen.

    Zitat

    Original von Flavia Leontia
    Im Gegensatz zu ihrer Herrin, fühlte sich Salambo in einer fröhlichen Menge wie ein Fisch im Wasser. „Königin? Oho! Bekomme ich auch eine Krone?“ sie schenkte dem feschen Keksverteiler ein strahlendweißes Grinsen, und zierte sich nur anstandshalber noch ein bisschen. „Eigentlich habe ich ja schon eine Einladung... in der Villa Flavia.“ prahlte sie. „Aber warum nicht. Wenn du mit deiner Königin auch tanzen gehst, forscher Unbekannter, dann treffen wir uns doch nachher da drüben an der Säule da...“ Sie zwinkerte keck - das schien ansteckend zu sein - und fragte noch schnell, bevor ihn die keksgierige Menge ihr womöglich wieder entriss: „Wie heißt du eigentlich? Mich nennt man Salammbô.“


    Victor bringt seine Nase ziemlich nah an Salambos Gesicht heran. "Eine Krone, einen Palast und ein Köngreich. Dazu Tänze, bis du nich mehr stehen kannst. Vergiss die Villa Flavia, Salammbô. Ich kenne ein paar Flavier und die haben alle zu tun, was ich sage, hrhr." Irgendwann würde das sicher anders sein. Doch noch ist Vic der Septemvir und die Flavier, die er kennt, sind allesamt nur Sacerdotes. Er schaut verschmitzt zu der Säule und zurück. "Lass dir nich zu viel Zeit, holde Schöne, ich werd schneller wieder da sein, als du Saturnalienkeksbackblechreiniger sagen kannst." Er wendet sich mit seiner Schüssel ab. Dann dreht er sich nochmal kurz um. "Du darfst mich Vic nennen."


    Im nächsten Mometn taucht Vic mit einem Zwinkern und der Keksschüssel in der Menge unter. Allerdings nicht, um die Kekse zu verteilen, sondern auf der Suche nach dem nächsten Keksverteiler. Unweit entdeckt er Naso vor sich und ist mit wenigen Schritten bei ihm. "Bona Saturnalia, Magister!" Während er dem Septemvir freundschaftlich auf die Schulter klopft leert er mit der anderen Hand schnell die Kekse in die Schüssel des Magisters. Wieder lässt er sich von der Menge verschlucken und drückt die leere Schüssel einem Helfer des Cultus Deorum in die Hand.


    Auf dem Weg zurück zu Salambo fällt Vic Aurelia Deandra ein Stück entfernt auf. Ein alter Saturnalienschlager kommt ihm in den Sinn: Letztes Jahr zu Saturnalia, da hab ich dir mein Herz geschenkt. Aber schon ein paar Tage später, da hast du's weiterverschenkt. Dieses Jahr will ich mich vor Tränen bewahren und verschenke es an jemand Besonderes. Klar, so ganz passt es nicht. Es war nicht sein Herz, sondern höchstens sein Mantel. Geheult hat er deswegen auch nicht, allerdings war er in keinem Jahr an den Saturnalien so erfolglos wie im letzten gewesen. Darum zieht er dieses Jahr auch mit einer ganze besonderen Perle ab. Für ein Saturnalienkeksbackblechreiniger hatte diese zwischenzeitlich sicher genug Zeit, doch zumindest ist Vic schneller am Treffpunkt, als seine Kekse verteilt sind.

    So langsam driftet das Gespräch in religionsphilosophische Gefilde ab, denen Vic so langsam nicht mehr folgen kann. Er hat noch nie darüber nachgedacht, welchem Gott die Veneta zugetan sein müsste. Das hat weniger mit der Veneta zu tun als damit, dass für Vic sowieso der einzig wahre Gott feststeht. Natürlich glaubt er an alle Götter und als Septemvir kümmert er sich auch um alle. Bei der passenden Gelegenheit dankt er allen Göttern und bei Notwendigkeit bittet er alle Götter. Aber Mars ist der Gott um den er sich persönlich zuerst kümmert, dem er zuerst dankt und den er zuerst bittet. Das war schon immer so und das wird auch immer so sein.


    Blau und Neptun täte natürlich schon gut passen. Blaues Wasser, blaue Factio. Möglicherweise gehört das sogar zusammen, aber da Vic keine Ahnung hat, äußert er sich nicht dazu. "Nuja, das mit den Rennbahnen kommt von den Pferden. Neptun sind die Pferde heilig, daher. Aber woher das mit den Pferden kommt, das darfste mich nun nicht fragen. Vielleicht von den Seepferdchen, hrhr. Das mit den Rennbahnen könnt noch vom Circus Flaminius kommen. Da hat Neptun nen Altar, wegen der Nähe zum Wasser und weil das Gebiet da öfter ma unter Tiberwasser steht. Vielleicht hat es auch nen ganz anderen Grund, nen völlig plausiblen, den nur keiner mehr weiß. Das is wie mit den vielen uralten Opfergebeten, ständig werden sie von Sacerdotes runtergebetet und dabei weiß kein Mensch mehr, was sie bedeuten."