Vic steht schräg hinter den Statuen, flankiert von seinen Septemvirskollegen. In ihren Händen halten sie Schüsseln voller Kekse, so wie zahreiche andere Helfer des Cultus Deorum auch. Für alle, welche das Collegium der Septemviri sonst als ernsthafte Angelegenheit kennen ist dieser Anblick sicher recht ungewöhlich. Victor gefällt der Posten prima, er ist es auch, der die Septemviri überhaupt erst hierher gebracht hat.
Die Saturnalien sind eines der besten Feste des Jahres. Schon als Peregrinus hat Vic diese Tage ausgiebig für die drei Ws genutzt: Würfeln, Wein und Weiber. Das Opfer ist dabei die beste Gelegenheit, Frauen auszumachen, immerhin sind sie heute alle gleich, auch wenn einige immer noch gleicher als andere sind. Dennoch, keine Frau kann sich heute beschweren, selbst wenn ein Sklave ihr schöne Augen macht. Victor nimmt eher die umgekehrte Möglichkeit wahr und hängt sich an die Sklavinnen ran. Sieben Tage lang sind sie beinahe frei und trennen sich meist am Morgen schon von ihren Herrinen oder Herren.
Der beste Weg, eine solche Sklavin aufzugabeln ist immernoch der alte Kekstrick. Nichts zieht so gut, wie einer Frau einen Saturnalienkeks anzubieten. Gut, es funktioniert nicht immer, aber immer öfter. Darum ist Vic bei der letzten Collegiumssitzung aufgestanden und hat verkündet, dass er sich den Keksausteilern an den Saturnalien anschließen würde. Zuerst hat das zu großer Empörung geführt, weil das keine Aufgabe für einen Septemvir wäre. Doch auf Victors Frage, wie es sein kann, dass an den Saturnalien alle gleich sind, die Septemviri aber nicht wie andere Cultus Deorum-Angehörige Kekse austeilen können, verstummten die Diskussionen. Fulvius Frugi war der erste, der sich Victor angeschlossen hatte, dann folgte Propertius Secundus und nachdem das halbe Collegium aufgestanden war, mussten die übrigen zwangsläufig mitziehen. Natürlich wird das ganze heute als guter Dienst an das römische Volk und als Einfall des Magisters Opimius Naso verkauft. Victor ist es egal, hauptsache, er kann Kekse verteilen.
Während der Flavier die Opfertexte verkündet, was er recht gut macht, schaut Vic schonmal die Beute aus. Ganz vorne entdeckt er eine echte Perle, südländischer Typ und genau sein Geschmack. Leider ist sie jedoch eindeutig mit ihrer Herrin hier. Denn auch wenn heute alle gleich sind, hochrangige Persönlichkeiten stechen trotzdem aus der Menge hervor wie ein Wolf unter Schafen. Genau so, wie die Frau mit den kunstvoll geflochtenen Haaren und dem sicher sündhaft teuren Pelzmantel. Trotzdem lässt es sich Victor nicht nehmen, der Nubierin neben ihr immer wieder zuzugrinsen und zuzuzwinkern. Sie wird seinen ersten Keks bekommen, wenn es soweit ist.