Vic steht mitten in einer gewaltigen Arena, es ist der Beginn von Gladiatorenspielen. Vor ihm ein roter Opferstier. Vic schaut mit einem mulmigen Gefühl in die Menge, es ist sein erstes großes Opfer. In der Ehrenloge sieht er Tiberia Claudia stehen, die mit strengem Blick auf ihn herabschaut. Sie trägt die Rüstung eines Decurio und hält das Feldzeichen der Ala in der Hand. Neben ihr steht Latinus und winkt aufgeregt wie ein kleiner Junge, bis ihm Sev von hinten einen Klaps aufn Kopf gibt. Mindestens ein Duzend rassischer hispanischer Damen umringen Severus und streichen ihm über den nackten Oberkörper. Vic bekommt schon einen Hals auf seinen Bruder, weil er sich da oben vergnügt, während er hier unten schuften darf. Andererseits sind alle anderen Zuschauer nur gutaussehende Frauen, die allein ihm, ja, ihm ganz allein zuwinken und zujubeln. Fanfaren ertönen und Vic zelebriert das Opfer. Er schneidet dem Stier die Kehle durch und schaut dabei zu, wie das Blut in die Opferschale läuft. Die Zuschauer jubeln, tosender Applaus. Vic erhebt die Arme und verkündet mit lauter Stimme: "Mars macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel!" Die Menge tobt vor Begeisterung und stampft mit den Füßen auf den Boden der Sitzreihen. Es fängt an zu Donnern und die ganze Erde bebt. Vic dreht sich um und auf einmal kippt er zur Seite und schlägt hart auf den Boden auf.
"Autsch!" Vic langt sich an den Kopf und setzt sich auf. "Wat fürn Mist." Er zieht sich an der Bettkante auf die Beine und legt sich umständlich wieder ins Bett rein. "Da war ja die Liege bei da Ala breiter..." murrt er vor sich hin und ist binnen weniger Minuten wieder eingeschlafen.
Victor steht auf dem Schlachtfeld von Uttarae. Nebel zieht über den Boden, die Sonne schiebt sich gerade über die Wälder im Osten. Vic sucht nach Überlebenden. Es kommt ihm komisch vor, dass es so still ist. Außerdem fehlt Sev. Wer soll denn das andere Ende der Trage halten? Doch Vic hat auch keine Trage, also braucht er Sev nicht. Überlebende gibt es eh keine und als er genau hinschaut sind da auch keine Toten. Auf dem Feld liegen lauter schlafende Hunde. In der Ferne sitzt der Feldherr Decimus Meridius auf seinem Schlachtross. Er reitet auf Victor zu, doch es ist nicht Meridius, es ist der Typ, den er auf der Götterfeier getroffen hat, nur hat er heut nen Helm auf, ne Rüstung an und eine Lanze in der Hand. Er kommt näher und sitzt vor Vic ab.
"Victor, du Idiot!"
"Wat?"
"Ja, ein Idiot bist du! Bacchus, sehe ich vielleicht aus wie ein versoffener, hurender Bastard?"
"Na he, Aussehen is nich alles." antwortet Vic selbstbewusst. "Seh ich vielleicht aus wie ein versoffener..."
"Schweig!"
"Tschuldige."
"Wenigstens hast du es noch gemerkt. Und nun?"
"Ähm, also ich muss jetzt erstma bei der Sacerdos Tiberia Claudia lernen. Dat is vielleicht ne scharfe..."
"Victor!"
"Äh... also bei ihr muss ich lernen. Und dem Mercurius huldigen."
"Mercurius, hmm? Es könnte schlimmer sein."
"Jo, dat denk ich auch..." '...vor allem mit der Claudia.'
"Halte deine Gedanken im Zaum!"
"Huch! Äh... ja..."
"Ich werde wiederkommen, wenn du soweit bist und etwas taugst."
Ohne ein weiteres Wort schwingt er sich auf sein Pferd und reitet in die untergehende Sonne davon.
"Jo, lasst mich nur alle hier im Regen stehen." Vic dreht sich um auf der Suche nach einem Unterstand, der Schutz vor den dicken Tropfen bietet, die vom Himmel fallen. Es regnet Blut. Victor rennt über das Feld und wischt sich mit der Hand übers Gesicht. Das Blut ist Wein...
Victor schreckt hoch. "Wah!" Er schaut sich irritiert um und weiß im ersten Moment nicht, wo er ist. Dann jedoch erkennt er das kleine Zimmer. "Boah... das war zuviel." Er lässt sich wieder zurück sinken, dreht sich um und fällt nun endlich in einen traumlosen Schlaf.