Beiträge von Nakhti

    Ein Mann kam an das Tor, ein Zivilist, und sprach zu der Wache:
    “Herr, ich habe einen Brief aus Rom. Er ist für den Befehlshaber dieser Legion, den Caesar.“
    Dann übergab er das Schreiben mit gewichtig wirkender Miene.



    An den Caesar
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
    Legatus Legionis Legio I Traiana
    Mantua


    Geliebter Bruder!


    Ich schreibe Dir selten und heute aus traurigem Anlass. Denn unser kleiner Bruder ist, dass müssen wir nun als Gewissheit anerkennen, für immer von uns gegangen.
    Wie Du weißt, ist er bereits seit Monaten im fernen Germanien vermisst. Als ich vor meiner Hochzeit den Norden bereiste, der alte Statthalter Germanicus Sedulus lebte noch, forschte ich bereits nach ihm und erhielt die Auskunft, dass man über seinen Verbleib nichts wisse und mir nur wenig Hoffnung machen könne. Damals hieß es, man befürchte, dass ihn die Barbaren nach jenseits des Limes verschleppt hätten, oder gar umgebracht.
    Seit dem hörte ich nichts mehr von ihm, noch über ihn.
    Jetzt wurde er endgültig für Tod erklärt, denn es gibt keine Hoffnung mehr.
    Ich habe eine Tafel am Familiengrab anbringen lassen, auch wenn das Grabmal leer ist.
    Mögen die Götter verhüten, dass seine sterblichen Überreste entehrt werden und beten wir, dass seine Seele unbeschadet den Weg ins Reich der Toten gefunden hat.


    Ich hoffe sehr, Dich bald wieder einmal sehen zu können, auch wenn ich fürchte, Dein Kommando macht es Dir unmöglich, Rom in nächster Zeit besuchen zu können.
    Darum will ich, sobald ich kann, nach Mantua reisen, denn Brüder sollten einander nicht zu sehr aus den Augen verlieren.


    Mögen die Götter Dich schützen.


    gez. Lucius Aelius Quarto


    ROM - ANTE DIEM VI KAL APR DCCCLVI A.U.C. (27.3.856/103 n.Chr.)

    …und kaum hatte er das dritte Mal an die Tür geschlagen, da öffnete sie sich auch schon und gab den Blick frei auf Nakhti, der ihn fragend anschaute.
    “Ja, -err?“

    Der Ägypter Nakhti hatte keine Ahnung was die Bacchanalien waren oder wie sie bei den Römern gefeiert wurden. Das es ein Festtag war und irgendwie mit Wein und einer Art Weingott zu tun hatte, dass hatte er schon begriffen. Aber ansonsten waren ihm die Gebräuche dieses Festes ebenso fremd, wie die fast aller anderen, die man hier in Rom feierte.
    Deshalb war er auch nicht sonderlich irritiert, als er feststellte, dass sein Herr fast alle seiner Kleidertruhen vollkommen durchwühlt und ein heilloses Durcheinander angerichtete hatte. Das musste wohl so Sitte sein, dachte Nakhti sich und begann damit, ein wenig Ordnung zu schaffen.