Beiträge von Titus Helvetius Geminus

    "Nun ... meine Theorie ist, dass sie sich einfach zu sicher fühlten. Die Fakten sprachen ja für sie. Kaiser Trajan hatte zunächst abgedankt und war ins Exil gegangen. Die Cohortes Praetoriae als Machtinstrument des Kaiserhauses waren aufgelöst. Als Trajan wiederkehrte, scheiterte sein Versuch die Macht wieder zu übernehmen und er beging sogar Selbstmord. Kurz darauf versuchte dies Gaius Valerius Moratus, der ehemalige Praefect der Garde erneut und scheiterte ebenso. Man plünderte die Regia Traiana und andere Häuser von kaiserlichen Anhängern. Gaius Valerius Moratus wurde gefangen, angeklagt und wählte im Mamertin dann ebenso den Freitod. Danach wurden viele kaisertreue Bürger vor Gericht gezerrt, entehrt, verurteilt, enteignet und teilweise nur politisch, aber auch allzu oft auch körperlich vernichtet.
    Und dann kommt ein Julian daher und versucht den Machtwechsel zum dritten Mal. Beide vorher scheiterten. Und da waren es ein Kaiser und ein Praetorianerpraefect gewesen. Nun war es der Neffe, und dann auch Sohn, des letzten Ulpiers auf dem Thron, den niemand kannte. Man gab im keine Chance und nach obigen Ereignissen hielt man das Kaiserreich für tot. Alle dessen Vertreter waren ebenso tot oder entmachtet. Man hielt Julians Widerstand nur für eine lächerliche erfolglose Nachwehe.


    Mut ist der Zahlen allein überlegen. Ein wahrlich guter Spruch. Julian fand diesen Mut, gegen alle Omen und Widrigkeiten. Und natürlich verstand er Volk und Militär besser, als sein Gegner es tat."


    "Naja, die Equites Singulares sind ja Teil der Garde, so abwegig weit ist der Weg dorthin gar nicht. Göttervertrauen schadet dabei zumindest nicht, das stimmt."


    Schmunzelte der alte Mann.


    "Wer nichts tut, macht sich schuldig. Ein Ausspruch über den es nachzudenken lohnt. Wahrhaftig.
    Was geschehen wäre, wenn wir damals nichts unternommen hätten? Wahrscheinlich wäre ein Bürgerkrieg entbrannt, zwischen verschiedenen Republikanern und möglichen anderen Kaiseranwärtern. Diese Schwäche hätte auch mancher Feind von außen nutzen können."

    Er kannte sich also auch in Roma aus. Vielleicht war er sogar ein Sohn der Stadt. Die zig tausenden möglichen Rekruten der Stadt am Tiber, hatten seit die Legio I in Italia selbst stand, eine Legion vor der Haustüre. Ein Luxus der Ulpier, der nie wieder abgeschafft wurde.


    "Die Republikaner hatten es damals nicht eilig gegen uns vorzugehen. Nur eine Provinz und nur drei Legionen waren abgefallen, sie gingen fest davon aus, dass unsere Rebellion nicht lange dauern könnte und von selber in sich zusammenfallen würde. Sie waren in Rom viel zu sehr damit beschäftigt sich über Posten und künftige Seilschaften zu zanken, als dass sie wachsam in die Offensive gehen würden. Natürlich zogen sie ein Heer gegen uns zusammen, aber alles andere als eilig. Sie zogen Truppen von Donau und Rhein zusammen. Gleich zwei Fehler begingen sie dadurch. Die Truppen vom Danuvius brauchten sehr lange, bis sie im Bereitstellungsraum ankamen und dann waren dies genau die Männer, die nicht sehr lange davor treu mit Kaiser Trajan gegen Decebalus und seine Dacer gezogen waren. Der Ulpier war damals den beteiligen Verbänden gegenüber sehr zuvorkommend und großzüglig gewesen. Damit brachten die Abweichler das entscheidende Element des Ungehorsams gegen sich, selber ins Spiel. Das republikanische Heer war uns mehr als 2 zu 1 überlgen, deren Sieg stand außer Zweifel. Daher ließen sich die Köpfe der Republikaner bei deren Heer nicht blicken, sondern blieben in Rom. Ein weiterer Fehler. Als Feldherr stand uns Fulvius Martialis gegenüber. Seit Trajans Tod ein übler und unversöhnlicher Feind der Dynastie. Als Militär sehr talentiert, doch sein Hass, machte ihn für die Geschehnisse vor seiner eigenen Nase blind. Das Heer zog uns unendlich langsam entgegen. Und lange vor einem Kontakt, hatten geheime Verhandlungen mit den Legaten und Tribunen der heranrückenden Legionen begonnen. Die Truppen von der Donau, waren leicht zu überzeugen, sie folgten so oder so bereits nur widerwillig dem republikanischen Banner. Die Rheintruppen waren da schon eine härtere Nuss, Martialis war mit ihnen schon viele Male in Feldzügen unterwegs gewesen und daher waren sie zerrissen zwischen ihren Loyalitäten.
    Entscheidend war in den Verhandlungen der Vorteil des Kaisertums gegenüber der Republik. Julian konnte jedem konkrete Versprechen machen, wenn er den Thron wiedergewänne. In der Republik war nichts sicher, die Garde hatte man aufgelöst, daher waren deren Mitglieder beinahe geschlossen auf unserer Seite gelandet, daher fürchtete man dies auch für andere Verbände. dann wechselte die Macht damals in Rom sehr zügig, Uneinigkeit, Zank und Unzuverlässigkeit der Gegner liesen uns diesen geheimen Krieg gewinnen.
    Julian war auch sehr daran gelegen, kein römisches Blut unnötig zu vergießen. Martialis und einige Dutzend ihm getreue Männer setzten sich von ihren revoltierenden Legionen ab und versuchten zu den Resttruppen am Rhein zu kommen. Mein Sohn nahm sich damals den Flüchtenden an. Julian war nie rachsüchtig, nur in einem speziellen Fall und das waren die republikanischen Rebellen. Er hat bei deren Verfolgung nie nachgegeben, er nahm das alles schrecklich persönlich. Danach war der Weg nach Rom frei. In Rom waren die Stadtkohorten noch ein kleineres Problem, aber trotzdem fiel uns Rom danach sehr bald gänzlich in die Hände."


    Ein weiterer Stärkungsschluck folgte.


    "Ah, also tatsächlich ein Gardist! Ja, die Burschen haben ihre eigenen rauen Sitten und Regeln. Der Weg zu den Equites Singulares hast du trotzdem noch offen und vielleicht wird das mit dem Pferd also eines Tages wieder werden."


    Keiner kann etwas erreichen ohne Einfluß ... Dieser Ausspruch holte Geminus aus seinem nostalgischen Hochgefühl. Ja, ohne Einfluß bewegte sich nichts und diesen hatte er lange verloren.


    "Ganz recht. Wir wissen beide, dass es da draußen viele gibt, die unser Verständnis von Richtig und Falsch nicht teilen."

    "Umstände? Dank Deiner, nicht im geringsten! Und die Burschen hier, kennen nur die Hälfte der Tricks ihrer Vettern aus Roma. So ist es hier, fast wie Urlaub."


    Der Miles wurde etwas blasser, als Geminus seine Tarnung selber aufgab. Er hatte mit Sicherheit nicht gewusst, wen er vor sich hatte. War also nicht auf ihn angesetzt. Der Senator entspannte sich nun vollends.


    Der Helvetier merkte, dass er über diese Dinge schon sehr lange nicht mehr mit jemandem geredet hatte. Außer Dubnus vielleicht. Aber der war damit nicht zu überraschen.


    "Ja, ich kannte und schätzte den guten Lucius Ulpius Iulianus sogar sehr gut. Meine Gens unterstand seit ehedem dem Patronat der Ulpier ..."


    ... woran diese sich heute allerdings nicht mehr erinnerten.


    " ... ich zog mit Julian in die Schlacht, so ist es. Wobei dieser Kampf nicht lange hielt. Sowohl die Rhein- als auch die Donaulegionen mochten im relativen Frieden mit den Republikanern stillgehalten haben, aber als der Kampf begann und sie sich auf der Seite wiederfanden, die ihren Gladius gegen ihren Kaiser zu ziehen hatte, da fielen sie vom Irrweg ab und schlossen sich uns eine nach der anderen an. Daher war ich eher ein Not- oder Gelegenheitssoldat, wenn Du so willst. Nicht wie mein Sohn, dessen Gefallen am Kriegshandwerk weit höher ..."


    ... war oder ist? Wer wusste das schon.


    " ... lag in diesen Tagen. Meine Stunde kam eher später in den Gerichtssälen, als es darum ging das republikanische Gespenst zu verscheuchen. Zumindest diejenigen Köpfe, die sich dem stellten."


    Hinter den restlichen Köpfen jagte Falco her. Und so mancher davon landete bald darauf im Sand.


    "Du dientest ebenso in der glohrreichen Legio Prima? Dann sei mir nochmal und umso herzlicher gegrüßt. Ein wirklich formidabler Haufen! Zwar war ich selbst, wie erwähnt, nur kurz im Felde, aber bei so manchem Kriegsrat mit Rat und Tat präsent.
    Bereits ein Legionsreiter gewesen? Und dienstlich in Misenum. Eine andere Legion lässt sich hier nicht finden und da der Kaiser unweit von uns gastiert ... würde ich meinen, dein weiterer Weg führte dich zu den Cohortes Praetoriae?"


    Er prostete ihm erneut zu.


    "Und es gibt nichts zu verzeihen. Du hast weit mehr Respekt verdient und gezeigt, als du annimmst. Taten adeln, nicht Geburt, denke ich. Und deine Taten adeln dich, mein junger Freund.
    Ich war einst den Zirkeln der Macht sehr nahe und habe viel Respekt angeboten bekommen, doch dieser war allzu oft nicht redlich, sondern Kalkül. Daher heiße ich ehrliche Aufrichtigkeit heute mehr denn je willkommen!"

    Da in der Taberna um diese Zeit noch nicht sonderlich viel los war, kamen die Getränke nur einen Augenblick danach. Geminus hob seinen Becher und Prostete seinem Gegenüber zu.


    "Prosit! Mein Dank sei Dir gewiss, möge ich nach dem Becher auch wieder so spurten können!"


    Sprachs, trank und lachte.


    Er wurde von seinem Centurio eingesetzt. Dienstgrad also darunter, bei dem Alter aber keine Überraschung. Er war mal Eques in den Legionen und dient aber noch immer. Klang nach einer Versetzung zu den Equites Singulares und damit zur Garde. Das machte eine neue Theorie in des Senators Kopf auf. Ein Mitglied der Patres Conscripti, wenn auch ein derzeit unbedeutendes, zieht in die Nähe des Kaisers. Wurde er gerade ausgeleuchtet? Aber das konnte nicht sein, sein Gegenüber hätte ihm den Weg zu einer solchen Einsicht zu leicht gemacht. Und solange es bei Gesprächen über die Vergangenheit blieb, waren diese so oder so unverfänglich.

    "Ja, auch ich habe meinen Teil in den Heerlagern unseres Reiches getan. Wann, nun, das einzige Mal in den letzten Jahren, in denen es tief in Gallien selbst zu Kampfhandlungen kam. Im Jahre DCCCLIII nach Gründung unserer Stadt. Als Julian der göttliche erkannte, dass die Republikaner ihn nur als Sündenbock benützen wollten, als nützlichen Dummen zur Beschmutzung und Austilgung von seines Vaters Andenken, des großen Trajan. Endlich sah er dies ein und bestand auf seinem Geburtsrecht und wollte lieber mit dem Schwert in der Hand sterben, als sich weiter unterjochen lassen und dem Ruin des Reiches zuzuschauen."


    Geminus wurde bewusst, dass man auch dies aktuell politisch werten konnte und räusperte sich.


    "Jedenfalls standen dem Kaiser zunächst nur drei Legionen treu zur Seite, seine und seines Vaters geliebte Legio Prima allen voran. Das hat ihn zeit seines Lebens, zumindest solange, wie ich dieses mit ihm teilte, sehr mit diesem Haufen verbunden. Niemand durfte in seiner Gegenwart schlecht über seine Jungs reden.
    Nur der Statthalter von Hispania teilte am Anfang den Mut sich der Rebellion gegen das Unrecht anzuschließen. Darum ging der Marsch nach Hispania Occupata, der neuen Keimzelle einer Dynastie. Aber an Getreuen fehlte es dem Anwärter auf den Purpur. Viele der alten Weggefährten hatten sich gegen die Ulpia gestellt oder liebäugelten nur aus Ruhm- oder Gewinnsucht mit den Republikanern. Daher übernahm ich damals das Kommando der Legio X Gemina."


    Nostalgische Gefühle ließen Geminus in seinem Sitz zurücksinken, außerdem brauchte er einen weiteren Schluck um seine Kehle wieder zu befeuchten.

    Geminus nahm den angebotenen Platz gerne an. Dem Schankmädchen gab er zu vertsehen, dass er das gleiche wie sein gegenüber haben wollte.


    "Meine letzte Posca ist schon etwas her, aber nach der Aufregung, wird sie mir gut tun."


    Er hatte noch immer nicht gesagt oder zugegeben im Exercitum Romanum zu dienen. Er gab faktisch nichts unötig preis. Langsam verdichtete sich ein Verdacht, welche Sorte Soldat er dort vor sich hatte. Oder wurde Geminus auf seine alten Tage noch paranoide?


    "Das letzte Mal trank ich sie wohl in einem Feldlager in Südgallien, wenn ich mich recht erinnere. Ich wohne außerhalb von Misenum und verbringe dort mein Altenteil, was hat Dich hergeführt? Dienst oder Vergnügen?"

    Und weg war der kleine Dieb.


    "Froh über sein schnelles Fortkommen ist er scheinbar aber schon.


    Lachte der Senator.


    "Eine Tracht hätte ihm nicht geschadet, nicht mehr, das denke ich auch. Er wird im Leben davon genug bekommen haben und noch erhalten."


    Seis drum, Sozialkritik war kein römsichen Steckenpferd.


    Ob bewusst oder unbewusst, er hatte den Test umgangen und schlichtweg Geminus' Aussage bestätigt, ohne Regung. Unter einer Decke waren die beiden sicher nicht, keiner würde sich bei jeder Aktion beißen lassen wollen. Entweder war er also doch kein Militär oder er gehörte einem ganz anderen Verband an, nichts lokales. Wegen des Kaisers Anwesenheit in der Nähe, konnte es nahezu alles sein.


    Ein militärischer Gruß, den hatte man dem Senator schon lange nicht mehr angeboten, seit den Tagen von Hispania Occupata nicht mehr. Umso bereitwilliger nahm er ihn an. Sein gegenüber trug Armillae. Die Theorie traf also doch zu. Mehr Beweise brauchte es nicht. Also konnte man auch offensiv werden.


    "Oh ein Iulier! Salve und noch einmal danke für Dein Eingreifen! Ich bin Titus Helvetius Geminus. Da Du mir geholfen hast und dabei sogar verwundet wurdest ..."


    Der Senator deutet auf die Hand des Mannes.


    "... möchte ich Dich gerne zu einem kleinen Schluck einladen, wenn Du erlaubst? Wobei Du bei Deinem Dienst in den Streitkräften sicher schlimmeres gewohnt bist, oder?"


    Jeder normale Legionär würde bei der Vorlange nun zu prahlen anfangen.

    "Salve und danke, mein Freund. Du hast wirklich einen bemerkenswerten Antritt."


    Widmete sich der Senator zunächst seinem Helfer. Er musste scharfe Augen haben, denn er hatte die Situation sehr schnell erfasst. Dann war er äußerst sportlich, den Passanten auszuweichen und dem Jungen derart schnell hinterher zu kommen. Weiter musste er etwas für Gerechtigkeit übrig haben, ein Vigile vielleicht, oder die beiden gehörten zusammen und teilten die erwartete Belohnung an der nächsten Ecke brüderlich ...


    Der Senator lächelte.


    Wenn dem so war, würde der ältere schon sehr bald darauf zu sprechen kommen, daher würde der Senator dies als Test selbst tunlichst vermeiden.
    Seine Kleidung ließ aber eher den Verdacht Sicherheitsorgan zutreffen. Seine Tunica war nicht unordentlich, man könnte sagen militärisch korrekt und für einen Veteran war er zu jung, Verstümmelungen sah man auch keine. Aber auch dafür gab es einen Test.


    "Ja, der Junge hat mir etwas Tragen geholfen. Nur war das seine und nicht meine Idee. Denn diese hier ... "


    Sprachs und erhielt die Rolle zurück.


    "... hätte ich auch alleine den Weg nach Hause geschafft. Aber nun da ich sie wieder habe, können wir, denke ich, den Lausbuben wieder laufen lassen. Eine Lektion lernt er so oder so nicht und bei den örtlichen Behörden würde er nur lernen, ein schlimmerer Verbrecher zu werden."


    Allein der Kommentar würde von einem örtlichen Staatsdiener nicht unbeantwortet bleiben. Aber zur Sicherheit ....


    "Außerdem wäre es für uns ebenso unangenehm den Vorfall zu melden. All die Fragen, das Warten und am Ende hängen die Kerle einem sogar selber noch was an!"


    Nun war sich Geminus recht sicher, bald zu wissen, wen er vor sich hatte und lächelte.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Und ob's das gab! Es hatte ein runderes Gesicht und auch keinen Spitzbart, sondern so einen richtigen, der um das ganze Kinn herum ging ;) Und eine ganz andere Mütze.


    HIER


    Ich sagte nicht, dass ich das glaube ...

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    Für jemand, der mit dem West-Sandmännchen aufgewachsen ist, nicht! ;)


    Genau, und heute unterliegt es scheinbar ner waschechten damnatio memoriae. Ich hab schon Leute erlebt, die behaupteten, das häts nie gegeben. -.^

    Geminus war in einer Bibliothek gewesen und hatte sich mit einigen statistischen Daten aus der Regierungszeit von Julian eingedeckt. Fakten, Menschen und Geschehnisse, diese brannten sich dem Senator ein, aber Zahlen ....


    Er war dabei, seine Commentarii De Bello Dacico vorzubereiten. Mehr als nur eine Schriftrolle unter dem Arm, drängelte er sich durch die Menschen. Von hinten sprintete ein Junge heran, der dem alten Mann gezielt einen Stoß versetzte, der alle Schriftrollen freigab und sie purzelten auf die Straße. Das Opfer darunter war schon vorher ausgewählt worden, ein dickes Opisthographon dessen umbilicus der einzige mit ein wenig Goldeinlagen an den Köpfen war.


    Nachdem Geminus sein Straucheln wieder einigermaßen gefangen hatte, brüllt er dem Bengel hinterher.


    "Du verfluchter, nichtsnutziger, kleiner Bastard!"


    Er greift sich in seiner Wut eine weitere Rolle und will diese werfen. Als er dazu ansetzt, erkennt er sie. Der gallische Krieg, sein eigenes Exemplar mit vielen Anmerkungen. Wenn das kaputt ginge oder nur, in wissen die Götter was, hier auf der Straße hineinfiele, so würde ihn dies Monate zurückwerfen. So ließ er den Arm sinken.


    "Haltet den Jungen, er ist ein Dieb!"


    Naivität tut weh. Manchmal jedenfalls. Desinteresse war noch das anteilnehmendste Gefühl, dass man den Blicken der ihm entgegen kommenen Passanten entnehmen konnte.

    Der Senator war schon lange nicht mehr hier gewesen. Viele erinnerungen kamen in ihm auf, an Ort, Menschen und Geschehnisse der Vergangenheit. Sofort war er sich sicher, dass dieses Haus perfekt sein würde, für die Aufgeben, denen er sich im Leben noch widmen wollte. Was die Geschichtsschreibung anging, hatte er einige Vorteile. Von vielen Ereignissen der Vergangenheit wusste beinahe niemand mehr so genau bescheid, wie er es noch tat. Vielleicht das einzige Geschenk, was er seinem Staat noch machen konnte. Am Ende seiner Karriere, auf eben diese zurückzublicken und wieder zu geben, wie und wo der Weg bekann. Was geschah und warum es das tat. Wer die Entscheider und Drahtzieher waren sowie die Hintergründe der Ereignisse.


    Der Senator hatte nur wenige Personen mitgebracht. Einige Sklaven und einen Freigelassenen, der ihm zum Freund geworden war. Dubnus hatte bereits Trajan gedient sowie Julian. Als Freigelassener hatte er den kaiserlichen Dienst verlassen. Doch seine Kontakte nie verloren, der Senator war froh, ihn heute noch an seiner Seite zu haben. Und noch glücklicher war er darüber, dass er dieses intellektuelle Exil mit ihm teilte.



    "Senator. Eure Sachen sind ausgepackt und eingeräumt. Das Saubermachen wird allerdings noch geraume Zeit in Anspruch nehmen."


    Er hatte sich nie angewöhnt Geminus Senator zu nennen. Bei jedem anderen hätte er diese Anrede heute wohl fast als Hohn verstanden, doch Dubnus sagte dies aus respekt vor dem alten Freund und der gemeinsamen Zeit.


    "Setz Dich, lass das die Sklaven machen. Ich habe hier eine Amphore Falerner, die es zu vernichten gilt!"


    Die Einladung lies den ebenfalls älteren Mann grinsend Platz nehmen. Beide füllten sich einen Kelch Wein und betrachteten die Pflanzen des Atriums. Verwildert aber schön. Der milde Wind wehte durch die Szenerie.


    "Was meinst Du Dubnus, worüber ich schreiben sollte?"


    Der Angesprochene nahm einen kurzen Schluck.


    "Es gäbe da ein paar Themen, die geradezu auf Dich zugeschnitten sind. Nein, ich möchte sogar behauten, dass diese außer Dir keiner niederschreiben könnte. So zum Beispiel die gesamte Amtszeit des Kaisers Traianus, die Dacerkriege. Und ganz besonders das Ende dieser Zeit. Dann die Restauration der ulpischen Dynastie und der Aufstieg von Julian. Hispania Occupata und der Bürgerkrieg. Viele Dinge, über die nur wenig veröffentlicht wurde und überdies gibt es beinahe keine aussagekräftigen Zeitzeugen mehr. Außer den minimalistischen Texten der Chronicusa .... ist so gut wie nichts erhalten."


    Der Senator nickt bedächtig.


    "Wohl wahr. Was die Chronik angeht. deren Texte habe ich mir kopieren lassen und hatte sie im Gepäck."


    Was Dubnus zweifellos bekannt war.


    "Ja, Du triffst meine Gedanken da sehr genau. Mit was davon ich beginnen werde, das weiß ich noch nicht. Über Trajans Regierungszeit müsste sogar ich sehr viel recherchieren und lange nachdenken, um mich an Namen und Geschehnisse zu erinnern. Was seinen Sturz und Tod angeht, da fiele mir dies noch leichter."

    Die Miete eines Wagens nach Misenum, hatte sich als sehr kostspielig herausgestellt. Es hatten sich doch deutlich mehr Dinge gefunden, die er mitnehmen wollte, als gedacht. Schriftrollen und Erinnerungen. Alles, was er brauchen würde, um seine Erinnerungen niederzuschreiben, so er sich dazu entschlösse. Doch er tendierte bereits dazu.


    Er hatte auch alle Post mitgenommen, er wollte sie während der Fahrt lesen, doch dieser .... Wagen, rumpelte derart hin und her, dass er bei Leibe nicht dazu fähig war. Nun hielt er aber in der Schlage vor dem Tor. Die einzig noch ungeöffnete Rolle würde lange gelesen sein, bis der senatorische Wagen an die Reihe kam. Geminus entrollte sie.



    An
    Titus Helvetius Geminus
    Casa Helvetia
    Roma
    Italia



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    SENATORI T. HELVETIO GEMINO S. D.


    Ich schreibe dir im Auftrag des Procurator a libellis, Tib. Prudentius Balbus, zum Zwecke der Beantwortung deines Audienzgesuches. Bedauerlicherweise muss ich dir mitteilen, dass die Kanzlei für die Vergabe von Terminen beim Praefectus Urbi keinerlei Kompetenzen hat. Bitte, melde dein Gesuch beim Officium des Praefectus Urbi an, und lass dir von einem zuständigen Scriba oder vom Praefectus selber einen Termin geben.


    Im Auftrag der kaiserlichen Kanzlei


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    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    Admistratio Imperatoris. Er hatte vor seinem letzten Anfall um eine Audienz beim Kaiser über den Praefectus Urbi ersucht. Wage erinnerte er sich.


    Nachdem er das Schreiben gelesen hatte, stieß er verächtlich die Luft aus und murmelte vor sich hin.


    "Die kaiserliche Kanzlei hat keine Befugnisse ..."


    Soweit war es gekommen. Dieser Möchtegernusurpator hatte alle eigentlichen Schaltstellen des Reiches schon lange kaltgestellt. Armes Rom. Da lebte er lieber in der Erinnerung, die Gegenwart erschien ihm viel zu deprimierend.


    Die Schriftrolle flog im hohen Bogen in einen der Büsche neben der Via. Das alles, hatte er hinter sich gelassen.


    Kurz darauf hielt der Wagen neben dem Wachhabenden der Porta.


    "Salve miles! Ich bin Senator Titus Helvetius Geminus und möchte passieren. Meine Villa liegt auf der anderen Seite der Stadt auf dem Land, daher macht es mehr Sinn diese zu durchkreuzen."

    Der Medicus des Senators saß diesem gegenüber und schaute mehr als grimmig.


    "Titus, sei wie vielen Jahren bist Du nun schon bei mir in Behandlung?"


    Geminus spürte sofort in welche Richtung das Gespräch führen würde. Doch zum allerersten Mal, hielt seine Sturheit dagegen anzugehen nicht an. Seine Gesichtszüge lockerten sich beinahe sofort. Ein leichtes Grinsen um die Mundwinkel bildend fixiert der alte Mann sein Gegenüber.


    "Ich lasse mir Deine Arzneien und Gemeinheiten nun sein circa 15 Jahren bieten."


    Das Grinsen wurde breiter, um zu unterstreichen, dass keine Spur Ernst in der Aussage lag.


    "Und ... beinahe alle dieser beiden waren richtig gewählt."


    Auch die Mimik des Mediziners wurde weicher.


    "Dann höre auch diesesmal endlich auf mich, mein Freund. Wieviele Rückfälle Deiner Krankheit hast Du mittlerweile bekommen?"


    Die Direktheit der Frage schmeckte dem Senator nun doch wieder nicht. Außer hochgezogenen Augenbrauen, war keine Reaktion zu erkennen.


    "Es muss sicher bereits die zehnte, wenn nicht mehr, davon gewesen sein. Da Du das stets nicht wahrhaben willst, hast Du sciher noch ein paar unterlassen mir mitzuteilen. Sieh es ein, Du wirst nicht jünger und Du wirst nie wieder da hin kommen, wo Du einmal standest in diesm Staat. Du bist ein Relikt, ein überlebtes Relikt der Vergangenheit."


    Wäre es nicht ein Freund, der das sagte, so wäre er nun wohl nicht mehr. Geminus vertand durchaus den Sinn hinter diesen sehr harten Worten und den Willen des Amicus. Es war ein langer Weg gewesen. Der alte Haudegen sah wohl keinen anderen Weg mehr hinter den senatorischen Dickschädel zu kommen.


    "Secundus .. ich ..."


    Der Anhänger der Lehren des Aesculapius winkt sofort ab.


    "Nein, lass mich diesmal ausreden. Schauen wir uns doch die Fakten an. Fakt ist, dass Deine Krankheit sich nicht grundlegend verbessert. Die Schübe kommen immer wieder und legen Dich für viele Wochen und gar Monate völlig flach. Dann ist schlcihtweg nichts möglich.
    Fakt ist bewiesenermaßen auch, dass Deine Anfälle weniger und weniger schlimm sind, wenn Du nicht hier in Roma, sondern in Ruhe woanders bist. Das hast Du mit vielen Besuchen auf dem Land bewiesen.
    Warum bist Du trotzdem in Roma? Weil der große Senator einfach nicht aufgeben kann, was er einmal war. Du warst einmal am Puls der Nation, Auge und Ohr des Kaisers und der Macht. Wichtiger, staatstragender Honoratior. Und das willst Du wieder werden, nicht bleiben, nein, das ist lange verloren. Das bringt uns direkt zur nächsten Faktensammlung. Welche Hindernisse zu überwinden wären, um überhaupt nur die wage Chance zu bekommen, dort wieder hinzukommen. Folgende Fakten stehen gegen Dich. Der Kaiser, der Dein Freund, Förderer und Vertrauter war, ist lange verstorben. Der jetztige kennt Dich nicht, zwar auch ein Ulpier, aber doch ein Fremder. Der Senat, könntest Du mir aus dem Kopf auch nur ein einziges dort derzeit brisantes Thema nennen? Kennst Du nur eine zur Zeit laufende Intrige? Gäbe es auch nur einen im heutigen Staat agierenden Mächtigen, der Dich als konkret wichtig genug einstufen würde, um sich Deiner Anhängerschaft zu versichern? Du bist seid gefühlten Äonen Senator, doch selbst dieser blanke Status steht auf wackeligen Füßen. Deine Quaestur war bestenfalls Durchschnitt, Deine Aedilitär mieserabel. Deine Leistungen im Bereich der Jurisdiktion sind lange vergessen. Sieh es klar, Du hast Dich und Deine Zeit überlebt! Tritt ab und suche anderswo Aufgaben und Frieden!
    Deine Familie, einst als zweite im Reich, nach der göttlichen Ulpia selbst genannt, ist zur Bedeutungslosigkeit herabgefallen. Sie ist faktisch ausgestorben, alle sind tot oder vermisst, sogar Dein Sohn. Kontroverse in persona zeit seiner Existenz in der Öffentlichkeit. Nur die Götter wissen, ob er erneut von irgendwo aufersteht.
    Ich weiß, dass Du das alles nciht hören willst, aber ich wieß ebenso, dass Du längst erkannt hast, wie wahr diese Wort sind. Diese Stadt hat nichts mehr für Dich. Ich bitte Dich erneut, ziehe Dich zurück und genieße Deine dann noch zahlreichen Tage in Abgeschiedenheit. Noch bist zu historisch anerkannt, doch aktuell unbekannt, Deine periodischen Versuche des Wiedererstehens, geben Dich nur der Unglaubwürdigkeit und Lächerlichkeit preis. Zerstöre nicht das wenige an Denkmal, was es noch zu erhalten gibt!"


    Schon lange hatte Geminus seinen Widerstand gänzlich aufgegeben. Lucius hatte Recht. Es war nutzlos, in Rom zu bleiben. Hier gab es nichts mehr für ihn. Sein Rom war vergangen und die Energie für einen Anschluss an das neue, hatte er bei Leibe nicht mehr. Und jeder Tag mehr, würde noch mehr davon benötigen. Und schon jetzt war er hoffnungslos abgehängt.


    "So grausam und maternd Deine Wort in meinem Herzen brennen, .... so wahr sind sie doch. Ich werde auf mein Landgut nach Misenum gehen, um dort in der Erinnerung zu leben."


    Er ließ Wein kommen und seinen Abschied von Roma gebührend zu ertränken. Vielleicht würde er zu schreiben beginnen. Memoaren, Kriegsberichte oder Historien. Man würde sehen.

    Salve!


    Naja, zu meiner Schmach, leider hätte das mit 2 Wochen durchaus passieren können.


    Also, die Gens Helvetia hat leider schon deutlich bessere Tage erlebt und Faktum hat sie keinerlei echte aktive Mitglieder mehr. Daher wäre Dein Spiel mit dieser Gens mehr als zäh verlaufen. Daher bieten sich sicher andere eher an. Ich habe die Gens auch aus der Neumitgliederwerbung gestrichen, ein laaaange überfälliger Schritt. Es tut mir also echt leid, Dich Zeit gekostet zu haben! Lass das Deine Motivation nicht trüben, die Sim ist es wert trotzdem nach vorn zu schauen. :)


    Vale,
    Geminus

    Hallo! :)


    Prinzipiell nehmen "wir" Dich sehr gerne, nur ist die Gens Helvetia so gut wie gut.


    Daher stellen sich Hlfe und Chancen dabei recht dünn dar, das sag ich deutlich.


    Sofern du also kein potenzieller Einzelkämpfer bist, was ja sein kann? ;)

    "Ist die Lage wirklich objektiv gesehen derart schlimm? Dass die Führerschaft Roms auf der Straße liegt und sie sich faktisch jeder nehmen könnte, der nur energisch genug ist? Es würde mich sehr wundern, wenn eine so etablierte Dynastie so sang und klanglos alle Kraft verloren hätte."


    Was ging hier nur vor? War der mann paranoid, oder er selber? Oder alle? Oder war doch etwas dran, an diesen Entwicklungen.


    "Warum jemand schnell den Tod ausnützen würde? Ganz einfach, um allen Konkurrenten zuvorzukommen. Es sei denn, dass jemand meinen könnte, dass die Zeit für, statt gegen ihn arbeite. Wäre der Kaiser tatsächlich bereits tot. So wäre diese Information die brisanteste verfügbare überhaupt. Wie sollte man das lange geheimhalten können und das verlässlich? Was wäre mit Hofbeamten, Leibsklaven und Bediensteten? Wachen, Besuchern und vor allem Familienmitgliedern? Die müssten alle komplett kategorisch und verlässlich abgeschirmt werden. Das wäre nahezu unmöglich und es fiele auf. Wenn ein doch ziemlich bedeutender Kreis von Menschen auf einmal schweigt zu allem. Der Kaiser ist ja nicht allein nach Misenum."


    Das ginge nur, wenn dieser Kreis um den Kaiser möglichst weit minimiert wurde und dann noch einige Entscheidungsträger vor Ort, bereits für die neue Schattenadministration gewonnen wurden. Ob durch Geld, Machtversprechen oder nackte Gewalt. Geminus kam ein neuer Gedanke. Oder wenn die treuen Anhänger der Ulpia dort glaubten, dass sie im Interesse eben dieser Ulpia handeln würden. Das wäre wohl der stichhaltigste Ansatz zur Kontrolle eines solchen Geheimnisses.


    "Vielleicht hast Du doch recht. Wenn diese Leute auf Zeit spielten, dann würde man deren Vorbereitungen in Rom sehen können. Austausch von Funktionsträgern .... da würde der Praetorianerpraefect ins Bild passen. Gab es noch andere ..... hm ..... Entmachtungen?"


    Der Senator wartete Verus Antwort ab. es wurden also tatsächlich Führungskräfte und verwalterischer Unterbau ausgetauscht. Das könnte aber auch von Valerian ausgehen, aber in einer Situation der krankheitlichen Schwäche riskiert das sicher keiner.


    "Aber worauf warten diese Schattenspieler denn eigentlich noch? Was müsste noch passieren, bevor diese die Maske aufgäben? Was steht derzeit ihrem Machtanspruch faktisch überhaupt noch entgegen? Der Gardepraefect schein neutralisiert und der Senat entzweit. Die kaiserliche Familie schweigt scheinbar. Oder hat man etwas gehört von der Augusta, von Julians Bruder, von Valerians Sohn oder dessen Frau? Wer hat denn sonst noch genug Macht um noch Gefahr zu sein? Bleiben ja eigentlich nur noch Truppenkommandeure im Feld. Die Statthalter in Germanien und im Osten. es würde mich nicht wundern, wenn mit denen bereits Verhalndungen oder zumindest Sondierungen laufen."


    Ebenso wenig verwunderlich würde es sein, wenn bald einige Honoratioren wegen Hochverrates angeklagt würden und beseitigt werden. Übliche Vorwehen eines Machtwechsels ... dem Müll des Vorgängers entsorgen .... gab es dafür schon Anzeichen? Das hätte in der Acta gestanden .... oder nicht?


    "Vielleicht erleben wir gerade ein Staatstheater auf einer ganz großen Bühne."


    Geminus nickte und wiederholte die Worte seines Gegenübers. Wieder kochte eine Frage in Geminus auf und er spielte darauf, die entstandene Offenheit einfach naiv zu nutzen.


    "Und wie steht Deine Familie zu diesen Entwicklungen? Livianus, Mattiacus, Lucidus, alles Würdenträger des status quo ante."


    Geminus schaute betont neutral.


    "Praefectus Praetorio verschwunden und der Praefectus Urbi aus dem Nichts erschienen ..."


    "Ein Bürgerkrieg wäre nicht ausgeschlossen. Das wird man abwarten müssen."


    Auf welcher Seite man steht, ist sogar DIE Frage. Doch welche Fraktionen nehmen an diesem Spiel überhaupt Teil und welche schauen nur zu wie es ausgehen? Wen muss man ernst nehmen und wen nicht. Das politische und das tatsächliche Überleben hängt davon ab.

    Kurz nach dem Treffen mit Verus in den Thermen, hatte der Senator einige uralte Kontakte reaktiviert. Eigentlich waren es nicht seine Kontakte gewesen, aber zumindest eine Person hatte auch auf ihn reagiert.


    Die Trajansmärkte. Er erinnerte sich an die Planungspahse mit dem Kaiser. Die Märkte wurden dort erbaut, wo der Einschnitt in den Berg stattfand. Der Hang wurde in mehreren Stufen abgetragen und darauf ein kompliziertes System von Anlagen errichtet. Die dem Trajansforum vorgelagerten Märkte entstanden deshalb, weil der Berghang abgestützt werden musste. Nicht umsonst erinnert die Form des Bauwerkes an eine Staumauer. Die Fassade der Trajansmärkte besteht aus einem Halbrund, das die östliche Exedra des Trajansforums umfasst. Zwischen beiden Mauern führte eine Straße hindurch. An beiden Seiten der Fassade sind zwei halbrunde Kuppelsäle, die als Unterrichtsräume dienen. Im unteren Stockwerk sind elf kleine Tabernae untergebracht, links und rechts befindet sich ein Eingang. Über den Läden im Erdgeschoß verläuft ein überwölbter Gang, an dem zehn weitere Läden liegen. Die Fassade des Ganges ist mit Rundbogenfenstern durchbrochen. In Richtung Norden verlängert sich die halbrunde Fassade in einer geraden Linie. Hier liegen weitere Tabernae. Das dritte Stockwerk besteht aus einer Terrasse über dem Gang im darunter liegenden Stockwerk, auf der eine Straße, die Via Biberatica, entlang führt. Geminus mochte das gebäude sehr. Sein Treffpunkt lag genau davor.


    Geminus erkannte den Mann sofort an seinem militärischen Stand und seiner Aura. Diese Gehabe war einfach so tief eingeschliffen, dass er es nicht verbergen konnte, obwohl man merkte, dass er dies versuchte.


    "Salve Centurio!" begrüßte der Senator den Mann.


    "Keine Ränge oder Namen hatte ich gesagt!" erwiderte der Mann sich umsehend und etwas rüde.


    "Verzeiht, ich vergaß. Habt ihr, was ich haben wollte?"


    Der Mann holte eine Schrifttafel heraus und reichte sie dem Senator.


    "Das ist aber recht wenig."


    "Mehr war nicht zu bekommen. Ihr habt was ihr wolltet, kontaktiert mich nicht erneut. Vale!"


    Sprachs und verschwand im Getümmel. Geminus hätte dem Mann gerne noch einige Fragen über das angebliche Verschwinden seines Praefecten gestellt, doch sonderlich mitteilsam war der Offizier heute nicht gewesen. Der Helvetier suchte sich ein lauschiges Plätzchen im Porticus des Trajansforums, legte die Unterlagen, die er bereits mitgebracht hatte neben sich und nahm erneut das Schrifttäfelchen zur Hand. Sein Kontakt kam wegen seines Berufes einfach schneller, einfacher und unauffälliger an solcherlei heran. Die Angestellten des Tabulariums konnten schrecklich kleinkarriert sein.


    - ANTE DIEM V ID MAR DCCCLIX A.U.C.
    Stadtpatron - Ostia
    - ANTE DIEM IV NON IUL DCCCLVIII A.U.C.
    Wohnort - Roma
    - ANTE DIEM IV NON IUL DCCCLVIII A.U.C.
    Praefectus Urbi - Roma
    - ANTE DIEM IV KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    Wohnort - Viminacium
    - ANTE DIEM IV KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Illyricum
    - ANTE DIEM V KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    Legatus Legionis - Legio VII Claudia
    - ANTE DIEM VII ID OCT DCCCLVII A.U.C.
    Senator


    Vermerk, keine Eintragungen weiterer Gensmitglieder vorhanden


    Wirklich sehr wenig. Es sagte nur wenig aus und beantwortete nur wenige Fragen. Er war schnell emporgekommen und die Nahtstelle mit Valerian war Illyricum.


    Titus legte es beiseite und nahm sich im Folgenden die Chronicus Romana vor. Das hätte er schon lange tun sollen. So erfuhr er endlich was geschehen war, in seiner Zeit der geistigen Abkehr von allen Ereignissen. Und die Schreiber dieser Chronik schrieben manchmal weniger neutral als angemessen, was einiges verraten konnte ...