Beiträge von Narrator Aegypti

    "Da ist ja einer ganz wild", säuselte Iotape mit Blick auf den unteren Bereich von Thyrsus' Soldatentunika. Als er sich ausgezogen hatte, zog sie ihn entschlossen mit sich zum Bett und ließ ihm ihren Service zukommen.


    Der Leser mochte gespannt der Ereignisse harren, die nun vor dem jungen Thyrsus lagen. Doch so wie die Kammer der Iotape den Gästen unten in der Schankstube verborgen war, so blieb dem geneigten Leser auch das Geschehen in dieser verborgen. Den Tavernengästen nicht verborgen blieb dagegen einzig die gedämpfte Geräuschkulisse, die trotz verschlossener Türe und schwerem Vorhang durch das schmale Treppenhaus zu vernehmen war. Zwei Veteranen, die direkt neben der Tür zum Obergeschoss saßen, klopften sich amüsiert auf die Schenkel, als das gekonnte Stöhnen der Iotape an ihre Ohren drang.


    Als schließlich nach relativ kurzer Zeit Iotape wieder den Schankraum betrat, grinsten die beiden Veteranen sich frech zu. Die Sklavin dagegen wirkte zufrieden. Sie richtete sich gerade die Haare und verschwendete dann keine Zeit mehr, sondern machte sich wieder an ihre Arbeit als Kellnerin.


    Gelon hingegen wartete geduldig darauf, dass Thyrsus auch wieder den Schankraum betreten würde. Immerhin wollte er sich vergewissern, dass alles zur Zufriedenheit seines Kunden war. Und dann würde er selbstverständlich versuchen noch mehr Wein an den Miles zu verkaufen, war ja klar.

    http://imperiumromanum.net/ima…ava_galerie/Cornicen1.jpg Es war kurz nach Sonnenaufgang, als in den Baracken des Castellums in Nikopolis bereits reges Treiben herrschte. Für den heutigen Tag war ein Appell beider Legionen angeordnet worden. Niemand wusste genau, was heute verkündet werden würde, aber jeder hatte irgendeine Ahnung. Manche behaupteten, der Vescularius sollte zum rechtmäßigen Kaiser ausgerufen werden. Andere behaupteten, der Vescularius sei ein Usurpator, gegen den man nun augenblicklich in den Krieg ziehen müsse. Wieder andere Milites sagten, man solle am besten gar nichts tun. Die hohen Senatoren in Rom würden sich einfach gegenseitig so lange die Köpfe einschlagen, bis die Lage geklärt war und dann herrschte wieder Frieden, Recht und Ordnung im Imperium Romanum. Welch hehre Träume.


    Den Cornicen kümmerten all diese Gerüchte und Spekulationen nicht. Er verrichtete seinen Dienst, indem er an diesem Morgen auf das Forum trat und mit voller Kraft in sein Cornu, sein Horn, blies.


    TÖÖÖÖÖÖÖTRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ!!!!

    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/General7.jpg "So sehe ich das auch", pflichtete Servius Icilius Receptus dem Praefectus Legionis der XXII zu. "Und einen Bürgerkrieg kann das Reich nicht gebrauchen. Kann es nie. Erst recht nicht, da im Osten immer noch das Regnum Parthorum seinen Schatten auf Armenia und Syria wirft. Hoffen wir, dass dieser Nachfolgekonflikt zügig eine Lösung findet."


    "Ich kümmere mich um die nötigen Vorbereitungen", erklärte der Praefectus Legionis der XXIII sich daraufhin bereit. "Zunächst sollte Valerianus' Standbild verhüllt werden. Dann halten wir einen Appell, um die Truppe über den Tod des Princeps zu informieren. Auf wen wir die Männer dann einschwören, können wir nach deinem Gespräch mit dem Praefectus Aegypti dann auch noch entscheiden", konstatierte Servius Icilius Receptus und erhob sich. "Also dann, ich schreite lieber sofort zur Tat. Herumsitzen liegt mir nicht. Danke für das Gespräch, Artorius." Er reichte seinem Kollegen die Hand. Sie verabschiedeten sich mit ernsten Mienen und kamen dann ihren Aufgaben nach. Es gab viel zu tun.


    Sim-Off:

    Ich beende das hier jetzt mal. Machen wir lieber an anderer akutellerer Stelle weiter.

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    Gelons Grinsen wuchs ins Unermessliche. "HA! Du bist ein ausgefuchster Rhomäer", scherzte er und nickte schließlich zustimmend. "Abgemacht. Anderthalb Sesterzen ohne Finger. Iotape, du hast den Mann gehört!" Das war ja leichter gewesen, als er gedacht hatte. Dass er seine Iotape noch einmal für einen so horrenden Preis an den Mann bringen würde, hätte er sich selbst nicht erträumt. Wenn er bedachte, dass jeder vernünftige Mensch höchstens zwei As für eine schnelle Nummer im Gasthaus zahlte, war Gelon hier eindeutig an einen Glücksfall geraten.


    Iotape machte sich auch sogleich ans Werk und zog den jungen Soldaten entschlossen von seinem Stuhl hoch. "Dann komm mal mit, mein Starker", lockte sie Thyrsus und führte ihn unter den wissenden Blicken der anderen Gäste zu einem schweren Vorhang , hinter dem sich der Durchgang zum Obergeschoss befand. Eine schmale, laut knarzende Holztreppe führte nach oben, wo Iotape Thyrsus in eine kleine Kammer steuerte, in der sich nur ein Bett und ein Hocker befanden. Hinter Thyrsus schloss sie die Tür und begann ohne viel Federlesens sich zu entblößen...

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    Gelon grinste anzüglich. "Ein sehr gutes", entgegnete er und drehte sich um, Iotape suchend. Er winkte sie heran und pries frohgemuts seine Ware an: "Dieses prächtige Weibsbild bekommst du bei mir für einen unschlagbaren Preis." Er packte der Sklavin an die Brüste und führte Thyrsus vor, was ihn da Schönes erwartete. "Und dir, junger Soldat, mache ich sogar einen Sonderpreis. Höre, für nur zwei Sesterzen ist sie dir zu Willen und für nur einen Sesterz mehr kommst du auch noch in den Genuss ihrer vielgepriesenen Fingerfertigkeit!" Iotape wimpernklimperte und warf dem Terentius einen verführerischen Blick zu, der von einem süßen Kussmund begleitet wurde.

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    Zwischendurch wurden dem Soldaten natürlich noch die Meeresfrüchte serviert, ebenfalls von Iotape. Gelon hatte selbstverständlich ein Auge auf alle seine Gäste, servierte hier und dort, füllte Becher, brachte Speisen. Und er hatte Iotape im Blick, denn die suchte bereits nach potenziellen Kunden. Und der Terentius war ein solcher.


    "Na, Soldat. Bist du zufrieden mit meinem Angebot? Lust auf mehr bekommen?" fragte er schließlich den jungen Mann, der immer häufiger begehrliche Blicke auf Iotape warf.

    Wenig später kam besagtes nicht mehr so frisches Fleisch dahergeschlendert und servierte Thyrsus den Wein und Datteln.


    "So, bittesehr mein junger Soldat", säuselte Iotape und schenkte dem Terentius einen zuckersüßen Blick. Gelon hatte natürlich gesagt, dass der junge Kerl nicht gleich auf sie angesprungen war, weshalb Iotape sich jetzt besonders ins Zeug legte.


    "Deine Meeresfrüchte bring ich dir gleich", erklärte sie noch, um dann mit wackelnden Hüften wieder zu entfernen. Gelon grinste verstohlen bei dieser Aufführung.

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    Na, der war aber frech. Gelon zog die buschigen Augenbrauen eng zusammen und fixierte den Rhomäer mit einem leisen Grummeln. Trotzdem nickte er, als die Wahl seines Gastes auf die Meeresfrüchte fiel.


    Und dann lachte Gelon schallend.


    “HAHAHAHAHAHA“, brüllte er, wobei er sich mit dem Handrücken Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.


    “Datteln, werter Herr Soldat,“ korrigierte er mit einem verschmitzten Grinsen, als er sich halbwegs beruhigt hatte. Dann wiederholte er noch einmal die Bestellung: “Hiesiger Wein, Meeresfrüchte und Datteln, kommt sofort.“ Und machte sich gemächlich auf den Weg in die Küche. Dudeln. Was für ein Vogel. Als gäbs sowas nur in Aegyptus...

    Bubastis ist aufgrund seiner strategisch günstige Lage nahe wichtiger Handels- und Verkehrsrouten im östlichen Nildelta bereits im dritten Jahrtausend vor Christus zu einer herausragenden Stellung unter den ägyptischen Städten gelangt. Auch in griechisch-römischer Zeit war Bubastis noch von großer Bedeutung und fand ihren Platz in der Provinz als eine der vielen freien Poleis.


    Besonders hervorzuheben ist der Kult der altägyptischen Göttin Bastet, dessen Zentrum Bubastis ist. Der Kult steht in Zeiten der römischen Hoheit auf seinem Höhepunkt und gilt als der größte Kult im östlichen römischen Reich. Bastet ist die katzenköpfige Tochter des Sonnengottes Re und wird in einem gigantischen Tempel verehrt, der das Stadtbild klar dominiert.


    Katzen als Tiere der Bastet sind den Menschen von Bubastis heilig. Ihre Tötung wird aufs Härteste verfolgt und steht unter Todesstrafe. Einzige Ausnahme ist die Tötung zu Opferzwecken. Dabei kauft man eine oder mehrere Katzen bei einem entsprechenden Tempelhändler und lässt sie von einem Priester opfern. Dieser mumifiziert das Opfertier auf die traditionell ägyptische Weise. Der Opfernde bestattet schließlich diese Mumie in einer gesonderten Grabstätte. Den jährlichen Höhepunkt findet der Bastet-Kult im Fest der Bastet, das auch "Schönes Fest der Trunkenheit" genannt wird.


    Neben Bastet wird außerdem Agathos Daimon, eine wohlwollende Gottheit, die häufig mit Agathe Tyche genannt wird, in einem eigenen Tempel in Bubastis verehrt.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Und die einzigen Worte, die ihm einfielen: "Scheiße. Wir haben ein Problem."
    Komischerweise war jetzt aber nicht schlechter gelaunt. Offenbar war die Grenze nach unten schon erreicht.


    "Die Legionen gehören dem Kaiser, und wenn dieser tot ist, dann gehören sie seinem rechtmäßigen Erben. Was ist mit seinem Sohn?"


    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/General7.jpg "Ebenfalls tot", erwiderte Servius Icilius Receptus zerknirscht. "Ich schlage zunächst folgendes vor", begann er dann seine Sichtweise der Dinge zu erklären. "Wir halten eine angemessene Trauerfeier ab, rufen beide Legionen zum Appell und klären über die Lage auf. Ansonsten tun wir erst einmal nichts weiter. Der Praefectus Aegypti wird sicherlich sein Garum beisteuern wollen und wir sollten vielleicht auf Nachricht warten, wie sich die Lage in Rom entwickelt. Wer weiß, welcher ehrgeizige Emporkömmling jetzt seine Chance gekommen sieht. Allen voran wahrscheinlich dieser Vescularius." Icilius zuckte mit den Achseln. "Also halten wir einfach erstmal die Füße still und bleiben in Alarmbereitschaft. Es wird schon früh genug Veränderungen geben, mit denen wir uns arrangieren werden müssen, schätze ich." Erwartungsvoll taxierte der Praefectus Legionis seinen Kollegen. So wie er den Artorius einschätzte, landete er mit seiner Sicht der Dinge bei ihm einen Volltreffer.

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    “Selbstverständlich ist das noch möglich. Eine wunderbare Wahl“, bestätigte Gelon zufrieden lächelnd die Bestellung.


    “Darf's noch was deftiges zu futtern sein? Ich mach grad meinen guten Hammeleintopf. Oder was zu knabbern zum Wein?“


    Ein vergnügliches Schmunzeln umkräuselte Gelons Mundwinkel bei der Frage.


    “Ich hätte da knusprig gegrillte Meeresfrüchte“, fuhr er ungefragt fort und ergänzte in verschwörerischem Ton: “Sehr zu empfehlen ist aber auch das heimische Fleischangebot.“ Wobei er mit einem aufmunternden Blick auf Iotape aufmerksam machte, die für eine schnelle Nummer immer zur Verfügung stand.

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    Es war ein denkbar knappes Ergebnis, als die Stimmen ausgezählt wurden. Viele schienen wohl aus Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, lieber still und zusammengesunken nur dazusitzen, wohingegen die Verfechter der einzelnen Richtungen umso deutlicher abstimmten. Am Ende war es ein äußerst knappes Ergebnis, das längst keine Tendenz erkennen ließ. Die Lager der Griechen, Juden und Ägypter waren gespalten, bei allen drei Parteien waren es vornehmlich die jungen Leute, die sich gegen den Vorschlag aussprachen, wohl in der Hoffnung, damit noch eine Abstimmung zu forcieren, in der dem Vorschlag von Philetos gefolgt werden würde. Die älteren und gesetzteren – und vor allem die wohlhabenden – hingegen sprachen sich für den Vorschlag von Palaemon aus. Sofern sie überhaupt abstimmten, ein guter Teil hier enthielt sich. Die Christen enthielten sich sogar fast komplett, brachten aber in der Bürgerversammlung auch keine 20 Stimmen auf. Lediglich 2 stimmten für den friedlichen Weg, der Rest beschränkte sich auf furchtsame Blicke.
    Als die Zähler schließlich fertig waren, verkündete der Eponminatographos das Ergebnis:
    “Vierhundertundsiebenundvierzig sind gegen den Vorschlag. Vierhundertsechsundachtzig sind dafür. Zweihundertundvierzehn enthalten sich. Damit wurde der Vorschlag angenommen.“


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    Der letzte Satz ging bereits in lauten Protestrufen unter, als sehr viele junge Männer aufsprangen und mit wüsten Beschimpfungen loslegten. Auch Philetos machte seinem Ärger Luft. “Sie sollen nochmal zählen!“ verlangte er lautstark mit Wut in den Augen.






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    “Zweifelst du etwa an der Rechtmäßigkeit dieser Versammlung, Chatidake? Die Stimmen wurden so gezählt, das Ergebnis wurde verkündet und ist rechtens.“ stellte der Eponminatographos polternd in dem Trubel fest, auch wenn er wohl kaum bis in die hinteren Reihen zu hören war.
    ““Der Eponminatographos fordert RUHE!“ wiederholte der stämmige Nubier noch einmal donnernd, aber diesmal hatte er nicht denselben Erfolg wie zuvor. Es dauerte einige Minuten und mehrfaches, lautstarkes Wiederholen seiner Forderung nach Ruhe, bis selbige auch in die versammlung einkehrte.




    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png Philetos stand noch in der Orchestra, mit zornrotem Kopf und zusammengebissenen Zähnen. Die Niederlage gefiel ihm ganz offensichtlich gar nicht, auch wenn er sich redlich Mühe gab, die Fassung zu wahren. “Gut, die Abstimmung ist rechtens, gemäß unseren Gesetzen und unseren Sitten“, stimmte er schließlich zähneknirschend zu. “Dann sollen Septimius und der Archeprytanes gehen“, kam es dann aber doch giftig über seine Lippen. “Ihr werdet schon sehen, wie hochgeschätzt er die Vertreter dieser Polis empfängt und welche Wichtigkeit er euren Worten beimisst.“
    Ein letzter, zornvoller Blick zu den Würdenträger der Stadt, dann stapfte er nach draußen, gefolgt von einigen seiner Anhänger. “Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt! So eine Chance zu vergeben... Götter!“ schimpfte er noch im rausgehen.



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    Der Eponminatographos wartete den Abgang des jungen Griechen ruhig ab, wollte kein weiteres Öl in die Flamme gießen. Als der Mann schließlich das Theatron verlassen hatte, wandte er sich an die Versammlung, vor allen dingen an den Septimius und Cleonymus.
    “Nachdem das nun geklärt ist, sollte die Gesandtschaft aber wirklich bald aufbrechen. Septimius, als Vater dieser Idee, würdest du einen entsprechenden Vortrag vorbereiten und dem Eparchos auch vortragen?“






    Sim-Off:

    2 Wochen Abstimmungszeit sollten ja wirklich genug sein

    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png “Eine Verlautbarung?“ Nein, die wäre sicherlich nicht in Philetos' ureigenem Interesse. Er wollte nicht aller Welt öffentlich zeigen, wie gern sich Griecher und Römer doch hatten! Er war hierher gekommen, um endlich einmal das in die Tat umzusetzen, wovon so viele schon so lange redeten: Ein Ende der Abhängigkeit von den Rhomäern, ein Ende der Schmähungen und die Rückkehr zu der guten, alten Zeit, als noch ein griechisches Herrschergeschlecht über Ägypten als höchste Macht herrschte. Ja, Philetos wollte gern die gute alte Zeit der Ptolemäer wieder zurück, selbst wenn die wohl auch nicht so glorreich gewesen sein mochte. In jedem Fall aber war das hier die beste Gelegenheit, zumindest einmal Stärke zu demonstrieren und zu sehen, wie weit seine Mitbürger zu gehen bereit waren!
    “Warum es erst verlautbaren, was unser Recht ist? Warum aufschreiben, was jeder eigentlich wissen muss?“ Nein, er wollte keine so friedliche Lösung des ganzen.



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    Zabadyah hingegen wollte sie unbedingt. Vom Rat der Juden der Stadt hier in die Volksversammlung sprichwörtlich eingekauft, wartete er still die Wortgefechte zwischen den höher gestellten Griechen und auch dem ägyptischen Gymnasiarchos ruhig ab und überlegte, ob er überhaupt etwas sagen sollte. So verrückt konnten ja nicht einmal die Griechen sein, hier einen Krieg anzufangen! Und doch kannte er mehrere Dutzend junge Hebräer, die sich nichts schöneres vorstellen konnten, als sich von den Römern loszusagen. Um dann bestenfalls über die Griechen herzufallen und Jahrzehnte der Schmähung und Unterdrückung zu rächen. Und damit waren sie nicht alleine. Nachdem die Römer Jerusalem vollständig verwüstet hatten vor gerade einmal 42 Jahren, schwelte viel alter Zorn, der durch die jetzige Situation sowohl in Alexandria als auch überall anders nicht unbedingt besser wurde. Aus dem Westen, besonders aus Kyrenaika, kamen mit den Handelsschiffen immer wieder auch Nachrichten, die beunruhigend waren.
    Ein Grund für Zabadyah, hier erst Recht dafür Sorge zu tragen, dass die Lage ruhig blieb und nicht noch eskalierte. Das letzte, was er brauchen konnte, waren wütende Römer, die wütende Hebräer dazu brachten, im Delta auf die Straßen zu gehen und einen kleinen Privatkrieg anzuzetteln.
    “Ich stimme dem Vorschlag des ehrenwerten Septimius Palaemon zu und begrüße seine weise Voraussicht, mit den Römern auf Augenhöhe zu verhandeln. Ebenso denke ich, dass der Vorschlag, die Römer zu bitten, zunächst verstärkt in Nikopolis zu bleiben, einen weisen Schritt, zu unser aller einvernehmlicher Freiheit, Sicherheit und Zufriedenheit.“


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    Jetzt war Philetos einen Moment sprachlos. Stimmten da jetzt die Christen UND die Juden für einen Ägypter und einen rhomäischen Griechen? Hatten die sich alle verschworen und eigene Pläne?
    “Gut, stimmen wir doch darüber ab, ob solch eine Verlautbarung geschrieben werden soll, und darüber, ob eine Delegation zu den Präfekten der Legionen gehen soll“, schimpfte er lauthals und forderte damit den Archeprytanos auf, seines Amtes zu walten.

    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png Er konnte regelrecht fühlen, wie sich das große 'Aber' in der Rede Palaemons aufbaute. Erst lobte er ihn ja noch, dann kam schon die schützende Hand über dem Ägypter. Gefolgt von einer eloquenten Rede, die die Stimmung im Theater wirklich zu schwenken schien. Doch noch war Philetos nicht bereit, einfach so klein bei zu geben.


    “Ich denke eher, dass euer Alter euch zaudern lässt, wo meine Jugend mir die Kraft und den Mut gibt, das auszusprechen, was viele hier vielleicht nur heimlich denken: Dass wir groß... und reich... und mächtig genug wären, wie in den Tagen der Ptolemäer dieses Land auch ohne römische Hilfe zu regieren. Wie wir es auch seit unserer Freundschaft mit den Römern noch immer tun. Und dass wir keine Angst zu haben brauchen vor unseren eigenen Schatten.“


    Es kostete ihn Selbstbeherrschung, nicht seinen Worten einfach freien Lauf zu lassen, sondern sich zurückzunehmen und seine Worte sacken zu lassen. Vor allem, als sich nur zaghaftes Gemurmel breitmachte und nicht noch wie eben hehrer Beifall herrschte.


    “Also was schlägst du stattdessen vor, verehrter Palaemon? Hier zu sitzen und uns brav dem Statthalter Roms zu beugen? So zu tun, als wäre nichts geschehen? Oder wie ist dein Plan, mit den Soldaten umzugehen in ihrem Lager vor der Polis?“

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    Gelon – der Besitzer der Taverne und ihr Namensgeber – war hinter dem Haus gewesen, wo es einen kleinen Innenhof gab. Dort hatte er einen frisch geschlachteten Hammel aus der Decke geschlagen. Mit anderen Worten: Er hatte ihm das Fell über die Ohren gezogen. Denn heute wollte er wieder einmal einen großen Bottich Kilikischen Hammeleintopf aufsetzen, für den er und seine Taverne in der ganzen Stadt berühmt waren.


    Nun kam er wieder in seine Schankstube und erblickte einen weiteren Gast, der sich zu dieser Stunde bereits hierher verirrt hatten. Gelon wischte sich die blutverschmierten Hände – wahre Pranken waren das – an seiner Lederschürze ab und ging zu dem jungen Mann. Mit erfahrenem Blick taxierte er ihn. Es war zweifellos einer der römischen Legionäre aus dem nahen Legionslager.


    “Salve der Herr Soldat!“


    Er hatte eine heisere, wiewohl tiefe Stimme.


    “Hast du schon bestellt? Ich habe guten Wein aus dem Delta oder welchen von Cyprus.“


    Freilich wusste Gelon nicht, dass der Eques bereits bei Iotape, der nicht mehr ganz so jungen Schankfrau, eine Amphore verdünnten Weins bestellt hatte.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Nach dem kurzen Gespräch mit dem Optio war Reatinus gezeichnet von seiner üblen Nacht zum Officium der Praefectus Legionis der Legio XXIII gegangen. Obwohl er normalerweise schnell zur Stelle war, ließ er sich dieses Mal Zeit. Eigentlich hatte er heute keine Lust darauf, auch nur irgendetwas zu tun. Er wollte nur schlafen, war müde, wollte nichts hören. Seine beränderten, geröteten Augen verrieten nur, wie müde er war.
    Er trat in den Vorraum, den Optio des Praefecten im Schlepptau und klopfte drei Mal kräftig an die Türe zum anderen Praefecten.


    *klopf, klopf, klopf*


    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/General7.jpg "Intra!" donnerte die Stimme des Praefectus Legionis Servius Icilius Receptus, dem die Wartezeit wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Was hatte der Artorius nur so lange getrieben? "Artorius, da bist du ja. Setz dich lieber, ich habe schlimme Neuigkeiten." Er wartete, bis der Praefectus Legionis der Deiatoriana sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch niedergelassen hatte, dann atmete er einmal tief durch. Icilius rang nach den passenden Worten. Dann rückte er zögerlich mit der Sprache heraus. "Ich...wurde soeben von einem Boten informiert...einem Boten aus Alexandria, vom Praefectus Aegypti persönlich. Der teilte mir mit, dass sich unsere Befürchtungen bestätigt haben. Die Gerüchte sind wahr, Artorius. Der Kaiser ist tot."
    Es folgte ein Augenblick der Stille, während dessen Icilius sein Gegenüber eindringlich musterte. Er brach als erster das Schweigen. "Wir müssen augenblicklich eine Trauerzeremonie abhalten." Und dann erklärte er mit ernster Miene: "Aber viel wichtiger ist, dass wir uns darüber klar werden, was die Situation für unsere Legionen bedeutet."

    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png “Dann müsste Rom jedes Jahr aufs neue in der Regenzeit verhungern, wenn das Meer unbefahrbar ist und kein Schiff ausläuft nach Norden! Die nächste Ernte und damit die nächste Lieferung nach Rom ist im nächsten Jahr, wie du sehr wohl weißt, nach dem Neujahrsfest!* Und wenn sie bis dahin keinen neuen Basileos haben, ja, dann finde ich, dass wir es Rom nicht als Freundschaftsdienst schulden, so viel von unserem Getreide zu schicken.
    Und auch dein Beispiel ist fehlerhaft, denn dem Fischer, der auf dem Meer ersäuft und der keinen Erben hat, dem schulde ich kein Geld mehr für seinen Fisch. Wem sollte ich es schulden, wenn nicht seinem Erben? Soll ich mein Geld an Fremde verschenken? Eher noch sollte ich es Poseidon opfern, weil er mich von diesem Fischer mit seinen Forderungen befreit hat.
    Nur selbst dies ist im Fall des Basileos nicht möglich. Welchem Gott sollte man dafür dankbar sein, dass ein Mörder unseren Beschützer umgebracht hat?“
    Ganz so vermessen war Philetos Chatidakis dann doch nicht, ein Dankopfer für die Götter vorzuschlagen, dass sie Alexandria von einem Tyrannen befreit hätten.
    “Und was die Legion angeht: Meinst du denn, da sie vom Basileos bezahlt werden, werden sie so glücklich sein, wenn sie keinen Sold bekommen, bis Rom einen neuen Imperator bestimmt hat? Was meinst du, von was sie vom Eparchos bezahlt werden würden? Von unseren Steuern! Und wenn wir sie schon bezahlen, dass sie uns beschützen, können wir auch direkt mit ihnen verhandeln und sie bezahlen wie Söldner aus fremden Ländern, die sie sind!“


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    “Aber das, werter Philetos, könnte zu Streit führen. Ich denke nicht, dass die Rhomäer sich selbst als Söldner sehen und einfach nur dem folgen würde,d er sie bezahlt. Die Männer vielleicht, aber ihre Anführer? Ihre Legaten und Tribune? Das sind Römer aus alten Häusern, die sicher in ihrem Stolz gekränkt sein dürften, wenn du ihnen anträgst, sich ebenfalls von Rom zwischenzeitlich loszusagen.“
    Eustathios traute sich kaum, sich einzumischen. Zusammen mit den anderen Christen, die sich das Bürgerrecht in dieser Stadt verdient hatten, von allen aber mehr als kritisch beäugt wurden, saß er üblicherweise nur Still in dem kleinen Block von hell gewandeten Männern, die sich allesamt mehr als bewusst waren, dass sie nur solange in Alexandria ein friedliches Leben haben würden, solange sie weder den Griechen, noch den Römern, noch den Ägyptern und erst recht nicht den Juden auf die Füße traten. Es gab überhaupt nur eine Hand voll Männer aus dem Stadtteil Delta, die hier auf der Versammlung sprechen durften, und hätte Eustathios nicht Griechen als Eltern, säße er vermutlich auch nicht hier.


    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png “Kaum zu erwarten, dass von deines gleichen vernünftige Worte kommen würden, Christianer! Und doch wundert mich, dass ausgerechnet von dir Worte zur Verteidigung der rhomäischen Ehre fallen. Erzählt ihr nicht überall ungefragt, wie sie euren Gott getötet haben?“, ätzte Philetos in Richtung der Christen, ehe er sich wieder dem Publikum zuwandte, das er als wertvoll betrachtete: Dem ganzen Rest.
    “Und so fern der Heimat, ohne die Macht ihrer anderen Legionen im Rücken, warum sollten sie da jemandem treu sein? Sie haben ebenfalls nur dem Basileos ihre Treue geschworen, und der ist nunmal tot. Und bevor wir unser Geld und unser Getreide einem Mann, der uns nur Anweisungen zukommen lässt, aber keine Informationen, in den Rachen werfen, sage ich, nutzen wir es. Behalten wir es für den Reichtum unserer Stadt, heben eigene Truppen aus! Die anderen Städte am Nil werden uns sicher folgen.“



    Sim-Off:

    1. Juni

    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png Schon wollte Philotas sich freuen und dem Ägypter verbal endgültig den Todesstoß versetzen mit der Waffe, die ihm der stellvertretende Epistates so freundlicherweise in die Hände legte, als der alte Mann das vermeintliche Schwert in einen Löffel verwandelte. Doch kein Grund, nicht auch mit diesem zu versuchen, dem Archeprytanes das Herz herauszuschneiden.
    “Ich danke dem weisen Sosimos für seine Worte. Kaum einer hier wird bezweifeln, dass er der wohl erfahrenste und klügste Mann ist, der sich zu dieser Frage äußern kann.
    Aber – und dies sage ich nicht ohne den nötigen Respekt, den man vor dem Alter und der Weisheit dieses Mannes haben muss und welchen er zweifelsohne verdient hat als ehrbarer, griechischer Mann – er vergisst ein entscheidendes Faktum: Der Eparchos ist der Stellvertreter des Basileos. Wenn es keinen Basileos gibt, wie kann er ihn vertreten? Wenn der Basileos tot ist, wie kann er für ihn mit seiner Stimme sprechen?“

    Wieder stimmten die Anhänger des Chatidaken ein zustimmendes Gemurmel an, um ihre Nachbarn auf die Seite ihres Kandidaten zu ziehen. Und so wartete Philotas eine wohlplatzierte Kunstpause lang, ehe er weiterdozierte.
    “Nein, werte Polites, die Sache ist ganz einfach. Ganz Ägypten gehört dem Basileos, und wie bei jedem Verstorbenen geht sein Besitz an seinen Erben über. Gibt es keinen Erben, der innerhalb einer angemessenen Frist das Erbe von Rechts wegen beansprucht und auch von Rechts wegen beanspruchen darf, fällt dieses Eigentum der gesamten Bürgerschaft der Polis zum Nutzen von allen zu. So also gibt es nur die beiden Möglichkeiten, dass entweder ein neuer Basileos inthronisiert wird, dem wir dann natürlich in Einklang mit Recht, Gesetz und auch unseren Verträgen folgen, wie es sich gebührt; oder aber Ägypten gehört wieder sich selbst, der Vereinigung der freien Städte am Nil! Was aber in keinem Fall geschehen kann und geschehen darf, ist, dass die Rhomäer dieses Land für sich beanspruchen wie eine ihre Provinzen in Barbarien, die sie auspressen und die Minderwertigen als Sklaven auf ihren Märkten anbieten! Nein, Alexandria ist und bleibt immer eine freie Stadt, und wer für dieses Recht nicht bereit ist, zu sterben, der hat es nicht verdient, Bürger dieser Polis zu sein!“
    Jetzt war die Zustimmung schon lauter, denn wenn die Griechen auf etwas Stolz waren, dann auf ihre Freiheit und den Umstand, eben nicht Teil des Imperiums zu sein, sondern nur dem Kaiser unterworfen. Keine römischen Beamten, keine römischen Gesetze, nur ein paar römische Legionen zum gemeinsamen Nutzen und einige Verträge, die es zu erfüllen galt. Alles andere hätte der Stolz der Griechen nicht zugelassen.


    “Von daher sage ich, dass wir Rom nichts schuldig sind. Wir waren groß, lange bevor sie es waren. Über uns wird man noch in Jahrtausenden Lieder singen zum Klang der Kithara. Und auch dem Eparchos sind wir nichts schuldig! Hat ihn überhaupt schon einmal jemand zu Gesicht bekommen? Still und leise ist er in Basileia eingezogen. Wo waren die Spiele, wo die Feste, wo die Wettkämpfe? Wer sagt uns, dass der nächste Basileos ihn als Statthalter behält und nicht jemanden einsetzt, der seiner würdiger ist und besser für ihn spricht?
    Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass wir bis ein Erbe feststeht, die Zahlungen an Rom einstellen, so dass der Erbe des Basileos und kein minderer Mann in den Genuss unserer Hände Arbeit kommt!“

    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png So gut Cleonymus auch begonnen hatte mit seinen Ausführungen, so hatte er doch das eine kleine Wort gesagt, das kein Polites jemals in den Wort genommen hätte. Und welches auch dreiviertel des Theatrons mal eben dazu brachte, geräuschvoll nach Luft zu schnappen, inklusive Philetos, der mit einem Mal weiß anlief. “Herrschaft?“, krächzte er. “Römische HERRSCHAFT?“


    Ganz offensichtlich hatte er den jungen Mann für einen Moment doch aus dem Konzept gebracht. Offensichtlich hatte der junge Mann sich schon die Argumente auf die ersten Worte bereitgelegt, als Cleonymus ihm einen so großen Gefallen tat, das schlimme H-Wort zu sagen.
    Es dauerte also einen Augenblick, ehe er sich wieder so weit gesammelt hatte, um in gewohnter Manier zurückzufeuern. “Ich bin hier unter griechischer Demokratie aufgewachsen, genauso wie die zehn Generationen vor mir in den vierhundertundvierzig Jahren, in denen diese Polis nun steht, seit der göttliche Alexander die Weisheit hatte, sie zu gründen! Und auch die kommenden Generationen werden hier unter griechischer Demokratie der Polites Alexandrineis aufwachsen! Diese Stadt stand lange, bevor die Römer ihre Legionen hier hatten, und sie wird noch lange stehen. Sie war schon die Blüte dieser Welt, während die Rhomäer noch Ziegen gehütet haben auf den Hügeln, die sie heute ihre Stadt nennen!“
    Er machte einen wütenden Schritt auf Cleonymus zu, um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. “Es ist traurig, dass der Mann, dem wir unsere Jugend anvertrauen, scheinbar die Gesetze seiner eigenen Heimat nicht kennt. In der Katastis Alexandria steht gleich zu Beginn, dass Alexandria von der Gesamtheit der freien Polites gelenkt wird. Nicht von Rom! Demokratia, Autarkia, Autonomia! Kommen dir diese Begriffe bekannt vor? Ich hoffe doch, sind es doch diese Werte, die unsere Kultur ausmachen.
    Und selbst in den rhomäischen Gesetzen steht, dass wir frei sind, nur dem Imperator unterworfen. Nicht dem Senat, nicht irgendeinem Mann in Rom, der uns hier wie seinen Lakaien Befehle schickt! Nein! Nur dem Basileos, der unser Schutzgott ist! Keinem Menschen. Und jeder, der daran zweifelt, ist ein Hochverräter und todeswürdig per Gesetz!“

    Und so hetzerisch die Worte doch waren, so erhob sich doch in der breiten Masse zustimmendes Gemurmel. Der Stolz der Griechen hätte niemals zugelassen, dass jemand wirklich über sie herrschen würde.
    “Und zu deiner Armee kann ich nur sagen: Ja, sie haben die Blemmyrer geschlagen. Ja, sie haben die Handelswege gesichert. Aber das haben sie für sich getan und für ROM. War Alexandria bedroht von ihnen? Die waren weit im Süden, noch südlich von Memphis und Theben. Wenn diese beiden großen Städte uns um Hilfe gebeten hätten, wäre Alexandria marschiert. Sicher ist es nett, die Legion zu haben, so dass wir uns den wirklich wichtigen Dingen zuwenden können und uns nicht im Abschlachten irgendwelcher Barbaren messen müssen. Aber brauchen wir sie? Nein. ROM braucht die Legionen. Wir nicht. ROM will das Getreide von den südlichen Gauen. Und aus keinem anderen Grund haben sie die Legionen geschickt. Nicht für unseren Handel. Nicht für unseren Wohlstand, den wir als größter Hafen der Welt ohnehin hätten. Sondern um ihre Getreideschiffe zu sichern, die mit unserem Getreide beladen sind. Also maß dir hier nicht an, die tapferen Männer dieser Polis zu beleidigen und als hilflose Opfer darzustellen ohne die Größe Roms. Wir haben dieses Reich verteidigt dreihundert Jahre noch ehe der erste Rhomäer seinen Fuß auf ägyptischen Boden gesetzt hat!“

    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/General7.jpg Vom Tor kommend war der Bote zunächst zum Praefectus Legionis der XXIII Cyrenaica gebracht worden, da der Artorius noch anderweitig beschäftigt war und es einen Augenblick dauern würde, bis er eingetroffen war. "Salve, Praefectus," grüßte er den Mann, der ihm nun gegenübersaß. "Ich bringe Nachricht aus Alexandria."
    "Du wurdest mir angekündigt," erwiderte der Praefectus. Er klang unbeteiligt. "Praefectus, ich..." Dem Boten blieben die Worte im Mund stecken. Der Mann schaute ihn jetzt so durchdringend an, dass ihm ganz heiß wurde. "Es...der...Praefectus Aegypti schickt mich." Der Bote fand seine Sprache langsam wieder. "Ich muss dir mitteilen, dass der Kaiser in Misenum verstorben ist. Er wurde ver...vergiftet, ebenso sein Sohn." Jetzt war es raus, endlich.
    "Was sagst du da?" Der durchdringende Blick des Praefectus war ehrlicher Überraschung gewichen. Er begann weitere Fragen zu stellen. Wann war der Kaiser gestorben? Was war seitdem in Rom passiert? Hatte der Praefectus Aegypti Anweisungen? Auf all das erhielt er Antworten, die ihn besorgt grübelnd in seinen Stuhl zurücksinken ließen. "Sag meinem Optio Tabelarii draußen, er soll für dein leibliches Wohl sorgen," wies der Praefectus den Boten dann mit zur Tür ausgestrecktem Zeigefinger an. Der Optio würde dem Boten auch ein paar Münzen zustecken. "Aber bleib in der Nähe, Praefectus Artorius hat vielleicht noch Fragen." Damit war der Bote entlassen. Servius Icilius Receptus blieb sitzen, nun vollkommen in Gedanken versunken. Er war seit einigen Jahren Praefectus Legionis der XXIII. Auch den letzten Kaiserwechsel hatte er erlebt, jedoch hatte er damals kein eigenes Kommando inne gehabt. Und damals war auch die Nachfolge klar gewesen. Anders als jetzt. Außerdem war Divus Iulius nicht feige ermordet worden, sondern kam in der Schlacht ums Leben. Zwar - auch nicht gerade ehrenhaft - durch einen vergifteten Pfeil. Aber immerhin in der Schlacht. Diese ganze Situation war bedenklich. Wie sollte er sich verhalten? Er musste mit Artorius sprechen. Abrupt riss es ihn hoch, raus aus seiner Unbeweglichkeit, hinein in einen Tatendrang, in eine Unruhe sondergleichen, die ihn antrieb. Manchmal hasste er es, so weit von Rom entfernt zu sitzen. In dieser Situation offenbarte sich einmal wieder, wie langsam sich Nachrichten verbreiteten. Auch wenn natürlich regelmäßig Gerüchte über den Tod des Kaisers kursiert waren, ernst genommen hatte er keines davon. Diese Nachricht jetzt war dagegen von oberster Stelle der Provinz abgesiegelt gewesen.
    "SIGULUS!" brüllte er nach seinem Optio Tabelarii. Als der erschrocken den Kopf zur Türe hereinstreckte, bekam er sogleich einen Befehl an den Schädel geschmettert. "Hol mir den Artorius her, aber pronto!" Und der Optio eilte von dannen.