Ein wenig verwundert schaute Margarita Visacardus nach, und schloss dann die Tür. Sie betrachtet gespannt den Brief in ihrer Hand und begann, ihn langsam zu öffnen. Ihr fielen nur die Soldaten ihrer Familie ein, die ihr eine Nachricht senden würden, allen voran Maximus. Sie überflog den Brief, bis ihre Augen auf dem Absender ruhten. Der Hauch eines Lächelns legte sich über ihre Lippen und ein wunderbares Kribbeln breitete sich durch ihren Körper aus. Commodus. Sie hatte nicht erwartet, dass er überhaupt noch einmal an sie denken würde und nun hielt sie seinen Brief in der Hand. Sie lehnte sich an die Tür und fuhr mit den Fingerspitzen über das rauhe Papyrus. Dann begann sie zu lesen. Nach dem ersten las sie ihn noch ein zweites Mal und seufzte dann tief. Wann er wohl wieder nach Rom kommen würde? Sie rollte den Brief wieder zusammen und verstaute ihn neben ihrem Bett.
Wenig später verließ sie das Zimmer.
Beiträge von Octavia Margarita
-
-
Margarita hatte das kurze Gespräch mitverfolgt und sich ein wenig gewundert, worum es zwischen dem Präfekten und dem Optio überhaupt ging, doch der Schreck saß ihr noch immer zu tief in den Knochen, als dass sie sich groß darüber Gedanken gemacht hätte. Als der Optio sich wieder ihr zuwandte, antwortete sie: "Ich habe ein Zimmer im Palast, dort sollte ich bei Bedarf zu finden sein."
-
Margarita fand langsam ihre Sprache wieder und antworte dem Optio mit halbwegs gefestigter Stimme: "Octavia Margarita ist mein Name." Ihr Blick hing noch immer an dem Verhafteten um sich zu vergewissern, dass er weiterhin unter Kontrolle sei. "Ja, ich arbeite im Palast. Ich bin die Praeposita Sacri Cubiculi."
-
"Nein," antwortete Margarita, "Ich kenne ihn nicht und habe ihn auch noch nie gesehen."
Sie wirft ebenfalls einen Blick auf den Festgenommenen und stellt erleichtert fest, dass die Vigiles alles unter Kontrolle zu haben scheinen. -
Margarita bemerkte erst jetzt, wie sehr sie am ganzen Leib zitterte. Sie stand mitten in einer Pfütze aus dem besten Falerner, den es in Rom zu kaufen gab. Darum trat sie ersteinmal mit einen unsicheren Schritt aus dieser hinaus. Es dauerte noch einen Moment, bis sie ihre Stimme wiederfand, dann antwortete sie dem Optio, noch immer aufgelöst: "Ich war auf dem Weg zum Palast... er stand plötzlich vor mir... wollte den Wein... auf einmal hatte er ein Messer..."
-
Langsam kroch nun doch die Furcht in Margaritas Körper. Was würde der Verrückte nun tun, da er umstellt war? Er sah nicht aus, wie einer, mit dem man vernünftig reden konnte. Unfähig, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen schluckte sie schwer und starrte Sica in die Augen. Was sie dort sah, war nicht im geringsten beruhigend.
-
Margarita schluckte ihren Schrei hinunter, doch sie ließ die Amphoren los, weniger aus Furcht, denn vor Schreck.
Sie spürte das kalte Messer an ihrem Hals und seltsamerweise löste gerade dies eine innere Ruhe bei ihr aus. Sollte es das nun gewesen sein? Ein Schnitt durch den Hals? Warum auch nicht, Tod in den besten Jahren war sicherlich nicht das Schlimmste.
Erinnerungen zogen binnen Sekunde durch ihren Geist. Sie sah sich selbst, als kleines Mädchen durch Rom streifend, an ihrer Seite zwei Jungen, einer etwas größer als sie, der andere ein Stück kleiner - ihre Bürder. Ihr Leben in Griechenland, die endlosen Stunden des Lernens - wenigstens würde sie nicht dumm sterben. Und dann kam ihr der Morgen nach dem kaiserlichen Bankett in den Sinn. Der wunderschöne Sonnenaufgang, der Tag mit Commodus. Und sein Brief. Was er wohl denken würde, wenn sie ihm nun gar nicht mehr antworten würde.
Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als die Amphoren mit einem lauten Knall auf dem Boden zersprangen. -
Margarita schaute mit Entsetzen auf den Dolch in der Hand des Fremden. Der erste Gedanke, der ihr in den Sinn kam war die Frage, wieso dieser Kerl mit einem Dolch in der Stadt herumlief, wo es doch verboten war. Schon mit dem zweiten Gedanken schalt sie sich jedoch für ihre Einfalt. So wie er aussah, hielt sich dieser Kerl an keine Gesetze.
Sie überlegte, ob sie ihm die Amphoren einfach überlassen sollte, doch sie hatte sie selbst teuer bezahlt, weshalb sie es nicht einsah, sie ihm einfach auszuhändigen.
"Scher dich aus dem Weg oder ich rufe die Vigiles!" Es klang weniger selbstsicher, als es eigentlich klingen sollte. -
Margarita verließ mit den beiden Ampohren den Stand des Weinhändlers und schaute sich weiter um. Nun, da sie hatte, was sie wollte, konnte sie noch ein wenig bummeln. Sie besah die Auslagen des Schmuckhändlers, ging jedoch weiter, als dieser anfing sie zu umgarnen.
Bei einem Obsthändler kaufte sie noch eine kleine Tüte voll Trauben und stellte fest, dass sie für weitere Einkäufe weder genug Sesterzen noch Arme zum Tragen hatte. Daher beschloss sie zurück zum Palast zu gehen und verließ den Markt. -
Nach dem Feldherrn folgten die Legionen und Margarita schaute angestrengt durch deren Reihen. Irgendwo unter ihnen musste sich ihr Bruder befinden - wenn er die Schlacht überlebt hatte. Margarita schauderte bei diesem Gedanken. Doch die Famile hätte in diesem Fall sicher längst eine Nachricht bekommen.
In welcher Legion war er noch? Irgendeine in Germania war es gewesen. Es würde ihr wohl nichts übrig bleiben, als alle Legionäre genau zu mustern.
Dann auf einmal sah sie einen Mann, der ungefähr zu dem passte, wie ihr Bruder aussehen musste. Er hatte die Gesichtszüge ihres Vaters und auch das Alter passte. Auf den zweiten Blick hin war sie sich sicher, dass es sich um ihren Bruder handelte. Ein Schmunzeln lag auf seinem Gesicht und Margarita musste bei seinem Anblick ebenfalls schmunzeln. -
Nach dem Gespräch mit Marcellus hatte Margarita gerade genug Zeit gehabt ihr Bett zu ordnen, da klopfte es schon wieder an der Türe. Sie öffnete und blickte in ein ihr gänzlich fremdes Gesicht. "Ja bitte?"
-
Es wurde schon langsam Dunkel, als Margarita auf den Markt eilte. Viele Händler hatten bereits ihre Waren eingepackt, doch einige boten noch immer ihre Produkte an. Margarita lief mit schnellem Blick an einem Stand mit Stoffen und einem mit Schmuck vorbei. Sie hatte ihr Ziel, einen Weinhändler, bereits entdeckt.
"Guten Abend, ich möchte zwei Amporen des besten Weines, den ihr habt."
"Guten Abend, schöne Frau. Da kommt nur der gute Falerner in Frage. Das beste, was man überhaupt in Rom erwerben kann! Und du hast Glück, ich habe noch zwei Amphoren da. Normalerweise ist er um diese Zeit schon lange ausverkauft, aber heute sind zwei bis jetzt übrig geblieben."
Der Händler beugte sich über eine Kiste und holte zwei Amphoren daraus hervor. Margarita nahm ihr Beutelchen mit Sesterzen in die Hand. Diese Investiton würde ihr halbes Gehalt aufbrauchen, doch sie würde sich sicher noch auszahlen. -
Margarita stand mittlerweile in der ersten Reihe, vorne an der Straße, als die Senatoren vorbeischritten. Die Menge jubelte, rechts von ihr kreischte eine Frau permanent nach einem gewissen Lucidus, links von ihr schrien sie 'Da kommen sie! Da kommen sie!'. In Gedanken verdehte Margarita nur die Augen gen Himmel.
Nach den Senatoren zogen die Musikanten und Gaukler vorbei und nach diesen endlich der große Triumphator. Er sah nicht sehr glücklich aus, schaute ernst in die Menge. Und bis auf die Farbe im Gesicht sah er aus wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Sein Sieg jedoch muss wahrlich groß gewesen sein, dass er hier so gefeiert wurde. -
Da der Augustus und der halbe Hofstaat beim Triumphzug anwesend waren, hatte auch Margarita im Palast nichts zu tun gehabt und war gekommen, um sich das Schauspiel aus den Reihen der Menge anzusehen. Die Straßen Roms waren bis zum Bersten mit Zuschauern gefüllt, überall herrschte eine ausgelassene Stimmung. Findige Händler nutzten die Gelegenheit und boten ihre Waren feil.
Margarita schlenderte über einen überfüllten Platz und schaute durch die Menge. Schmunzelnd beobachtete sie einen unauffälligen Jungen, der sich eine Leckerei von einem der Stände stibitzte um dann ungeschoren wieder zwischen den Menschen zu verschwinden. Sie kaufte am selben Stand eine Kleinigkeit zu Essen und versuchte dann langsam nach vorne zur Straße durchzukommen, durch welche der Triumphzug führen würde. Sie hasste es, sich durch solche Menschenansammlungen zu drängeln, doch den Zug wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. -
Noch immer standen sie zwischen der Tür, Marcellus auf dem Gang und Margarita in ihrem Zimmer. Sie überlegte einen Augenblick dies zu ändern, doch schließlich war er noch immer im Dienst. Also ließ sie die Situation erst einmal wie sie war.
"Ich bin in Rom geboren und aufgewachsen. Doch ich war lange Zeit zum Studium in Griechenland. Mein Bruder sandte mir eine Nachricht, dass es einige Änderungen in der Familienstruktur gebe und ich kehrte zurück nach Rom. Er ist nun Pater Familias und ich hatte gehofft ihn zuhause anzutreffen, doch er ist noch nicht von seinem Feldzug zurückgekehrt." Ein wenig Bedauern schwang in ihrer Stimme mit. Sie hatte keine Ahnung, wo Maximus momentan war und wann er zurückkehren würde.
"Ich bewarb mich als Cubicularia, weil ich als Kind von den Vorgängen hier im Palast fasziniert war. Und ich muss sagen, ich habe es nicht bereut." -
Margarita zuckte nur mit den Schultern und lächelte. "Jetzt bin ich doch sowieso wach." Krampfhaft überlegte sie sich eine weitere Frage. Selten genug, dass sie hier im Palast die Gelegenheit bekam mit jemandem über private Dinge zu sprechen. "Wie lange bist du schon in Rom?"
-
Margarita zuckte mit den Schultern. "Ich spaziere meistens durch Roma, mal hierhin, mal dahin. Schaue mir an, was sich alles verändert hat seit ich die Stadt verlassen hatte. Schlendere über die Märkte oder sitze einfach irgendwo herum, beobachte die Menschen und sinniere über das Leben nach."
Sie zog nachdenklich die Augenbrauen nach oben und schaute Marcellus an. "Klingt wohl nicht sehr aufregend, was?" -
"Das ist eine gute Frage. Ich werde sehen, wo ich mich nützlich machen kann. Der Magister Mercator findet sicherlich noch ein wenig Arbeit für mich. Ansonsten bin ich natürlich gerne bereit, ein wenig Freizeit in Kauf zu nehmen. Seit ich in Rom bin habe ich mich bei meiner Familie nicht wirklich oft blicken lassen und ich sollte wohl irgendwann einmal wieder in der Casa Octavia vorbeischauen."
-
Margarita schmunzelte ein wenig, als sie Marcellus Unsicherheit bemerkte. Sie musste wohl doch einen sehr verschlafenen Eindruck auf ihn machen.
"Nun, das war doch selbstverständlich. Nicht, dass ich vorher gewusst habe, was man mit Kindern macht, aber irgendwie haben wir es ja überstanden." Sie konnte ein Lachen nun nicht unterdrücken. "Aber ich muss sagen, ich bin doch froh, dass sei wieder abgereist sind. Demnächst wären mir die Geschichten ausgegangen und im Garten warst du meine letzte Rettung." -
Ein Gähnen unterdrückend antwortete Margarita: "Nicht so schlimm, ich war schon halb wach. Was kann ich für dich tun?"