ZitatOriginal von Lucius Aurelius Commodus
Eine Ära geht zu Ende.
Endlich werden wir uns wiedersehe.
Trotzdem schade, dass du nicht mehr zurückgefunden hast, auch ich habe deine Beiträge immernoch gern gelesen.
Alles gute für die Zukunft.
ZitatOriginal von Lucius Aurelius Commodus
Eine Ära geht zu Ende.
Endlich werden wir uns wiedersehe.
Trotzdem schade, dass du nicht mehr zurückgefunden hast, auch ich habe deine Beiträge immernoch gern gelesen.
Alles gute für die Zukunft.
Jegliches Zeitgefühl war Margarita verlorgen gegangen. Nichteinmal an ihren Gedanken konnte sie noch abschätzen, wie lange sie schon in diesem Sturm steckten. Es mochten erst Minuten sein, oder vielleicht schon Stunden. Margaritas Gedanke war nur noch einer, auszuharren, bis alles vorrüber war. Um so länger dauerte es, bis sie realisierte, dass der Strum nicht vorübergehen würde, oder besser, dass sie es nicht mehr erleben würde. Eisig kaltes Wasser umspülte sie von allen Seiten, und das Seil, welches sie sich umgebunden hatte um sich an Bord zu halten, zog sie nun schwer in die Tiefe. Hektisch um sich schlagend, versuchte sich Margarita über Wasser zu halten, doch unbarmherzig krachten über ihrem Kopf die Wellen zusammen und raubten ihr die Luft.
Dann war nur noch Wasser um sie herum, unter ihr, über ihr. Die Geräusche klangen gedämpft an ihre Ohren und Margarita nahm wahr, dass die Kälte verschwunden war. Ihre Augen waren trotz des salzigen Wassers weit geöffnet und plötzlich wehten farbige Bänder vor ihrem Blick. Über ihrem Gesicht tanzte eine Qualle, rot und leuchtend, mit Hunderten von durchsichtigen gelben Tentakeln. Dazu schien es ihr, als würde sie einen traurigen Gesang vernehmen, so, als würden Äolsharfen klingen.
Margarita sah die letze Qualle und hörte das Wiehern der Seepferdchen. Und sie war glücklich.
Gelangweilt saß Margarita im Bug des Schiffes und schaute hinaus aufs endlose Meer. Immer wieder hatte sie in eine der Frachtkisten gespäht, doch die Ladung bestand tatsächlich nur aus Wein und eingelegten Trauben.
Etwas besorgt beobachtete sie etwas später die dunklen Wolken, die sich langsam über den Himmel schoben und ihn alsbald gänzlich bedeckten.
Und es dauerte nicht lange, da tobte ein Sturm auf der See, wie ihn Margarita noch nicht erlebt hatte. Sie hatte zwar noch nicht viele Stürme auf See erlebt, doch dieser war tatsächlich gewaltig. Sie verstand nicht mehr, was die Seemänner quer über das Schiff brüllten, hielt sich ängstlich mit der einen Hand an einem Seil fest, welches mit der Bordwand vertäut war und hielt mit der anderen das Bündel mit Commodus' Kette fest an sich gepresst. Sie flehte die Götter an, das Wetter zu beruhigen. Doch es nützte nichts, der Wind zerrte unablässig an dem kleinen Schiff, gewaltige Wellen krachten über die Bordwand und mehr und mehr Wasser sammelte sich unter Margarita.
Früh am Morgen war Margarita zu den Anlegestellen des Hafens von Ostia gegangen. Da sie kein genaues Ziel hatte, hatte es nicht nicht lange gedauert, bis sie ein Schiff fand, welches dort hinfuhr.
Sie bezahlte die Überfahrt im Voraus und machte es sich im Bug der 'Titania' zwischen Kisten und großen Tontöpfen bequem. Bald darauf legte das Schiff ab. Als alle Seemänner mit dem Auslaufen beschäftigt waren, hob Margarita schnell den Deckel einer Kiste vor ihr. Doch sie enthielt nur Amphoren. Sie schaffte zwei weitere Kisten, doch auch in diesen lagen keine Öllampen verstaut. Ein wenig entäuscht, doch gleichzeitig auch ganz froh, dass sie am Anfang nicht schon am Ende ihrer Reise war, blicke Margarita zum Festland hinüber, über dem langsam die Sonne aufging.
Das Schiff segelte die Küste entlang gen Süden und verließ bald das italienische Gewässer um sich hinaus aufs Mare Nostrum zu wagen.
Erschöpft, doch ungebrochenen Mutes erreichte Margarita den Hafen Roms, Ostia. Doch es war bereits spät am Abend und ihr bliebt nichts übrig, als eine Rast in einem Gasthaus einzulegen. Sie mietete sich einen Schlafplatz in einer billigen Taverne und verbrachte den Abend mit einem kargen Mahl und einem großen Becher Wein. Ein Kerl, der aussah, als würde sonst niemand mit ihm reden wollen, kam an ihren Tisch und fragte nach Platz. In ihrer guten Laune und durch den Wein gelösten Zunge wies Margarita ihn an, sich zu setzen.
"Was macht ein so hübsches Mädchen wie du nur in einer so schäbigen Taverne wie dieser?"
Margarita beugte sich mit leuchtenden Augen zu ihm hinüber. "Ich bin auf einer Mission und kann es mir nicht leisten, meine Sesterzen für teure Betten zu verschwenden."
"So? Eine Mission?" fragte der Mann misstrauisch. "Was für eine Mission?
"Das ist geheim. Doch es geht um den Kaiser. Und um das Öllampenkartell."
"Den Kaiser?" Der Mann horche interessiert auf. "Erzähl schon. Ich spendiere dir auch noch einen Becher Wein."
"Na gut, aber du musst mir versprechen, es niemandem zu erzählen."
Margarita erzählte ihm von den verschwundenen Öllampen im Palast, von ihrer Suche nach dem Übeltäter, von Helvetius Falcos Verdacht und von ihrer gemeinsamen Entdeckung. Als sie geendet hatte, lehnte sie sich zurück, trank den letzten Schluck von dem spendierten Wein und stellte den Becher energisch auf dem Tisch ab. "Aber ich glaube nicht daran, dass es das schon gewesen ist. Er hatte viel zu wenig Öllampen um sich und das Verschwinden ging danach weiter. Ich werde herausfinden, wohin die Lampen tatsächlich gehen." Triumph klang in ihrer Stimme mit.
Der Fremde schaute sie misstrauisch an. "Eine abenteuerliche Geschichte. Und das soll deine Mission sein?"
"Oh ja." Margaritas Augen nahmen einen leuchtenden Glanz an und richteten sich in die Ferne. "Für den Kaiser wäre mir keine Mission zu schwer."
Kopfschüttelnd erhob sich der Mann. Die Geschichte war ganz gut und den Becher Wein wert gewesen. Doch es war offensichtlich, dass sie nicht mehr ganz bei Sinnen war. Wahrscheinlich hatte sie noch nie im Leben auch nur einen Fuß in den Palast gesetzt.
Vor sich hinträumend saß Margarita noch eine Weile alleine herum und begab sich dann zu Bett. Sie würde das Verschwinden von Hinten aufrollen und zuerst den Punkt suchen, an dem die Lampen wieder auftauchten. Hatte sie diesen ersteinmal gefunden, wäre der Rest ganz einfach.
Am Morgen verließ sie die Taverne noch vor Sonnenaufgang.
An der Casa ihrer Familie hielt Margarita einen Augenblick inne. Ein zufriedenes Lächeln legte sich über ihr Gesicht und sie stellte sich vor, wie sie eines Tages zurückkehren würde. Ihre Familie würde sie mit Stolz wieder in ihren Schoß aufnehmen. Doch Margarita wollte keinen Abschied, sie warf den Brief rasch in den dafür angebrachten Postkasten und machte sich auf den Weg. Wenn sie eine Mitfahrgelegenheit bekommen würde, konnte sie noch am Abend in Ostia sein.
Salve Maximus,
Wenn du diesen Brief lesen wirst bin ich entweder schon wieder bei euch oder aber schon lange fort. Es ist etwas geschehen, dass mich dazu veranlasst, Roma noch einmal den Rücken zu kehren. Ich habe eine Aufgabe und ich werde erst wiederkommen, wenn ich das Rätsel gelöst habe. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand sich an des Kaisers Öllampen vergreift!
In Liebe,
deine Schwester Margarita
Die Kapuze ihres Mantels über den Kopf gezogen eilte Margarita an die Casa heran. Ihr Herz schlug ihr bis zu den Ohren und sie flehte die Götter an, dass niemand sie sehen würde. Sie wollte nicht riskieren, dass Hungaricus sie noch abfing. Doch nichts rührte sich, die Eingangstür der Casa blieb verschlossen und so legte Margarita schnell die kleine Papyrussrolle in den Postkasten.
Salve Hungaricus,
Ich möchte dir auf diesem Weg noch einmal Dank sagen, da ich Rom für einige Zeit verlassen werde. Du hast mir gezeigt, was die Welt für mich bereit hält und ich werde dir ewig dafür dankbar sein. Ich wünsche dir alles Glück der Welt für deine Zukunft mit Tiberia Livia. Ihr könnt froh sein, dass ihr euch gefunden habt.
Vale!
Octavia Margarita
Sekunden später war sie schon wieder auf der Straße und tauchte zwischen den vorbeigehenden Passanten unter.
Mit ihrem Bündel über der Schulter trat Margarita aus dem Palast hinaus und nickte der Wache zu. "Vale Crotilo. Ich habe meinen Dienst hier im Palast beendet, du brauchst mich also nicht zu begleiten. Pass gut auf den Kaiser auf und hab ein Auge auf die Öllampen." Sie zwinkerte ihm zu und marschierte frohen Mutes in Richtung der Wohnviertel Roms davon.
Vom Officium des Magister Officiorum kommend, blickte Margarita ein wenig irritiert auf das wenige Gepäck, welches sie zu einem Bündel geschnürt hatte. Doch es nützte nichts, dass sie sich wieder und wieder in dem kargen Zimmer umschaute, sie besaß nicht mehr. Die Kette, die ihr einst Commodus geschenkt hatte, lag sicher verpackt in der Mitte des Bündels und Margarita hatte sich geschworen sie unter keinen Umständen wegzugeben, was auch immer geschehen mochte. Commodus würde ihr in ihrer Ehe wahrscheinlich noch unzählige Schmuckstücke schenken, doch diese eine Kette würde sie bis es soweit war immer an ihren gemeinsamen Sonnenaufgang erinnern. Mit einem Seufzen nahm Margarita ihren Mantel auf und schlang ihn sich um die Schultern. Dann packte sie das Gepäckbündel und verließ das Zimmer.
Am Ende des Ganges warf sie einen letzten Blick zurück. Es war eine gute Zeit gewesen im Palast und eines Tages würde sie hierher zurückkehren.
Sorry, dass ich mich so dazwischendränge, aber ich muss weg
Margarita eilte zum Officium des Magister Officiorum, nickte den Palastwachen, an denen sie vorbei kam zu, so wie sie es immer tat, wenn sie durch den Palast eilte. Es war bereits spät am Nachmittag, doch wie üblich, war zum Glück ein Bittsteller im Officium. Margarita fragte sich manchmal, ob der Magister überaupt irgendwann nach Hause ging.
Im Zuge der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen stand jedoch eine Palastwache vor dem Officium. Lächelnd blickte Margarita die Wache an und holte ihr Papyrus hervor. "Ich habe es sehr eilig, könntest du diese Nachricht dem Magister Officiorum geben, wenn sein Gast wieder geht? Danke, das ist sehr nett." erklärte sie dem gelangweilten Wachmann und gab ihm das Papyrus. Dann eilte sie schnell zurück in ihr Cubiculum.
Salve Magister Officiorum,
Hiermit beendet ich das Dienstverhältnis zwischen dem Palast und mir. Für die Nachfolge als Preapositus Sacri Cubiculi lege ich dir Valeria Amatia ans Herz, sie ist eine fähige Kraft die sich sicher auch vor dieser neuen Aufgabe nicht scheuen würde.
Vale,
Octavia Margarita,
Preapositus Sacri Cubiculi a.D.
Nachdenklich saß Margarita an ihrem kleinen Tisch und starrte auf das leere Papyrus vor sich. So viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf, ein wildes Chaos aus Erinerungen und Gefühlen. Als sie nach all den Jahren in Griechenland nach Rom zurückgekehrt war, fühlte sie sich erschlagen von der Vielfalt, der Lebendigkeit der Stadt. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie Decimus Maximian auf dem Markt getroffen und versucht hatte, ihm ihre Vorstellungen von ihrem Leben zu erklären. Sie erinnerte sich an den Morgen mit Aurelius Commodus am Tiber. Commodus. Ob er ihr eines Tages die Ruhe geben konnte, nach der sie sich in dieser verwirrenden Stadt sehnte? Sie hatte versucht ihrem Leben einen gewissen Gleichklang zu geben als sie die Arbeit im Palast aufgenommen hatte, doch nichteinmal hier war ihr dies gelungen. Einzig Hungaricus hatte es geschafft ihr das Gefühl zu geben, dass die Welt um sie herum still stand. Doch Hungaricus hatte sein eigenes Leben, auf ihn wartete bereits eine andere Frau. Lange noch hatte Margarita ein schlechtes Gewissen gequält, hatte die Schuld, die sie auf sich geladen hatte an ihren Nerven gezerrt.
Doch Margarita hatte erkannt, dass es keine Schuld gab, dass es auch keine Unschuld gab nach dem ersten mal, und vorher nur Unwissen. Es gab nur Taten, aufzuwiegen durch Taten. Margarita hatte einen Fehler begangen, in dem sie Hungaricus und Livias Leben gestört hatte, doch sie würde das Ungleichgewicht auf der Waagschale wieder ausgleichen. Sie hatte ihren Glauben an die Götter wiedergefunden und sie war sich sicher, dass diese ihr Hungaricus mit Absicht geschickt hatten. Er hatte sie wachgerüttelt aus ihrer Trübsal und ihrem Dahinleben, er hatte ihr klargemacht, dass die Welt sich nicht änderte, wenn man es nicht selbst in die Hand nahm.
Sie nahm den Stylus in die Hand und begann sorfältig einen Brief an ihren Bruder zu schreiben. Als sie ihn beendet hatte, nahm sie ein weiteres Papyrus zur Hand und schrieb eine kurze Nachricht an Hungaricus. Zuletzt schrieb sie eine Notiz an den Magister Officiorum.
Es war bereits tiefe Nacht, als Margarita von der Casa Vinicia zurück zum Palast eilte. Vielleicht hätte sie Hungaricus Angebot, sie nach Hause zu begleiten, doch nicht ablehnen sollen. Andererseits, der Wache am Tor wäre sofort aufgefallen, wer da mit wem ankam. Dennoch war es dumm von ihr gewesen, um diese Zeit noch zurück zu wollen. Doch nun war es zu spät um umzukehren. So schlich sich Margarita eng an den Häusern vorbei um möglichst wenig aufzufallen, doch sie achtete stets darauf auf den Hauptstraßen der Stadt zu bleiben, wo immer wieder die Vigiles patrouillierten. Zum Glück schien der Mond voll über ihr und spendete ein wenig Licht.
Sie dachte darüber nach, was sie angerichtet hatte. Maccius Plautus hatte ganz recht gehabt, homo homini lupus, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. In einem verborgenen Winkel ihres Selbst bedauerte sie nichts von alldem, genoss noch immer die Nachwirkung des Abends. Doch das schlechte Gewissen überschattete diese Gedanken. Margarita wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können, wünschte sich, niemals den Palast verlassen zu haben. Doch was geschehen war, war geschehen und das Geschehene musste ausgeglichen werden.
Sie nickte der Palastwache am Hintereingang zu, murmelte ein "Salve und eine schöne Nacht noch." und eilte in den Palast hinein. Was die Wache von ihr denken mochte, war ihr gleich.
Eine Augenblick zögerte Margarita vor der Tür. Alles in ihr sträubte sich dagegen, ihn nun einfach so stehen zu lassen. "Ich habe etwas vergessen." antwortete sie mit gesenktem Blick. "Etwas sehr wichtiges." Das war nichteinmal gelogen. Und doch, wie hatte sie es nur vergessen können, dass er verlobt war! Oh, von dieser Schande, dieser Schuld würde sie sich niemals wieder reinwaschen können.
Sie öffnete leise die Tür, ging hindurch und zog sie langsam hinter sich zu. Bevor die Tür sich schloss, murmelte sie ein leises "Verzeih mir.", doch sie wusste nicht, ob Hungaricus es noch hörte. Eilig verließ sie das Haus, stets darauf bedacht, von niemandem gesehen zu werden.
Langsam stand sie auf und suchte ihre Kleidung zusammen. Margarita bemühte sich um einen Tonfall, der nicht gleich verriet, was in ihr vorging. "Ich muss nur wieder zurück. Früher oder später fällt es auf, wenn ich zu lange weg bleibe." 'Und außerdem habe ich schon genug angerichtet.' Wie hatte es nur so weit kommen können? Sie hatte sich über die Verbindung von zwei Liebenden hinweggesetzt, hatte das Band zwischen Hungaricus und Livia mit Füßen getreten. Livia, die arme Livia. Margarita würde ihr nie wieder in die Augen sehen können, immer würde sie an diese Nacht denken. Und dennoch dürfte sie es niemals herausfinden. Wer wusste schon, wie sie reagieren würde. Am Ende würde sie sich... nein, Margarita konnte den Gedanken nicht zuende denken. Die Schuld lastete Schwer auf ihrer Seele, die vergangene und die zukünftige. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Nur an sich selbst hatte sie gedacht, ihren egoistischen Gefühlen freien Lauf gelassen. Doch nun erkannte sie, dass der Preis zu hoch gewesen war.
Sie zog ihre Tunika über den Kopf, band den Gürtel um und schlüpfte in ihre Sandalen. Nachdem sie den Mantel aufgehoben hatte, blickte sie Hungaricus noch einmal an. "Es war wunderbar... Du warst wunderbar... Alles war wunderbar..." '...außer mir...' "Ich habe den Abend sehr genossen." Sie legte ihren Mantel um die Schulter und wandt sich zur Tür. "Vale..." winkte Margarita ihm mit einem kleinen, entschuldigenden Lächeln zu. Hoffentlich hatte sie nicht auch noch sein Leben zerstört.
Mit einem Lächeln lag Margarita auf dem Rücken neben Hungaricus und wusste noch immer nicht, wie ihr geschehen war. Ihr Körper fühlte sich unendlich leicht an und ihre Gedanken waren fortgeblasen, nur eine tiefe innere Zufriedenheit war zurückgeblieben. Sie drehte sich zu ihm und ließ ihre Hand über seinen Bauch wandern. Ihr Blick schweifte durch das Schlafzimmer und sie stellte sich vor, wie Hungaricus hier lebte.
Auf einmal kroch ein Gefühl der Beklommenheit in ihr hoch. Schlief er hier mit seiner Frau? Die Leichtigkeit, die sie noch eben gefangen gehalten hatte, war plötzlich wie weggeweht. Verzweifelt versuchte sich Margarita in Erinnerung zu rufen, ob Hungaricus verheiratet war. Sie war sich sicher da war etwas, sie hatte davon gehört. Hatte er nicht erst vor kurzem geheiratet? Nein, das war es nicht. Eine Verlobung, ja.
Ruckartig setzte sich Margarita auf. Tiberia Livia! Die Patrizierin, mit der sie sich auf dem Markt so nett unterhalten hatte - Hungaricus war mit ihr verlobt! Und Margarita hatte mit ihm... in seinem Bett... ihrem zukünftigen Bett...ihrem künftigen Zuhause... Die Farbe wich aus Margaritas Gesicht. "Ich sollte jetzt besser gehen." Sie konnte Hungaricus nicht ansehen.
Seine Figur war vollkommen. Die kräftigen Schultern, die muskulöse Brust, der flache Bauch und die staffen, muskulösen Beine. Keine Minute länger wollte Margarita ausharren, sie wollte sich hier und jetzt mit ihm vereinen, sofort. Eilig zog sie sich ihre Tunika über den Kopf und ließ sie sorglos zu Boden fallen. Dann fuhr sie fort mit der Erkundung seines Körpers. Noch nie hatte sie einen Mann so genau erforscht. Als ihre Hand langsam nach unten wanderte, durchfuhr sie ein Kribbeln und ein wenig aufgeregt nahm sie wahr, welche Wirkung dies auf seinen Körper hatte. Zögernd ließ sie ihre Hand weiter nach unten gleiten, ein wenig ängstlich mit einer falschen Bewegung den Zauber des Augenblickes zu zerstören.
Langsam schloss Margarita ihre Augen und genoss seinen Kuss. Ein wohliges Gefühl durchströmte ihren Körper. Es war nicht ihr erster Kuss, doch es war das erste Mal, dass sie sich nicht sicher war, was folgen würde. Daphne, die Tochter des Hauses, in welchem sie in Griechenland erzogen worden war, hatte ihr vieles erzählt, doch sie glaubte nicht, dass eine Erzählung auf das wahre Leben vorbereiten konnte. So blieb ihr nichts, als sich allein auf ihren Körper zu verlassen, denn dieser schien ganz genau zu wissen, was er wollte. Ihr Kuss wurde fordernder, ihre Zunge umspielte die seine und ihre Hand machte sich auf eine Erkundungstour über seinen Körper. Sie berührte seine muskulösen Arme, strich über seine starke Schulter und den angespannten Rücken.
Es blieb still und Margarita nickte. Das hatte sie sich schon fast gedacht. Nichteinmal den Angestellten im Palast war noch zu trauen. O tempora! O mores! Die Stadt ging den Tiber hinunter und der Palast rutschte umgehend hinterher.
"Wenn das so ist, geht zurück an eure Arbeit. Und falls doch noch jemandem etwas einfällt, dann kann er jederzeit zu mir kommen."
Die Versammlung löste sich langsam auf. Vereinzelt war leises Murren zu hören, die meisten begnügten sich jedoch damit, sich still und leise zu entfernen.
Nach dem Gespräch mit dem Centurio der Palastwache hatte Margarita dafür gesorgt, dass alle Cubicularii zusammengetrommelt wurden und sich in einer der kleineren Hallen des Palastes versammelten. Mit strengem Blick steht Margarita vor der gesamten Belegschaft und sondiert ein Gesicht nach dem anderen auf der Suche nach einem Hinweis auf den Übeltäter, der ihnen das alles eingebrockt hat. Sie weiß zwar selbst nicht, was genau zu der Ausgangssperre geführt hatte, doch der Täter würde sich bei genügend schlechtem Gewissen schon selbst verraten.
Und Margarita sah viele schlechte Gewissen. Betreten schauten die Palastdiener zu Boden, manch einer spielte nervös mit seinen Fingern herum, andere versuchten sich so klein wie möglich zu machen oder unauffällig irgendwo anders hin zu sehen, nur nicht ihre Vorgesetzte an. Dieses Übermaß an Verdachtspersonen machte es natürlich nicht gerade einfach, den wahren Schuldigen herauszufiltern.
"Ich bin sehr enttäuscht von euch!" begann Margarita ungehalten ihre Ansprache. "Ihr bringt die gesamte Belegschaft des Palastes in Verruch mit euren Machenschaften! Und wagt es ja nicht, mir zu sagen, dass ihr nichts damit zu tun hättet! Alle Angestellten des Palastes haben Ausgangsverbot und das habt ihr euch selbst zuzuschreiben! Wer außerhalb des Palastes etwas Dienstliches zu erledigen hat, der meldet sich bei mir. Ich will niemanden, wirklich niemanden von euch sehen, der sich ohne Abmeldung bei mir mit einer Palastwache herausschleicht! Privatangelegenheiten außerhalb des Palastes sind tabu. Und daran seid ihr selbst Schuld! Noch Fragen?" Grimmig blickte sie in die Gesichter. Kein einziger Laut war zu hören.
Kichernd stieß Margarita ihren Becher gegen den Seinen. "Auf deine Gesundheit. Mögen die Götter dir immerwährende Kraft schenken." Sie grinste und trank. Bis sie in Hungaricus Schlafzimmer angekommen waren, hatte Margarita bereits den halben Becher geleert. Gut gelaunt ließ sie sich auf sein Bett fallen und strich mit der Hand über die Decke. Sie trank den Becher leer, stellte ihn auf ein kleines Tischchen und blickte Hungaricus an.
Sie stellte sich vor, wie er wohl unter seiner Tunika aussehen mochte. Sie spürte die Anziehung, die von ihm ausging immer deutlicher. Der Wein hatte sein übriges dazu getan. Es war ihr egal, wer Vinicius Hungaricus war und was er dachte, sie begehrte ibn diesem Moment nur seinen Körper. Auf einmal wurde Margarita bewusst, was sie tun würde. Sie würde das tun, was sie wollte. Ihr Bruder konnte sie vielleicht zwingen, Commodus zu heiraten, doch niemand außer ihr selbst würde darüber entscheiden wer der erste Mann sein würde, der seinen Körper mit dem ihren vereinte. Und dieser Mann würde Vinicius Hungaricus sein.