Mitten in der Menschenmenge wurde auch Margarita langsam zu einem der Ausgänge des Platzes geschoben. Die Wut auf Commodus verstärkte sich noch mehr, nur er war Schuld daran, dass sie in diesen Auflauf hineingeraten war. Es war seine Idee gewesen, noch etwas Trinken zu gehen, er hatte sie in diese schäbige Taverne geführt, er hatte sie dazu gebracht, dieselbe so kopflos zu verlassen. Wenn der Verursacher dieses Auflaufes genau so einen Hass auf den Christen gespürt hatte wie sie im Moment auf Commodus, dann konnte Margarita durchaus nachvollziehen, warum er ihn ans Kreuz genagelt hatte.
Sie drängte sich weiter nach vorne, vergeblich versuchend, nicht all zu oft mit irgendwelchen schmierigen Sklaven in Berührung zu kommen. Neben ihr ertönte irgendwo ein 'Verdammt!' und genau das war es, was auch ihr momentan durch den Kopf ging.
Beiträge von Octavia Margarita
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Aus der Taverne kommend, rannte Margarita über den Marktplatz. Doch weit kam sie nicht, bis sie in einer Menschenmasse stecken blieb. Sie hob ihren Blick um zu sehen, was zu diesem Auflauf geführt hatte, als sie den Mann am Kreuz sah. Und sie war froh, dass sie nichts von dem Wein getrunken hatte, den Commodus bestellt hatte, denn dieser wäre ihr nun nur wieder zu Kopf gestiegen. Sie hörte neben sich das Gemurmel der Menschen, immer wieder fielen die Worte 'verdammte Christen'.
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Dieser Blick reichte aus um den letzten Rest von Beherrschung aus Margarita herauszupressen. Ohnmächtige Wut hatte längst von ihrem ganzen Geist Besitzt ergriffen. Sie spürte wie eine Träne langsam ihr Auge verließ. Nein, sie würde ihm diese Genugtuung nicht gönnen. In einer schnellen Bewegung holte sie aus und versezte Commodus eine schallende Ohrfeige auf die Wange. Noch bevor er die Chance hatte irgendwie darauf zu reagieren, eilte sie fluchtartig zur Tür der Taverne, öffnete sie und schlug sie hastig wieder hinter sich zu. Auf der Straße begann sie zu rennen, eilte durch die Straßen, nur weg von der Taverne, nur weg von Commodus und zurück in die Sicherheit des Palastes.
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Erschrocken schaute sie ihn an. Als er sie so barsch zurückriss, fühlte sich Margarita für einen Moment zurück in die dunkle Gasse versetzt und Commodus nahm den Platz des Sklaven Sica ein. Sie hatte sich danach geschworen, sich nie wieder in solch eine Position drängen zu lassen.
"Noch bin ich nicht deine Ehefrau, Aurelius Commodus. Noch hast du mir nichts zu befehlen und ich dir nicht zu gehorchen." Sie blickte ihn aus scharfen Augen an. Egal, zu welchem Preis er sie auch gekauft hatte, es änderte nichts an ihrem Gefühl. Und dieses Gefühl war nur noch Hass. "Und nun nimm deine Finger von mir, oder ich werde die ganze Stadt zusammenschreien. Und begehe nicht den Fehler mich zu unterschätzen und zu glauben, dass ich deiner Position nichts entgegen zu setzen hätte." -
Aus geweiteten Augen starrte Margarita Commodus an. "Das ist nicht dein Ernst. Es ist... ein Scherz?" Doch Commodus Blick, der Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag, sagte ihr, dass er die Worte so meinte, wie er sie gesagt hatte. "Nein." Es war fast nur ein Flüstern. "Das könnt ihr nicht getan haben. Maximus... er würde so etwas niemals tun."
Doch was wusste Margarita schon noch über ihren Bruder. Commodus hatte wahrscheinlich bei der Legio mit ihm mehr Zeit verbracht, als Margarita in den letzten zehn Jahren. Sie starrte Commodus noch immer entsetzt an. Nichts fiel ihr ein, was sie ihm sagen sollte. Sie war entäuscht von ihm. Sie hatte geglaubt, er war gekommen, weil ihm ihre Freundschaft etwas bedeutete. Doch er hatte sie wieder nur ausgenutzt. Sie spürte Wut in sich aufkeimen, Hass. Sie fasste seine Hand und löste ihr Kinn aus dieser.
"Das bin ich also für dich? Eine Gefäß für deinen Erben? Eine Sache, über die man verhandelt, wie über einen Sklaven? Wieviel hast du Maximus geboten?" fragte sie ohne eine Emotion in ihrer Stimme. "Habt ihr lange verhandelt? So wie du es damals bei Senator Felix getan hast? Glaubst du wirklich, du könntest dir alles kaufen, nur weil du ein Patrizier bist?" Sie spuckte das Wort 'Patrizier' aus wie ein faules Stück Fleisch. "Du bist es gewohnt zu bekommen was du willst. Ein emotionsloses Gefäß kannst du dir kaufen, Commodus, aber meinen Respekt kannst du nicht kaufen, geschweige denn meine Liebe."
Sie stand auf und wandte sich zum Gehen. Keinen Augenblick länger wollte sie ihn sehen, keinen Augenblick länger seinen Anblick ertragen. Nicht nur wegen dem, was er getan hatte, sondern auch deswegen, weil sie befürchtete, dass die Maske auf ihrem Gesicht brechen könnte, dass er die Enttäuschung, die Wut und das Entsetzen in ihrem Blick ablesen könnte. Wie um sich selbst Kraft zu geben wandte sie sich nach wenigen Schritten nochmals zu ihm. "Im Gegenteil, Aurelius Commous, für das, was du getan hast, wie du es getan hast, kann ich dich nur noch verachten. Und ich sage dir, dass aus dieser Hochzeit nichts wird, dabei habe ich immer noch ein Wort mitzureden." Sie wandte sich endgültig ab. -
Irritiert verfolgte Margaritas Blick das Geschoss, welches an ihrem Kopf vorbei flog und gegen die Wand hinter ihr krachte. Dann schüttelte sie verwirrt den Kopf. "Was faselst du da von heiraten? Ist dir der Wein etwa schon zu Kopf gestiegen? Wie kommst du nur auf diese absurde Idee?" Sie schaute ihn entgeistert an und suchte in seinen Augen nach Anzeichen, dass er sie nur necken wollte und jeden Augenblick in Lachen ausbrach.
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Sie vergaß es doch immer wieder. Commodus war nuneinmal ein Patrizier und sie würde daran nichts ändern. Dennoch, dass er so auf ihre scherzhaft gemeinte Frage reagierte zeigte ihr, dass dies wohl ein wunder Punkt war. "Ich mag aus dem einfachen Volk sein, aber dass ich trotzdem im Palast arbeite, das sollte dir zeigen, dass es darauf nicht ankommt. Und wenn du dich einmal umschaust, dann sollte dir weiterhin auffallen, dass dies nicht gerade der Ort für feine Patrizier wie dich ist. Aber ich maße mir nicht an zu urteilen, wie tief du dich zum einfachen Volk herablässt." antwortet sie schärfer, als beabsichtigt.
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Margarita folgte Commodus vom Palast bis zur Taverne. Innerlich bereute sie es schon, dass sie ihn die Taverne hatte auswählen lassen. Vor allem, als er sie auch noch in den letzen Winkel der Gaststube zog. Sie setzen sich an einen Tisch und bestellten einen Kanne Wein.
"An solchen Orten verbringst du also deine Freizeit?" fragte sie Commodus ein wenig spöttisch. -
Margarita warf einen kurzen Blick in Richtung des Palastes. Die Sklaven würden schon alles ordnungsgemäß verstauen und sie selbst hätte dann eh frei. "Warum nicht. Aber nicht all zu lange, ich muss heute Abend wieder im Palast sein." Lächelnd blickte sie Commodus an. Sie freute sich wirklich darauf, wieder mit ihm über dies und das zu plaudern und zu philosophieren. "Du darfst bestimmen, wo es hingeht."
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Margarita blickte sprachlos in ihre Hand. Ihre Augen leuchteten, noch nie hatte sie etwas derartig besonderes besessen. Sie legte das Amulett um ihren Hals. "Es ist wunderschön." Lächelnd blickte sie Commodus an. "Ich habe dir längst verziehen und... ja, ich habe dich sogar vermisst. Wie geht es dir? Marschierst du noch immer fleißig mit der Legion vor den Toren Mantuas?"
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"Zu mir?" fragte sie zuerst ein wenig erstaunt. Doch schon im nächsten Moment keimte in ihr die Hoffnung auf, dass sie doch wieder Freunde sein könnten. "Nun, hier bin ich." Sie zögerte. Sie wollte ihm nicht sagen, wie sehr sie ihren Streit bedauerte und wie sehr sie sich wünschte, ihre Feundschaft zu erneuern. Noch nicht.
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Gefolgt von den Sklaven, die mit den Einkäufen von den Märkten bepackt waren, kehrte Margarita zum Palast zurück, als sie Commodus ganz in der Nähe sah. Sie überlegte einen Moment, ob es ratsamer wäre ihm mit den Sklaven zu begegen oder besser alleine. Sie entschied sich dafür, dass es besser wäre, alleine mit ihm zu sprechen. Einem der Sklaven zugewandt sagte sie: "Geht zum Palast und verstaut die Waren wie üblich. Stellt die Kisten mit den Öllampen ganz nach vorne. Und..." Sie beugte sich näher an ihn heran und in ihrer Stimme lag eine leichte Drohung"...sorge dafür, dass morgen noch alle Kisten da sind. Wenn nicht, werde ich dich persönlich für ihr Verschwinden verantwortlich machen. Und nun geht."
Sie wartete, bis die Sklaven sich entfernt hatten und trat dann auf Commodus zu. "Salve Aurelius Commodus, wie geht es dir?" Ihre Stimme war nicht unfreundlich, doch ebensowenig überschwänglich. -
"Mhm," überlegte Margarita. "Ich denke, wenn es dich nicht von deiner Arbeit abhält und dir nichts ausmacht, dann ist es durchaus in Ordnung. Allerdings weiß ich auch, dass die Cubicularii im Allgemeinen gerne für alle möglichen Arbeiten eingespannt werden. Wenn du irgendwann der Meinung sein solltest, dass es dir zu viel wird oder Arbeiten von dir verlang werden, die nicht in deinem Aufgabenbereich liegen und die du nicht übernehmen möchtest, dann lehne sie ruhigen Gewissens ab. Oder wende dich an mich, wenn es dir lieber ist, ich werde das dann klären." Für die Rechte ihrer Cubicularii würde Margarita sogar gegen einen Senator vorgehen, denn sie wusste, dass diese kleinen Wassertropfen manchmal allzuleicht im Ozean des Palastes untergingen. Fast wie die Öllampen.
"Für heute Abend gibt es nichts mehr zu tun. Morgen früh werden wir die neuen Öllampen im Palast verteilen." Sie schaute misstrauisch an Amatia vorbei, ob die Tür auch geschlossen war, beugte sich dann ein wenig vor und blickte Amatia verschwörerisch an. "Ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass die Öllampen immer verschwinden?" -
"Mir geht es ganz gut. Seit die kaiserliche Familie wieder in den Palast zurückgekehrt ist, fällt ein wenig mehr Arbeit an. Doch wir sind ganz froh darüber, die Zeit während ihrer Abwesenheit war ja doch recht eintönig. Erst kürzlich fand dann mal wieder ein Bankett statt. Publius Decimus Lucidus wurde die Corona Aurea verliehen, du hast sicherlich davon gehört. Und sonst... nun, du weißt ja, darüber muss ich schweigen." Sie blickte ihn lächelnd an. "Und deine Arbeit? Unterscheidet sie sich sehr von dem, was du als Praetorianer getan hast? Gefällt sie dir?"
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Margarita schaute von der Schriftrolle auf, in der sie gerade las. "Ja, bitte?" Innerlich stellte sie sich schon einmal auf eine Spätschicht ein.
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"Nun, vielleicht könnnte ich es so einrichten, dass ich rein zufällig dann einkaufen gehe." lächelte sie ihn an und hoffte, dass er es nicht falsch verstehen würde. Seit der Enttäuschung mit Commodus sehnte sie sich manches mal danach, mit einem netten Menschen zu plaudern, der nicht innerhalb des Palastes wohnte.
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Einmal mehr bedauerte Margarita, dass sie den Palast nur in offiziellen Angelegenheiten verlassen durfte. Als Praepositus Sacri Cubiculi konnte sie sich zwar etwas mehr Freiheiten erlauben, doch sie konnte den Cubicularii auch nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen. "Du weißt ja wie es ist, im Palast zu arbeiten." sagte sie seufzend. "Hast du denn immer zur selben Zeit Dienst auf dem Markt?" Vielleicht konnte sie es ja einrichten, zufällig immer dann die Einkäufe zu erledigen.
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Er schien ein wenig betrübt ob dieser Entscheidung. "Ich bin dennoch froh, dass du wieder in Rom bist. So werde ich dich vielleicht ab und zu einmal sehen, wenn ich die Besorgungen auf dem Markt erledige. Und ich bin sicher, auch bei den Cohortes Urbanae werden neue Herausforderungen auf dich zukommen."
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Margarita überlegte bei sich, ob in der Castra Praetoria wohl auch immer die Lampen verschwanden, entschied sich aber dagegen, dieses Thema anzusprechen. Wahrscheinlich würde Marcellus es eh nicht wissen, so wie es auch im Palast nur wenige Personen gab, die über das Verschwinden der Öllampen Bescheid wussten. Wie auch, die Bewohner sahen ja immer nur, dass die Lampen wieder an ihrem Platz standen.
"Weshalb hast du den Dienst bei den Praetorianern eigentlich aufgegeben?" fragte sie stattdessen.
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"Nun, er ist ein vielbeschäftigter Mann. Wie es alle Vinicier zu sein scheinen." Sie lächelte. "Ich hatte mich doch ein wenig gewundert, wohin du auf einmal verschwunden bist. Aber früher oder später zieht es jeden wieder zurück nach Rom, nicht wahr? Es ist einfach nichts mit dieser Stadt vergleichbar." Sie wandte sich ein wenig um. "Dies ist im übrigen Tiberia Livia." Sie wies auf Marcellus. "Vinicius Marcellus."