Wer konnte wohl stören?
Herein!
Wer konnte wohl stören?
Herein!
Was würde er in diesem Moment um eine Nackenmassage geben... Dementsprechend genervt knurrte er ein Den Göttern sei Dank. hervor.
Hat sonst noch wer Lust, die Unverfrorenheit des Ädils anzuprangern oder die Untätigkeit des Volkstribuns?
Einen Brief werd ich jetzt trotzdem nicht schreiben, weil der zuständige Advocatus schon im Gericht gepostet hat. Deswegen und weil ich ein fauler Hund bin.
Hungi fingerte nach einem stilus und papyrus und kritzelte ein paar Notizen.
Gegen Mittag also... Der Architectus Urbi war dort? Untersuchen? Wo war der Wirt? Die Bedienung? Gab es noch andere Gäste? Weswegen genau fiel die Taverna ein?
Er hielt inne. Wenn, dann würde das sein Gegenüber eher nicht wissen, das konnte er den Architectus Urbi auch noch fragen.
Äh, vergiss die letzte Frage.
ZitatOriginal von Aelia Adria
"Der Ablauf soll wie bisher bleiben, also die Unterlagen liegen in den Schulen auf und es werden jederzeit Prüfungen dazu abgenommen?
Mir schwant, du möchtest die gesamte derzeitige Gerichtsordnung auf den Kopf stellen. Prätor und Advocatus ohne juristischen Kurs. Ich nehme an, Iudices genauso?"
Ich weiß nicht so wirklich. Das ständige Fragen ausdenken nervt unheimlich und manchmal hatte ich oft das Gefühl, als daß die Leute einfach herkommen, so in der Art "Hollodaroo, i bin do, mach was mit mir". Oftmals lesen die Leute nicht mal die Lehrmaterialien, aber wollen groß diskutieren, weil sie durchgefallen sind. Wie dem auch sei, einen Fragenkatalog auszuarbeiten, der groß genug ist für einen Modus wie er jetzt läuft, wird sehr schwer sein. Ich bin mir nicht sicher, ob das so sinnvoll ist.
Was die Iudices angeht... naja, würde sich auch nicht viel ändern. Oftmals hatten wir sowieso Iudices, die keine juristische Vorbildung hatten.
ZitatOriginal von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
"Senator Marcus Vinicius Hungaricus, Präfekt der Prätorianergarde, nach langem treuen Dienst gewähre ich dir hiermit die ehrenvolle Entlassung und entbinde dich mit dem heutigen Tag von deinem Kommando über die Garde."
"Praefectus, du hast deinen Dienst zu meiner vollen Zufriedenheit erfüllt."
"Senator, als mein persönlicher Dank werde ich dir noch zwei Ländereien zukommen lassen. Ich denke, wir regeln das in den nächsten Tagen."
Endlich war es soweit, er war endlich entlassen, lange genug hatte er auf diesen Moment warten müssen. Doch dann stockte er innerlich. Was sollte er jetzt machen? Immerhin fiel ein Gutteil seines Arbeitstages nun weg! Was würde er in dieser Zeit machen? Solche Gedanken rasten für einen Moment durch seinen Kopf, dann besann er sich wieder eines Besseren. Er fand schon genug Arbeit für sich, garantiert, auch wenn er es eigentlich nicht wollte.
Ich danke dir, mein Kaiser. antwortete Hungi und mußte innerlich schmunzeln. Kurz kam ihm wieder in den Sinn, wie er als Junge, kaum zum Manne gereift, in die Legio eintrat und jetzt... nicht schlecht. Aber genug der Erinnerungen, so mahnte er sich selbst.
ZitatOriginal von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
"Und was ist nach deinem ersten Eindruck schwerer: bisher mir verpflichtet gewesen zu sein oder seit kurzem deiner Ehefrau?"
Der Kaiser war heute gut gelaunt, hatte Hungi bemerkt. Es wunderte ihn ein wenig, hatte er den Imperator doch in der letzten Zeit nicht oft so fröhlich erlebt. Die Frage, die Hungi von ihm gestellt bekam, verschlug ihm zuerst die Sprache, dann räusperte er sich und sprach sehr diplomatisch, wenngleich er dabei lächeln mußte:
Die Pflichten sind gleichermaßen schwer, sie liegen nur auf ganz verschiedenen Ebenen.
Hungi beugte sich nach vor.
Kommt drauf an. kam als erstes. Typische Juristenantwort.
Was ist denn genau passiert? Und wann? Beschreibe alles ganz genau.
Es hämmert, es hämmert, es hämmert... Und weit und breit kein Konsul in Sicht, der auch mal Princeps Senatus spielen könnte...
Anscheinend haben wir uns mißverstanden: Ich werde lediglich eine Empfehlung zur Prüfung an die zuständige Stelle schicken, nicht mehr. Ich hoffe, es verlangt doch wohl keiner von mir, daß ich mehr insistiere als vom Gesetz vorgesehen ist, oder?
Miriam und Aelia: Erledigt.
ZitatOriginal von Aelia Adria
"Hört sich ansprechend an. Ich nehme an, Grundkurs wäre einfacher, weiterführender aufwendiger als der derzeitige Kurs?
Und hast du auch schon Vorschläge, wie zu was diese Kurse berechtigen sollen? Falls man als Advocatus tätig sein will oder zum Prätor kandidieren will?"
Ich dachte mir den Grundkurs in etwa so, daß der anständige Römer lernt, was darf er und was nicht, einen kleinen Überblick über die Politik von der rechtlichen Seite aus betrachtet und sowas halt. Das kann man dann ja schön eingrenzen für bestimmte Gebiete, etwa für Militär oder auf Handelsrecht, wenn der Bedarf und das Interesse groß genug ist natürlich.
Der aufbauende soll dann aufwendiger sein, ja.
Als Hungi so diese Worte sprach, bemerkte er erst wirklich, wie viel Vorbereitung solch ein Grundkurs benötigen werde. All das Material, das er zusammentragen und -schreiben müsste... Ihm schwindelte etwas und die Vorstellung von Freizeit, Muße und einem gemütlichen Leben, das er jetzt eigentlich führen wollte, tja, das mußte er auf später verschieben.
Berechtigen sollen die Grundkurse zu nichts, lediglich dazu, den weiterführenden Kurs abzuleisten. Und mit dem weiterführenden soll man nicht Prätor oder Advocatus werden, nein, nur Jurist. Die Prätoren und Advocati werden ohnehin Juristen verpflichten, die ihnen bei ihrer Arbeit helfen werden. Vielleicht auch müssen, wenn wir es ihnen vorschreiben.
Womit wir dann um ein ganzes Stück historischer werden.
Interessant. antwortete Hungi auf den tatsächlich kurzen Bericht des Pompeiers. Früher, als er noch einfacher Miles war, war er oft in der Taverna Apicia zu finden. Und er konnte sich sogar erinnern, gegen den damaligen Besitzer Gavius Apicius ganz kurz ermittelt zu haben. Der Typ hatte dermaßen gepanscht, daß damals in der Curia Italica ein Lebensmittelgesetz erlassen wurde, das später die Grundlage der Lex Mercati bildete. Die Welt war doch halt klein. Aber er schwelgte etwas zuviel in Erinnerungen.
Was kann ich also für dich tun?
ZitatOriginal von Gaius Caecilius Crassus
Das ist das Abschiedsgeschenk der Cohortes Praetoriae an dich. Vielleicht erkennst du sie ja wieder..."
Hungi atmete erleichtert auf, als die Vorführung ohne irgendwelch geartete Probleme ihr Ende fand. Weder hatten sie sich noch die Zuschauer verletzt und ein gewisses Triumphgefühl schleichte sich in ihn, als die Blauen gewannen. Sicher Zufall, aber da er ja ein Mitglied der Factio Veneta war, konnte er es in seinen Gedanken nicht verhindern eine dazugehörige Parallele zu ziehen.
Als Crassus den Imperator und danach ihn begrüßte und Hungi eine Schriftrolle überreichte, öffnete er diese sogleich und fing halblaut zu lachen an.
Natürlich erinnere ich mich. Das war die arbeitsreichste Zeit meines Lebens. Das war sie tatsächlich, denn die Kommandantur über zwei Einheiten und kurz danach hatte er sich auch das Konsulat angetan und tanzte auf drei Hochzeiten gleichzeitig. Nie wieder würde er sich sowas antun.
Ich danke euch.
Mit traurigem Gesichtsausdruck betrauerte Hungi die Zerstörung einer kritischen Bearbeitung Cassius' von Iavolen, waren die Ideen darin nicht nur wichtig für Hungi, der Kopist hatte ein paar hübsche Zeichnungen darin angefertigt, Landschaften, Szenen aus der Mythologie und dergleichen. Hungi seufzte und wandte sich dann dem Besucher zu.
Hä? Die Taverna Apicia eingestürzt? Mann, er kriegte gar nichts mehr mit in Rom.
Hungi schaute jener zu, die gerade auf dem Tisch ihre Darbietung brachte, unterließ es aber, ihr allzu offensichtlich auf die diversen weiblichen Geschlechtsmerkmale zu stieren. Die Perle, die nicht von seiner Seite wich, achtete sorgsam darauf, daß sich sein Becher nicht leerte und zu einem Moment, als Hungi dachte, er hätte genug Wein getrunken, stand sie vor ihm und hielt ihm die gebratene Wurst hin, nicht nur das, sie fütterte ihn auch ein wenig. An solch einen Service konnte er sich wahrlich gewöhnen.
Hungi hielt sich dezent zurück. Keiner seiner Klienten war an ihn herangetreten, also hatte er die Zeit, sich genüsslichst eine Olive zu nehmen, die Victor gebracht hatte. Tja, dachte er, wie groß war seine Enttäuschung, als er seinen Irrtum bemerkte und es doch keine Oliven gab, sondern nur Trauben. Nur mühsam unterdrückte er ein Grummeln, hoffte er doch, daß einer der Nachzügler seine vaterländische Pflicht tat und den Conventus mit Oliven versorgte.
ZitatOriginal von Aelia Adria
Auf seine rhetorische Frage reagierte sie nicht, sondern sah ihm nur dabei zu wie er es sich bequem machte.
"Das weiß ich schon seit unserem letzten Gespräch darüber. Hast du dir Gedanken darüber gemacht und bessere Vorschläge?"
Ahja genau. Er erinnerte sich, daß sie ja schon mal darüber gesprochen hatten.
Eine Idee hätte ich vielleicht. Ich habe schon bei den Schülern des öfteren bemerkt, daß sie den Stoff unterschätzten und dadurch schlecht vorbereitet zur Prüfung antraten. Und wenn sie doch die Prüfung geschafft haben, machen etliche furchtbare und wirklich grausame Fehler in der Auslegung von Gesetzen und Normen. Andere wiederum wollen sich nicht alles antun und erst recht kein Advocatus werden, aber sich dennoch eine Art Grundwissen aneignen.
Wie wärs, wenn der Cursus Iuris geteilt wird? In einen Grund- und einen weiterführenden Kurs?
Abwartend schaute er seine Ex-Frau an, interessiert, was sie wohl dazu sagen mag.
Jahrelang war Hungi es gewohnt gewesen, wenig schmeichelhafte Kosenamen an den Kopf geschmissen zu bekommen, meistens von jenen Subjekten, die gleich danach ihr restliches, kümmerliches Dasein im Carcer der Prätorianer fristeten, wenn diese überhaupt so weit kamen. Auch als Politiker war er nicht gerade als netter Kerl verschrien. Aber das machte ihm relativ wenig aus, zu beliebte Politiker hatten oftmals nur ein sehr kurzes Leben.
Es ist daher verständlich, daß diese Ansammlung von Lobhudelei vom Kaiser etwas befremdend auf Hungi wirkte. Sicher freute er sich, keine Frage, aber die Berufskrankheit, die er sich zulegen musste, wies ihn auf die eine oder andere sanfte Übertreibung hin. Als der Kaiser geendet hatte, schmunzelte Hungi und ließ sich einige Momente Zeit, um dem Imperator passend zu erwidern.
Ich danke dir für deine Worte, mein Kaiser. Tatsächlich verschwinde ich nicht für immer aus dem öffentlichen Leben, obwohl es einige gehofft hatten. Manche von ihnen genießen sogar meine Gastfreundschaft... in der Castra Praetoria. bemerkte er schmunzelnd. Wie dem auch sei, meine Pflichten werden nicht weniger, ob sie mir von der Gesellschaft auferlegt werden oder ob ich dies sogar selbst tue. Deswegen kann von einer "Pensionierung", wie ich schon von mancherlei Seite gehört habe, keine Rede sein, wenngleich ich zugeben muß, daß eine gewaltige Pflicht von meinen Schultern genommen wurde. Die, was ich ebenso zugeben muß, dennoch manchmal viel Spaß bereitete. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich freue mich auf meine zukünftigen Aufgaben und Pflichten. beendete Hungi seine Rede.
Hungi hatte sich gedanklich schon längst mit einem anderen Thema auseinandergesetzt, als Avarus diese Thematik noch einmal aufgriff. Geduldig hörte er sich an, was der Legatus Augusti Cursu Publico noch zusagen hatte, dann entschloss er sich, ein letztes Wort zu sagen. Gute Hörer konnten sogar ein wenig Ironie aus seinen Worten herausfiltern.
Gut. Der Senat hat in seiner überwältigenden Eloquenz beschlossen, am jetzigen Modell nichts ändern zu wollen. Thema beendet.
Auch Hungi seufzte. Allerdings nicht ganz aus dem gleichen Grund wie Avarus.
Dann soll der Senat eine Empfehlung an die zuständige Stelle schicken, mehr als uns aufregen können wir jetzt eh nicht machen.
Und Hungi wusste auch schon, wer diese Empfehlung diktieren sollte. Nämlich er selbst. Er rieb sich seine Schläfen und sagte seinem Scriba, daß dieser ihn nach der Sitzung daran erinnern solle.
Gibt es sonst noch Wortmeldungen zu diesem Thema?
Etwas befremdet sah Hungi den Volkstribunen an, wartete er doch eigentlich auf eine Wortmeldung des Tribunen. Als er aber die ersten Sätze der Tafel las, knurrte er ein Jetzt werd ich sogar schon zum Sprachrohr degradiert und gab die Tafel schnell seinem Scriba weiter.
Dem Volkstribun hats die Sprache verschlagen. erläuterte er den anderen Senatoren, bevor der Scriba den Text auf der Tafel vorlas.
Als der Scriba geendigt hatte, schaute Hungi in die Runde. Ich bin sowieso der Meinung, daß nur Landbesitz für Senatoren ein angemessener Beitrag zu seinem Lebensunterhalt ist, sofern er nicht in einem direkten Arbeitsverhältnis zum Kaiserhaus steht.
Wie ist die Meinung der anderen Senatoren dazu?