Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Der Consular war in einer Hinsicht anderer Meinung.


    Sollte ein junger und aufstrebender Politiker nicht eher fremdes Terrain erkunden? Die Lage in Germania ist äußerst ruhig, es besteht also kein Grund, jemanden hinzuschicken, der seine Verbindungen einbringen müsste.


    Eine viel interessantere Probe ist es zu beobachten, wie sich ein Mann in einer fremden Umgebung anstellt. Sozusagen ins kalte Wasser geworfen wird. überlegte der Vinicier laut genug, so dass es jeder verstehen konnte.


    Ich finde, Duccius sollte als Quaestor Principi dienen. Was den Aurelius angeht, so schließe ich mich den Meinungen meiner Vorredner an.

    Ich bin mir sicher, daß es das tun wird. antwortete er, dann wandte er sich dem jungen Germanen zu.


    Duccius, ich hoffe, daß du es deinem Begleiter gleich tust und dich ebenso bei den verschiedenen Senatoren vorstellst. Wobei bei manchen einschleimen eher helfen würde.

    Der letzte Satz war wohl Stichwort wie Aufforderung zugleich.


    Nach dem Gespräch gerade sehr gerne.


    Ein leises Räuspern seines Nomenclators erinnerte ihn daran, daß noch einige andere auf ihre Gelegenheit warteten, bei ihrem Patron vorstellig zu werden. Er verzog jedoch keine Miene.


    Du kannst bei deiner Kandidatur mit meiner Unterstützung rechnen. Richte deinem Vater meine Grüße aus.


    Sim-Off:

    Bestätigung wird noch gebraucht.

    Etwas verwirrt blickte Hungi den jungen Furius vor sich an. Er schüttelte leicht den Kopf, die Stirn gerunzelt, hatte er etwas anderes gefragt? Oder hatte der Furier ihn falsch verstanden.


    Dein Recht dazu ziehe ich keinesfalls in Zweifel. Ich meinte, welche Posten du anvisiert hast. Immerhin hatte er ja keine Ahnung davon, daß auch der Furier noch keine Ahnung hatte.

    Der Posten des Quästor Urbanus ist auch kein schlechtes. sprach der Hausherr. Ganz gleich, welches Amt angestrebt wurde, ohne viel Unterstützung im Hintergrund würde man nicht einmal das niedrigste bekommen.


    Wenn du deine Arbeit ordentlich machst, wird es auch kein Hindernis für deine weitere Karriere sein. Auch ich hatte einst dieses Amt inne, und geschadet hat es mir keineswegs. plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen.

    Sehr schön. quittierte Hungi das Ziel des jungen Tiberiers.


    Ich nehme an, dein Vater hat dich schon mit vielen Senatoren bekannt gemacht und du konntest dir deren Unterstützung sichern? Viele Jahrhunderte später würde man das Networking nennen, aber Beziehungen prägten nun einmal das politische Leben Roms, nebst anderem.


    Denn ansonsten würde ich mich sputen. Aber gewiss wurdest du von Durus schon auf das politische Leben hier vorbereitet.

    Servilius Corbulo sagst du? Der Name sagte ihm tatsächlich etwas, doch konnte der (Adoptiv-)Sohn des Durus nicht wissen, warum.


    Ich kenne ihn, wenngleich ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich habe ein Grundstück auf Sizilien, welches ich vor etlichen Jahren damals noch von Kaiser Iulianus geschenkt erhalten hatte. Ich konnte auch ein wenig Zeit dort verbringen, nicht allzuviel, du weißt schon, die Pflichten eines Senators, aber gerade genug, um die wichtigsten Persönlichkeiten kennen zu lernen. Richte ihm bei der nächsten Gelegenheit meine Grüße aus.


    Aber nun zu dir. Du möchtest also in die Politik gehen? Schwebt dir etwas bestimmtes vor?

    Selbstverständlich sprach er das Prinzip des Do, ut des an, das wohl römischste aller römischen Prinzipien des gesellschaftlichen Lebens (und nebenbei gesagt, auch des religiösen). Und eben weil es so verhaftet war im römischen Denken hätte es eigentlich gar nicht ausgesprochen werden müssen. Aber der junge Aurelier hatte zum Glück noch andere Würfel in der Hand.


    Ah, du bist der Klient meines Klienten? Na das vereinfacht die Sache doch zunehmend. Daß er Verwandter seines verstorbenen Klienten war, mußte für Hungi nichts heißen. Die Leute schimpften sich ja schon als verwandt, wenn sie nur den gleichen Gentilnamen trugen, obwohl ihre Blutsbande so verwässert war wie der Tiber bei Hochwasser. Wenn überhaupt.


    Welches Amt genau strebst du an? Hast du schon Präferenzen?

    Zu seiner Schande musste Hungi sich eingestehen, daß auch er keinerlei Nachforschungen angestellt hatte, was er vielleicht hätte tun sollen. Er fragte sich, wo er zu dem Zeitpunkt war, als er die Nachricht vom Tode des Furius erhalten hatte. Noch in Hispania oder schon in Germania? Er konnte es nicht erraten, hatte jedoch nicht vor, diese Gedächtnislücke dem Sohn gegenüber zu erwähnen. Er würde nachher darüber weiter nachdenken, nach der Salutatio, wenn er Zeit und Muße dazu hatte.


    Tragisch, wenn man in so jungen Jahren den Vater verliert. Auch wenn man von ihm - so wie du - nicht wirklich viel hatte. verschaffte er noch einmal seiner Betrübnis Ausdruck. Doch lass uns jetzt die Vergangenheit ruhen und über die Zukunft sprechen. Du hast vorhin gesagt, du möchtest die ritterliche Karriere anstreben? Was genau schwebt dir dabei vor?

    Der Vater des jungen Aureliers war Hungi nicht bekannt, vielleicht eine kleine Nummer im Senat? Wenn er denn Senator war. Auf der anderen Seite konnte Hungi natürlich nicht jeden Senator kennen - schon alleine wegen seiner langjährigen Abwesenheit aus Rom. Oder ihm fiel einfach nicht das Gesicht dazu ein. Oder der Vater war eben kein Senator. Konnte ja auch in den besten Patrizierfamilien vorkommen.


    Zum Quästor also? Dann hast du das Vigintivirat offensichtlich schon hinter dir. stellte er mehr oder weniger überflüssig fest. Sieht man allerdings von deiner Bekanntschaft mit meinem Klienten ab, warum sollte ich dich unterstützen? fragte er in einem neutralen bzw informationsinteressierten Tonfall.

    Ah, du kandidierst? Also nichts ausgefressen, aber dennoch nicht ohne Hintergedanken. Wäre ja mal etwas anderes gewesen.


    Schön, daß ich auch davon erfahre. bemerkte er schmunzelnd und ganz, ganz leicht verärgert, bevor er sich dem Aurelier zuwandte.

    Als Patron des Kandidaten empfand Hungi es als seine Pflicht, den jungen Duccier zu unterstützen. Daher stand er auf und erhob seine Stimme.


    Werte Kollegen! Es ist mir in diesem Fall eine Freude, den jungen Mann, meinen Klienten, zu unterstützen. Meinen Informationen zufolge hat er seine Arbeit als Decemvir tadellos erledigt und auch von seiner Zeit in Mantua bei der Legio I hörte ich nur Gutes.

    Diese Salutatio war von einer ausgesuchten Regelmäßigkeit. Die hochrangigen Klienten sprachen zuerst vor, dann die nächsthöheren und so weiter und so fort. Manche machten nur ihre Aufwartung, andere erwarteten juristischen Beistand, wieder andere wollten den Rat ihres Patrons in verschiedenen Angelegenheiten.


    Und irgendwo mittendrin hatte auch der Tiberius die Gelegenheit, sich vorzustellen.

    Hungi konnte sich an den Furius erinnern. Einer der seltenen Fälle, wo der Aspirant auf die Knie fiel vor ihm, damit der Hausherr ihn als seinen Klienten akzeptierte. Was jetzt ziemlich verzweifelt klang, doch wollte der Furius wohl ebenso Traditionen befolgen.


    Ich erinnere mich an deinen Vater. begann er. Doch kann ich mich nicht entsinnen, daß er mir von einer Familie berichtete. Er nahm jetzt einmal an, daß der junge Mann ihn nicht belog. Falls doch, dann würde er auf extrem dünnem Eis spazieren auch noch Matinius Agrippa als seinen Großvater zu benennen, immerhin begegnete er Agrippa alle paar Tage im Senat.


    Die Nachricht seines Todes hat mich sehr betrübt, in Alexandria soll er, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, sein Leben verloren haben?