Beiträge von Samira

    Ich führte den mir inzwischen bekannten Klienten der Familie in das Atrium. Zunächst sagte ich meiner Herrin Bescheid, bevor ich mich um die Getränke kümmerte.


    Metellus würde sich schon selbst zurecht finden.

    'Was ist denn das für ein Trampel?', dachte ich auf dem Weg zur Porta.
    'Keine Manieren oder was? Sicher jemand von den Cohorten. Na, denen werde ich erst mal erklären, wie man sich hier zu benehmen hat.'


    Beherzt schwang die Tür auf und eine zierliche Sklavin stellte sich mitten in den Eingang.


    "Was soll der Lärm? Dieses Haus ist eine Villa und keine Kaserne!" Verblüfft registrierte ich die unerwarteten Besucher. Den Annaeer kannte ich sogar. "Ja, wo brennt es?", fragte ich ängstlich.

    Irgendwann öffnete ein Bewohner die Tür. Ich übergab die Briefrolle mit den Worten: "Ein persönliches Schreiben meiner Herrin für Messalina."
    Anschließend machte ich mich auf den Rückweg.



    Salve, Messalina!


    Ein nicht alltäglicher Grund veranlasst mich dazu, dir zu schreiben - haben wir zwei doch sonst nichts gemein. Und doch existiert seit kurzem eine Bindeglied - es ist dein Ehemann Catus. Ich habe ihn in Achaia getroffen. Er war es, der mich bat, dir Dinge mitzuteilen, die weder für mich ein Vergnügen noch für dich ein Trost sein werden.


    Gern hätte ich dir die Kunde - seine Worte - persönlich ausgerichtet, aber bei meiner Rückkehr war dies nicht mehr möglich. Aus diesem Grund muss ich nun den Schriftweg wählen, um dir die traurige Nachricht vom Tod deines Mannes zu überbringen.


    Er ging aufrecht in den Tod, ließ sich von seiner Krankheit nicht besiegen. Er starb wie ein wahrer Römer und er verdient meinen ganzen Respekt, auch wenn ich lange nicht verstanden habe, warum er nicht gegen die Krankheit an sich, sondern nur gegen einen schmählichen Tod angekämpft hat.


    Es ist nun an mir, dir seine letzte Worte auszurichten. Er lässt dich wissen, dass du für immer seine Liebe besitzt. Sein Tod wird daran nichts ändern. Weiterhin gibt er dich in diesem Leben frei, wird aber auf der anderen Seite des Styx weiterhin in Liebe zu dir leben. Sein Wunsch ist es, nicht um ihn zu trauern. Er hat seinen Frieden gefunden, niemand soll nach seinem Körper suchen. Lassen wir in ruhen und gleichzeitig in unserer Erinnerung weiterleben.


    Mein Beileid, Messalina.
    Rom hat einen großen Mann verloren.


    Vale
    Deandra

    Nach einer langen Schiffreise und einer weiteren zu Land kam ich in der Villa an, in der nach meiner Information Messalina weilen sollte.


    Ich klopfte an die Tür.

    Ungefragt stellte ich meiner Herrin eine Tischamphore mit Wasser hin und schob den Wein des Herrn außer Reichweite. Auf ihren Protest hin blickte ich streng. Sie war nicht einmal verdünnten Wein gewöhnt und nüchtern war sie mir lieber. Dem Herrn hingegen schien eine gewisse Dosis gut zu tun.


    Auch fragte ich mich, wogegen sie eigentlich ankämpfte. Ich kannte ihre Wünsche ebenso wie ihre Ängste.

    Als ich zum Arbeitszimmer laufen wolle, um das Schreibzeug zu holen, wäre ich fast mit meiner Herrin zusammengestoßen. Erstaunt hob ich die Brauen, ich verstand nicht. Ein leichtes Schulterzucken war die Antwort. Sie erwartet jetzt doch wohl nicht, dass ich sie an die Hand nehme. Ich schüttelte den Kopf und ging wortlos weiter.


    Auf dem Schreibtisch lag Papyrus. Zusammen mit dem Glas dunkler Tintenfischflüssigkeit - die aus Ruß ließ ich lieber stehen - und einer Feder aus Bronze kehrte ich zurück. Schmunzelnd übergab ich das Schreibzeug in die ausgestreckten Hände meiner Herrin.


    „Stell dich nicht so albern an“, flüsterte ich ihr zu. Über ihren grimmigen Blick konnte ich nur lachen.

    Die Götter der Vorratskammer hatten wenig zu tun in der Vergangenheit. Sicherlich freuten sie sich, dachte ich bei mir. Unwillkürlich drängte sich der Gedanke auf, er sollte vielleicht auch mal den Genius grüßen. Ein Schmunzeln war die Folge, was sich dauerhaft hielt.


    Da ich keine Gedanken lesen konnte, wusste ich nicht, ob er an Familiärem, Politischem oder Allgemeinem interessiert war. Ich entschied mich für eine Kreuz- und Querinformation. Bei dem, was ihn interessierte, würde er sicher Nachfragen stellen.


    Tief atmete ich durch und kramte das Relevante der letzten Monate zusammen.
    „Wer seine Meinung auf der Rostra kundtun will, muss neuerdings nach Rom reisen. :) Schulen gibt es nun in allen Provinzen. Apropos Schulen, dein Lateintest ist korrigiert. Decimus Meridius bat vor Monaten um die Abstimmung zwecks Ehrung des Gensbegründers. Möglicherweise hat sich das inzwischen erledigt. Die durch die neue Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum „erhobenen“ Spenden sollen die weggefallenen Steuern für die Patrizier ersetzen. Deandra sagt, ob es sie nun gibt oder peng – es hat sich nichts an der Abgabenfreiheit geändert.“


    Ich sah kurz an die Zimmerdecke und überlegte, ob es noch mehr in dieser Richtung gab, aber mir fiel nichts mehr ein. Die Geschichte um Macer dürfte er besser kennen als ich.


    „Neu wäre in jedem Fall auch, dass Gentes nun offiziell Klienten in den Familienverband aufnehmen können. Nun ja, das ist das Werk meiner Herrin. Sie bzw. die Aurelia besaß den ersten offiziellen Klienten des Reiches. Inzwischen sind es zwei Einzelklienten und eine Gens, die zur Aurelia gehören.“


    Und schon waren wir beim Thema Familie.


    „Zwei Familienmitglieder haben kürzlich heimgefunden. Maxentius, Deandras Bruder und damit dein Cousin, ist derzeit Magistratus in Misenum. Eugenius, dein Onkel, lebt in Rom und hat ebenfalls politische Pläne.“


    Ich schnappte nach Luft und hielt erst einmal inne. Na, war Eirene etwa die Kellertreppe hinuntergefallen? Sie kam gar nicht wieder. Unwillkürlich kicherte ich kurz, legte erschrocken die Hand auf den Mund und schwieg.

    Eirene, dieses faule Stück. Sonst lässt sie uns die gesamte Arbeit machen. Nur jetzt, wo der Herr mal zu Hause ist, tut sie so, als würde sie arbeiten. Ich nahm den Mantel entgegen und brachte ihn fort. Im Vorbeigehen steckte ich ihr die Zunge heraus.
    Kurz kam mir die Idee, sie aus Rache im Weinkeller einzusperren. Möglich wäre auch, sie auf die Fragen des Herrn antworten zu lassen. Meine Schadenfreude wäre groß gewesen. Na ja, Wunschträume einer unbedeutenden Sklavin.


    „Post geht in Mantua kaum ein. Die Herrschaften besuchen sich oft in Rom oder Misenum, dorthin wird auch die Post versendet.“


    Da ich nicht wusste, was ihn an Neuigkeiten aus den Provinzen interessieren würde, beließ ich es bei einer Ankündigung.


    „Es gibt viel Neues, Herr.“

    Die Saturnalien waren vorbei und ich kam nicht umhin, den Türdienst zu spielen. Leicht seufzte ich bei dem Gang zur Porta. Man konnte sich schnell an ein bequemes Leben gewöhnen.
    Also gut, Klinke runter drücken, raus sehen und nach den Wünschen fragen – war ja immer dasselbe.


    „Salve, wen darf ich melden?“
    Ich blickte auf den Besucher, den ich doch irgendwoher kannte. Die Verlinkung im Kopf lief dann fehlerfrei. Oje, der Herr. ‚Samira, erst denken, dann sprechen’, wies ich mich zurecht. Heute war es leider umgekehrt.


    „Verzeihung!“
    Ich blickte nach unten und trat schuldbewusst zur Seite.

    "Saturnalien und ich muss arbeiten", wetterte ich, weil sich offenbar niemand dafür zuständig fühlte, zu öffnen.


    Mit einem unfreundlichen "Ja!", rief ich dem Soldaten hinterher, der offenbar bereits die Geduld verloren hatte.

    Für einen Moment weiteten sich die Augen der Sklavin, dann huschte sie schnell davon. So was. Oje, oje. Da musste sie wohl aufpassen. Wo war jetzt bloß Deandra? Hektisch eilte sie durch die Villa. Endlich fand sie die Hausherrin, sie war auf ihrem Zimmer.


    „Dein Onkel Manius Aurelius Eugenius ist soeben eingetroffen.“ Der Schreck saß noch. Mit dem Auftrag, in die Küche zu gehen, flitzte sie erneut davon.

    Samira, eine der Haussklavinnen, war sich unsicher. Hatte es nun geklopft oder nicht?


    „Ach, ich schaue sicherheitshalber nach“, murmelte sie vor sich hin und begab sich zur Tür. Kurz zögerte sie. Bestimmt sah es albern aus, wenn sie herausschaute und niemand da war. Dann aber zuckte sie mit der Schulter und öffnete entschlossen die Tür. Zum Glück, es stand wirklich ein edler Herr vor der Tür. Es hätte Ärger bedeutet, wenn sie ihn überhört hätte.


    „Salve, wen darf ich melden?“, fragte Samira freundlich, denn sie kannte den Herrn nicht. Sie lebte noch nicht ganz ein Jahr als Sklavin bei den Aureliern.

    Freundlich lächelte ich. Natürlich, die Herrin hatte etwas von einem erwarteten Besucher erzählt. Vielleicht hätte ich in dem Fall nicht so dumm fragen sollen, aber nun war es auch egal.
    Mit einer einladenden Geste bat ich den Besucher herein.


    "Die Herrin sitzt im Atrium. Ich führe dich hin."

    Ich trat an die Wache heran.


    "Dieser Brief ist an den Vigilus Annaeus Metellus gerichtet."


    Nach der Übergabe machte ich mich unverzüglich auf den Rückweg.


    Salve, Metellus,


    ich möchte dich zu einem Gespräch und einem Essen in die Villa Aurelia zu Rom einladen. In den nächsten Tagen werde ich dort anzutreffen sein, bevor ich die Stadt Richtung Misenum verlasse.
    Ich freue mich auf unser persönliches Kennenlernen, nachdem wir nun sehr lange brieflichen Kontakt gepflegt haben. Die Bekanntschaft mit weiteren Familienmitgliedern muss vorerst aufgeschoben werden, aber sobald das nächste Familientreffen stattfindet, erhältst du unverzüglich eine Nachricht.


    Vale
    Aurelia Deandra

    Eilig und zugleich annähernd geräuschlos verschwand ich und kam wenig später mit einem Glas frischen Quellwassers zurück. Ich übergab es der Besucherin und stellte mich wieder abseits der Herrschaften.

    Bei der Nennung des Namens wusste ich, woher ich die junge Frau kannte. Es musste aus Mantua sein. Ich ließ sie ein und führte sie ins Atrium. Dort meldete ich ihr Eintreffen den Herrschaften.