Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Menecrates wiegte den Kopf, bevor er antwortete: "Es geht nicht nur um die Haftung eines Dominus, Octavius. Wir mussten den Fall auch dahingehend beleuchten, um sicher beurteilen zu können, ob Optio Furius als Auftraggeber einer möglichen Brandstifterin gelten kann oder nicht. Für mich schließt sich das nach deinen Ermittlungen aus, denn es gibt nicht einmal Indizien, geschweige denn Beweise." Er dachte kurz nach, dann fuhr er fort. "Die Gesetzeslage wegen der Haftung des Eigentümers werde ich noch einmal gründlich studieren, gehe aber davon aus, dass bei anhaltender Abwesenheit diese nicht greift."


    Während Menecrates gedanklich die bekannten Fakten über den Brandtag zusammenrief, bemerkte er nicht, wie sein Cornucularius herumdruckste. Dessen Ankündigung, sich nicht deutlich ausgedrückt zu haben, weckte die Neugier des Präfekten, der mit hochgezogenen Brauen abwartend lauschte. Die Eröffnung machte ihn zunächst sprachlos, weil er ohne jeden Zweifel von einem Lupanar ausgegangen war, in dem Frauen arbeiten.

    "Männer?", fragte er sicherheitshalber nach, und weil die Sklavin Eireann als Kundin dargestellt wurde, folgte sogleich die nächste Frage. "Männer, die Frauen...", er suchte nach Worten, fand aber kaum Brauchbares, "...bedienen? Und überhaupt, wie kann sich eine Sklavin derartige Luxusdienste leisten. Hat sie bei der Flucht aus der Casa Furia Wertgegenstände oder Geld mitgenommen? Obwohl..., du sagtest ja, sie hat nicht bezahlt." Die ganze Angelegenheit wurde undurchsichtig statt klarer.

    "D-d -danke!" Mit geweiteten Augen blickte der Wachsoldat dem Mann aus Cappadocia hinterher. Er zog vor Schreck die Luft geräuschvoll ein, weil ihm klar wurde, dass der Offizier sein Flüstern gehört hatte. Die Worte galten eigentlich seinem Kameraden vom Wachdienst. Er würde sich nie herausnehmen, einen Offizier als Erster als Kamerad zu bezeichnen, hoffte aber, ihm würde das nicht verübelt werden. Möglicherweise traf man sich in der Castra einmal wieder und es gab neuerdings die Anweisung, Kontakte statt Konkurrenz zu pflegen. "Oh, man!" Er sah zu seinem Kumpel und grinste unsicher. "Er hat angenehmen Dienst gewünscht. Wird in Ordnung sein, oder?"

    "Natürlich nicht!", flachste der Angesprochene. "Morgen gibt es kein Essen und übermorgen auch nicht." Er ließ seine Hand auf die Schulter des Grübelnden fallen und lachte. "Klar war das in Ordnung. Jetzt komm, die Schlange wird nicht kleiner."

    Die nächsten Kontrollen verliefen holperig, weil der Wachsoldat noch über Dreck in Pferdeschweifen nachdachte.

    "Essen und Laufen verträgt sich schlecht", entschied Menecrates, winkte einen Sklaven, trug ihm eine Bestellung für die Küche auf und wandte sich wieder an Faustus. "Wir machen es genauso, wie du es brauchst. Bin ich froh, dass du wieder daheim bist!" Er lächelte und wirkte glücklich. Sein Zuhause stellte gleichzeitig Faustus' Zuhause dar, was Menecrates heraushörte und ihn sehr freute. Das Lachen verschwand nur kurzfristig, als der Freund auf Menecrates' feuchte Kleidung hinwies. Der Claudier blickte an sich herab und erkannte den desolaten Zustand seiner äußeren Aufmachung. Wie mochten seine Haare liegen? Er strich über das Haupt, während er aufblickte und lachte.

    "Zum Glück bin ich Zuhause und mich sieht sonst niemand außer dir. Ein Praefectus Urbi, der aussieht wie ein Straßenjunge, vermittelt am Ende die Botschaft, Rom stehe vor dem Untergang." Er schüttelte den Kopf über sich selbst, hörte aber Faustus weiter zu. Er wusste vorab, dass er gerügt werden würde und insgeheim gab er Faustus Recht. Eine Ausrede fiel ihm aber noch ein: "Ich habe kein Privatleben, weil ich kaum Familie habe, also arbeite ich." Er zuckte die Schulter, aber im nächsten Moment fiel ihm ein, dass zumindest eine neue Bewohnerin kürzlich in die Villa eingezogen war - zu allem Überfluss auch noch in Faustus' altes Zimmer. Er würde die Mahlzeit nutzen müssen, um sich eine annehmbare Lösung für das Dilemma einfallen zu lassen.

    "Die Vögel und ich", wiederholte er versonnen. Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht. "Aber sie müssen frei sein und nicht gefangen."

    Sein Arm wies Richtung Atrium und dort angekommen steuerte er auf die Sitzecke zu. Allerdings setzte er sich nicht, sondern hob die Arme an, damit er von Sklaven trocken getupft werden konnte. Während er sich abstützte, um beim Sandalenwechsel nicht das Gleichgewicht zu verlieren, wurde er gekämmt. "Setz dich doch, Faustus. Getränke kommen gleich."

    Zum Abschluss wurde um Menecrates ein langes Laken gewickelt, das ihn warm hielt, und womit er sich wieder trocken fühlte. Zum Hinsetzen taugte es nicht, weil es die Beweglichkeit einschränkte.

    "Sieh her, was tu ich nicht alles für dich." Er lachte. Um nichts in der Welt wäre er jetzt auf sein Zimmer gegangen, um sich baden und neu einkleiden zu lassen. Er nahm steif Platz und hörte den Erzählungen zu, während ein Sklave mit zwei Amphoren herantrat.

    "Saft oder Wasser, Faustus?"

    Ausgerechnet Land, Menschen und Klima gefielen dem Freund in Germania, was Menecrates wunderte. Als er in in dieser Provinz weilte, empfand er das Land dunkel, das Klima unwirtlich und viele Menschen seltsam. Gelangweilt hatte er sich hingegen nie, was bei einem Legatus auch nicht verwunderte. Einsamkeit, von der Faustus sprach, kannte der Claudier trotzdem gut. Sie erwischte ihn jeweils, wenn Familie und Aufgaben fehlten. Plötzlich horchte er auf.

    "Du hast geerbt? Ein schlimmer Verlust?" Er konnte es nicht ausschließen, obwohl Faustus nie von Verwandtschaft sprach. Gleichzeitig musste Menecrates nur zuhören, denn Faustus redete weiter. Der Name des Erblassers kam ihm bekannt vor, was aber auch am Gensnamen liegen mochte, oder doch nicht? Er grübelte, dann fiel ihm eine andere Erklärung ein.

    "Hatten wir nicht in der Praesina einen weiteren Helvetier? Erinnerst du dich?" Dass sie einen Namensvetter von Fausus hatten, dessen täuschte sich Menecrates nicht, aber er erinnerte sich nicht mehr an den vollen Namen.


    Ein Tablett duftender Pastetchen wurde hereingetragen und Menecrates gab durch einen Wink zu verstehen, dass die Speise zuerst Faustus angeboten werden sollte. Süße und Würze stiegen zusammen mit Teigduft als kleine Wolken Richtung Faustus' Nase, denn der Sklave reichte das Tablett nah heran.

    "Das ist ja spannend, Faustus. Worin besteht denn dein Erbe? Geld? Ein Haus? Betriebe? Bewegliches Gut? Sklaven?"

    Die Formulierung 'die lockere Hälfte' hob den Magen des Vorarbeiters erneut an und das Wort 'einreißen' ließ ihn leise stöhnen. Seine Fantasie malte bereits diesen Zustand aus, daher verzog er den Mund und seine Stimme klang kläglich, als er erwiderte: "Ich mach alles, nur damit er dranbleibt."

    Als sich der Miles erhob, folgte ihm der Blick des Vorarbeiters. "Danke, man! Das werde ich dir nie vergessen!"

    Anschließend benötigte er geraume Zeit, um sich die Sandale überzuziehen, denn einerseits wollte er nicht anstoßen und andererseits bot das Schuhwerk durch den Verband weniger Platz, zumal sein Fuß an Umfang zugenommen hatte. Er setzte mehrfach an, drehte die Sandale, dehnte die Schnüre und am Ende riss er einen ab. "Oh! Na, egal." Er tröstete sich über die zukünftige Geldausgabe hinweg, indem er sich die Wochen der bequemen Fußbettung in dieser Sandale vor Augen führte. Den tollpatschigen Miles hatte er über die Erlebnisse ganz vergessen. Er schien aus seinem Gedächtnis gelöscht, weil sich alles um die Erhaltung des Zehennagels drehte.

    Der Vorarbeiter erhob sich, ließ den Blick schweifen und entdeckte eine brauchbare Latte. Er humpelte zu ihr, obwohl Knie und Fuß in der Bewegung nicht eingeschränkt waren, nahm die Latte zur Hand und atmete auf. Er benötigte sie nicht als Krückstock, sondern positionierte sie vor seinem verletzten Fuß, um eine Art Miniaturbollwerk zu errichten, denn jeder der zu nahe an ihn herantreten würde, musste zwangsläufig gegen die Latte stoßen. Damit schützte er nicht nur den Zeh, sondern auch sein Gemüt. Er atmete tief durch und brüllte: "Es geht weiter, Leute! Zack, zack!"


    Nach Dienstschluss würde er sich aus dem Valetudinarium Ersatzverbände holen, denn bei der notwendigen Versorgung seines Zehs hatte er genau hingehört: Täglich Verbände wechseln und die Alten auskochen.

    Der wachhabende Soldat wunderte sich nicht mehr über die eintreffenden Soldaten, weil es sich längst - wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand - herumgesprochen hatte, dass die Stadteinheiten aufgestockt werden sollten. Die Kunde sickerte durch, aber sie machte nur unter den Soldaten die Runde. Zivilisten ging Militärisches nichts an. Jeder in Uniform hatte einen Eid geleistet, der ihn zu Loyalität gegenüber der Einheit und dem Kaiser verpflichtete.

    Der nächste Wartende, ein Offizier, wirkte wieder fremdartig, daher spekulierte der Wachsoldat, ohne den Marschbefehl zu rate zu ziehen: "Cappadocia?" Er bemühte sich um eine gute Haltung.

    Nachdem die ersten Soldaten noch durchsucht oder zumindest befragt wurden, blieb den Nachfolgenden jedwede Verzögerung erspart. Der Wachsoldat wartete die Antwort ab, dann gab er den Weg frei. Als der Fremde sein Ross an ihm vorbeiführte, fiel sein Blick auf den Schweif. "Kurzer Schweif trifft keine Fliege", flüsterte er seinem Kameraden zu und grinste verschwörerisch, bevor er sich dem nächsten Einreisenden zuwandte.

    Optio Furius Cerretanus wurde von der Wache direkt zum Praefectus Urbi geschickt, was vom Üblichen abwich. Die erste Unterredung fand demnach gleich am Anreisetag statt, weil der Optio über den Grund seines Marschbefehls unterrichtet werden sollte. Menecrates würde während des Gesprächs entscheiden, ob es sich so gut im Fluss befand, sodass er eine erste Befragung anschließen könnte, oder ob er dem Optio eine Zeit der Ruhe nach der anstrengenden Reise gönnen würde.

    Die Angelegenheit bekam mehr Licht, was eine genauere Betrachtungsweise erlaubte. Gleichzeitig kostete es Menecrates seit Wochen erhebliche Konzentration und viel Mühe, sich durch den Fall Cerretanus in Verbindung mit den Brandanschlägen zu kämpfen. Kein Detail schien einfach erklärt, nicht einmal die Angelegenheit Eireann als Bindeglied zwischen dem Optio und dem Lupanar, das später brannte.


    Menecrates seufzte, bevor er sich samt Stuhl vom Tisch wegrückte. "Moment, ich komme gleich wieder." Er stand auf, holte die Akte der Sklavin aus dem Archiv und setzte sich wieder. Er hätte Frugi schicken können, aber der Präfekt besaß auch zwei Beine und Bewegung tat zuweilen gut.

    "Die Anstiftung zur Brandlegung wurde Optio Furius nicht direkt vorgeworfen", räumte Menecrates auf Frugis Aussage hin ein. "Er stand aber automatisch unter Verdacht, weil er als Eigentümer der Sklavin im fraglichen Zeitraum des Lupanarbrandes gilt. Besitzer von Sklaven haften für deren Tun, allerdings…" Aus dem Handgelenk konnte Menecrates die Rechtslage nicht schütteln, denn hier ging es um eine hieb- und stichfeste Beurteilung und nicht um eine Alltagsbewertung.

    "Ich muss die Gesetzeslage prüfen. Spontan würde ich behaupten, wenn sich die Sklavin nicht im Einflussbereich ihres Herrn befindet, unabhängig davon, ob sie entlaufen ist oder festgehalten wird, haftet nicht der Eigentümer."

    Er rieb sich die Stirn, als würde dies den Gedankenfluss beschleunigen. "Unabhängig davon müssen wir aufklären, ob Optio Furius trotz allem seine Sklavin angestiftet oder instruiert haben könnte." Menecrates sah Octavius an, hob die Bauen und schlussfolgerte: "Eher unwahrscheinlich, oder? Er gibt sie in der Casa Furia ab, geht zum Dienst und sieht sie nicht wieder. Jeder, der sie erlebte, berichtet von einem aufsässigen Verhalten. Ein williges Werkzeug verhält sich anders."


    Er wartete, ob Frugi dazu eine Meinung äußerte, dann fuhr er fort. "Nicht ganz unwichtig in dieser Sache ist die Klärung, ob Eireann den Brand im Lupanar gelegt hat oder nicht." Menecrates kratzte sich am Ohr. Zeitweise war er versucht, den ganzen Krempel zu nehmen und in einer Feuerschale dem Universum zu übergeben. Übergeben stellte zudem ein passendes Stichwort dar. Die Angelegenheit hing ihm zum Hals raus. Immer wenn er dachte, er sähe Land und hätte etwas aufgeklärt, tauchten weitere Ungereimtheiten auf. Er atmete einmal tief durch, zog sich die Akte Eireann heran und begann zu lesen.


    "Diese Sklavin erscheint mir genauso wirr wie der gesamte Fall. Die ist so unberechenbar, dass sie als Werkzeug unseres Optios ausscheidet." Menecrates knallte die flache Hand auf den Tisch und blickte Frugi an. Er saß zwar nicht auf dem Richterstuhl, aber seine Aussage klang wie ein Urteilsspruch. "Ein Glück, dass mir diese Sklavin erspart bleibt." Er atmete wieder durch und las weiter. Dann stutzte er.

    "Sieh dir das an. Im Bericht steht folgende Anmerkung: Wie wir wissen, ist Eireann keine Bettlerin oder Diebin, sondern eine Brandstifterin und in diesem Zusammenhang eine Mörderin." Menecrates breitete beide Hände aus, um sein Unverständnis auszudrücken. "Also ICH weiß das nicht. Du? Im Gegenteil: Wir müssen uns dringend mit dieser Frage auseinandersetzen. Octavius, die nächsten Akten holst du." Er grinste - weniger aus Schadenfreude, sondern vielmehr aus wachsender Verzweiflung.


    "Kommen wir erst einmal zurück zum Anfang deiner Ausführungen. Konntest du in Erfahrung bringen bzw. wurde dir berichtet, warum dieser Kyriakos annimmt, dass die Sklavin Eireann den Brand gelegt hat? Wieso überhaupt geht eine Sklavin als Kundin in ein Lupanar? Das ist doch absurd! Nächste Frage: Wieso behält man eine Kundin dort? Wurde sie zwangsprostituiert?"

    Der Vorarbeiter schnappte nach Luft, als der ungeschickte Miles zuerst Widerworte äußerte und anschließend auch noch seinen Fuß ansehen wollte. Er hörte etwas von Fuß hochlegen und zog sicherheitshalber das lädierte Körperteil noch näher an sich heran. Um nichts in der Welt würde er sich ausliefern, indem er den Fuß höher lagerte und damit den Zugriff erleichterte - dem Zugriff von Händen, die nicht einmal einen Baustellenkorb unfallfrei transportieren konnten.

    Durch die Schmerzen und die Sorge um den Zeh arbeitete sein Hirn langsamer, daher verstand er erst Augenblicke später, dass es nicht um eine Laienuntersuchung, sondern um eine Lagerung der verletzten Gliedmaße ging. Erleichtert atmete er aus und nickte dankbar, als der Tollpatsch einen Helfer suchen wollte. Als die Ablenkung wegfiel, kehrte der Schmerz in das Bewusstsein zurück. Die von Schwielen strotzenden Hände umschlossen liebevoll den Fuß, während der mächtige Oberkörper vor und zurück schaukelte. Der beruhigende Effekt blieb jedoch aus, daher folgte ein Wimmern.


    Die Rettung nahte in Form eines kundigen Offiziers. Erleichterung breitete sich aus, aber auch Sorge - nicht zu unrecht. Die Kühlung empfand der Hüne noch als angenehm, wenngleich das Wasser kein bisschen kälter sein dürfte, um nicht weh zu tun, dann aber folgte das Drama: Der Arzt kurbelte am Zeh herum. "Nicht doch!", rief der Vorarbeiter flehend und hielt schützend die Hände um Fuß und Medicushände. Erst dann bemerkte er, dass kein Schmerz aufkam, sondern die Vorstellung davon ihm einen Streich gespielt hatte. Schweißperlen standen mittlerweile auf seiner Stirn und er pustete mehrfach Atemluft aus, um sich zu beruhigen.

    Als die medizinischen Erklärungen begannen, nickte er eifrig. Er dachte, er hätte das Schlimmste überstanden, aber weit gefehlt: Als die Rede auf einen sich lösenden Zehennagel kam, wurde dem Hünen flau in der Magengegend. Das Wort 'rausreißen' löste Steingeschosse in seinem Bauch aus und die Übelkeit wuchs. "Gleich?" Die Bassstimme kippte in eine schrille Kopfstimme, während die Augäpfel fast aus den Höhlen quollen. "Auf keinen Fall! Mein Nagel ist schön, ich brauche keinen neuen!" Er presste die Hand gegen den Bauch, um dessen Inhalt bei sich zu behalten. "Kannst du mir was drumwickeln? Aber bitte vorsichtig." Er wollte den Nagel schützen, selbst um den Preis kurzfristiger Schmerzen.

    Dass die Stadtkohorten aufgestockt wurden, stellte in der Castra Praetoria kein Geheimnis mehr dar, auch wenn nie ein offizielles Wort darüber fallen gelassen wurde. Die Politik schlich hinterher, obwohl die Reihenfolge eine andere sein müsste. Die Soldaten am Tor machten sich darüber keine Gedanken, da die Verantwortung ohnehin bei den Präfekten lag und im Falle des Preafectus Urbi lag eine Freigabe seitens des Kaisers vor, alles in die Wege zu leiten, um einen Grundstock an Mannschaften und die benötigten Offiziere für eine neue Kohorte vorzuhalten.

    Der wachhabende Soldat hörte sich die Meldung an. Da es sich hier um Prätis handelte, musste er andere Listen zur Hand nehmen, um den Namen abgleichen zu können. Ein zweiter Wachsoldat nahm zur gleichen Zeit die Versetzungsbefehle entgegen und prüfte sie auf Gültigkeit.


    "Das geht in Ordnung", entschied der Miles, der die Listen durchgesehen hatte, und setzte auf der Liste einen Haken hinter dem Namen Sempronius Sophus. Anschließend prüfte er jeden weiteren der um Einlass Ersuchenden. Mehrere Haken wurden gesetzt, bevor die Versetzungsbefehle wieder ausgehändigt wurden.

    Der Wachsoldat wies Richtung Principia. "Ihr müsst euch zuerst im Stabsgebäude melden. Dort werden eure Personalien aufgenommen und ihr erfahrt, welcher Einheit ihr zugeteilt sein und wo eure Quartiere sind. Bei uns teilen sich die Stadtkohorten und die Prätorianer ein Stabsgebäude, daher seht genau hin, wo ihr rein lauft. Andererseits auch kein Beinbruch, wenn ihr im falschen Zimmer steht."

    Neueinsteiger suchten zuweilen recht lange, bis sie sich zurechtfanden. "Dann guten Dienstantritt!"

    "Au!", brüllte der Vorarbeiter, als ein verhältnismäßig großer Klumpen auf seinem großen Zeh landete. Reflexartig zog er den Fuß zurück, sodass der Stein auf den Boden rumpelte, sich zweimal über die eigene Achse rollte und anschließend zum Liegen kam. "Pass doch auf, du Trottel!" Der Vorarbeiter bückte sich, um seinen Zeh zu massieren, damit der Schmerz nachließ. "Das gibt garantiert einen schwarzen Zehennagel." Eine Katastrophe für den Mann, der viel Wert auf gute Optik legte. Daran änderte die Entschuldigung nichts mehr. Als er sich aufrichtete, reifte ein Plan.

    "Gerade habe ich gesagt, wer an der falschen Stelle abkippt, bekommt Lohnabzug. Erstens: Hier ist nicht die Baustelle drei Straßenzüge weiter. Zweitens stellen meine Füße keinen Bauabschnitt dar. Drittens sollt ihr auf die Reihenfolge der unterschiedlichen Materialien achten und die Steine kommen als Nachfolgeschicht auf den Lehm. Viertens hast du eine Person verletzt - fahrlässig!" Er holte Luft, aber zu seinem Bedauern fiel ihm kein fünfter Punkt ein.

    "Medicus! Ich brauche medizinische Versorgung." Er setzte sich auf den Boden und hielt seinen Fuß mit beiden Händen.

    In Absprache mit dem Curator Viarum hatte Menecrates eine unmittelbare Verwendung für den abgetragenen Steinschutt gefunden. Zwar haftete den Steinfragmenten Ruß an, aber als Unterschicht einer Straße störte das weder deren Funktion noch die Optik.

    Der instruierte Vorarbeiter brüllte über den Bauplatz: "Der Steinschutt kommt drei Straßenzüge weiter AUF den Lehm, klar? Nicht als Erstes ins Fundament und erst recht nicht auf den Kies. Seht also genau hin, wo ihr abkippt! Die Reihenfolge lautet: Lehm, Steine, Kies, Sand. Wir liefern nur die Steine. Jeder passt auf Jeden auf. Wer Mist baut, bekommt Lohnabzug."


    Nicht alle Mauern waren vom Einsturz gefährdet. Jede einzelne wurde geprüft und mit einer Kennzeichnung versehen - entweder Abriss oder Erhalt. Beim Abriss kamen - wie in einem Steinbruch - Hacke und Hammer zum Einsatz, während die noch brauchbaren Mauern Reihe für Reihe eine versetzte Seitenkante angelegt bekamen, um später eine sichere Verzahnung mit dem Ersatzmauerwerk zu gewährleisten. Mörtel würde die Haftung herstellen.

    Dieser Tage nieselte es zuweilen, weswegen sich der Staub beim Abbruch in Grenzen hielt. Gänzlich ließ er sich freilich nicht vermeiden, sodass jedem Arbeiter beim Niesen oder Schnauben Dreck aus den Nasenlöchern flog, den sie zuvor beständig eingeatmet hatten.

    "Was?" Die Skepsis, gepaart mit Überraschung, ließ ihn gleich bei Octavius' erstem Satz herausplatzen. "Moment", unterbrach er sofort, musste sich aber zunächst sammeln, weil er sich nicht mehr erinnern konnte, dass die Sklavin bis zum Brand anscheinend nicht im Besitz des Furiers, wohl aber in dessen Eigentum stand. Er würde die Akten nochmals studieren müssen, fragte aber zur Sicherheit nach.

    "Soll das heißen, die Sklavin lebte durchweg in diesem Lupanar? Sie lebte dort nicht auf Befehl von Optio Furius, sondern weil sie fortlief und anschließend nicht ausgeliefert wurde? Oder lebte sie wo anders?"


    Er rieb sich die Stirn. "Also, noch mal. Der Optio hat die Sklavin gekauft, wo auch immer, und hat sie dann in die Casa Furia gebracht, richtig? Oder wurde sie angeliefert? Konntest du erfragen, ob der Optio an diesem Tag länger mit ihr Kontakt hatte, oder ist er zum Dienst gegangen?" Die Angelegenheit wurde immer seltsamer. Wie eine willige Sklavin wurde diese Eireann nicht beschrieben, von keiner Seite. Dass die Sklavin bei der Brandstiftung auf Befehl ihres Eigentümers gehandelt habe, schien immer unwahrscheinlicher.


    "Konntest du erfragen, wie der Verkauf vonstatten ging? Hatte der Optio irgendwann wieder diese Sklavin und wann war das?"

    Auf alles andere Berichtete würde Menecrates später eingehen.

    Menecrates hörte, was er hören wollte: Faustus blieb hier - für immer. Er ignorierte dessen ernsten Gesichtsausdruck und lachte befreit auf. Ein heftiges Rütteln an den Schultern des Freundes läutete dessen Freilassung ein. "Wollen wir laufen oder willst du dich setzen?" Der Claudier wäre mit allem außer Schwimmen einverstanden gewesen, weil er sich freute. Er rieb sich die Hände, blickte noch einmal zur Kübelpflanze und wies einen Sklaven an, sie an die Seite zu stellen.

    "Sie gehört dir! Nimm sie als Willkommensgeschenk und bestimme selbst, wo sie stehen soll." Es wäre kein Geschenk, wenn der Hausherr sie an den alten Platz stellen lassen würde.


    "Ich komme an verschiedenen Stellen nicht voran, daher hält sich die Arbeit in Grenzen", erwiderte er auf die Frage nach seinem Pensum. "Zeit für Erholung nehme ich mir allerdings nicht." Das Eingeständnis kostete ihn Überwindung, weil er eine Rüge erwartete. Die wenigsten würden sich das ihm gegenüber trauen, aber Faustus durfte alles ansprechen, so auch Kritik üben. "Wie erholt sich denn ein Mann wie ich?" Er suchte eine Weile nach einer Antwort, bis ihm zumindest ein Ort des Ausgleichs einfiel. "Im Garten kann ich Kraft tanken - entweder allein oder mit höchstens einer Person. Vögel dürfen viele anwesend sein, ebenso anderes Getier. Ich glaube fast, Erholung gelingt mir dann, wenn ich Menschen fern bleibe." Eine traurige Erkenntnis, wie er fand, daher lenkte er vom Thema ab.

    "Jetzt erzähle aber du! Was hast du erlebt? Was hat dich zur Rückkehr bewegt?" Seine Augen leuchteten vor Wissbegier. Von Natur aus nicht zu Neugierde neigend, interessierte ihn aber, was Faustus von den Plänen abgebracht hatte, Rom fernzubleiben. Wenn er die Auslöser kannte, konnte er sie vielleicht später einmal nutzen. Wer konnte schon wissen, wann Faustus erneut das Fernweh packte.

    Menecrates bedankte sich mit einem Nicken für die Tabula. Er wollte sich bereits dem Fragenkatalog der Architekten für den Wiederaufbau der Statio zuwenden, als er das Zögern seines Cornicularius bemerkte. Er sah auf, wartete ab und hörte anschließend zu, während er verständnisvoll nickte. Die Tatsache, dass nicht jedem Urbaner eine Idee für ein Signum einfiel, erstaunte ihn nicht. Allein, dass sich die meisten Gedanken machten, freute ihn.

    "Auch Rückmeldungen ohne eigenen Vorschlag sind hilfreich", beruhigte er Frugi. Jene Männer zeigten eine Identifikation mit der Einheit. Nominierten sie ein bereits genanntes Motiv, zählte ihre Stimme wie die jedes anderen, ob nun mit oder ohne eigenen Vorschlag.

    "Ich notiere deine Wahl", sagte er, nahm den Griffel zur Hand und ritzte einen Strich auf die Tafel des Turmfalken. Anschließend richtete er sich auf und betrachtete Octavius einen Moment, bevor er gestand: "Um ehrlich zu sein, bin ich eher ein Freund von Singvögeln als von Greifern." Er zuckte mit einer Schulter, dann fuhr er fort. "Allerdings wäre ein Rotkehlchen oder eine Meise nicht als Motiv für ein Signum geeignet. Wer fühlte sich von so einem harmlosen Wesen beschützt?" Er lachte. Eine Einheit, die dem Schutz Roms dienen sollte, würde niemand ernst nehmen, wenn ein Singvogel auf dem Signum prangte und auch die Truppe konnte aus einem solchen Signum keine Kraft ziehen.

    "Schön sehen sie aus, die gefiederten Greifer. Ich betrachte sie auch sehr gern." Hierin stimmte er vielen, auch Frugi zu. "Das Gute am Turmfalken ist, dass er kaum Singvögel fängt, dafür aber die Schadnager am Boden. Mir erschien das trefflich für die Subura geeignet. Die Turmfalken stehen in den Lüften auf Wacht. Sie halten sich flatternd an einer Stelle, während sie den Boden beäugen. Traut sich ein Nager aus einem Loch hervor, stürzen sie hinab. Ein Biss ins Genick und die Beute ist tot. Gut", er wiegte den Kopf, "dieses Verhalten sollten wir nicht übernehmen, aber den erfolgreichen Zugriff nach unermüdlicher Beobachtung den schreiben wir uns auf die Fahne. Außerdem, Turmfalken leben in städtischen Gebieten, während andere Greifer die Natur bevorzugen."

    Der Praefectus hatte sich Gedanken gemacht, lange bevor er seinen Vorschlag äußerte.

    Ebenfalls im Vorfeld wollte sich Menecrates im Fall Furius orientieren.

    "Wenn du einmal hier bist… Nimm doch Platz, Octavius." Er wies auf einen der Stühle. "Du hast doch sicherlich schon die Befragung in der Casa Furia durchgeführt. Mir geht es nicht um den Bericht." Er winkte beruhigend ab. "Gibt es Details, die du mir vorab mitteilen kannst?"

    Als sich Optio Scato als einer der Ersten zu Wort meldete, wandte Menecrates den Kopf und hörte zu. Natürlich freute es ihn, dass sein Vorschlag Zuspruch erhielt, was er mit einem Lächeln zeigte, gleichzeitig erwartete er Gegenvorschläge, von denen einige sicherlich zu weiteren Überlegungen inspirierten. Sein Blick wanderte zum Schreiber, der mittels Nicken angewiesen wurde, jede Wortmeldung festzuhalten.

    "Eure Vorschläge sind nicht limitiert. Ihr könnte mehrere einreichen und, wie gesagt, auch noch in den nächsten Tagen." Menecrates drehte sich zu den Arbeitern, die inzwischen - in Gruppen eingeteilt - verschiedenen Aufgaben nachgingen. Während eine Gruppe die mitgeführten Karren ablud, griffen andere nach Schaufeln, und Hacke. Ein Trupp, bestehend aus fünf Männern, angelte nach den Leitern. Je zwei fassten zu und trugen sie zur Mauer, in deren Spalten die Nester steckten. Es bedurfte Umsicht, tragfähige Mauerabschnitte zu finden, die sowohl das Gewicht der Leiter als auch des Mannes tagen konnten. Kaum ein Stein hielt auf dem anderen. Fast bereute es Menecrates, einen solch gefahrenträchtigen Auftrag erteilt zu haben, aber als sämtliche Nester wohlbehalten in einem Korb lagen, der eigentlich für Schutt Verwendung finden sollte, breitete sich Zufriedenheit und Zuversicht in ihm aus. Er stand ein zweites Mal an diesem Bauplatz, um ganz von vorn ein wichtiges Vorhaben umzusetzen. - doppelte Arbeit, doppelte Kosten, erhebliche Verluste. Beirren ließ er sich jedoch nicht. An dieser Stelle in Rom war eine Statio geplant, hier würde eines Tages auch eine stehen. Komme, was da wolle.


    Wieder drehte er sich zu den Soldaten um.

    "Die Streife geht jetzt den zugewiesenen Bereich ab. Auf dem Rückweg kommt ihr wieder hier vorbei, kontrolliert den Fortschritt der Aufräumarbeiten und kehrt anschließend in die Castra zurück."

    Beim Praefectus Urbi verblieb eine kleine Anzahl persönlicher Offiziere und Sekretäre. Er trat wenig später in Begleitung der beiden Architekten den Rückweg in die Castra Praetoria an. Es galt, weitere Absprachen zu treffen.

    Tabulae lagen vor dem Preafectus ausgebreitet, aber es handelte sich weder um Aufgabenlisten noch um Ermittlungsberichte. Derzeit durften alle Soldaten und Offiziere der Corhortes Urbanae Vorschläge für das Signum der zur ersten Station zugehörigen Abteilung einreichen, das der Praefectus Urbi dieses Mal nicht erst bei Bezug des Gebäudes übergeben wollte. Beim Wiederaufbau sollte alles anders laufen. Noch vor dem ersten Spatenstich und dem Setzen des ersten Steins würde das Zeichen an den Verdientesten unter den später hier stationierten Milites übergeben werden, der es bis zur Aufnahme in das Fahnenheiligtum je nach Bedarf schützen, verwahren oder präsentieren sollte.

    Unter den bereits eingereichten Vorschlägen kristallisierten sich einige heraus, die entweder mehrfach genannt wurden oder inhaltlich besonders wohlgefällig erschienen. Obwohl Menecrates mit seinem Stab die finale Entscheidung treffen würde, reifte bereits ein Plan, wie er den zwangsläufig Zweit- und Drittplatzierten anderweitig verwenden konnte. Wenn der Senat dem Kaiser folgen würde, wovon Menecrates ausging, gab es auch Truppenteile, die in einer neu zu erbauenden Castra Einzug halten würden. In Bezug auf die Doppelstation bliebe zu klären, ob es ein gemeinsames Signum mit den Vigiles geben sollte, oder ob die beiden Centrurien Urbaner ein separates Zeichen bekämen.

    Aktuell trat der Preafectus Urbi mit besonderer Vorfreude seinen Dienst an, weil jeder Tag weitere Vorschläge brachte.

    Während der Vorarbeiter die Hilfskräfte für die einzelnen Arbeiten einteilte und wenig später die Aufräumarbeiten begannen, begab sich der Praefectus Urbi zu seinen Soldaten.

    "Milites, dieses Mal wird bei unserer Statio einiges anders laufen", begann er die Ansprache ohne formellen Anstrich, denn er suchte den Austausch und plante keinen Appell. "Wir werden Möglichkeiten finden, die sowohl den Bau als auch - und vor allem - die Soldaten schützen. Niemand muss sich Sorgen um die Rechtfertigung seines Handelns machen, auch wenn wir Waffen tragen und sakrale Grenzen überschreiten. Den gesellschaftlichen und politischen Rückhalt verschaffen euch unser Imperator und der Senat. Die moralische Unterstützung habe ich in Zusammenarbeit mit dem Pontifex pro Magistro und dem ehemaligen Magistrat Flavius Minor erarbeitet. Es wird für alle hier stationierten Soldaten eine jährliche Entsühnung geben. Demzufolge plane ich hier ein speziell auf diese Station zugeschnittenes Fahnenheiligtum, in dem Schwüre geleistet und Entsühnungen vorgenommen werden."


    Er lief einige Schritte, um die Nähe zu weiteren der anwesenden Soldaten herzustellen. Jeder sollte sich angesprochen fühlen.

    "Wir rekrutieren aktuell neue Soldaten und in absehbarer Zeit erfahrt ihr, welche zweite Centuria mit euch hier fest stationiert wird. Dieser Tag wird eine Art Gründungzeitpunkt darstellen, zu dem euch ein Stationszeichen überreicht wird - ein Feldzeichen in abgewandelter Form, zwar kleiner, auch neuartig, aber in gleichem Maße der Selbstidentifikation und dem Bewusstsein der Zugehörigkeit zu diesem Truppenkörper dienend."


    Wieder wechselte er den Standort.

    "Am Entwurf dieses neuartigen Stationszeichens könnt ihr mitwirken. Es findet zur Eröffnung der Statio Einzug ins Fahengheiligtum, wie auch die Statuen der Genii, der Schutzgeister für dieses Gebäude, und ein Bildnis unseres Kaisers als Mittler zwischen den Göttern und den Menschen."


    Er legte eine Pause ein, denn nunmehr ging es um die ankündigte Mitwirkungsmöglichkeit.

    "Unser Stationszeichen muss zu uns passen, braucht sich aber nicht an anderen Zeichen orientieren. Ich denke, ein Adler schließt sich von selbst aus, wir sind keine ganze Legion. Eine Schwurhand besitzt nahezu jede Centuria und wäre nicht individuell. Vom Prinzip her spricht trotzdem nichts dagegen. Wir werden Vorschläge sammeln, sie können jetzt oder in den nächsten Tagen bei Cornicularius Octavius Frugi eingereicht werden, und ein Gremium wird die Wahl treffen.

    Ich bringe ebenfalls einen Vorschlag ein." Er lächelte, weil er die Situation einzigartig fand.

    "Mein Vorschlag für das Stationszeichen ist ein Turmfalke. Früher lebte der Turmfalke in alten Baumhöhlen, heute ist er uns ins städtische Gebiet gefolgt. Es wäre eine Parallele zum Feldzeichen, das Einzug in einen Teiltruppenkörper einer Stadteinheit hält."

    Zwei Männer - beide hielten den Topf - versuchten durch Beugen der Knie, den Kübel sicher abzustellen. Dabei kamen sich ihre Köpfe gefährlich nahe, während die Hinterteile abstanden. Menecrates' Großmutter hätte beim Anblick gesagt: 'Ein Bild für die Götter.'

    Der alte Mann ächzte, als er sich nach dem Abstellen aufrichtete. "Ich fürchte, ich bin zu alt für einen blumigen Empfang", gestand er schmunzelnd. "Schön dich zu sehen, Faustus! Was für eine Überraschung!" Er umfasste die Schultern des Jüngeren, ruckelte zweimal daran herum und lachte erneut. "Jetzt hast du hoffentlich genug von der Welt gesehen. Du bleibst doch jetzt hier, oder?" Er traute sich kaum, Faustus loszulassen, so als konnte er mit seinem Griff die gewünschte Antwort garantieren. Insgeheim schalt er sich egoistisch. Er sollte sich, statt in Unsicherheiten zu ertrinken, lieber des Momentes oder eines längeren Besuches erfreuen.