Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Die Frage nach Aelius' Tod beantwortete Menecrates mit einem Nicken und auf die nachfolgende Aussage hatte er eine Antwort parat. "Ermittlungen nützen dem Reich selbst dann, wenn die Täter nicht mehr im Leben weilen, weil die Aufklärung der Motive unsere Politik bestimmt. Ein Boot im trüben Wasser zu lenken, birgt die Gefahr weiterer Kollisionen. Man sieht keine Sandbänke. Im Übrigen", er strich sich über den Kinnbart, während er einen Moment nachdachte, "die Mitglieder der Bande sollen alle tot sein, ja. Wir tappen jedoch noch im Dunkeln, was die Hintermänner betrifft, und bei den Hintermännern handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um Römer."


    Die Reihe an Missverständnissen brach nicht ab. Es bestand jedoch kein Grund zur Sorge, denn solange sie miteinander sprachen, klärte sich alles auf. "Iulius Caesoninus war zum Zeitpunkt seiner Ermordung kein Magistrat mehr. Er führte nach seiner Amtszeit die Forschungen auf eigene Faust weiter, kam offensichtlich auch zu einem Schluss, aber nicht mehr zur Verkündung. Er hatte sich wohl zu nah an die Quelle des Bösen getraut und wurde kaltgestellt. Das ist keine Spekulation, ich stand mit ihm in Kontakt."

    Menecrates rückte sich bequem, während der Kaiser mit Iulius sprach. Er schmunzelte dabei nicht nur innerlich, sondern das Lächeln trat auf die Gesichtszüge. Es passierte ihm selbst schon einmal, dass er Spurinus mit Avianus verwechselt hatte - beides Söhne, beide jung und beide standen in einer Verbindung zu ihm. Immerhin - die älteren Iulier verwechselte Menecrates nicht und zwar keinen mit dem anderen. Antoninus gehörte seit ewigen Jahren zu seinen Klienten, Centho kannte jeder im Senat, Licinus diente dem Reich als Präfekt und Dives machte bei Menecrates einen bleibenden Eindruck als charakterlich fragwürdig.


    Der Claudier harrte gespannt der Fortsetzung des Gespräches, denn alles, was Spurinus selbst klären konnte, sprach für ihn, seine Selbstständigkeit und Überzeugungskraft.

    Es kam nicht oft vor, dass Klienten ein Geschenk mitbrachten, deswegen nahm Menecrates das Kästchen mit Bedacht entgegen. Er betrachtete es und blickte anschließend auf. "In der Regel beschenkt ja ein Patron seine Klienten und nicht umgekehrt. Ich weiß das sehr zu schätze, vielen Dank!" Er konnte es sich leisten, im Voraus zu danken, denn er vertraute Antoninus. Neugierig war er aber außerdem und so öffnete er langsam das Kästchen. Auf seinem Gesicht entstand ein Lächeln, das breiter wurde. Ein silberglänzendes Untensil lag vor ihm, das dem täglichen Gebrauch diente und vor allem unterwegs beste Dienste leisten würde. Menecrates kam nicht auf Idee, dass er einen Hinweis darauf bekam, einer besseren Pflege zu bedürfen, sondern freute sich uneingeschränkt des durchdachten Sammelsuriums diverser hilfreicher Pflegeinstrumente.


    "Dem Erfinder ist nicht genug zu danken, dass er diese großartige Idee in prächtiger Weise umgesetzt hat." Bedankt hatte er sich bei Antoninus bereits, aber einmal mehr konnte nicht schaden. "Dem Käufer ist ebenso zu danken für diese nützliche Geschenkidee."

    Sie wurden zum Officium Imperatoris geführt und angemeldet. Als Menecrates über die Schwelle trat, fasste er den Kaiser ins Auge und neigte in einer Grußgeste den Kopf, bevor er ihn verbal grüßte.

    "Ave, mein Imperator und danke für die Einladung!" Er wandte den Kopf seitlich und wies mit der Hand auf Spurinus, der nach ihm das Officium betrat. "Das ist mein Klient Caius Iulius Spurinus."

    Menecrates wurde auch schon einmal fern der Heimat gebraucht, wenngleich nicht ganz so weit wie Antoninus.

    "Immerhin, in Cappadocia ist das Wetter besser als in Mogontiacum." Er schmunzelte und ließ den Rest der Informationen auf sich wirken. Die Auskunft über den Posten quittierte er mit einem Nicken. Ein guter Posten, wie er fand. Zwar profitierte Menecrates mehr von Antoninus, wenn dieser in Rom blieb und erst recht als Prätorianer, aber dies stand ja nicht zur Disposition.

    "Glückwunsch zum Posten, aber vor allem zur Ehrung. Die ist besonders! Wann brichst du denn auf?"

    Schon von weitem erkannte er in dem wartenden Mann Avianus und begrüßte die Tatsache, an der Wache keine Zeit mit Warten zu verlieren. Schritte entfernt - bevor er grüßen oder einen Gruß empfangen konnte - ließ er sich von einem seiner begleitenden Angestellten die Toga nochmals auf das Akkurateste richten. Die Jahre der Übung versetzten ihn zwar in die Lage, die äußere Ordnung bei Bewegung weitgehend zu erhalten, aber Kontrolle fand er in diesem Fall besser. Mit Klienten im Schlepptau trat er zu Spurinus, während er einem Bediensteten aus der Praefectura die Einladung übergab, damit dieser den Durchlass für ihn und seinen Klienten erwirken konnte.

    Anschließend stellte sich wieder einmal die Frage, wer grüßte wen zuerst. In aller Regel grüßte der Jüngere den Älteren und der Untergebene den Ranghöheren. Eine weitere Regel besagte allerdings, dass in jedem Fall der Hinzukommende zu grüßen hatte. Sie setzte die beiden anderen Regeln außer Kraft. Die wenigsten Römer schienen diese Regeln zu interessieren, aber Menecrates gehörte noch zum alten Schlag.


    "Salve, Spurinus", grüßte er daher beim Eintreffen.
    Wenig später signalisierte der Bedienstete, dass sie die Wache passieren durften. Menecrates nickte und ging voran.

    "Ein zweites Tribunat?" Er fragte sich, ob er die Aussage richtig verstanden hatte. Die meisten Anwärter für die Senatslaufbahn betrachteten ein Tribunat als lästige Pflicht, und wer wie ein Patrizier drum herumkommen konnte, nutzte diese Möglichkeit auch. Ein Tribunat traf bei den meisten nicht das Interessengebiet und es hielt aus Sicht derer unnötig auf. Diese Kandidaten empfand Menecrates als Legat immer als die lästigsten von allen.

    Die Unterzeichnung samt Schwur verlief zügig, sodass sie anfangen konnten. Die Verwahrung des Schreibens musste Purgitius sicherstellen.

    "Ein Teil der hier erörterten und später in die Praxis umgesetzten Themenbereiche unterliegt nicht nur der militärischen Schweigepflicht, es handelt sich vielmehr um Vorbereitungen, die im Ergebnis unserem Kaiser vorgestellt werden. Ich gehe zwar davon aus, dass er den Plänen zustimmt, aber ich kann dem nicht vorgreifen. Erst nach der kaiserlichen Genehmigung wird die Bevölkerung informiert und selbst das wird strategisch überlegt stattfinden. Vorher sollten keine Details an die Öffentlichkeit gelangen." Außer dem speziellen Bereich, in den Avianus involviert sein würde, gab es eine allgemeine Begründung für die Schwurabnahme.

    "Abgesehen davon bist du Zivilist und hast keinen Eid geleistet wie jeder andere hier. Will ich dich in militärische Belange einbinden, muss ich dich den Milites gleichsetzen - so gut das geht."


    Nach dieser Einführung wandte sich der Claudier an Lurco. "Optio Purgitius, dir war ja vor einiger Zeit Annaeus weggebrochen und mit Iulius hast du einen mindestens gleichwertigen Ersatz. Er stellt sich gut an", versprach Menecrates mit einem Schmunzeln und in Erinnerung an die Anfangszeit. Um zu sehen, wie die beiden miteinander harmonierten und ob er sicherheitshalber im Vorfeld eingreifen sollte, reichte er den Kelch symbolisch an Lurco weiter.

    "Es wäre jetzt dein Part, Iulius auf Stand zu bringen." Er griff zu seinem Becher, fügte aber zunächst noch mit Blick Richtung Avianus an: "Den Anweisungen von Optio Purgitius ist in jedem Fall Folge zu leisten."

    Zwar gab es während Avianus' Einweisung mit Sicherheit keine Anweisungen, die umgesetzt werden müssten, aber unter dieser Prämisse sollte sich Iulius alles anhören.

    "Sehr schön, haben wir das schon mal erledigt", resümierte Menecrates und hielt die Hand auf, denn die Tabula würde er verwahren und zum Termin mitbringen.

    Anschließend wandte er sich an Antoninus. "Es gibt ein Anliegen wurde mir ausgerichtet." Er blickte den älteren Iulier in Erwartung einer Erklärung an, vermutete zwar, dass es sich um dessen berufliche Zukunft handelte, aber inwiefern er möglicherweise helfend unterstützen musste, würde sich erst herausstellen. Vielleicht blieb er ja sogar in Rom.

    Die Information über seinen jungen Klienten interessierte Menecrates natürlich und so nickte er dankbar über Frugis Ausführungen. Insgesamt hatte sich Octavius hervorragend eingearbeitet und die größt mögliche Vorwärtsentwicklung hinsichtlich militärisch korrektem Auftreten gemacht. Es schien sogar, als wäre er von allen bisher zu Beurteilenden am wenigsten in alte Verhaltensmuster zurückgefallen.

    Wer kritisierte, sollte auch loben können, so lautete Menecrates' Devise, aber Iulius' Anwesenheit ließ die sofortige Umsetzung nicht zu. Daher verfolgte der Claudier sein heutiges Ziel und ging zunächst auf dessen Aussage ein.

    "Ja, ein Tribunat ist regelrechter Bestandteil der Senatslaufbahn." Er sparte sich den Zusatz 'für Männer deines Standes', weil es herablassend klang. "Ich bin weitgehend sicher, dass es - ungeachtet der weniger üblichen Reihenfolge - anerkannt wird." Zumindest hatte er noch nie etwas Gegensätzliches gehört. Er trank einen Schluck des erfrischenden Wassers, stellte den Becher ab und legte tatendurstig beide Hände auf den Tisch. "So, meine Herren, lassen wir das Vorgeplänkel, fangen wir an.

    Zunächst, Iulius, musst du eine Schweigepflichterklärung abgeben." Wie gut Menecrates mit dieser bürokratischen Handlung fuhr, zeigte sich spätestens im Gespräch mit dem Praefectus Praetorio. Er würde daher nicht von seiner Linie abweichen.


    "Optio Purgitius, das wäre dein Part." Menecrates lehnte sich zurück. Er wusste, Purgitius leistete diesbezüglich gute Arbeit.

    Obwohl viel vom Ergebnis abhing, lag Menecrates' Augenmerk auch auf dem Akt ansich. Er verfolgte die Handlungen interessiert, weil sie ihm stimmungsvoller und bedächtiger als in der Vergangenheit erschienen. In gleichem Maße interessiert beobachtete er das Verhalten der Hühner, ohne es zu bewerten. Allein ihre Art, sich zu bewegen, den Kopf zu neigen und den Blick auf etwas zu richten, weckte seine Sympathie. Er beschloss, sich persönlich Hühner zuzulegen, würde sich aber vorher informieren müssen, um keine Haltungsfehler zu begehen. Einen Hahn sollte die Schar ebenfalls haben. Menecrates glaubte, das gehörte ins Sozialgefüge von Hühnern, aber auch da würde er sich erkundigen müssen.

    Die Gemächlichkeit der Ereignisse erlaubten den kurzen Gedankenausflug. Wie das Urteil des Augurs ausfallen würde, wusste niemand vorauszusagen, aber vermutlich waren sich alle Anwesenden über die Atmosphäre einig: friedlich und stimmungsvoll.

    Die allmorgendliche Salutatio stand an und nachdem die Senatoren ihren Gruß oder ihr Anliegen vorgebracht hatten, ging es bei den Rittern weiter. Nicht alle konnten täglich den Patron persönlich sprechen, dafür reichte die Zeit nicht aus. Die meisten teilten am Einlass mit, wenn sie ein besonderes Anliegen erörtern wollten.

    Antoninus wurde heute vorgelassen, sein Sohn folgte ihm. Menecrates selbst hatte dafür gesorgt, beide persönlich sprechen zu können.

    "Salvete", grüßte Menecrates zurück. "Die kürzesten Wege sind einfach die besten. Ich habe die Einladung zur Audienz erhalten und bitte darum, am jeweiligen Tag pünktlich zu erscheinen. Wir treffen uns am Tor." Er griff nach der Tabula auf den Tisch neben sich und reichte sie Spurinus, damit dieser sie studieren konnte.

    Jedwede Änderung des Codex Militaris weckte Menecrates' Interesse. Umso genauer hörte er jeweils zu und umso kritischer wägte er ab. In diesem Fall handelte es sich aber nur um eine Formalität, der er ohne Weiteres zustimmen konnte. Bevor er sich zu Wort meldete, machte er aber eine interessante Entdeckung: Gab es früher im Senat ein großes Lager und diverse Einzelkämpfer, zeichneten sich mittlerweile kleine Grüppchen in erhöhter Anzahl ab. Beinahe wirkten sie wie Paare, denen jeweils eine verwandtschaftliche Beziehung zugrunde lag. Für Menecrates hatte sich wenig geändert: Damals wie heute sah er sich als Einzelkämpfer. Für große Lager eignete er sich nicht und als Teil eines Paares fehlte - zumindest bislang - das passende Gegenstück.


    "Die Streichung findet meine Zustimmung, ebenso die Ergänzung 'Libertus'. Ich persönlich würde den Schlusssatz nicht ändern, sondern ergänzen, stelle mich aber auch nicht quer, falls der Mehrheit die von Senator Iulius vorgeschlagene Kürzung besser gefällt."

    Ich muss noch mal was loswerden, bevor das Thema kalt ist. Ich habe - wie anfänglich Iulius auch - durchaus Bedenken, was die recht hoch angesetzte Beitragszahl betrifft. Ich bin seit 15 Jahren dabei und habe gerade 6.000 Beiträge. Ich war nie im Exil, hatte allerdings krankheits- oder motivationsbedingt auch mal eine dürftige Phase. Ich bin aber durch den gesamten CH, der eine hohe Aktivität erfordert und ich hatte Kommandos.


    Die jetzige Regelung berücksichtigt naturgemäß auch nicht, ob jemand Zweisatz-Beiträge oder halbe Kapitel schreibt. Ich gehöre eher nicht zu den Zweisatz-Akteuren. Etwas länger sind meine Beiträge schon. Das bedeutet aber auch, dass es sich so langsamer kleckert.

    Ich nehme mich selbst nur als Anhaltspunkt bzw. zum Vergleich. Meine eigene Honesta Missio habe ich wohl verschlafen.

    Aus dem Vorzimmer kommend, schritt Menecrates durch den Raum und nahm am Kopfende des großen Besprechungstisches Platz. Er wies rechts und links neben sich auf jeweils einen Platz an der Längsseite des Tisches und blickte nacheinander Purgitius und Iulius an. "Bitte."

    Er wartete, bis Frugi mit der Erfrischung kam und wies auch ihm einen Platz an der Längsseite zu, auf dem er es sich bequem machen konnte, nachdem die Becher verteilt und eingeschenkt war.

    "Ich habe gehört, ihr habt euch schon einander vorgestellt, und ihr zwei kennt euch sogar?" Menecrates blickte zwischen Octavius und Iulius hin und her. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. "Um ehrlich zu sein, ist mir entfallen, dass du ein Tribunat abgeleistet hast, Iulius." Da sie hier nicht zu zweit sprachen, wählte Menecrates die etwas förmlichere Anrede für Avianus, auch wenn er die im privaten Umgang längst nicht mehr nutzte.

    Seit Menecrates die Einheit auf Null gesetzt und in Punkto militärischem Auftreten neu justiert hatte, lief alles bestens. Die Männer - die beiden zum jetzigen Zeitpunkt bestellten und sein Cornicularius - standen in der Tür zu seinem Vorzimmer und so konnte er die Unterhaltung während des kurzen Weges zwischen Eingangshalle und dem zu den Räumlichkeiten abbiegenden Gang hören. Auch wenn einzelne Offiziere die höfliche Anrede bis ins Maximum auszelebrierten, war ihm diese Variante deutlich lieber als die schlacksige.

    "Salvete", grüßte er beim Eintreffen.

    "Becher und Wasser, sehr schön", lobte er, als er - an der Gruppe vorbei - durch die Tür ging. "Einmal alle folgen." Natürlich hoffte er, dass Frugi dies nicht wörtlich nahm und zunächst die Erfrischung besorgte, bevor er folgte. Falls nicht, würde Menecrates das nicht wundern. In letzter Zeit häuften sich die Missverständnisse und möglicherweise lag das an seinen knappen Formulierungen.

    Er ging voraus und trat durch die geöffnete Tür in sein Officium.