Während sein Cornicularius sprach, prüfte Menecrates, wie die Aussagen auf ihn wirkten. Viele Gedanken deckten sich mit seinen, aber wenn jemand anderer sie aussprach, wirkten sie oft anders. Zuweilen konnten solche gleichlautenden Gedanken abschrecken, aber dies war nicht der Fall. Interessant fand er die Bemerkung, 'Jeder, der im Verdacht steht, ein Halsabschneider zu sein, muss die Stadt verlassen.' Für die Verwirkung des Bleiberechts gab es keine gesetzliche Regelung, es sei denn die Damnio. Die allerdings traf keine Halsabschneider. Schön wäre es freilich, wenn es so leicht wäre aufzuräumen.
Über die fehlerhafte Verknüpfung, die Statio I würde zur Kombistation ausgebaut, sah er hinweg.
Hätte Menecrates gewusst, dass sein Tiro Fori die anwesenden Soldaten als 'einfach' einordnete, hätte er nachgefragt, ob dies ein Zeichen von Respektlosigkeit oder von Unwissenheit sei. Da er es nicht wusste, nahm die Sitzung ohne diese Klärung ihren Fortlauf.
"Danke, Cornicularius Octavius", sagte Menecrates, als Frugi endete. Er überdachte noch einmal die eigenen Entschlüsse, dann verkündete er: "Zuerst einmal: Rom antwortet, wenn alles nach Plan läuft, auf die Zerstörung der einen Statio mit dem Bau zweier neuer. Statio I Urbana wird an gleicher Stelle wieder hochgezogen und die Kombistation ist ein Neubau an anderer Stelle. Ich werde das zeitnah mit dem Kaiser erörtern, aber bis dahin gibt es noch viel zu tun."
Er blickte zu Purgitius. "Optio, ich gehe davon aus, dass du in den Ermittlungen zum Mordfall Iulius sowie bei den Brandanschlägen noch nicht weitergekommen bist." Er wollte sich rückversichern, da auf seinem Schreibtisch auch kein Bericht lag, bevor er die Prioritäten neu setzte. Spätestens jetzt sollte es Avianus dämmern, dass neben ihm am Tisch der Hauptermittler der Cohortes Urbanae saß. "Alles muss sich aktuell der Grundstückssuche unterordnen. Sollten wir an dieser Stelle fündig werden, und für die Suche kannst du gern Iulius Avianus einbinden, sofern er noch freie Kapazitäten hat, dann besprechen wir die Vorrangigkeiten bei den Ermittlungsfällen." Welche das wären, blieb hier ungesagt, denn sie gehörten zu den Interna.
"Ich habe umentschieden", begann er seine Ausführungen, mit denen er zum Thema der heutigen Sitzung zurückkam. "Es wird keine Prozession geben und somit für dich, Avianus, kein Auftrag der Kontaktsuche mit Pontifex Flavius." Menecrates sah zu Iulius, dessen Frage von vorhin er somit beantwortet hatte. "Wir haben die Auspizien mit bestem Ergebnis eingeholt, es wird wieder eine Bauplatzweihe zur Besänftigung der hier wohnenden Geister und der Götter geben, und ansonsten habe ich beschlossen, als Wiedergutmachung für die Militärpräsenz im Pomerium die dort Stationierten einmal im Jahr entsühnen zu lassen. Avianus, dein Vater ist Augur, du bist in kultischer Hinsicht besser informiert als der Durchschnittsrömer. Traust du dir zu, selbstständig an entsprechender Stelle - ich denke dabei an die Sibylle - um eine Entsühnungsformel zu bitten?" Er schaute fragend, bevor er anfügte: "Ich bin ebenso offen für alternative Quellen, die eine zutreffende Entsühnungsformel für die Milites entwickeln könnten." Ob er sie annehmen würde, blieb abzuwarten.