Officium des Praefectus Urbi

  • "Gut", erwiderte Menecrates sichtlich zufrieden. "Ich erläutere zuerst das Projekt und im Nachhinein die Vorgehensweise. Darüber hinaus gibt es noch einen zweiten Auftrag." Dabei blickte er vornehmlich Purgitius an, denn Vindex kannte zumindest die erste Thematik bereits.


    "Ich beginne mit dem Projekt. Ich plane für die Subura eine zweite Station. Das Besondere ist, dass es sich hier um eine Kombistation handeln wird, die sowohl Vigiles als auch unsere Cohorten beherbergt. Die Absprache mit dem Praefectus Vigilum liegt hinter uns. Um das Projekt als ein umsetzbares dem Kaiser präsentieren zu können, benötigt es in der Subura einen entsprechenden Bauplatz." Bis hierhin kannte Vindex das Vorhaben. Das Nachfolgende gab beiden Männern das Rüstzeug für die Umsetzung.

    "Anders als bei Statio I werden wir nicht abreißen und neu aufbauen. Wir suchen eine durch Brand frei gewordene Stelle in ausreichender Größe und zwar mittig oder tendenziell eher südlich als nördlich im Viertel. Statio I befindet sich im Norden. Ein weitgehend freier bzw. im Augenblick nicht zu Wohnzwecken nutzbarer Platz durch Häuserbrand erspart uns die aufwändige Umsiedlungsaktion, die uns bei Statio I erheblich Mittel und Zeit gekostet hatte.

    Wir bauen wieder nach oben und nicht in die Breite. Der rechte Zwilling dieser Doppelstation soll einhundert Mann der Vigiles beherbergen. Damit entspricht er haargenau den bisherigen Feuerwachen in Rom. Der linke Zwilling wird im direkten Wand-an-Wand-Schluss hochgezogen und wird für eine Centuria unserer Männer ausgelegt sein. Es empfiehlt sich also, zunächst eine Vigilesstation zu begutachten, den Platzbedarf für die kleiner Station unserer Männer aufzuschlagen und danach auf Grundstückssuche zu gehen.

    Die Suche, meine Herren", Menecrates blickte von Vindex zu Purgitius und wieder zurück, "wird im Archiv der Praefectura Urbis beginnen. Gesucht werden brauchbar große Brände der Vergangenheit. Davon gibt es nicht wenige. Mit einer fertigen Liste an Standorten beginnen dann die Ortsbegehungen. Dafür stellst du, Cornicularius Purgitius, eine Streife zusammen. Die Unternehmung soll von den Bewohnern der Subura möglichst als normaler Streifendienst wahrgenommen werden."


    Für Rückfragen gab es später Gelegenheit. Menecrates wollte zuerst die Gesamtaufgabe vorstellen.


    "Ist der best mögliche Standort gefunden und hat der Kaiser das Projekt freigegeben, dann möchte ich eine Bauplatzweihung vornehmen. An dieser Stelle die Frage an dich, Vindex: Wäre das eine Aufgabe, die du praktisch übernehmen kannst? Falls nicht, mit der Organisation würde ich dich ohnehin beauftragen. Das wäre Bestandteil deines Tirocinium Fori. Und dem nicht genug: Ebenfalls Bestandteil deines Jahres bei mir wird die Organisation einer Gedenkfeier und im besten Fall zusätzlich die Aufstellung einer Gedenktafel für die Gefallenen von Statio I sein. Auch hier wird Cornicularius Purgitius unterstützend an deiner Seite sein." Er blickte von Vindex zu Purgitius. "Du stellst deinen jeweils benötigten Trupp selbstständig und ohne Anschlag am Bekanntmachungsbrett zusammen. Das Ganze auch in unserer Einheit möglichst unauffällig. Bei den Prätorianern würde man es verdeckte Ermittlung nennen." Er schmunzelte. Purgitius' trug hohe Verantwortung. Entsprechend hoch konnte sein Einsatz honoriert werden.

    "Statio I Urbana wird im Übrigen wieder aufgebaut. Ich erwarte nicht, dafür Überzeugungsarbeit beim Kaiser leisten zu müssen. Es ist ein Signal an alle, die in kriminelle Strukturen der Subura verstrickt sind."


    Bestandteil der Aufgabe - und es musste sich erst herausstellen, wie knifflig oder erfreulich sich das Nachfolgende erweisen würde - war ein weiterer Punkt.

    "Schlussendlich: Als kleine Nebenaufgabe gebe ich euch die Namensfindung für die neue Station. Sie hätte Statio II Urbana geheißen, wäre nicht zusätzlich eine Feuerwache geplant. Ihr könnt euch an diesem Namen orientieren oder mir etwas ganz anderes präsentieren. Genauso könnt ihr mich davon überzeugen, dass Kombistatio, Zwillingsstatio oder Doppelstatio genau der treffende Name ist."


    Er zog die Karte heran, auf der die Subura samt umliegender Regionen und bereits bestehende Feuerwachen eingezeichnet waren. "Beleuchten wir die Details, sofern ihr sofort Fragen habt. Oft genug ergeben sich Fragen allerdings erst während der Ausführung. In diesen Fällen gebt ihr meinem Cornicularius Octavius Bescheid und vereinbart einen Termin mit mir. Das Projekt besitzt für mich eine hohe Priorität."

  • Lurco hörte schweigend und aufmerksam seinem Praefectus Urbi zu. Die Aufgabe die Servius Annaeus Vindex und er übertragen bekommen hatten, war von immenser Verantwortung und Wichtigkeit. Aber eines stach aus der Aufgabe besonders hervor, dass Lurco regelrecht rühte und zwar dass ihr Praefectus Urbi an die Gefallenen der Subura Station dachte und ihnen eine Gedenktafel widmen wollte. Bis dato hatte sich keiner für die gefallenen Kameraden interessiert, so dass Lurco sich insgeheim gefragt hatte, was hier das wirkliche Verbrechen gewesen war. Die Brandstiftung und Manipulation des Bauwerks und die Morde welche die Krähen als kriminelle Bande an den Kameraden, Bauarbeitern und rechtschaffenen Bürgern verübt hatten oder das Desinteresse gegenüber der Toten? Für Lurco war es ein Schlag ins Gesicht, dass niemand die Toten beklagt hatte. Etwas Respekt und Anstand sollte sich jeder bewahren, aber wo war beides für die Opfer der Krähen? Wo waren die Trauer und die rechtschaffene Wut für die Kollegen die tagtäglich im Dienst ihr Leben aufs Spiel setzten und an diesem schicksalshaften Tag derart hart und unerbittlich verloren hatten?


    Rettungsversuche hatte es gegeben, ihr Centurio war sogar selbst in den Flammenabgrund marschiert, um einige Kameraden zu retten. Scato hatte sich der Verwundeten angenommen, die aus der zerstörten Station gerettet werden konnten. Aber was war danach geschehen? Nichts. Eine seltsame Stimmung hatte sich über die Castra gelegt. Niemand erwähnte die Gefallenen, niemand erging sich in Wut- und Schimpftriaden, es gab keine Befehle die Subura zu reinigen und jeden Stein umzudrehen. Jeden Mann und jede Maus die bewaffnet war, auf den Zahn zu fühlen. Und noch wesentlich schlimmer war, es gab keine Anstrengungen gleich von welcher Seite um die Schuldigen aufzuspüren, zu stellen und zu richten.


    Es gab schlicht und ergreifend - NICHTS.


    War das die Cohortes Urbanae die Rom und dessen Bürger beschützen sollten? Sie waren nicht einmal in der Lage sich selbst zu schützen, geschweige denn Gerechtigkeit und Vergeltung zu üben. Das Grausame daran war, dass sich dies nicht einmal ein übermächtiger Feind auf die Fahne schreiben konnte! Nein, sie selbst waren schuld. Ihre frevelhafte Lethargie war schuld. Keiner interessierte sich für den anderen, frei nach dem Motto nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Keiner bewegte sich ein Stück zu viel. Keiner verrichtete Arbeit die anfiel und die er sah, jeder verrichtete nur Dienst Vorschrift und Weisung. Vermutlich hätten einige sogar das Atmen eingestellt, wäre dies vorher nicht befohlen worden.


    Lurco hatte den Dienst bei den Cohortes Urbanae nicht gewählt, um die nächsten 20 Jahre sicher hinter der Castramauer die Hände in den Schoss zu legen und die Zeit gemütlich abzusitzen. Seine Familie war dafür bekannt, dass sie mit ihrer Meinung selten hinter dem Berg hielten. Aber sie beschwerten sich nicht einfach nur, sie boten wenn sie konnten auch eine Lösung für das aufgezeigte Problem.


    Hier hatte Lurco geschwiegen, denn es hatte niemanden gegeben, der ihm hätte zuhören wollen. Er der seinen Dienst schlicht nach den einfachsten Regeln und den eigenen Prinzipien verrichten wollte, wäre damit nur angeeckt. Vermutlich hätte er den Schnitt gestört und jemanden zu einer Handlung gezwungen, zu der er nicht bereit war. Nach Lurcos Dafürhalten hatten die meisten der damaligen hohen Herren bei den Cohortes Urbanae nichts zu suchen.


    Einige trugen nur das Schwert, um sich damit größer, mächtiger und attraktiver zu fühlen. Der Flirtfaktor wenn sie mit Nagelsandalen und bewaffnet durch die Straßen zogen, schien immens zu sein. Selbst schon vor dem Castrator benahmen sich einige wie läufige Hunde und hechelten jeder dahergelaufenen Hündin hinterher. Unwürdigeres Verhalten hatte er selten im Dienst erlebt. Was jedoch wäre geschehen, hätte er dieses Verhalten zur Sprache gebracht oder gar gemeldet? Wie üblich hätte man ihm gesagt, er sollte den Dienst etwas lockerer sehen. Er sollte mal Fünfe gerade sein lassen. Ja die Sprüche kannte er.


    Und alle toten Kameraden kannten sie auch. Denn auf dem Bau hatte auch jemand seinen Dienst etwas lockerer gesehen, hatte Fünfe gerade sein lassen und das Ergebnis hatten alle lichterloh brennen sehen.


    Dabei war es doch so einfach. Wo das Versagen des Einzelnen den Tod aller bedeuten konnte, da durfte es keine Gnade geben!


    Und Gnade hatte er nicht gekannt. Wenn die ganze Cohortes Urbanae auf die Kollegen und anderen Opfer durch Missachtung spuckte, wenn es nur ihn interessierte, dann war es an ihm als einziger Urbaner zum Schwert zu greifen und seiner Aufgabe nachzukommen.


    War die Aufgabe gewaltig? Und ob.

    Würde er der Aufgabe gewachsen sein? Er hatte es nicht gewusst.

    Würde er die Aufgabe in Angriff nehmen? Selbstverständlich.

    Stand er allein? Ja...

    Zumindest hatte er das geglaubt, aber er hatte sich geirrt.


    Mit Kyrakos und Pullus an seiner Seite war er in eine Schlacht gezogen, die ihres gleichen suchte. Sie hatten ermittelt, sie hatten verfolgt, sie hatten befragt und sie hatten keine Gnade mit ihren Feinden gekannt. Sie hatten Blut mit Blut vergolten, so wie es Mars verlangte. Es ging nicht um sie, weder Kyrakos, noch Pullus oder gar er selbst hatten sich diesen Sieg auf die Fahne geschrieben. Sie waren keine arroganten Schnösel, die nur des Ruhmes wegen in die Schlacht gezogen waren. Sie waren schlichtweg Männer, die nicht vergessen hatten, dass sie Männer waren!


    Und so war es Mars höchstpersönlich gewesen, der herabgestiegen war um die Krähen zu richten. Alles was sie getan hatten, waren Leichen zu finden.

    Nicht mehr, nicht weniger....


    Hier nun saß er einem Mann gegenüber, der sich für die gefallenen Kameraden interessierte. Mehr noch der ihrer offen und für alle sichtbar gedenken wollte und sich nicht von Verbrechern in die Knie zwingen ließ. Allein schon um keine Kapitualtion vor den bestehenden Verhältnissen in der Subura einzugehen, war es ihre Pflicht die Station neu aufzubauen. Würden sie davon absehen, hätte man die Cohortes Urbanae wie geprügelte Hunde aus der Subura vertrieben. Damit hätte man Rom selbst, aus einem Teil von Rom vertrieben und es wäre ein rechtsfreier Raum geschaffen worden. Herius Claudius Menecrates erntete den höchsten Respekt von Lurco.


    "Danke Praefectus Urbi im Namen aller gefallenen Kameraden und Toten der zerstörten Station. Ich denke ich spreche hier im Namen aller Urbaner", sagte Lurco mit höchstem Respekt.


    Dass dem nicht so war, wusste Lurco. Aber er hoffte, dass es eines Tages so sein würde, dass die Urbaner von einem Geist beseelt wären und sich alle ihrer Aufgabe gemeinsam verschrieben hatten. Der Praefectus Urbi war ein guter Mann, mit ehrenwerten Ansichten. Ihn mit der traurigen Realität zu konfrontieren, würde den Mann vielleicht nur von seinem geradlinigen, rechtschaffenen und ehrbahren Weg Abstand nehmen lassen aus purer Verzweiflung. Lurco war der festen Überzeugung, was nicht war konnte immer noch werden. Und möglicherweise waren eines Tages seine Worte wahr, dass sich sogar die Urbaner umeinander scherten.


    "Bezogen auf Dein Projekt möchte ich anmerken, dass ich Deine Ideen vollumfänglich unterstütze. Selbstverständlich musst Du nichts auf meine Meinung geben, ich bin Dein Untergebener und ich komme jedem Deiner Befehle nach. Ich denke jedoch, dass es manchmal schlichtweg gut tut, eine positive Rückmeldung zu erhalten. Zu Deinem Projekt möchte ich gerne noch einige Anmerkungen machen.


    Zuerst möchte ich anmerken, dass ich es absolut für richtig erachte die erste Station wieder aufzubauen. Die Subura ist kein rechtsfreier Raum und dies müssen wir auch nach außen demonstrieren. Würden wir den Bau der Station aufgeben, hätten wir vor den kriminellen Vereinigungen in der Subura kapituliert. Mehr noch, die Toten wären letztendlich umsonst gestorben.


    Für den Wiederaufbau der Station Praefectus sollten extrem strenge Vorgaben gemacht werden. Angefangen bei der Bewachung der Baustelle, über die Einstellung der Bauarbeiter, wie auch den Schutz der Arbeiter und Kollegen. Mein Vorschlag hier wäre, dass nur Personen auf dem Bau zugelassen werden, die persönlich überprüft wurden. Ein Beispiel ein bestimmter Bauherr wird mit den Bauarbeiten beauftragt. Dieser haftet mit allen Konsequenzen für die Fehler und Unzulänglichkeiten seiner Mitarbeiter und Sklaven. Jeder einzelne Mitarbeiter und Sklave dieses Bauunternehmers muss überprüft werden auf seinen einwandfreien Hintergrund. Gibt es nur den Hauch eines Zweifels, darf dieser Mitarbeiter oder Sklave nicht auf dem Bau eingesetzt werden. Es muss jederzeit einwandfrei sofort nachzuweisen sein, wer sich zur Zeit auf der Baustelle befindet. Wer diese Person ist, wem sie zuzurechnen ist, wer die Verantwortung für ihre Handlungen trägt. Gleiches gilt für die Zulieferer von Baumaterial. Die Cohortes Urbanae unterstehen dem Kriegsrecht und haben sich nur gegenüber ihren Vorgesetzen zu rechtfertigen. Wir sind Urbaner, wir sollten wie Urbaner handeln. Es sollte beim Bau der Station klar ersichtlich sein wofür Rom und mehr noch wofür die Cohortes Urbanae stehen. Wir müssen demonstrieren, dass wir in der Lage sind die Baustelle, uns und Rom mit allen erdenklichen Mitteln zu verteidigen.


    Die zweite Station die gemeinsam mit Vigiles bezogen werden soll, hat mich auf einige zusätzliche Ideen gebracht.

    Beide Stationen müssen unter bestmöglichen Brand- und Unfallschutzmaßnahmen errichtet werden. Wir sollten hier Experten der Vigiles zu Rate ziehen. Möglicherweise wäre zum Beispiel ein Anstrich der Station mit brandhemmender Farbe möglich oder dergleichen. Ferner sollte um die Stationen eins und zwei in der Subura Bannbereiche gezogen werden. In diesen Bereichen ist das Aufstellen von Bretterbuden, das Niederlassen von Straßenhändlern und so weiter verboten. Grund hierfür ist solche Buden und Bretter im Ernstfall wie Zunder brennen. Wir hätten durch den Bannbereich somit eine direkte und effektive Brandschneise um unsere Stationen errichtet. Solche Ideen sind es, die wir von den Vigiles benötigen.


    Zu der zweiten Station möchte ich anmerken, dass die Idee die Urbaner mit den Vigiles in eine Station unterzubringen ein wunderbarer Gedanke ist. Mit den Vigiles und Urbanern gehen zwei Experteneinheiten eine Symbiose ein. Bedenke nur, wie wir uns gegenseitig auch im alltäglichen Dienst unterstützen und austauschen könnten. Zuerst einmal liegt der Vorteil auf der Hand, dass wir die Brandschützer und Bekämpfer direkt in unserer Station vor Ort hätten. Der Vorteil liegt nicht nur auf unserer Seite, sondern auch auf der der Vigiles.


    Die Vigiles sind mehr als reine Brandbekämpfer, auch wenn wir sie vorrangig mit dieser Aufgabe in Verbindung bringen. Denn was ist verherrender als ein unkontrollierter Brand? Die Viliges sind die Nachtwächter Roms. Ihre Aufgabe ist es nach Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Auch diese Aufgabe ist immens wichtig. Soweit mir bekannt ist, ist jede Kohorte der Vigiles für zwei von vierzehn Stadtbezirken zuständig. Jede Kohorte wird ihre Ecken kennen, die besonderen Schutz und Aufmerksamkeit bedürfen. Folgich würden wir auch hier direkt von den Erfahrungen der Vigileskollegen profitieren.


    Die Vigiles dürfen sich zu sämtlichen Orten Zugang verschaffen, wo sie einen Brandherd oder eine Brandgefahr vermuten. Ferner dürfen sie an nachlässige Mitbürger entsprechend Geldstrafen verhängen. Aber auch handfestere Maßnahmen sind von ihnen bekannt.


    Die Brandbekämpfung hat üblicherweise eine klare Vorgehensweise.

    Erstens - Evakuierung der Bewohner und des bedrohten Gebäudes.

    Zweitens - Organisation einer Eimerkette. Jeder Haushalt muss eine bestimmte Menge Wasser zur Verfügung stellen, gegebenenfalls Eimerkette zum nächsten Brunnen.

    Drittens - Essiggetränkte Decken, Einsatz zur Löschung kleinerer Brandstellen.

    Viertens - Falls notwendig Löschwageneinsatz.

    Fünftens - Fruchtet Punkt eins bis vier nicht, Einsatz von Ballisten, Onager und anderen Geschützen.


    Die Entscheidung des fünften Punktes liegt in der Hand des Präfekts, der das Oberkommando über die Vigiles hat. Dieser bestimmt welche Häuser abgerissen werden, um eine Feuerschneise zu schaffen. Er entscheidet, wo der Korridor zur Eindämmung des Feuers gelegt werden soll. Ist die Entscheidung gefallen, werden die Großwaffen eingesetzt um den Befehl umzusetzen.


    Die ist allerdings noch nicht das Ende des Einsatzes der Vigiles, sondern nun müssen einige von ihnen in das zerstörte Gebäude einsteigen und mit Haken bewährten Stangen alles Brennbare aus den Trümmern fischen. Die Zeit ist hierbei ihr ärgster Gegner. Die Arbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich und erklärt auch, weshalb die Vigiles mit leichtsinnigen Menschen was Brände angeht derart hart umgehen.


    Bei all ihrer Spezialisierung und Gefahr der sie ausgesetzt sind, sind die Vigiles jedoch eines nicht, nämlich bewaffnet. Die Vigiles sind lediglich mit Schlagstöcken ausgerüstet und nicht mit scharfen Klingen wie wir Praefectus. Sollten die Vigiles in Ausübung ihres Amtes zum Beispiel Hilfe benötigen, wäre wir mit der zweiten Station sofort zur Amtshilfe mit Schwert zur Stelle. Ein weiterer Vorteil für beide Seiten. Aber nicht nur dass, die Vigiles haben genauso Spezialisten in ihren Reihen wie wir, wie zum Beispiel Ärzte oder die sogenannten Matratzenmänner.


    Wäre es Dir Recht, wenn ich mich Deines Befehls des Stillschweigens entsprechend unauffällig bei einem Vigiles bezüglich der Brandsicherheit erkundige?


    Ferner hatten wir letztens erst bei uns erörtert, dass wir einen schnellen Kommunikationsweg zur Weitergabe von Warnungen benötigen. Hier hatte ich ebenfalls einen Vorschlag unterbreitet und zwar Brieftauben. Jede Station sollte mit Brieftauben ausgestattet sein, um sich bei Gefahr sofort warnen zu können. Die Tiere sind absolut zuverlässig und sie sind schneller als jeder Läufer. Zwecks Einsatzabsicherung würde ich zu jeder Dienstzeit ein bestimmtes Kontingent an Brieftauben einsatzbereit halten. Auch würde ich stets mehrere Tiere mit der gleichen Botschaft im Notfall losschicken, denn auch ihnen könnte aufgelauert werden. Mag es noch so unwahrscheinlich sein, wir müssen alle Eventualitäten bedenken. Die Brieftaube wäre hier in meinen Augen eine gute Anschaffung. Wo sichtbare und hörbare Warnsignale möglicherweise versagen, wird die Brieftaube der Aufgabe gerecht.


    Zum Schluss der Name der Station, muss dieser rein dienstlich klingen oder wäre auch so etwas möglich wie Feuer und Stahl? Das sind so meine ersten Ideen.

    Danke für das in uns gesetzte Vertrauen Praefectus", antwortete Lurco und hoffte er hatte den Mann nicht mit seinem Redeschwall erschlagen.

  • Als Lurco begann, war nicht abzusehen, wie viel er anreißen würde. Genauso wenig konnte Menecrates dessen Haltung zu den Plänen erahnen und nachdem ihm von Stabseite erheblich Wind entgegengekommen war, rechnete er nicht in erster Linie mit Begeisterung. Umso mehr freute er sich, einen Befürworter seiner Pläne vor sich zu haben. Das erleichterte die Zusammenarbeit, wenngleich sich Menecrates von keinem Gegner hätte ausbremsen lassen. Einzig der Kaiser besaß dafür die Macht.


    Lurcos Beteiligung sprengte jede Erwartung. Irgendwann lehnte sich Menecrates zurück, um sich eine bequemere Zuhörposition zu verschaffen. Befürworter zu sein, war das eine, tatkräftig anpacken das andere. In diesem Fall vereinten sich beide Voraussetzungen zu einem optimalen Mix. Es stand fest: Lurco war genau der richtige Mann für das Projekt. Sie würden es allerdings teilen müssen, um sich nicht zu verzetteln.


    "Jah", erwiderte Menecrates, nachdem Lurco geendet hatte. Er musste sich zunächst vom Berg an Informationen freischaufeln und sortieren. Das Wichtigste stellte er voran. "Es freut mich, in dir einen Sympathisanten für das Suburaprojekt zu haben. Gleichzeitig ist mir nicht entgangen, dass du mit Dankesworten begonnen hast." Er hob in einer verwunderten Geste die Hände, ließ sie wieder sinken und fuhr fort. "Das macht auf mich den Eindruck, als gäbe es in der Angelegenheit Statio I Urbana mehr Rede- und Handlungsbedarf als ich es erwartet habe." Sein Brauen hoben sich, was seiner Mimik einen fragenden Ausdruck verlieh.

    "Ich möchte dieses Thema separat erörtern, vielleicht gleich in Kombination mit der Wiederaufbauplanung, aber das kann ich erst beurteilen, wenn ich weiß, was für einen Umfang die Aufarbeitung haben wird. Notfalls splitten wir nochmals. Besprechungsort wird die Castra sein. Die Örtlichkeiten - Castra und Statio I - liegen nahe beieinander und Annaeus ist in diesem Bereich nicht eingebunden, mit Ausnahme der Gedenkfeier." Er dachte kurz nach, dann fuhr er fort. "Wenn du einige wenige Kameraden mit Insiderwissen hast, bring sie mit zum Termin, den ich noch benennen werde. Nicht jeder scheint sich mit der Statio I auszukennen." Ohne hier Tribunus Petronius namentlich nennen zu wollen, hatte ganz offensichtlich noch nicht einmal jeder die Statio zu Gesicht bekommen, geschweige denn von den Umständen etwas mitbekommen.


    "Kommen wir zum eigentlichen Thema dieser Besprechung. Wenn es um die neue Statio geht, treffen wir uns hier in der Praefectura. Auch hier liegen die Örtlichkeiten nahe beieinander, auch wenn wir den genauen Bauplatz noch nicht kennen. Außerdem wirft es hier weniger Fragen für Außenstehende auf. Ach und noch was." Er hob den Zeigefinger, weil ihm fast etwas entfallen war. "Cornicularius Purgitius, fertige nachher ein Protokoll deiner eigenen Gedanken zur Bauphase an. Zwar habe ich bereits auch eine Wachmannschaft an den zünftigen Baustellen ins Auge gefasst, aber weiter habe ich mich mit der Thematik noch nicht befasst. Es soll auch nicht heute Thema sein, sondern in separaten Sitzungen. Wir können dann deine Aussage von heute als Diskussionsgrundlage nehmen. So, zurück zum Thema." Kein Wunder, dass Menecrates mehrmals abschweifte. Das Vorhaben war facettenreich und außerdem hatte Purgitius enorm vorgelegt.


    "Heute geht es zum einen um den Bauplatz - vor allem das muss zeitnah abgearbeitet werden, weil wir ohne die Zustimmung des Kaisers gar nicht in eine Bauphase für die Statio II kommen - und um die Gedenktafel sowie die Organisation einer Gedenkfeier. Ihr fangt beide umgehend mit der Archivsuche an. Gibt es dazu Fragen?" Er wartete kurz und gab Raum. "Die Organisation der Gedenkfeier muss nicht in Zusammenarbeit mit mir erfolgen. Ich sehe es gerne, wenn ihr euch unterstützt. Wenn du, Annaeus, aber der Meinung bist, du schaffst das ganz alleine oder ziehst externe Hilfe hinzu, ist mir das auch recht. Das Konzept würde ich aber vor Ausführung gern sehen. Sollte es dazu Fragen geben, dann ist hier der Raum, wo sie gestellt werden können."

    Wieder legte er eine Pause ein, die Zeit für Fragen bot. Im Geiste ging er bereits Purgitius' Vorschlag zu den Brieftauben durch. Aus diesem Gedanken heraus fragte er: "Wusstest du, dass Brieftauben nur deswegen fliegen, weil sie zu ihrem Partner streben? Sie teilen ihr gesamtes Leben mit nur einem Partner und nur wenn sie getrennt gehalten werden, fliegen sie überhaupt zielorientiert. Isoliert man ein Paar zu lange, begehen manche Tauben Selbstmord oder sterben aus Gram, weil sie glauben, sie hätten ihren Partner verloren. Und mache erirren sich auch. Sie fristen dann ein wildes Dasein in unseren Städten." Die meisten Menschen mochten sie nicht, dabei war es der Mensch, der sie diesem Leben ausgesetzt hatte.


    "Die Befragung wegen der Brandsicherheit möchte ich der Bauplatzsuche nachordnen." Mit Blick zu Purgitius sprach er weiter. "Du kannst zum passenden Zeitpunkt gern diese Befragung übernehmen. Wann und wie besprechen wir nicht heute." Und noch etwas fiel ihm ein, sodass er sich nun selbst Notizen machte. "Ich wollte so oder so mit euch noch Geschütztraining machen, nun erst recht. Ich möchte später fähige Männer in der Kombistation haben."


    Das Ende seiner Ausführungen bildete nochmals ein Lob. "Cornicularius, ich freue mich, dass du genauso viel Potential in einer Zusammenarbeit mit den Vigiles siehst wie ich. Alle deine Gedankengänge treffen sich mit meinen, da sie aber aus anderer Perspektive entstanden sind, besitzen sie eine besondere Bedeutung. Ich erwäge, dich als Begleitung zum Kaiser mitzunehmen." Die gleiche Chance besaß Annaeus, den Menecrates aktuell noch nicht einschätzen konnte. Das würden die Ergebnisse, dessen Vorgehensweise und Engagement zeigen.

  • "Ohne die Details zu kennen, ich muss mich anschließen bezüglich der Gedenkfeierlichkeiten: Männern, die in der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten, gebührt Respekt. Dieser kann ihnen nicht mehr persönlich entgegengebracht werden, daher ist eine Gedenkfeier und das Aufstellen einer Tafel sicherlich ein passender Gestus. Dagegen... bei der Idee eines Bannbereichs", sage ich und blicke zu Purgitius Lurco, "bin ich zwiegespalten. Auch hier fehlt mir das Detailwissen, da ich bislang einen Bogen um die Subura machen konnte, doch ich kenne Menschen. Die Bewohner werden es, im Sinne einer Brandschutzmaßnahme, noch verstehen können, dass Bretterbuden nicht in einem gewissen Radius errichtet werden dürfen. Aber die Straßenhändler? Sie werden sich schlichtweg weigern und Wege suchen, das Verbot zu umgehen. Gebt ihnen dagegen vor, dass Mindestabstände zwischen ihnen einzuhalten sind, dann werden sie sich nur darauf konzentrieren, besser als ihre Mitbewerber zu sein."


    Der Cornicularus war in einen wahren Redeschwall verfallen, die Ideen und Gedanken sprudelten nur so aus ihm heraus. Und kaum hatte er geendet, da begann schon Praefectus Claudius Menecrates ihm zu antworten. Das gab mir glücklicherweise ein wenig Zeit, meine Gedanken zu ordnen, denn die Umstände des Zwischenfalls in der Subura waren für mich immer noch ein wenig nebulös.


    "Auch auch ich möchte noch einmal kurz auf das Thema zurückkommen. Zunächst einmal: Danke", sage ich und blicke zum Praefectus, "dass du mir diese anspruchsvollen Aufgaben überträgst. Ich werde dich nicht enttäuschen. Aber: obwohl ich sicherlich in der Lage wäre, die Weihung des Bauplatzes vorzunehmen, würde ich diese Aufgabe gerne abtreten. Nicht, weil ich es nicht will, sondern aus eher... praktischen Gründen."


    Ich erhebe mich und blicke auf die Karte, die noch auf dem Tisch liegt. Die Subura war markiert, die Feuerwachen ebenso. Für das Gebiet sicherlich zu wenige Wachen, wie sich dann ja schmerzhaft zeigte. "Wenn ich die Angelegenheit korrekt verstanden habe, dann erwuchs der Zwischenfall in der Subura aus Unzufriedenheit, aus einem gesellschaftlichen 'Sich-abgehängt-fühlen'. Ein solches Gefühl wird nicht mit mehr Gewalt gelöst. Versteht mich nicht falsch, Gewalt muss eingesetzt werden, wenn sie nötig ist, aber es gibt Situationen, Umstände, in denen ein anderes Vorgehen sinnvoller ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Menschen in der Subura von Rom vernachlässigt fühlen, obwohl sie mitten in seinem Zentrum sind, naja, mehr oder weniger. Man muss ihnen aber entsprechend zeigen, dass auch sie Teil von Rom sind, dass sie genauso wichtig sind wie alle anderen Bewohner der Stadt.


    Daher mein Vorschlag: Die Weihung des Bauplatzes und die Gedenkfeier werden mittels einer Prozession verbunden, an der Menschen aus der Subura teilnehmen. Lasst sie Rom sein, wenn Rom sich zeigt. Natürlich sollten nicht die damaligen Störenfriede damit amnestiert werden, nein, sucht nach Menschen, die ebenfalls etwas verloren haben damals. Zeigt ihnen Hoffnung und sie werden sich euch nicht entgegenstellen. Und um das Ganze noch weiter zu unterstreichen, sollte eine höhere Person als ich es bin Weihung, Feier und Prozession leiten. Ich denke dabei an den Pontifex und Senator Flavius Gracchus, mit dem ich vor einiger Zeit sprechen konnte. Ich könnte sicherlich auch erneut mit ihm sprechen, wenn du das wünschst." Ich blicke zu Claudius Menecrates und lasse die Idee einen Moment sacken, jedoch nicht lange genug, um eine sofortige Antwort zu provozieren.


    Stattdessen fahre ich fort: "Es geht dabei um eine gewisse Programmatik. Und die ließe sich sogar noch weiterführen, wenn man auf aggressive Bezeichnungen der neuen Statio verzichtet, sondern den Menschen vor Ort zeigt, wer für sie da ist, nämlich der Kaiser. Gebt der neuen Statio den Namen des Kaiser, der Kaiserfamilie vielleicht, und zeigt ihnen, dass sie nicht allein sind. Es zeigt ihnen Hoffnung und gleichzeitig ehrt des den Kaiser, dessen Zuspruch für das Unterfangen ja gesucht wird. Ich glaube, so wie ich ihn kennenlernen durfte, dass er nicht abgeneigt wäre."

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    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Lurco wandte sich zuerst an Herius Claudius Menecrates.


    "Praefectus was die Statio I betrifft, hätte es damals Handlungsbedarf gegeben. Ich Danke Dir für das in mich gesetzte Vertrauen, aber wenn Du über den Vorfall der Statio I sprechen möchtest und die Wahrheit erfahren willst, wird diese in einigen Fällen sehr unschön sein. Um es einmal vorsichtig auszudrücken. Einige Männer, von denen man dies nicht erwartet hätte, haben sich nicht durch tatkräftige Handlungen hervorgetan, sondern durch Nichtstun. Persönlich habe ich dies als Missachtung der Toten empfunden und als Missachtung unserer Leistung.

    Bitte verstehe mich nicht falsch, ich möchte keinen Kameraden schlecht reden. Aber nicht meine Rede macht diese Männer schlecht, sondern dass wie sie an dem Tag und die Zeit danach gehandelt haben, nämlich gar nicht. Dass ist nicht die Cohortes Urbanae die wir uns wünschen Praefectus. Ich spreche offen zu Dir, da ich Dir vertraue und Du gefragt hast. Und ich vertraue ebenso Deiner Wahl, was Deine Vertrauen angeht, ansonsten wäre Servius Annaeus Vindex nicht anwesend. Falls Du dort separaten Gesprächsbedarf hast, stehe ich Dir zur Verfügung. Vorab teile ich Dir schon einmal mit, dass jene die die Untätigkeit zu verschulden hatten die Cohortes bereits verlassen haben. Wir können also positiv in die Zukunft blicken und ich tue dies.


    Zur Station I und dem Wissen darum. Welches genaue Wissen wünscht Du zu erhalten? In direkter Zusammenarbeit mit mir waren zwei Kollegen zugegen, die ihre Aufgabe genauso ernst genommen haben wie ich. Was sonst geschah, könnten wir gemeinsam besprechen, denn ich habe mir sicher auch nicht alles merken können. Oder die beiden haben vielleicht sogar andere Dinge mitbekommen die für Dich interessant wären.


    Gerne fertige ich ein Protokoll der Ideen bezüglich der Statio. Die Sicherheit und Absicherung der Baustelle ist enorm wichtig. Genau daran ist alles gescheitert. Dies war kein Unglück durch Baupfusch Praefectus. Dieser Baupfusch war ein gezielter Anschlag auf unsere Statio und die Cohortes Urbanae selbst. Bürger wurden zwecks Verschleierung und Ablenkung ermordet. Bauarbeiter wurden ermordet und Kollegen wurden ermordet. Unter den Bauarbeitern befanden sich eingeschleuste Verbrecher. Jene Kriminelle haben im Chaos der brennenden und eingestürzten Station die Verwirrung ausgenutzt, um die tatsächlichen Bauarbeiter und unsere Kollegen in der Statio zu ermorden.


    Damit dies nicht noch einmal vorkommt, liegt mir die Sicherheit ganz besonders am Herzen. Gerne mache ich mir auch hier einmal konkretere Gedanken und verfasse dies für Dich selbstverständlich schriftlich.


    Hier möchte ich einmal den Vorschlag von Servius Annaeus Vindex aufgreifen. Du hast Recht, dass man die Menschen, die Bürger Roms mitnehmen soll. Niemand soll sich vernachlässigt oder von Rom in Stich gelassen fühlen. Dafür stehen wir ein, wir schützen jene die sich selbst nicht schützen können. Aber... und hier muss nun leider ein aber erfolgen, selbst die größte Verzweiflung darf nicht zu Mord führen. Mag man mit einem Dieb noch Mitleid haben, der aus purer Existenznot einen Diebstahl begeht, so darf man keine Gnade walten lassen bei organisiertem Verbrechen. Es ist ein gravierender Unterschied, ob man es mit einem verzweifelten Menschen in Not zu tun hat, oder mit einer raffgierigen Mörderbande.


    Deshalb ja, Du hast Recht, lass uns die rechtschaffenen Vergessenen mitnehmen. Wir sollten ihnen zeigen, dass diese Station in der Subura steht, um sie zu schützen und nicht zu gängeln. Denn es sind hier gerade diese Leute, die durch das organisierte Verbrechen leiden. Von Schutzgelderpressung bis hin zu Mord. Deshalb müssen wir hier zwei Botschaften senden. Die eine heißt, wir Urbaner sind Euer Schutz und stehen für Euch ein, ihr seid Römer im Herzen Roms und ihr seid nicht allein. Und den Verbrecherbanden da draußen sagen wir, ihr vertreibt uns nicht. Die Subura ist Rom und kein rechtsfreier Raum. Gleich was ihr uns entgegenwerft, wir stellen uns euch und euren Machenschaften entgegen und das ohne zu zögern und ohne Gnade.


    Wir müssen wie Du schon richtig aufführst, zur passenden Zeit für den passenden Bürger die richtige Wahl der Mittel finden. Daran wird es nicht scheitern, davon bin ich überzeugt. Die Prozession klingt sehr gut, ich glaube dass wäre ein sehr gutes und weithin sichtbares Zeichen. Die Sicherheit dürfen dabei ebenfalls nicht aus den Augen lassen.


    Der Bannbereich dient mehreren Sicherheitsmaßnahmen. Erstens Brandschutz. Straßenhändler haben leider die Angewohnheit ihre Verkaufsstände ebenfalls stehen zu lassen. Die Bretterbuden und auch die Stände fangen Feuer. Eine Zwischenmaßnahme wäre ein bestimmter Abstand, aber mit einem Bannbereich erreichst Du noch mehr. Zweitens nämlich, eine Sicherheitszone rund um die Statio. Einen offenen, klar einsehbaren Bereich, indem sich niemand heranschleichen oder herumdrücken kann. Die Personen müssen sozusagen über freies Feld zur Statio laufen. Etwas das Kriminelle nur sehr ungerne tun würden. Drittens, durch einen Bannbereich ist die Statio auch leichter zu verteidigen. In der Statio sieht man uns nicht, wir sehen den Feind der anrückt auf freier Fläche. Deshalb mein Vorschlag, er bezog sich nicht allein auf den Brand. Aber auch eine Zwischenlösung wäre möglich, wie bestimmte Abstände Servius Annaeus Vindex.


    Wie Du vorgibst Praefectus, werde ich als erstes einen geeigneten Bauplatz für unsere neue Zwillings-Statio suchen. Dazu werden wir die Subura durchkämmen und ein wenig auf Streife gehen. Einige Personen sind uns bekannt, die wir zusätzlich ohne Weitergabe von Informationen befragen können. Kurzum wir können Hilfe erhalten, ohne dass die Befragten ahnen, dass sie helfen. Die Befragung bezüglich des Brandeschutzes übernehme ich sehr gerne. Das geplante Geschütztraining könnten wir zukünftig gemeinsam mit den Vigiles abhalten. Ich denke so würden wir noch enger zusammenwachsen, was nur förderlich sein kann.


    Ja ich weiß, dass die Tauben zu ihrem Partner fliegen. Die Grundlage ihres Dienstes ist die Liebe und Treue zum Partner. Wer kann es den Tauben verdenken? Falls Du dahingehend einen Kontakt wünscht, kann ich diesen knüpfen Prafectus", antwortete Lurco.


    Die Vorgaben und Befehle von Herius Claudius Menecrates und die Ideen von Servius Annaeus Vindex gefielen Lurco extrem gut. Das Arbeiten machte so richtig Freude.

  • "Lasst euch nicht stören", empfahl Menecrates, als er aufstand, um weitere Wachstafel zu holen. Sein Cornicularius nahm nicht an der Besprechung teil, also musste er selbst tätig werden. Trotzdem hörte er weiter zu und nahm geräuscharm wieder Platz, um keine Unterbrechung zu initiieren. Er notierte, hob aber zuweilen die Hand, um zu signalisieren, dass er kein Talent besaß, gleichzeitig zu schreiben und zuzuhören.


    Vindex

    - Prozession

    - Gracchus


    Lurco

    - Termin 1: Baubesprechung/Protokolle

    - Termin 2: Aufarbeitung Statio I

    - Begleitung Kaiser

    - Ortsbegehung Subura durch Streife <-- zusammenstellen



    Als sowohl Annaeus als auch Purgitius geendet hatten, schob er beiden eine Wachstafel zu. An Annaeus gewandt sagte er: "Falls du eine brauchst, hier wäre eine." Der eine oder andere Griffel lag bereit. Purgitius empfahl er: "Mach dir bitte Stichpunkte, über welche Sachverhalte du ein nachträgliches Protokoll fertigen solltest. Zum Beispiel die Sicherheitsmaßnahmen und den Bannbereich. Das möchte ich unbedingt heute ausklammern." Er zog die Merktafel mit seinen Terminen heran und warf einen Blick darauf. "Da Statio I so oder so wieder aufgebaut wird, setze ich eine Baubesprechung schon für nächste Woche an. Wir erörtern dann gleich mit für Statio II - vorsorglich. So sparen wir Zeit. Tag und Uhrzeit lasse ich dich wissen." Er blickte zu Purgitius hoch, nachdem die Notiz stand und fügte an: "Alleine weil die Statio I eingenommen und vernichtet wurde, befürworte ich einen Bannbereich. Da kommt noch nicht einmal zum Tragen, dass ich in Rom zwar kein freies Feld, sondern eine dicht bebaute Subura vor mir habe, aber meine Wurzeln trotz allem bei den Legionen liegen und die Anlage eines Feldlagers oder Kastells folgt nun mal einem bestimmten Prinzip. Wir müssen das Feldkonzept selbstverständlich anpassen, aber der Bannbereich als solches ist gesetzt!"


    Menecrates blickte zu Annaeus. "Mit einer Statio in der Subura erheben wir Anspruch auf jeden einzelnen Pes Quadratus unserer eigenen Stadt. Traurig, dass es so weit kommen musste, aber das andere Vorgehen - wie du es nennst, Annaeus - haben wir als erstes probiert und: Es ist gescheitert! Die friedliche Variante einer Suburastation, die den Ärmsten und Hoffnungslosen Schutz, Essenversorgung und medizinische Betreuung bieten sollte, wurde abgebrannt und die Soldaten massakriert. Nunmehr folgt die kriegerische Variante einer Station, zwar im Deckmantel eines Schafes respektive der Vigiles, aber davon abgesehen ohne jede Weichspülung. Diese Statio richtet sich ohnehin nicht gegen die Ärmsten, sondern gegen die kriminellen Strukturen. Dein Vorschlag einer Prozession hingegen wird nicht nur in Erwägung gezogen, sondern umgesetzt. Das ist eine Geste an die nicht kriminelle Bevölkerung in der Subura. Sehr schön!"

    Ob sich Flavius beim Suburaprojekt persönlich engagieren würde, bezweifelte Menecrates, aber er könnte - selbst wenn er delegierte - mit seinem Namen stehen.

    "Das Gespräch mit Senator Flavius Gracchus lege ich in deine Verantwortung, Annaeus, aber... nach wie vor muss der erste Schritt vor dem zweiten kommen: Wir benötigen ein Grundstück, der Kaiser muss dem Projekt zustimmen und erst dann käme es zu einer Prozession im großen Maßstab. Bauen wir einzig die Statio I wieder auf, wäre der Rahmen für eine Prozession kleiner."


    Als Vindex den Namen der neuen Station thematisierte, fiel ihm auf, dass er dieses Thema zuletzt übersehen hatte. Zu viele Aspekte wurden bisher angesprochen, aber nun wollte er darauf eingehen. "Richtig, der Name", begann er. Purgitius' Vorschlag stimmte er dieses Mal nicht zu. Er erklärte, warum: "Die Namenskombination Feuer und Stahl passt inhaltlich nicht. Das Feuer ist der Gegner für einen Vigil, unsere Gegner sind beispielsweise Betrüger. Stahl in Erscheinung eines Schwert wäre die Waffe für uns. Diesen Ansatz würde ich nicht verfolgen, aber ich begrüße es, ihn diskutiert zu haben. Wir können uns ohnehin überlegen, ob wir den Namen vorgeben oder zum Beispiel Roms Bevölkerung aus einer Auswahl abstimmen lassen. Tja, und ob sich der Kaiser geehrt fühlen würde, wenn eine Suburastation seinen Namen trägt, ist nicht sicher oder ich wage es sogar zu bezweifeln, aber letztlich wäre auch dieser Vorschlag zu diskutieren." Menecrates konnte den Kaiser recht gut einschätzen. Dieser müsste nicht 'gekauft' werden, zumal die Kaufsumme nicht attraktiv war, wie der Claudier meinte.


    "Noch mal zur Statio I, Cornicularius." Er kündigte das Thema an, verstummte aber, weil er den Punkt zunächst auf der Wachstafel notierte. Anschließend blickte er auf. "Ich setze eine separate Unterredung zum Thema Statio I an. Da ich die Realität einer Scheinwelt vorziehe, möchte ich selbstverständlich über alle Aspekte wahrheitsgemäß in Kenntnis gesetzt werden - die guten wie die unangenehmen. Ich kann keine Stadt verwalten, wenn ich geschont werde."

    Den Punkt Geschütztrainung wollte er nicht vergessen, weil er ihm am Herzen lag. "Guter Vorschlag übrigens, gemeinsam mit der anderen Stammeinheit das Geschütztraining vorzunehmen. Die Ausbildung erfolgt durch uns, auf unserem Gelände oder auch im Umland Roms."

    Hatte er etwas vergessen? Wieder war er sich nicht sicher. Sie sollten sich auf eine Sache beschränken und einen Schritt nach dem anderen tun.

    "Gibt es Fragen zum Thema Grundstückssuche?"

  • Lurco freute sich darüber, dass sein Vorschlag für den Bannbereich Anklang beim Praefectus Urbi fand. Jener Bereich hatte so viele Sicherheitsvorteile, dass der Unmut der Bürger dagegen minimal zu werten war. Zudem einmal an den Bannbereich gewöhnt, würden sich die rechtschaffenen Bürger daran nicht mehr stören. Der Bereich gehörte zur Statio wie das Gebäude selbst. Lurco nahm dankend die Wachstafel entgegen und machte sich seine eigenen Notizen, möglicherweise würde er auch für diese Aufgabe eine Fallakte anfertigen, die er gut und sicher verwahrt nutzen würde.


    Das der Name nicht gut ankam störte Lurco nicht, es war ein Vorschlag. Vielleicht hatte jemand etwas knackigeres oder etwas einprägsameres. Vielleicht würde sich sogar ein Bürger mit einer guten Idee verewigen, was auch eine sehr gute Lösung wäre. Ein Wettbewerb zur Namensfindung mit einem kleinen Gewinn.


    Das Thema das sie hier besprachen war genauso weitläufig wie interessant. Jede Überlegung, jede Idee weckte eine nächste und seine beiden Gesprächspartner waren genauso mit Feuereifer dabei. Passende Wortwahl für eine Statio gemeinsam mit den Vigiles. Lurco freute sich mehr denn je über die ihm anvertraute Aufgabe. Der Wiederaufbau der ersten Statio war ein eindeutiges Zeichen an die Kriminellen in der Subura. Der Bau der zweiten Statio, dass war eine klare Machtdemonstration. Ein Zeichen wem Rom gehörte und wer es verteidigte. Zudem war so eine Statio nicht nur logisch, sinnvoll, sondern für alle Beteiligten überaus nützlich. Was konnte es besseres geben?


    "Bezogen auf die Namensfindung, vielleicht sollten wir einen Wettbewerb in der Bevölkerung der Subura starten. Wer einen passenden Namen für die Station findet, erhält eine kleine Gewinnprämie. Das wäre ebenfalls ein zuträgliches Zeichen an die Bevölkerung, die wir positiv ansprechen wollen. Das ist mir gerade dazu eingefallen.


    Bei der Grundstückssuche der zweiten Station in der Subura haben wir folgende Punkte.

    Erstens - das Grundstück soll mittig bis südlich in der Subura liegen.

    Zweitens - das Grundstück soll frei sein, zum Beispiel durch Brand, um Umsiedlungsaktionen einzusparen die Zeit und Geld kosten würden.

    Drittens - das Grundstück muss die passende Größe für eine Doppelstatio haben, zwecks Unterbringung der Cohortes Urbanae und Vigiles

    Viertens - das Grundstück muss den Bau in die Höhe hergeben, denn gebaut wird die Statio in die Höhe, statt in die Breite

    Fünftens - das Grundstück muss zusätzlich den Raum für einen Bannbereich liefern

    Sechstens - das Grundstück sollte wenn möglich, eine Nahe Wasserquelle aufweisen können, zum Beispiel einen Brunnen.


    Das wären unsere Eckdaten zur Grundstücksfindung der zweiten Station, Punkt sechs habe ich ergänzt, da er uns sehr nützlich sein würde.

    Meine Frage zur Grundstückssuche wäre, wie viel Zeit haben wir Praefectus? Kurzum wie sieht unser Zeitfenster aus? Hast Du einen bestimmten Wunsch oder eine Frist vor Augen, in der das Grundstück gefunden sein muss? Selbstverständlich werden wir so schnell und effektiv wie mögich arbeiten, aber ein festgelegter Zeitrahmen wäre trotzdem sehr hilfreich", warf Lurco ein, während er sich zeitgleich Notizen machte.


    Lurco klappte für einen Moment die Wachstafel zu und schaute seinen Praefectus ernst an. Das was er seinem höchsten Vorgesetzen zu sagen hatte, war für Lurco sehr wichtig.


    "Praefectus... Herius Claudius Menecrates, Du hast nicht nur Recht wenn Du die volle Wahrheit erfahren möchtest, Du hast auch ein Anrecht darauf.

    Anmerken möchte ich hierzu aber dennoch etwas.


    Alles was ich Dir zum Thema der Statio eins sagen werde, sage ich Dir sachlich und neutral. Meine Treue gilt dem Kaiser, Dir als unseren obersten Vorgesetzten und der Cohortes Urbanae selbst. Ich werde Männer in diesem Zusammenhang bloßstellen müssen. Oder besser gesagt, Männer die sich durch ihre Untätigkeit selbst bloßgestellt haben, entlarven müssen. Mir persönlich liegt nichts daran, jene Männer in Misskredit zu bringen. Mir liegt daran, dass sich solche Zustände niemals wiederholen. Ich selbst hätte mir ein anderes Verhalten von jenen Männern gewünscht, ja ich habe es sogar erhofft. Und ich spreche hier bewusst von Männern, da ich diese Personen nicht als Kameraden bezeichnen kann. Ihr Verhalten widerspricht dem vollständig. Folglich möchte ich dass Du weißt, dies ist keine Hetzjagd oder Schlammschlacht meinerseits. Ich bin froh dass sie uns verlassen haben. Persönlich hoffe ich auf eine Zukunft, in der wir uns um derartiges Fehlverhalten keine Gedanken mehr machen müssen. Alles was ich Dir erzählen werde, hat sich so zugetragen und dient der Aufklärung der Sachlage. Meine Kameraden die ich noch benennen werde, werden Dir ebenso sachdienliche Hinweise geben", antwortete Lurco ernst.

  • Wieder hob Menecrates seinen Zeigefinger, aber dieses Mal, um Lurcos Vorschlag zu unterstützen. Er tippte in die Luft und setzte einen imaginären Punkt. "Genau dieser Gedanke kam mir vorhin ebenfalls: die öffentliche Suche nach einem Namen. Beteiligen darf sich nur, wer in der Subura wohnt und wessen Vorschlag ausgewählt wird, erhält eine Prämie. Ich habe meinen Gedanken vorhin nur nicht ausgesprochen, weil mit der Name 'Statio Urbaniles' im Kopf herumschwirrte." Er grinste und schüttelte leicht den Kopf. "Wir müssten dafür im Vorfeld ein Gremium aufstellen, das die finale Entscheidung trifft. Ich finde die Idee gut, was meinst du, Vindex?" Bei einer Übereinkunft, ja selbst bei einer Zweidrittel-Mehrheit dieser Runde könnten sie sofort über die Zusammensetzung des Gremiums sprechen, wobei dieses auch schon wieder voraussetzte, dass die Statio II überhaupt bewilligt wurde. Aus diesem Grund reagierte Menecrates erfreut, als die Sprache zielgerichtet auf das gesuchte Grundstück kam.

    Lurco hatte gut aufgepasst: Er präsentierte und wiederholte somit für alle die bisher genannten Aspekte, die das gesuchte Grundstück aufweisen sollte. Anmerkungen hatte Menecrates dennoch. "Punkt vier ist eigentlich bei jedem Grundstück gegeben, oder was wolltest du ausdrücken?"

    Ohne zu wissen, wo sich in Rom jeweils Brunnen befanden, ging er auch auf Punkt sechs ein. "Ein Grundstück diesen Ausmaßes wird schwer genug zu finden sein und wir sollten nicht die unmittelbare Nähe eines Brunnens davon abhängig machen. Brunnen sind bestens verteilt in der Stadt und meines Wissens auch reichlich vorhanden. Außerdem wollen wir doch hoffen, dass sie für Brandeinsätze, Insulae betreffend benötigt werden und nicht noch einmal für unsere Statio.

    Als zeitliche Vorgaben habe ich gedacht, die Archivsuche müsste an einem Tag zu bewältigen sein. Ihr sucht zu zweit und allzu weit zeitlich zurück müsst ihr nicht suchen, weil davon auszugehen ist, dass bereits neue Häuser stehen. Die Ortsbegehungen hängen wiederum von der Anzahl der infrage kommenden Grundstücke ab. Jeden Tag ein Grundstück, dann die Protokollierung mit Positiv- und Negativmerkmalen... Ich schlage vor, wir ziehen in genau einer Woche eine Zwischenbilanz und sehen dann, welche Grundstücke noch zur Besichtigung ausstehen und wie aufwendig überhaupt die Recherche ist."


    Menecrates bemerkte, wie er sich aus der Rolle des Vorgesetzten hinausbegab, weil er sich wie in einem gleichberechtigten Planungsteam fühlte. Das lag an der Kompetenz seiner Gesprächspartner. Er respektierte sie, obwohl er weisungsbefugt war.


    Einzig bei Lurcos Anmerkung zur Aufklärung über die Vorgänge bei der Statio I wurde er wieder Präfekt. Die Eindringlichkeit, mit der Lurco sprach, löste bei ihm üble Vorahnungen aus. Er hatte nie und nimmer mit so einer großen Altlast gerechnet. Sie konnten nicht vorwärts sehen, bevor sie nicht Altes bereinigt hatten, daher fasste er einen Entschluss. "Wir sprechen übermorgen in der Castra über das Thema. Bis morgen lässt sich der Dienstplan nicht umstellen für diejenigen, die du hinzuziehen möchtest, aber mit einem Tag dazwischen sollte es gehen. Komm gegen Mittag in mein Officium. Ich hänge eine Stunde in der Castra dran, bevor ich in die Praefectura gehe."

  • Ihr Praefectus setzte ein Zeitfenster von einer Woche, dass war ausreichend Zeit. Auch die Vorplanung jeden Tag mindestens ein Grundstück zu besichtigen, klang sehr gut und würde unauffällig zu bewerkstelligen sein. Präsenz zeigen, war hier das Stichwort unter dem Lurco seinen Einsatz in der Subura tarnen würde. Hierfür war niemand vertrauenswürdiger als seine Barackenbrüder der Baracke VII. Einzige Ausnahme Quietus, aber Lurco war bereit und gewillt dem Mann eine zweite Chance zu geben und wieder Kamerad zu werden. Jeder hatte eine zweite Chance verdient. Nur wer es beim zweiten Mal nicht packte, der bekam keine dritte.


    Als Menecrates bezüglich Punkt vier nachfragte, bemerkte Lurco, dass er wieder mit den Gedanken zu weit vorgeeilt war, ohne darüber ein erklärendes Wort zu verlieren. Wie hatte sein Vater so oft gesagt? Der Junge kommt von Höckschen auf Stöckchen. Das entsprach den Tatsachen und Lurco blickte Menecrates und Vindex kurz entschuldigend an.


    "Entschuldigt, bei Punkt vier habe ich glatt vergessen meine weiteren Gedanken dazu zu erläutern. Viertens - das Grundstück muss den Bau in die Höhe hergeben, denn gebaut wird die Statio in die Höhe, statt in die Breite. Mein Hintergedanke zu diesem Punkt ist, wir ziehen einen Bannbereich um unsere Statio. Wie sieht es aber mit der Lufthoheit aus? Wir sollten in der Umgebung das höchste Gebäude sein mit unserer Statio, es ist strategisch immer von Vorteil auf mögliche Angreifer herabzuschauen, anstatt nach oben schauen zu müssen. Theoretisch wären auch Angriffe mit Bögen möglich. Wir sollten mit Speer oder Bogen gleichwertig oder noch besser überlegen dem Feind antworten können. Deshalb Punkt vier, gibt die Umgebung dies her? Oder sind die Gebäude in der Nähe so hoch, dass wir quasi in einer Häuserschlucht zwischen den anderen verschwinden? Was eine passende Dachbebauung zu den zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen einschließt.


    Ich werde dort sein Praefectus, Du wirst erfahren was sich an diesem Tag zugetragen hat. Ferner werde ich Dich danach darüber unterrichten, was vorab im Einzelnen vorgefallen war. Bis zum Anschlag auf die Station waren dies alles einzelne, scheinbar nicht zusammenhängende Vorkommnisse. Nach dem Anschlag auf die Statio und meiner Ermittung dahingehend, wurde von mir festgestellt, dass einiges in einem weitaus größeren Zusammenhang zu werten war, als uns vorher bewusst gewesen ist. Übermorgen davon mehr, kurzum alles", antwortete Lurco freundlich.

  • Menecrates konnte den Gedankengängen folgen und nickte. "Wir sprechen ja an anderer Stelle über die Bausausführung, aber vorab kann ich schon einmal sagen, dass die Statio keinesfalls unter dem Niveau der umliegenden Häuser liegen wird, alleine schon wegen den Voraussetzungen zur Signalübertragung zu anderen Stationes. Darüber hinaus wird eine Wache auf dem Dach eingerichtet und Maßnahmen zur optischen Signalübertragung getroffen." Das Hauptsächliche stand, die Feinheiten mussten noch ausgearbeitet werden, wozu die Erkenntnisse des Tribuns Petronius beitragen sollten, der die Möglichkeiten der Signalübertragung eruieren sollte.

    Auch zur zweiten Anmerkung nickte Menecrates kurz.


    Für Purgitius schien alles klar zu sein. Es stand noch die Meinung des Annaeers aus. Menecrates blickte zu Vindex und hob erwartungsvoll die Brauen.

    Anschließend beabsichtigte er, die beiden Männer zur Nachforschung im Archiv zu entlassen.

  • Aus dem Vorzimmer kommend, schritt Menecrates durch den Raum und nahm am Kopfende des großen Besprechungstisches Platz. Er wies rechts und links neben sich auf jeweils einen Platz an der Längsseite des Tisches und blickte nacheinander Purgitius und Iulius an. "Bitte."

    Er wartete, bis Frugi mit der Erfrischung kam und wies auch ihm einen Platz an der Längsseite zu, auf dem er es sich bequem machen konnte, nachdem die Becher verteilt und eingeschenkt war.

    "Ich habe gehört, ihr habt euch schon einander vorgestellt, und ihr zwei kennt euch sogar?" Menecrates blickte zwischen Octavius und Iulius hin und her. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. "Um ehrlich zu sein, ist mir entfallen, dass du ein Tribunat abgeleistet hast, Iulius." Da sie hier nicht zu zweit sprachen, wählte Menecrates die etwas förmlichere Anrede für Avianus, auch wenn er die im privaten Umgang längst nicht mehr nutzte.

  • Wie befohlen setzte Frugi die ersten Schritte um dem Praefectus zu folgen, stoppte dann aber ab, machte Kehrt um Das frische Quellwasser und die Becher zu holen. Im Officium teilte er die Becher aus und schenkte allen anwesenden Wasser ein, bevor er den ihm zugewiesenen Platz einnahm.

    "Ja Praefectus Claudius Menecrates", beantwortete er die Frage des Praefectus. "Ich begegnete Iulius Avianus in der Legio II, in der er seinen Dienst als Tribunus Laticlavius verrichtete. Ich glaube aber nicht das er mich von daher erkennt, denn ich war ja nur einfacher Legionär."

  • Lurco grüßte seinen Praefectus respektvoll und wie es sich gehörte. Auf die Aufforderung hin, nahm er mit dankbarem Nicken Platz. Frugi servierte Erfrischungen, vorab wurde ihm ein unbekannter Mann vorgestellt. Frugi kannte den Mann bereits und stellte ihn dann mit seiner Antwort komplett vor - Iulius Avianus. Lurco war gespannt was nun folgen würde. Es wäre eine sehr gute Gelegenheit auch auf den Ermittlungsfall bezüglich der Krähen und der damit verbundenen Anschläge zu sprechen zu kommen.


    Weit wichtiger war sogar noch der damit verbundene Mordanschlag. Zwischen all den Geschehnissen zog sich der rote Faden der Sklavin Eireann hindurch, der alles miteinander verband. Falls diese Frau überhaupt eine Sklavin war, zur Tarnung jedenfalls schon. Aber was oder wer war das Subjekt wirklich? Weshalb hatte Ceretanus gefühlt nach deren Pfeife getanzt? Wer hatte wen besessen? In der römischen Gesellschaft mochte er der Herr und sie die Sklavin gewesen sein, aber wie sah es hinter den Kulissen aus?


    Allerdings würde er hier nicht vorweg greifen, er würde warten mit welchem Thema sein Praefectus aufwartete. Sollte das Gespräch nicht auf die Ermittlung zu sprechen kommen, würde er nach alledem Iulius Avianus um ein Gespräch bitten. Mehr als ablehnen konnte der Mann nicht. Aber wieso sollte er? Ihm war sicher auch an der Aufklärung dieses feigen Mordanschlags gelegen.


    Lurco grüßte ihn ebenso mit einem freundlichen Nicken.

  • Nach dem er den anderen in das Arbeitszimmer gefolgt war und er beim hineingehen noch mal überlegte ob er den Octavius kannte klingelte bei ihm aber nicht. Es waren einfach zu viele einfache Soldaten. Es war leicht sich einen Tribun zu merken wenn es nur einen Davon gab. Aber es gab vielen tausend Soldaten. Auf die Frage ob sie sich kannten sagte er deshalb wahrheitsgemäß. „Nun Consular ich erinnere mich nicht an all zu viele einzelne Milites aber die Zweite Legion spricht ja wie du sicher weist für den Mann.“ Auch ehr hatte bemerkt das der Claudius eine formellere Sprache im Beisein seiner Soldaten pflegte und Consular war wenn nur einer im Raum war sicher die beste Art ihn als Zivilist anzusprechen. Immerhin das höchste Staatsamt und wer das erreicht hatte, hatte ein Anrecht darauf damit angesprochen zu werden. Dann antwortet er auf die Frage nach seinem Tribunat. „Oh ja ich hatte die Ehre auf eigenen Wunsch vor meinem Eintritt in die Senatslaufbahn ein Tribunat bei der zweiten Legion ableisten zu dürfen.“ Anders als seinen Vater und seine Schwester zog es ihn nicht zu den Kultischen Ämtern er brauchte etwas mehr Aktion. Was seinen kleinen Bruder anging konnte man da natürlich noch keine Präferenz absehen.


    Sim-Off:

    Sorry wegen gestern aber Migräne nach einem Wetterumschwung hat mich irgend wie geschlaucht.

  • Die Information über seinen jungen Klienten interessierte Menecrates natürlich und so nickte er dankbar über Frugis Ausführungen. Insgesamt hatte sich Octavius hervorragend eingearbeitet und die größt mögliche Vorwärtsentwicklung hinsichtlich militärisch korrektem Auftreten gemacht. Es schien sogar, als wäre er von allen bisher zu Beurteilenden am wenigsten in alte Verhaltensmuster zurückgefallen.

    Wer kritisierte, sollte auch loben können, so lautete Menecrates' Devise, aber Iulius' Anwesenheit ließ die sofortige Umsetzung nicht zu. Daher verfolgte der Claudier sein heutiges Ziel und ging zunächst auf dessen Aussage ein.

    "Ja, ein Tribunat ist regelrechter Bestandteil der Senatslaufbahn." Er sparte sich den Zusatz 'für Männer deines Standes', weil es herablassend klang. "Ich bin weitgehend sicher, dass es - ungeachtet der weniger üblichen Reihenfolge - anerkannt wird." Zumindest hatte er noch nie etwas Gegensätzliches gehört. Er trank einen Schluck des erfrischenden Wassers, stellte den Becher ab und legte tatendurstig beide Hände auf den Tisch. "So, meine Herren, lassen wir das Vorgeplänkel, fangen wir an.

    Zunächst, Iulius, musst du eine Schweigepflichterklärung abgeben." Wie gut Menecrates mit dieser bürokratischen Handlung fuhr, zeigte sich spätestens im Gespräch mit dem Praefectus Praetorio. Er würde daher nicht von seiner Linie abweichen.


    "Optio Purgitius, das wäre dein Part." Menecrates lehnte sich zurück. Er wusste, Purgitius leistete diesbezüglich gute Arbeit.

  • "Gerne Praefectus Menecrates, ich bin so frei und leihe mir hierfür etwas Papyrus und einen Stift", sagte Lurco dienstbeflissen und tat genau dies. Mit den Schreibutensilien bewaffnet schrieb Lurco eine Verschwiegenheitserklärung nieder, auf dessen Basis sie weiter handeln und offen sprechen konnten.




    Verpflichtungserklärung auf die Schweigepflicht


    Ich bin heute von meinem Auftraggeber, dem Praefetus Urbi Herius Claudius Menecrates, über den Umfang meiner Verschwiegenheitspflicht belehrt worden.


    Mir sind die nachfolgende Bestimmungen bekannt gegeben worden. Es wurde mir erläutert, dass ein Verstoß gegen die Verpflichtung auf Schweigepflicht nicht nur eine Berufspflichtverletzung darstellt, sondern auch eine strafrechtliche Verantwortlichkeit begründet.


    Mir ist bekannt, dass


    1. sich meine Schweigepflicht auf alles, was mir in Ausübung oder aus Anlass meiner Tätigkeit anvertraut oder bekannt geworden ist, erstreckt


    2. sich die Verschwiegenheitspflicht auch auf schriftliche Mitteilungen, Aufzeichnungen und sonstige Informationen, Berichte etc. bezieht


    3. sich meine Verschwiegenheitspflicht auch erstreckt auf die internen Castra-Verhältnisse, sowie die mir bei meiner Tätigkeit bekannt werdenden persönlichen, wirtschaftlichen und arbeitstechnischen Verhältnisse meines Auftraggebers und dessen weitere Mitarbeiter (Urbaner, Zivilisten etc.)


    4. die Verschwiegenheitspflicht gegenüber jedermann besteht, so auch gegenüber:

    - meinen Gensangehörigen,

    - meinen Familienangehörigen,

    - Familienangehörigen Betroffener,

    - anderer Kollegen (Urbaner, Zivilisten etc.)

    - direkten Arbeitskollegen (soweit eine Mitteilung nicht aus dienstlichen Gründen erfolgen muss und oder demjenigen, der von der betreffenden Tatsache bereits Kenntnis erlangt hat


    5. meine Verschwiegenheitspflicht auch nach Beendigung meines Arbeitsverhältnisses und des Ablebens von Betroffenen, Auftraggebern, etc. fortbesteht.


    6. Ich werde bei Gerichten und Behörden über Tatsachen, die mir bei meiner Tätigkeit bekannt werden, ohne vorherige Genehmigung meines Auftraggebers nicht aussagen oder sonst Auskunft erteilen.



    ANTE DIEM V ID IUL DCCCLXXI A.U.C. (11.7.2021/118 n.Chr.)


    Unterzeichnet:

    Manius Iulius Avianus


    Gegengezeichnet und bestätigt:

    Manius Purgitius Lurco


    Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte

    Zenturie, siebtes Contubernium





    Als Lurco mit seinem Werk fertig war schob er das Papyrus Avianus hinüber.

    "Unterzeichne das bitte, dass ist extrem wichtig. Nur so können wir offen sprechen und auf dieser Grundlage weiter handeln", bat Lurco.

  • Ja zumindest für Plebejer aber natürlich hatte das Manius mehr gelegen als so was langweiliges wie die Straßenreinigung zu überwachen. „Oh ich hoffe das man mir noch mal die Chance gibt.“ Kam es enthusiastisch von ihm. Und wenn er dafür eben erst in das 20-Männer-Kollegium musste dann würde er auch das machen.


    Dann sollte es ans Eingemachte gehen was auch immer das heißen lassen. Er sollte schweigen na das klang aber verdächtig nach Heimlichtuerei und Verschwörung. Aber er konnte sich das bei dem Claudius nicht so richtig vorstellen. Was sollte das also? Aber natürlich würde er nichts verraten wenn es sich um etwas wichtiges handelte. Dann reichte ihm der Optio einen Schriftstück. Na was war das den? Führer schwor man einfach auf den Stein des Jupiter. Aber die römische Bürokratie schien mittlerweile sehr weit fortgeritten zu sein. Aber er war integer genug um hier keine Fragen zu stellen. Er unterschrieb also ohne weiter zu murren.



    Verpflichtungserklärung auf die Schweigepflicht


    Ich bin heute von meinem Auftraggeber, dem Praefetus Urbi Herius Claudius Menecrates, über den Umfang meiner Verschwiegenheitspflicht belehrt worden.


    Mir sind die nachfolgende Bestimmungen bekannt gegeben worden. Es wurde mir erläutert, dass ein Verstoß gegen die Verpflichtung auf Schweigepflicht nicht nur eine Berufspflichtverletzung darstellt, sondern auch eine strafrechtliche Verantwortlichkeit begründet.


    Mir ist bekannt, dass

    1. sich meine Schweigepflicht auf alles, was mir in Ausübung oder aus Anlass meiner Tätigkeit anvertraut oder bekannt geworden ist, erstreckt


    2. sich die Verschwiegenheitspflicht auch auf schriftliche Mitteilungen, Aufzeichnungen und sonstige Informationen, Berichte etc. bezieht


    3. sich meine Verschwiegenheitspflicht auch erstreckt auf die internen Castra-Verhältnisse, sowie die mir bei meiner Tätigkeit bekannt werdenden persönlichen, wirtschaftlichen und arbeitstechnischen Verhältnisse meines Auftraggebers und dessen weitere Mitarbeiter (Urbaner, Zivilisten etc.)


    4. die Verschwiegenheitspflicht gegenüber jedermann besteht, so auch gegenüber:

    - meinen Gensangehörigen,

    - meinen Familienangehörigen,

    - Familienangehörigen Betroffener,

    - anderer Kollegen (Urbaner, Zivilisten etc.)

    - direkten Arbeitskollegen (soweit eine Mitteilung nicht aus dienstlichen Gründen erfolgen muss und oder demjenigen, der von der betreffenden Tatsache bereits Kenntnis erlangt hat


    5. meine Verschwiegenheitspflicht auch nach Beendigung meines Arbeitsverhältnisses und des Ablebens von Betroffenen, Auftraggebern, etc. fortbesteht.


    6. Ich werde bei Gerichten und Behörden über Tatsachen, die mir bei meiner Tätigkeit bekannt werden, ohne vorherige Genehmigung meines Auftraggebers nicht aussagen oder sonst Auskunft erteilen.



    ANTE DIEM V ID IUL DCCCLXXI A.U.C. (11.7.2021/118 n.Chr.)


    Unterzeichnet:

    Manius Iulius Avianus

    M. Iulius L.f Esq Avianus


    Gegengezeichnet und bestätigt:

    Manius Purgitius Lurco



    Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte

    Zenturie, siebtes Contubernium


    Als er das Schriftstück zurückgab machte er ein Handbewegung als würde er sein Hand über den Stein halten und setzte er hin zu. „Ich schwöre beim Stein des Jupiter.“

  • "Ein zweites Tribunat?" Er fragte sich, ob er die Aussage richtig verstanden hatte. Die meisten Anwärter für die Senatslaufbahn betrachteten ein Tribunat als lästige Pflicht, und wer wie ein Patrizier drum herumkommen konnte, nutzte diese Möglichkeit auch. Ein Tribunat traf bei den meisten nicht das Interessengebiet und es hielt aus Sicht derer unnötig auf. Diese Kandidaten empfand Menecrates als Legat immer als die lästigsten von allen.

    Die Unterzeichnung samt Schwur verlief zügig, sodass sie anfangen konnten. Die Verwahrung des Schreibens musste Purgitius sicherstellen.

    "Ein Teil der hier erörterten und später in die Praxis umgesetzten Themenbereiche unterliegt nicht nur der militärischen Schweigepflicht, es handelt sich vielmehr um Vorbereitungen, die im Ergebnis unserem Kaiser vorgestellt werden. Ich gehe zwar davon aus, dass er den Plänen zustimmt, aber ich kann dem nicht vorgreifen. Erst nach der kaiserlichen Genehmigung wird die Bevölkerung informiert und selbst das wird strategisch überlegt stattfinden. Vorher sollten keine Details an die Öffentlichkeit gelangen." Außer dem speziellen Bereich, in den Avianus involviert sein würde, gab es eine allgemeine Begründung für die Schwurabnahme.

    "Abgesehen davon bist du Zivilist und hast keinen Eid geleistet wie jeder andere hier. Will ich dich in militärische Belange einbinden, muss ich dich den Milites gleichsetzen - so gut das geht."


    Nach dieser Einführung wandte sich der Claudier an Lurco. "Optio Purgitius, dir war ja vor einiger Zeit Annaeus weggebrochen und mit Iulius hast du einen mindestens gleichwertigen Ersatz. Er stellt sich gut an", versprach Menecrates mit einem Schmunzeln und in Erinnerung an die Anfangszeit. Um zu sehen, wie die beiden miteinander harmonierten und ob er sicherheitshalber im Vorfeld eingreifen sollte, reichte er den Kelch symbolisch an Lurco weiter.

    "Es wäre jetzt dein Part, Iulius auf Stand zu bringen." Er griff zu seinem Becher, fügte aber zunächst noch mit Blick Richtung Avianus an: "Den Anweisungen von Optio Purgitius ist in jedem Fall Folge zu leisten."

    Zwar gab es während Avianus' Einweisung mit Sicherheit keine Anweisungen, die umgesetzt werden müssten, aber unter dieser Prämisse sollte sich Iulius alles anhören.

  • Ja das war eigentlich schon immer sein Plan gewesen den er glaubte das er sich nicht für ein Priesteramt eignetet. Ihn zog es schon immer zu den etwas aktiveren Sachen. Und man konnte ja nicht nur ein oder zwei Tribunate ableisten. Er spekulierte darauf das er einen Posten als Legat bekommen könnte wenn er sich als fähiger Tribun erwies. Warum sollte er zeit mit rumhocken vertun während doch so schön Militärdienst leisten konnte. „Ja ich hoffe in der Tat darauf das man mich noch das eine oder andere Mal berufen wird.“


    Hm das alles klang sehr vernünftig und natürlich war militärische Sicherheit nun mal ein Thema. Deswegen hatte er auch kein Problem damit gehabt. Als er hörte das er quasi nur ein Zivilist war spannte er kurz seinen Kiefer an. So seine Integrität stand zur Disposition? Darum also diese schriftliche Erklärung, war sein Schwur auf den Stein von Jupiter vor Zeugen, immerhin drei römischen Bürgern nicht genug? Nun gut er hatte die Erklärung ja unterschrieben aber das sein Schwur nicht ausgereicht hätte das wurmte ihn schon. Denn immerhin kam er aus einer angesehen Familie.

    Nun gut was auch immer geschehen würde, würde geschehen.

    Gut der Optio hatte hier also einen größeren Hut auf als er selbst. Das nun wieder störte ihn nicht, den er kam aus einer Familie mit langer Militärtradition. Er wusste das es klare Strukturen geben musste und da konnte man nicht auf Standesdünkel Pochen. Einige andere Söhne von Senatoren auch welche die Manius kannte, hätten hier protestiert und erklärt das sie sich nicht einem kleinen Optio unterordnen würden. Aber da war er anders. Der Claudius war der Chef und der sagte wer in der Nahrungskette nach ihm kam. Darum sagte er auf die Anmerkung das er den Anweisungen des Optio folgen solle. „Gut, keine Einwände.“ Und das stellte in der Tat kein Problem da.

  • Lurco hörte aufmerksam zu und wartete ab bis sein Praefectus Urbi und Avianus geendet hatten, ehe er das Wort ergriff.


    "Danke Praefectus Menecrates. Unsere Aufgabe ist keine geringere als eine zweite Statio in der Subura. Aber damit ist es noch nicht getan. Diese zweite Statio wird nicht nur die Cohortes Urbanae beherrbergen, sondern ebenso die Vigiles. Eine Doppelstatio ist in Planung. Der perfekte Ort für die Statio wird gesucht. Zu bedenken sind sehr viele maßgebliche Entscheidungspunkte. Allen voran die größtmögliche Sicherheit, dies schließt selbstverständlich die Verteidigung ein.


    Wie Dir sicher auch bekannt ist, kam es bei der ersten Statio zu einem tragischen Zwischenfall. Gute Männer ließen ihr Leben. Um jene Männer zu würdigen, hatte Vindex die Aufgabe erhalten eine Prozession zu planen. Der Vorschlag Deines Vorgängers sah wie folgt aus.


    "Die Weihung des Bauplatzes und die Gedenkfeier werden mittels einer Prozession verbunden, an der Menschen aus der Subura teilnehmen. Lasst sie Rom sein, wenn Rom sich zeigt. Natürlich sollten nicht die damaligen Störenfriede damit amnestiert werden, nein, sucht nach Menschen, die ebenfalls etwas verloren haben damals. Zeigt ihnen Hoffnung und sie werden sich euch nicht entgegenstellen. Und um das Ganze noch weiter zu unterstreichen, sollte eine höhere Person als ich es bin Weihung, Feier und Prozession leiten. Ich denke dabei an den Pontifex und Senator Flavius Gracchus, mit dem ich vor einiger Zeit sprechen konnte. Ich könnte sicherlich auch erneut mit ihm sprechen, wenn du das wünschst".


    Dies waren seine Gedanken dazu, wie ich festgehalten hatte.


    Die Aufgabeneinteilung sah bis dato wie folgt aus.


    Vindex - nun Avianus

    - Prozession

    - Gracchus


    Lurco

    - Termin 1: Baubesprechung/Protokolle

    - Termin 2: Aufarbeitung Statio I

    - Begleitung Kaiser

    - Ortsbegehung Subura durch Streife <-- zusammenstellen


    Das ist es, was mir als Erstes einfällt, soll ich etwas genauer erläutern? Oder soll ich ins Detail beziehungsweise in die Tiefe gehen?", fragte Lurco in die Runde, allen voran aber an Menecrates gewandt. Was sein Praefectus preisgeben wollte und was nicht, wusste Lurco nicht und wartete freundlich ab.

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