Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    "Sei gegrüßt, Preafectus Vigilum Scaevius!", erwiderte Menecrates, während er seinerseits auf den militärischen Gruß verzichtete. Er fand es in Toga unpassend, ja geradezu lächerlich, und eine Rüstung gehörte nun mal nicht mehr zu seiner Dienstkleidung, obwohl er die Cohortes Urbanae kommandierte. "Unter dem Motto 'Zusammenarbeit' steht unser heutiges Treffen und ich bin daran interessiert, diese zu vertiefen." Derart schnell kam er selten auf den Punkt, denn sie standen noch.

    "Wir sind heute zu viert. Annaeus Vindex nimmt an unserem Gespräch teil. Er absolviert das Tirocinium Fori." Er wies auf Annaeus, bevor er auf Octavius deutete. "Protokollieren wird heute mein neuer Cornicularius Octavius Frugi." Damit müsste Frugi eigentlich bemerken, dass er geplantermaßen bleiben, zuvor aber einen weiteren Becher besorgen müsste.


    "Nehmen wir doch Platz." Der Preafectus Urbi steuerte auf einen der beiden - im Vorfeld platzierten - Stühle am Kopf der U-förmigen Tischgruppe zu. Seine Hand wies auf den Platz neben ihm, bevor er zum Praefectus Vigilum schaute. "Bitte."

    Bevor er selbst Platz nahm, wandte er sich an Vindex. "Annaeus, such dir einen Stuhl aus." Er wies nacheinander auf beide Plätze an den Schenkelseiten der Tischgruppe.

    "Cornicularius Octavius, die Erfrischung zunächst abstellen, Schreibzeug sowie einen weiteren Becher holen und ebenfalls Platz nehmen." Er schwenkte den Arm von der einen möglichen Sitzgelegenheit zur anderen. Annaeus und Octavius würden sich sicherlich einigen, wer wo sitzt.

    "Benötigst du ebenfalls Schreibzeug oder hast du welches dabei?", fragte Menecrates in Richtung Annaeus. Notfalls könnte Frugi ein paar Wachstafeln mehr mitbringen und einen zweiten Griffel.

    In diesem Moment klopfte es an der Tür.

    "So, dann wollen wir mal", sagte er in Richtung Annaeus, bevor er rief: "Ja, bitte eintreten!"

    Als sich die Tür öffnete, erkannte er den Praefectus Vigilum und - mit der Hand an der Klinke - seinen Cornicularius.

    "Bitte eintreten", wiederholte er. "Cornicularius Octavius Frugi bitte besorge eine Kanne Quellwasser sowie Becher und geselle dich zu uns." Die Sitzordnung würde er nach der Begrüßung erläutern. Wer Menecrates kannte, der wusste, dass er Wein nicht mehr vertrug und demzufolge häufig genug Quellwasser kredenzte. Verwunderten Blicke war er inzwischen gewohnt.

    Die Frage erforderte mehrere Antworten. Menecrates hörte zwar schon Stimmen aus dem Vorzimmer, aber noch blieben sie ungestört. "So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch deren Reaktionen. Insofern lässt sich nicht pauschal sagen, ob eine unglücklich gewählte Anrede dir Probleme bereiten wird. Du bist jung und genießt damit eine Art Welpenschutz. Hast du dich etabliert, erwartet man von dir, dass du dich sicher auf dem Parkett bewegst. Probleme im Sinne des Wortes wirst du vermutlich auch nicht bekommen, aber du könntest dir durch Unhöflichkeit Wege erschweren oder die Wahlunterstützung einflussreicher Senatoren verbauen. Insofern wähle lieber nicht zu früh die vertrauliche Anrede und am besten lässt du dem Älteren oder Hochrangigeren den Vortritt, sie dir anzubieten."


    Um die Frage nach der Glätte des Parketts beantworten zu können, billigte sich Menecrates eine kleine Pause zum Nachdenken. Schließlich gelangte er zu dem Schluss, Annaeus durch die Mitteilung der eigenen Erfahrungen nicht den Mut zu nehmen, sondern ihn eigene Erfahrungen sammeln zu lassen.

    "Es ist wie im Leben allgemein", begann er. "Je mehr du an Ansehen gewinnst, desto größer wird der Pulk an Neidern. Im Senat gibt es außerdem verschiedene Lager. Die einen unterstützen dich, die anderen sehen dich am liebsten stürzen. Aber wenn du weniger dir, sondern vielmehr dem Reich dienst, wirst du über allem stehen können."

    "Es geht nicht um mich", erwiderte Menecrates und winkte ab. Er erhob sich und trat näher. "Du beabsichtigst, auf das politische Parkett zu treten und ich kann dir versichern, es ist zuweilen glatt. Es gibt in Rom ein paar Gepflogenheiten und wer lange hier lebt, geht davon aus, dass jeder, der spricht, seine Worte so meint wie er sie setzt. Kaum einer wird dir sagen, worauf er besteht. Er kann dir freundlich ins Gesicht lächeln und dich innerlich abstempeln." Vielleicht würde Vindex in wenigen Jahren zur gleichen Erkenntnis kommen, vielleicht blieb sie ihm auch erspart. Das wussten nur die Götter.


    "Zu den Gepflogenheiten am Beispiel meines Namens: Ist dir jemand fremd oder willst du jemand mit besonderem Respekt behandeln, dann nenne ihn bei seinem vollen Namen. Das wäre in meinem Fall: Herius Claudius Menecrates. Als immer noch absolut korrekt gilt außerdem, wenn du sagst: Claudius Menecrates. Wählst du die Anrede 'Claudius', dann impliziert sie, dass du dein Gegenüber schon eine Weile kennst und ihr einen guten Umgang miteinander pflegt. Allerdings kann auch jemand, der dich verabscheut, aber dies nicht öffentlich kundtun möchte, sich ebenfalls für diese Namenswahl entscheiden. Menecrates wählst du, wenn du dich mit jemand freundschaftlich verbunden fühlst." Vielleicht konnte Vindex an diesem Punkt über sich selbst lächeln. Es wäre wünschenswert, denn Menecrates wollte kein verkrampftes Verhältnis. "Herius dürfen nur meine Familienmitglieder zu mir sagen, aber ich denke, das weißt du." Sein Gesichtsausdruck behielt das Wohlwollende bei. Das Nachfolgende machte das Thema für Vindex sicher nicht übersichtlicher, aber es musste sein.


    "Sprichst du jemand in der Ausübung seines Amtes an, dann setze stets Titel bzw. Amt vor den Namen. Als Beispiele: Praefectus Urbi Claudius Menecrates, Senator Flavius Gracchus oder Aedilis (Curulis) Flavius Gracchus Minor. Kennst du denjenigen gut und ihr seid nicht in der Öffentlichkeit, sondern unter euch, dann kannst du natürlich die vertrautere Anrede benutzen. Ich zum Beispiel würde, obwohl ich zu Gracchus Minor ein außergewöhnlich gutes, ja freundschaftliches Verhältnis pflege, ihn im Senat nie mit Gracchus Minor ansprechen. Er sitzt dort als Senator und nicht als mein Freund." Er hob bedauernd die Hände samt Schulter.


    "Und um dich vollends zu verwirren, komme ich nun zu uns." Er blickte freundlich, während er Vindex' Gesichtsausdruck beobachtete. "Als dein Patron und Lehrmeister bin ich nur offiziell der Praefectus Urbi. Wenn wir unter uns sind, so wie jetzt, brauchst du mich nicht mit Praefectus ansprechen. Du bist mir nicht dienstlich unterstellt. Wir pflegen ein privates Verhältnis, das noch ganz frisch ist und sich noch entwickeln wird. Verläuft es gut, kann es freundschaftlich werden. Es kann sich aber auch in Richtung neutral oder gar distanziert entwickeln. Wer weiß das schon. Du hast jetzt die freundschaftliche Anrede gewählt und dabei werden wir jetzt bleiben." Die letzten Worte sprach er entschieden. Er würde darüber nicht diskutieren wollen. Er legte die Hand auf die Schulter des jungen Mannes und tätschelte sie zweimal. "Nichts für ungut. Ich habe nicht versprochen, dass das Lehrjahr dahinplätschern wird." Menecrates genoss eine gute Erziehung, kannte die Verhaltensregeln im Schlaf und legte Wert auf höflichen Umgang miteinander. Das wollte er weitergeben.


    "Das ist korrekt, Cornicularius Octavius Frugi." Die unerwartet positive Leistung passte so gar nicht in Menecrates' bisheriges Bild. Er blickte demzufolge einen Moment länger zu Frugi, um die Vielfältigkeit des heutigen Auftretens einander in Kombination zu bringen, dann fuhr er mit dem Training fort.

    "Wir erhöhen nun die Distanz und starten vom zuletzt eingenommenen Feld in der zuletzt eingenommenen Blickrichtung. "Aequatis passibus pergite!", hallte es über den Platz. "Unus - duo - tres - quatuor. Ad sinistram pergite! Unus - duo. Ad dextram pergite! Unus. Ad dextram pergite! Unus. Retro pergite! Unus - duo. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quatuor - unus - duo - tres. Ad sinistram pergite! ! Unus - duo - tres - quatuor - unus. Consistite!"

    Für die Tirii erfolgten die Kommandos möglicherweise in zu schneller Folge, aber sie konnten sich an den bereits ausgebildeten und teils aufgestiegenen Soldaten orientieren.

    Sim-Off:

    Start: Feld 37 mit Blick nach Süden. Ende: Wo steht ihr jetzt mit Blick wohin? :) Wem es hilft: Die Tabelle ausdrucken und einzeichnen.

    Das bevorstehende Gespräch mit dem Praefectus Vigilum spielte eine Schlüsselrolle in Menecrates' Konzept zur Befriedung der Subura. Es würde die Weichen stellen - in welche Richtung, blieb abzuwarten. Als Annaeus Vindex eintrat, studierte Menecrates noch einmal das Protokoll zur letzten Stabsbesprechung.

    Er blickte auf, als er gegrüßt wurde. Für einen Moment zeigte sich Überraschung im Ausdruck seiner Augen, weil der junge Mann die vertrauliche Anrede benutzte. Da Menecrates sich aber viel weniger wichtig nahm als andere ihn wichtig nehmen mussten, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln.

    "Gut, benutzen wir die vertraute Anrede", erwiderte er zunächst, bevor er anfügte: "Salve, Vindex und einen guten Start ins Lehrjahr!"

    Er ließ seinen Arm durch das Zimmer schweifen und erteilte die erste Lektion. "Überall dort, wo das gesellschaftliche und politische Leben tobt, werden dir jede Menge dünkelhafter Personen begegnen. Einige bilden sich mehr als nötig auf ihre Herkunft ein, andere auf ihre Titel oder Ämter. Erweise zunächst allen deinen Respekt und sprich sie mit vollem Namen und - sofern bekannt - Titel oder Dienstrang an. Wer sich deines Respektes nicht würdig zeigt oder mit dem du in ein freundschaftliches Verhältnis eintrittst, den darfst du gern vertraulicher ansprechen. Kennst du die gängigen Abstufungen bei der Anrede?" Er meinte die unterschiedliche Benutzung von Praenomina und Cognomina, sowie in den verschiedenen Kombinationen mit dem Gensnamen. Er hätte sich selbst wohl an Annaeus' Stelle mit einem 'Salve, Claudius Menecrates' gegrüßt. Ein Mittelding zwischen keinerlei und freundschaftlicher Verbindung.

    "Im Militär gelten übrigens leicht abweichende Regeln. Hier nützt zum Beispiel einem Patrizier der Stand gegenüber einem Plebejer nichts. Hier zählt vor allem Kameradschaft und Leistung. Übertrieben heißt das: Ein Trossknecht könnte mehr Mut beweisen als ein Optio und erntet dementsprechend auch Respekt - ungeachtet seiner niedrigen Position. Apropos Militär", er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr, "An einem Tribunat kommst du später nicht vorbei, daher empfehle ich dir, die Atmosphäre auf dich wirken zu lassen. Ich trainiere in der Castra beinahe täglich und du kannst jederzeit dazustoßen - als Zuschauer und, wenn es dir beliebt, auch als Pseudo-Tiro."

    "Unus, duo, tres, quatuor, unus, duo, tres, quatuor!", wiederholte Menecrates gut vernehmbar, bis er im Augenwinkel ein Straucheln bemerkte. Sein Blick erfasste seinen Vorzimmeroffizier. Im Gegensatz zu den Milites auf dem Platz kannte Menecrates seinen eigenen Cornicularius noch nicht. Zwar hatten sie sich im Vorbeigehen schon gesehen, aber noch nicht gesprochen. Dafür lag seit seiner Kommandoübernahme zu viel an. Da es in naher Zukunft einige Termine geben würde, an denen Octavius teilnehmen würde, musste Menecrates das persönliche Kennenlernen vorantreiben.


    "Cornicularius Octavius, nach dem Training in mein Officium." Er sparte sich unnötige Worte, um Atem zu sparen, denn der Marsch ging weiter. Auf der Grundlage der mickrigen Kenntnisse rechnete der Praefectus Urbi mit einem angetrunkenen Offizier, der das Gleichgewicht nicht halten konnte.

    Eine Runde später rief er: "Consistite!" Er musste zweimal durchatmen, damit seine Stimme kraftvoll klang. "Tirii, der Exerzierplatz ist in Quadranten aufgeteilt."

    Sim-Off:

    Siehe Tabelle oben


    "Ich werde jetzt überprüfen, ob die Kommandos bei euch schon sitzen. Ich gebe wieder die Befehle und zuerst machen euch die erfahrenen Männer vor, wie es aussehen soll. Danach seid ihr dran, an der Spitze zu marschieren. Der erste Mann trägt die besondere Verantwortung. Setzt er das Kommando falsch um, läuft die gesamte Centuria falsch. Also Konzentration!"

    Sim-Off:

    Wer antwortet, ist mir egal. Jeder darf mal. :) Startfeld Nr. 25 mit Blick nach Osten


    "Wir marschieren nur kurz an, um zu testen. Aequatis passibus pergite! Unus - do. Ad dextram pergite! Unus. Consistite!“

    Sim-Off:

    Wo steht ihr jetzt mit Blick wohin? :)

    Sie würden sich stückweise voranarbeiten müssen und so konnte Menecrates' Einwurf auch nur als Stückgut betrachtet werden, dem sicherlich weitere folgten.

    "Ich habe nicht erkennen können, welche Variante den älteren Freigelassenen offen steht." Möglicherweise stand diese auch noch nicht zur Debatte, da er selbst aber eine Lösung vorschlagen wollte, musste er zumindest nachhaken.


    "Vom Grundsatz her halte ich den ersten Entwurf für eine solide Basis. Eine Anmerkung habe ich: Das Maximalalter sollte nicht älter als 40 Jahre sein. Diese gängige Regel würde ich nicht herabsetzen auf 'nicht älter als 30 Jahre'. Das ist unvorteilhaft und entspricht auch nicht dem Codex Militaris." Unabhängig davon stellte sich ihm eine weitere Frage.

    "Gibt es bereits Überlegungen zu Thema freigelassene Liberta? Wir sollten diesen Sachverhalt nicht vergessen, sondern erörtern. Der Weg über eine Heirat zum gesellschaftlichen Aufstieg zu kommen, steht Frauen aller Schichten offen. Das sollte meiner Meinung nach auch für eine Liberta reichen."

    Die Meinung und Haltung des Claudiers lag auf der Hand, aber zum einen wusste er kaum, wo er thematisch beginnen konnte und zum anderen, welche Worte er benutzen sollte. Nichts so sehr das Thema der heutigen Sitzung als vielmehr die Zusammenhänge mit weiteren Taten, die einem Hochverrat gleichkamen, erschwerten das Gedankenkonzept, sodass er schließlich um das Wort bat, ohne sich auch nur im Geringsten sortiert zu haben.


    "Es steht für mich außer Frage, dass eine erneute Weihung des Tempels vorgenommen und damit beschlossen werden sollte. Öffentlich? Natürlich! Es wurden öffentliche Zeichen von dieser Christenbande gesetzt und alleine deswegen muss öffentlich entgegengewirkt werden. Ganz abgesehen davon, dass ich eine Besänftigung der Götter nur auf diesem Wege für möglich halte."


    Er versuchte, zielgerichtet vorzugehen, was ihm wegen der Komplexität nicht leicht fiel.

    "Die Christen treiben schon länger ihr Unwesen und offensichtlich haben die Hinrichtungen im Ergebnis der Ermittlungen zum Sklavenaufstand sie nicht genügend abgeschreckt. Alleine dieser Punkt ist es wert und macht es nötig, sich ausgiebig mit der Thematik auseinanderzusetzen. Ich habe das im Blick und es steht recht weit oben auf meiner Prioritätenliste", versicherte er in seiner Funktion als Praefectus Urbi.

    "Der Tempel des vergöttlichten Claudius auf dem Mons Capitolium ist vor Jahren ebenfalls entweiht wurden und meines Wissens war er der erste Tempel. Ich habe damals die Schmiererei- und zum Glück gab es keine sonstigen Schäden - als Racheakt der Christen gegen mich persönlich verstanden, weil ich als konservativ gelte und zudem Christen habe hinrichten lassen. Ganz offensichtlich ist die Lage aber anders zu bewerten, wenn Tempel vergöttlichter Kaiser weiter und vor allem im stärkeren Maße entweiht und beschädigt werden."


    Er atmete einmal durch, dann fuhr er fort.

    "Obwohl ich weder Kosten noch Mühen gescheut habe, die Götter zu besänftigen, liegt natürlich auch bei mir ein Interesse daran vor, eine öffentliche Reinigung am Templum Claudii anzustreben, was ich hiermit in den Raum stelle."

    Die Gelegenheit einer Nachfrage wollte er sich nicht entgehen lassen, obwohl er in der Castra auch noch einmal Erkundigungen einholen würde.

    "Sind Ermittlungsergebnisse dahingehend bekannt, ob die Täter von damals gleichsam die jetzt Inhaftierten sind?" Vermutlich würde Senator Flavius das nicht wissen, aber möglich wäre es doch.

    Selbst wenn er einen Optiostab bei sich führen würde, er würde ihn nicht einsetzen. Die Kugel am Ende des Stabes landete früher zuweilen auf einem Tirohelm, aber heute stand er vor einer erfahrenen Truppe, die sicherlich die beiden Tirii mitschleifen würde. Das Optio-Rangabzeichen war bei ihm außerdem fehl am Platz.

    "Milites, wir beginnen mit ein paar Runden in normalem Schritttempo, aber damit es nicht zu langweilig wird, baue ich später ein paar Richtungswechsel ein."


    Seine nächsten Worte richtete er an die Tirii, denn alle anderen kannten die Kommandos.

    "Für euch zunächst die grundlegenden Befehle und dazugehörigen Bewegungen eines Soldaten:

    Wenn ich sage 'State!', dann steht ihr stramm.

    Wenn ich sage 'ad dextram!', dann dreht ihr euch nach rechts.

    Wenn ich sage 'ad sinistram!', dann dreht ihr euch nach links.

    Wenn ich sage 'retro!', dann dreht ihr euch um.

    Wenn ich sage 'aequatis passibus', dann macht ihr das Nachfolgende im Gleichschritt.

    Wenn ich sage 'pergite!', dann marschiert ihr los.

    Wenn ich sage 'consistite!', dann haltet ihr an.

    Und wenn ihr im Marsch die Richtung ändern sollt, dann heißt das 'ad dextram pergite' bzw. 'ad sinistram pergite'.


    Wir laufen saubere, exakte Ecken. Der Richtungsschwenk erfolgt abrupt und nicht verteilt auf zwei oder drei Schritte. Das wären dann nämlich runde Ecken.

    Also, Milites, state!", wiederholte er, nur um sicher zu gehen, dass jeder stramm stand und nach vorn blickte. Mit dem nachfolgenden Kommando sollte sich aus der Linie eine Reihe bilden, was abzuwarten blieb. Menecrates blickte in die gesamte Runde und befahl: "Ad dextram! Aequatis passibus pergite!"


    Obwohl Menecrates mitlief, behielt er die Centuria im Auge. Er leitete sie zunächst am äußeren Rand des Platzes entlang, während er in der Mitte blieb. Gut vernehmlich zählte er: "Unus, duo, tres, quatuor", damit alle den Gleichschritt hielten.


    Sim-Off:

    Ab dem nächsten Post brauchen wir diese Tabelle. Ich lasse sie hier bei den Kommandos, das macht es für alle einfacher.

    Sim-Off:

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
    11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
    21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
    31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
    41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
    51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
    61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
    71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
    81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
    91 92 93 94 95 96 97 98 99 100

    Florus, das mache ich relativ oft, aber ich habe den Senat trotzdem übersehen. :weissnix:

    Scato, diese Zeichen habe ich bisher noch nicht beachtet. Danke! Sie helfen, allerdings abonniere ich da "nur" Threads, keine ganzen Foren wie den Senat oder die Villa Claudia.


    Ich werde wohl demnächst regelrecht kontrollieren müssen.

    Wie muss ich es anstellen, dass ich auf alles, was in einem Forum passiert, aufmerksam gemacht werde? Z.B. Senat, Villa Claudia.


    Hinweise kommen automatisch, wenn ich in einem Thread schon einmal geschrieben habe. Neue Threads fallen z.B. durch dieses Raster. Im alten Forum wusste ich, Favoriten einzustellen, im neuen leider nicht. :weissnix:

    Die Soldaten kamen zügig, was Menecrates zufrieden stimmte. Zwei Tirii trudelten am Ende ein. Er erkannte sie an offensichtlicher Orientierungssuche. Es stand also nicht nur Drill auf dem Programm, sondern auch Feinschliff. Der Praefectus Urbi fühlte sich in seine Jugendzeit zurückversetzt, als er noch ausbildete. Im nächsten Moment stand ihm aber der eigentliche Grund des angesetzten Trainings vor Augen und sein Körper straffte sich.

    "Salvete Milites!", rief er gut vernehmlich. Mit diesen Worten trat Menecrates nie als erstes auf, aber das heutige Vorhaben besaß genauso Einzigartigkeit. "In aciem venite!" Der Befehl zum Antreten in Linie hallte über den Platz. "Aciem dirigite!" Er hoffte, dass sich die beiden Tirii nun auch mit ausrichten würden, aber dem war nicht so.

    Nun gut, ein Teil der veranschlagten Zeit musste jetzt für Korrekturarbeiten herhalten, sonst bräuchte er mit dem Training nicht erst starten. Er schritt entlang der Linie in Richtung der Tirii, machte dann aber doch Halt bei Scato. Er hatte registriert, dass der Miles sehr korrekt grüßte, was nicht bei allen Miles der Fall war, seine Kleidung ließ jedoch zu wünschen übrig. "Miles progredere!" Er wartete, bis Scato vorgetreten war, dann fuhr er fort: "Über dein Erscheinungsbild sehe ich heute hinweg, aber zum einen möchte ich dich auf dem Exerzierplatz so kein zweites Mal sehen und zum anderen niemals so außerhalb der Castra! Ist das klar?" Er wartete ab, dann befahl er: "Regredere!"

    Sein eigentliches Ziel stellten die beiden Tirii dar. Er baute sich vor ihnen auf und donnerte los: "Ihr habt euch zum Militärdienst gemeldet und nicht zum Erholungsurlaub. Ich erwarte vollen Einsatz und das jeden Tag! Nicht alles wird von Anfang an an klappen, aber bis zum nächsten Mal erwarte ich eine Verbesserung - angefangen bei der Pünktlichkeit bis hin zur Leistung. Als erstes üben wir hier den Aufbau einer korrekten Linie und zwar nicht in Form einer Schlange! Roms Stärke macht nicht zuletzt die Disziplin seiner Truppen aus und um einen wilden Haufen von vorn herein zu vermeiden, ordnet ihr euch von Anbeginn, also bereits bei eurer Meldung, in einer korrekten Linie. Die Größten stehen links, die Kleinsten rechts. Der Befehl dazu lautet: 'In aciem venite!'. Dabei erwarte ich, dass ihr schnurgerade und mit Haltung steht. Alles klar?"

    Der Praefectus Urbi schaute die Tirones an, erkannte keine Fragen und ging zurück zur Mitte. Er drehte sich um und brüllte: "In aciem venite!" Das Ergebnis stellte ihn zufrieden, daher fuhr er fort.

    "Milites! Das heutige Training ist außergewöhnlich, aber es besitzt keinen Ausnahmewert. Ihr werdet nicht täglich mit mir trainieren, wir haben noch einige Centurien mehr, aber die nächsten Male erhöhen wir entweder den Schwierigkeitsgrad oder nehmen andere Schwerpunkte dran. Beim nächsten Mal, das schon vorab, trainieren wir mit Marschgepäck und Uniform." Wenn es die Lage erlaubte, würde er irgendwann einen Übungsmarsch planen und vielleicht auch einmal eine Art Turnier.

    "Der Grund, weswegen ich heute hier mit euch stehe, seid nicht ihr", fuhr er etwas weniger laut fort. "Ihr wisst, ich musste mit der Amtsausübung pausieren, weil ich schwer erkrankt war. Die Krankheit hat mich viel Kraft gekostet und als Praefectus Urbi kann ich mir eine derart miserable körperliche Konstitution nicht leisten. Das bedeutet: Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich mehr von euch verlangen als von mir. Aber verlasst euch nicht allzu sehr auf eure Jugend und den Trainingsvorsprung. Ich bin ehrgeizig und in gegenseitiger Konkurrenz können wir aus uns das Beste herausholen." Er machte nur eine kurze Pause, dann sprach er weiter. Dieses Mal mit lauterer Stimme. "Lasst die Schwarzen denken, sie wären die Besten, aber lasst uns die Besseren sein!"

    Ab sofort findet zum Erhalt einer excellenten körperlichen Verfassung ein tägliches Training unter Leitung des Praefectus Urbi auf dem Exerzierplatz statt.

    Die Truppenteile wechseln. Beginnen wird morgen die COHORS XII - CENTURIA III. Hinzu kommt Cornicularius Octavius Frugi.

    Beginn zur ersten Stunde.

    itcrom-praefectusurbi.png

    Am Folgetag des desaströsen Dauerlaufs in der eigenen Parkanlage setzte Menecrates den gefassten Entschluss um. Er wollte bis auf Weiteres täglich eine Stunde für seine Gesunderhaltung trainieren. Dafür bot sich die erste Stunde des Tages an. Zeit für den Besuch eines Gymnasiums nach griechischem Vorbild besaß er nicht und für nackte Sporteinheiten fühlte er sich außerdem zu alt. Bekleidet mit einer Tunika und brauchbaren Schuhen schritt er als erster zum Exerzierplatz und erwartete die hinzu beorderten Truppenteile und Offiziere. Er würde die Gruppenzusammensetzung täglich wechseln, um den Streifendienst nicht zu behindern.

    Die Kondition des Claudiers ließ zu wünschen übrig. Die vermehrte Arbeit im Sitzen, aber vor allem die Untätigkeit während seiner Erkrankung, hatten einen kolossalen Einbruch der körperlichen Leistungsfähigkeit zur Folge gehabt.

    "Ich muss was tun", gestand er ein, während er sich die schmerzende Seite hielt. "Ab sofort setze ich eine Stunde Training auf den Tagesplan. Das kann den Offizieren auch nicht schaden und den Mannschaften sowieso nicht." Er plante es versetzt, damit der Streifendienst ungestört verlief.

    Zu einem kleinen Teil hielt er sich an Lepidus fest, aber in der Hauptsache machte er sich große Sorgen, dass der Freund floh, was üble Folgen haben würde. Als Aemilius kurz darauf Menecrates' verkrampfte Hand tätschelte, schaute er demzufolge ungläubig und irritiert.

    Der Claudier, der den Wolf auf Handzeichen trainiert hatte, hob die Hand und verharrte mit ihr in der Luft. Die Geste übermittelte Verschiedenes: Sie sollte beschwichtigen und eine abwartende Haltung einfordern. Der Wolf gehorchte generell nur in Maßen und tagesformabhängig. Eine Gefahr stellte er trotzdem nicht dar, solange sich ein Fremder nahe bei seinen Bezugspersonen aufhielt und nicht fortrannte.

    Menecrates' Staunen wuchs, als sich Lepidus instinktiv richtig verhielt und den Blickkontakt mied. Zum Glück schickte der auch geistesgegenwärtig die herbeieilenden Sklaven fort

    "Bei den Göttern, du meidest Gras fressende Pferde, aber ein Raubtier schreckt dich nicht?" Halb lachend, halb verwundert stieß er die Worte aus. Er wusste, dass Tiere sich von der Atmosphäre leiten ließen und wo keine Spannung in der Luft lag, beruhigten sich auch ein Wolf relativ schnell. Dies gab Gelegenheit, Lepidus' Ausführungen und anschließend ihm selbst zu folgen.

    "Nein, ich frage mich eigentlich nicht, warum. Ich weiß, ich tu das alles für meine Familie", antwortete Menecrates. "Aber ich weiß, worauf du hinauswillst: Die Familie ist entweder nicht vorhanden oder hat andere Pläne." Manche Nachkommen verfolgten auch keinerlei Pläne.

    Lepidus offenbarte mehr über seine Kinder und der Claudier hörte zu. Er nickte verstehend, weil es ihm ähnlich erging. Offensichtlich stellte seine Familie keine Ausnahme dar, was ihn mit der eigenen Situation etwas versöhnte.

    "Mir ist schon öfter zu Ohren gekommen, dass sich die ältesten Kinder zu den Besseren entwickeln. Das kann doch kein Zufall sein. Sind wir bei ihnen die besseren Eltern?" Auch sein ältester Sohn war von allen am weitesten gekommen. Er bemerkte einen Moment später, dass Lepidus anhielt und drehte sich zu ihm. Wieder beobachtete er instinktiv richtiges Verhalten gegenüber Ulf.

    "Kennst du dich mit Wolfartigen oder mit Hunden aus?" Die Hand zum Schnüffeln hinhalten galt als perfekt, anstelle solch unüberlegter Dinge wie über den Kopf streichen. Kein Wildtier duldet diese Geste.

    "Wusstest du, dass ein Wolf krank wird, wenn man ihn analog einem Hund füttert? Wölfe schlingen große Mengen und fressen zeitweise lange nichts. Die Regelmäßigkeit der menschlichen Fürsorge macht sie tatsächlich krank."

    Als Ulf abdrehte, sprach Lepidus weiter. Wieder nickte Menecrates. "Söhne, die zu Freunden werden, sind das Beste, was einem Mann passieren kann", urteilte er voller Überzeugung. "Auf solches Fundament lässt sich bauen." Gern wäre Menecrates in dieser Stimmung verweilt, aber zwei Aussagen geisterten noch durch seinen Kopf und er betrachtete den Freund.

    "Im Gegensatz zu dir", wiederholte er Lepidus' Worte. "Welchen Leidenschaften hängst du nach, wenn ich fragen darf?" Ihm fielen Frauen, Alkohol und mit etwas Fantasie Spielsucht ein. Seine Brauen rückten nach oben und drückten Neugier aus. "Oder sprichst du von früher?"

    "Ich hörte, die Tribuni aus den Reihen des Ordo Senatorius würden innerhalb der Legionen auf wenig Gegenliebe stoßen. Freilich kann darauf keine Rücksicht genommen werden, sollte dies den Tatsachen entsprechen. Wie waren eure Erfahrungen während der Tribunatszeit, wenn ich fragen darf?"

    Das Fleischstückchen in seinem Mund wurde besonders gut zerkaut, weil er sich Zeit ließ mit der Antwort. Endlich schluckte er runter und obwohl er sich keinerlei Plan oder Formulierungen zurechtgelegt hatte, begann er zu sprechen.

    "Zuerst einmal: Ich war nie Tribunus Laticlavius. Ich habe von der Pike auf gelernt und war demzufolge Tribunus Angusticlavius. Das war noch vor der Militärreform. Heutzutage läuft alles ein wenig anders.

    Als Tribunus Laticlavius muss man sich im Klaren sein, dass man in ein seit Jahren bestehendes und gut funktionierendes Gefüge kommt. Im besten der Fälle ist man persönlicher Berater im Stab, im schlimmsten der Stein im Getriebe. Es ist jedem anzuraten, zu Beginn und solange wie man keinen Durchblick hat, lieber die Augen als den Mund aufzumachen. Mir persönlich sind die Besserwisser zuwider. Jedem, der lernen wollte, habe ich geholfen."

    Das Tätscheln überließ Menecrates dem Gastgeber Annaeus. Der konnte aus anderer Perspektive berichten und hatte womöglich bessere, auf alle Fälle aber weitaus weniger Erfahrungen mit dem Posten gemacht. Menecrates sprach in der Regel Klartext.

    Der Stand der mathematischen Kenntnisse fiel besser aus als gedacht. Mit den Grundlagen musste er sich also nicht mehr auseinandersetzen.

    "Halte Augen und Ohren offen und sei so oft wie möglich dabei", riet Menecrates. "Was du lernst, ist natürlich in Abhängigkeit von meinen Verpflichtungen und die sind nicht jedes Jahr die gleichen. Die Lehre bei verschiedenen Mentoren sind auch nicht miteinander vergleichbar. Zieh dir so viel wie möglich raus und später bin ich auch nicht aus der Welt." Er begleitete Vindex zur Tür und verabschiedete sich dann. "Vale! Bis nächste Woche."

    Die starre Haltung schien den Gedankenfluss zu behindern. Zum Glück wiederholte der Cornicularius seine Nachfrage und dann fiel es Geta wieder ein. "Der Preafectuis war es", erwiderte er erleichtert, während eine Schweißperle über seine Schläfe rann. Gebannt blickte er auf Frugi, dessen Gensnamen er sich unbedingt merken musste. Octavius war zum Glück auch kein schwer zu merkender Name.

    Gefühlt ewig dauerte es, bis er sich rühren durfte. Nach dem Schreck und der ohnehin lange Zeit während der Besprechung musste er nun zur Latrine. "Ich, äh... ich muss dann mal. Darf ich wegtreten?"